Papst-Gastgeber wird neuer Erzbischof in Havanna

ortega-y-alaminoJuan de la Caridad García Rodríguez, bisheriger Erzbischof von Camagüey, wird neuer Erzbischof der Hauptstadt Havanna. An diesem Dienstag teilte der vatikanische Pressesaal seine Ernennung durch Papst Franziskus mit. Die beiden kennen sich gut, da Franziskus bei seiner Kuba-Reise auch die Diözese Camagüey besucht hatte. García Rodríguez folgt auf Kardinal Jaime Lucas Ortega y Alamino, der wohl in der Geschichte als maßgebende Persönlichkeit bei der Annäherung zwischen den sozialistisch-kommunistischen Machthabern – sprich den Castro-Brüdern – und der Kirche gewirkt.

Franziskus war vom 19. bis 22. September 2015 auf Kuba gewesen. Auch bei der politischen Annäherung zwischen den USA und Kuba war er mit dabei. Dazu sagte Kardinal Ortega y Alamino in einem Interview mit Radio Vatikan.

„Der Papst kommt nach Kuba zu einem Zeitpunkt, in der eine neue Etappe der Öffnung gestartet wird. Einerseits geht es um die diplomatischen Beziehungen und andererseits um allgemein das Verhältnis nach Außen zu verbessern. Das Embargo gegen Kuba hat so viele Jahre zahlreiche Kubaner betroffen.“

Die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und Kuba waren bis vor wenigen Jahren noch schwer belastet. Nach der Revolution 1959 schloss Regierungschef Fidel Castro katholische Schulen, verstaatlichte Krankenhäuser und verwies zahlreiche Priester des Landes. Von 1975 bis 1992 definierte sich Kuba offiziell als atheistischer Staat. Kardinal Jaime Ortega sah in dem Papstbesuch vom vergangenen September ein Hoffnungszeichen auch in spiritueller Hinsicht:

„Denn mit diesem Besuch fühlen wir Kubaner uns in Verbindung und Verhältnis mit dieser konkreten Person, die eben Papst Franziskus ist und der zu uns kommt, um die Liebe und das Gute zu verkünden. Das schenkt Hoffnung in alle Herzen der Kubaner.“

Mit Vollendung des 75. Lebensjahres reichte Ortega im Herbst 2011 bei Papst Benedikt XVI. sein Rücktrittsgesuch vom Amt des Erzbischofs von Havanna ein. Bis zur Benennung eines Nachfolgers García Rodríguez blieb er jedoch im Amt. (rv)

Panama: Kardinal verlangt Lösung für festsitzende Migranten aus Kuba

Kardinal Lacunza MaestrojuanKardinal Jose Luis Lacunza fordert neuerlich dringende Maßnahmen, um die Lage der kubanischen Migranten an der Grenze zwischen Panama und Costa Rica zu lösen. Rund tausend aus Kuba ausgewanderte Menschen sitzen seit mehreren Monaten an der inneramerikanischen Grenze fest. Sie wollen in die USA gelangen, doch lässt Panama sie nicht passieren. Kardinal Lacunza signalisierte zugleich Verständnis für die Sorge der Regierungen: „Wenn sie den Durchzug der Migranten erlauben, werden immer mehr ankommen, und es wird eine unendliche Geschichte“, so der Bischof von David, den Papst Franziskus 2015 zum ersten Kardinal Panamas gemacht hatte.

Die in dem Grenzort Paso Canoa festsitzenden kubanischen Migranten haben letzte Woche den Kardinal um Vermittlung bei der Regierung Panamas gebeten. Sie wurden von den Behörden in der Provinz Chiriqui vorläufig in diversen Pensionen untergebracht, bis eine regionale Übereinkunft erzielt wird, die es den Migranten erlaubt, durch die mittelamerikanischen Länder nach Mexiko und von dort in die USA zu gelangen. (rv)

Bruderkuss auf Kuba: Franziskus trifft Moskauer Patriarch Kyrill

Papst FranziskusEin historisches kirchenpolitisches Treffen im nüchternsten aller Rahmen: Auf dem Flughafen von Havanna in Kuba sind einander an diesem Freitag Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. begegnet. Es ist das erste Mal, dass Oberhäupter der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche direkt miteinander sprechen. Ihre Unterredung hinter verschlossenen Türen in einem Empfangszimmer des kubanischen Flughafens dauerte zwei Stunden. Franziskus und Kyrill unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung. Das sechs Seiten lange Dokument wurde nicht verlesen, vielmehr wechselseitig überreicht. Danach hielten erst Kyrill, danach der Papst eine kurze Ansprache in der jeweiligen Muttersprache, Russisch und Spanisch. Eine Ikone der in Russland sehr verehrten Muttergottes von Kazan schmückte den kahlen Raum, in dem das Treffen stattfand. Religiöse Gesten im engeren Sinn fehlten; kein gemeinsamer Segen wurde erteilt, kein "betet für uns" war zu hören.

„Bruder, endlich!", ließ sich Papst Franziskus vor der Umarmung mit dem Patriarchen vernehmen. „Wir sind Brüder, und es ist ganz klar, dass das hier der Wille Gottes ist." Kyrill antwortete: „Es ist schön, sich zu treffen, und troz aller Schwierigkeiten sind die Dinge jetzt leichter." Franziskus zeigte sich beeindruckt und bewegt von der Begegnung. „Wir haben wie Brüder miteinander geredet, wir haben dieselbe Taufe, wir sind beide Bischöfe, wir haben von unseren Kirchen geredet, wir waren einer Meinung darüber, dass die Einheit im gemeinsamen Unterwegssein entsteht", erklärte er vor den anwwesenden Würdenträgern.

Es war „ein sehr reichhaltiges Gespräch“, sagte Patriarch Kyrill, „das uns erlaubt hat, die jeweiligen Positionen zu verstehen und zu fühlen.“ Beide Kirchen könnten nun zusammenarbeiten, „damit kein Krieg mehr ist, damit das menschliche Leben überall respektiert wird, damit sich das moralische Fundament der Familie und des Menschen stärkt.“ Franziskus lobte ausdrücklich Metropolit Hilarion und Kardinal Koch für ihren Einsatz. Besonderes Lob zollte er dem Gastgeberland dieses historischen Treffens: „Ich will nicht weggehen ohne ein Zeichen meines Dankes an Kuba, an das große kubanische Volk und seinen hier anwesenden Präsidenten, für seine aktive Verfügbarkeit“. Und der Papst fuhr fort: „Wenn das so weitergeht, wird Kuba die Hauptstadt der Einheit."

In der gemeinsamen Erklärung bekunden katholische und russisch-orthodoxe Kirche ihren Willen, angesichts der Entwicklungen der zeitgenössischen Welt in Zukunft stärker miteinander aufzutreten. Das Dokument verteidigt die gemeinsamen christlichen Werte, die – auch angesichts der Zuwanderung – das Fundament Europas bleiben müssten. Ein Ja zur Ehe zwischen Mann und Frau und zum Lebensrecht für alle sind dort ebenso festgehalten wir die gemeinsame Sorge wegen Christenverfolgung und religiös fundiertem Terrorismus.

Als Gastgeschenk brachte Patriarch Kyrill eine Kopie der Marienikone von Kazan für den Papst mit. Franziskus verschenkte seinerseits einen silbernen Kelch mit Patene sowie eine Knochenreliquie des heiligen Kyrill aus der römischen Basilika San Clemente.

Kubas Präsident Raul Castro hatte Papst Franziskus am Flughafen empfangen und nach einer kurzen Begrüßung an die Schwelle eines für das Treffen der Kirchenführer vorgesehenen Raumes begleitet. Dem strengen Protokoll zufolge – „jeder Schritt und jeder Atemzug ist abgestimmt“, verriet der päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri – betraten Papst Franziskus und Patriarch Kyrill den Raum gleichzeitig durch zwei verschiedene Türen. Sechs Personen nahmen an dem vertraulichen Gespräch teil: an der Seite des Papstes Kardinal Kurt Koch, der päpstliche Ökumene-Verantwortliche, an der Seite des Patriarchen Metropolit Hilarion, Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchates. Außerdem waren zwei Dolmetscher für Spanisch und Russisch zugegen.

Das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill war vor einer Woche überraschend angekündigt worden. Bereits seit dem Pontifikat von Papst Johannes Paul II. bemühten sich beide Seiten hinter den Kulissen um ein solches katholisch-orthodoxes Spitzentreffen. Unter anderem waren 1997 die österreichische Stadt Graz sowie später unter Benedikt XVI. das österreichische Stift Heiligenkreuz als Rahmen einer solchen Begegnung im Spiel.

Papst Franziskus hatte signalisiert, er sei zu einem Treffen mit Patriarch Kyrill wann und wo auch immer bereit. Kuba, das der Papst vergangenes Jahr besucht hatte, bot sich an, weil es als nicht-europäischer Ort eine gewisse Neutralität verhieß und überdies zufällig am Schnittpunkt von seelsorgerlichen Unternehmungen beider Kirchenoberhäupter lag: Patriarch Kyrill befindet sich auf Pastoralreise auf der Karibikinsel, während Franziskus dort einen Zwischenstopp einlegte, um danach seine Pastoralreise in Mexiko aufzunehmen.

Drei Delegationen – aus Kuba, Russland und dem Vatikan – hatten sich am Flughafen eingefunden, um das historische Treffen zu begleiten. Anwesend waren unter anderem der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, der Erzbischof von Santiago de Cuba, Dionisio Garcia Ibanez, und der Apostolische Nuntius auf Kuba, Erzbischof Giorgio Lingua. Aus dem Vatikan war neben dem Papst und Kardinal Koch der französische Dominikaner Giacinto Destivelle angereist, der am Einheitsrat unter Koch für den Dialog mit der Orthodoxie zuständig ist. (rv)

Reisemarschall erläutert Mexiko-Besuch des Papstes

Pater Lombardi PressekonferenzSechs Tage, sechs Städte, 15 Reden und viele Themen: das ist, auf den kleinsten Nenner gebracht, das Programm von Papst Franziskus bei seinem bevorstehenden Besuch in Mexiko von 12. bis 18. Februar. Der päpstliche Reisemarschall Alberto Gasbarri stellte den Ablauf der Reise an diesem Freitag bei Radio Vatikan im Detail vor. Die weitaus bedeutendste Abweichung vom ursprünglich vorgesehenen Programm ist die historische Begegnung von Papst Franziskus mit dem russisch-orthodoxen Patriarch Kyrill I. in Havanna, für die Franziskus den Beginn seiner Mexiko-Reise um einen halben Tag vorzieht.

Die sechs Städte, die Franziskus in dem mittelamerikanischen Land ansteuert, sind: Mexiko-Stadt und Ecatepec de Morelos im Ballungsraum der Millionenmetropole; Tuxtla Gutiérrez und San Cristóbal de Las Casas im südlichsten Bundesstaat Chiapas mit hohem Anteil an Indigenen, die Drogenkartell-Hochburg Morelia im Zentrum sowie die nördliche Grenzstadt Ciudad Juárez direkt am Zaun zu den USA. Mexikos Präsident Peña Nieto hatte Franziskus mehrmals sowohl schriftlich als auch telefonisch in sein Land eingeladen, erklärte Gasbarri. Der Papst habe darauf bestanden, Mexiko nicht im Zug einer anderen Reise in die Region, sondern einzeln und für mehrere Tage am Stück zu besuchen. Abgesehen von der Madonna von Guadalupe, der hochpopulären Patronin Amerikas, habe Franziskus Orte ansteuern wollen, an denen noch nie zuvor ein Papst war. Einzig in Tuxtla Gutiérrez war bereits der heilige Johannes Paul II. im Mai 1990.

Franziskus fliegt am Freitag, den 12. Februar morgens in Rom ab und landet – nach seinem gewichtigen Zwischenstopp in Kuba – am selben Abend in Mexiko-Stadt, wo er ohne offizielle Begrüßungsfeier im Papamobil direkt zur Nuntiatur fährt, die ihm während des gesamten Mexiko-Aufenthaltes als Unterkunft dient. Am 13. empfängt Peña Nieto den Gast mit allen Ehren. Der Präsident habe Franziskus auch zu einer Rede im mexikanischen Parlament eingeladen, erklärte Gasbarri, doch habe dieser dankend abgelehnt mit der Begründung, seine Rede vor dem US-Kongress vom vergangenen September sei eine Ausnahme gewesen. In der Kathedrale von Mexiko City trifft der Papst am Samstag die rund 150 mexikanischen Bischöfe, danach fährt er zum Heiligtum Unserer Lieben Frau von Guadalupe, die er mit einem Diadem aus Silber und Gold bekrönen wird, eher er mit den Gläubigen die Messe feiert.

Die Sonntagsmesse am 14. Februar zelebriert der Papst im nahegelegenen Ecatepec. Ein Helikopter bringt das Kirchenoberhaupt in die Drei-Millionen-Stadt, die auf einem Hochplateau liegt. Weil es dort nachts sehr kalt ist und der Papst den Gläubigen aus diesem Grund keine nächtliche Anreise zumuten wollte, wurde die Messe auf 11:30 Uhr verschoben. Wegen dieser Verzögerung entfällt am Sonntag das ursprünglich vorgesehene Treffen mit der Welt der Kultur in Mexiko-Stadt. Franziskus habe hingegen unbedingt an seinem Besuch im Kinderkrankenhaus am selben Tag in Mexiko-Stadt festhalten wollen, wo er schwer leidende Buben und Mädchen in ihren Zimmern auf der Krebsstation aufsuchen werde.

Am 15. Februar begibt sich Franziskus in Mexikos Süden nach Tuxtla Gutiérrez und San Cristóbal de Las Casas. Die Messe feiert er in San Cristóbal mit Indigenen, wobei Franziskus selbst einige Worte in einer Indigenensprache sprechen will, informierte Gasbarri. Der Papst wird mit acht mexikanischen Ureinwohnern zu Mittag essen, ehe er die Kathedrale besucht; am Ausgang erwarten ihn Kranke zu einem kurzen Gruß. In Tuxtla Gutiérrez, der Hauptstadt des Bundesstaates Chiapas, begegnet Franziskus mexikanischen Familien, wobei drei von ihnen in verschiedenen Lebenslagen über ihre Realitäten, ihre Hoffnungen und Sehnsüchte sprechen werden. Chiapas ist nicht nur das Land der Indigenen, sondern auch der Migration: durch diesen Bundesstaat an der Grenze zu Guatemala passieren zahllose Migranten aus Mittel- und Südamerika, die in den USA eine Zukunft suchen.

Am 16. Februar fliegt der Papst in den zentralen Bundesstaat Michoacán, wo er in Morelia die Messe in einem Stadion mit 20.000 Priestern und Ordensleuten feiern will. Das Mittagessen nimmt er mit dem Kardinal von Morelia Alberto Suárez Inda ein, der ihm seine Kathedrale zeigt und Hunderte Erstkommunionkinder vorstellt. In einem anderen Stadion von Morelia begegnet Franziskus am Nachmittag Tausenden Jugendlichen.

Am Mittwoch, den 17. Februar, bricht der Papst wiederum von Mexiko City aus zu seiner letzten Reisestation Ciudad Juárez auf. Dort an der Nordgrenze besucht er eines der größten Gefängnisse Mexikos, trifft im Sportpalast die Welt der Arbeit – Arbeiter, Arbeitgeber und Arbeitslose gleichermaßen – und feiert am Nachmittag auf einem ehemaligen Messegelände direkt am Grenzzaun zu den USA die Heilige Messe. Auf der anderen Seite der Grenze, in den USA, würden bis zu 50.000 Gläubige, meist Mexikaner, die Papstmesse mitfeiern und dort auch die Kommunion empfangen, bestätigte der Reisemarschall. Vor Beginn des Gottesdienstes werde Franziskus direkt an den wenige Meter von der Altarbühne vorbeiführenden Grenzzaun gehen und vor einem dort aufgestellten Kreuz im Gebet verharren. Nach der Messe ist bereits der Abschiedsgruß des Papstes vorgesehen, da er ohne weitere Zeremonie vom Flughafen von Ciudad Juárez zurück nach Rom fliegt. Eine Begegnung mit mexikanischen Missbrauchsopfern durch Kleriker ist – anders als andere Quellen verbreiten – an keiner Station vorgesehen, sagte Gasbarri.

Im Gefolge des Papstes reist diesmal – neben Kardinalstaatssekretär Parolin und Substitut Angelo Becciu – unter anderem der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet in seiner Eigenschaft als Präsident der Kommission für Lateinamerika. Als Laienbediensteten nimmt Franziskus diesmal einen vatikanischen Feuerwehrmann mit.

Für Alberto Gasbarri ist es das letzte Mal, dass er eine Papstreise betreut. Nach 125 päpstlichen Visiten einschließlich der letzten in Mexiko, die er in allen Erdteilen vorbereitet hat, geht der Laienmitarbeiter im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand. Seine Nachfolge übernimmt der aus Kolumbien stammende Priester Mauricio Rueda Beltz, ein vatikanischer Diplomat, der zuletzt im Staatssekretariat arbeitete. (rv)

Durchbruch: Der Papst trifft Kyrill

Papst FranziskusZu einer historischen Begegnung wird es am 12. Februar auf Kuba kommen: Dort wollen sich Papst Franziskus und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. von Moskau treffen. Das gaben der Vatikan und das Moskauer Patriarchat an diesem Freitagmittag in einer gemeinsamen Presseerklärung bekannt. Es wird die erste Begegnung der Oberhäupter dieser beiden Kirchen überhaupt in der Geschichte sein. Schon Johannes Paul II. hatte einst vergeblich auf ein Treffen mit dem damaligen russisch-orthodoxen Patriarchen gehofft. Die Bemühungen scheiterten bisher immer an Meinungsverschiedenheiten über das kanonische Territorium der beiden Kirchen und an einem Streit um mit Rom unierte Kirchen des Ostens wie beispielsweise in der Ukraine.

Kyrill wird sich am 12. Februar zu einem offiziellen Besuch auf Kuba aufhalten; Franziskus will auf dem Flug nach Mexiko, dem er eine Apostolische Visite abstattet, einen Zwischenstopp in Havanna einlegen. Auf dem Flughafen der kubanischen Hauptstadt wollen Papst und Patriarch zunächst ein Gespräch führen. Anschließend ist die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung geplant. Kardinal Kurt Koch, als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates für die Ökumene zuständig, wird dabei anwesend sein, wie aus dem Einheitsrat zu erfahren war.

Der Heilige Stuhl und das Moskauer Patriarchat betonen, die Begegnung der beiden Kirchenführer sei „schon seit langer Zeit vorbereitet worden“. Sie werde eine „wichtige Etappe in den Beziehungen zwischen beiden Kirchen darstellen“. Beide Seiten hofften, dass das Treffen auch „als Zeichen der Hoffnung für alle Menschen guten Willens“ diene: „Sie laden alle Christen dazu ein, inständig darum zu beten, dass Gott diese Begegnung segnen möge, damit sie gute Früchte bringt.“

Auch wenn das persönliche Treffen der beiden Kirchenchefs eine Premiere ist, so unterhält der Vatikan doch schon seit langem gute Arbeitsbeziehungen zum orthodoxen Patriarchat von Moskau. Der Leiter des Moskauer Außenamtes, Metropolit Hilarion, ist häufig im Vatikan zu Gast; erst im vergangenen Juni hat ihn Franziskus wieder zu einem Gespräch empfangen. Besser als zur russisch-orthodoxen Kirche sind die Beziehungen des Vatikans zum griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., der in Istanbul residiert. Johannes Paul II., Benedikt XVI. und auch Franziskus haben einige Monate nach ihrem Amtsantritt den Sitz des Ökumenischen Patriarchen – so sein Ehrentitel – besucht.

Etwa vier Stunden Gespräch geplant

Das Treffen zwischen Papst und Patriarch findet nur wenige Monate vor einem geplanten panorthodoxen Konzil statt; zu ihm wollen orthodoxe Kirchenführer im Juni auf der Insel Kreta zusammentreten.

Kyrill wird, wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitagmittag erläuterte, bereits am 11. Februar auf Kuba eintreffen, wo er eine Pastoralreise nach Lateinamerika beginnt. Franziskus will, anders als ursprünglich geplant, schon am frühen Morgen und nicht erst am Mittag des 12. Februar von Rom aus aufbrechen. Nach Angaben von Reisemarschall Alberto Gasbarri landet der Papst gegen 14 Uhr Ortszeit in Havanna und wird dort von Kubas Staatschef Raúl Castro empfangen, der den Gast in einen Saal des Flughafens begleitet, ihn offiziell begrüßt und sich dann zurückzieht. Auf 14.15 Uhr ist die private Unterredung zwischen Franziskus und Kryrill in einem anderen Saal des Flughafengebäudes angesetzt. Die beiden Kirchenführer werden durch getrennte Türen gleichzeitig in den Saal eintreten, kündigte Gasbarri an; die Begegnung sei bis in die kleinsten Details abgestimmt.

Aufhorchen ließ, dass für die Unterredung zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill volle zwei Stunden geplant sind. Metropolit Hilarion und Kurienkardinal Koch werden dabei anwesend sein, zuzüglich zweier Dolmetscher: die Gespräche werden auf Russisch und Spanische geführt, so Gasbarri. Im Anschluss tauschen der Papst und der Patriarch Geschenke aus. Gegen halb fünf gehen beide miteinander in einen anderen Saal des Gebäudes, in dem sie Präsident Castro bereits erwartet. Dort werden Franziskus und Kyrill die rund sechs Seiten lange Erklärung unterzeichnen, deren Original auf Spanisch bzw. auf Russisch verfasst ist. Das Dokument wird bei der Gelegenheit nicht verlesen, aber veröffentlicht. Anschließend werden sowohl der Papst als auch der Patriarch in freier Rede in ihrer jeweiligen Muttersprache ihre Eindrücke von dem Treffen schildern, sagte Gasbarri.

Die historische Begegnung endet ungefähr um 17 Uhr mit einer gegenseitigen Vorstellung der Delegationen, die den Patriarchen und den Papst begleiten. Präsident Castro wird Franziskus dann zum Flugzeug zurückbegleiten, und der Papst setzt seinen Flug nach Mexiko fort. Änderungen am Reiseprogramm von Franziskus für Mexiko gibt es keine, er trifft planmäßig um 19.30 Uhr in Mexiko Stadt ein. (rv)

Die Teile einer Reise: Ein Kommentar

Bernd HagenkordWas haben die USA und Kuba gemeinsam? Was verbindet die beiden Länder, die beide in einer Reise von Papst Franziskus besucht werden? Gar nicht so einfach zu sagen. Die schnelle Antwort wäre natürlich die Öffnung der beiden Staaten füreinander, bei der der Papst Hilfestellung geleistet hat. Die Reise betont, der Papst hat die Gelegenheit wahrgenommen, deswegen die beiden Staaten in einer Reise.

Das stimmt, und doch ist es zu kurz. Papst Franziskus hatte ja nicht nur eine Absicht, sondern er hat auch gesprochen. Wenn man den Doppelbesuch nun nach dem Ereignis, in der Rückschau, betrachtet, dann ergeben sich noch andere Bilder als im Blick von vorne.

Der Vatikanist John Allen hat die Botschaft des Papstes an das Regime in Kuba so formuliert: die Herausforderung des Papstes lag darin, dass er den Menschen ein „alternatives Narrativ“ darüber angeboten habe, was es heißt, Kubaner zu sein. Kurz: die Revolution ist nicht alles. So kann man das natürlich für die USA nicht übertragen, und doch liegt darin eine Brücke der beiden Besuche. Vor dem US Kongress hat der Papst über das Machen von Politik gesprochen, von Träumen, die sich in politisches Handeln übersetzen durch die Verantwortung, die Menschen – er nannte Lincoln, King, Day und Merton – wahrnehmen. Auch hier liegt die Frage nach Identität versteckt: lasse ich mich in der parteipolitischen Polarisierung gefangen nehmen oder schaffe ich als Politiker den Blick über all das hinaus? In der Struktur ist die Anfrage nicht sehr viel anders als das, was er in Kuba sagte, nur dass es in den USA konstruktiv war, in Kuba eher subversiv.

Obwohl: direkt nach der Rede des Papstes ging das normale politische Tagesgeschäft weiter und der Senat hatte erst einmal mit einem Filibuster zu tun, einem Instrument das Debatte und Abstimmung verhindern soll. Vielleicht täte etwas Subversivität auch den USA ganz gut.

Eine zweite Klammer gibt es: die Familie. Das ist eine Klammer, die der Papst ganz bewusst schon vorher gesetzt hat, als er seine Kuba-Reise auch mit einem Familientreffen enden ließ. In der Wahrnehmung außerhalb der USA ist dieses Thema kaum aufgegriffen worden, was erstaunlich ist, beginnt doch eine Woche nach Ende der Reise die Versammlung der Bischofssynode zu diesem Thema, die mit riesigen Erwartungen aufgeladen ist. Der Papst will aber nicht nur über Familie sprechen, sondern auch bei den Treffen von Familien dabei sein. Das ist die Botschaft, die ich darin lese.

Emotional liegt Kuba bereits weit in der Vergangenheit, was natürlich Unsinn ist, bei der Intensität einer solchen Reise aber verständlich. Da tut es gut, sich die verbindenden Linien noch einmal vor Augen zu führen, bevor der Papst in Philadelphia in die Zielgerade seiner Reise einbiegt.

Aus Philadelphia Pater Bernd Hagenkord (rv)

Papst in Santiago: Die Familie als Schule der Menschlichkeit

Papst FranziskusBei seinem letzten offiziellen Termin in Kuba widmete sich Papst Franziskus dem zentralen Thema der kommenden Weltbischofssynode in Rom, einem Thema, das ihm selbst besonders am Herzen liegt: der Familie.

„Wir sind „in der Familie“! Und wenn man in der Familie ist, fühlt man sich zu Hause. Danke, liebe kubanische Familien, danke, liebe Kubaner, dass ihr mir in all diesen Tagen das Gefühl vermittelt habt, ‚in der Familie‘ zu sein, das Gefühl, zu Hause zu sein.“

Bei einer Begegnung mit Familien in der Kathedrale von Santiago rief Papst Franziskus dazu auf, der Familie mehr Aufmerksamkeit zu schenken, denn dies sei die wahre Schule der Menschlichkeit. Die Familie sei das „Zentrum der Menschlichkeit“, das als solches gewahrt bleiben müsse. Hochzeiten, Hausbesuche und Abendessen, diese Momente seien etwas Besonderes im Leben der Menschen, betonte der Papst vor den versammelten Familien in der Kathedrale von Santiago. Vor allem unser Zuhause sei ein Ort der Zusammenkunft, der geschützt werden müsse.

„Im Hause lernen wir die Geschwisterlichkeit, die Solidarität, lernen wir, die anderen nicht zu überfahren. Im Hause lernen wir, das Leben als Segen zu empfangen und dafür zu danken, und wir lernen, dass jeder den anderen braucht, um voranzukommen. Im Hause erfahren wir Vergebung und sind ständig aufgefordert, zu vergeben und uns verwandeln zu lassen. Im Hause gibt es keinen Platz für „Masken“; wir sind die, die wir sind, und so oder so sind wir eingeladen, nach dem zu streben, was das Beste für die anderen ist.“

Die Räume der Geborgenheit und der Familie gingen immer öfter verloren, sagte Papst Franziskus. Immer mehr Kulturen verlören diese Tradition isolierten und sich selbst immer mehr. Ohne familiäre Strukturen verliere der Mensch seine Basis und dies führe zur Spaltung der Gesellschaft und zu einer Uniformierung. Gespaltene, zerbrochene, berührungslose oder stark uniformierte Gesellschaften seien die Folge des Zerreißens der familiären Bindungen – wenn die Beziehungen verloren gingen, die uns zu Personen machten. Dafür sei vor allem das Abendessen ein wichtiger Fixpunkt des familiären Lebens.

„Ich möchte nicht schließen, ohne die Eucharistie zu erwähnen. Ihr werdet bemerkt haben, dass Jesus die Feier seines Gedächtnisses in den Rahmen eines Abendmahls legen wollte. Als Rahmen für seine Gegenwart unter uns wählt er einen konkreten Moment im Familienleben. Einen Moment, den alle erleben und den alle verstehen können: das Abendessen.“

Schließlich verließ er in Begleitung seiner Entourage, unter ihnen auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, die gut gefüllte Kathedrale.

Menschenmassen warteten vor der Kathedrale, fächerwehende Besucher und blitzende Smartphones bildeten ein stimmiges Bild des letzten Punkts des Kuba-Programms, während Franziskus von einem Balkon der Kathedrale aus, die Stadt segnete, und nochmals an die wichtigsten „Säulen“ der Gesellschaft erinnerte:

„Ich möchte euch noch ein Wort der Hoffnung mitgeben, für den Blick nach vorn und zurück. Wenn ihr nach hinten blickt, seht ihr die Erinnerung. Die Erinnerung der Großeltern. Einen speziellen Gruß an die Großeltern, vergessen wir sie nicht. Sie sind die lebende Erinnerung. Und wenn wir nach vorne seht, so sehen wir die Kinder und die Jugendlichen, sie sind die Kraft des Volks. Ein Volk, dass auf die Älteren und Jüngeren achtet, wird mit Sicherheit triumphieren.“

Nach dem Treffen mit den Familien in der Hafenstadt Santiago reist Papst Franziskus weiter nach Washington, wo er von US-Präsident Barack Obama und First Lady Michelle Obama empfangen. (rv)

Kardinal Ortega: Dialog-Modell für die Welt

Kardinal Robles OrtegaDas Aufweichen des US-Embargos gegen Kuba zwei Tage vor der Papstreise ist ein außerordentliches Zeichen. So bewertet der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, die Entscheidung Präsident Barack Obamas, Reise- und Geldverkehr zwischen den beiden Nachbarländern in gewissem Maß zu erlauben. „Angekündigt hat er es ja schon bei der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen, es fehlte aber bislang noch an den konkreten Entscheidungen.“ Die seien aber wichtig dafür, dass das Versprochene auch wirklich Realität werde. Kardinal Ortega äußerte sich in einem ausführlichen Interview mit Radio Vatikan kurz vor Ankunft von Papst Franziskus in seinem Bistum. Er glaube, damit sende Obama ein Signal, so Ortega, dass er die Absichten von Papst Franziskus verstanden habe. „Es stimmt, der Papst war kein Vermittler, er hat auch selber gesagt, dass er kein Vermittler gewesen sei, er war aber vielleicht etwas Wichtigeres als ein Vermittler, er war ein Initiator.“ Die Fähigkeit des Papstes, die Herzen der Menschen zu bewegen, sei außergewöhnlich.

So sei auch die Videobotschaft des Papstes von diesem Donnerstag mit „stillem Respekt“ im Land entgegen genommen worden, es sei deutlich geworden, dass hier der Hirte der universalen Kirche spreche und zwar über Liebe, Vergebung und Glauben. Man habe sich daran gewöhnt, dass der Papst empfangen werde wie ein Staatschef und wie der „Heilige Vater“, „aber dieser Papst hat mit der Sprache eines Priesters gesprochen, der mit Menschen spricht, um mit ihnen über das zu sprechen, was das Wichtigste ist.“ Man spreche über den Papst oft als über jemanden, der Einfluss habe in der Welt und dessen Botschaften gewichtig seien. „Das alles ist wahr“, sagt der Kardinal. „Seine moralische Autorität ist außergewöhnlich. Aber der Papst kommt, um unseren Glauben zu stärken an die Liebe Jesu, er kommt als Missionar der Barmherzigkeit, und diese Barmherzigkeit besteht darin, den Nächsten in dessen Realität zu begegnen.“

Volksglauben: Eine lebendige Kirche

Kardinal Ortega wehrt sich gegen die Aussage, die Kirche in Kuba sei eine Minderheit, das stimme nicht. Auch wenn die aktiven Katholiken nicht viele seien, man lasse weiter Taufen, die Menschen kennen Vater Unser und Ave Maria und es gebe einen weit verbreiteten Volksglauben, den man nicht vernachlässigen dürfe. Die soziologische Sicht Westeuropas, Messbesucher zu zählen, komme nicht weit beim Verstehen des Glaubens auf der Insel. Viel Messbesuch gebe es auch in Europa nicht, „in Lateinamerika ist das viel weniger, in Kuba noch viel weniger. Das heißt aber nicht, dass die Leute nicht für Verstorbene beten, Heiligenfeste feiern, in die Kirche kommen oder Wallfahrten zu den verschiedenen Heiligtümern machen. Es gibt eine Religiosität, die vielleicht nicht aufgeklärt ist oder ausgebildet, sie braucht Verkündigung. Aber es ist diese Religiosität, weswegen die Kirche lebendig ist.“ Papst Franziskus kenne diesen Volksglauben und wisse um die Wichtigkeit für das Leben der Kirche. Er kenne die Probleme des Synkretismus, der leider auch immer dabei sei. Deswegen habe er eine Videobotschaft gehabt, welche die Menschen anspreche.

Dialog ist der neue Name für Liebe

Kardinal Ortega empfängt mit Papst Franziskus bereits seinen dritten Papst, seit 1991 ist er Erzbischof von Havanna. Trotzdem sei es ein vierter Papst, welcher der Kirche Kubas quasi ihr Motto gegeben habe, Paul VI. „Er hat gesagt, dass der Dialog der neue Name für die Liebe sei, damit hat er uns einen unvergesslichen Satz hinterlassen. Auch Johannes Paul II. war ein Mann des Dialogs, er ist um die Welt gereist und hat die Kirche der Welt geöffnet. Sein Satz an uns, Kuba möge sich der Welt öffnen und die Welt Kuba, war ein Aufruf an uns zum Dialog.“

Als sich die beiden Präsidenten Kubas und der Vereinigten Staaten vor zehn Monaten die Hände schüttelten, hätten beide Papst Franziskus angesprochen, „er steht am Beginn dieses Dialogs. Papst Franziskus hat dabei eine wichtige und entscheidende Rolle gespielt.“ Das sei in den Augen der meisten Menschen auf Kuba der Neuanfang der Prophezeiung Papst Johannes Pauls II. gewesen. Papst Benedikt hingegen habe eher einen theologischen Weg genommen, um über den Dialog mit der Welt zu sprechen. „Er hat uns damit ein theologisches Monument hinterlassen, das in der Zukunft wichtig sein wird, wenn auch nicht so beliebt wie die Sätze von Johannes Paul II. und Paul VI. Seine Gedanken haben auch tiefen Einfluss auf Papst Franziskus. Er hat aber eine andere Persönlichkeit, er ist Lateinamerikaner, jemand, der unsere Sprache spricht, hier wird er einfach verstanden und das weiß er. Er setzt fort, was die Päpste vor ihm begonnen haben, aber in einem neuen Stil.“

Erst Kuba und dann die Welt

Aber das Ganze geht nicht nur Kuba an. Eindrücklich erinnere er sich an die Rede von Papst Franziskus an das diplomatische Corps im Vatikan. Dort habe er Kuba und die USA zu ihren sich wandelnden Beziehungen beglückwünscht. „Er sagte damals auch, dass er das als Modell für die Welt vorstellen wolle. Deswegen ist diese Reise nicht nur für Kuba und die USA, nicht nur für Lateinamerika. Wir haben das auch bei den Atom-Verhandlungen mit dem Iran gesehen: auch das hat funktioniert. Der US-Außenminister John Kerry hat mir das direkt gesagt, als er praktisch aus Wien von diesen Verhandlungen zu uns kam: Der Papst hat auch da seinen Einfluss gehabt. Der Papst kann noch viel in diesem Sinn in der Welt bewirken und die Welt hat noch viel Kapazität für mehr Menschlichkeit. Diese Reise wird das alles fördern.“

Aus Kuba Pater Bernd Hagenkord (rv)

Papstbesuch in Kuba: Hoffnung auf weitere Öffnung

KubaKuba hofft auf mehr Offenheit und auf wirtschaftliche Hilfen, auch im Blick auf den Besuch von Papst Franziskus. Das sagt Yosvany Carvajal, Pfarrer der Kathedrale von Havanna und Leiter des Kulturzentrums Felix Varela. Papst Franziskus wird in genau einer Woche, am 19. September, zu seiner zweiten Reise nach Amerika aufbrechen, auf dem Programm stehen nach Kuba außerdem die Vereinigten Staaten. „Kuba erwartet seinen dritten Papst, um uns im Glauben zu stärken. Ganz Kuba erwartet einen Papst, der selber Lateinamerikaner ist, der unsere Sprache spricht, der an der Seite der Armen und Kleinen ist. Diese Kirche, die selber arm und klein ist, empfängt Papst Franziskus in großer Dankbarkeit.“

Engagiert sei die Kirche weit über die eigenen Glaubensgrenzen hinaus, im sozialen Bereich setze man sich im Land für die Menschenwürde ein und das treffe auf die Anliegen, für die ja auch Papst Franziskus stehe, so Carvajal. „Die Kirche in Kuba ist im Dialog mit der Welt“, fasst er diese Haltung zusammen, und man sehe ja auch an der Entwicklung der Beziehungen zwischen Kuba und den USA, wie wichtig Dialog sei. Nicht zuletzt habe auch die Kirche und habe der Papst seine Rolle bei dieser Entwicklung gespielt. „Deswegen wartet nicht nur die katholische Kirche auf Papst Franziskus, sondern das gesamte kubanische Volk, das sich für die Gesten der Nähe und den Einsatz bedanken möchte, den der Papst in der Versöhnung der Menschen und der Nation gezeigt hat.“

Es gebe viel Hoffnung im Land, gerade auch was die Beziehungen zu den USA beträfen. „Die Kubaner wünschen sich, dass sich die Tore noch weiter öffnen. Wir leben dieses neue Kapitel unserer Geschichte hoffnungsvoll. Es gibt Öffnung und Dialog mit einem alten Feind der Regierung, aber nicht des Volkes. Das Volk hat immer in Verbindung mit den Vereinigten Staaten gestanden, auch nach der Revolution, als so viele dorthin gegangen sind. Vor allem die Familienbeziehungen waren also immer sehr stark.“ Carvajal hat die Hoffnung, dass sich für diese Familien jetzt viel verbessern wird. Er wünscht sich auch Investitionen in die Wirtschaft der Insel, Kuba brauche Hilfe. (rv)

Vatikan/Kuba: Neue Perspektiven durch Papstbesuch

Kardinal StellaDie kubanische Regierung möchte ihren Umgang mit der katholischen Kirche auf der Insel verbessern. Das berichtet Kurienkardinal Beniamino Stella, der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, nach seiner Rückkehr aus Havanna, wo er unter anderem mit dem kubanischen Regierungschef Raul Castro sprach. Stella war in den 1990er Jahren Nuntius auf Kuba; Papst Franziskus wird das Land im kommenden September als dritter Papst besuchen.

„Es war ein langes Gespräch“, sagte der Kardinal über die Begegnung mit Raul Castro. Als Vertreter der katholischen Kirche habe er dem kubanischen Regierungschef eine Reihe von Anliegen der kubanischen Bischöfe vorgetragen. „Da gibt es das ganze Thema der Restaurierung von Kirchen und auch des Neubaus von Kirchen. Dann gibt es noch das Thema der Schwierigkeiten für die Priester, die sich nur mit Mühe im Land fortbewegen können. Das dritte Thema war der Zugang der Kirche zu den Medien. Da gab es schon Fortschritte, und das ist auch ein Zeichen des Voranschreitens in den Räumen der Freiheit; ich meine, dass der Papstbesuch den Medien überhaupt neue und sehr ersehnte Perspektiven bringen wird. Gerade in Bezug auf das Internet wünscht sich die kubanische Kirche Neuerungen.“

Stella berichtete auch von kleinen katholischen Gemeinden in den Bergen, die keinerlei offizielle Anerkennung hätten. Dort gebe es keine Kirchen, sondern sogenannte „Missionshäuser“, die von Priestern, Diakonen und Katecheten angesteuert würden. Er habe dem kubanischen Regierungschef gesagt, dass diese bereits existierenden Gemeinden formal anzuerkennen seien, unterstrich der Kurienkardinal. Er erhoffe sich diesbezüglich einiges durch den Papstbesuch, der „ein großes Fenster“ sei. Kuba sei voller Vorfreude auf diese Visite, auch weil die Menschen den Lateinamerikaner Papst Franziskus als einen der ihren empfänden. Besonders den Katholiken, die für ihren Glauben einstünden und manch Schwierigkeit zu meistern hätten, zeigten großes Interesse und große Freude. Die Kirche auf Kuba sei „stark im Wachsen begriffen“, berichtete der Kardinal.

Die Zeit der Vorbereitung auf diese Visite ist sehr kurz, räumte Stella ein, der beim Besuch von Johannes Paul II. Nuntius in Havanna gewesen war. Besonders auch der logistische Aspekt sei eine Herausforderung. „Es ist wichtig, dass die Gläubigen hingehen können, dass sie dorthin reisen können, wo der Papst sich aufhält. Es ist ein wirklicher Pastoralbesuch, den der Papst auch mit ziemlich viel Zeit ausstatten will.“

Franziskus besucht Kuba unmittelbar vor seiner Reise in die USA im September, wobei die Daten für die Karibik-Insel noch nicht feststehen. Ende vergangenen Jahres hatte der Papst für einen politischen Coup gesorgt, als er dank seines diplomatischen Apparates die Wiederannäherung zwischen Kuba und den USA ermöglichte. Tatsächlich sei hier dem Papst „persönlich, seinem Herzen, seiner Kreativität“ viel zu verdanken, formulierte der frühere Vatikandiplomat Stella. „Wichtig ist, dass die kubanische Bischofskonferenz der kirchliche Organismus ist, der diese öffentliche und formale Rolle des Dialogs mit den Autoritäten des Landes übernimmt. Und dann muss jeder Bischof sich diese Initiativen zu eigen machen, damit diese Annäherung weitergehen und immer konkreter werden kann. Die Themen auf der Tagesordnung sind weder leicht noch wenige, aber guten Willen vorausgesetzt, sind es auch keine Berge, die man erklimmen muss. Wir wünschen uns, dass man so bald wie möglich auf Ergebnisse zusteuert, die eine wirklich neue Etappe der Beziehungen zwischen den beiden Ländern eröffnet.“ (rv)