Genf: Das Programm des Papstbesuches

Der Papst wird am Donnerstag in Genf drei Ansprachen halten. Laut dem Vatikansprecher Greg Burke wird Franziskus als „ökumenischer Pilger“ in die Schweiz kommen um „mitzugehen, zu beten und zusammenzuarbeiten“. Ein Höhepunkt neben dem offiziellen Programm soll ein Treffen mit einer koreanischen Delegation mit Vertretern aus dem Norden und Süden sein.

Die Terminübersicht:

8.30 Uhr: Abflug vom Flughafen Rom-Fiumicino nach Genf

10.10 Uhr: Ankunft auf dem Internationalen Flughafen Genf und anschließend

Begrüßungszeremonie

10.30 Uhr: Private Begegnung mit dem Schweizer Bundespräsidenten Alain Berset in einem Raum des Flughafens

11.15 Uhr: Ökumenisches Gebet im Ökumenischen Zentrum des Weltkirchenrates (ÖRK); Ansprache des Papstes

12.45 Uhr: Mittagessen mit der Leitung des Weltkirchenrates im Ökumenischen Institut Bossey

15.45 Uhr: Ökumenisches Treffen im Ökumenischen Zentrum des Weltkirchenrates; Ansprache des Papstes

17.30 Uhr: Heilige Messe im Kongresszentrum Palexpo; Predigt des Papstes

19.15 Uhr: Verabschiedung von den Bischöfen und Mitarbeitern der päpstlichen Vertretungen in der Schweiz

19.45 Uhr: Offizielle Verabschiedung am Internationalen Flughafen Genf

20.00 Uhr: Abflug nach Rom-Ciampino

21.40 Uhr: Ankunft auf dem Flughafen Rom-Ciampino

(vh – mm)

Was Papst Franziskus in Genf vorhat

Ökumenisches Gebet, Rede vor dem Weltkirchenrat, heilige Messe – und ein Gespräch mit dem Schweizer Bundesratspräsidenten.

VATIKANSTADT- Rund zehn Stunden lang wird sich Papst Franziskus am 21. Juni in der Schweiz aufhalten – seit 2004 das erste Mal, dass ein Oberhaupt der Katholischen Kirche das Land besucht. Im Zentrum steht die Beziehungspflege mit dem meist als Weltkirchenrat bezeichneten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), der in diesem Jahr seines 70-jährigen Bestehens gedenkt.

Das Anliegen der Reise des Pontifex ist also die Ökumene; die Beziehung der weltweiten Katholischen Kirche – die kein Vollmitglied des ÖRK ist – mit den rund 350 Strömungen des Christentums, die dort anzutreffen sind, darunter Altorientale, Anglikaner, Orthodoxe, Pfingstkirchler und Anhänger weiterer Formen des Protestantismus.

Franziskus tritt mit seiner Visite im Juni einerseits in die Fußstapfen früherer Päpste – im Jahr 1969 kam Paul VI., im Jahr 1984 war Johannes Paul II. in Genf – und bringt gleichzeitig sein ureigenes Engagement zur Geltung.

Darauf deutet auch das nun vorgestellte Logo und Motto der Visite hin:

„Ökumenischer Pilgerweg – Gemeinsam unterwegs sein, beten und arbeiten“.

Das Programm der 23. Auslandsreise von Franziskus:

10:10 Uhr Ankunft Flughafen Genf

10:30 Uhr Gespräch mit Schweizer Bundesratspräsident Alain Berset (SP)

11:15 Uhr Gemeinsames Gebet, Rede des Papstes im ÖRK-Zentrum, Genf

12:45 Uhr Mittagessen mit ÖRK-Leitung im Ökumenischen Institut, Bossey

15.45 Uhr Ansprache des Papstes bei Begegnung im ÖRK-Zentrum

17:30 Uhr Heilige Messe im Kongresszentrum, mit Predigt des Pontifex

20:00 Uhr Rückflug nach Rom (Landung 21:40 Uhr)

(CNA Deutsch)

Weltkirchenrat: Der Papstbesuch kommt genau zur rechten Zeit

Der Besuch von Papst Franziskus beim Weltkirchenrat in Genf am 21. Juni kommt zur rechten Zeit: in einer Zeit, in der die katholische Kirche und die übrigen christlichen Kirchen „eine starke gemeinsame Agenda“ haben. Das sagte im Gespräch mit Vatican News Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Weltkirchenrates.

Gudrun Sailer und Philippa Hitchen – Vatikanstadt.

Der Weltkirchenrat, präziser: Ökumenischer Rat der Kirchen, begeht 2018 seinen 70. Gründungstag. Der Heilige Stuhl bestätigte den Papstbesuch an diesem Freitag offiziell. „Der Besuch ist ein starkes Zeichen des Papstes und der katholischen Kirche, dass wir tatsächlich miteinander arbeiten, und nicht nur miteinander arbeiten, sondern auch miteinander beten und gemeinsam voranschreiten – und das wird auch das Motto des Besuchs sein“, sagte Fykse Tveit.

Der aus Norwegen stammende Lutheraner nannte ein ökumenisches und ein auf die Welt bezogenes Ziel dieses gemeinsamen Voranschreitens. Zum einen gehe es um den gemeinsamen Einsatz für die Einheit der Kirche, zum anderen darum, „Wege eines gemeinsamen christlichen Zeugnisses zu finden“. Es müsse deutlich werden, „dass wir in unseren verschiedenen Kirchen dasselbe christliche Zeugnis ablegen, was es heißt, Jesus heute zu folgen und was es heißt, dass wir das gemeinsam tun.“

Man könne nicht länger auf dem Trennenden bestehen, sondern müsse stärker auf das sehen, „was uns eint“, sagte Fykse Tveit. „Und das tun wir, weil wir glauben, dass die Welt dieses gemeinsame christliche Zeugnis braucht. Weil wir glauben, dass Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung das ist, was die Welt braucht – und was die Welt auch haben kann. Aber wir müssen das als Kirchen gemeinsam tun. Und dieser Papstbesuch kommt als ganz starke Bestätigung, dass das heute unsere gemeinsame Agenda ist.“

Franziskus werde in Genf zu den Angehörigen des Zentralkomitees des Weltkirchenrates sprechen und mit ihnen beten, bestätigte Fykse Tveit. Das genaue Programm des Papstbesuchs sei noch in Arbeit. (vatican news)

Schweizergarde hat neuen Musik-Chef

Die Musikkapelle der Schweizergarde hat einen neuen Spielführer. Hellebardier Francois Fournier aus dem Kanton Wallis löst in dieser Aufgabe mit 1. Januar Vize-Korporal Mario Ackermann ab, der die Garde bald verlassen wird, teilte die Päpstliche Schweizergarde am Sonntag mit. Fournier spielt Horn und Posaune und trat vor knapp zwei Jahren in das Korps der Garde ein. Er ist gelernter Polymechaniker. Das Gardespiel der 1506 gegründeten päpstlichen Leibwache spielt zur Vereidigung der Rekruten am 6. Mai sowie zu verschiedenen Festen wie dem Nationalfeiertag oder Weihnachten. (rv)

Spiel mit der Katastrophe: Heiliger Stuhl warnt an Vereinten Nationen vor Biowaffen

UNO-FahneVATIKANSTADT – Bei den Vereinten Nationen in Genf findet diesen Monat die achte Überprüfungskonferenz zum Abkommen über Biologische Waffen (Biological Weapons Conference, BWC) statt.

Biologische Kriegsführung – auch als bakteriologische Kriegsführung bekannt – bezeichnet die Verwendung von Krankheitserregern oder Toxinen als Kriegshandlung mit der Absicht, Menschen, Tiere oder Pflanzen zu töten oder kampfunfähig zu machen.

Die BWC trat als erstes multilaterales Abrüstungsabkommen, das die Produktion und Nutzung einer ganzen Waffenkategorie verbietet, am 26. März 1975 in Kraft. Seitdem sind 178 Staaten der Konvention beigetreten, sechs weitere haben den Vertrag unterzeichnet.

Die BWC verbietet rechtskräftig die Entwicklung, Herstellung, Anschaffung, Lagerung, Weitergabe und Nutzung biologischer Waffen und Toxine. Sie ist Schwerpunkt der Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft, der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen entgegenzutreten.

Stefano Saldi, Abrüstungsattaché der Gesandtschaft des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, betonte: „Der Heilige Stuhl ist der Biowaffenkonferenz 2002 beigetreten. Das hier ist also unsere dritte Überprüfungskonferenz. Es ist für die Vertragsstaaten eine gute Gelegenheit, Ideen auszutauschen und Wege zu finden, das Abkommen zu festigen und auszubauen.“

Erzbischof Ivan Jurkovic, ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, fügte hinzu: „Der Heilige Stuhl ist grundsätzlich mit dabei, wenn es darum geht wichtige Konzepte zu unterstützen, Konzepte, die für die Menschheit von Bedeutung sind. In diesem Fall geht es um die enorme Gefahr biologischer Waffen. Waffen die Krankheiten benutzen gegen den Feind oder die anderen zu kämpfen. Die Krankheitsviren kennen jedoch keine Landesgrenzen – man spielt also hier mit einer Katastrophe.“

Grundformen biologischer Kriegsführung wurden bereits 400 v. Chr. praktiziert, als skythische Bogenschützen ihre Pfeile in verwesende Leichen tauchten. Schriftlich belegt wurde die Nutzung „biologischer Mittel“ zum ersten Mal , als die Römer tote Tiere gebrauchten, um die Trinkwasservorräte des Feindes zu verseuchen. In den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts erforschten die Nazis die Möglichkeit, Mücken als biologische Waffen einzusetzen.

„Wir haben einen Punkt erreicht an dem sich solche Waffen der menschlichen Kontrolle entziehen können. Das ist höchst gefährlich weil wir es hier mit Massenvernichtungswaffen zu tun haben. Es ist also wichtig, dass die Konvention mit dem technologischen Fortschritt mithält, um ihrer Zielsetzung weiterhin gerecht zu werden. Auch das ist ein Aspekt, der diskutiert wird“, sagte Stefano Saldi.

Erzbischof Ivan Jurkovic betonte: „Wir versuchen den Fortschritt voran zu bringen. Wir suchen Wege, besser zu leben, gerechter zu leben und mehr Fortbildung zu ermöglichen. Sie können sich jedoch vorstellen, dass angesichts solcher drastischen Waffen jede Rede von Fortschritt bedeutungslos wird.“

Die Konferenz unterstrich: Aufklärungsarbeit spielt eine entscheidende Rolle, um das Problem bei seinen Wurzeln anzugehen. Verhaltensregeln und Schulungen in Ethik sollten auf Länderebene entwickelt und respektiert werden. Alle Interessenvertreter sollten mit vereinten Kräften arbeiten: Wissenschaftler, Universitäten, Industrie, Regierungen und internationale Behörden sollten sich gemeinsam dafür verantwortlich fühlen, Biotechnologie anzuwenden, um das Leben und menschliche Entwicklung ganzheitlich zu fördern.

Wie Papst Franziskus erinnert: „Wir müssen uns ständig über die Ziele von Wissenschaft und Technologie und deren Auswirkungen und ethischen Grenzen bewusst sein, da diese ansonsten eine erhebliche Gefahr darstellen können.“ (Laudato Si, 131)

„Bestimmte Waffen, oder wenn man so will, ein bestimmtes menschliches Handeln oder auch bestimmte Ergebnisse menschlichen Fortschritts, “ so Erzbischof Ivan Jurkovic, und fuhr fort:

Dieser Bericht wurde vom U.N.-Korrespondenten Christian Peschken, Pax Press Agency in Genf, verfasst. Der Bericht wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins ‚Vatikano‘. Weitere Informationen zu Pax Press Agency

„Wie die zunehmende Verbreitung von ‚Do-it-yourself Heimwerker-Biologie‘ und ‚Garagenlaboren‘ beweisen, sind die Mittel für die Produktion biologischer Waffen einem größeren Personenkreis zugänglich. Kein Staat kann den Krieg gegen die Verbreitung biologischer Waffen allein gewinnen. Um nichtstaatliche Akteure davon abzuhalten, biologische Waffen zu erwerben, herzustellen oder zu nutzen bedarf es eines kollektiven Willens und gemeinsamen Handelns auf dem Gebiet der Sicherheit, besonders der biologischen Sicherheit. Auch eine verbesserte internationale Zusammenarbeit und Unterstützung sowie größere Leistungskapazitäten sind hier vonnöten“.

unter www.paxpressagency.com. (CNA Deutsch)

Schweizer Kardinal Georges Cottier verstorben

Kardinal CottierIn der Nacht auf den 1. April ist der langjährige Schweizer Kurienkardinal Georges Cottier im Vatikan gestorben. Das teilte der Vatikan an diesem Freitag mit. Cottier war Dominikanerpater und ehemaliger Päpstlicher Haustheologe. Der Trauergottesdienst für Cottier wird am Samstag, 2. April, im Petersdom in Rom zelebriert. Der Schweizer Kardinal kam 1922 in Carouge bei Genf auf die Welt. Cottier hatte an der Schweizer Universität Fribourg und in Rom studiert.

1945 trat er in den Dominikaner-Orden ein. So leitete er in Genf das „Centre dominicain“ und war Mitglied der päpstlichen Internationalen Theologen-Kommission und Konsultor des Päpstlichen Rates für die Nichtglaubenden.

Im März 1989 wurde er Generalsekretär der Internationalen Theologen-Kommission, dann im Dezember 1989 Theologe des Päpstlichen Hauses, ein Amt, das er bis 2005 ausübte. Er hatte als Mitarbeiter von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., wesentlichen Anteil an der Ausarbeitung zahlreicher Dokumente gehabt. Bevor er Theologe des Päpstlichen Hauses wurde, gab er die Zeitschrift „Nova et Vetera“ heraus und verfasste zahlreiche Schriften über die Philosophie im 19. Jahrhundert.

2003 wurde er unter Papst Johannes Paul II. zum Kardinal kreiert. (rv)

Schweiz: Priester wegen Segnung eines lesbischen Paares abberufen

SchweizEin katholischer Priester, der ein lesbisches Paar segnete, wird von seinem Dienst in der Pfarrei abberufen. Pfarrer Wendlin Bucheli war seit 2005 im Bistum Chur tätig gewesen. Im Oktober 2014 hatte er in der Bürgler Pfarrkirche einem gleichgeschlechtlichen Paar den Segen gespendet, was im Widerspruch zur geltenden Lehre der katholischen Kirche steht. Homosexuell lebende Menschen können einzeln, aber nicht als Paar gesegnet werden. Nach Absprache mit dem Bischof von Chur Vitus Huonder und dem Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg Charles Morerod wird der Pfarrer spätestens im Sommer seinen Dienst in Chur beenden und in sein westschweizer Heimatbistum zurückkehren, hieß es in einer Mitteilung des Bistums Chur. Bischof Huonder sei dankbar für diese Lösung. (rv)

Schweiz: Tagung der Bischofskonferenz zu Irak und Bischofssynode

Schweiz Die Schweizer Bischofskonferenz trifft sich ab diesem Montag zu einer dreitägigen Vollversammlung in der Nähe von Fribourg. Thema ist unter anderem die Solidarität mit den Menschen im Irak, besonders den Christen und anderen Minderheiten. Daneben steht die im Oktober beginnende Versammlung der Bischofssynode in Rom zum Thema Familie auf der Tagesordnung. Als Schweizer Thema wird das 1.500 Jahre-Jubiläum der Abtei Saint Maurice im Wallis Thema sein, besonders auch dessen Verbindung zur koptischen Kirche Ägyptens. Saint Maurice gilt als das älteste Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung besteht. (rv)

Schweiz: „Ausländer sind keine Ware“

SchweizDie Schweizer und ihre Haltung zu Nicht-Schweizern im Land: Seit den 70er-Jahren gab es mehrere Abstimmungen darüber, ob und wie man den Ausländeranteil in der Eidgenossenschaft senken könnte. Auch wenn bei Umfragen eine Mehrheit sich gegen Ausländer aussprach, waren die Ergebnisse der Abstimmungen fast immer „ausländerfreundlich“. Am Sonntag könnte es aber anders sein, so zumindest die Berechnungen der Politologen. Die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) will mit ihrer sogenannten „Masseneinwanderungsinitiative“ möglichst viel der zukünftigen Immigration im Land verhindern. Darüber stimmt die Schweiz am Wochenende ab. Die katholische Kirche hat sich dazu klar geäußert: Sie lehnt die Initiative ab. Weshalb, sagt uns der Präsident ad interim der bischöflichen Kommission „Justitia et Pax“, Thomas Wallimann:

„Auf den ersten Blick sieht es bei dieser Abstimmung danach aus, als ob es sich um eine wirtschaftliche Frage geht. Wenn man aber genauer hinschaut, dann merkt man aber, worum es eigentlich geht: es sind Menschen, die in die Schweiz arbeiten kommen. Sie werden aber nur unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen Nutzens betrachtet. Man kann also sagen, dass der Blick der Initiative – und derer Befürworter – sieht in den Ausländer nur Arbeiter, aber keine Menschen. Deswegen wollen die Befürworter auch nicht, dass die Familien der Ausländer mitkommen. Das alles widerspricht einer christlichen Grundhaltung, bei der der Mensch als Mensch gesehen werden muss mit all seinen Beziehungen und nicht nur als Arbeitender.“

Ausländer seien keine Ware, so das Hauptargument von „Justitia et Pax“ gegen die SVP-Initiative. Dass es aber fremdenfeindliche Haltungen in der Schweiz gibt, hänge damit zusammen, dass viele durch die großen sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen verunsichert seien.

„Nicht zuletzt auch wegen hoher Arbeitsbelastungen entsteht ein Zeitdruck bei vielen, um sich überhaupt mit Wertfragen auseinanderzusetzen, die hinter den Veränderungen stecken. Dann würde man merken, dass diese Ängste nur ein Symptom sind für eine fehlende Identitätsfrage. Wir Schweizer sind auch anfällig für ,Bauchentscheidungen´, vor allem wenn die Angstebene angesprochen wird.“

Die katholische Kirche in der Schweiz hat eine Vorbildfunktion, so Wallimann von „Justitia et Pax“. Der Anteil an Ausländern, die im kirchlichen Bereich arbeiten oder aktiv seien, sei höher als in anderen Bereichen der Schweizer Gesellschaft.

„Ich denke, wir können als Kirche zeigen, dass wir miteinander sehr gut zusammenarbeiten können und dass wir die Stärken und Schwächen ausländischer Kulturen im Rahmen der Religion und des Pfarreilebens integrieren können. Wir sehen also auch, wo die Schwierigkeiten liegen: das ist vor allem, wie man miteinander spricht und einander versteht. Beispielsweise werden viele Kirchenmänner nur auf das Priestersein reduziert. Das gilt auch bei ausländischen Seelsorgern. Wenn man also miteinander arbeitet und spricht, dann kann etwas Fruchtbares entstehen.“

Abstimmungen wie jene am Sonntag zeigen nicht nur das Verhältnis der Schweizer zu Ausländern auf. Es gehe auch um die eigene Identitätsfrage, sagt Wallimann.

„Ich denke, wir Schweizerinnen und Schweizer haben gerade weil wir nie eine Kolonialmacht waren ein anderes Verhältnis zu alle dem, was außerhalb unseres Landes geschieht. Wir sind sehr heimatlich-gemütlich orientiert. Wir nehmen zwar Menschen von außen gerne auf, sind dann aber enttäuscht, wenn diese Menschen dann doch ihre eigene Herkunft hervorheben. Das kann ich heute sehr gut feststellen, wenn ich an junge Männer denken, die aus dem ehemaligen Jugoslawien kommen. Viele spielen dann für die kroatische oder serbische Nationalmannschaft, obwohl sie hier in der Schweiz aufgewachsen sind. Schweizer sind dann enttäuscht und können das nicht verstehen. Aus dieser Enttäuschung heraus entsteht eine Form von Abwehr. Heute stellt sich uns Schweizern jedoch die Herausforderung, angesichts der vielen Ausländer, was unsere Eigenart ist.“ (rv)

Tauran zu Syrien-Verhandlungen: „Entweder ein Resultat oder eine Katastrophe“

Kardinal Tauran„Die Welt erwartet sich von den Syrien-Friedensverhandlungen ‚Genf 2’ etwas sehr Positives – wirkliche Schritte hin zum Frieden.“ Das sagte Kurienkardinal Jean-Louis Tauran im Interview mit Radio Vatikan. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Interreligiösen Dialog hatte am Montag im Vatikan hinter verschlossenen Türen die Arbeiten einer Vatikan-Konferenz eröffnet, bei der Wege zum Frieden in Syrien erörtert wurden. ‚Genf 2’, eine internationale Konferenz zum selben Thema, startet in einer Woche in der Schweiz.

„Wir haben alle sehr auf der Notwendigkeit bestanden, dass in Genf alle Akteure aus der Region und darüber hinaus präsent sind.“ – Alle Akteure, also auch der Iran? – „Ja, denn das Nuklearabkommen war ja schon ein sehr positiver Schritt, und man hofft, dass das jetzt „ansteckend“ sein kann. Es ist unerlässlich, dass auch der Iran bei ‚Genf 2’ vertreten ist!“

Dem Papst seien die Ergebnisse der Syrienkonferenz im Vatikan übermittelt worden; jetzt könne Franziskus entscheiden, in welcher Form der Heilige Stuhl den Prozess weiter begleiten soll.

„Ich denke, es wird eine Initiative des Heiligen Stuhls geben, aber was für eine, das lässt sich heute unmöglich sagen. Mit Sicherheit ist jedoch ‚Genf 2’ ein sehr wichtiger Moment: Entweder gibt es dort Resultate, oder es kommt zu einer Katastrophe!“

„Vatikan-Haltung hat Gewicht“

Am Montag – einen Tag nach der Vatikankonferenz zu Syrien – war US-Außenminister John Kerry zu einem Gespräch im Vatikan. Für Tauran ist das ein Zeichen dafür, dass die Stimme des Vatikans im internationalen Konzert nicht untergeht.

„Sie wird gehört, daran besteht kein Zweifel – auch wenn dann nicht immer gleich Fakten folgen. Der Heilige Stuhl ist eine moralische Macht, dahinter steht eine diplomatische Geschichte, die ihr Gewicht hat. Im allgemeinen hört man die Stimme des Heiligen Stuhls. Die große Popularität von Papst Franziskus bringt es mit sich, dass auch die politischen Führer neugierig und ein bisschen beeindruckt sind.“

Der französische Kardinal, der auch lange im vatikanischen Staatssekretariat gearbeitet hat, setzt vor allem auf die UNO, um zu einer Friedenslösung für Syrien zu finden.
„Kapitel sechs und sieben der Charta der Vereinten Nationen zeigen sehr klar, was zu tun ist, wenn der Friede bedroht ist, wie in diesem Fall. Ich halte es für sehr wichtig, dass die Verantwortlichen der internationalen Gemeinschaft nicht vergessen: Sie haben alle diese Charta unterschrieben!“

In den zwei genannten Kapiteln geht es um die „friedliche Beilegung von Streitigkeiten“ bzw. um „Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen“. Dabei wird detailliert geregelt, unter welchen Bedingungen der UNO-Sicherheitsrat bei einem Konflikt wie dem syrischen „dringende militärische Maßnahmen“ anordnen darf.  (rv)