PRO POPE FRANCIS: Unterstützer gegen kirchliche Papstkritiker

Unterstützer um Papst Franziskus haben jetzt eine Gegeninitiative ins Leben gerufen. Sie nennt sich „PRO POPE FRANCIS“ (PPF) und hat einen internationalen Hintergrund. Das von den Unterstützern unterzeichnete öffentliche Dokument hat folgenden Originaltext auf ihrer Website (PPF):

Hochgeschätzter Papst Franziskus!

Ihre Pastoralen Initiativen und deren theologische Begründung werden derzeit von einer Gruppe in der Kirche scharf attackiert. Mit diesem öffentlichen Brief bringen wir zum Ausdruck, dass wir für ihre mutige und theologisch wohl begründete Amtsführung dankbar sind.

Es ist Ihnen in kurzer Zeit gelungen, die Pastoralkultur der katholischen Kirche von ihrem jesuanischen Ursprung her zu reformieren. Die verwundeten Menschen, die verwundete Natur gehen Ihnen zu Herzen. Sie sehen die Kirche an den Rändern des Lebens, als Feldlazarett. Ihr Anliegen ist jeder einzelne von Gott geliebte Mensch. Das letzte Wort im Umgang mit den Menschen soll nicht ein legalistisch, sondern ein barmherzig interpretiertes Gesetz haben. Gott und seine Barmherzigkeit prägen die Pastoralkultur, die Sie der Kirche zumuten. Sie träumen von einer „Kirche als Mutter und Hirtin“. Diesen Ihren Traum teilen wir.

Wir bitten Sie, von diesem eingeschlagenen Weg nicht abzuweichen und sichern Ihnen unsere volle Unterstützung und unser stetes Gebet zu.

Die Unterzeichner“

Das kurze und leider wenig aussagekräftige Dokument zielt gegen die Papstkritiker der „Correctio filialis“. Scheinbar haben die Befürworter nicht so recht begriffen, das die Kritik gegen den Papst nicht nur aus den kirchlichen Kreisen kommt, sondern derzeit schon weit verbreitet unter den Gläubigen der ganzen Welt anzutreffen ist. Zudem sprechen die Unterzeichner von einer „in kurzer Zeit gelungenen Pastoralkultur in der katholischen Kirche“, Argumente liefern sie dafür jedoch keine. Das Dokument ist hastig schnell mit der heißen Nadel gestrickt und liefert kein einziges überzeugendes Argument gegen die Kritikinhalte der „Correctio filialis“.

Quelle: Radio Vatikan (Screenshot am 17. Oktober)

Das Radio Vatikan unter der Schlagzeile „Pro Pope Francis: Initiative zur Unterstützung des Papstes“ rasch diese Gegeninitiave verbreitet ist verständlich. Unverständlich ist aber, dass man es hier unterlassen hat vorher die aktuellen Fakten zu recherchieren. So liest man in dem Artikel:

„Initiatoren von „Pro Pope Francis“ sind die Theologen Paul Zulehner aus Wien und Thomas Halik aus Prag. Mit der Initiative stellen sich die Unterzeichner und Unterstützer gegen 62 Papstkritiker, die Franziskus in einer „Zurechtweisung“ Ende September aufgefordert haben, sich von „Irrlehren“ zu distanzieren.“

Mit Stand 17. Oktober hat „Correctio filialis“ nicht 62, sondern 245 Signatoris und bei den angeführten Initiatoren weiß vielleicht Radio Vatikan mehr als die offizielle Website, denn hier wird nur der emerit. UnivProf. Dr. Dr. Paul M. Zulehner im Impressum genannt.

Festzustellen bleibt, PPF ist eine bedauernswerte Initiative für „Amoris laetitia“ und den Papst. Die Kritiker wird PPF eher lächeln lassen und zum überfälligen Dialog zu „Amoris laetitia“ trägt sie nichts bei. (vh)

Invasion und kulturelle Bereicherung: Verwirrung um Papstworte

Bernd Hagenkord„Arabische Invasion”. Mehr braucht es nicht, um mal wieder einen Papst-Satz durch die Medien zu treiben. Mehr wird auch über die Unterredung vom vergangenen Samstag gar nicht berichtet, dabei ist der Artikel in der Zeitschrift La Vie umgerechnet mehrere Seiten lang. Nur die eine Formulierung und alle wundern sich wieder. Ceterum censeo: man muss den Papst in der Sprechsituation und im Zusammenhang hören oder lesen, seine Sätze funktionieren als Kommunikation mit den Menschen, die vor ihm stehen oder sitzen, nicht als allgemeingültige Aussagen für alle Menschen immer und überall, schon gar nicht wenn es nur einige Worte sind, die heraus genommen werden. Pater Hagenkord hat genauer nachgelesen. (rv)

Mexiko: „Der Papst ist in seinem Element“

Gudrun SailerUnsere Kollegin Gudrun Sailer ist in Mexiko und beobachtet Papst Franziskus auf Schritt und Tritt. Wir wollten von ihr wissen: Wie schlägt sich der Papst?

„Franziskus ist in seinem Element, und das Land ist es auch im Moment des Papstbesuchs. Dabei spart der Papst nicht an klaren Worten, wie er es auch angekündigt hatte. Das ist keine Kuschelkirche, die sich mit den Gegebenheiten arrangiert, die der Papst da mit seinen Worten und Gesten fördern würde. Die Rede an den mexikanischen Episkopat war sehr deutlich: Setzt nicht auf die ‚Pferde und Streitwagen‘ der heutigen Pharaonen, sagte er den Bischöfen, das heißt: haltet euch nicht an die Machthaber, sondern an die Armen; er bat sie auch, transparent zu sein, die Missstände im Land wie Drogenkriminalität und Gewalt mutig, offen und konkret zu benennen und den Migranten zu helfen, denn Mexiko ist ein gewaltiges Durchzugsland der inneramerikanischen Migration, und nicht immer haben Priester, Bischöfe, Laien, Ordensleute für diese Ärmsten der Armen alles getan, was sie tun könnten. Manche Bischöfe haben diese Ansprache denn auch nicht sehr goutiert, war zu erfahren, was wohl zugleich heißt, der Papst hat ins Schwarze getroffen.“

Wie lief es für den Papst bei der Jungfrau von Guadalupe?

„Die „Morenita“ ist das religiöse Wahrzeichen nicht nur Mexikos, sondern ganz Lateinamerikas. Deshalb hat diese Papstreise mit dem Besuch an diesem größten katholischen Wallfahrtsort der Welt eigentlich erst richtig begonnen. Franziskus wirkte recht müde dort, aber es war ihm auch anzusehen, dass es für ihn persönlich ein großer Moment seines Pontifikates ist, allein für fast eine halbe Stunde vor diesem Gnadenbild beten und Kraft schöpfen zu können. Mit der Marienerscheinung von Guadalupe hat ja gewissermaßen das Christentum in Lateinamerika begonnen, dem Kontinent, der heute mit Abstand die meisten Christen aufweist. Und die Muttergottes von Guadalupe steht für das Zugehen auf die Indigenen und die Armen und Bedrängten. Seine Botschaft an die Gläubigen Mexikos von diesem nationalen Heiligtum aus hat der Papst genau kalibriert. Das war sehr schön: Wie klein und ungenügend und ungebildet auch immer ihr euch fühlen mögt, ihr seid gerufen, heute ein neues Heiligtum zu bauen, ein Heiligtum des Lebens, von dem niemand ausgeschlossen ist.“

Warum sollte der Papst unbedingt eine Messe im unbekannten Ecatepec feiern?

„Das ist einer der ärmsten Stadtteile im Riesen-Ballungsraum von Mexiko-Stadt und eine der größten Gemeinden in ganz Mexiko. Als der Papst da durchfuhr auf den frisch nachgezeichneten Straßen, im Papamobil, konnte man das nicht sehen, aber dort herrscht wirkliche Armut, einige Gegenden in Ecatepec haben nicht einmal Fließwasser. Wer immer kann, geht weg von da. Es ist kein Zufall, dass der Papst gerade dort die Mexikaner dazu aufgerufen hat, ein Mexiko zu errichten, aus dem keiner mehr aus Not und Verzweiflung weggehen muss. Wo keiner mehr ausgebeutet wird, wo keiner mehr Kinder beweinen muss, die im Drogenkrieg gestorben sind.“

Der Papst kann in Mexiko seine Muttersprache Spanisch sprechen. Merkt man das?

„Erstaunlicherweise ist er bisher – bis einschließlich dem Besuch im Kinderkrankenhaus – so gut wie gar nicht von den vorbereiteten Texten abgewichen. Das überrascht uns hier alle ein wenig. Vielleicht hängt es mit der Müdigkeit zusammen, die dem Papst momenteweise anzusehen ist. Aber man sieht dennoch, dass er in seinem Element ist. Jede Müdigkeit ist wie weggewischt, wenn er normale Leute sieht. Vor der Nuntiatur sind jedesmal Dutzende, wenn nicht hunderte Menschen, die auf ihn warten, das hat sich herumgesprochen, es kommen jedesmal mehr. Menschen mit Behinderung sind immer in der ersten Reihe, und die herzt und umarmt er mit Inbrunst und spricht mit ihnen. Da merkt man: Ja, das ist Spanisch zu Spanisch, Herz zu Herz.“ (rv)

85 Jahre alt und stets up-to-date: Radio Vatikan

Radio Vatikan„Hört zu, ihr Himmel, ich will reden, die Erde lausche meinen Worten! Merkt auf, ihr Völker in der Ferne“: mit diesen auf Latein ausgesprochenen Worten wendete Papst Pius XI. sich am 12. Februar 1931 um 16.49 Uhr erstmals über Radio Vatikan an die Menschheit. Die Station wurde durch den Pionier der Radioübertragungstechnik Guglielmo Marconi gebaut. Seitdem sind 85 Jahre vergangen, und Radio Vatikan hat vielfältige Entwicklungen durchgemacht.

Heute ist Radio Vatikan in der Tat multimedial aufgestellt und auf allen fünf Kontinenten in mehr als 30 Sprachen empfangbar. Der päpstliche Sender beschränkt sich nicht nur auf Hörprogramme, sondern übermittelt seine Nachrichten auch auf den Internetseiten der einzelnen Redaktionen, per App, Twitter und Youtube, auf Facebook und in seinem elektronischem Newsletter. Dabei nimmt er nicht nur die Termine und Initiativen des Papstes in den Blick, sondern berichtet auch über weltkirchliche und kulturelle Belange und liefert Direktübertragungen der wichtigsten Papstmessen, Events und Reisen mit Kommentar in mehreren Sprachen. Die deutsche Redaktion ist bei all diesen Aktivitäten ganz vorne mit dabei – auf unserer Homepage finden Sie alle Informationen zu Liveübertragungen, Newsletterbestellung und Radio Vatikan-App.

An die „Ränder” gehen

Über die Jahrzehnte hat der vatikanische Sender stets seine Mission als „Stimme des Papstes und der Kirche im Dialog mit der Welt” beherzigt. Dabei verlor er insbesondere die existentiellen und geographischen Peripherien, die Papst Franziskus so sehr am Herzen liegen, nicht aus den Augen. Eine wichtige Rolle hat der Sender beispielsweise während des Zweiten Weltkrieges gespielt, als er als einer der wenigen universal empfangbaren Sender Vermisstenmeldungen übertrug.

Diese elementare Funktion eines Radiosenders mag in unseren Breitengraden und insbesondere bei der jüngeren Generation nicht die erste Assoziation sein – doch wie aktuell sie auch heute noch ist, zeigt die Wahl des Mottos zum Welttag des Radios, der am 13. Februar 2016 begangen wird: „Das Radio in Zeiten von Notlagen und Katastrophen”.

„Zwischen den Ruinen und angesichts einer Notsituation ist das Radio oftmals das erste Medium zur Lebensrettung“, erklärte denn auch Irina Bukova, Generaldirektorin der Unesco, in einer Mitteilung anlässlich des diesjährigen fünften Welttag des Radios. Denn, so die Mitteilung weiter, „seine Reichweite bringt unvergleichliche Vorteile mit sich, und oftmals gelingt es ihm, Nachrichten schneller und besser als andere Massenmedien zu übertragen, und somit Leben zu retten. Nähe, Einfachheit und geringe Kosten machen das Radio zu einem Instrument, das das Leben in der Gemeinschaft erleichtert und die sozialen Bindungen verstärkt, indem es beispielsweise getrennten Familien die Wiederzusammenführung erleichtert.“

Technik up-to-date: 2011, Vatican TIC

Im Jahr 2011, anlässlich seines 80. Geburtstages, hat Radio Vatikan ein neues Instrument mit neuester Technik eingeführt: den Vatican TIC (Akronym für Tagged Information Code, aber auch eine lautmalerische Umschreibung für die Uhr, nach der die Aktivitäten des Papstes geplant sind). Mit diesem einfachen System, das auf der Internetseite abrufbar ist, kann man per Klick auf einen Kalender sämtliche Informationen einholen, die mit einem bestimmten Papstevent verbunden sind; und das auf verschiedene Art und Weise: per Lesetext, Audio oder Video. Insbesondere die Direktübertragungen von Events oder Papstmessen sind so einfach und unkompliziert mitzuverfolgen.

2012: Internet übernimmt die Funktion der Mittel- und Kurzwellenübertragungen

Da Internet in den meisten Teilen Europas und Nordamerikas nunmehr das Hauptmedium für Radioübertragungen, und somit auch für die Hörer von RV, geworden ist, wird der Sendebetrieb für diese Gegenden zum 1. Juli 2012 komplett auf die digitale Übertragung umgestellt.

2014: Neuer Internetauftritt

Im Jahr 2014 geht die neue Interseite www.radiovaticana.va online. Graphisch und inhaltlich komplett neu aufgestellt, soll die Interaktion mit Social Media und die Konsultation via Web einfacher und benutzerfreundlicher werden. Die Modalitäten der Übertragung sind vielfältig, Hertzfrequenzen, Dab und Dab+, Satellit (Direktübertragung und vorproduzierte Programme), Internet (Webseite, webcasting von Audio und Videoübertragungen live und on demand), Newsletter in 10 Sprachen (täglich, wöchentlich oder monatlich je nach Sprache), Podcast (aller Programme in allen Sprachen), App, VaticanPlayer. Als Mitglied der EBU (European Broadcasting Union) ist Radio Vatikan auch im Zentrum eines dichten Netzes von kirchlichen und öffentlich-rechtlichen Informationsdienstleistern.

2015: RV spricht koreanisch. Die Präsenz in den Social Networks wird verstärkt

Seit Oktober 2015 verfügt RV auch über eine koreanische Website, womit die Anzahl der von RV abgedeckten Sprachen, unter Verwendung von 13 verschiedenen Alphabeten, auf 39 steigt (35 plus 4 online verfügbar). RV ist nun auch auf den wichtigsten Social Networks vertreten: Facebook (20 Accounts in verschiedenen Sprachen), Youtube/Vatican (12 Sprachkanäle, plus ein Kanal Radiovaticanavideo für eigene Videoproduktionen), Twitter (6 Accounts in ebenso vielen Sprachen), Google+, plus Instrumente für chinesische User wie Weibo, QQ und Youku. Nicht zu vergessen auch die App, erhältlich im App Store für iOs, Android und Windows Mobile, die mehrmals täglich upgedatet wird und die Top News aus den verschiedenen Sprachredaktionen bereitstellt.

Das Kommunikationssekretariat

Im Jahr 2015 gab es noch eine weitere Neuerung: Die Schaffung des Kommunikationssekretariats durch Papst Franziskus. Die neue Einrichtung, in der die verschiedenen Kommunikationskanäle des Vatikan zusammen geführt werden sollen, wurde per Motu Proprio vom 27. Juni 2015 gegründet und hat seinen Sitz im Hauptgebäude von Radio Vatikan gegenüber der Engelsburg, dem so genannten Palazzo Pio. Die vatikanischen Kommunikationsstrukturen sollten, so der Papst in seinem Schreiben, dem modernen Kontext angepasst, vereinheitlicht und dementsprechend neu aufgesetzt werden. Insbesondere die Entwicklung der neuen Medien sei ein Faktor, den es zu bedenken gebe. „Aus diesen Gründen“, unterstreicht der Papst, „habe ich beschlossen, dass alle Büros, die sich bislang auf verschiedene Weise um die Kommunikation gekümmert haben, in einem neuen Dikasterium der römischen Kurie zusammengeführt werden, das Kommunikationssekretariat heißen wird. Auf diese Weise wird das Kommunikationssystem des Heiligen Stuhls immer besser den Anforderungen der kirchlichen Mission gerecht werden.“ Dies ist nun also die neue Herausforderung, der sich Radio Vatikan in den kommenden Monaten und Jahren stellen wird. (rv)

Wunsch der Männerorden: Auch Laienbrüder als Äbte und Obere

Gudrun SailerDie katholischen Männerorden wünschen sich, dass zukünftig auch Laienbrüder in die höchsten Ämter ihrer Orden zugelassen werden können. Papst Franziskus ist offen für diese Neuerung, sagte im Gespräch mit Radio Vatikan Pater Mauro Jöhri, seines Zeichens Generalminister des Kapuzinerordens; der aus der Schweiz stammende Ordensmann ist zugleich Präsident der weltweiten Union der Generaloberen. Dieses Anliegen trug Jöhri gemeinsam mit dem Jesuitengeneral Adolfo Nicolas Pachon vor einigen Wochen dem Papst in einer Privataudienz vor.

„Es ging unter anderem um die Frage, die nicht nur für uns Kapuziner und Franziskaner, sondern auch für die Benediktiner oder die Salesianer eine zentrale Frage ist, nämlich: dass alle Mitglieder unserer Ordensgemeinschaften, ob Priester oder nicht Priester, Zugang haben zu allen Ämtern im Orden. Sodass zum Beispiel ein Bruder, der Laie ist, also nicht (zum Priester) geweiht, aber volles Mitglied der Ordensgemeinschaft, auch Provinzial oder Abt werden kann. Bisher waren diese Dienste nur den Priestern vorbehalten. Wir meinen, aufgrund unserer Tradition, wenn man vor allem das geweihte Leben in den Mittelpunkt stellt, dass so etwas möglich werden müsste. Das Kirchenrecht muss dazu an, glaube ich, zwei Stellen abgeändert werden, und das kann nur der Papst. Franziskus ist demgegenüber nicht abgeneigt, mit ihm lässt sich darüber sprechen. Jetzt wollen wir entsprechend innerhalb unserer Vereinigung die Kommission für Kirchenrecht einsetzen, damit wir auch die Unterlagen erarbeiten, um die Sache voranzubringen. Das haben wir mit dem Papst besprochen, er hat das gut geheißen.“

RV: Nur Priester können heute Männerorden und -Klöster leiten – war das historisch betrachtet auch so?

„Nein, historisch betrachtet ist das Ordensleben als Bewegung von Laien entstanden. Vor allem auch das Mönchtum. Es gab nur wenige Priester, damit die Mönche die Eucharistiefeiern hatten. Und bei Franz von Assisi war es so, dass die ersten Brüder Laien waren. Dann haben sich auch ein paar Priester gemeldet und er hat sie aufgenommen, sodass unsere Ordensgemeinschaft am Anfang aus Laien und Priestern bestand. Und in der Regel des heiligen Franziskus, die heute noch unsere Regel ist, heißt es im 7. Kapitel: wenn einer gesündigt hat, soll er zu seinem Oberen gehen. Und wenn dieser Priester ist, soll er ihm die Absolution erteilen; ist er nicht Priester, soll er ihn zu einem Priester schicken. Das heißt, zur Zeit des Franz von Assisi war das möglich. Wir Franziskaner bitten einfach darum, dass man uns die Möglichkeit gibt, das Charisma von Franziskus auch heute noch zu leben.“

RV: Dennoch ist dieses Anliegen heute breiter, es verbindet viele Männerorden. Warum?

„Ja, andere Ordensgemeinschaften wünschen sich dasselbe, zum Teil aus folgendem Grund: es besteht die Gefahr, vor allem in der südlichen Hemisphäre, dass sehr viele in die Orden eintreten mit dem einzigen Ziel, Priester zu werden, so dass das geweihte Leben irgendwie in den Hintergrund tritt. Und dann sind es Priester mit einer braunen Kutte (aber eben vorrangig Priester). Es sind nicht zuerst Kapuziner. Es geht darum, dass im geweihten Leben die Identität des Ordensmannes wieder in den Mittelpunkt kommt.“

RV: Das Jahr des geweihten Lebens geht an diesem Dienstag zu Ende. Wie sieht Ihre Bilanz aus?

„Meine Bilanz ist erfreulich! Für mich war vor allem wichtig, dass die Kirche sich bewusst wird – das war nicht nur eine Frage der Orden – es war ein Jahr für die Kirche, für die Gemeinden, die Diözesen, und dass in den Diözesen bewusst wird, dass die Ordensleute da sind und was sie für die Kirche bedeuten, nicht nur indem sie gewisse Dienste ausüben, sondern das geweihte Leben als solches. Der Papst sagt aufgrund des II. Vatikanischen Konzils, dass die Kirche über hierarchische und charismatische Gaben verfügt, und ich glaube, dass wir Ordensleute zu den charismatischen Gaben der Kirche gehören, und dass die Kirche sich darüber bewusst ist und bleibt, uns schätzt und uns entsprechend einsetzt.“

RV: In wenigen Tagen werden Reliquien der Kapuziner Pater Pio und Pater Leopold Mandic nach Rom überstellt, wo sie zur Verehrung im Petersdom ausgestellt werden. Der Glassarg mit dem Leichnam Pater Pios hat noch nie seinen angestammten Ort in San Giovanni Rotondo in Apulien verlassen. Von wem stammte denn diese Idee?

„Diese Idee stammt vom Papst. Es war Papst Franziskus selbst, der darum gebeten hat, wir sollten diese Reliquien für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit nach Rom bringen. Wichtig ist zu wissen, dass diese beiden Mitbrüder wirklich im Beichtstuhl heilig geworden sind, das waren Spender der Barmherzigkeit. Padre Pio ist bekannter als Pater Leopold, der aus Montenegro stammte, er war Mitglied der Provinz Venedig, ein ganz kleiner Mann, der kaum sprechen konnte, er konnte nicht predigen, dafür hat er gut zuhören können und hat sein ganzes Leben im Beichtstuhl verbracht. Es gab Bischöfe, die ihren Priestern fast verboten haben, zu ihm zur Beichte zu gehen, weil sie sagten, er sei viel zu barmherzig! Ich glaube, Papst Franziskus kennt diese Gestalt gerade deshalb, weil eine große Nähe zu ihn besteht. Franziskus stellt ja die Barmherzigkeit in die Mitte der Botschaft, wir haben viel zu lange über Moral gesprochen, und die Beichte war belastet mit Angst und mit Kontrolle der Seelen. Und jetzt soll wirklich die Barmherzigkeit die Mitte des Evangeliums sein. Darum holt der Papst solche Gestalten, die so etwas verkörpert haben.“

RV: Warum ist Pater Pio der bekannteste Heilige Italiens der Neuzeit? Weil er die Wundmale Christi trug?

„Natürlich, er war auch als Stigmatisierter gekennzeichnet. Er selbst wünschte sich, dass die Wundmale verschwinden, er war bereit, das Leiden zu tragen, aber er wollte nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Wir wissen, dass er manchmal auch gewisse Beichtkinder weggeschickt hat, weil er gesehen hat, dass sie nicht ganz ehrlich waren, bis sie ein nächstes Mal kamen. Er hatte Gaben, die andere nicht hatten. Und das ist glaube ich der Grund, warum Papst Franziskus uns gefragt hat. Ich habe dann gesagt, gut, der Papst wünscht, dass wir ihm für zehn Tage die Reliquien bringen, aber vielleicht darf ich auch um etwas bitten? Ich habe gebeten um eine Eucharistiefeier (gefeiert vom Papst) mit meinen Mitbrüdern. Und am 9. Februar werden ungefähr 8000 Kapuziner in Rom sein, um morgens mit Franziskus eine Messe zu feiern.“

RV: Das ist viel, denn Ihr Orden hat 11.000 Brüder, nicht?

„Ja, unser Orden hat noch über 10.000 Mitbrüder, 2.000 davon leben immer noch in Italien, der größte Teil ist noch in Europa, aber mehr als die Hälfte lebt jetzt außerhalb Europas. Aber wissen Sie, einen Gottesdienst mit dem Papst zu feiern – ein Papst, ein Jesuit, der jetzt Franziskus heißt, das ist für uns ein Ereignis, und darum machen sich die Brüder auf die Beine nach Rom für dieses Ereignis.“

RV: Bruder Mauro, Sie waren bei der Familien-Bischofssynode von 2014 anwesend, bei jener von 2015 mussten Sie aufgrund vieler anderer Verpflichtungen Ihre Teilnahme absagen. Nun war 2015 unter den gewählten männlichen Ordensvertretern ein Laienbruder, der – das war ein Novum – vom Synodensekretariat das Stimmrecht erhielt, also Synodenvater war, obwohl er nicht Priester ist. Die drei Ordensfrauen bei der Synode hingegen nahmen ohne Stimmrecht teil. Die Ordensmänner wollten sich dann nach dieser Erfahrung dafür verwenden, dass Ordensfrauen bei Synoden in Zukunft stimmen dürfen. Wie steht es mit diesem Vorhaben?

„Wir haben während der letzten Generalversammlung im November darüber gesprochen. Und dann haben wir uns Gedanken gemacht über die Zukunft der Synode und uns gefragt: Wenn es eine Bischofssynode ist, ist es sinnvoll, dass auch Ordensleute und Ordensschwestern hinzukommen? Dann ist es nicht mehr die Bischofssynode. Ich glaube, wenn man davon ausgeht, dass die Kirche aus hierarchischen und charismatischen Gaben besteht, soll durchaus die Bischofssynode Bischofssynode bleiben, aber dann sollten die Bischöfe auch ein Gegenüber haben, mit dem sie ins Gespräch kommen, und das könnte das ganze Volk Gottes sein. Wir als Ordensleute würden uns eher, glaube ich, beim Volk Gottes einreihen, also bei den Laien, und dort ein Gremium schaffen, wo Ordensfrauen und Ordensmänner und Bewegungen und alle anderen eine Möglichkeit haben, diesen gemeinsamen Weg zu gehen – Synode heißt ja miteinander unterwegs sein mit verschiedenen Aufgaben – sodass die communio in der Kirche voll bewahrt wird und zum Ausdruck kommt. In diesem Sinn haben wir auch als Vereinigung den Vorschlag eingebracht, die nächste Synode soll über die Synodalität der Kirche arbeiten und dieses Thema vertiefen und die entsprechenden Strukturen ins Leben rufen. Das ist unsere Antwort. Die andere Antwort, uns einfach dafür stark zu machen, dass die Ordensfrauen in der Synode ein Stimmrecht bekommen, wird wahrscheinlich kaum erreichbar sein, und vielleicht ist es nicht erwünscht, sondern es ist eher erwünscht, die Sache zu erweitern – von der Überlegung her.“

RV: Papst Franziskus ist seit bald drei Jahren im Amt. Was ist neu geworden mit ihm?

„Als ich vernommen habe, dass ein Jesuit zum Papst gewählt wurde und dass er den Namen Franziskus gewählt hat, musste ich weinen… Es gab eine Zeit nach dem Konzil, wo die geistlichen Bewegungen sehr hoch gehalten worden sind, teils zu Recht, aber man sagte, die Bewegungen lösen jetzt das Ordensleben ab. Das ist nicht der Fall. Und ich glaube, bei Papst Franziskus werden gewisse Gleichgewichte wieder geschaffen. Ordensleute sind wichtig, Bewegungen sind wichtig, die Aufgaben sind etwas verschieden, aber es gibt Platz für beide und für alle in der Kirche. Was mich am meisten freut an Papst Franziskus ist sein Stil."

RV: Und das bedeutet konkret für Sie?

„Seine Volksnähe, die unmittelbare Sprache, die Gebärden und Gesten, die er spontan setzt, wie er unter die Leute geht… Würde es ihm die Sicherheit ermöglichen, dann würde er wahrscheinlich abends in die römischen Armenviertel gehen und den Leuten begegnen. Als ich ihn mit Pater Nicolas traf, haben wir auch die Situation in Bangui, Zentralafrika, erwähnt, wo er praktisch schutzlos unter die Leute ging, und wie er das Heilige Tor in der Kathedrale eröffnet hat. Und er sagte zu uns: Wisst ihr, die Leute, auch Politiker, haben gesagt, Sie haben unserem Volk die Würde zurückgegeben, dadurch, dass Sie so zu uns gekommen sind, wie um zu sagen: Man kann diesen Leuten trauen.“ Und das ist das Neue und Schöne an Papst Franziskus, dass auch Leute außerhalb der Kirche und solche, die nicht mehr kirchlich angebunden sind, seine Autorität, seine natürliche Autorität schätzen. Und wenn man ihm begegnet, dann spürt man, dass er ein freier Mensch ist. Dass er die Struktur vereinfachen möchte, die Struktur auch im Vatikan, das bereitet vielen Leuten, glaube ich, schlaflose Nächte. Aber das ist sein gutes Recht und auch von vielen Seiten erwünscht.“

RV: Was soll dem Papst noch glücken in seiner Amtszeit?

„Ich wünsche mir, dass er diese Reform des Vatikans, der Strukturen, dass ihm das glückt. Ich würde mir wünschen, dass vor allem auf der Ebene der Ökumene mehr glückt. Jetzt steht ja das 500 Jahres-Reformationsgedenken vor uns. Luther wollte nicht eine eigene Kirche gründen, sondern die Kirche seiner Zeit erneuern. Und dann ist es so weit gekommen, weil das Gespräch abgebrochen wurde. Ich wünsche mir, dass auf dieser Ebene einiges geschieht. Als der Papst hier in Rom bei den Lutheranern war, hat er betont, dass aufgrund der gemeinsamen Taufe vieles möglich ist. Ich glaube es auch: da ist vieles möglich, dass bald Interkommunion möglich sei. Ich denke an die vielen gemischten Ehepaare, dass diese offen zur Eucharistie oder zum Abendmahl gehen können. Ich erhoffe mir, dass solche Dinge auch gelingen.“

Das Gespräch führte Gudrun Sailer. (rv)

Radio Vatikan erstmals in weißrussischem Radio

Radio VaticanaVon diesem Montag an überträgt der weißrussische Radiosender „Radio Racja“ täglich das weißrussische Programm von Radio Vatikan. Der nicht-religiöse Sender sendet von Polen aus für die weißrussische Minderheit im Land, wird aber auch im Westen von Weißrussland und Litauen gehört. Das Programm von Radio Racja widmet sich vorwiegend politischen, sozialen und kulturellen Themen. Es ist das erste Mal in der 66-jährigen Geschichte des weißrussischen Programms von Radio Vatikan, dass es täglich und in vollem Umfang von einem anderen Radiosender übertragen wird. (rv)

Vatikan: Theologen sind am Arbeitsmarkt gefragt

Radio VaticanaTheologen braucht es in allen Bereichen. Sogar dort, wo es niemand vermuten würde. Das sagte der Untersekretär der Bildungskongregation, Pater Friedrich Bechina im Gespräch mit Radio Vatikan über die Bedeutung der Geisteswissenschaften und vor allem der Theologie an den Universitäten. Papst Franziskus ist das Thema Bildung ein großes Anliegen. Das hat er einmal mehr bei einem Bildungskongress unterstrichen, den der Vatikan im Dezember veranstaltet hat. Bechina führt diesen Fokus des Papstes vor allem auf seine jesuitische Spiritualität und Identität zurück. Eine fundierte geisteswissenschaftliche Ausbildung, wie es auch die Theologie bieten kann, sei heute sehr gefragt, betonte Bechina: „Wir brauchen Menschen, die bildungsfähig sind, die kritisches Denken, Teamfähigkeit und andere dieser Kompetenzen entwickelt haben, und die bekommt man sicher mehr gerade in der „liberal arts education“, deswegen sind wir durchaus mit unseren kirchlichen und katholischen Universitäten, die normalerweise großen Schwerpunkt auf diese Bereiche legen, im Trend.“

Ein theologisches Studium kann an staatlichen oder kirchlichen Universitäten absolviert werden. Für Bechina braucht es dabei ein gutes Gleichgewicht: „Es hat einen Wert, wenn die Kirche an den staatlichen Universitäten präsent ist, aber es braucht auch immer wieder das Gegengewicht. Wenn die Kirche ganz isoliert ist, dann ist die Gefahr, dass sie privatisiert oder in fundamentalistische/einseitige Sichtweisen gerät. Dadurch ist auch Herausforderung für die Kirche, in einer staatlichen Universität zu sein, sehr wichtig, um auch immer wieder kritische Selbstreflexion zu pflegen. Auf der anderen Seite wäre es schlimm, wenn man ganz abhängig würde. Ich glaube, das System, wie wir es in Deutschland und Österreich haben, dass es beides gibt, ist gegenseitig bereichernd und wertvoll und ist auch ein Schutz für beide. Ich denke, dass auch staatliche theologische Fakultäten langfristig besser bestehen, wenn es auch kirchliche gibt, und umgekehrt, weil dadurch auch eine natürliche Konkurrenz entsteht, die durchaus fruchtbar sein kann.“

Bechina warf auch einen Blick in die Praxis: In den Vereinigten Staaten haben Wirtschaftsexperten ihr Bachelorstudium häufig in einem geisteswissenschaftlichen Fach abgeschlossen. Sie haben dann bessere Chancen am Arbeitsmarkt und werden von den Arbeitgebern als insgesamt kompetenter wahrgenommen. Bechina berichtete von einem Gespräch im Vorfeld der Bologna-Ministerkonferenz, wo es um die Weiterentwicklung eines gemeinsamen Europäischen Hochschulraums ging: „Die Vertreter der Industriellenvereinigungen von Europa, Arbeitgeberverbände, in dem Fall eine Vertreterin aus Deutschland hat gemeint, die großen und führenden Unternehmen sagen, dass ihnen mehr und mehr breit Gebildete, oft auch humanistisch Gebildete, langfristig lieber sind. Diese sind langfristig besser einsetzbar, besser entwickelbar als jemand, der ganz spezifisch auf einen Beruf technisch ausgebildet ist.“

Geisteswissenschaftler sind also umfassender einsetzbar, weil sie in ihren Studien Kompetenzen erwerben, die in allen Bereichen nützlich sind. Bechina weiß auch, warum gerade ein Theologe am Arbeitsmarkt sehr gefragt ist: „In interdisziplinären Forschungsgruppen ist es nicht nur moderner Trend, einen Theologen dazu zu nehmen, weil, wie man auf Englisch sagt, „he thinks out of the box“. Der Theologe geht oft Probleme von einem ganz anderen Blickwinkel an, mit einer anderen Methode. Theologie ist ja auch eine interdisziplinäre Fächerkombination, wenn man denkt von Exegese über Kirchenrecht bis hin zu philosophischen oder systematischen Fächern, oder auch praktisch Fächern, das heißt das Theologiestudium selber erzieht zu Interdisziplinarität und qualifiziert demnach auch zu interdisziplinärer Forschung.“ (rv)

Aus der Aula: Wer berät die päpstliche Reform der Synode?

Bernd HagenkordEin neuer Synodenrat wird gewählt: Nachdem an diesem Mittwoch die Kleingruppen ihre Ergebnisse vorgestellt haben, geht es in eine erste Wahlrunde. In der angespannten Atmosphäre ging das fast unter, aber es ist ein fester Bestandteil des Verfahrens: Jede Versammlung der Bischofssynode wählt einen „Rat des Generalsekretariates der Synode", der bis zur nächsten Versammlung im Amt ist. Er hat jeweils drei Mitglieder aus Afrika, Europa, den beiden Amerikas und Asien/Ozeanien. Dazu kommen noch weitere drei, die von Papst Franziskus ernannt werden, so sieht es die Ordnung vor.

Der Rat bekommt in der Regel wenig Aufmerksamkeit. Dabei hat er besondere Bedeutung, immerhin hat der Papst mit seiner Rede am vergangenen Samstag sein Projekt einer Aufwertung der Synode, ja der Synodalität der gesamten Kirche betont, ohne die Autorität des Papstamtes zu schwächen. Was das heißen kann, oder vielmehr: wie man so etwas organisieren kann, das wird unter anderem die Aufgabe dieses Rates werden.

Wer gewählt wird, entscheidet sich am Freitag in der zweiten Runde. Die Synodenväter treffen aber auch hier, in dieser eher am Rande wahrgenommenen Wahl, Entscheidungen über die Zukunft dieser Versammlung.

Aus der Synodenaula Pater Bernd Hagenkord. (rv)

Spanien: Auszeichnung für Radio Vatikan

Radio VaticanaRadio Vatikan ist mit dem „Internationalen Preis der spanischen Radioakademie" ausgezeichnet worden. Radiodirektor Pater Federico Lombardi erinnerte in einer Videobotschaft an die über achtzigjährige Geschichte des Papstsenders. Zwar sei natürlich die religiöse Berichterstattung ein Schwerpunkt des Radios, doch immer schon habe man sich auch anderen Themen gewidment wie dem Frieden, den Menschenrechten und dem Dialog der Religionen und der christlichen Konfessionen. In dem Zusammenhang erinnerte er an die Vermisstenmeldungen, die während des Zweiten Weltkriegs abegsetzt wurden. Lombardi würdigte die Auszeichnung als Ansporn, auch heute noch die „Peripherien" des Lebens besonders im Blick zu halten und sich den Herausforderungen der neuen Technologien zu stellen. (rv)

Der neue vatikanische Außenminister im Gespräch mit uns

Radio VatikanErzbischof Paul Gallagher wird der erste vatikanische „Außenminister“ englischer Muttersprache. Franziskus hatte den aus Liverpool stammenden Geistlichen jüngst zum neuen Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten am päpstlichen Staatssekretariat ernannt; Gallagher folgt in diesem Amt auf Erzbischof Dominique Mamberti, der wie die meisten seiner Vorgänger aus Frankreich stammte. Erzbischof Gallagher ist 60 Jahre alt und ein erfahrener Diplomat, der zuletzt die Nuntiatur in Sydney leitete. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Gallagher, er trete seine neue Aufgabe in Rom mit großem Respekt an.

„Doch alles, was wir in der Kirche tun, tun wir in einem Geist des Vertrauens. Meine Aufgabe ist es im Wesentlichen, eng mit dem Kardinalstaatssekretär zusammenzuarbeiten, um die Arbeit der diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhles auf der ganzen Welt zu koordinieren, die sich mit den jeweiligen Regierungen austauschen. Das ist ja, wozu der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen unterhält. Da geht es darum, die Lage der Ortskirchen und die jeweiligen Gesellschaften zu verstehen, auch die großen Zusammenhänge des Weltgeschehens, sodass wir den Heiligen Vater unterstützen können in seinen Entscheidungen. Auch, um die Arbeit der Weltkirche weiterzuführen, die Evangelisierung ist, daneben auch (mit Blick auf die, Anm.) Menschenrechte und Entwicklung der Völker.“

Wie wichtig ist es, diese Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den Regierungen aufrechtzuerhalten? Der Heilige Stuhl vertritt schließlich eine Religion, wozu braucht es da Kontakte zur Politik?

„Das ist eine geschichtliche Frage. Der Heilige Stuhl hatte im Laufe der Geschichte immer eine Anerkennung von Seiten von Nationen und Kaiserreichen. Die Päpste haben gewissermaßen darauf gebaut. Das 19. Jahrhundert brachte das Ende des Kirchenstaates, aber obwohl die Päpste kein Territorium mehr hatten, war ihr Einfluss weiterhin erwünscht. So hat die Kirche vor allem im 20. Jahrhundert einen positiven Einfluss auf den Lauf der Geschichte ausgeübt. Wenn man heute als päpstlicher Diplomat in der Welt herumkommt, so treten – das ist meine Erfahrung – wenig Feindseligkeiten gegen den Heiligen Stuhl auf. Eher wird der Wert darin gesehen. Wir arbeiten so, dass wir einen Beitrag bringen wollen, der in unserem Glauben verwurzelt ist, aber auch in der Erfahrung und Geschichte der Kirche.“

Sie haben in allen fünf Kontinenten gearbeitet. Welche Erfahrungen bringen Sie nach Rom mit, was hat Sie am meisten inspiriert?

„Ich war immer inspiriert von vielen Nuntien, denn viele erbringen wirklich große Opfer. Viele meiner Vorgänger in Australien brachten dort Jahre und Jahre zu, ohne jemals die Gelegenheit zur Rückkehr nach Europa zu haben. Ich war aber auch ermutigt von vielen Kollegen im Staatssekretariat. Sicher, dort gibt es auch Karrieristen, aber die Mehrheit der Kollegen, mit denen ich arbeitete, war hoch motiviert. Als ich 2004 nach Burundi kam, folgte ich auf Erzbischof Michael Courtney, der ermordet worden war. Michael war ein besonderer Mensch, jemand, der sich wirklich selbst hingab und dort tatsächlich sein Leben verlor. Ihm nachzufolgen, war besonders. Ich war immer überzeugt, dass der diplomatische Dienst der Päpste ein wichtiger Dienst ist. Ich glaube gar nicht, dass es eine Berufung ist, päpstlicher Diplomat zu sein – ich denke eher, man muss vor allem seine priesterliche Berufung in diesem Dienst bewahren, um etwas wirklich Gutes zu leisten, und zwar auf beiden Seiten: Die Ortskirche in Rom zu erklären und Rom in der Ortskirche zu erklären.“ (rv)