Gemeinsam für die Religionsfreiheit

Der Vatikan und Großbritannien haben sich mit Nachdruck für den Schutz der Religionsfreiheit in der Welt ausgesprochen. Religionsfreiheit sei ein grundlegendes Menschenrecht, das in allen Ländern verwirklicht werden müsse, heißt es in der gemeinsamen Erklärung vom Mittwoch zum Abschluss zweitägiger diplomatischer Konsultationen. Gemeinsam wolle man gegen Intoleranz und religiös begründete Diskriminierung angehen, wo immer sie geschehe.
Eineinhalb Jahre nach dem Papstbesuch in Großbritannien und im 30. Jahr der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich war eine hochrangige Regierungsdelegation aus London in den Vatikan gereist. Neben Gesprächen mit der Führung des Staatssekretariats und der vatikanischen Diplomaten-Akademie stand auch eine Audienz bei Papst Benedikt XVI. auf dem Programm.

Weiterhin zu viel Hunger auf der Welt

Der Heilige Stuhl und die Regierung Großbritanniens befürworteten gemeinsam eine globale, integrale und nachhaltige Entwicklung. Im Zentrum müsse stets die menschliche Person und die Würde jedes Menschen stehen, so das gemeinsame Schlusscommuniqué. Trotz etlicher Fortschritte gebe es auf der Welt weiterhin zu viel Hunger sowie ungenügenden Zugang zu Bildung und menschenwürdiger Arbeit. Hier sei eine internationale Zusammenarbeit notwendig. „Wir verpflichten uns zu einer besseren Zukunft für die ganze Menschheit". Die bevorstehende Konferenz zu nachhaltiger Entwicklung in Rio de Janeiro sowie der Uno-Prozess für Klimawandel müssten das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellen, heißt es in der Erklärung. Weiter trete man gemeinsam – im Rahmen der Vereinten Nationen – für Konfliktprävention, für Abrüstung und Waffenkontrolle ein, um menschliches Leben zu schützen.
Angesichts der Veränderungen in Nordafrika und Nahost befürworteten beide Seiten „echte Reformen in Politik, Wirtschaft und Sozialordnung". So könnten Einheit und Entwicklung der Länder besser gefördert und Frieden und Stabilität gewährleistet werden. Eine besondere Rolle messen sie dabei den Christen in der Region bei, die einen wichtigen Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten könnten.

Appell für Ende der Gewalt in Syrien

Weiter äußern Vatikan und Großbritannien in dem Communiqué die Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern. Zugleich erneuern sie ihren Appell für ein sofortiges Ende der Gewalt in Syrien. Schließlich rufen sie die internationale Gemeinschaft zu einer kohärenten Strategie für Somalia auf, um zu einem Ende der Krise und zu Sicherheit für die Menschen am Horn von Afrika zu kommen.
Ausdrücklich würdigt die britische Regierung auch die Unterstützung des Papstes für den Aussöhnungsprozess in Nordirland.
Mit Blick auf die bevorstehenden Olympischen Spiele und die Paraolympics in London hoffen Vatikan wie Großbritannien auf ein Jahr, dass vom Geist der Olympischen Charta und des Olympischen Friedens bestimmt sei. (rv)

Türkei: Katholische Bischöfe fordern Lösung

Die katholische Bischofskonferenz ruft die Regierung des Landes dazu auf, eine Lösung für die Eigentumsfrage kirchlicher Einrichtungen zu finden. Es gehe um die Rückgabe konfiszierter Güter, so die Bischöfe in einer Mitteilung vom Dienstag. Vertreter der Bischofskonferenz trafen sich am selben Tag mit anderen Religionsvertretern der Türkei. Die Zusammenkunft wurde vom türkischen Ministerium für Europafragen organisiert. Besonders die katholische Kirche habe es in der Türkei schwer, so der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Rinaldo Marmara, da sie im Gegensatz zu anderen Religionsgemeinschaften nicht juristisch anerkannt ist. Aus diesem Grund darf sie auch keine Güter und Immobilien besitzen. (rv)

Italien: Freier Eintritt in alle italienischen Kirchen

Fast sechzig Kirchen in Italien, zum Beispiel der Dom von Siena, kosten Eintritt: Damit soll jetzt Schluss sein. In einer Note, die an diesem Dienstag veröffentlicht wurde, fordert der Ständige Rat der Italienischen Bischofskonferenz freien Eintritt in alle Kirchen, ganz gleich ob sie der Kirche, dem Staat oder Privaten gehören. Auch für Touristen soll der Zugang zu allen Kirchen künftig mindestens zu bestimmten Öffnungszeiten frei sein, selbst wenn sie nur Kunstschätze besichtigen wollen. Allerdings werden sie um Ruhe und respektvolles Benehmen angehalten, damit Beter nicht gestört werden. Auch Nichtchristen, die „einen Moment in Stille innehalten" wollen, dürfen nach Anweisung der Bischöfe nicht an der Kirchentür zur Kasse gebeten werden. Allerdings dürfen die Verantwortlichen den Besucherstrom auch künftig drosseln, um historisches Gemäuer zu schützen. Tickets dürfen künftig nur verlangt werden, wenn Touristen lediglich einen klar abgegrenzten Teil einer italienischen Kirche besuchen wollen: nur die Krypta etwa oder nur eine bestimmte Kapelle. (rv)

Bischof Hanke in Ägypten: „Christliche Mitgestaltung nicht erwünscht“

Ägypten wählt: Beginnend im November waren zuerst die Mitglieder des Unterhauses in drei Runden bestimmt worden, an diesem Dienstag und Mittwoch gehen nun die Wahlen zum Schura-Rat, zum Oberhaus des Parlamentes, zu Ende, in der kommenden Woche folgen noch eventuell nötige Stichwahlen. Ein komplizierter Vorgang, der die Mehrheitsverhältnisse und die zukünftige Verfassung bestimmen soll.
In der vergangenen Woche hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke das Land und die Christen dort besucht, gegenüber dem Bistumsradio K1 berichtet er von der angespannten Lage und seinen Gesprächen mit den Vertretern der koptischen Kirche. Auch wenn die Muslimbrüder keine Extremisten seien, könnten sie doch nicht alleine regieren:

„Man muss sagen, dass die Muslimbrüder zusammen mit den Salafisten die Mehrheit haben, und das ist in der Tat ein sehr gefährliches Gemisch, ein zur Radikalität neigendes Gemisch. Die Christen selbst spielen im Parlament keine Rolle. Es gibt, wenn ich recht informiert bin, fünf koptisch-orthodoxe Christen, die Parlamentsmitglieder sind: Hier bietet sich keine Plattform, von der aus die Christen sich mit all der Kraft, die sie ja in ihren Institutionen, den Schulen und Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen haben, einbringen könnten und mit gestalten könnten. Man hat eher den Eindruck, dass das nicht erwünscht ist."

Viele Christen sind nicht optimistisch, was die Freiräume für sie in Ägypten angehe – diese Erfahrung hat Hanke bei vielen seiner Gesprächspartner auf der Reise durch das Land gemacht. Auch wenn vor einem Jahr bei der Revolution auf dem Tahrir-Platz Christen und Muslime zusammen demonstriert hätten, so verändere sich jetzt die Gesellschaft.

„Im koptisch-katholischen Patriarchat schätzt man die Lage nicht hoffnungsvoll ein. Dort wusste man auch von dieser heftiger werdenden Aggressivität des Islam und dieser Klimaveränderung in der Gesellschaft besonders bei den weniger gebildeten Schichten zu berichten. Gerade die weniger gebildeten Schichten nehmen diese Hasspredigten, die es teilweise in den Moscheen gibt, als Quasi-Offenbarung auf und verändern ihre Einstellung und Haltung gegenüber den Christen."

Die Veränderungen seien vor allem im Alltag zu bemerken, erzählt Bischof Hanke, immer wieder sei ihm von alltäglichen Diskriminierungen gegen Christen berichtet worden.

„Die Christen haben kaum eine Chance, etwa bei einem muslimischen Arbeitgeber Arbeit zu finden. Mir hat ein junger Student erzählt, dass er, sobald er zu einem Personalgespräch kommt und man dort seinen christlichen Vornamen identifiziert, er keine Chancen mehr hat. Das sind sehr feine und subtile Formen der Diskriminierung, die man noch irgendwie verdecken kann, aber sie sind da, und sie treffen die Christen sehr hart."

Christliche und deswegen in der Regel nicht verschleierte Frauen würden angepöbelt, in gewissen Stadtvierteln sei es sogar gefährlich für sie, öffentlich aufzutreten, berichtet Bischof Hanke. Das sei eine Herausforderung für die Gemeinschaft, aber ganz besonders auch für den Glauben dort.

„Die Christen sehen klaren Auges die Bedrängnis, in der sie sich befinden. Sie sehen auch die Gefährdung. Aber ich habe dort einen sehr starken Glauben erlebt. Mir hat man verschiedentlich gesagt, dass man Glied in einer Kette in einer vierzehnhundertjährigen Unterdrückung und Diskriminierung sei, das mache stark. Es gibt natürlich zwischen Christen und Muslimen Freundschaften, das haben mir die jungen Leute in Alexandria auch bestätigt, so etwas ist schon möglich. Aber die institutionelle Aggressivität von Seiten islamischer Einrichtungen gegenüber dem Christentum hat enorm zugenommen und hat auch zu einer Klimaveränderung in der Gesellschaft beigetragen." (rv)

Vatileaks: „Man merkt, wie wichtig die Sache ist“

„Vatileaks" – so nennt Papstsprecher Pater Federico Lombardi die Tatsache, dass in letzter Zeit immer mehr interne Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit gelangen und dort einerseits zu aufgeregter Berichterstattung, andererseits zu großer Verwirrung führen und den Vatikan in ein schlechtes Licht rücken. Die Verantwortung dafür liegt auf beiden Seiten. Das betont Pater Lombardi an diesem Dienstag gegenüber Radio Vatikan: bei jenen, die solche internen Informationen „auf illoyale Weise" nach außen tragen, und bei den Medien, die sie „für Zwecke benutzen, die sicher nicht die reine Liebe zur Wahrheit sind".

Lombardi nennt drei jüngere Fälle: Zum einen ging es um das Finanzgebaren am Governatorat, das viele der weltlichen Güter des Vatikans verwaltet. Der „Zweite Mann" des Governatorats, der für mehr Transparenz eingetreten sein soll, wurde vor kurzem als Nuntius auf den wichtigsten diplomatischen Posten des Heiligen Stuhles, nach Washington, berufen; einige Beobachter sahen darin aber eine Art Strafversetzung. Eine weitere vorgebliche „Aufdeckung" betraf die Vatikanbank IOR, der mangelnde Transparenz und Kooperation mit italienischen Behörden vorgeworfen wurde, obwohl Papst Benedikt vor einem Jahr strenge Richtlinien gegen Geldwäsche erlassen hatte. Der letzte Fall von „Vatileaks" schließlich handelte mit Blick auf das nächste Konklave von einem angeblichen „Mordkomplott" gegen Papst Benedikt – eine „Wahnvorstellung", wie Lombardi damals umgehend klarstellte.

Alles zusammen schafft Verwirrung, so Lombardi. Eine seriöse Berichterstattung müsste zumindest die einzelnen Fragen auseinanderhalten und die jeweilige Bedeutung ermessen. Der Vatikansprecher rät zu Gelassenheit: „Wir müssen der Versuchung widerstehen, uns in den Strudel der Verwirrung hineinziehen zu lassen, denn das ist es, was die Übelwollenden sich wünschen, und wir müssen fähig bleiben, vernünftig nachzudenken."

In gewisser Hinsicht sei das Auftreten starker Attacken „ein Zeichen dafür, dass etwas Wichtiges auf dem Spiel steht", sagt Lombardi. Die Angriffe auf die Kirche wegen der Missbrauchsskandale etwa hätten zu einem „ernsthaften Engagement für eine langfristige Erneuerung" geführt. Hier habe die Kirche inzwischen eine Strategie der Heilung, Erneuerung und Vorbeugung zum Wohl der ganzen Gesellschaft entwickelt. Gleichzeitig habe der Vatikan sich selbst den Auftrag zu großer Transparenz in wirtschaftlichen Vorgängen erteilt und neue Normen veröffentlicht. „Wenn das viele verbittert, merkt man, dass es wichtig ist", so Lombardi. „Wer denkt, er könne den Papst und seine Mitarbeiter in diesem Engagement entmutigen, täuscht sich."

Was das nächste Konklave anlangt, erinnert der Vatikansprecher daran, dass „alle Päpste" des letzten Jahrhunderts „Persönlichkeiten von höchster und unzweifelhafter moralischer Qualität" waren. Eine Sichtweise auf das Konklave in der Lesart eines „internen Machtkampfes hängt großteils von der moralischen Rohheit" des Beobachters ab, „der oft nicht dazu imstande ist, anderes zu sehen". Wer an Jesus Christus glaube, wisse glücklicherweise, dass „die echten Sorgen jener, die in der Kirche Verantwortung tragen, eher die großen Probleme der Menschheit von heute und von morgen sind." (rv)

Hier spricht Radio Mogadischu

Zum ersten Mal wird an diesem Montag ein Welttag des Radios begangen – Gelegenheit, einmal auf seine fundamentale Rolle in armen Weltgegenden hinzuweisen. Beispiel: Somalia, der gescheiterte Staat. In seiner Hauptstadt Mogadischu sendet unter widrigsten Umständen Radio Shabelle. Fünf Mitarbeiter von Somalias einzigem unabhängigem Radio wurden in den letzten Monaten ermordet, der letzte war, am 28. Januar, sein Direktor Hassan Osman Abdi. Der 30-Jährige, Vater von drei Kindern, wurde vor seinem Haus von einem Killerkommando niedergestreckt.

„Das war eindeutig eine Hinrichtung", sagt uns Radio-Shabelle-Vizedirektor Amiin Adow: „Die Bewaffneten sind ihm gefolgt, sie hatten es eindeutig auf ihn abgesehen, weil er unser Radio leitete. Wir wissen nicht, ob die Regierung Verdächtige für den Mord festgenommen hat, aber schon bei den zwei Direktoren vor ihm, die hingerichtet wurden, hat man nie einen Verantwortlichen gefunden oder gar bestraft. Es ist gefährlich für uns, in Somalia zu arbeiten, aber wir wollen weitermachen, weil uns das wichtig erscheint für unser Land, weil freie Medien zu einer demokratischen Gesellschaft gehören, weil einer auf die Gefahren hinweisen muss, die dem Land drohen. Man wird uns nie zum Schweigen bringen!"

Natürlich hat Adow Angst, das gibt er ohne weiteres zu. Aber „wir wollen uns den Luxus des Angsthabens nicht zu sehr erlauben", sagt er: „Keiner will sterben, aber die Aufgabe unseres Senders ist nun mal sehr wichtig."

„Wir werden eben vorsichtig sein. Natürlich wissen wir, dass Mogadischu vielleicht die gefährlichste Stadt der Welt für Journalisten überhaupt ist, aber wir wollen die Wahrheit senden, und darum machen wir trotz unserer Angst weiter. Unser Traum wäre etwas politische Hilfe aus dem Westen, vor allem eine Resolution, die Morde und Schikanen gegen somalische Medien anprangert. Wir stehen sehr unter Druck: Wegen der Shabab-Rebellen mussten wir unseren Sitz in Bakara-Market verlassen und haben dabei auch viel von unserer technischen Ausrüstung verloren, auch einige unserer besten Mitarbeiter."

Die Quellen von Radio Shabelle sind keine Nachrichtenagenturen, sondern Leute vor Ort:

„Wir haben Journalisten, die überall herumstreifen und nach Nachrichten suchen; wir sprechen mit den Opfern von Anschlägen, sie sind unsere wichtigste und erste Nachrichtenagentur, denn mit denen, von denen die Gewalt ausgeht, wollen wir nichts zu tun haben. Natürlich reden wir aber auch mit den örtlichen Funktionären und mit der Regierung; wichtig ist uns aber, dass wir in Somalia völlig unabhängig von allen sind."

Und wie finanziert sich das Ganze? „Gute Frage", sagt der Vize-Direktor. Das bisschen Werbung, das sein Sender spiele, bringe nicht besonders viel ein, aber müsse zum Leben reichen. Aus einem EU-Topf für den Aufbau freier Medien in Somalia habe er leider noch nichts bekommen. Wenigstens habe sein Sender sehr treue Hörer:

„Alle sind uns wirklich sehr dankbar für unsere Arbeit. Alle hören uns! Die Leute bleiben vor allem dran, weil sie wissen wollen, in welchem Teil Mogadischus sie sich gerade halbwegs sicher bewegen können und in welchem eher nicht. Wir decken jede Straße und jeden Stadtteil von Mogadischu ab. Aber natürlich bieten wir auch Unterhaltung: Entgegen den Anweisungen der Shabab senden wir Musik, das hält die Moral bei unseren Hörern hoch, und dafür lieben sie uns."

Er hoffe, dass man draußen in der Welt nicht denke, dass alle Somalier gewalttätig seien, sagt Amiin Adow. Die Menschen in Mogadischu seien in der Regel „effizient, gutmütig, sie wollen, dass das Land wieder auf eigenen Füßen läuft". Die internationale Gemeinschaft dürfe Somalia nicht im Stich lassen; sie jedenfalls von Radio Shabelle würden durchhalten.

„Wir haben viel Hoffnung! Auch in den Gipfel über Somalia, der am 23. Februar in London stattfinden wird. Wir sind davon überzeugt, dass diese Gewalt einmal aufhören wird!" (rv)

USA: Bischöfe unzufrieden mit Obamas Änderungen

Die US-Bischöfe sind mit den Änderungen Barack Obamas an der Gesundheitsreform unzufrieden. Der US-Präsident hatte am Freitag angekündigt, empfängnisverhütende Mittel und Sterilisierungen für Arbeitnehmer nicht von den Unternehmern, sondern von den Krankenversicherungen finanzieren zu lassen. Nach der ursprünglichen Regelung sollten die Arbeitgeber selber für diese Kosten aufkommen. Davon sollten zwar Religionsgemeinschaften ausgenommen sein, nicht aber Unternehmen in konfessioneller Trägerschaft wie Krankenhäuser oder Schulen. Dagegen lief die katholische Kirche Sturm. Die neue Regelung würde immer noch die Religionsfreiheit in den USA angreifen, kritisieren die Bischöfe in einer Mitteilung von diesem Freitag. Abtreibung und Verhütungsmittel werden weiterhin als „staatlich anerkannte Mittel der Familienplanung" gefördert. Dies sei nicht hinnehmbar, so die Bischöfe.

Der deutsche Anwalt Axel Spies lebt seit mehreren Jahren in Washington und ist bei der katholischen deutschsprachigen Gemeinschaft aktiv. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, dass Obama auf die katholische Stimme in den USA hören muss.

„Denn egal wie man zu der neuen Maßnahme steht: der Schaden für die Obama-Administration ist eingetreten. Die Gesundheitsreform ist ein Wahlkampf-Thema und beide Parteien (Republikaner und Demokraten; Anm. der Red.) werden das Thema im laufenden Wahlkampf weiter zu ihren Gunsten ausnützen. In einigen wichtigen Bundesstaaten wie Pennsylvania und Ohio spielen die katholischen Wähler eine große Rolle. Der katholische (republikanische) Kandidat Rick Santorum hat ja in den letzten drei Vorwahlen überraschend gewonnen und deswegen ist es wichtig für Obama zu dem Thema Stellung zu nehmen und den Kompromiss zu suchen."

Der Kompromiss sieht so aus, dass religiöse Arbeitgeber nicht für Familienplanungskosten weiblicher Angestellter zahlen müssten. Stattdessen müsse deren Krankenversicherung die Kosten tragen. Damit werde gewährleistet, dass Frauen unabhängig von ihrem Arbeitgeber Empfängnisverhütungsmittel ohne Zuzahlung bekämen. Zugleich nehme die Regelung Rücksicht auf die „wichtigen Bedenken", die von religiösen Gruppen vorgebracht worden seien, hieß es in einer Mitteilung des Weißen Hauses. Doch vieles bleibt noch unklar, sagt Spies.

„Es ist zu beobachten, dass eine Reihe von Religionsvertretern von jüdischer oder evangelikaler Seite zusammen mit katholischen Vertretern ein Bündnis geschlossen hat, um gemeinsam Angriffe auf die Religionsfreiheit abzuwehren. Deshalb bleibt die Gesundheitsreform auch weiterhin ein Thema."

Präsident Obama hat bei seiner Ankündigung auch über die Religionsfreiheit gesprochen.

„Er hat dieses Stichwort erwähnt und von seiner Berufserfahrung erzählt, als er als Anwalt in Chicago mit katholischen Trägern kooperierte. Obama sagte, dass er selbstverständlich die Religionsfreiheit respektiere und hoffe, dass mit seinem Kompromiss die richtige Entscheidung getroffen habe."

Die Bischöfe kündigten an, sie würden weiterhin mit unvermindertem Druck gegen die Bestimmungen vorgehen. Zugleich riefen sie alle katholischen Gläubigen und alle US-Bürger dazu auf, die Religions- und die Gewissenfreiheit aller zu schützen. (rv)

Indien: Kooperation statt Korruption

Die indische Bischofskonferenz will mithelfen, die grassierende Korruption im Subkontinent zu bekämpfen. Das haben die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung diese Woche beschlossen, wie der indische Kardinal Oswald Gracias im Gespräch mit Radio Vatikan sagt. Der Erzbischof von Bombay erinnert daran, dass die Korruption in seinem Land die Mitschuld trage an Armut und Ineffizienz.

„Im Augenblick braucht unser Land eine gute Regierungsführung auf allen Ebenen. Dazu können wir als katholische Kirche Einiges beitragen. Durch unsere Schulen beispielsweise können wir bei der Ausbildung mithelfen, den Sinn für die Gemeinschaft zu fördern. Es geht also darum, dass die Inder lernen, gute Bürger zu sein. Dazu braucht es ethische und moralische Standards, die von allen geteilt werden. Übrigens: das gute Beispiel möchten wir selber machen und unsere eigenen Führungskräfte in Institutionen überprüfen."

Mit mehr Transparenz wolle die Bischofskonferenz zeigen, dass es sich lohne „ehrlich für alle" zu arbeiten, fügt Kardinal Gracias an. Indien sei zusammen mit China im Augenblick das Land mit den höchsten Wirtschafwachstumszahlen.

„Doch Fakt ist, dass die Schere zwischen armen und reichen Menschen mehr und mehr auseinander geht. Es gibt zwar immer mehr Inder, die von dem Wachstum profitieren, doch das betrifft Bürger, die bisher schon besser gestellt waren. Die wahren Armen bleiben weiterhin arm oder werden sogar noch ärmer. Und da müssen wir unbedingt etwas dagegen unternehmen."

Ihm sei bewusst, dass die katholische Kirche in Indien nicht überall gut angesehen sei. Angriffe auf Kirche und christliche Gemeinschaften sind noch in vielen Regionen Indiens aktuell.

„Es gibt zwar weiterhin Angriffe gegen Katholiken. Das gilt insbesondere noch im Süden in Karnataka. Auch im Bundesstaat Kaschmir hatten wir jüngst solche Fälle. Doch diese Angriffe können uns nicht davon abhalten, unseren Dienst für die gesamte indische Gesellschaft anzubieten und mitzuhelfen aus Indien ein besseres Land zu machen."

Als Zeichen der Solidarität fand die Vollversammlung der Bischofskonferenz gerade in Bangalore im Bundesstaat Karnataka statt, wo die Christenverfolgung derzeit am stärksten verbreitet ist. Die Versammlung stand unter dem Leitwort: ,,Ein besseres Indien: Die Rolle der Kirche". Insgesamt haben über 160 katholische Bischöfe der drei verschiedenen katholischen Riten (lateinisch, syro-malabrisch und syro-malankarisch) teilgenommen. Unter den Gästen waren der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson, sowie verschiedene indische Wissenschaftler. (rv)

Fastenexerzitien im Vatikan

„Die Gemeinschaft des Christen mit Gott": Unter diesem Titel stehen die Jahresexerzitien im Vatikan in diesem Jahr. In Anwesenheit des Papstes wird Kardinal Monsengwo Pasinya diese Exerzitien leiten. Der Erzbischof von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo wird täglich in der Kapelle Redemptoris Mater eine Meditation zum Thema halten.
Die Exerzitien beginnen am 26. Februar und enden am 3. März. In der Woche der Fastenexerzitien befindet sich der Vatikan gleichsam im „Ausnahmezustand". Die alltägliche Arbeit an der Kurie wird auf das notwendige Mindestmaß beschränkt. Der päpstliche Terminkalender sieht traditionell keine Audienzen vor; auch die Generalaudienz entfällt. (rv)

Ende des Missbrauchs-Kongresses: „Ich bin dankbar für die klaren Worte“

Der Missbrauchs-Kongress an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom ist an diesem Donnerstag zu Ende gegangen. Klaus Franzl ist als Personalchef des Erzbistums München und Freising mit den Fällen und deren Aufarbeitung befasst, auch er hatte an der Tagung in Rom teilgenommen. Im Gespräch mit Radio Vatikan zieht er ein erstes Fazit des Prozesses, der mit diesem internationalen Kongress begonnen wurde.

„Ich halte diesen Prozess ganz persönlich für einen ersten wichtigen Lernschritt: Zu begreifen, dass die Krise, wie es hier genannt wird, also der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen ein globales Thema in der Kirche ist, das die Kirche ins Mark trifft. Und das es nichts ist, das man schnell übergehen kann. Man kann nicht schnell zur Tagesordnung zurückkehren. Wir stehen vor pastoralen, rechtlichen, personellen und vielleicht sogar strukturellen Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen."

Was haben Sie bei diesem internationalen Kongress für Ihre persönliche, konkrete Arbeit im Erzbistum München-Freising lernen können?

„Ich nehme zunächst einmal viele Fragen mit, wie wir in Zukunft mit dem Thema Missbrauch Minderjähriger durch Priester, durch kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgehen werden. Ich nehme viele Fragen für unsere Arbeit im dem Zentrum für Kinderschutz mit, das wir zusammen mit der Gregoriana und dem Klinikum Ulm in München begonnen haben."

Was sind die wichtigsten Ergebnisse, die Sie vielleicht von anderen Kontinenten, anderen Ortskirchen nach Hause mitnehmen?

„Die erste Erkenntnis ist, dass das Thema weltweit in Kirche und kirchlichen Kreisen, genauso wie in der Gesamtgesellschaft verankert ist und vorkommt. Das macht mich sehr, sehr betroffen. Wir müssen uns von dem Glauben verabschieden, dass sexueller Missbrauch von Minderjährigen ein regional begrenztes Thema ist. Ich sag es noch einmal: Das trifft die Kirche ins Mark. Dabei gibt es viele Unterschiede, vor allem kultureller Art. Das finde ich sehr spannend und interessant, dass kulturelle Prägung einfach auch noch einmal ganz neue Seiten und Dimensionen dieses Vergehens an Minderjährigen hervorbringt."

Der Satz „bei uns gibt es das nicht, in unserem Land, in unserer Kultur ist das anders" ist in den letzten Jahren immer wieder gefallen, wie vor dem Jahr 2010 auch in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich. Ist das endgültig ausgeräumt?

„Ich hoffe. Es wurde hier in diesen Tagen von allen, die einen Vortrag gehalten haben, immer wieder ganz klar betont und herausgearbeitet, dass es kein regional begrenztes Thema ist, nicht nur. USA, Westeuropa, Irland. Nein, es ist ein Thema, das uns in Indien, Asien, Afrika, Nordamerika, Westeuropa betrifft, das die ganze Kirche betrifft. Ich hoffe, dass dieser Irrtum ausgeräumt ist, dass das in meinem Land, in meinem Kulturkreis, ja, in meiner Diözese nicht vorkommt."

Haben Sie jetzt schon so etwas wie ein Resümee für sich oder über diesen Kongress?

„Ja, ein ganz kurzes und knappes Resümee: Es hat sich gelohnt, diesen Kongress zu machen. Ich bin dankbar für die klaren, deutlichen Worte, die hier von allen gefallen sind, die einen Vortrag gehalten haben, auch von höchsten kirchlichen Repräsentanten. Ich glaube, dass es eine gute Basis ist, jetzt in die Präventionsarbeit zu gehen.
Etwas was ich auch gelernt habe und was hier ganz deutlich wurde: Der erste Blick muss den Opfern gelten. Aus diesem Blick für die Opfer folgt die Notwendigkeit einer Präventionsarbeit, die wir jetzt aufbauen müssen." (rv)