„Letzte Gespräche“: Benedikt XVI. zieht eine Bilanz mit Peter Seewald

cna_Benedikt XVITIRANA – Ein Papst zieht zu Lebzeiten Bilanz seines Pontifikates: Im Gespräch mit dem Journalisten und Autor Peter Seewald, mit dem Benedikt XVI. bereits das Interview-Buch „Licht der Welt“ schuf, blickt der Papst emeritus zurück. Dabei geht es auch um „die Hintergründe seiner überraschenden Demission“, teilt der Verlag mit.

Als das große Thema seines Pontifikats widmet sich das Gespräch der Frage einer Erneuerung des Glaubens. Und natürlich kommen Themen seiner Amtszeit zur Sprache, die in den Medien große Wellen schlugen, manchmal zu recht: Das Verhältnis zu Judentum und Islam etwa, die erste Vatileaks-Affäre und die Aussöhnung mit der FSSPX.

Wie bereits in „Licht der Welt“ spricht Benedikt offen und persönlich über seinen Zugang zum Glauben, die gegenwärtigen Herausforderungen für das Christentum und die Zukunft der Kirche, teilt der Verlag mit.

Das Buch „Benedikt XVI. – Letzte Gespräche“ erscheint bei Droemer/Knaur und hat 288 Seiten. Auslieferungstermin nach Angaben des Verlags ist der 9. September. (CNA Deutsch)

Vatileaks: Priester gesteht, Dokumente weitergegeben zu haben

cna_PetersdomVATIKANSTADT – „Ja, ich habe Dokumente weitergegeben“. Es ist das erste Geständnis in einem Verfahren, dass die Kurienreform von Papst Franziskus erschüttert hat. Der ehemalige Sekretär der Wirtschaftspräfektur des Vatikans, Monsignore Lucio Angelo Vallejo Balda, gab gestern zu, vertrauliche Inhalte preisgegeben zu haben.

„Ich war überzeugt, in einer ausweglosen Situation zu sein“, so der Priester. Er habe sich gefangen gefühlt in der „mächtigen Welt hinter“ Francesca Chaouqui — einer weiteren der insgesamt fünf Angeklagten des Verfahrens.

Chaouqui, eine PR-Expertin, wurde in das 2013 von Papst Franziskus gegründete Komitee namens COSEA berufen, das die Finanzreform der Kurie vorbereitete. Dieses wurde mittlerweile aufgelöst.

Die anderen drei Angeklagten sind Nicola Maio, der Sekretär von Msgr. Vallejo sowie die beiden Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi.

Dem Priester, seinem Sekretär und der PR-Frau wird vorgeworfen, zusammen eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben, welche die Journalisten mit vertraulichen Informationen und Unterlagen versorgten, die „die fundamentalen Interessen des Heiligen Stuhls und des Staates betreffen“, so die offizielle Anklage des Vatikans.

Chaouqui und Msgr. Vallejo wurden im November festgenommen; sie sollen die Dokumente an Nuzzi und Fittipaldi weitergegeben haben.

Der Spanier Vallejo hat nun gestanden, Nuzzi eine Liste mit 87 Passwörtern weitergegeben zu haben, mit denen dieser COSEAs Emails lesen konnte. Doch habe er geglaubt, dass sein Email-Konto bereits kompromittiert gewesen sei, und Nuzzi die Unterlagen bereits habe. Der Priester sagte weiter, er habe geglaubt, dass Francesca Chaouqui für den italienischen Geheimdienst arbeite. Sie habe ihn manipuliert. Er habe das Gefühl gehabt, in Gefahr zu sein. Das Verfahren wird am heutigen Dienstag fortgesetzt. (CNA Deutsch)

Papstenzyklika: Vatileaks funktioniert noch

DokumenteLaudato Si’, die Enzyklika von Papst Franziskus zu Umwelt und Schöpfung, ist geleakt. Eine italienische Zeitung stellte am Montag Nachmittag eine Version des Textes ins Internet. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi stellte dazu in einer Stellungnahme fest, dass es sich dabei nicht um den endgültigen Text der Enzyklika handle und dass die Embargo-Regeln, welche die Veröffentlichung von Texten durch Journalisten bestimmen, in Kraft blieben. Man erwarte journalistische Korrektheit, die erfordere, dass man auf die offizielle Veröffentlichung des endgültigen Textes warte, so Lombardi.

Ein Kommentar zum Vorgang von Pater Bernd Hagenkord: Sabotage! (rv)

Untersuchungsergebnisse zu „Vatileaks“ gehen an den neuen Papst

Kardinal Herranz CasadoPapst Benedikt XVI. hat an diesem Montagmorgen der dreiköpfigen Kardinalskommission gedankt, die er mit der Untersuchung der so genannten Vatileaks-Affäre beauftragt hatte. Der Papst habe sich bei dem Treffen mit den Kardinälen Julián Herranz, Jozef Tomko und Salvatore De Giorgi zufrieden über die Untersuchungsergebnisse gezeigt, heißt es in einer Vatikannote zum Treffen von diesem Montag. Die Untersuchung habe „die Grenzen und Mangelhaftigkeit der menschlichen Komponente in jeder Institution“ aufgezeigt, aber ebenso „die Selbstlosigkeit, Aufrichtigkeit und Hingabe“ der Vatikanmitarbeiter. Benedikt XVI. habe entschieden, die Untersuchungsergebnisse zur Vatileaks-Affäre, von denen nur er selbst Kenntnis habe, seinem Nachfolger zu übergeben, heißt es in der Erklärung abschließend. Weitere Details zu der Unterredung mit der Untersuchungskommission gab der Vatikan nicht bekannt, auch auf die Untersuchungsergebnisse geht die Note nicht weiter ein. (rv)

Nicht nur Vatileaks: Das war 2012 für den Vatikan

VatikanfahneDas vatikanische Jahr 2012 war vor allem von drei Dingen geprägt: dem Ausbruch und der Aufklärung des sogenannten Vatileaksskandals; den viel beachteten Reisen von Papst Benedikt nach Mexiko und Kuba sowie inmitten der Syrienkrise in den Libanon; und schließlich von der Eröffnung des Jahres des Glaubens, mit dem Papst Benedikt die Katechese und die Anbetung Gottes wieder in den Mittelpunkt des Glaubensgeschehens rücken will. Weitere Höhepunkte des Jahres, vor allem aus deutschsprachiger Sicht, waren die Schaffung zweier neuer deutscher Kardinäle im Februar, die Heiligsprechung und Erhebung der Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin sowie die Besetzung eines der wichtigsten Kurienämter, nämlich des Präfekten der Glaubenskongregation, mit dem ehemaligen Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. Dem Papst persönlich wichtig war aber vor allem ein weiteres Ereignis, wie er bei seiner traditionellen Weihnachtsansprache an die römische Kurie betonte: der Welttag der Familien in Mailand nämlich.

Wie gewohnt hat der Papst am 1. Januar 2012 eine Botschaft zum Weltfriedenstag verkündet. Die jungen Menschen standen dabei im Mittelpunkt: Sie sollten lernen, Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen. Damit hatte sich der Papst auch auf den so genannten Arabischen Frühling bezogen, der von der Kirche wohlwollend betrachtet wurde und vor allem von Jugendlichen getragen ist. Verkrustete Regime in der Arabischen Welt waren von der Welle der Jugend- und Frauenbewegungen weggefegt worden. Papst Benedikt hatte gesagt, er bete für ihre Anliegen, und er rufe die „Verantwortlichen der Nationen“ dazu auf, „den nicht zu unterdrückenden Wunsch der Menschheit nach Frieden“ zu erfüllen.

Anfang Februar nahmen Bischöfe aus der ganzen Welt in Rom an einem lange vorbereiteten Kongress zu sexuellem Missbrauch in der Kirche teil. Der Kongress bettete sich ein in eine Reihe von Initiativen, die die katholische Kirche in den vergangen Monaten angeregt hat, um die Prävention von Missbrauch und den Opferschutz zu stärken. Im Februar spricht Vatikan-Sprecher Pater Federico Lombardi außerdem angesichts der Enthüllungen von vertraulichen Vatikan-Dokumenten erstmals von „Vatileaks„; dieses Thema sollte sich durch das gesamte Jahr ziehen und schließlich in der Festnahme und Verurteilung des allseits bekannten Kammerdieners des Papstes gipfeln. Paolo Gabriele ist von Papst Benedikt jedoch kurz vor Weihnachten 2012 schließlich begnadigt worden.

In einem großen Konsistorium am 18. Februar sind 22 neue Kardinäle kreiert worden, unter ihnen 2 Deutsche und 7 Italiener. Die beiden neuen Deutschen im Kardinalskollegium sind der Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Woelki, und Karl Josef Becker, ein anerkannter Theologe und Dogmatiker, der aufgrund seines Alters von 83 Jahren allerdings keine Wahlberechtigung in einem eventuellen Konklave hätte. Den neuen Kardinälen wurde traditionsgemäß eine eigene Titelkirche in Rom zugewiesen. Bei den beiden neuen deutschen Kardinälen sind dies die römischen Kirchen „San Giovanni Maria Vianney“ für Rainer Maria Woelki und „San Giuliano Martire“ für Karl Josef Becker. Die Zuweisung einer römischen Titelkirche oder Titeldiakonie erinnert an die alte Praxis, nach der die Päpste früher vom Klerus der Stadt Rom gewählt wurden. Die Bindung der Kardinäle an ihre römischen Kirchen beschränkt sich in der Regel jedoch auf gelegentliche Gottesdienste, die der Titelherr mit der Gemeinde feiert.

Im März unternahm der Papst schließlich seine viel beachtete Reise nach Mexiko und Kuba. Die Reise war als Pilgerfahrt anlässlich der 200-Jahrfeier der Unabhängigkeit Mexikos und anderer lateinamerikanischer Länder konzipiert worden, sowie als Teil der 400-Jahrfeier des Gnadenbildes der Jungfrau von El Cobre, Schutzpatronin Kubas. Am 23. März ging es los. So erinnerte sich Papst Benedikt selbst in der Weihnachtsansprache an die Kurie an seine Reise:
„Es waren unvergessliche Begegnungen mit der tief im Herzen der Menschen verwurzelten Kraft des Glaubens und mit der Freude am Leben, die aus dem Glauben kommt. Ich denke daran, wie nach der Ankunft in Mexiko auf dem langen Weg, der zu durchfahren war, endlose Scharen von Menschen grüßten und winkten. Ich denke daran, wie auf der Fahrt nach Guanajuato, der malerischen Hauptstadt des gleichnamigen Staates, junge Menschen ehrfürchtig an der Seite der Straße knieten, um den Segen des Petrusnachfolgers zu empfangen; wie der große Gottesdienst in der Nähe der Christkönigs-Statue zu einer Vergegenwärtigung von Christi Königtum wurde – seines Friedens, seiner Gerechtigkeit, seiner Wahrheit. Dies alles geschah auf dem Hintergrund der Probleme eines Landes, das unter vielfältigen Formen der Gewalt und unter den Nöten wirtschaftlicher Abhängigkeit leidet. Es sind Probleme, die gewiss nicht einfach durch Frömmigkeit gelöst werden können, aber erst recht nicht ohne jene innere Reinigung der Herzen, die aus der Kraft des Glaubens, aus der Begegnung mit Jesus Christus kommt. Und da war das Erlebnis Kuba – auch hier die großen Gottesdienste, in deren Singen, Beten und Schweigen die Gegenwart dessen spürbar wurde, dem man den Platz im Land lange hatte verweigern wollen. Die Suche nach einem rechten Ansatz für das Verhältnis von Bindung und Freiheit in diesem Land kann gewiss nicht gelingen ohne einen Anhalt an jene Maßstäbe, die der Menschheit in der Begegnung mit dem Gott Jesu Christi aufgegangen sind.“
Die kubanische Regierung hat schließlich auf Bitten des Papstes den kurz darauf folgenden Karfreitag zum Feiertag ernannt.

Über die Osterfeiertage machten vor allem Papst Benedikts Mahnung an die Unterzeichner der österreichischen Pfarrerinitiative am Gründonnerstag sowie sein eindringlicher Appell für Frieden in Syrien von sich reden. Doch leider wissen wir, dass die dortige Situation auch am Ende des Jahres immer noch von Gewalt und zunehmenden Flüchtlingsströmen geprägt ist.

Am 30. Mai beginnt das große Weltfamilientreffen in Mailand, bei dem auch Papst Benedikt selbst anwesend ist und zum wiederholten Mal auf die immense Bedeutung der intakten Familie für die Sozialisation des Einzelnen – auch im Hinblick auf den Glauben – hinweist. In seinen Worten an die Kurie wird auch die Sorge Benedikts XVI. um diese Institution deutlich:

„Die große Freude, mit der in Mailand Familien aus aller Welt einander begegnet sind, zeigt, dass die Familie trotz aller gegenteiligen Eindrücke auch heute stark und lebendig ist. Aber unbestreitbar ist doch auch die Krise, die sie – besonders in der westlichen Welt – bis auf den Grund bedroht.“

Ansonsten verliefen die Monate Juni, Juli und August im Vatikan relativ ruhig. Es gab allerdings eine wichtige Personalie – nämlich die Ernennung des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller zum Leiter der Glaubenskongregation und zum Erzbischof. Außerdem bestand der Vatikan Mitte Juli (18.) den ersten offiziellen Finanztransparenz-Test, dem er sich unterzogen hatte, und erfüllt laut einem Experten-Gutachten von Moneyval neun von 16 zentralen internationalen Standards zur Vorbeugung von Geldwäsche. Das Gutachten ist einzuordnen ist in eine Reihe von Aktivitäten, die der Heilige Stuhl zur Förderung der Kontrolle und Transparenz in seinen Finanzangelegenheiten insbesondere im vergangenen Jahr unternommen hat.

Im September schließlich fand die Reise in den Libanon statt. Lange war es nicht klar, ob diese Visite aus Sicherheitsgründen nicht doch lieber abgesagt werden würde, doch Papst Benedikt war es ein großes Anliegen, den Christen im Nahen Osten durch seine Anwesenheit Mut zuzusprechen und das Postsynodale Schreiben der Bischofssynode für den Nahen Osten, die 2010 im Vatikan stattgefunden hatte, zu überreichen. Papst Benedikt:

„Als weitere Haltepunkte des vergangenen Jahres möchte ich nennen: das große Fest der Familie in Mailand sowie den Besuch im Libanon mit der Übergabe des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens, das nun im Leben der Kirchen und der Gesellschaft des Nahen Ostens Wegweisung werden soll auf den schwierigen Wegen der Einheit und des Friedens.“

Benedikt XVI. verurteilte während seiner Reise auch den internationalen Waffenhandel als „schwere Sünde“ und forderte mehr Religionsfreiheit für Christen im Nahen Osten. Gleichzeitig ermutigte er diese, die Heimat nicht zu verlassen und für den Frieden in ihren Heimatländern einzutreten.

Der Oktober ist aus Vatikansicht insgesamt einer der ereignisreichsten Monate des vergangenen Jahres. Zu Beginn einer Bischofssynode erhebt Benedikt XVI. Hildegard von Bingen und Juan de Avila zu Kirchenlehrern. Bis zum 28. Oktober berieten im Vatikan 400 Synodale, darunter 262 Kardinäle, Patriarchen und Bischöfe sowie 140 Experten, Beobachter und Gäste über Strategien zur Neuevangelisierung. Die zahlenmäßig größte Synode der Neuzeit steht unter dem Leitwort: „Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“ und fällt mit der Eröffnung des Jahres des Glaubens am 11. Oktober, genau 50 Jahre nach der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, zusammen. Bereits im Januar hatte der Vatikan das so genannte Instrumentum Laboris oder die Leitlinien zum weltweiten „Jahr des Glaubens“ veröffentlicht:
„Das letzte wichtige Ereignis dieses abgelaufenen Jahres war dann die Synode über die Neuevangelisierung, die zugleich ein gemeinsamer Beginn für das Glaubensjahr gewesen ist, mit dem wir der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren gedenken, um es in der veränderten Situation neu zu verstehen und neu anzueignen. Mit all diesen Anlässen sind grundlegende Themen unseres geschichtlichen Augenblicks angesprochen: Familie (Mailand) – Dienst am Frieden in der Welt und Dialog der Religionen (Libanon) sowie die Verkündigung der Botschaft Jesu Christi in unserer Zeit an jene, die ihm noch nicht begegnet sind und an die vielen, die ihn nur von außen kennen und so gerade nicht er-kennen.“
Im Zusammenhang mit der Bischofssynode gab es am 21. Oktober noch eine Premiere: Papst Benedikt hat in einer feierlichen Messe sechs neue Heilige erhoben, darunter mit Kateri Tekakwitha erstmals eine Indianerin. Am 27.10. beendete die im Vatikan tagende Weltbischofssynode zum Thema Neuevangelisierung schließlich ihre Arbeiten mit dem Beschluss eines 20-seitigen Thesenpapiers und darin aufgeführten 58 Empfehlungen.

Ende November erschien dann der lange erwartete letzte Band der Trilogie „Jesus von Nazareth“ von Benedikt XVI./Joseph Ratzinger – bereits wenige Tage nach seinem Erscheinen hat sich herauskristallisiert, dass auch der dritte Band über die Kindheit Jesu wie die Vorgängerbücher ein Verkaufsschlager werden wird. In einem erneuten Konsistorium am 24. November werden sechs neue Kardinäle kreiert – erstmals seit Jahrzehnten sind keine Europäer unter ihnen.

Der vatikanische Dezember brachte ein weiteres Novum: am 4. Dezember setzte Papst Benedikt XVI. unter dem Twitternamen @pontifex und weiteren sieben Twitter-Adressen elektronische Kurzbotschaften ab. Nach anfänglicher Skepsis der Medien über den „zwitschernden Papst“ geben ihm die Zahlen allerdings Recht: Bereits nach einer guten Woche Twitterpräsenz hatte der Papst rund 1 Millionen Follower, mittlerweile sind es weit über 2 Millionen, die die wöchentlichen Papstbotschaften erhalten und weiter verbreiten. Außerdem von Belang für die vatikanischen Angelegenheiten: Der Privatsekretär des Papstes Georg Gänswein wird Erzbischof und Leiter des Päpstlichen Haushalts (Casa Pontificia), der unter anderem für die Organisation der Papstreisen in Italien und der Generalaudienzen eine wichtige Rolle spielt. Das Amt des Privatsekretärs wird er auch weiterhin wahrnehmen.

Zum Abschluss unseres vatikanischen Jahres noch ein paar Zahlen: die Besucher bei der wöchentlichen Generalaudienz am Mittwoch haben im Vergleich zum Vorjahr in diesem Jahr 2012 um rund 10 Prozent zugenommen, wie aus den Statistiken eben jenes Päpstlichen Haushaltes hervorgeht. Bei 43 Generalaudienzen auf dem Petersplatz, in der Audienzhalle und in Castel Gandolfo haben insgesamt etwa 447.000 Personen teilgenommen. Den größten Zulauf hatten die Audienzen im Monat Oktober – also zur Zeit der Bischofssynode, der Heiligsprechungen und der Eröffnung des Jahres des Glaubens – mit 90.000 Besuchern, während im Monat August, in dem der Papst zur Sommerfrische in Castel Gandolfo weilte, am wenigsten Besucher kamen – etwa 10.500 Menschen. (rv)

Prozess gegen Paolo Gabriele: Hintergründe zum Gerichtsverfahren

Drei Monate bis vier Jahre für schweren Diebstahl – dieses Strafmaß im Fall eines Schuldspruches wartet auf Paolo Gabriele in dem Prozess um die Affäre „Vatileaks", der an diesem Samstag beginnen wird. Giovanni Giacobbe, Staatsanwalt beim vatikanischen Berufungsgericht und damit nicht im aktuellen Prozess involviert, führte in einer Pressekonferenz an diesem Donnerstag in das vatikanische Prozessrecht und den technischen Ablauf des Prozesses ein. Was das Strafmaß betrifft, war in früheren vatikanischen Pressebriefings stets von sechs Jahren, in besonders schweren Fällen acht Jahren Haft für schweren Diebstahl die Rede gewesen.

Der Ablauf werde von der Strafprozessordnung des Vatikan geregelt. So seien etwa die Prozesse am Vatikan-Tribunal öffentlich. Im Unterschied zu anderen Prozessordnungen aber gebe es keine direkte Befragung: Verteidigung und Staatsanwaltschaft richten ihre Fragen vielmehr an den vorsitzenden Richter, der sie dann an den Angeklagten richtet. Ebensowenig muss sich der Angeklagte zu Beginn schuldig oder nicht schuldig bekennen, und er muss auch keinen Eid ablegen, die Wahrheit zu sagen, im Unterschied zu den Zeugen, die diesen Eid leisten müssen. Der Angeklagte muss nicht bei allen Sitzungen anwesend sein, hat aber das Recht auf einen Anwalt, der ihm gegebenenfalls auch gestellt wird. Bei den Statements hat der Angeklagte außerdem das Recht auf das letzte Wort.

Das Strafmaß wird in einem eigenen Prozess verhandelt, nachdem der Schuldspruch gefällt ist. Danach können beide Parteien in die Berufung gehen. Sollten eine Verurteilung und eine Haftstrafe rechtskräftig werden, dann würde der Verurteilte diese in Italien absitzen, so sehen es die Verträge zwischen Italien und dem Vatikan vor.

Die Zeugen, die der Ermittlungsrichter während der vorausgehenden Untersuchung gehört hat und deren Aussage in die Anklageerhebung eingegangen ist, können auf Veranlassung von Staatsanwaltschaft oder Verteidigung erneut vom Gericht vorgeladen werden. Es können aber auch weitere Zeugen, die bisher nicht ausgesagt haben, geladen werden. Bei alldem geht es darum, die Anklage zu belegen oder zu widerlegen, was auch für das Geständnis der Angeklagten gelte.

Angeklagter muss keinen Eid ablegen

Der Prozess finde weitgehend nach dem Recht des Staates Italien statt, erklärte Giovanni Giacobbe. Durch das Konkordat, das 1929 den Staat der Vatikanstadt errichtete, ging dieses Recht in vatikanisches Recht ein. Darüber hinaus hat der Vatikan selber Prozessvorschriften und Gesetze erlassen. Vor allem gelten aber die Rechte des Papstes. Dieser könne nicht direkt in den Prozess eingreifen in dem Sinn, dass er ihm eine bestimmte Richtung gebe, er habe aber alle Rechte, die einem Staatsoberhaupt zukommen, wie etwa das der Begnadigung.

Der Prozess findet im Staat der Vatikanstadt statt, die Richter sind Laien: Sie sind nicht Teil der Hierarchie der Kirche und damit von der Leitung der Kirche unabhängig. Nie sei es ihm selber in seiner Praxis begegnet, dass Druck ausgeübt worden sei, so der Staatsanwalt des vatikanischen Berufungsgerichtes.

Ergebnisse der Kardinalskommission spielen im Prozess keine Rolle

Die interne Untersuchung im Vatikan, die von drei Kardinälen durchgeführt wurde, könne nicht Gegenstand der Verhandlungen werden, erklärte Giacobbe; hier werde die Trennung zwischen Leitung der Weltkirche – dem Heiligen Stuhl – einerseits und Staat der Vatikanstadt andererseits wirksam. Das Tribunal habe also nicht die Autorität, von der Weltkirche die Vorlage von Dokumenten zu verlangen. Die Kardinalskommission hat das Ergebnis ihrer internen Untersuchung dem Papst übergeben, veröffentlicht wurde ihr Bericht aber bisher nicht.

Durchschnittlich fänden etwa 30 Prozesse pro Jahr im Vatikan statt; bei den meisten handele es sich um kleinere Delikte wie etwa Diebstähle auf dem Petersplatz. Der letzte aufsehenerregende Prozess wäre der gegen den mutmaßlichen Mörder des Kommandanten der Schweizergarde Alois Estermann und seiner Frau 1998 gewesen, er fand allerdings nicht statt, weil sich der Tatverdächtige offenbar unmittelbar nach dem Mord selbst das Leben nahm, weswegen es zwar zu einer Untersuchung, aber nicht zu einer Anklageerhebung kam. Auch der Fall einer Schweizerin, die 2009 bei der Christmette im Petersdom den Papst attackierte, wurde vor dem Vatikangericht verhandelt. Das Verfahren kam zum Erliegen, weil die Frau einem Gutachten zufolge unzurechnungsfähig war.

Vor dem Vatikan-Tribunal müssen sich ab diesem Samstag zwei italienische Laien-Bedienstete verantworten, der frühere päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele und der Informatiker Claudio Sciarpelletti. Der erstere ist des schweren Diebstahls angeklagt, der zweitere der Begünstigung. Gabriele soll Dutzende vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan gestohlen, kopiert und nach außen getragen haben. Sciarpelletti, der nach bisherigem Erkenntnissstand nicht als „Komplize" gelten kann, hatte sich bei Angaben über die Herkunft eines Umschlags mit solchen Dokumenten in Widersprüche verstrickt. (rv)

Lombardi: „Rigoroser Schritt der Aufklärung“

Ein Schritt rigoroser Aufklärung: So sieht Vatikansprecher Pater Federico Lombardi die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes und der Anklageschrift zum Prozess gegen den ehemaligen Papst-Butler Paolo Gabriele und den Informatiker Claudio Sciarpelletti. Beide Dokumente zum Dokumentenklau im Vatikan waren am Montag der Presse präsentiert worden. Eine solch „umfängliche und komplette Veröffentlichung (…) ohne Abkürzungen und Verdeckungen" sei angesichts der sonstigen vatikanischen Gewohnheiten ein „mutiger" und überhaupt ein „ziemlich ungewöhnlicher" Schritt, unterstrich Lombardi in einem Kommentar, dessen Text Radio Vatikan vorliegt.
Papst vertraut in menschliche Gerichtsbarkeit
Der Papst habe sich für eine Aufarbeitung des Falls durch die Gerichtsbarkeit stark gemacht, so Lombardi:
„Die Entscheidung des Papstes, die Arbeit der Gerichtsbarkeit zu ermutigen, hat ihre eigene Bedeutung und zeigt gewissenhaften Respekt vor der Kompetenz und der Autonomie dieser Institution. Sie zeigt Vertrauen in den Beitrag, den sie auf dem schwierigen und anstrengenden Weg der Wahrheitssuche und der Herstellung der Gerechtigkeit mit menschlichen Mitteln leisten kann."
Benedikt XVI. wird vermutlich nicht in das Verfahren gegen Gabriele eingreifen, wohl auch nicht in Form einer Begnadigung. Dies hatte Lombardi am Montag vor der Presse angedeutet. Die Aufarbeitung des Falls allein durch die Gerichtsbarkeit sieht Pater Lombardi – ähnlich wie die jüngste Bewertung der Geldgeschäfte des Heiligen Stuhls durch Moneyval – als Garantie für Transparenz und Kohärenz. Ein solcher Ansatz könne für Lösungen und die Kommunikation auch in anderen Bereichen der Kirche Vorbild sein, so der Jesuit: Der Beitrag der Gerichte werfe schließlich auch die Frage des Vertrauens in Institutionen auf, „die uns dienen", und ebenso die Frage nach dem Sinn einer vertraulichen Kommunikation, so der Jesuit.
Anklageerhebung bezieht sich auf klaren Kreis
Die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes und der Anklageschrift markierten nicht das Ende der Untersuchungen und Überlegungen zu den Hintergründen von Vatileaks, so Lombardi weiter. Allerdings sei der Inhalt der beiden vorliegenden Dokumente – eine Veröffentlichung des Berichts der Kardinalskommission zum Fall steht freilich noch aus – auf einen klaren Kreis begrenzt, so der Vatikansprecher:
„Die Sentenz bezieht sich in der Tat auf eine spezifische strafbare Handlung und auf zwei Personen – eine direkt verantwortliche und eine nur sehr indirekt betroffene – und nicht auf einen ausführlicheren Komplex von Ereignissen und Beziehungen, mit deren Untersuchung die Gerichtsbarkeit und eine Kardinalskommission beauftragt wurden, und zwar mit spezifischen Kompetenzen und verschiedenen Perspektiven." (rv)

Vatikansprecher rügt falsche Berichterstattung

Vatikansprecher Pater Lombardi findet harte Worte für die jüngste Berichterstattung in Deutschland und in Italien zum Thema Vatileaks, in einem Artikel für Radio Vatikan wendet er sich ausdrücklich gegen spekulative Berichterstattung.

Bei einem so komplexen Thema wie dem der Weitergabe vertraulicher Akten an die Öffentlichkeit hätten die Zeitungsleser ein Recht auf korrekte Berichterstattung. So äußerte sich Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in einem Beitrag für Radio Vatikan. In einem Artikel, der in der vergangenen Woche in der deutschen Zeitung „Die Welt" erschienen war, waren als Verantwortliche für Vatileaks Mitarbeiter aus dem engeren Umfeld des Papstes mit Namen genannt worden. Diese Informationen hat an diesem Montag die italienische Zeitung „La Repubblica" übernommen und in einem längeren Artikel abgedruckt.

Pater Lombardi hatte den Bericht der „Welt" auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur bereits am Wochenende als „unkorrekt" und „unangebracht" bezeichnet. Es sei „unverantwortlich", ohne einen Beweise konkrete Namen zu nennen; man solle dem Beitrag keinen Glauben schenken. Zudem gebe es sachliche Fehler.

Auf diese Fehler wies Lombardi an diesem Montag noch einmal gesondert hin. Besonders in der italienischen Zeitung „La Repubblica" seien in der Vergangenheit immer wieder Behauptungen erschienen, die sich auf „Erfindungen" bezögen und jeder Grundlage entbehrten. So seien auch einige im jüngsten Bericht genannte Behauptungen nicht wahr, zumal die Zeitung selber über die Spekulationen keine Beweise anbiete.

Die Grundlosigkeit der Anschuldigungen gegen Mitarbeiter im Vatikan sei unter anderem auch daran abzulesen, dass der Ursprungsartikel in der Welt vom Großteil der deutschsprachigen Medien ignoriert worden sei. Ohne Nachweise zu führen Verdächtigungen zu äußern bringe eine schwere Verantwortung mit sich.

Die auch im „La Repubblica" geäußerte Ansicht, dass jeder Beschuldigte das Recht auf die Unschuldvermutung genieße, erscheine ihm deswegen als „heuchlerisch". (rv)

Vatileaks: „Zweck heiligt nicht die Mittel“

In der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikandokumente setzt der Heilige Stuhl nun offenbar auf eine Medienoffensive. Vatikansprecher P. Federico Lombardi steht den Journalisten seit Montag täglich in einem Pressebriefing Rede und Antwort, die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" publiziert an diesem Mittwoch auf der ersten Seite ein langes Interview mit Erzbischof Angelo Becciu. Er ist als Substitut im Staatssekretariat etwas wie der „Innenminister" des Heiligen Stuhles. Ebenfalls am Mittwoch publizierte die römische Tageszeitung „Il Messaggero" ein Interview mit Vatikankardinal Angelo Comastri, der so wie Becciu Italiener ist. Ziel der vatikanischen Medieninitative ist es offenbar, die immer blumigeren Hypothesen italienischer und internationaler Medien über den Datenschwund in die Schranken zu weisen und die jeweils publizierbaren Fakten weiterzugeben, ohne andererseits den laufenden Ermittlungen vorzugreifen.

„Ich halte die Veröffentlichung der entwendeten Briefe für einen immoralischen Akt von unerhörter Schwere", sagte Erzbischof Becciu im „Osservatore". Dabei gehe es nicht bloß um die Verletzung der Privatsphäre des Papstes, sondern besonders auch jener Menschen, die sich vertraulich an ihn als Kirchenführer gewendet hätten, die also beispielsweise, ihrem Gewissen folgend, dem Papst ihre Anregungen und Proteste mitgeteilt hätten. „Wenn ein Katholik zum Papst spricht, ist er verpflichtet, sich zu öffnen wie vor Gott, auch weil ihm absolute Vertraulichkeit zugesichert ist", so Becciu wörtlich.

In vielen Zeitungs- und Internetartikeln ortete Becciu „eine grundlegende Scheinheiligkeit". Einerseits kritisiere man den absolutistischen Charakter der Regierung der Kirche, „andererseits erregt man sich darüber, dass Menschen, die dem Papst schreiben, ihre Ideen oder auch Klagen über die Art des Regierens" in der Kirche ausdrückten. Viele der vertraulichen Dokumente spiegelten nicht etwa Machtkämpfe oder Rachegelüste, sondern „genau jene Freiheit des Denkens", die die Kirche angeblich nicht zulasse. Im Vatikan verschiedene Ansichten zu haben, die auch deutlich voneinander abweichen können, sei „ziemlich normal": „Wir sind keine Mumien", so Becciu wörtlich. Gehorsam bedeute keineswegs, auf ein eigenes Urteil zu verzichten, sondern seine Sichtweise aufrichtig darzulegen, um sich dann nach der Entscheidung des Vorgesetzten zu richten. Das geschehe „nicht aus Berechnung, sondern aus Zugehörigkeit zur von Christus gewollten Kirche".

Gift, Grabenkämpfe, Verdächtigungen: ein solchese Klima erlebe er selbst im Vatikan nicht, fuhr Becciu fort. Dass dieses Bild vom Vatikan verbreitet sei, tue ihm leid. „Aber das muss uns zu denken geben und uns dazu bringen, ein Leben durchscheinen zu lassen, das mehr an der Frohen Botschaft ausgerichtet ist".

Nicht gelten ließ Becciu das Argument, die Veröffentlichung der Dokumente sollen nur für mehr Transparenz im Vatikan sorgen. Es könne keine „Erneuerung" geben, die das moralische Gesetz mit Füßen trete. „Das Ziel heiligt die Mittel, das ist kein christliches Prinzip", so der Erzbischof. Journalisten rief er dazu auf, „mutig auf Distanz zu gehen" zur „kriminellen" Initiative eines ihrer Kollegen. (rv)

Vatileaks: „Immer noch in der Untersuchungsphase“

Die formalen Ermittlungen gegen den inhaftierten päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele werden noch mindestens bis Ende der Woche dauern. Das hat Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Dienstag bei einem Pressebriefing vor Journalisten erklärt. Neben dem Kammerdiener seien im Zug der Ermittlungen „mehrere andere Personen" angehört worden, aber es gebe vorerst keine weiteren Verhaftungen.

„Im Zug der Vorerhebungen ist als Delikt schwerer Diebstahl formuliert worden. Es gab aber bisher keine Erhebungen über die Motivation, die Schwere des Delikts, die Absichten. Es handelt sich noch nicht einmal um einen regulären Strafprozess, geschweige denn ein Urteil. Wir sind immer noch in der Untersuchungsphase."

Gabriele habe sich in den sechs Jahren, die er als Kammerdiener des Papstes wirkte, immer korrekt verhalten, es habe niemals Anzeichen für gegenteiliges Verhalten gegeben, sagte Lombardi. Der unerlaubte Besitz der vertraulichen Dokumente – zu deren Art und Umfang Lombardi aufgrund des Prozessgeheimnisses keine Angaben machen wollte – sei andererseits „eine objektive Tatsache".

„Wir sind alle entsetzt. Man hätte sich eine solche Lage nicht leicht vorstellen können. Man muss ihm zuhören, was er zu sagen hat, und das wird ja eben getan. Deshalb ist es so wichtig, dass er seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit erklärt hat. Es handelt sich ja nicht um einen simplen Einbruchsdiebstahl."

Etliche der ins Kraut schießenden Spekulationen wies der Vatikansprecher in dem Briefing zurück, etwa, dass gegen fünf Kardinäle „ermittelt" würde. Die Affäre „Vatileaks" sei jedenfalls „eine Prüfung, eine schwere Prüfung für den Papst und die Kurie", so Pater Lombardi wörtlich. Jeder könne sehen, dass es sich „um schwerwiegende Dinge" handle, die auch nicht erst mit der Verhaftung des Kammerdieners begannen.

„Der Papst ist Zeuge einer Angelegenheit, die ihn von ganz nah betrifft; es ist eine schmerzliche Angelegenheit. Und es gibt den Wunsch, Klarheit zu schaffen, die Wahrheit zu finden. Das gilt nicht nur für die Verhaftung Paolos. Der Papst hat Mitte März die Kardinalskommission [zur Untersuchung des „Dokumentenschwundes“] eingesetzt, ein nicht alltäglicher Vorgang. Das heißt, der Papst war sich bewusst, dass es hier eine gründliche Aufklärung und Bewertung der Vorgänge brauchte. Sicher, die letzte Episode ist für ihn besonders leidvoll, weil sie eine ihm nahestehende und von ihm geschätzte Person betrifft."

Leiter der Kardinalskommission ist der spanische Opus Dei-Kardinal Julian Herranz, der früher den päpstlichen Rat für Gesetzestexte leitete, ein ausgewiesener Fachmann für Justizfragen also. Die Kardinäle setzten ihre Arbeit mit Anhörungen fort, sagte Lombardi; sie arbeiteten mit dem Vatikangericht, das die Ermittlungen führt, und mit der Gendarmerie zusammen, wenngleich sie andere Kompetenzen und Aufträge hätten. Ob eine Zusammenarbeit mit der italienischen Justiz nötig wird, weil auch nach italienischem Gesetz Straftaten vorliegen, werde der Verlauf der Ermittlungen zeigen. Lombardi stellte ein weiteres Pressebriefing für den morgigen Mittwoch in Aussicht. (rv)