Katholische Hilfsorganisationen sprechen über modernen Menschenhandel

Im Oktober organisierte bei den Vereinten Nationen in Genf der Malteserorden ein Podium zu einem oft unterbelichteten Thema: Der Behandlung des Menschen als Ware für Sklaverei und Ausbeutung. Diese ist – wie insgesamt der illegale Schmuggel von Millionen Migranten und Flüchtlingen – ein Milliardengeschäft für kriminelle Organisationen.

Zusammen mit dem Heiligen Stuhl, Caritas Internationalis, der Internationalen Katholischen Migrationskommission und einigen staatlichen Organisationen wollte man das öffentliche Bewusstsein für den Menschenhandel schärfen.

Die Internationale Arbeitsorganisation beziffert die Zahl der Betroffenen dieser bestimmten Form von Schlepperei weltweit auf 20,9 Millionen, die meisten davon in Zwangsarbeit. Menschenhandel ist mit einem geschätzten jährlichen Gewinn von über 150 Milliarden US Dollar ein großes Geschäft. Experten zufolge sind etwa 26 Prozent der Betroffenen noch Kinder, 55 Prozent sind Frauen und Mädchen.

Der Apostolische Nuntius Erzbischof Ivan Jurkovič, ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf wies in seiner Rede auf die traurige Tatsache hin, dass Verbrecher wie Menschenhändler von niemandem wirklich angeklagt werden:

„Wir leben heute in einer modernen Gesellschaft, überall Kommunikation, jeder könnte Hinweise geben, um sie ausfindig zu machen, sie zu schnappen – aber keiner kommt, keiner legt Hand an sie. Beim Drogenhandel ist es genauso. In der Kleinstadt Ljubljana [Laibach] beispielsweise können einem schon die Kinder sagen, wo man Drogen verkauft, aber keiner tut irgendwas.“

Er wies auf eine ungewöhnliche Initiative hin, die Papst Franziskus in Santa Marta seinem Wohnsitz in Rom gestartet hat:

„Und in diesem Haus Santa Marta, wo er lebt – ein schöner Ort um dort zu wohnen, ich habe auch schon dort gewohnt – aber es ist nicht so schön wie der päpstliche Palast, der natürlich viel größer ist. In diesem Haus wiegesagt hat er einen Zusammenschluss von Bischöfen und Vollzugsbehörden ins Leben gerufen. Er nennt das die Gruppe von Santa Marta. Denn es ist in der Tat so, dass viele Betroffenen der Polizei nicht trauen. Für die Polizisten ist das natürlich unschön, sie sind dem Schlimmsten ausgesetzt, aber trotzdem traut man ihnen nicht. Die Erfahrung zeigt, dass es den Betroffenen leichter fällt, sich den Mitarbeitern der Kirche anzuvertrauen, als der Polizei.“

Ich habe mit Michel Veuthey dem Hauptorganisator des Forums und einer der beiden neuen Botschafter des Malteser Ordens zur Bekämpfung von Menschenhandel gesprochen und ihn nach dem Ziel der Veranstaltung gefragt:

„Wir wollten mit der Veranstaltung an den europäischen Tag gegen Menschenhandel erinnern. Also haben wir die Initiative ergriffen und das alles in recht kurzer Zeit organisiert. Die Botschaft des Heiligen Stuhls, und die Botschaften der Europäischen Union, des Europarats, Italiens und des Vereinigten Königreichs haben uns dabei geholfen. Ich muss sagen, dass ich sehr dankbar für diese Unterstützung bin, denn es war für uns gewissermaßen der erste Schritt in die Öffentlichkeit, das Engagement des Malteserordens gegen Menschenhandel zu unterstreichen. Im Vorfeld haben wir Erklärungen abgegeben, wir haben eine Erklärung in Wien abgegeben, wir haben im September, am 27. September in New York eine Erklärung abgegeben und morgen werde ich auch nach Rom fahren, um an einem Workshop des Heiligen Stuhls teilzunehmen… aber das alles ist nur der erste Schritt, würde ich sagen…der erste Schritt dieser Selbstverpflichtung des Ordens, die sich in der Ernennung von zwei Botschaftern gegen Menschenhandel ausdrückt. Einer mit Sitz in Afrika und der andere – ich – in Genf. Was wir möchten, ist zunächst beobachten und dann kämpfen. Um kämpfen zu können, musst du wissen, was auf dem Spiel steht, musst die Interessensgruppen kennen und wer von denen dein Partner sein könnte.“

Teil der Initiative ist für den Orden ein geplantes Netzwerk von Partnern aus UN Organisationen, Regierungen, katholischen und anderen christlichen Institutionen.

„Allen voran die Anglikanische Kirche. Das ist wichtig, weil wir von bewährten Vorgehensweisen anderer lernen wollen. Natürlich sollten wir zunächst zuhören, dann Vertrauen zu anderen Organisationen aufbauen und auf jeden Fall auch zu Regierungen. Wir wollen auch Vorschläge bei der Magistratur des Ordens in Rom einreichen, damit wir durch die Magistratur, also durch den Großkanzler, nationalen Verbänden Anregungen geben können und dann womöglich Botschaftern des Malteserordens rund um die Welt. Es ist eine große Aufgabe und ich bin, wenn Sie so wollen, einfach nur ein Kundschafter, ein Forscher. Ich sage: ja, ich bin ein Botschafter – ein Botschafter allerdings, der nicht sein Prestige oder seinen Titel gebraucht, sondern einfach zuhört, Hände schüttelt und dann schaut, wie man mit anderen zusammenarbeiten kann, die auch schon einige Jahre gegen Menschenhandel arbeiten.“

Das verstärkte Engagement des Malteserordens ist eine Antwort auf den Aufruf von Papst Franziskus zur Beendigung der Zwangsarbeit, der modernen Sklaverei und des Menschenhandels, so Michel Veuthey:

„Es ist sehr wichtig für den Malteserorden als katholischen Orden, das Gebet nicht zu vergessen. Wir müssen für die Betroffenen beten und für die Umkehr derer, die diese Straftaten tatsächlich begehen. Und aus diesem Grund, das darf ich vielleicht erwähnen, werden wir nächstes Jahr am 8. Februar den Festtag der Heiligen Josephine Bakhita feiern. Josephine Bakhita verbrachte den ersten Teil ihres Lebens als Sklavin, kam dann nach Italien, wurde Ordensfrau und half als solche später ehemaligen Sklaven.Seit 2015 ist das ein internationaler Gebetstag für Sklaven. Und ich finde, wir sollten das besonders betonen, denn ein Aktionsplan kann nicht ‚ohne die Hilfe des Himmels‘ funktionieren, würde ich sagen. Wenn wir so tun, als ob wir durch menschliche Anstrengungen alle Probleme lösen könnten, übersehen wir diesen sehr wichtigen Schritt!“

2014 hatten auf Initiative von Papst Franziskus die Vertreter großer Religionen eine Erklärung zum Kampf gegen Sklaverei unterzeichnet. Ziel ist es, moderne Sklaverei bis 2020 weltweit auszumerzen – durch Sensibilisierung, Weisheit, Technologie und den Heiligen Geist: Eine Mission, die nicht unmöglich ist.

Dieser Beitrag wurde von U.N.-Korrespondent Christian Peschken in Genf verfasst. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins ‚Vatikano‘. Weitere Informationen zu Christian Peschken unter www.peschken.media. (CNA Deutsch)

Spiel mit der Katastrophe: Heiliger Stuhl warnt an Vereinten Nationen vor Biowaffen

UNO-FahneVATIKANSTADT – Bei den Vereinten Nationen in Genf findet diesen Monat die achte Überprüfungskonferenz zum Abkommen über Biologische Waffen (Biological Weapons Conference, BWC) statt.

Biologische Kriegsführung – auch als bakteriologische Kriegsführung bekannt – bezeichnet die Verwendung von Krankheitserregern oder Toxinen als Kriegshandlung mit der Absicht, Menschen, Tiere oder Pflanzen zu töten oder kampfunfähig zu machen.

Die BWC trat als erstes multilaterales Abrüstungsabkommen, das die Produktion und Nutzung einer ganzen Waffenkategorie verbietet, am 26. März 1975 in Kraft. Seitdem sind 178 Staaten der Konvention beigetreten, sechs weitere haben den Vertrag unterzeichnet.

Die BWC verbietet rechtskräftig die Entwicklung, Herstellung, Anschaffung, Lagerung, Weitergabe und Nutzung biologischer Waffen und Toxine. Sie ist Schwerpunkt der Bemühungen der internationalen Staatengemeinschaft, der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen entgegenzutreten.

Stefano Saldi, Abrüstungsattaché der Gesandtschaft des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, betonte: „Der Heilige Stuhl ist der Biowaffenkonferenz 2002 beigetreten. Das hier ist also unsere dritte Überprüfungskonferenz. Es ist für die Vertragsstaaten eine gute Gelegenheit, Ideen auszutauschen und Wege zu finden, das Abkommen zu festigen und auszubauen.“

Erzbischof Ivan Jurkovic, ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, fügte hinzu: „Der Heilige Stuhl ist grundsätzlich mit dabei, wenn es darum geht wichtige Konzepte zu unterstützen, Konzepte, die für die Menschheit von Bedeutung sind. In diesem Fall geht es um die enorme Gefahr biologischer Waffen. Waffen die Krankheiten benutzen gegen den Feind oder die anderen zu kämpfen. Die Krankheitsviren kennen jedoch keine Landesgrenzen – man spielt also hier mit einer Katastrophe.“

Grundformen biologischer Kriegsführung wurden bereits 400 v. Chr. praktiziert, als skythische Bogenschützen ihre Pfeile in verwesende Leichen tauchten. Schriftlich belegt wurde die Nutzung „biologischer Mittel“ zum ersten Mal , als die Römer tote Tiere gebrauchten, um die Trinkwasservorräte des Feindes zu verseuchen. In den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts erforschten die Nazis die Möglichkeit, Mücken als biologische Waffen einzusetzen.

„Wir haben einen Punkt erreicht an dem sich solche Waffen der menschlichen Kontrolle entziehen können. Das ist höchst gefährlich weil wir es hier mit Massenvernichtungswaffen zu tun haben. Es ist also wichtig, dass die Konvention mit dem technologischen Fortschritt mithält, um ihrer Zielsetzung weiterhin gerecht zu werden. Auch das ist ein Aspekt, der diskutiert wird“, sagte Stefano Saldi.

Erzbischof Ivan Jurkovic betonte: „Wir versuchen den Fortschritt voran zu bringen. Wir suchen Wege, besser zu leben, gerechter zu leben und mehr Fortbildung zu ermöglichen. Sie können sich jedoch vorstellen, dass angesichts solcher drastischen Waffen jede Rede von Fortschritt bedeutungslos wird.“

Die Konferenz unterstrich: Aufklärungsarbeit spielt eine entscheidende Rolle, um das Problem bei seinen Wurzeln anzugehen. Verhaltensregeln und Schulungen in Ethik sollten auf Länderebene entwickelt und respektiert werden. Alle Interessenvertreter sollten mit vereinten Kräften arbeiten: Wissenschaftler, Universitäten, Industrie, Regierungen und internationale Behörden sollten sich gemeinsam dafür verantwortlich fühlen, Biotechnologie anzuwenden, um das Leben und menschliche Entwicklung ganzheitlich zu fördern.

Wie Papst Franziskus erinnert: „Wir müssen uns ständig über die Ziele von Wissenschaft und Technologie und deren Auswirkungen und ethischen Grenzen bewusst sein, da diese ansonsten eine erhebliche Gefahr darstellen können.“ (Laudato Si, 131)

„Bestimmte Waffen, oder wenn man so will, ein bestimmtes menschliches Handeln oder auch bestimmte Ergebnisse menschlichen Fortschritts, “ so Erzbischof Ivan Jurkovic, und fuhr fort:

Dieser Bericht wurde vom U.N.-Korrespondenten Christian Peschken, Pax Press Agency in Genf, verfasst. Der Bericht wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins ‚Vatikano‘. Weitere Informationen zu Pax Press Agency

„Wie die zunehmende Verbreitung von ‚Do-it-yourself Heimwerker-Biologie‘ und ‚Garagenlaboren‘ beweisen, sind die Mittel für die Produktion biologischer Waffen einem größeren Personenkreis zugänglich. Kein Staat kann den Krieg gegen die Verbreitung biologischer Waffen allein gewinnen. Um nichtstaatliche Akteure davon abzuhalten, biologische Waffen zu erwerben, herzustellen oder zu nutzen bedarf es eines kollektiven Willens und gemeinsamen Handelns auf dem Gebiet der Sicherheit, besonders der biologischen Sicherheit. Auch eine verbesserte internationale Zusammenarbeit und Unterstützung sowie größere Leistungskapazitäten sind hier vonnöten“.

unter www.paxpressagency.com. (CNA Deutsch)

Papstbrief an Ban Ki-moon: Systematische Gewalt gegen Christen stoppen

UNO-Fahne In einem Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, ruft der Papst die Staatengemeinschaft dazu auf, die systematische Gewalt gegen Christen und andere religiöse Minderheiten im Irak zu stoppen. Der Brief ist auf den 9. August 2014 datiert. Lesen Sie hier das Schreiben, das an diesem Mittwoch bekannt wurde, in einer Arbeitsübersetzung.

Ich habe mit schwerem und schmerzendem Herzen die dramatischen Ereignisse der vergangenen Tage im Nordirak verfolgt, wo Christen und andere religiöse Minderheiten gezwungen wurden, aus ihren Häusern zu fliehen und der Zerstörung ihrer Kultstätten und ihres religiösen Erbes zusehen mussten. Bewegt durch ihre Notlage habe ich Kardinal Fernando Filoni, den Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, der als Vertreter meiner Vorgänger Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. den Menschen im Irak diente, gebeten, meine spirituelle Nähe und meine Sorge sowie die der gesamten Katholischen Kirche auszudrücken – angesichts des unerträglichen Leids jener, die lediglich in Frieden, Harmonie und Freiheit im Land ihrer Ahnen leben möchten.

Im selben Geiste schreibe ich Ihnen, Herr Generalsekretär, und führe Ihnen die Tränen, das Leiden und die innigen Verzweiflungsschreie der Christen und anderer religiöser Minderheiten des geliebten Irak vor Augen. Ich erneuere meinen dringenden Appell an die Internationale Gemeinschaft zu handeln, um die gegenwärtig sich vollziehende humanitäre Katastrophe zu beenden. Ich ermutige alle zuständigen Organe der Vereinten Nationen, insbesondere die für Sicherheit, Frieden, humanitäres Recht und Flüchtlingshilfe zuständigen, ihre Anstrengungen in Übereinstimmung mit der Präambel und den entsprechenden Artikeln der Charta der Vereinten Nationen fortzuführen.

Die Welle der brutalen Angriffe im Nordirak muss die Gewissen aller Männer und Frauen guten Willens wachrütteln und sie zu konkreten Handlungen der Solidarität bewegen: Diejenigen müssen geschützt werden, die von Gewalt betroffen oder bedroht sind, und den vielen Vertriebenen muss die notwendige und dringende Hilfe gewährt werden. Auch muss ihnen einen sichere Heimkehr in ihre Städte und Häuser garantiert werden. Die tragischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts und das grundlegendste Verständnis der menschlichen Würde zwingen die Internationale Gemeinschaft insbesondere durch die Normen und Mechanismen des internationalen Rechtes dazu, alles ihr Mögliche zu tun, um weitere systematische Gewalt gegen ethnische und religiöse Minderheiten zu stoppen und zu unterbinden.

In dem Vertrauen, dass mein Appell, den ich mit denen der Orientalischen Patriarchen und anderer religiöser Führer vereine, eine positive Antwort haben wird, nutze ich die Gelegenheit, Ihnen meine größte Hochachtung auszusprechen.

Papst Franziskus (rv)