Afrika sollte der Jugendsynode ein Beispiel sein, sagt dieser Bischof aus Kamerun

Kardinal Marx: Angesichts der Missbrauchs- und Vertuschungskrise muss Kirche „anders werden“.

VATIKANSTADT – Während europäische Bischöfe auf der Synode darüber diskutieren, wie sie junge Menschen wieder in die Kirche bringen können, sagte ein Bischof aus Kamerun, dass er das umgekehrte Problem hat.

Der Bischof von Mamfe in Kamerun und der Erzbischof von München und Freising waren beide auf der Pressekonferenz im Vatikan am 24. Oktober.

Der deutsche Synodenvater sprach über die Kirchenkrise, die Frage der Verwendung des Begriffs „LGBT“ und die Rolle von Frauen in Leitungspositionen – alles im Bemühen, auch junge Katholiken wieder in die Kirche zu bringen und Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Der afrikanische Synodenvater dagegen sagte, sein Problem sei ein ganz anderes: „Meine Kirchen platzen alle vor Teilnehmern, und ich habe keinen Platz, um die jungen Leute zu halten“, so Bischof Andrew Nkea Fuanya.

„Und meine kürzeste Messe ist etwa zweieinhalb Stunden lang“, fügte der Synodenvater aus Afrika hinzu.

„Kirche muss anders werden“, so der Erzbischof von München und Freising gegenüber Journalisten im Pressesaal des Vatikans angesichts der Kirchenkrise.

„Die Leute fragen mich: ‚Warum sind eure Kirchen voll?'“, sagte der kamerunische Bischof.

Tatsächlich zeigt eine neue Studie des renommierten „Pew Research Center“, dass die Kirchenbesuche und die Gebetshäufigkeit südlich der Sahara am höchsten und in Westeuropa am niedrigsten sind. Vier von fünf Christen in Kamerun gaben an, dass sie täglich beten – so die im August 2018 erhobene Studie.

Während manche westlichen Bischöfe über die Frage von Gruppen in der Kirche reden, die sich über ihr Geschlecht definieren oder ihre sexuelle Identität, kommt es für Bischof Fuanya auf Familie, Gemeinschaft und traditionelle Werte an.

„Die Familie, die aus Afrika kommt, ist eine sehr, sehr starke Institution“, sagte Fuanya. „Wir kommen aus einer Kultur, in der Tradition normalerweise von einer Generation zur anderen weitergegeben wird.“

„Unsere traditionellen Werte entsprechen immer noch den Werten der Kirche, und so geben wir die Tradition unseren jungen Menschen unverdünnt und unverfälscht weiter“, so der Synodenvater.

Auf die Frage nach der möglichen Aufnahme der sogenannten „LGBT“-Begriffe in das Schlussdokument der Synode antwortete der Bischof mit einer klaren Absage.

„Ich würde nicht für einen Artikel stimmen, der LGBT enthält.“

Fuanya sagte, erklärte, dass „99,9 Prozent“ der Jugendlichen in seiner Diözese „an meiner Tür stehen und sagen würden: „Was ist das?“

„Was die Lehre der Kirche betrifft, ist es nicht so, dass wir in dieser Synode versuchen, eine neue Lehre zu erfinden“, so der Bischof aus Kamerun. „Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben… wir können keine Positionen beziehen, die den Evangelien widersprechen“.

Kardinal Reinhard Marx sagte dazu auf der Pressekonferenz: „Wir sind klug genug, in der Benutzung der Worte nicht einfach irgendetwas zu übernehmen, das missverständlich ist“.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz fügte hinzu: „Das ist keine Synode über Sexualität. Es ist eine Synode über die Jugend“.

Fuanya schlug vor, dass zwei der wichtigsten Wege, wie der Glaube und die Lehre der Kirche an die jüngeren Generationen weitergegeben werden, durch die Familie und die Gemeinschaft erfolgen. Dabei gehe die afrikanische Kirche mit gutem Beispiel voran.

„Kirche als Gemeinschaft. Die Kirche als Familie ist für uns sehr stark“, sagte der Bischof. Ein starkes Gemeinschaftsgefühl in der Kirche ist etwas „sehr Wichtiges, das Europa von Afrika lernen kann“, so der Synodenvater.

In Afrika „gibt es noch viele Dinge, die wir als Gemeinschaft tun. Das ist der Unterschied. Was wir in diesen kleinen christlichen Gemeinschaften zu tun versuchen, ist, die Zunahme des Individualismus zu bekämpfen“, fügte er hinzu.

In Europa und Afrika gibt es erhebliche demografische Unterschiede in der Familiengröße.

Eine Erhebung des Jahres 2010 über die Anzahl der von Menschen in verschiedenen Teilen der Welt gewünschten Kinder zeigt, dass die gewünschte Anzahl von Kindern in West- und Mittelafrika am höchsten ist, von 4,8 in Ghana bis 9,1 in Niger und 9,2 im Tschad, mit durchschnittlich 6,1 Kindern in der Region.

In der Europäischen Union haben 47 Prozent der Haushalte mit Kindern nur ein Kind, nur dreizehn Prozent haben drei oder mehr Kinder, so die Daten von 2017.

Während die Unterschiede zwischen Europa und Afrika hilfreiche Lektionen liefern könnten, stellte Fuanya fest, dass es bei der Synode darum ging, eine universelle Perspektive zu suchen.

„Es ist nicht so, dass Afrika gekommen ist, um Europa bei der Lösung seines Jugendproblems zu helfen, es ist die Kirche, die zusammengekommen ist, um zu sehen, wie man das Problem der Jugend lösen kann“, sagte Fuanya.

Der Bischof aus Kamerun betonte: „Wenn wir die Dinge in der Synode betrachten, lösen wir nicht die Probleme bestimmter Kontinente oder bestimmter Ortskirchen. Wir betrachten die Kirche aus einer globalen Perspektive.“

„Wir denken über die leeren Kirchen nach, aber gleichzeitig auch über die Armutssituation. Wir denken über Migration nach. Wir denken über all die Dinge nach, die die Kirche aus einer ganzheitlichen Perspektive zeigen“, sagte Fuanya.

Für Kardinal Marx ist ein globales Problem, das angegangen werden muss, die weltweite Kirchenkrise, ausgelöst durch die Skandale sexuellen Fehlverhaltens und Missbrauchs, sowie dessen systematische Vertuschung in Chile und Honduras, in den USA und Australien – sowie in Deutschland.

Die Kirchenkrise habe auch in Deutschland gezeigt, dasss „Kirche anders werden“ müsse, fuhr Kardinal Marx fort. „Wir müssen gemeinsam Kirche sein. Nicht von oben her, dass wir als Bischöfe den anderen sagen, wie Gott über sie denkt. Sondern gemeinsam unterwegs sein, aufeinander hören, jeder mit seiner Aufgabe, mit seiner Berufung“, so der Münchner Erzbischof.

Auch die „Beteiligung von Frauen in Führungsaufgaben ist eine dringliche Aufgabe für die ganze Kirche“, sagte Marx – das habe man in Deutschland aus der „ökumenischen Erfahrung“ heraus gelernt. (CNA Deutsch)

Erzbischof Vigano veröffentlicht neues Schreiben (Bericht und vollständiger Wortlaut)

VATIKANSTADT – Erzbischof Carlo Maria Vigano hat eine Antwort auf Kardinal Marc Ouellet veröffentlicht. Darin widerspricht der ehemalige Nuntius in den USA der Aussage, der Heilige Stuhl habe nur von „Gerüchten“ über das Verhalten Theodore McCarricks gewusst, die nicht für Disziplinarmaßnahmen gegen den mutmaßlichen Straftäter ausgereicht hätten.

Vigano schreibt auch über „homosexuelle Korruption und moralische Feigheit“ in der Kirche. Er appelliert an Bischöfe und Priester, sich ebenfalls zu äußern.

Wie CNA Deutsch berichtete, hat Erzbischof Vigano in zwei Schreiben schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus, mehrere Kardinäle und hochrangige Kurienvertreter erhoben sowie Kardinal Marc Ouellet aufgefordert, die Akten im Fall McCarrick offenzulegen. In seiner Antwort kritisiert Ouellet zwar Vigano aufs Schärfste – bestätigt jedoch einen der zentralen Vorwürfe.

CNA Deutsch hat den vollen Wortlaut des auf den 19. Oktober 2018 datierten Schreibens von Erzbischof Vigano übersetzt.

Am Festtag der Nordamerikanischen Märtyrer

  1. Zeugnis abzulegen über die Korruption in der Hierarchie der katholischen Kirche war und ist für mich eine schmerzhafte Entscheidung. Aber ich bin ein alter Mann, der weiß, dass er dem Richter bald Rechenschaft über seine Taten und Unterlassungen ablegen muss, der Ihn fürchtet, der Körper und Seele in die Hölle werfen kann. Ein Richter, der, selbst in seiner unendlichen Barmherzigkeit, jedem Menschen Erlösung oder Verdammnis nach dem, was er verdient hat, bringen wird. In Erwartung der schrecklichen Frage dieses Richters — „Wie konntest du, der du die Wahrheit kennst, inmitten von Falschheit und Verderbtheit schweigen?“ — Welche Antwort könnte ich geben?
  2. Ich legte mein Zeugnis ab im vollen Bewusstsein, dass dieses viele bedeutende Persönlichkeiten alarmieren und bestürzen würde: Kirchenmänner, Mitbischöfe, Kollegen, mit denen ich gearbeitet und gebetet hatte. Ich wusste, dass sich viele verletzt und verraten fühlen würden. Ich erwartete, dass einige ihrerseits mich und meine Motive angreifen würden. Am schmerzhaftesten war mir, dass ich wusste, dass viele der unschuldigen Gläubigen durch das Schauspiel eines Bischofs, der Kollegen und Vorgesetzte bezichtigt, Amtsmissbrauch, sexuelle Sünden und schwere Pflichtverletzung begangen zu haben, verwirrt und verunsichert sein würden. Doch glaube ich, dass mein fortwährendes Schweigen viele Seelen in Gefahr bringen und sicherlich auch meine eigene [Seele] verdammen würde. Nachdem ich meinen Vorgesetzten und sogar dem Papst mehrmals über das abwegige Verhalten von Theodore McCarrick berichtet hatte, hätte ich die Wahrheiten, die mir bereits vorher bekannt waren, früher öffentlich verurteilen können. Wenn ich an dieser Verzögerung eine gewisse Verantwortung trage, dann bereue ich das. Diese Verzögerung war auf die Schwere der Entscheidung, die ich treffen würde, und auf das langwierige Bemühen meines Gewissens zurückzuführen.
  3. Mir wurde vorgeworfen, durch mein Zeugnis Verwirrung und Spaltung in der Kirche hervorgerufen zu haben. Für diejenigen, die glauben, dass es vor dem August 2018 keine nennenswerte Verwirrung und Spaltung gab, mag eine solche Behauptung vielleicht plausibel sein. Die meisten unparteiischen Beobachter wissen jedoch, dass es beides seit langem im Übermaß gegeben hat, wie es nun mal unvermeidlich ist, wenn der Nachfolger Petri bei der Ausübung seiner Hauptaufgabe fahrlässig verfährt, nämlich der Vergewisserung der Brüder im Glauben und in einer fundierten Morallehre. Wenn er dann die Krise durch widersprüchliche oder verwirrende Aussagen über diese Lehren noch verschlimmert, spitzt sich die Verwirrung zu.
  4. Deshalb habe ich gesprochen. Denn es ist dieses Schweigekomplott, dass in der Kirche großen Schaden angerichtet hat und weiterhin schadet — so vielen unschuldigen Seelen, der Berufung junger Priester, den Gläubigen im Allgemeinen. In Bezug auf meine Entscheidung, die ich mit meinem Gewissen vor Gott gefällt habe, nehme ich gerne jede brüderliche Zurechtweisung, jeden brüderlichen Rat, jede brüderliche Empfehlung und jede brüderliche Einladung an, in meinem Leben im Glauben und der Liebe zu Christus, zur Kirche und dem Papst voranzukommen.

Lassen Sie mich die Kernpunkte meines Zeugnisses wiederholen.

  • Im November 2000 informierte der Nuntius in den USA, Erzbischof Montalvo, den Heiligen Stuhl über das homosexuelle Verhalten von Kardinal McCarrick gegenüber Seminaristen und Priestern.
  • Im Dezember 2006 informierte der neue Nuntius in den USA, Erzbischof Pietro Sambi, den Heiligen Stuhl über das homosexuelle Verhalten von Kardinal McCarrick mit einem weiteren Priester.
  • Im April 2008 wurde ein Offener Brief von Richard Sipe an Papst Benedikt durch den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Levada, an Kardinalstaatssekretär Bertone weitergeleitet, in die weiteren Vorwürfe erhoben werden, dass McCarrick mit Seminaristen und Priestern geschlafen hat. Ich habe diesen einen Monat später erhalten, und im Mai 2008 habe ich selbst dem damaligen Substituten Erzbischof Fernando Filoni ein zweites Memorandum übermittelt, in dem ich über die Vorwürfe gegen McCarrick berichtete und Sanktionen gegen ihn forderte. Auch dieses zweite Memorandum erhielt keine Antwort.
  • Im Jahr 2009 oder 2010 erfuhr ich von Kardinal Re, [damals] Präfekt der Bischofskongregation, dass Papst Benedikt McCarrick angewiesen hatte, sein öffentliches Wirken einzustellen und ein Leben des Gebets und der Buße anzutreten. Nuntius Sambi überstellte McCarrick die Anweisungen des Papstes in einer Lautstärke, dass dies im Flur der Nuntiatur zu hören war.
  • Im November 2011 wiederholte Kardinal Ouellet, der neue Präfekt der Bischofskongregation, mir gegenüber, der ich der neue Nuntius in den USA war, die Sanktionen des Papstes für McCarrick, und ich selbst teilte sie McCarrick persönlich mit.
  • Am 21. Juni 2013, gegen Ende einer offiziellen Zusammenkunft der Nuntien im Vatikan, übte Papst Franziskus mir gegenüber mit einigen kryptischen Aussagen Kritik am Episkopat der USA.
  • Am 23. Juni 2013 traf ich Papst Franziskus persönlich in seiner Wohnung, um um Aufklärung zu bitten, und der Papst fragte mich: „il cardinale McCarrick, com’è (Kardinal McCarrick — was hältst du von ihm)?“– was ich nur als Vortäuschung von Neugierde interpretieren kann, um herauszufinden, ob ich ein Verbündeter von McCarrick war oder nicht. Ich erzählte ihm, dass McCarrick Generationen von Priestern und Seminaristen sexuell korrumpiert hatte und von Papst Benedikt angewiesen worden war, sich auf ein Leben voller Gebet und Buße zu beschränken.

Stattdessen genoss McCarrick weiterhin die besondere Wertschätzung von Papst Franziskus und erhielt von ihm neue Verantwortlichkeiten und Aufträge.McCarrick war Teil eines Netzwerks von Bischöfen, welche die Homosexualität vorantrieben und die Gunst von Papst Franziskus ausnutzten, um Bischofsernennungen zu beeinflussen, damit sie sich vor rechtlichen Konsequenzen schützen und das homosexuelle Netzwerk in der Hierarchie und in der Kirche insgesamt stärken konnten.Papst Franziskus selbst hat sich entweder an dieser Korruption beteiligt oder weiß, was er tut, und ist äußerst fahrlässig in seinem Versäumnis, sich dem zu widersetzen und es auszumerzen.

Ich habe vor Gott die Wahrheit meiner Behauptungen bezeugt, und niemand hat diese widerlegt. Kardinal Ouellet hat mir geschrieben, um mich für meine Frechheit zurechtzuweisen, das Schweigen gebrochen und solche schwerwiegenden Anschuldigungen gegen meine Brüder und Vorgesetzten erhoben zu haben, aber tatsächlich bestätigt er mit seiner Zurechtweisung meine Entscheidung, und rechtfertigt diese sowohl im Einzelnen wie insgesamt.

  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass er mit mir über die Situation von McCarrick gesprochen hat, bevor ich nach Washington ging, um meinen Posten als Nuntius anzutreten.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass er mir schriftlich die Bedingungen und Einschränkungen mitgeteilt hat, die Papst Benedikt McCarrick auferlegt hat.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass diese Sanktionen McCarrick verboten haben, zu reisen oder öffentlich aufzutreten.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass die Bischofskongregation schriftlich, zuerst durch Nuntius Sambi und dann noch einmal durch meine Person, McCarrick aufgefordert hat, ein Leben des Gebets und der Buße zu führen.

Was bestreitet Kardinal Ouellet?

  • Kardinal Ouellet bestreitet die Möglichkeit, dass Papst Franziskus an einem Tag, an dem er viele Nuntien traf und nur wenige Augenblicke mit einem jeden sprach, wichtige Informationen über McCarrick hätte aufnehmen können. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage ist, dass ich den Papst bei einem zweiten, privaten Treffen informiert habe, indem ich dessen eigene Frage über Theodore McCarrick beantwortete, der damals emeritierter Kardinalerzbischof von Washington war und eine prominente Persönlichkeit der Kirche in den USA, und dass ich dem Papst sagte, dass McCarrick seine eigenen Seminaristen und Priester sexuell korrumpiert habe. Kein Papst könnte das vergessen.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass es in seinem Archiv Briefe von Papst Benedikt oder Papst Franziskus über Sanktionen gegen McCarrick gibt. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage war, dass sich in seinem Archiv wichtige Dokumente – unabhängig von deren Herkunft – befinden, die McCarrick belasten und dahingehend getroffene Maßnahmen dokumentieren, sowie andere Beweise für die Vertuschung seiner Situation. Und dies bestätige ich noch einmal.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass in den Akten seines Vorgängers Kardinal Re „Audienz-Memoranden“ existieren, die McCarrick die bereits erwähnten Sanktionen auferlegen. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage ist, dass es andere Dokumente gibt: zum Beispiel eine Notiz von Kardinal Re, die nicht ex-Audientia SS.mi, unterzeichnet entweder vom Staatssekretär oder dem Substituten.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass es falsch ist, die gegen McCarrick ergriffenen Maßnahmen als „Sanktionen“ darzustellen, die von Papst Benedikt erlassen und von Papst Franziskus aufgehoben wurden. Stimmt. Es handelte sich rein technisch nicht um „Sanktionen“, sondern um Maßnahmen, „Bedingungen und Einschränkungen“. Spitzfindig darüber zu debattieren, ob es sich um Sanktionen, Maßnahmen oder etwas anderes handelte, ist reiner Legalismus. Aus pastoraler Sicht sind sie alle genau das gleiche.

Kurzum: Kardinal Ouellet räumt die wichtigen Aussagen ein, die ich gemacht habe und auch weiterhin mache, und er bestreitet Aussagen, die ich nicht mache und nie gemacht habe.

In einem Punkt muss ich absolut widerlegen, was Kardinal Ouellet geschrieben hat. Der Kardinal erklärt, dass der Heilige Stuhl nur von „Gerüchten“ Kenntnis hatte, die nicht ausreichten, um Disziplinarmaßnahmen gegen McCarrick zu rechtfertigen. Ich behaupte dagegen, dass der Heilige Stuhl von einer Vielzahl konkreter Tatsachen Kenntnis hatte und im Besitz von Dokumenten ist, und dass die Verantwortlichen sich dennoch entschieden haben, nicht einzugreifen oder daran gehindert wurden. Entschädigung der Erzdiözese Newark und der Diözese Metuchen an die Opfer des sexuellen Missbrauchs von McCarrick, die Briefe von Pater Ramsey, der Nonnen Montalvo im Jahr 2000 und Sambi im Jahr 2006, von Dr. Sipe im Jahr 2008, meine beiden Memoranden an die Vorgesetzten des Staatssekretariats, welche die konkreten Vorwürfe gegen McCarrick ausführlich beschrieben haben; sind das alles nur Gerüchte? Es handelt sich um offizielle Korrespondenz, nicht um Klatsch und Tratsch aus der Sakristei. Die gemeldeten Verbrechen waren sehr schwerwiegend, einschließlich des Versuchs, Komplizen bei perversen Handlungen die sakramentale Absolution zu erteilen, mit anschließender sakrilegischer Feier der heiligen Messe. Diese Dokumente belegen die Identitäten der Täter und ihrer Beschützer sowie die zeitliche Abfolge der Fakten. Sie werden in den entsprechenden Archiven aufbewahrt; es sind keine außergewöhnlichen Ermittlungsverfahren erforderlich, diese ausfindig zu machen.

In den öffentlichen Zurechtweisungen meiner Person habe ich zwei Unterlassungen festgestellt, zwei tragische Fälle des Verschweigens. Das erste, was verschwiegen wird, ist die Not der Opfer. Das zweite betrifft den eigentlichen Grund, warum es so viele Opfer gibt, nämlich den korrumpierenden Einfluss der Homosexualität im Priestertum und in der Hierarchie. Was den ersten betrifft, so ist es erschreckend, dass inmitten all der Skandale und Empörungen so wenig über die Menschen nachgedacht werden sollte, die durch diese Sexualverbrechen geschädigt wurden und welche jene verübt haben, die zu Dienern des Evangeliums bestellt waren. Es geht hier nicht darum, Rechnungen zu begleichen oder über die Unbeständigkeit kirchlicher Laufbahnen zu schmollen. Es geht nicht um Politik. Es geht nicht darum, wie Kirchenhistoriker dieses oder jenes Papsttum bewerten werden. Es geht um Seelen. Die ewige Erlösung vieler Seelen stand – und steht weiterhin – auf dem Spiel.

Was den zweiten Umstand betrifft, der verschwiegen wird: Diese sehr schwere Krise kann nicht angemessen angegangen und gelöst werden, wenn wir nicht die Dinge bei ihrem wahren Namen nennen. Dies ist eine Krise aufgrund der Geißel der Homosexualität, ihrer Akteure, ihrer Motive, ihres Widerstands gegen Reformen. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Homosexualität zu einer Plage im Klerus geworden ist, und sie kann nur mit spirituellen Waffen ausgemerzt werden. Es ist eine enorme Heuchelei, den Missbrauch zu verurteilen, zu behaupten, man weine um die Opfer, und sich dennoch zu weigern, die Grundursache für so viel sexuellen Missbrauch anzugeben: die Homosexualität. Es ist Heuchelei, sich zu weigern, zuzugeben, dass diese Geißel auf eine schwere Krise im geistlichen Leben des Klerus zurückzuführen ist, und nicht die notwendigen Schritte zu unternehmen, diese zu beseitigen.

Zweifellos gibt es schürzenjagende Geistliche, und zweifellos schädigen sie auch ihren eigenen Seelen, den Seelen derjenigen, die sie verderben, und der Kirche insgesamt. Aber diese Verletzungen des priesterlichen Zölibats beschränken sich in der Regel auf die unmittelbar betroffenen Personen. Schürzenjagende Geistliche rekrutieren in der Regel keine anderen Schürzenjäger, bemühen sich nicht darum, diese zu fördern, und vertuschen deren Missetaten nicht – während die Beweise für homosexuelle Absprachen mit seinen tiefen Wurzeln, die so schwer auszumerzen sind, überwältigend sind.

  • Es ist allgemein bekannt, dass homosexuelle Täter das kirchliche Privileg zu ihrem Vorteil ausnutzen. Aber zu behaupten, die Krise selbst sei Klerikalismus, ist reine Sophisterei. Da wird so getan, als ob ein Mittel zum Zweck, ein Instrument, tatsächlich das Hauptmotiv wäre.
  • Die Verurteilung der homosexuellen Korruption und der moralischen Feigheit, die sie gedeihen lässt, findet in unserer Zeit keine Zustimmung, auch nicht in den höchsten Ebenen der Kirche. Es überrascht mich nicht, dass ich, wenn ich auf diese Plagen aufmerksam mache, der Untreue gegenüber dem Heiligen Vater bezichtigt werde und beschuldigt, eine offene und skandalöse Rebellion anzuzetteln.

Doch eine Rebellion würde bedeuten, andere zu drängen, das Papsttum zu stürzen. Ich fordere nichts dergleichen. Ich bete jeden Tag für Papst Franziskus – mehr, als ich es je für die anderen Päpste getan habe. Ich bitte, ja flehe den Heiligen Vater aufrichtig an, sich seiner Pflichten zu erinnern, die er sich selbst aufgetragen hat, als er sein Amt als Nachfolger Petri antrat. Er nahm die Mission auf sich, seine Brüder zu stärken und alle Seelen in der Nachfolge Christi, im geistlichen Kampf, auf dem Weg des Kreuzes zu führen. Lasst ihn seine Fehler eingestehen, bereuen, seine Bereitschaft zeigen, dem Auftrag, den Petrus erteilt hat, nachzukommen, und lasst ihn nach der Bekehrung seine Brüder stärken (Lk 22,32).Abschließend möchte ich meinen Appell an meine Brüder Bischöfe und Priester wiederholen, die wissen, dass meine Aussagen wahr sind und die dies bezeugen können, oder die Zugang zu Dokumenten haben, welche die Angelegenheit zweifelsfrei belegen können. Auch ihr steht vor einer Entscheidung. Ihr könnt euch aus dem Kampf zurückziehen, das Komplott des Schweigens unterstützen und eure Augen vor der Ausbreitung der Korruption abwenden. Ihr könnt Ausreden, Kompromisse und Rechtfertigungen finden, die den Tag der Abrechnung verzögern. Ihr könnt euch mit der Lüge und der Illusion trösten, dass es einfacher sein wird, morgen die Wahrheit zu sagen, und dann am nächsten Tag, und so weiter.

Auf der anderen Seite könnt ihr euch entscheiden, den Mund aufzumachen. Ihr könnt Ihm vertrauen, der uns gesagt hat: „Die Wahrheit wird euch befreien.“ [Joh 8,32] Ich sage nicht, dass es einfach sein wird, sich zwischen Schweigen und Reden zu entscheiden. Ich fordere euch auf, darüber nachzudenken, welche Entscheidung ihr – auf eurem Sterbebett und dann vor dem gerechten Richter – nicht bereuen werdet, getroffen zu haben.

+Carlo Maria Viganò 19. Oktober 2018
Titularerzbischof von Ulpiana Festtag der
Apostolischer Nuntius Nordamerikanischen Märtyrer
(CNA Deutsch)

Pater Domenico da Cese spricht auf Deutsch über das Volto Santo

Die katholische Welt ist ein Dorf, und seine Einwohner treffen sich in Manoppello. Da drückt eine Besucherin Sr. Petra-Maria Steiner einen alten Zeitungsauschnitt aus dem Jahr 1977 in die Hand, der für die Volto-Santo-Expertin eine wirkliche Überraschung enthält: Einen deutschsprachigen Artikel von Pater Domenico da Cese – jenem Kapuzinerpater, der das Volto Santo als nicht von Menschenhand geschaffenes Bild aus dem Grab Christi erkannte. Für P. Domenico, der in den Abruzzen als ebenso großer Wundertäter gilt wie P. Pio aus San Giovanni Rotondo, wurde 2013 der Seligsprechungsprozess eröffnet. Sr. Petra-Maria hatte nur wenige Wochen zuvor eine Biographie des Kapuzinerpaters veröffentlicht. Deutschsprachige Zeitungsartikel von ihm waren bisher nicht bekannt.

Der Beitrag besteht aus zwei Teilen. Einem größeren, in dem der seinerzeit sehr bekannte italienische Psychologe und Reliquienforscher Bruno Sammaciccia seine Erkenntnisse über das Volto Santo erläutert. Sammaciccia hatte in den 1970er Jahren zusammen mit P. Domenico erste wissenschaftliche Untersuchungen am Volto Santo durchgeführt. In einem etwas kürzeren, zweiten Teil geht P. Domenico auf diese Ausführungen ein und präsentiert seine Sicht auf die Tuchreliquie.

Die Veröffentlichung, von der uns leider nicht das Deckblatt vorliegt, stammt offensichtlich aus der winzigen Zeitschrift „Die rettende Macht“ (DRM) vom 21. Februar 1977. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um den Abdruck eines Textes, den deutsche Pilger aus Manoppello mitbrachten und an die Zeitung weitergaben, ohne dass P. Domenico davon wusste. Wir wissen, dass er seine Texte für deutschsprachige Besucher übersetzen ließ. Es ist wirklich überraschend, welche tiefen, auch spirituelle Einsichten er durch seine langen Meditationen vor der Reliquie und durch die wissenschaftlichen Untersuchungen gewonnen hatte. Um das zu dokumentieren, geben wir hier den Text des Paters ungekürzt wieder:

Das Heilige Antlitz von Manoppello vom physischen Standpunkt aus
gesehen:

Ein hauchdünner Schleier, beinahe wie eine Erscheinung, mit allen deutlichen Merkmalen des Heiligen Erlösers, welcher während der viereinhalb Jahrhunderte nichts von seiner Frische und seinem menschlichen Ausdruck eingebüßt hat, ist einem Diapositiv zu vergleichen, dessen beide Seiten das Heilige Antlitz genau so deutlich erkennen lassen. Es ist äußerst schwierig auch, dieses zu fotografieren, jedoch unmöglich, es nachzuahmen. Tatsächlich ist es jenen, die es versucht haben, nie geglückt, nicht einmal den professionellen Malern, die alle Techniken versucht haben. Man hat den Eindruck, vor eine überirdische und zugleich lebendige Erscheinung zu treten. Die feine Struktur des Stoffes ist überall gleich durchtränkt.

Es ist bemerkenswert und interessant zu wissen, daß das Heilige Antlitz von Manoppello die gleichen Ausmaße hat wie das berühmte Antlitz von Jesus auf dem heiligen Schweißtuch von Turin: Augen, Nase und Mund sind in den Massen identisch.

Biologisch und pathologisch gesehen: Die Spuren der Verletzungen, die Wunden auf der Stirne, und über dem Nasenbein, das in die Haut eingedrungene Blut, eine Pupille leicht erweitert über dem verletzten Auge, die Stellung und die Art des Mundes, entsprechen tatsächlich den historischen Aufzeichnungen. Biologisch geschieht es so, wenn ein Lebewesen gewisse Traumen erleidet, Verletzungen und Blutergüsse; die pathologische Tatsache ist darum glaubwürdig. Nicht einmal der größte Künstler hätte diese Details wissen, noch nachahmen können.

Das Heilige Antlitz vom andächtigen und religiösen Standpunkt aus gesehen:

Dieses Antlitz, durchdrungen von geistiger Kraft, lädt zum Gebet ein, zur innerlichen Andacht. Der lebendige, sanfte Blick, flößt allen Gläubigen Respekt und Mitgefühl ein; viele haben Gnaden und Heilungen erfahren dürfen, verschollene Personen wurden nach Verehrung des Heiligen Antlitzes wieder aufgefunden, Gottlose wurden bekehrt, u.s.w.

Viele Wunder finden keine Erklärung, es gibt keine Rechtfertigung für die Wege Gottes. Es gibt Kräfte, die aber durch das Gebet der Gläubigen in Bewegung gesetzt werden, und ich habe viele Fälle persönlich untersucht und kontrolliert. Ich bin weder leichtgläubig, noch ein Phantast und kenne die geistige, wie auch die metaphysische und psychologische Welt; im Falle vom Heiligen Antlitz schließe ich jegliche kulturelle oder neo-kulturelle bereits bekannte Erklärung aus. Man soll jedoch dieses Bildnis nicht als Totem verehren, nicht als ein Kuriosum beschauen, sondern als eine heilige Verbindung mit Gott, ein geheimnisvolles Symbol, das geistige Tugenden besitzt, als Symbol mystischer Kräfte. Niemals dürfen wir vergessen, unsere Gebete an den Vater, den Sohn und an den heiligen Geist zu richten, denn darin ist das Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit enthalten. Beim Anblick des Hl. Antlitzes auf diesem Schleier soll man sich in geistigem und andächtigem Sinn an Jesus richten.

DOMENICO CAPPUCCINO

Santuario del Volto Santo 65024 Manoppello (PE)

Redaktionelle Notiz: Sr. Petra-Maria Steiner bitte alle, die noch alte Artikel über das Volto Santo besitzen, um Kontaktaufnahme über Vita Communis, ihrer geistlichen Gemeinschaft. (CNA Deutsch)

Kardinal Ouellet antwortet mit Offenem Brief auf Erzbischof Vigano

VATIKANSTADT – In einem Offenen Brief hat der Präfekt der Bischofskongregation am heutigen Sonntag auf einige der Vorwürfe und Forderungen von Erzbischof Carlo Maria Viganò reagiert. Kardinal Marc Ouellet bezeichnet diese als „ungerecht und ungerechtfertigt“ und bestreitet einerseits, dass Papst Franziskus gegen Erzbischof Theodore McCarrick verhängte Sanktionen aufgehoben habe – solche habe es gar nicht gegeben. Andererseits räumt er ein, dass McCarrick bereits ein Verdächtiger gewesen sei – und dass die nun erneut laufenden Ermittlungen weitere Tatsachen ans Licht bringen könnten, auch über die Entscheidungen von Papst Franziskus.

Ouellets Offener Brief ist in Antwort auf zwei veröffentliche Aussagen Viganòs, in denen der ehemalige Nuntius schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus und mehrere hochrangige Kurienmitglieder im Fall des ehemaligen Kardinals und mutmaßlichen Kinderschänders McCarrick erhebt.

Wie CNA Deutsch berichtete, wurde Kardinal Ouellet im zweiten Schreiben Viganòs aufgefordert, die Akten zum Fall zu veröffentlichen.

In seiner heute veröffentlichten Antwort – einen Tag, nachdem der Vatikan angekündigt hat, die Akten im Fall McCarrick prüfen zu wollen – verurteilt der kanadische Kurienkardinal Viganòs Vorgehen aufs schärfste. Gleichzeitig bestätigt er Punkte Viganòs – und wirft selbst neue Fragen auf in einer Schlüsselpassage über den Papst.

„Unverständlich und äußerst verwerflich“

Vorneweg äußert Ouellet Unverständnis an den Vorwürfen des ehemaligen Nuntius in den USA sowie dessen Rücktrittsforderungen an Franziskus und weitere Kurienvertreter: Dies sei „unverständlich und äußerst verwerflich“, schreibt Ouellet und verteidigt im gleichen Abschnitt seine Zustimmung zu Amoris Laetitia:

„Meine Interpretation von Amoris Laetitia, über die du dich beschwerst, ist in dieser Treue zur lebendigen Tradition eingeschrieben, von der Franziskus uns mit der jüngsten Änderung des Katechismus der Katholischen Kirche zur Frage der Todesstrafe ein Beispiel gegeben hat.“

Im weiteren Brief geht der kanadische Kurienkardinal auf den Fall McCarrick ein. Dabei bestätigt er zunächst, dass Papst Benedikt XVI. gegen McCarrick vorgegangen ist – bestreitet aber, dass dies „Sanktionen“ waren.

Ouellet räumt wörtlich ein, dass McCarrick, „der im Mai 2006 in den Ruhestand ging“, von Papst Benedikt XVI. „nachdrücklich aufgefordert“ wurde, „weder zu reisen noch in der Öffentlichkeit aufzutreten, um keine weiteren Gerüchte über ihn hervorzurufen“.

Es sei jedoch „falsch, die gegen ihn ergriffenen Maßnahmen als ‚Sanktionen‘ darzustellen, die von Papst Benedikt XVI. erlassen und von Papst Franziskus aufgehoben wurden“, schreibt Ouellet wörtlich.

Seine Begründung: Nach Durchsicht der Archive stelle er fest, dass es keine von Papst Franziskus oder Kardinal Giovanni Battista Re unterzeichnete Dokumente gebe, in denen kirchenrechtliche Strafen verhängt werden.

(Kardinal Re war Ouellets Vorgänger als Präfekt der Bischofskongregation.)

Ouellet fährt fort: Der Grund dafür sei, „dass es im Gegensatz zu heute nicht genügend Beweise für [McCarricks] damalige mutmaßliche Schuld gab.“

Daher habe der Papst und die Kongregation „von Umsicht inspiriert“ die Haltung eingenommen, die auch Nuntius Pietro Sambri und Viganò selber gegenüber McCarrick wiederholt hätten, nämlich „ein zurückgezogenes Leben im Gebet und in der Buße zu führen, zum eigenen Wohl und zum Wohl der Kirche“.

Entscheidung des Papstes „nicht unfehlbar“

McCarricks Fall wäre Gegenstand neuer Disziplinarmaßnahmen gewesen, so Ouellet weiter, „wenn die Nuntiatur in Washington oder eine andere Quelle uns aktuelle und entscheidende Informationen über sein Verhalten gegeben hätte.“

Der Kardinal fährt fort, er „hoffe, wie so viele andere auch, dass uns die laufenden Ermittlungen in den Vereinigten Staaten und der Römischen Kurie aus Respekt vor den Opfern und der Notwendigkeit der Gerechtigkeit endlich einen kritischen Gesamtüberblick über die Verfahren und Umstände dieses schmerzhaften Falls geben werden, damit sich solche Ereignisse in Zukunft nicht wiederholen.“

Dann stellt der Kurienkardinal die zentrale Frage, die auch ihn „überrascht“ habe:

„Wie kann es sein, dass dieser Mann der Kirche, dessen Unbeständigkeit heute bekannt ist, mehrmals befördert wurde, bis hin zur höchsten Position des Erzbischofs von Washington und des Kardinals?“

Mit Blick darauf, und damit auch die – freilich indirekt – verknüpfte Frage, ob und wie Papst Franziskus kurz nach seiner Wahl zum Papst trotz der Mahnungen McCarrick rehabilitiert habe, wie Vigano behauptet hat, schreibt Ouellet:

„Ohne jedoch hier ins Detail zu gehen, muss man verstehen, dass die Entscheidungen des Papstes auf den in diesem Moment verfügbaren Informationen beruhen“ und „nicht unfehlbar“ seien.

Unklar ist damit, so Beobachter, ob Papst Franziskus nicht gewusst haben soll, dass McCarrick im Verdacht des Missbrauchs und sexueller Nötigung stand, beziehungsweise ob er ihn rehabilitiert hat.

Anspielung auf ‚Homo-Lobby‘ im Vatikan?

Kardinal Ouellet schreibt weiter, es erscheine ihm „ungerecht, zu dem Schluss zu kommen, dass die Verantwortlichen“ für diese Entscheidung „korrupt“ seien, wenngleich „im konkreten Fall einige Hinweise aus den Zeugnissen hätten weiter untersucht werden müssen“.

Der „fragliche Prälat“ – gemeint ist offensichtlich McCarrick – habe sich „mit großem Geschick“ verteidigt, so Ouellet in seiner Antwort an Viganò, und schreibt dann, was manche Beobachter für eine Anspielung auf eine ‚Homo-Lobby‘ im Vatikan halten:

„Andererseits berechtigt uns die Tatsache, dass es im Vatikan Menschen gibt, die in Fragen der Sexualität ein den Werten des Evangeliums widersprechendes Verhalten praktizieren und unterstützen, nicht, zu verallgemeinern und dies und jenes als unwürdig und mitschuldig zu bezeichnen, sogar den Heiligen Vater selbst.“

Vor solcher „Verleumdung“ sollten sich die „Diener der Wahrheit“ doch hüten, so Ouellet, der in den letzten Absätzen noch einmal bekräftigt, dass er Viganòs Vorgehen für unverständlich und ungerechtfertigt hält. Er lädt ihn ein, die Gemeinschaft mit dem Papst „wieder zu entdecken“.

Kardinal Ouellet schreibt weiter, er verstehe, „wie Bitterkeit und Enttäuschung deinen Weg im Dienst am Heiligen Stuhl gezeichnet haben, aber du kannst dein priesterliches Leben nicht auf diese Weise beenden, in einer offenen und skandalösen Rebellion, die der Braut Christi eine sehr schmerzhafte Wunde zufügt, von der du behauptest, ihr zu dienen, und die Spaltung und Verwirrung im Volk Gottes zu verschlimmern!“

Ouellet fordert Viganò auf: „Komm aus deinem Versteck heraus, bereue deine Revolte und kehre (…) zum Heiligen Vater zurück, anstatt die Feindseligkeit gegen ihn zu verschärfen“.

Er frage sich, wie Viganò „die Heilige Eucharistie feiern und seinen Namen im Kanon der Messe aussprechen“ könne, so Kardinal Ouellet. Er komme zu dem Schluss, dass die Vorwürfe „eine politische Intrige bar jeder Grundlage sind“, die der Einheit der Kirche schaden.

„Möge es Gott gefallen, dass diese Ungerechtigkeit schnell behoben wird und dass Papst Franziskus weiterhin als das anerkannt wird, was er ist: ein hervorragender Hirte, ein mitfühlender und standhafter Vater, ein prophetisches Charisma für die Kirche und für die Welt. Möge er mit Freude und vollem Vertrauen seine missionarische Reform fortsetzen, getröstet durch das Gebet des Volkes Gottes und durch die erneuerte Solidarität der ganzen Kirche mit Maria, der Königin des Heiligen Rosenkranzes.“


(CNA Deutsch)

Kirchenkrise: Papst Franziskus ordnet Überprüfung der McCarrick-Akten an

VATIKANSTADT – Der Vatikan hat am heutigen Samstag angekündigt, die vorliegenden Akten im Fall McCarrick zu prüfen. Dabei handelt es sich um Unterlagen rund um die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs Minderjähriger sowie junger Männer gegen Erzbischof Theodore McCarrick. Im Raum stehen auch Vorwürfe gegen Papst Franziskus, die der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA erhoben hat, Erzbischof Carlo Maria Viganò.

Die Erzdiözese New York hat bereits eine offizielle Untersuchung der Vorwürfe abgeschlossen, McCarrick habe einen Teenager in New York sexuell missbraucht.

Das Erzbistum hält die Beweise für „glaubwürdig“, so das im Juni vorgestellte Ergebnis der Ermittlungen, wie CNA Deutsch berichtete.

In seiner am heutigen 6. Oktober veröffentlichten Erklärung teilt der Vatikan mit, Papst Franziskus habe beschlossen, die Ergebnisse dieser Untersuchung

„mit einem weiteren gründlichen Studium der gesamten Dokumentation, die im Archiv der Dikasterien und Ämter des Heiligen Stuhls über den ehemaligen Kardinal McCarrick vorliegt, zu kombinieren, um alle relevanten Fakten zu ermitteln, sie in ihren historischen Kontext zu stellen und objektiv zu bewerten“.

„Der Heilige Stuhl ist sich bewusst, dass sich aus der Untersuchung der Fakten und Umstände ergeben kann, dass Entscheidungen getroffen wurden, die nicht mit einer zeitgemäßen Herangehensweise an solche Themen übereinstimmen würden“, fügt die Erklärung hinzu.

Man werde jedoch „dem Weg der Wahrheit folgen, wohin dieser auch führt“, so die Mitteilung weiter.

Kardinal Daniel DiNardo, Vorsitzender der US-Bischofskonferenz, hat den Papst wiederholt um eine gründliche vatikanische Untersuchung – eine Apostolische Visitation – des Falls McCarrick und seiner kirchlichen Laufbahn in den USA gebeten.

Obwohl DiNardo diese Bitte während eines Treffens zwischen dem Papst und den Leitern der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten am 13. September wiederholte, hat der Vatikan es bisher abgelehnt, diese Visitation anzuordnen.

Auch die heute angekündigte Untersuchung ist keine apostolische Visitation. Vielmehr werden Dokumente geprüft, die sich bereits „im Archiv der Dikasterien und Ämter des Heiligen Stuhls“ befinden.

Quellen haben der CNA gegenüber bestätigt, dass Papst Franziskus am 8. Oktober privat mit DiNardo und Erzbischof Jose Gomez, dem stellvertretenden Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, zusammentreffen soll.

Eine mit der Untersuchung vertraute Quelle sagte gegenüber CNA, dass die Erzdiözese Washington zusätzliche Informationen über McCarrick gesammelt hat, die in die vatikanische Ermittlung einbezogen werden könnten.

Fest steht: Zumindest einige Bischöfe sind mit McCarricks mutmaßlichem Fehlverhalten seit 2005 vertraut. Zwei Diözesen in New Jersey erzielten damals mit einigen mutmaßlichen Opfern des Erzbischofs einen Rechtsvergleich. Im Jahr 2007 wurde ein weiterer Vergleich erzielt.

Der Skandal löste auch Fragen aus darüber, ob diese Bischöfe richtig auf die Kenntnis von Anschuldigungen gegen McCarrick reagiert haben. Unklar ist zudem bis heute, ob und wann weitere Bischöfe, darunter Kardinal Donald Wuerl von Washington, Kenntnis vom Verhalten des Erzbischofs hatten.

Der Leiter des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, Kardinal Kevin Farrell, lebte jahrelang mit McCarrick zusammen. In einem Video-Statement erklärte er, nichts gewußt zu haben.

Ein weiterer amerikanischer Bischof, Kardinal Joseph Tobin von Newark, sagte einem Journalisten im August, dass er 2017 Gerüchte über sexuelles Fehlverhalten von McCarrick gehört habe. Er habe es aber abgelehnt, diese zu untersuchen, weil sie ihm unglaubwürdig schienen.

Am 25. August veröffentlichte Erzbischof Carlo Maria Vigano einen Offenen Brief, in dem er behauptet, dass er ab 2006 Berichte über McCarricks Fehlverhalten erstellt habe. Zudem gebe es sei seit dem Jahr 2000 Berichte über dessen Taten. Diese Berichte sind jedoch laut Viganò weitgehend ignoriert worden, bis Papst Benedikt XVI. im Jahr 2009 oder 2010 mehrere Sanktionen gegen McCarrick verhängte.

Vigano behauptet weiter, dass Papst Franziskus diese Beschränkungen McCarricks jedoch kurz nach seiner Wahl zum Papst aufgehoben hat – und dass McCarrick ein enger Berater von Franziskus gewesen sei.

Zu diesen Vorwürfen macht Papst Franziskus bislang keine direkten Aussagen.

In einem zweiten Brief, der am 29. September veröffentlicht wurde, behauptet Vigano, dass Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, über den Fall McCarrick informiert sei, und forderte ihn auf, „die Wahrheit zu bezeugen“.

Während einige Behauptungen aus dem Vigano-Brief bestätigt wurden, wurde die Wahrhaftigkeit anderer Behauptungen in Frage gestellt, was zu erheblichen Kontroversen über deren Gehalt führte.

Erzbischof Vigano hat behauptet, dass Akten im Archiv des Vatikans und seiner Nuntiatur-Botschaft in den USA seine Anschuldigungen bestätigen werden.

In der Erklärung des Vatikans vom 6. Oktober ist von einer geänderten Kultur und Klerikalismus die Rede. Wörtlich heißt es: „Sowohl Missbrauch als auch seine Vertuschung können nicht mehr toleriert werden, und eine andere Behandlung von Bischöfen, die Missbrauch begangen oder vertuscht haben, stellt in der Tat eine Form von Klerikalismus dar, die nicht mehr akzeptabel ist“.

Auf dem Rückflug seiner Baltikum-Visite hatte Papst Franziskus gegenüber Journalisten gesagt, es sei unfair, heutige moralische Maßstäbe an frühere Vertuschungen anzulegen: Früher seien solche Verbrechen stets verschleiert worden. „Man hat sie auch zu Hause vertuscht: als der Onkel die Nichte vergewaltigte, als der Vater seine Kinder vergewaltigte. Es wurde vertuscht, weil es so beschämend war“, so Franziskus am 25. September 2018.

In der Mitteilung von heute heißt es: „Der Heilige Vater Papst Franziskus erneuert seine dringende Aufforderung, die Kräfte zu vereinen, um gegen die schwere Geißel des Missbrauchs innerhalb und außerhalb der Kirche zu kämpfen und zu verhindern, dass solche Verbrechen in Zukunft zum Schaden der unschuldigsten und verletzlichsten Menschen in der Gesellschaft begangen werden“. (CNA Deutsch)

Erzbischof Vigano veröffentlicht neue Stellungnahme zu Papst Franziskus und McCarrick

VATIKANSTADT – Erzbischof Carlo Maria Viganò hat ein neues Schreiben zu den Vorwürfen veröffentlicht, dass hochrangige Prälaten an der Vertuschung des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs durch Erzbischof Theodore McCarrick beteiligt waren.

Der auf den 29. September – dem Fest des Heiligen Erzengels Michael – datierte Brief trägt als Überschrift das bischöfliche Motto von Erzbischof Viganò: Scio Cui credidi (ich weiß, wem ich geglaubt habe – nach 2 Tim 1,12). Er wurde vor wenigen Stunden veröffentlicht.

Der ehemalige Apostolische Nuntius dankt in dem vierseitigen Dokument eingangs „Gott dem Vater für jede Situation und Prüfung, die er vorbereitet hat und die er für mich während meines Lebens vorbereiten wird“. Als Priester und Bischof der Heiligen Kirche sei er wie jeder Getaufte berufen, die Wahrheit zu bezeugen, schreibt Viganò, und erinnert an Psalm 103:33-34:

„Ich beabsichtige, dies bis zum Ende meiner Tage zu tun.“

Viganò erinnert daran, dass er vor einem Monat seine schweren Vorwürfe gegen Papst Franziskus und mehrere hochrangige Kirchenmänner veröffentlicht hat, denen er zur Last legt, vom sexuellen Fehlverhalten von Erzbischof Theodore McCarrick gewußt zu haben.

Er habe sich entschieden, diese Vertuschung zum Wohl der Kirche offenzulegen, „nach langem Nachdenken und Beten, während Monaten tiefen Leidens und Leidens, angesichts eines Crescendos ständiger Nachrichten über schreckliche Ereignissen“, schreibt Viganò.

„Das Schweigen der Hirten, die hätten Abhilfe schaffen und neue Opfer verhindern können, wurde immer unhaltbarer, ein verheerendes Verbrechen für die Kirche“.

Viganò betont: „Im Bewusstsein der enormen Folgen, die mein Zeugnis haben könnte, denn was ich enthüllen würde, betraf den Nachfolger Petri selbst, entschied ich mich dennoch zur Aussage, um die Kirche zu schützen, und ich erkläre mit reinem Gewissen vor Gott, dass mein Zeugnis wahr ist.“

Päpstliches Geheimnis

Der Erzbischof und ehemalige Nuntius räumt ein, dass ein Teil dessen, was er offenlegte, unter das Päpstliche Geheimnis fiel, rechtfertigt aber seine Entscheidung mit dem Argument, dass „der Zweck einer jeden Geheimhaltung, einschließlich des Päpstlichen Geheimnisses, darin besteht, die Kirche vor ihren Feinden zu schützen, nicht Verbrechen zu vertuschen oder sich daran zu beteiligen“.

Als „unfreiwilliger Zeuge schockierender Tatsachen“ berufe er sich auf des Katechismus der Katholischen Kirche, der – außer in der Beichte – eine Offenlegung eines Geheimnisse erlaubt, um Schaden abzuwenden.

Tatsächlich sieht der Katechismus dies in Fällen vor, wo „die Bewahrung des Geheimnisses dem, der es anvertraut, oder dem, dem es anvertraut wird, oder einem Dritten einen sehr großen Schaden zufügen würde“ (KKK, 2491) – und entbindet in solchen Fällen Katholiken von der Geheimhaltung.

Viganò stellt fest: „Weder der Papst noch einer der Kardinäle in Rom haben die Tatsachen geleugnet, die ich in meinem Zeugnis beschrieben habe“. Wenn sie seiner Darstellung widersprechen wollten, so der Erzbischof, „müssen sie es nur sagen und Unterlagen zur Verfügung stellen, um ihr Abstreiten belegen“.

Unvermeidlich sei da doch der Eindruck, dass der Grund, warum die Akten nicht veröffentlicht werden, darin bestehe, dass diese „meine Aussagen bestätigen“, so der Erzbischof.

McCarrick „eindeutig kein Einzelfall“

Erzbischof Viganò verweist darauf, dass Papst Franziskus auf die Vorwürfe antwortete, dass er dazu „kein einziges Wort“ sagen werde, jedoch dann „sein Schweigen mit dem von Jesus in Nazareth und vor Pilatus verglichen hat, und mich mit dem großen Ankläger Satan verglichen hat, der Skandal und Spaltung in der Kirche sät – wenn auch ohne jemals meinen Namen zu sagen“.

Der Erzbischof kritisiert die „mangelnde Bereitschaft des Papstes, auf meine Vorwürfe zu reagieren, und seine Taubheit gegenüber den Appellen der Gläubigen“. Das Verhalten von Franziskus sei weder vereinbar mit seiner Rechenschaftspflicht, noch stehe es im Einklang „mit seinen Forderungen nach Transparenz und Brückenbau“.

Viganò schreibt weiter, dass

„die Vertuschung von McCarrick durch den Papst eindeutig kein Einzelfall war“. Franziskus habe schließlich „homosexuelle Geistliche verteidigt, die schwere sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige oder Erwachsene begangen haben“. Er nennt als Beispiele die Fälle der überführten Kinderschänder Julio Grassi aus Argentinien und Mauro Inzoli aus Italien – sowie den Fall der Überprüfung von „Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen Kardinal Cormac Murphy O’Connor“.

Erzbischof Viganò fordert Kardinal Daniel DiNardo und weitere US-Bischöfe auf mitzuteilen, ob Papst Franziskus ihre Forderung nach einer Untersuchung der Vorwürfe durch den Vatikan abgelehnt hat.

(DiNardo hatte eine solche selbst gefordert, den Papst dazu am 13. September mit einer US-Abordnung im Vatikan getroffen, danach aber nicht mitgeteilt, wie Franziskus entschieden hat. Auch das Presse-Amt des Heiligen Stuhls machte dazu keine Angaben.)

Es stehe den Gläubigen zu, die Wahrheit zu erfahren, schreibt Viganò dazu.

Appell an Kardinal Ouellet

Der Erzbischof wendet sich in seinem neuen Schreiben auch an den kanadischen Kardinal Marc Ouellet, der als Präfekt der Bischofskongregation dient.

Erzbischof Viganò schreibt, dass Kardinal Ouellet in der Anfangszeit des Pontifikats noch seine Würde bewahrt habe.

„Später jedoch, als sein Amt als Präfekt der Bischofskongregation untergraben wurde, weil Empfehlungen für bischöfliche Ernennungen von zwei homosexuellen ‚Freunden‘ seines Dikasteriums unter Umgehung des Kardinals direkt an Papst Franziskus weitergegeben wurden, gab er auf. Sein langer Artikel im „Osservatore Romano“, in dem er sich für die umstritteneren Aspekte von Amoris Laetitia aussprach, stellt seine Kapitulation dar.“

Viganò wendet sich direkt an Ouellet: „Bevor ich nach Washington ging, waren Sie es, der mir von Papst Benedikts Sanktionen gegen McCarrick erzählt hat. Sie verfügen über Schlüsseldokumente, die McCarrick und viele in der Kurie für ihre Vertuschungen belasten. Eminenz, ich bitte Sie, die Wahrheit zu bezeugen.“

Erzbischof Viganò beendet sein Schreiben mit einer Ermutigung an Katholiken, „niemals mutlos zu sein“ und auf Christus zu vertrauen.

„Dies ist eine Zeit der Reue, der Umkehr, des Gebets, der Gnade, um die Kirche, die Braut des Lammes, vorzubereiten, bereit, mit Maria zu kämpfen und den Kampf gegen den alten Drachen zu gewinnen“, schreibt er.

Viganò erinnert an ein Kunstwerk in der Markuskirche in Venedig, das Jesus zweimal im gleichen Bild zeigt: Einmal, wie er im Boot liegt und schläft, während ein Sturm tobt, und Petrus versucht, zu wecken; und zugleich auch den erwachten Christus, der hinter den verängstigten Jüngern – die ihn nicht sehen – im Boot steht und das aufgewühlte Wasser bändigt.

„Die Szene ist sehr zeitgemäß, um den gewaltigen Sturm darzustellen, den die Kirche in diesem Moment durchmacht“, schreibt der Erzbischof, „aber mit einem wesentlichen Unterschied: Der Nachfolger von Petrus sieht nicht nur nicht den Herrn, der das Boot fest in der Hand hat, sondern scheint auch nicht die Absicht zu haben, den im Bug schlafenden Jesus zu wecken.“

Viganò schreibt: „Ist Christus vielleicht für diesen Vikar unsichtbar geworden? Vielleicht ist er versucht, als Ersatz für unseren einzigen Meister und Herrn zu dienen?“

Er schließt mit den Worten: „Der Herr hat die volle Kontrolle über das Boot! Möge Christus, die Wahrheit, immer das Licht auf unserem Weg sein!“ (CNA Deutsch)

Rom erkennt von chinesischer Regierung geweihte Bischöfe an

VATIKANSTADT – Nach der Unterzeichnung eines vorläufigen Abkommens zwischen dem Vatikan und China über die Ernennung von Bischöfen hat der Vatikan angekündigt, die sieben Bischöfe anzuerkennen, die gegen den Willen Roms von der chinesischen Regierung geweiht wurden.

Die Exkommunikation der sieben Männer ist somit aufgehoben. Die Entscheidung werde „im Hinblick auf die Aufrechterhaltung der Verkündigung des Evangeliums in China“ getroffen, so wörtlich ein Pressebericht des Vatikans. Die Bischöfe, die nun zur vollen Gemeinschaft mit der Kirche zugelassen werden:

Bischof Joseph Guo Jincai von Rehe,

Bischof Joseph Huang Bingzhang von Shantou,

Bischof Paul Lei Shiyin von Jiading,

Bischof Joseph Liu Xinhong von Wuhu,

Metropolit Joseph Ma Yinglin von Kunming,

Bischof Joseph Yue Fusheng, apostolischer Verwalter von Harbin und

Bischof Vincent Zhan Silu von Funing.

Es wurde auch bekannt gegeben, dass Papst Franziskus – der eigentliche gerade das Baltikum besucht – in China eine neue Diözese gegründet habe. Das Bistum Chengde ist dem Erzbistum Peking zugeordnet; rund 25.000 Katholiken sollen in seinen Grenzen leben, so der Vatikan.

In einer Erklärung teilte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin laut „Vatican News“ mit, das Ziel des Abkommens sei „pastoral“.

„Papst Franziskus, wie es seine unmittelbaren Vorgänger auch schon getan haben, schaut mit besonderer Aufmerksamkeit auf das chinesische Volk. Was jetzt gebraucht wird, ist Einheit, ist Vertrauen und ein neuer Impuls.“

Es gehe darum „Gute Hirten zu haben, anerkannt vom Nachfolger Petri – vom Papst – und von den legitimen zivilen Behörden“, so Parolin.

Er hoffe, dass das Abkommen ein Mittel dafür sein werde.

„Der Papst vertraut der katholischen Gemeinschaft in China – den Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Gläubigen – vor allem die Verpflichtung an, konkrete brüderliche Gesten der Versöhnung untereinander zu machen und so vergangene Missverständnisse, vergangene Spannungen, auch die jüngsten, zu überwinden“, so Parolin. (CNA Deutsch)

Kirchenkrise: Kardinal DiNardo führt „langes und fruchtbares“ Gespräch mit dem Papst

VATIKAN , Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz hat eine Bilanz des Treffens mit Papst Franziskus und führenden Vertretern der Kirche in den Vereinigten Staaten am 13. September gezogen. Nach der Privataudienz veröffentlichte DiNardo eine kurze Erklärung.

„Wir sind dem Heiligen Vater dankbar, dass er uns in der Audienz empfangen hat. Wir sprachen mit Papst Franziskus über unsere Situation in den Vereinigten Staaten – wie der Leib Christi durch das Böse des sexuellen Missbrauchs zerfetzt wird. Er lauschte sehr tief aus dem Herzen. Es war ein langer, fruchtbarer und guter Austausch.“

Begleitet wurde DiNardo, der Erzbischof von Galveston-Houston und Vorsitzender der USCCB ist, von seinem Stellvertreter, Erzbischof José Gomez von Los Angeles, sowie USCCB-Generalsekretär Msgr. Brian Bransfield.

Ebenfalls anwesend war Kardinal Séan O’Malley aus Boston, der als Präsident der Päpstlichen Kommission für den Schutz Minderjähriger fungiert und Mitglied des als „K9“ bekannten Beraterkreises vom Papst ausgewählter Kardinäle ist.

McCarrick und die Akten

DiNardo hatte öffentlich um das Treffen mit Franziskus gebeten, wie CNA Deutsch berichtete, um über die Missbrauchs- und Vertuschungssskandale zu sprechen, insbesondere den Fall von Erzbischof Theodore McCarrick.

Das Treffen folgt einer Reihe von Aufforderungen von Kommentatoren an Papst Franziskus, die Akten über Erzbischof McCarrick in Rom und die apostolische Nuntiatur in Washington, D.C., zu veröffentlichen.

Der Fall müsse transparent aufgeklärt werden, bitten unter anderem tausende Laien in mehreren Petitionen an den Papst.

Während die Erklärung keine Hinweise darauf enthielt, ob McCarricks Fall oder die Frage der Veröffentlichung der Akten während der Sitzung diskutiert wurden, hat DiNardo zuvor mehr Transparenz seitens der kirchlichen Behörden in Fragen des sexuellen Missbrauchs gefordert, insbesondere im Falle von Erzbischof McCarrick.

In der Erklärung von DiNardo heißt es, dass er sich zusammen mit Kardinal O’Malley, Erzbischof Gomez und Msgr. Bransfield darauf freue, weiterhin mit Papst Franziskus an der Lösung der Krise der Kirche in den Vereinigten Staaten zu arbeiten.

„Als wir die Audienz verließen, beteten wir gemeinsam den Angelus um Gottes Gnade und Kraft, während wir daran arbeiten, die Wunden zu heilen. Wir freuen uns darauf, unseren Wahrnehmungsprozess aktiv fortzusetzen und gemeinsam die effektivsten nächsten Schritte zu identifizieren.“

Anfang dieser Woche kündigte Papst Franziskus ein Sondertreffen mit allen Vorsitzenden der Bischofskonferenzen der Welt an, um über sexuellen Missbrauch Minderjähriger und Schutzbedürftiger in der Kirche zu diskutieren. Dieses Treffen wird voraussichtlich im Februar nächsten Jahres stattfinden. (CNA Deutsch)

Papst ruft neue Bischöfe zum Streben nach Heiligkeit auf

VATIKANSTADT – Die wichtigste Aufgabe der Bischöfe ist das Streben nach Heiligkeit und der Heiligung ihrer Ortskirchen mit voller Hingabe: Das sagte Papst Franziskus am gestrigen Donnerstag vor einer Gruppe von 130 neuen Bischöfen.

Franziskus sprach kurz vor seinem Treffen mit Kardinal Daniel DiNardo und weiteren Vertretern der US-Bischofskonferenz über die Lage dort angesichts der Kirchenkrise, die durch den jahrzehntelang systematisch durch Bischöfe vertuschten Missbrauch, sexuelle Nötigung und weiteres Fehlverhalten ausgelöst wurde.

Vor diesem Hintergrund rief der Pontifex die neuen Oberhirten auf, Heiligkeit als etwas zu verstehen, das keine „Buchhaltung“ der eigenen Tugenden darstelle, keinen Zeitplan für asketische Praktiken, kein Fastenplan oder „ein Fitnessstudio der persönlichen Anstrengung“ sei.

Vielmehr verknüpfte Franziskus das Streben nach Heiligkeit mit der Heilung der „Wunden ihrer Ortskirche“ und der Prüfung des eigenen Verhältnisses zu Gott – mit anderen Worten zur Bekehrung.

Der Papst warnte die Bischöfe konkret vor der Gefahr der Gottlosigkeit und rief sie auf, dahingehend ein besonderes Augenmerk auf ihre Geistlichen und Seminaristen zu werfen, und in der Auswahl geeigneter Priesteramtskandidaten. Franziskus wörtlich:

„Wir können nicht auf die Herausforderungen, die wir im Zusammenhang mit ihnen erleben, antworten, wenn wir nicht unsere Prozesse der Auswahl, Begleitung und Bewertung erneuern. Unsere Antworten werden ohne Zukunft sein, wenn sie nicht den geistlichen Abgrund erreichen, der in nicht wenigen Fällen skandalöse Schwächen möglich gemacht hat.“

Dieser „geistliche Abgrund“ sei durch „existenzielle Leere“ entstanden, so der Papst – mit anderen Worten Apostasie — und Franziskus forderte, es müsse untersucht werden, „warum Gott dermaßen zum Schweigen gebracht worden ist, warum er dermaßen aus dem Lebensstil entfernt werden konnte, als ob es ihn gar nicht gäbe“.

Der Papst – der in der Krise selber beschuldigt worden ist – sagte, es sei dabei kontraproduktiv, andere zu beschuldigen, berichtet „Vatican News“:

„Hier sollte jeder von uns in sein Innerstes hineinhorchen und sich fragen, was er tun kann, um das Antlitz der Kirche, die wir leiten, heiliger zu machen. Es bringt nichts, mit dem Finger auf andere zu zeigen, Sündenböcke zu produzieren, sich das Hemd zu zerreißen oder sich über die Schwächen der anderen auszulassen. Hier ist es nötig, zusammen und in Gemeinschaft zu arbeiten … und zur einfachen Freude des Evangeliums zurückzukehren.“

Zum Abschluss eines jährlich vom Vatikan organisierten Trainingskurses für neue Bischöfe verurteilte der Papst die Idee, dass die Position eines Bischofes mit „automatischen Privilegien“ verbunden sein könnte.

Die Bischöfe haben keine „Eigentumsrechte oder erworbenen Rechte“, sagte er. Mit Bezug auf Matthäus 13 und den „auf einem Feld vergrabenen Schatz“ sagte er, dass sie den Schatz ihres Dienstes „zufällig“ gefunden hätten und „alles verkaufen“ würden, um das Feld zu kaufen und zu schützen.

Bischöfe zu werden „ist nicht das Ergebnis einer rein menschlichen Prüfung, sondern eine Wahl von oben“ und der Dienst „erfordert keine zeitweilige Hingabe, Treue zu wechselnden Stufen, einen selektiven Gehorsam, nein“. Sagte er: „Ihr seid aufgerufen, euch Tag und Nacht zu verzehren.“

Gott in den Mittelpunkt stellen

Der Papst sagte den Bischöfen, dass ihre Identität als Bischöfe ein Geschenk Gottes sei und aus der richtigen Perspektive betrachtet werden müsse. Er bat sie, Gott in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen.

„Er ist derjenige, der alles fordert, aber dafür das Leben in Fülle anbietet“, sagte er.

Er forderte sie auf, sich angesichts dunkler Zeiten oder Schwierigkeiten nicht entmutigen zu lassen, sondern sich zu trösten, dass das Schicksal der Kirche in Gottes Händen liege.

„Das Schicksal der Kirche, der kleinen Herde, ist siegreich im Kreuz des Sohnes Gottes verborgen. Unsere Namen sind in Sein Herz eingraviert – in Sein Herz“, sagte er.

Er lobte Amtsträger und geweihte Männer, die beharrlich Gutes tun, auch wenn es nicht „das Thema von Blogs ist und auch nicht auf die Titelseiten gelangt“.

Diese Menschen, sagte er, „glauben und predigen weiterhin mutig das Evangelium der Gnade und Barmherzigkeit an Menschen, die nach Gründen dürsten, zu leben, zu hoffen und zu lieben“. Sie haben keine Angst vor den Wunden Christi, die durch die Sünde oder durch „Söhne der Kirche“ verursacht werden.

Der Pontifex verurteilte erneut den überzogenen Individualismus und die Gleichgültigkeit gegenüber anderen.

„Haltet Euren Blick nur auf den Herrn Jesus gerichtet und gewöhnt Euch an sein Licht, und wisst, wie man unaufhörlich [das Licht] sucht, auch dort, wo es gebrochen wird, sogar durch demütige Schimmer“, ermutigte er.

Hannah Brockhaus trug zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

Kardinalsrat bekundet „volle Solidarität“ mit Papst Franziskus

Vatikan werde sich bald zur Kirchenkrise erklären – Weltfamilientreffen in Dublin „ein Erfolg“.

VATIKANSTADT – Der Kardinalsrat, auch K9-Rat genannt, eine Gruppe von Kardinälen die mit Papst Franziskus an der Reform der römischen Kurie arbeitet, hat dem Heiligen Vater angesichts der Ereignisse der vergangenen Wochen seine „volle Solidarität“ ausgesprochen und angekündigt, der Vatikan werde sich zu den Vorwürfen gegen den Papst und hochrangige Kurienvertreter äußern.

In einer Mitteilung, die am 10. September vom Vatikan veröffentlicht wurde, betont das Gremium, „seine volle Solidarität mit Papst Franziskus hinsichtlich der Ereignisse der letzten Wochen“.

Der K9-Rat besteht aus den Kardinälen Oscar Rodriguez Maradiaga (Koordinator), Pietro Parolin (Kardinalstaatssekretär), Giuseppe Bertello, Francisco Javier Errazuriz Ossa, Sean Patrick O’Malley, Reinhard Marx, Laurent Monsengwo Pasinya, Oswald Gracias und George Pell.

Die neun Berater teilen nun mit, „dass der Heilige Stuhl dabei ist, in der aktuellen Debatte die notwendigen Klärungen zu formulieren“.

Vorwürfe gegen Papst und Kardinäle

Dies ist die erste Versammlung des von Franziskus gegründeten und ausgewählten Gremiums, nachdem der ehemalige Nuntius der Vereinigten Staaten, Erzbischof Carlo Maria Viganó, am 25. August einen elfseitigen Brief veröffentlicht hat, in dem er erklärt, mehrere Priester, Bischöfe, Kardinäle – darunter Vertreter des „K9“ – und sogar Papst Franziskus selbst hätten vom Fehlverhalten des Ex-Kardinals Theodore McCarrick gewusst.

Trotzdem hätten die Beschuldigten nur nachlässig gehandelt, McCarrick sogar teilweise gedeckt, so der ehemalige Nuntius in seiner – von dritten bestätigten, aber auch angezweifelten – Aussage.

Dem Papst wird von Vigano zusätzlich zur Last gelegt, trotz des Wissens um McCarrick diesen rehabilitiert und zum engen Berater gemacht zu haben.

Der Pontifex selber hat bislang dazu geschwiegen; einige Bischofskonferenzen haben dies öffentlich unterstützt. Immer mehr Bischöfe, Priester und tausende Laien fordern indessen eine schonungslose Aufklärung, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen – darunter der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo.

Rolle des Kardinalsrates

Die gestrige Mitteilung indessen teilt auch mit, dass der Kardinalsrat „in Anbetracht des fortgeschrittenen Alters einiger Mitglieder“ erwogen habe, den Papst zu bitten, „über die Arbeit, Struktur und Zusammensetzung des Rates selbst“ nachzudenken.

Zudem erklärten die Kardinäle ihre, so wörtlich, „Zufriedenheit über den Erfolg des IX. Weltfamilientreffens in Dublin“ und sie „gratulieren Kardinal Kevin Farrell und dem Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben, die zusammen mit Erzbischof Diarmuid Martin die Veranstaltung organisiert haben.“

Das Weltfamilientreffen, an dessen abschließenden Veranstaltungen auch Papst Franziskus teilnahm, fand vom 21. bis 26. August in Dublin statt. (CNA Deutsch)