447 katholische Missionare wurden zwischen 2000 und 2017 getötet

Christenverfolgung

VATIKANSTADT – Die vatikanische Agentur „Fides“ hat am vergangenen Samstag einen umfangreichen Bericht veröffentlicht, in dem sie mitgeteilt, dass zwischen den Jahren 2000 und 2017 weltweit insgesamt 447 katholische Missionare ermordet wurden.

Der Bericht unter dem Titel „Junge Missionare, Zeugen Christi bis zur Hingabe des Lebens“, wurde vom Presseamt des Heiligen Stuhls veröffentlicht. Er erklärt, dass „in der Zeit zwischen 2000 und 2017 447 Missionare gewaltsam getötet wurden: 5 Bischöfe, 313 Priester, 3 Diakone, 10 Ordensmänner, 51 Ordensfrauen, 16 Seminaristen, 3 Mitglieder aus Instituten gottgeweihten Lebens, 42 Laien, 4 freiwillige Helfer.“

Der Bericht präzisiert jedoch: „Diese Zahl ist niedriger als die tatsächliche, da sie sich nur bestätigte Fälle bezieht, die auch gemeldet wurden.“

„Zu Beginn des Monats Oktober, der traditionell den Missionen gewidmet ist, und in dem die Bischofssynode stattfindet, die sich auch mit der Berufungsfindung der jungen Menschen beschäftigt, stellt „Fides“ die Profile einiger jungen Menschen dar, die in dem gerade begonnenen neuen Jahrtausend nicht gezögert haben, ´hinauszugehen´ und ihr Leben in die Hände des Herrn zu legen, um das Evangelium zu verkünden und zu bezeugen – in schwierigen Situationen auch durch eine einfache Präsenz”, so der Bericht.

Viele davon waren „junge Menschen unserer Tage, ihren Zeitgenossen ähnlich, keineswegs naiv oder unerfahren, mit Universitätsabschlüssen, Tanz- und Musikliebhaber, Nutzer sozialer Kommunikationsmittel, geistlich und kulturell vorbereitet, um sich in einem Kontext zurechtzufinden, der von dem ihrigen sehr verschieden war. Sie waren in der Lage, die Risiken jener Orte zu analysieren, an denen einige glaubten, nur eine gewisse Zeit zu verbringen, andere ihr ganzes Leben.“

In einem Interview mit „Fides“ anlässlich des „Gebets- und Fastentages im Gedenken an die Märtyrer in den Missionen“, der jedes Jahr am 24. März begangen wird, betonte Erzbischof Giovanni Pietro Dal Toso, Untersekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und Präsident der Päpstlichen Missionswerke, dass es „in der frühen Kirche viele junge Märtyrer gegeben hatte. Wenn wir an sie denken, können wir sagen, dass das Zeugnis des Glaubens und auch das Zeugnis des Blutes keine Grenzen kennt.“

„Die Berufung zur Hingabe des Lebens betrifft jeden Getauften, und junge Menschen können ein wertvolles Beispiel geben. Wenn man jung ist, hat man einen großen Drang und eine große Bereitschaft, das eigenes Leben zu geben.“

Der kirchliche Würdenträger sagte auch, dass „es in den Herzen der jungen Menschen viel Großherzigkeit gibt. Ich glaube nicht, dass junge Menschen heute weniger großzügig sind als die Generationen in der Vergangenheit. Die Jugend, wie auch die anderen Phasen des Lebens, beinhaltet auch Schwächen, aber die Millennials, die Jugendlichen von heute, zeigen ebenfalls Großzügigkeit: Man denke nur an die Erfahrungen der Jugendlichen und freiwilligen Helfer, die in die Missionsländer reisen.“

Einige der jungen Menschen, an die der Bericht erinnert, sind:

 

Samuel Gustavo Gómez, ein 21-jähiger Seminaristen, ermordet in Mexiko am 14. April 2014, als man sein Auto stehlen wollte.

Anwar, 21 Jahre, und Misho Samaan, 17 Jahre, Helfer bei den Salesianern, gestorben am 11. April 2015 in Syrien, als eine Bombe auf ihr Haus fiel. An diesem Tag starb auch die Mutter der beiden.

Schwester M. Reginette, 32 Jahre, Missionarin der Nächstenliebe, getötet am 4. März 2016 im Jemen. Sie ist die jüngste Ordensschwester, die von islamischen Terroristen ermordet wurden.

Helena A. Kmiec, 26 Jahre, vom Freiwilligen-Missionsdienst der Salvatorianer, getötet in Bolivien am 24. Januar 2017.
Pater Fransiskus Madhu, 30 Jahre, von den Steyler Missionaren, am 1. April 2007 auf den Philippinen ermordet.

Grace Akullo, eine 27-jährige Krankenschwester, die am 17. November 2000 in Uganda starb.

Schwester Lita Castillo, 22 Jahre, von den Dominikanerinnen der Verkündigung Mariens, getötet am 29. Oktober 2001 in Chile. Die Ordensschwester peruanischen Ursprungs wurde während eines Angriffs auf ihre Gemeinschaft erstochen und angezündet.

 

Übersetzt von Susanne Finner. (CNA Deutsch)

Warum die Entstehung von Humanae Vitae wichtig ist – 50 Jahre nach dessen Erscheinung

Papst Paul VI.VATIKANSTADT – Das 50-jährige Jubiläum von Humanae Vitae rückt näher, und damit ist auch die Diskussion darüber entbrannt, wie der selige Papst Paul VI. dessen endgültige Fassung beschloss.

Paul VI. veröffentlichte seine Enzyklika im Jahr 1968, nachdem eine Kommission von Theologen und anderer Fachleute vier Jahre lang sich mit der Frage beschäftigt hatte, ob die Kirche die Anti-Babypille und andere Formen künstlicher Verhütung zulassen sollte.

In seiner Enzyklika bestätigte Papst Paul VI., dass die Sexualität nicht von der Fruchtbarkeit künstlich zu trennen ist. Die Konsequenzen dieser Bestätigung sind bis heute spürbar. Auch und gerade im deutschsprachigen Raum leisteten einflussreiche Personen erbittert Widerstand gegen die Enzyklika.

Eine Studiengruppe des römischen Instituts für Ehe und Familie Johannes Paul II. beabsichtigt nun, die Entstehungsgeschichte von Humanae Vitae in einem Forschungspapier darzustellen.

Der Priester und Professor für Kulturanthropologie, Monsignore Gilfredo Marengo, leitet die Gruppe.

Er sagte gegenüber Radio Vatikan, dass der selige Papst damals von der Kommission nicht bekam, was er brauchte, um die Enzyklika aufzusetzen. Paul VI. habe „beinahe von vorne anfangen“ müssen.

Erschwerend sei hinzugekommen, dass damals die „öffentliche Meinung in der Kirche sehr stark polarisiert war, nicht nur zwischen Pro und Kontra Pille, sondern auch unter Theologen“, die sich genauso polarisiert gegenüber gestanden hätten.

Während diese Diskussion tobte, veröffentlichten im April 1967 zeitgleich drei Medien ein Dokument, dass sich für die Zulassung der Pille aussprach die französische Zeitung „Le Monde“, das englische Magazin „The Tablet“ und die US-amerikanische Zeitung „National Catholic Reporter“ [nicht zu verwechseln mit dem „National Catholic Register“, Anm.d.R.]

In diesem Dokument wurde dargelegt, dass 70 Mitglieder der Päpstlichen Kommission für die Zulassung der Pille gewesen seien; doch dieser Bericht sei „nur einer von 12 Dokumenten“ gewesen, die dem Papst vorgelegt worden: Das betonte Professor Bernardo Colombo, Demographie-Experte und selber Kommissionsmitglied, in einem Artikel von „Teologia“, dem Journal der theologischen Fakultäten von Mailand und Norditalien, der im März 2003 erschien.

Als Paul VI. dann Humanae Vitae veröffentlichte, war aus diesem Grund die öffentliche Meinung gegen die Prinzipien der Kirche gerichtet, welche der selige Papst bestätigte, und die Glaubenslehre der Kirche geriet – wieder einmal – unter starken Beschuss.

Wie Professor Marengo gegenüber Radio Vatikan sagte, verdiene Humanae Vitae eine tiefgreifende Untersuchung.

Der erste Eindruck des Professors: Wenn die Studiengruppe einmal ihre Forschungsarbeit abgeschlossen hat, „wird es möglich sein, viele einseitige Interpretationen des Textes beiseite zu legen“. Zudem werde es einfacher sein, „die Absichten und Sorgen zu verstehen, die Paul VI. dazu bewegten, das Thema so zu lösen wie er es tat“.

Die Geschichte der Enzyklika geht zurück auf das Jahr 1963, als der heilige Papst Johannes XXIII. die Kommission zur Untersuchung der Themen Ehe, Familie und Fortpflanzung zu errichten.

Papst Paul VI. erweiterte später die Kommission von sechs auf zwölf Personen. Dann erweiterte er sie auf 75 Personen, und stattete sie mit einem Vorsitzenden aus, Kardinal Alfredo Ottaviani, Leiter der Glaubenskongregation; seine beiden Stellvertreter waren Kardinal Julius Döpfner und Kardinal John Heenan.

Nachdem diese Kommission ihre Arbeit beendet hatte, bat Paul VI. eine kleine Gruppe Theologen, das Thema weiter zu untersuchen.

Papst Franziskus hat mehrfach seine Wertschätzung des seligen Papstes Paul VI. und der Enzyklika Humanae Vitae ausgedrückt, so auch vor den beiden Familiensynoden, etwa am 5. März 2014 in einem Interview mit dem „Corrierde della Sera“.

Auf die Frage, ob die Kirche sich unter seinem Pontifikat erneut mit dem Thema der Schwangerschaftsverhütung befassen werde, sagte der Papst, dass „all das hängt davon ab, wie Humanae Vitae interpretiert wird. Paul VI. empfahl, an seinem Lebensende, den Beichtvätern viel Barmherzigkeit und Aufmerksamkeit auf konkrete Situationen“.

Franziskus sagte weiter, dass das „Genie“ des seligen Pauls VI. ein „propehtisches“ gewesen sei, denn der Papst „hatte den Mut, sich gegen die Mehrheit zu stellen, die moralische Disziplin zu verteidigen, ein Kulturbruch auszuüben, der sich gegen derzeitige wie zukünftigen Neo-Malthusianismus stellt“.

„Die Frage“, so Papst Franziskus abschließend, „ist nicht eine der Veränderung der Doktrin, sondern tiefer zu gehen und pastorale Seelsorge dazu zu bewegen, die Situationen in Betracht zu ziehen, und das, was Menschen da tun können. Darüber werden wir auch auf dem Weg der Synode reden“.

Professor Marengo sagte gegenüber Radio Vatikan, dass es „sehr nützlich“ wäre, „den Weg des Entwurfs der Enzyklika nachzugehen, wie sich dieser in verschiedenen Phasen von Juni 1966 bis zur Veröffentlichung am 15. Juli 1968 entwickelte“.

Der Anthropologie-Professor weiter: Die Enzyklika müsse in den Kontext „aller wichtigen und fruchtbaren Aussagen der Kirche über Ehe und Familie in den letzten 50 Jahren“ gestellt werden.

Zur Studiengruppe unter Professor Marengo gehören der Präsident des Instituts Johannes Paul II., Professor Pierpaolo Sequeri; Professor Philippe Chenaux von der Lateran-Universität, der eine Autorität zu Fragen über das Zweite Vatikanische Konzil sowie die Geschichte der zeitgenössischen Kirche ist; und Professor Angelo Maffeis, Präsident des Institutes Paul VI. in Brescia.

Im Vorfeld der Arbeit der Studiengruppe gab es irreführende Berichterstattung in den Medien über deren Rolle und Auftrag.

So wurde die Gruppe als „Päpstliche Kommission“ beschrieben, mit der Aufgabe, die in Humanae Vitae erklärte Glaubenslehre zu verändern.

Professor Marengo sagte gegenüber CNA, dass solche Berichte frei erfunden seien. Erzbischof Vicenzo Paglia, Kanzler des Institutes Johannes Paul II., bestätigte, dass keine Päpstliche Kommission errichtet worden sei und sagte: „wir sollten alle diese Initiativen als positiv bewerten, wie die von Professor Marengo vom Institut Johannes Paul II., die angesichts des 50-jährigen Jubiläums beabsichtigen, dieses Dokument zu studieren und besser zu verstehen“. (CNA Deutsch)

Islamischer Staat: Unser Krieg ist ein Religionskrieg und wir hassen die Christen

IS FahneVATIKANSTADT – „Das Gebot ist klar: die Ungläubigen töten, wie Allah gesagt hat“; das war die Antwort des Islamischen Staates (IS) auf Papst Franziskus in der letzten Ausgabe seiner Zeitschrift Dabiq, mit dem Titel „Das Kreuz zerstören“. Darin erklärt der IS, den christlichen Westen zu hassen und beschuldigt den Papst, „die muslimische Nation befrieden zu wollen“.

Die letzte Ausgabe von Dabiq wurde veröffentlicht, nachdem Papst Franziskus auf seinem Rückflug von Polen erklärt hatte, es sei „nicht richtig, den Islam mit Gewalt gleichzusetzen. Das ist weder recht noch wahr.“ Am gleichen Tag hatten Muslime die Kirchen Frankreichs und Italiens besucht, um den Mord am Pater Jacques Hamel, der von zwei Anhängern des IS begangen worden war, zu verurteilen.

„Franziskus verbirgt seine wahren Absichten – die muslimische Nation zu befrieden – weiter hinter einem trügerischen Schleier ‚guten Willens'“, erklärt die Zeitschrift der fundamentalistischen Gruppierung, die auch die Regierung Frankreichs kritisiert, weil diese gesagt hatte, „der authentische Islam und eine angemessene Lektüre des Korans widersprechen jeder Form von Gewalt“.

„Das ist ein göttlich gerechtfertigter Krieg zwischen der muslimischen Nation und den Nationen der Ungläubigen“ steht in einem – mit „Durch das Schwert“ überschriebenen – Artikel über die islamistischen Angriffe in Frankreich, Belgien, den Vereinigten Staaten, Deutschland und gegen westliche Touristen in Bangladesch.

„Keine Religion des Friedens“

Die Islamisten bestehen in dieser Ausgabe darauf, den Papst, sowie „viele Personen der Kreuzzugländer“ anzuklagen, „gegen die Realität anzukämpfen“ in ihren Bemühungen, den Islam als eine Religion des Friedens darstellen zu wollen.

„Tatsächlich ist der Dschihad – das Verbreiten des Gesetzes Allahs mit dem Schwert – eine Verpflichtung, die sich im Koran findet, dem Wort unseres Herrn“ heißt es im Text. „Das Blut der Ungläubigen zu vergießen, ist eine Pflicht. Der Befehl ist klar. Tötet die Ungläubigen, wie Allah gesagt hat: ‚Also tötet die Polytheisten wo immer ihr sie findet.'“

In diesem Sinn lehnen sie auch ab, dass der Papst die Taten des Islamischen Staates als „sinnlose Gewalt“ qualifiziert.

„Der Kern der Angelegenheit besteht darin, dass es tatsächlich ein Schema gibt für unseren Terrorismus, den Krieg, die Grausamkeit und Brutalität“, schreibt der IS und besteht darauf, dass sein Hass auf den Westen absolut und unerbittlich sei.

„Tatsache ist: auch wenn sie aufhören würden uns zu bombardieren, einzusperren, uns zu foltern, zu verunglimpfen und gewaltsam unser Land an sich zu reißen, selbst dann würden wir sie weiter hassen, weil der hauptsächliche Grund für unseren Hass ihnen gegenüber nicht verschwinden wird, bis sie sich dem Islam unterwerft. Selbst wenn sie die Dschizya (die Ungläubigensteuer) bezahlen und gedemütigt unter der Herrschaft des Islam leben würden, auch dann würden wir sie weiterhin hassen“, erklärt der IS.

Zum Schluss warnt die Publikation, dass „die nach Blut dürstenden Ritter des Kalifats den Krieg weiter führen werden“, und droht: „Hegt keine Zweifel daran, dass dieser Krieg erst mit der schwarzen Flagge des Tauhid (des islamischen Monotheismus) enden wird, der Konstantinopel und Rom überschwemmen wird; das ist nicht schwer für Allah.“ (CNA Deutsch)

Syrien: Anschlag auf Kirchgänger

SyrienEin Selbstmordattentäter hat am Sonntag in Qamishli im Nordosten Syriens drei Wachleute mit sich in den Tod gerissen. Das Attentat geschah vor einer Kirche, in der gerade das orthodoxe Pfingstfest gefeiert wurde. Offenbar hatte es der Attentäter auf den syrisch-orthodoxen Patriarchen Ignatius Ephrem II. Karim abgesehen. Der Kirchenmann blieb unverletzt.

Bisher hat sich noch niemand zum Anschlag bekannt, doch das Vorgehen des Mörders deutet auf einen islamistischen Hintergrund hin. In den letzten sechs Monaten haben Attentäter schon viermal die assyrisch-orthodoxen Gläubigen von Qamishli angegriffen.

Patriarch Ignatius segnete während des Gottesdienstes auch ein neues Mahnmal. Es soll an den Völkermord an Armeniern und anderen christlichen Minderheiten vor hundert Jahren erinnern. (rv)

Neuer Bericht dokumentiert den Völkermord an Christen im Irak und Syrien

USAWASHINGTON, D.C. – Auf 278 Seiten belegt dieser Bericht die Vernichtung von Christen und anderen religiösen Minderheiten durch die Kämpfer des Islamischen Staates: Eine Woche vor der Entscheidung des US-Außenministeriums, ob der Völkermord des IS offiziell anerkannt wird, haben die katholischen Kolumbusritter zusammen mit anderen einen umfangreichen Bericht vorgelegt, der die neuesten Beweise des Genozids dokumentiert.

„Wir stehen nun vor einer historischen Entscheidung”, sagte Carl Anderson, oberster Ritter der „Knights of Columbus”. Die weltgrößte Laien-Vereinigung katholischer Männer veröffentlichte den Bericht zusammen mit der Gruppe In Defense of Christians – „Zur Verteidigung von Christen” im Nationalen Presse-Klub in Washington.

„Die Beweise in diesem Bericht, zusammen mit den Beweisen, die dem Europäischen Parlament vorgelegt wurden, unterstützen gänzlich, und ich würde sogar sagen, beweisen zwingend, dass es vernünftige Gründe gibt davon auszugehen, dass das Verbrechen des Völkermords gegen Christen in der Region verübt worden ist”, sagte er am 10. März.

„Die Geschichte wird die Gräueltaten gegen religiöse Minderheiten im Nahen Osten als Völkermord aufzeichnen”, fügte er hinzu.

„Die Frage ist, ob Amerika als mutiges Land erinnert werden wird, so wie im Falle Darfurs, oder als weniger mutig, so wie im Falle Ruandas.”

Wie CNA berichtete, haben das Europa-Parlament und andere Einrichtungen den Genozid an Christen und weitere Minderheiten anerkannt. In den USA hatte das Holocaust Museum jedoch einen Bericht vorgelegt, der nur die Jesiden im Nordirak als Opfer eines Genozids bezeichnete. Nun wird darum gerungen, dass auch die Vernichtung, Vertreibung und Verfolgung von Christen und anderer ethno-religiöse Minderheiten in der gesamten Region anerkannt wird.

Das Außenministerium hat nun sechs Tage Zeit, um dem Kongress Bericht zu erstatten über die Verfolgung religiöser Minderheiten im Nahen Osten durch „islamische Extremisten”. Dabei muss es auch um die Frage gehen, ob die Verfolgung „massive Gräueltaten oder Genozid” darstelle. (CNA Deutsch)

Weltverfolgungsindex: Christenverfolgung steigt

Christenverfolgung

In die Kirche gehen, beten, sich taufen lassen, kirchlich heiraten, eine christliche Beerdigung oder einfach Weihnachten feiern. Das ist für Christen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz Normalität, das gehört zur Ausübung unserer Religionsfreiheit. Der aktuelle Weltverfolgungsindex 2015, der von der Kerkesheimer Hilfsorganisation Open Doors an diesem Mittwoch veröffentlicht wurde, nennt 50 Länder in einer Rangliste, in welchen Christen verfolgt werden und ihre Religion nicht frei ausüben können. Der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode bestätigt im Interview einen allgemeinen Anstieg der Verfolgungen, vor allem im Mittleren Osten, Afrika und Asien.

Christ sein war noch nie so gefährlich wie heute. Ein Satz, den wir immer wieder hören, können wir diesen Satz anhand des aktuellen Indexes bestätigen?

„Man muss leider den Satz so stehen lassen, denn die weltweite Christenverfolgung hat gerade in den letzten Jahren noch einmal an Dynamik gewonnen, hat nochmals zugenommen und das ist das, was wir auch in dem Weltverfolgungsindex erkennen auch an den Punktzahlen, die letztendlich für die Intensität der Verfolgung stehen und auch die Rangfolge der Länder definieren, in denen die Verfolgung am härtesten ist.“

Platz Eins der fünfzig Länder ist Nordkorea, Platz 50 Kuwait – dazwischen finden wir vor allem asiatische, afrikanische Länder und den Nahen Osten. Die Intensität der Verfolgung hat sich erhöht, das erkennt man an der Punkteanzahl, erklärt Markus Rode. Es brauche mittlerweile 48,5 Punkte der Zählung, um überhaupt auf die Liste der Länder mit verfolgten Christen zu kommen, das sei ein Anstieg von vier Punkten gegenüber der letzten Statistik. Viele denken sofort an den Irak, Platz Eins bleibt aber Nordkorea.

„In Nordkorea kann man als Christ nur im Untergrund überleben, weil dort Christen systematisch ausgerottet werden sollen. Sie werden von einer Gehheimpolizei gesucht und die Christen, die man ausfindig gemacht hat, die sind in Arbeitslagern oder hingerichtet worden. Derzeit gibt es circa 70.000 Christen in Arbeitslagern, die bis zum Tode gequält werden. Also hier gibt es kaum eine Überlebenschance für einen Christen, der bekannt wird.“

Gründe für die Verfolgungen in den fünfzig Ländern gibt es viele, in Nordkorea ist es die kommunistische Unterdrückung oder auch diktatorische Paranoia, wie Markus Rode sagt. Ein Grund der dieses Jahr als verstärkte Haupttriebkraft gelte, sei der islamische Extremismus. Die zunehmende Islamisierung der christlichen Minderheiten gäbe es vor allem im Irak und im Nahen Osten dank der Eroberungsfeldzüge der IS. Davon zeuge die aktuelle Situation in der christenfreien Stadt Mosul, dort gebe es keine Gottesdienste mehr. Die größte Zunahme an Gewalt werde aber in Afrika verzeichnet, denn dort habe sich die Situation drastisch verschlechtert. Neben den afrikanischen Staaten Somalia, Eritrea, Nigeria unter den ersten zehn Ländern ist nun auch der Sudan aufgeführt.

„Die Position des Sudans begründet sich darauf, dass es 2011 eine Trennung gegeben hat, zwischen dem überwiegend christlichen Südsudan und dem Norden. Der Sudan als extrem muslimisches Land steht mit einer deutlichen muslimischen Bevölkerungsmehrheit und dort werden die wenigen Christen, die im Sudan sind unterdrückt und werden nach der Scharia verurteilt, vor allem wenn es um Konvertiten handelt.“

Die schlimmsten zehn Länder, in welchen die Christen verfolgt werden, sind also Nordkorea, Somalia, Irak, Syrien, Afghanistan, Sudan, Iran, Pakistan, Eritrea und Nigeria. Trotz der Schwierigkeit, einzelne Geschichten, Schicksale und Verfolgungen, Gefühle in Zahlen und Statistiken zu verpacken, versucht die Hilfsorganisation Open Doors dies seit 1970 mit ihrem Index. Unabhängige Wissenschaftler werten dazu Fragebögen aus, die Christen in den jeweiligen Ländern beantworten. Die Anzahl der Befragten hängt auch von der Anzahl der Christen ab in den Ländern und die Fragen decken unterschiedliche Bereich ab – sei es nun das Kirchliche Leben, das Leben im Staat, das Soziale Leben oder das Privatleben.

„Wir fragen unter anderem: Kann ein Christ in seiner Familie überhaupt seinen Glauben leben oder den Glauben wechseln. Gibt es da überhaupt Religionsfreiheit, wird er vom Staat verfolgt. Ist er ausgegrenzt, dass er zum Beispiel als Christ nicht mehr am Dorfbrunnen Wasser schöpfen darf?“

Das Ergebnis dieser Fragen: mehr als 100 Millionen Christen werden wegen ihres Glaubens oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit verfolgt und Markus Rode konnte leider keine Verbesserung der Situation verzeichnen, dennoch warnt er vor einer Instrumentalisierung dieser Daten. Ziel der Veröffentlichung der Daten soll eine Solidarisierung sein mit verfolgten Christen, aber keine Instrumentalisierung für Hassparolen. (rv)

Syrien/Irak: Vier Forderungen an die EU

Ignatius Joseph III. Younan Als „Blutbad des Jahrhunderts“ hat der ranghöchste syrische Bischof die Verfolgung der Christen und anderer religiöser Minderheiten im Irak bezeichnet. Ignace Youssef III Younan, Patriarch von Antiochien der Syrer, richtete namentlich an Europa einen neuerlichen Appell, die ethnisch-religiöse „Säuberung“ durch die Dschihadisten des „Islamischen Staates“ zu beenden und den Christen im Irak zu Hilfe zu kommen. Gegenüber der französischen Zeitung „Ouest France“ formulierte der Patriarch vier Dringlichkeiten. Zunächst müsse Europa Waffenlieferungen an Terroristen in Syrien und im Irak stoppen, indem es aufhört, angeblich gemäßigte Oppositionsgruppen in Syrien mit Waffen zu versorgen. Von der UNO müsse Europa eine sofortige Sitzung des Sicherheitsrates einfordern, der Maßnahmen zur Unterstützung der Minderheiten im Irak trifft und eine bindende Resolution erlässt, damit die Vertriebenen in Sicherheit wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Schließlich rief der libanesische Patriarch Europa dazu auf, die humanitäre Versorgung der Notleidenden im Irak und in den Nachbarländern zu verdoppeln. (rv)

Papstbrief an Ban Ki-moon: Systematische Gewalt gegen Christen stoppen

UNO-Fahne In einem Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, ruft der Papst die Staatengemeinschaft dazu auf, die systematische Gewalt gegen Christen und andere religiöse Minderheiten im Irak zu stoppen. Der Brief ist auf den 9. August 2014 datiert. Lesen Sie hier das Schreiben, das an diesem Mittwoch bekannt wurde, in einer Arbeitsübersetzung.

Ich habe mit schwerem und schmerzendem Herzen die dramatischen Ereignisse der vergangenen Tage im Nordirak verfolgt, wo Christen und andere religiöse Minderheiten gezwungen wurden, aus ihren Häusern zu fliehen und der Zerstörung ihrer Kultstätten und ihres religiösen Erbes zusehen mussten. Bewegt durch ihre Notlage habe ich Kardinal Fernando Filoni, den Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, der als Vertreter meiner Vorgänger Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. den Menschen im Irak diente, gebeten, meine spirituelle Nähe und meine Sorge sowie die der gesamten Katholischen Kirche auszudrücken – angesichts des unerträglichen Leids jener, die lediglich in Frieden, Harmonie und Freiheit im Land ihrer Ahnen leben möchten.

Im selben Geiste schreibe ich Ihnen, Herr Generalsekretär, und führe Ihnen die Tränen, das Leiden und die innigen Verzweiflungsschreie der Christen und anderer religiöser Minderheiten des geliebten Irak vor Augen. Ich erneuere meinen dringenden Appell an die Internationale Gemeinschaft zu handeln, um die gegenwärtig sich vollziehende humanitäre Katastrophe zu beenden. Ich ermutige alle zuständigen Organe der Vereinten Nationen, insbesondere die für Sicherheit, Frieden, humanitäres Recht und Flüchtlingshilfe zuständigen, ihre Anstrengungen in Übereinstimmung mit der Präambel und den entsprechenden Artikeln der Charta der Vereinten Nationen fortzuführen.

Die Welle der brutalen Angriffe im Nordirak muss die Gewissen aller Männer und Frauen guten Willens wachrütteln und sie zu konkreten Handlungen der Solidarität bewegen: Diejenigen müssen geschützt werden, die von Gewalt betroffen oder bedroht sind, und den vielen Vertriebenen muss die notwendige und dringende Hilfe gewährt werden. Auch muss ihnen einen sichere Heimkehr in ihre Städte und Häuser garantiert werden. Die tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts und das grundlegendste Verständnis der menschlichen Würde zwingen die Internationale Gemeinschaft insbesondere durch die Normen und Mechanismen des internationalen Rechtes dazu, alles ihr Mögliche zu tun, um weitere systematische Gewalt gegen ethnische und religiöse Minderheiten zu stoppen und zu unterbinden.

In dem Vertrauen, dass mein Appell, den ich mit denen der Orientalischen Patriarchen und anderer religiöser Führer vereine, eine positive Antwort haben wird, nutze ich die Gelegenheit, Ihnen meine größte Hochachtung auszusprechen.

Papst Franziskus (rv)

D: „Bei Christenverfolgung geht es uns zu sehr um uns“

Erzbischof Schick Ob Irak, Pakistan, Nigeria oder andere Länder: Die Christenverfolgung steht nicht im Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Andere Krisen bekommen in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit, auch unter Christen ist das so. Initiativen, mehr Interesse und Einsatz bei Christen in Mitteleuropa für die bedrängten und verfolgten Christen im Nahen und Mittleren Osten zu wecken, haben aber bislang nur mäßigen Erfolg. Das beklagt der Weltkirchenbeauftragte der deutschen Bischofskonferenz, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, gegenüber Radio Vatikan. Er nennt es einen Deutschen und zentraleuropäischen „Egozentrismus“, die Christen seien zu sehr auf sich selbst konzentriert.

„Das Problembewusstsein ist nicht groß genug, zum Beispiel wenn Flüchtlingsströme kommen und der Heilige Vater uns mit seinem Besuch in Süditalien darauf aufmerksam macht, dann spüren wir Bedrohung bei uns. Es geht uns zu sehr um uns. Als Christen müssten wir eigentlich wirklich ‚katholisch‘ sein, gerade was Menschenrechte und die Situation der Christen angeht mehr tun.“

Das war einmal anders, in den 70er und 80er Jahren war es völlig normal, sich als Christen für Latein- und Mittelamerika einzusetzen. Was hat sich da geändert?

„Damals war der Horizont weiter als er heute ist. Das ist eigentlich sehr schade, gerade wir Deutschen haben mit unserem Außenhandelsvolumen eine gute Position in der Welt, wir könnten da viel mehr bewirken. Aber wissen Sie, wenn ich Deutschland betrachte und dann die anderen europäischen Staaten und die EU, dann sage ich, dass in Deutschland noch mehr für verfolgte und bedrängte Christen und für Menschen in Notsituationen in Afrika, Asien, im Nahen und Fernen Osten getan als in anderen Staaten. Das darf uns aber nicht nachlässig machen; wir müssen da mehr fordern und wir müssen uns mehr einsetzen.“

Wir hören Nachrichten, dass Klöster, die es seit 1.700 Jahren gibt, von Islamisten besetzt werden und dass Christen aus Mossul vertrieben werden, wo es seit dem Beginn des Christentums Christen gegeben hat, diese Geschichte ist zu Ende. Aber es scheint, dass es irgendwie nicht unsere Geschichte ist und dass wir nicht wirklich beteiligt sind.

„Das ist auch unser verkürzter Geschichtsverstand, dass wir Iran und Irak auch als christliche Mutterländer sehen, das ist bei uns zu weit entrückt. Wir müssten hier viel mehr für die Bildung tun, damit junge Menschen bei uns diese langen christlichen Zusammenhänge besser kennen lernen. Denn ohne ein gesundes Traditionsbewusstsein gibt es auch kein Zukunftsbewusstsein und damit auch kein Einsatz für die Zukunft.
Wichtig wäre aber auch, dass einmal von namhaften Vertretern des Islam für die Christen gekämpft würde. Ich frage mich immer mal, warum es keine Fatwa, die sagt, dass es nicht sein kann, unschuldige Menschen und Christen zu verfolgen und zu töten. Es gibt ja auch Suren im Koran, die das eigentlich verbieten. Da wünsche ich mir auch von islamischer Seite mehr.“

Papst Franziskus hat von der „Ökumene des Leidens“ gesprochen als Fundament für das gemeinsame Eintreten gegen die Christenverfolgung, was müssen wir tun, um diese „Ökumene des Leidens“ auch bei uns ankommen zu lassen?

„Leiden heißt im griechischen ja ‚sympathein‘; wir müssten als erstes Interesse für diese Christen im Irak, im Gazastreifen, in Palästina und Israel finden. Auch in Indonesien und Pakistan ist die Situation ja ähnlich, oder im Sudan oder in Nigeria. Erstens also wirklich das Interesse. Das zweite ist dann, dass man wirklich innerlich mitleidet und das dritte ist dann, dass man intensiv betet. Und dazu gehört für Christen natürlich auch, dass man alle politischen Möglichkeiten, die wir haben, einsetzt damit man Verantwortliche, die etwas dagegen tun können, auch zum Handeln bringt. Es muss auch einen größeren Druck auf die Staaten geben, auf den Irak, auf die Staaten in Afrika, auf Israel und Palästina, dass sie die Christen mehr schützen.“ (rv)

Kamerun: Zwei Priester und eine Schwester entführt

ChristenverfolgungZwei italienische Priester aus dem Bistum Vicenza und eine kanadische Schwester sind in der vergangenen Nacht im Norden Kameruns entführt worden. Papst Franziskus erklärt, er bete für die Verschleppten. Kirchenleute in Kamerun fürchten, dass die drei in Händen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram sind. Die Entführer müssten dazu aus Nigeria nach Kamerun eingedrungen sein. Die Nachricht von der Verschleppung der Missionare hat sich in der Nacht schnell verbreitet; der zuständige Ortsbischof spricht von einer sehr besorgniserregenden Situation. Wir sprachen mit einem Mitarbeiter des Bistums.

„Der Bischof wurde unterrichtet und wird über alle Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Ich habe schon mit unseren Schwestern gesprochen, die in der Stadt Maroua sind, wie die anderen Priester. Aber nicht einmal sie wissen etwas, da es bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Forderungen gibt.“

Seit vielen Jahren arbeiten schon italienische Priester für die Mission in Kamerun. Im Norden sind zehn Priester eingesetzt. Es gibt offenbar schon lange Drohungen von Terroristen.

„Unsere Priester wurden alarmiert und haben die Mission verlassen. Vorsichtshalber sollten sie sich nur in der Stadt bewegen. Die Entführungsopfer haben sich allerdings zu langsam auf den Weg gemacht, und dadurch kam es dann leider zu dieser Entführung in der Nacht.“ (rv)