Die Teile einer Reise: Ein Kommentar

Bernd HagenkordWas haben die USA und Kuba gemeinsam? Was verbindet die beiden Länder, die beide in einer Reise von Papst Franziskus besucht werden? Gar nicht so einfach zu sagen. Die schnelle Antwort wäre natürlich die Öffnung der beiden Staaten füreinander, bei der der Papst Hilfestellung geleistet hat. Die Reise betont, der Papst hat die Gelegenheit wahrgenommen, deswegen die beiden Staaten in einer Reise.

Das stimmt, und doch ist es zu kurz. Papst Franziskus hatte ja nicht nur eine Absicht, sondern er hat auch gesprochen. Wenn man den Doppelbesuch nun nach dem Ereignis, in der Rückschau, betrachtet, dann ergeben sich noch andere Bilder als im Blick von vorne.

Der Vatikanist John Allen hat die Botschaft des Papstes an das Regime in Kuba so formuliert: die Herausforderung des Papstes lag darin, dass er den Menschen ein „alternatives Narrativ“ darüber angeboten habe, was es heißt, Kubaner zu sein. Kurz: die Revolution ist nicht alles. So kann man das natürlich für die USA nicht übertragen, und doch liegt darin eine Brücke der beiden Besuche. Vor dem US Kongress hat der Papst über das Machen von Politik gesprochen, von Träumen, die sich in politisches Handeln übersetzen durch die Verantwortung, die Menschen – er nannte Lincoln, King, Day und Merton – wahrnehmen. Auch hier liegt die Frage nach Identität versteckt: lasse ich mich in der parteipolitischen Polarisierung gefangen nehmen oder schaffe ich als Politiker den Blick über all das hinaus? In der Struktur ist die Anfrage nicht sehr viel anders als das, was er in Kuba sagte, nur dass es in den USA konstruktiv war, in Kuba eher subversiv.

Obwohl: direkt nach der Rede des Papstes ging das normale politische Tagesgeschäft weiter und der Senat hatte erst einmal mit einem Filibuster zu tun, einem Instrument das Debatte und Abstimmung verhindern soll. Vielleicht täte etwas Subversivität auch den USA ganz gut.

Eine zweite Klammer gibt es: die Familie. Das ist eine Klammer, die der Papst ganz bewusst schon vorher gesetzt hat, als er seine Kuba-Reise auch mit einem Familientreffen enden ließ. In der Wahrnehmung außerhalb der USA ist dieses Thema kaum aufgegriffen worden, was erstaunlich ist, beginnt doch eine Woche nach Ende der Reise die Versammlung der Bischofssynode zu diesem Thema, die mit riesigen Erwartungen aufgeladen ist. Der Papst will aber nicht nur über Familie sprechen, sondern auch bei den Treffen von Familien dabei sein. Das ist die Botschaft, die ich darin lese.

Emotional liegt Kuba bereits weit in der Vergangenheit, was natürlich Unsinn ist, bei der Intensität einer solchen Reise aber verständlich. Da tut es gut, sich die verbindenden Linien noch einmal vor Augen zu führen, bevor der Papst in Philadelphia in die Zielgerade seiner Reise einbiegt.

Aus Philadelphia Pater Bernd Hagenkord (rv)

Kommentar: Der „Klaps auf den Hintern“

Gudrun SailerKindern mal einen Klaps auf den Hintern geben: Papst Franziskus hat keine Einwände gegen diese Form der Zurechtweisung. Das geht aus einer Randbemerkung bei der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch hervor. Franziskus sprach über die Rolle des Vaters in der Familie. Vom Redetext abweichend – und aus diesem Grund erreichte die Debatte die meisten Medien mit einem Tag Verzögerung – brachte der Papst Folgendes vor:

„Ein guter Vater versteht es zu warten und zu vergeben, aus der Tiefe seines Herzens. Natürlich weiß er aber auch mit Entschlossenheit zu korrigieren: er ist kein schwacher, nachgiebiger, sentimentaler Vater. Der Vater, der es versteht zu korrigieren, ohne zu erniedrigen, ist derselbe, der Schutz gebietet, ohne sich zu schonen. [In freier Rede fährt der Papst fort:] Einmal habe ich in einer Versammlung mit Ehepaaren einen Vater sagen hören: „Hin und wieder muss ich meine Kinder ein wenig schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen." Wie schön! Er hat Sinn für die Würde. Er muss strafen, aber er tut es gerecht, und geht voran."

Dazu ein Kommentar von Gudrun Sailer, Radio Vatikan:

Ein solches Verständnis von Erziehung deckt sich nicht dem in Europa verbreiteten Modell. Der berüchtigte „Klaps auf den Hintern" für Kinder ist zwar mancherorts noch in Verwendung, aber er ist verpönt. Zu Recht, wie die Mehrheit der Kinderpsychologen meint. Körperliche Züchtigung ist für das Kind immer demütigend. Und letztlich nicht nur für das Kind: Auf Seite der schlagenden Eltern sind in dieser Situation meistens Wut und Unvermögen im Spiel. Gerechte Erziehung? Fragwürdige Erziehung.

Papst Franziskus´ Bemerkung streift biblische Monumentalsätze wie: „Wo ist ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt?" (Hebr 12,7) Dieses Erziehungsmodell galt über Jahrtausende. In den westlichen Gesellschaften, und nur da, ist es erst in den vergangenen drei, vier Jahrzehnten zunehmend außer Gebrauch geraten. Die Prügelstrafe an deutschen Schulen wurde Anfang der 1970er gesetzlich abgeschafft. Franziskus entstammt einem anderen Kulturkreis und einer anderen Generation als die Eltern unserer Breitengrade. Das soll seine Aussage nicht rechtfertigen noch relativieren, sondern einordnen.

Die Goldwaage im Vatikan ist, zusammen mit manch anderer Gerätschaft, derzeit in päpstlichen Magazinen verstaut. Franziskus legt seine Worte vorab keinem Haustheologen zur Absegnung vor. Das ist Teil seines Selbstverständnisses und Teil seines Pontifikats. Dass Franziskus nicht nur an-, sondern mitunter auch aufregt, haben wir mittlerweile verstanden. Und es liegt eine große Chance darin: die Chance auf Veränderung. Diskutieren wir in unseren Ortskirchen, bitte, wie wir katholischen Eltern es mit dem „Klaps auf den Hintern" halten sollen. Ich wünsche mir, dass ein unumwundenes Nein dabei herauskommt. (rv)

Die Reform des Kardinalsamtes: Ein Kommentar

Bernd HagenkordZwanzig neue Kardinäle: die Internationalisierung des Kardinalskollegiums schreitet voran. Ein Kommentar von Pater Bernd Hagenkord SJ.

Überraschung allüberall. Dass Papst Franziskus an diesem Sonntag seine Kardinalserhebungen öffentlich machen würde, war vermutet worden. Und getreu der journalistischen und innerkirchlichen Debatte waren Namen genannt worden, gehofft, befürchtet, erwartet. Und dann las Papst Franziskus nach dem Angelusgebet seine Liste vor, Applaus auf dem Petersplatz und Überraschung allüberall. Kein Vatikankenner hätte diese Liste auch nur annähernd so aufstellen können.

Drei Lehren kann man aus diesen Kardinalserhebungen ziehen. Zum einen ist Papst Franziskus sein eigener Papst. Das überrascht nicht, zeigt sich aber sehr deutlich. Er ernennt offenbar Menschen, denen er vertraut, die er kennt oder denen er zutraut, ein gutes Urteil zu haben, wenn es darum geht, den Papst zu beraten oder irgendwann in der Zukunft einen neuen Papst zu wählen. Und: er legt großen Wert auf die Internationalisierung des Kardinalskollegs. Er will mehr Einbeziehung der Weltkirche, das zeigt sich in Zukunft auch bei den Papstwahlen.

Zweitens gibt es kein Recht auf einen Kardinalshut. Viel war im Vorfeld darüber spekuliert worden, welcher der vielen Anwärter aus den USA denn ernannt werden wird: Es ist kein Einziger. Auch Venedig und Turin, die bereits beim letzten Konsistorium nicht bedacht waren obwohl traditionell immer mit Kardinalshut versehen, sind auch dieses Mal nicht auf der Liste. Die alten Regeln, Traditionen, es-war-schon-immer so, das gilt nicht mehr.

Drittens wirft das ein interessantes Licht auf das Spiel der Vaticanisti und Journalisten hier in Rom und überall, die spekuliert hatten, Namen genannt, abgewogen, befürchtet und gehofft hatten. Ich habe nicht alles gelesen, aber genug um sagen zu können, dass sie alle daneben lagen. Auch das Spiel von Spekulation, gefüttert von Insiderwissen und besonderen Kontakten, funktioniert nicht mehr.

Man hätte das schon beim Konsistorium im vergangenen Jahr sagen können, auch da waren die Anzeichen schon klar. Aber spätestens jetzt kann man sie nicht mehr übersehen.

Was sagt das über den Papst? Dass er seine Linie der Reform und Erneuerung auch personell weiter fortführt. Einige werden enttäuscht sein, vor allem diejenigen, die mit diesem oder jenem Namen eine kirchenpolitische Position verbinden. Man wird Kaffeesatzleserei betreiben, was das denn nun bedeute. Aber letztlich wird das schlicht auf die Einsicht hinaus laufen, dass sich auch das Amt der Kardinals erneuert. Nicht eine Beförderung vom Erzbischof eins hinauf, nicht etwas, was irgendwie mit der Bedeutung eines Bistums oder der Tradition mitgeliefert wird. Sondern ein Amt, das einer Person zukommt und im Dienst der Weltkirche steht. Spätestens heute ist offensichtlich, dass sich die Reform Franziskus’ auch auf das Kardinalsamt ausgedehnt hat. (rv)

Die unendliche Geschichte des IOR: Ein Kommentar

Bernd HagenkordErst waren es ein Priester und einige andere, die mit Verdacht auf Geldwäsche verhaftet wurden. Schnell war von der Vatikanbank IOR die Rede, obwohl die Beteiligten auf den ersten Blick nichts damit zu tun hatten. Dann traten aber der Direktor und der Vizedirektor des Instituts zurück. Erinnerungen an eine Aussage Papst Franziskus´ werden wach, als er während einer Morgenmesse meinte, die IOR sei zwar wichtig, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Wird es nun Zeit für die Auflösung des IOR? Ein Kommentar von Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord.

Es sind Begriffe, die sich von selbst nahe legen: Korruption, Vertuschung, dann dieser merkwürdige Versuch, 20 Mio € zu schmuggeln. Irgendwie beschleicht einen das Gefühl, dass das reicht. Ein neuer Papst, sozusagen ein neuer Besen, der gut kehrt, da könnte man doch gleich ganz sauber machen und das IOR schließen; die Geschichten sind teilweise unappetitlich und einige Kardinäle haben ja auch schon lauthals nach einem Aus gerufen.
Trotzdem wage ich eine etwas ruhigere Analyse: Bevor irgendetwas entschieden wird, sollte herausgefunden werden, was eigentlich genau passiert ist und passiert. Das tut der Papst, indem er eine eigene Kommission einrichtet, die ihn über die Strukturen und die Geschäfte des IOR unterrichtet. So verführerisch die schnelle und vermeintlich klare Lösung ist, sie geht am Ziel vorbei. Wer aufräumen will, muss erst einmal genau hinschauen und dann erst die Schlüsse ziehen.
Genau das passiert im Vatikan zurzeit. Deswegen sind die Skandale, so schmerzhaft sie sind, kein neuer Korruptionssumpf, sondern Heilungsschmerzen.
Im Interview mit Radio Vatikan hatte IOR-Präsident Ernst von Freyberg eine Null-Toleranz-Politik „bei Kunden, aber auch bei Angestellten, die irgendwie in Geldwäsche verwickelt sein sollten", angekündigt. Ich denke, dass wir diese Null-Toleranz-Politik gerade in Aktion sehen. (rv)

Der neue Papst und die Schubladen: Ein Kommentar

Bernd HagenkordVon unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord SJ

 Das Ofenrohr in der Sixtinischen Kapelle war noch nicht kalt, da war der Kampf um die Deutungshoheit schon im vollen Gang. Drauflos wurde erklärt, was da im Konklave, im Vatikan und unter den Kardinälen passiert sei.

Holen wir erst einmal etwas Luft. Franziskus ist noch nicht 24 Stunden Papst. Er hat durch seine Namenswahl und sein Auftreten ganz starke Aussagen gemacht, auch die Gebetsbitte für sich und seinen Vorgänger waren geistliche Zeichen auf sein Pontifikat hin.

Es wird sich viel ändern, er wird viel ändern. Und auch wir müssen uns ändern. Dringend.

Zum Ersten hat uns Franziskus bewiesen, dass unsere Kategorien von „konservativ“ und „progressiv“ nicht mehr stimmen. Es ist ja ein altes Lied auf diesem Blog, aber ich stimme es noch einmal an: Was wir in unserer Kirche und nicht nur da unter diesen Begriffen verstehen, trifft schon längst nicht mehr die Realität. Und genau das ist das Problem mit diesen Kategorien: Sie sollen uns helfen, zu verstehen, verwirren aber nur noch. Sie ver-unmöglichen es, zu sehen. Sie verstellen den Blick.

Wenn man zum Beispiel seinen Einsatz für Gerechtigkeit, das Anprangern von Ausbeutung etc. sieht, dann muss man ihn einen fortschrittlichen Papst nennen. Wenn man seine moraltheologischen Ansichten zitiert, dann wird jeder deutschsprachige Journalist ihn einen Konservativen nennen. Das Ergebnis: Eine gespaltene Persönlichkeit.

Könnten wir den Papst selber dazu befragen, würde er – und viele andere mit ihm – verwundert den Kopf schütteln und uns fragen, wie wir darauf kämen, diese Dinge voneinander zu trennen. Für den Blick Lateinamerikas, Afrikas und anderer Teile der Welt gehören Schutz des Lebens und Fragen der Gerechtigkeit untrennbar zusammen, sie kämen gar nicht auf die Idee, das in einerseits progressiv und andererseits konservativ aufzuspalten.

Unsere Kategorien des Verstehens stimmen also nicht mehr.

Um nicht missverstanden zu werden: Damit will ich die Anliegen, die sich hinter den Begriffen verbergen, keinesfalls herunterspielen. Die bleiben wichtig. Aber daneben treten eben auch andere Anliegen, die mit dem Selbstverständnis einer wachsenden und lebendigen Kirche vorgetragen werden. Jetzt zu tun, als ob „die halt noch nicht so weit sind wie wir“, ist genauso ein Blind-Macher wie die überholten Kategorien.
Wir müssen neu lernen, Kirche zu sehen und zu verstehen. Das ist die für mich nachhaltigste Wirkung des gestrigen Abends. Der Mann, der dort auf den Balkon getreten ist, wird für uns eine Herausforderung sein. Und das ist eine wunderbare Voraussetzung für den Beginn eines neuen Pontifikates. (rv)

Missbrauch – Wie weiter? Ein Kommentar

Es ist noch nicht vorbei. Die Kirche – in den deutschsprachigen Ländern wie auch in Rom – ist nach der Aufdeckung der Missbrauchsfälle und den Debatten des letzten Jahres wieder in den Alltag zurück gekehrt. Denn da ist die Missbrauchsdebatte angekommen: Im Alltag.
Leider gibt es immer noch – oder schon wieder – die Tendenz, mehr als nur das zu tun und ganz zur Tagesordnung überzugehen. Damit das nicht geschieht, müssen die Lektionen gelernt werden. Und dazu dient der heute veröffentlichte Rundbrief der Glaubenskongregation.
Der Kongregation geht es um grundsätzliche Punkte: Zuerst muss den Opfern zugehört und ihnen geholfen werden. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht, immer noch nicht. Noch immer wird zu viel über die Täter gesprochen. Vor allem die praktischen Punkte sind hier sehr klar: Der Respekt vor den Geschädigten und ihrer Situation wird sehr ernst genommen.
Zweitens geht es um Programme zur Prävention und die Ausbildung von Priestern und Ordensleuten: Die Erfahrungen der letzten Jahre sollen also auf keinen Fall abgelegt, sie sollen in die Praxis und den Alltag der Ausbildung eingehen.
Drittens möchte ich die Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden nennen. Immer wieder wird behauptet, der Vatikan wolle vermeiden, dass die Strafverfolgungsbehörden sich um Missbrauch in der Kirche kümmern, man wolle das geheim halten und so weiter. Die Glaubenskongregation sagt noch einmal sehr klar, dass sich die einzelnen Ortskirchen nach dem Zivil- und Strafrecht ihrer Länder richten müssen. Daran führt kein Weg vorbei.
Ein letzter Punkt: Es ist ein Rundbrief, der dazu auffordert, Leitlinien zu erstellen. Viele Bischofskonferenzen haben schon Leitlinien, die Kongregation besteht aber darauf, dass diese noch einmal angeschaut und abgeklopft werden. Übersetzt könnte man sagen, dass die Bischofskonferenzen und die Kirchen und die verantwortlichen Mitarbeiter weiter über dieses Thema sprechen sollen. Denn es ist und bleibt ein Thema, das wir nicht einfach hinter uns lassen können, sondern das zu unserem Alltag dazu gehört. (rv)

Kommentar: Der Theologenbrief und die Medien

Zur an diesem Freitag veröffentlichten Erklärung deutschsprachiger Theologen ein Kommentar unseres Redaktionsleiters Pater Bernd Hagenkord:
 Die meisten Meldungen, die heute zur Erklärung „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch" auf dem Schreibtisch von uns Journalisten landen, lauten in etwa so: „144 Theologen fordern Abschaffung des Zölibates" (Focus, Stern, AFP, dpa). Oder wie die Süddeutsche Zeitung selber titelt: „Theologen gegen den Zölibat".
Angehängt an den Brief deutscher Politiker zu den viri probati – auch das wurde in den Medien als Zölibatsdebatte geführt – und die Auseinandersetzung zwischen Kardinälen um den Stil der Debatte fallen etwa 99 Prozent des Inhalts des Briefes dabei weg.
Blättern wir einige Jahre zurück, ins Jahr 1989 zur Kölner Erklärung, einem anderen von vielen Theologen unterzeichneten Aufruf. Dietmar Mieth, Unterzeichner damals wie auch heute, stellte vor zwei Jahren in einem Artikel rückblickend folgende Frage: „Wie sehr sind wir in diesen Dingen von einer medialen Event-Kultur abhängig?" Die aktuelle Erklärung selber spricht bereits im ersten Absatz an, dass es auch der bevorstehende Papstbesuch in Deutschland ist, der die Debatte prägt. Und – so möchte ich hinzufügen – der eine besondere Form der Aufmerksamkeit schafft.
Es ist klar, dass die Kirche sich schadet, wenn sie den Dialog verweigert, sowohl innerkirchlich, als auch mit Kultur und Gesellschaft. Aber ebenso deutlich muss gesagt werden, dass die Medienkultur nicht die einzige Instanz sein kann, die entscheidet, wann ein Dialog wirklich stattfindet und wozu er geführt werden darf. Es sind die viel beschworenen ‚Mühen der Ebene’, die es jetzt braucht, viel mehr noch als die symbolische und große Geste und das medial verwertbare Ereignis. Hier, und nicht in den inszenierten Events, wird sich zeigen, ob wir in Sachen Kommunikation aus dem vergangenen Jahr gelernt haben. (rv)