Vor der Reise: Videobotschaft des Papstes an Kuba

Papstreise KubaMit einer geistlichen Botschaft wandte sich Papst Franziskus über das kubanische Fernsehen am Donnerstagabend Ortszeit an die Gläubigen in dem Land, das er ab diesem Samstag besuchen wird. Er habe eine einfache, aber wichtige und notwendige Botschaft, so der Papst. In dem kurzen Video spricht er vom Zeugnis, das die Christen durch ihre Treue und durch ihre gegenseitige Unterstützung abgäben. Er komme in wenigen Tagen, um diesen gemeinsamen Glauben und diese Hoffnung zu teilen.

Dann spricht der Papst von Jesus, der besser als wir selber wisse, was wir bräuchten, und er spricht vom Gebet, das den Kontakt zu Jesus ermögliche. In der Botschaft wird der religiöse Hintergrund der Reise deutlich, der in der Berichterstattung zur politischen Entspannung zwischen den USA und Kuba etwas zu kurz gekommen ist. Zu all dem verliert der Papst kein Wort, er spricht über das Vergeben, das Lieben, das Begleiten aus dem Geiste Jesu. Er wolle ein „Missionar der Barmherzigkeit“ sein, schließt der Papst seine Botschaft, „Missionar der Zärtlichkeit Gottes“, aber er wolle gleichzeitig auch alle dazu anregen, selber zu solchen Missionaren der unendlichen Liebe Gottes zu werden, so dass die ganze Welt erfahre, dass Gott immer vergebe.

Damit gibt Papst Franziskus seinem in zwei Tagen beginnenden Besuch seine eigene, religiöse Färbung.

Aus Kuba Pater Bernd Hagenkord. (rv)

Vatikan/Kuba: Neue Perspektiven durch Papstbesuch

Kardinal StellaDie kubanische Regierung möchte ihren Umgang mit der katholischen Kirche auf der Insel verbessern. Das berichtet Kurienkardinal Beniamino Stella, der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, nach seiner Rückkehr aus Havanna, wo er unter anderem mit dem kubanischen Regierungschef Raul Castro sprach. Stella war in den 1990er Jahren Nuntius auf Kuba; Papst Franziskus wird das Land im kommenden September als dritter Papst besuchen.

„Es war ein langes Gespräch“, sagte der Kardinal über die Begegnung mit Raul Castro. Als Vertreter der katholischen Kirche habe er dem kubanischen Regierungschef eine Reihe von Anliegen der kubanischen Bischöfe vorgetragen. „Da gibt es das ganze Thema der Restaurierung von Kirchen und auch des Neubaus von Kirchen. Dann gibt es noch das Thema der Schwierigkeiten für die Priester, die sich nur mit Mühe im Land fortbewegen können. Das dritte Thema war der Zugang der Kirche zu den Medien. Da gab es schon Fortschritte, und das ist auch ein Zeichen des Voranschreitens in den Räumen der Freiheit; ich meine, dass der Papstbesuch den Medien überhaupt neue und sehr ersehnte Perspektiven bringen wird. Gerade in Bezug auf das Internet wünscht sich die kubanische Kirche Neuerungen.“

Stella berichtete auch von kleinen katholischen Gemeinden in den Bergen, die keinerlei offizielle Anerkennung hätten. Dort gebe es keine Kirchen, sondern sogenannte „Missionshäuser“, die von Priestern, Diakonen und Katecheten angesteuert würden. Er habe dem kubanischen Regierungschef gesagt, dass diese bereits existierenden Gemeinden formal anzuerkennen seien, unterstrich der Kurienkardinal. Er erhoffe sich diesbezüglich einiges durch den Papstbesuch, der „ein großes Fenster“ sei. Kuba sei voller Vorfreude auf diese Visite, auch weil die Menschen den Lateinamerikaner Papst Franziskus als einen der ihren empfänden. Besonders den Katholiken, die für ihren Glauben einstünden und manch Schwierigkeit zu meistern hätten, zeigten großes Interesse und große Freude. Die Kirche auf Kuba sei „stark im Wachsen begriffen“, berichtete der Kardinal.

Die Zeit der Vorbereitung auf diese Visite ist sehr kurz, räumte Stella ein, der beim Besuch von Johannes Paul II. Nuntius in Havanna gewesen war. Besonders auch der logistische Aspekt sei eine Herausforderung. „Es ist wichtig, dass die Gläubigen hingehen können, dass sie dorthin reisen können, wo der Papst sich aufhält. Es ist ein wirklicher Pastoralbesuch, den der Papst auch mit ziemlich viel Zeit ausstatten will.“

Franziskus besucht Kuba unmittelbar vor seiner Reise in die USA im September, wobei die Daten für die Karibik-Insel noch nicht feststehen. Ende vergangenen Jahres hatte der Papst für einen politischen Coup gesorgt, als er dank seines diplomatischen Apparates die Wiederannäherung zwischen Kuba und den USA ermöglichte. Tatsächlich sei hier dem Papst „persönlich, seinem Herzen, seiner Kreativität“ viel zu verdanken, formulierte der frühere Vatikandiplomat Stella. „Wichtig ist, dass die kubanische Bischofskonferenz der kirchliche Organismus ist, der diese öffentliche und formale Rolle des Dialogs mit den Autoritäten des Landes übernimmt. Und dann muss jeder Bischof sich diese Initiativen zu eigen machen, damit diese Annäherung weitergehen und immer konkreter werden kann. Die Themen auf der Tagesordnung sind weder leicht noch wenige, aber guten Willen vorausgesetzt, sind es auch keine Berge, die man erklimmen muss. Wir wünschen uns, dass man so bald wie möglich auf Ergebnisse zusteuert, die eine wirklich neue Etappe der Beziehungen zwischen den beiden Ländern eröffnet.“ (rv)

Presseschau zum Kuba-Besuch

Der Aufruf von Papst Benedikt XVI. zum Bau einer offenen und erneuerten Gesellschaft in Kuba hat am Dienstag die Schlagzeilen über den Besuch des Kirchenoberhauptes auf der kommunistisch regierten Karibikinsel bestimmt. Die in Miami erscheinende kubakritische Tageszeitung „El nuevo Herald" hob mit Blick auf die in Florida lebenden Exil-Kubaner hervor, der Papst trage „die legitimen Wünsche alle Kubaner, ganz gleich wo sie leben", in seinem Herzen.

Das staatliche Parteiorgan „Granma" hob die Äußerung des Papstes hervor, Kuba solle sich anstrengen, „seine Horizonte zu erweitern und zu erneuern". Die kubanische Zeitung „Juventud rebelde" berichtete über den herzlichen Empfang, den Kuba Benedikt XVI. bereitet habe. Zugleich unterstrich sie den Willen nach Eigenständigkeit der Insel: Es gebe „nur die Alternative der totalen Unabhängigkeit oder dem absoluten Verlust derselben".

Die Medien in Lateinamerika räumten der Berichterstattung über den dreitätigen Papstbesuch auf Kuba breiten Raum ein. Fast alle führenden Tageszeitungen des Kontinents weisen ihre Leser mit einem Foto auf der Titelseite auf die Reise hin. Die kolumbianische Tageszeitung „El Tiempo" kommentierte, Benedikt XVI. habe sich mit Kritik an der Castro-Regierung zurückgehalten und stattdessen mit einer Kritik am Kapitalismus überrascht.

Die mexikanische Zeitung „Excelsior" hob den Zeitpunkt der Kuba- Reise hervor: „Papst Benedikt XVI. trifft auf ein Land, dass sich in einem Prozess der Rekonstruktion befindet". Die ebenfalls mexikanische Zeitung „Jornada" zitierte dagegen Kubas Präsidenten Raul Castro auf der Titelseite: Kuba habe „das Recht, seinen eigenen Weg zu wählen".

Verschiedene Medien berichten von verstärkten Verhaftungswellen und Repressalien gegenüber Oppositionellen, die mit dem Papstbesuch einhergehen.

Der Kuba-Besuch bestimmt am Tag nach seiner Abreise auch die mexikanischen Medien. Der Papst habe zum Abschluss seiner Reise die Mexikaner aufgerufen, „standhaft gegen die Kräfte des Bösen" zu bleiben, berichtet die Tageszeitung „El Universal". Zugleich wertete sie das Eintreten des Papstes gegen die Gewalt im mexikanischen Drogenkrieg als die zentrale Botschaft des Besuches.

Unterdessen kehrte auf die Titelseite der Lokalzeitung „El Sol de Leon" der Gastgeberstadt Leon die Berichterstattung über die Gewalt zurück. Der Einsatz eines Spezialkommandos gegen das Drogenkartell „Los Zetas" machte aus dem zu Ende gegangenen Papstbesuch eine Randnotiz. Die Regierung des Bundesstaates Guanajuato zog unterdessen eine positive Bilanz der viertägigen Visite: „Guanajuato ist in der Lage, Großveranstaltungen durchzuführen." (rv)

Papst in Havanna: „Kuba und die Welt brauchen Veränderungen“

Um die 300.000 Menschen – andere Schätzungen liegen deutlich höher – füllten die „Placa de la Revolucion", unter einem riesigen Che-Guevara-Porträt. In der ersten Reihe: Präsident Raul Castro und einige Spitzenvertreter des Regimes. Beherrschende Farbe war aber nicht grün, wie sonst bei Parteiveranstaltungen hier, sondern das Violett der Fastenzeit. Brütende Sonne, dafür aber eine schöne Brise vom Meer her. Der Papst: schon sichtlich müde, aber konzentriert. In der Lesung boten die drei Jünglinge am Hof von Babylon dem Diktator die Stirn – in der kubanischen Wirklichkeit ist das alles nicht so einfach.

„Was bringt der Papst zu uns nach Kuba?", fragte in einer kleinen Grußadresse Kardinal Jaime Ortega, der hier schon vor 14 Jahren Gastgeber von Johannes Paul II. war. Und er fuhr fort: „Überlassen wir die Antwort unserem Volk!" Jedenfalls sei „das ganze Volk heute hier versammelt" bzw. am Fernseher, um Benedikts Wort zu hören und sienen Segen zu empfangen, so der Kardinal. „Sie haben sich als Papstnamen Benedikt gewählt – das heißt übersetzt: hochgelebt, gesegnet. Und genauso ist auch Ihr Pontifikat: das eines Papstes, der die Sanftheit und das Erbarmen Gottes allen übermittelt und alle zur Versöhnung untereinander ermutigt."

In seiner Predigt forderte der Papst erneut mehr Freiheiten für die katholische Kirche auf Kuba. Diese würden es den Gläubigen ermöglichen, einen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft, zu Frieden und zu harmonischer Entwicklung zu leisten. Dazu gehöre das Recht, die christliche Botschaft öffentlich verkünden und feiern zu können. Wörtlich meinte Benedikt XVI.: „Kuba und die Welt brauchen Veränderungen!" Die werde es aber nur geben, wenn Menschen sich frei dazu entschliessen könnten, Versöhnung und Brüderlichkeit zu leben. Die Kirche trage mit ihrem Einsatz im Schul- und Universitätswesen weltweit zur Charakterbildung der Menschen bei. Es sei zu hoffen, dass dies „auch bald" in Kuba möglich würde, so der Papst. Mit der Religionsfreiheit, die sowohl für den Einzelnen als auch für die Kirche gelten müsse, beanspruche er „kein Privileg", sondern weise auf ein Recht hin. „Mit Freude"" erkenne er an, dass Kuba bereits Schritte unternommen habe. Es gelte nun, „das Erreichte festzumachen", sagte der Papst. (rv)

Die Predigt in Santiago

Der Papst hat auf der Plaza de la Revolución Antonio Maceo y Grahales in Santiago de Cuba die heilige Messe gefeiert. Hier lesen Sie die Predigt im Wortlaut:
Liebe Brüder und Schwestern!

Ich danke Gott, daß er mir ermöglicht hat, zu euch zu kommen und diese so ersehnte Reise durchzuführen. Ich grüße den Erzbischof von Santiago de Cuba Dionisio García Ibáñez und danke ihm für seine liebenswürdigen Worte zur Begrüßung im Namen aller; ebenso begrüße ich die kubanischen Bischöfe und jene, die aus anderen Orten gekommen sind, sowie auch die Priester, Ordensleute, Seminaristen und die Gläubigen, die bei dieser Meßfeier anwesend sind. Ich möchte auch diejenigen nicht vergessen, die wegen Krankheit, Alter oder aus anderen Gründen nicht hier bei uns sein können. Desgleichen begrüße ich alle Vertreter des öffentlichen Lebens, die freundlicherweise zugegen sind.

Diese heilige Messe – die erste, der ich während meines Pastoralbesuchs in dieser Nation zu meiner Freude vorstehen kann – fügt sich in den Rahmen des Marianischen Jubiläumsjahres ein, das zu Ehren der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre, der Patronin Kubas, ausgerufen wurde anläßlich der 400-Jahr-Feier der Auffindung ihres Gnadenbildes und seiner Anwesenheit in diesem gesegneten Land. Ich weiß sehr wohl, unter welchen Opfern und mit welcher Hingabe dieses Jubiläum, besonders in geistlicher Hinsicht, vorbereitet worden ist. Es hat mich tief berührt zu erfahren, mit welcher Begeisterung Maria auf ihrer Wanderung durch alle Winkel und Orte der Insel von vielen Kubanern begrüßt und angerufen worden ist.

Diese bedeutenden Ereignisse der Kirche in Kuba werden durch das Fest, das die Universalkirche heute feiert, mit ungewöhnlichem Glanz beleuchtet: die Verkündigung des Herrn an die Jungfrau Maria. Die Menschwerdung des Gottessohns ist tatsächlich das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens, und in ihm nimmt Maria einen vorrangigen Platz ein. Worin liegt aber die Bedeutung dieses Geheimnisses? Und welche Bedeutung hat es für unser konkretes Leben?

Schauen wir zunächst einmal, was die Inkarnation bedeutet. Im Evangelium des heiligen Lukas haben wir die Worte des Engels an Maria gehört: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden" (Lk 1,35). In Maria wird der Sohn Gottes Mensch, und so erfüllt sich die Prophezeiung Jesajas: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben" (Jes 7,14). Ja, Jesus, das fleischgewordene Wort, ist der Gott-mit-uns, der gekommen ist, um unter uns zu wohnen und unser Menschsein zu teilen. Der heilige Apostel Johannes drückt das so aus: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Joh 1,14). Der Ausdruck „ist Fleisch geworden" weist auf die ganz konkrete und greifbare menschliche Wirklichkeit hin. In Christus ist Gott wirklich in die Welt gekommen, in unsere Geschichte eingetreten und hat unter uns gewohnt. So hat sich die tiefe Sehnsucht des Menschen erfüllt, daß die Welt tatsächlich ein Zuhause für den Menschen sei. Umgekehrt verwandelt sich die Welt, wenn Gott aus ihr ausgeschlossen wird, in einen für den Menschen unwirtlichen Ort und vereitelt zugleich die wahre Berufung der Schöpfung, nämlich Raum zu sein für den Bund, für das »Ja« der Liebe zwischen Gott und der Menschheit, die ihm antwortet. Und so wurde Maria mit ihrem vorbehaltlosen „Ja" zum Herrn die erste der Glaubenden.

Daher dürfen wir bei der Betrachtung des Geheimnisses der Menschwerdung nicht unterlassen, unsere Augen auf Maria zu richten, um voller Staunen, Dankbarkeit und Liebe zu sehen, daß unser Gott beim Eintritt in die Welt auf die freie Zustimmung eines seiner Geschöpfe vertrauen wollte. Erst von dem Augenblick an, als die Jungfrau dem Engel antwortete: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast" (Lk 1,38), begann das ewige Wort des Vaters seine menschliche Existenz in der Zeit. Es ist ergreifend zu sehen, wie Gott nicht nur die menschliche Freiheit respektiert, sondern sie zu benötigen scheint. Und wir sehen auch, daß der Beginn der irdischen Existenz des Sohnes Gottes von einem doppelten „Ja" zum Heilswillen des Vaters – dem Ja Christi und dem Ja Marias – gekennzeichnet war. Dieser Gehorsam gegenüber Gott ist es, der der Wahrheit, dem Heil die Pforten der Welt öffnet. Gott hat uns nämlich als Frucht seiner unendlichen Liebe erschaffen. Gemäß seinem Willen zu leben, ist deshalb der Weg, um unsere eigentliche Identität, die Wahrheit unseres Seins zu finden, während das Sich-Trennen von Gott uns von uns selbst entfernt und uns in die Leere stürzt. Der Glaubensgehorsam ist die wahre Freiheit, die echte Erlösung, die uns erlaubt, uns mit der Liebe Jesu zu verbinden in seinem Bemühen, in den Willen des Vaters einzustimmen. Die Erlösung ist immer dieser Prozeß, den menschlichen Willen in die volle Gemeinschaft mit dem göttlichen Willen zu führen (vgl. Lectio divina mit dem Klerus von Rom, 18. Februar 2010).

Liebe Brüder und Schwestern, heute loben wir die Allerseligste Jungfrau für ihren Glauben, und mit der heiligen Elisabeth sagen auch wir: „Selig ist, die geglaubt hat" (Lk 1,45). Wie der heilige Augustinus sagt, empfing Maria Christus zuerst durch den Glauben in ihrem Herzen, bevor sie ihn physisch in ihrem Leib empfing; Maria glaubte, und es erfüllte sich in ihr, was sie geglaubt hat (vgl. Sermo 215,4: PL 38, 1074). Bitten wir den Herrn, daß er unseren Glauben vermehre, daß er ihn in der Liebe tatkräftig und fruchtbar mache. Bitten wir ihn, daß wir wie sie auch in unsrem Herzen das Wort Gottes empfangen und es gehorsam und beharrlich in praktisches Tun umsetzen können.

Die Jungfrau Maria ist wegen ihrer unersetzlichen Rolle im Mysterium Christi Bild und Vorbild der Kirche. Wie die Mutter Christi ist auch die Kirche dazu aufgerufen, das Geheimnis Gottes, der kommt, um in ihr zu wohnen, in sich aufzunehmen. Liebe Brüder und Schwestern, ich weiß, mit wieviel Anstrengung, Mut und Verzicht ihr tagtäglich dafür arbeitet, damit unter den konkreten Umständen eures Landes und in diesem Augenblick der Geschichte die Kirche immer mehr ihr wahres Gesicht als Ort zeigt, an dem sich Gott den Menschen nähert und ihnen begegnet. Die Kirche hat als lebendiger Leib Christi den Auftrag, die heilbringende Gegenwart Gottes auf Erden fortzuführen, die Welt für etwas zu öffnen, das größer ist als sie selbst, für die Liebe und das Licht Gottes. Es ist der Mühe wert, liebe Brüder und Schwestern, das ganze Leben Christus zu widmen, jeden Tag in der Freundschaft zu ihm zu wachsen und sich gerufen zu fühlen, die Schönheit und Güte seines Lebens allen Menschen, unseren Brüdern, zu verkünden. Ich ermutige euch bei eurer Aufgabe, das Wort Gottes in der Welt auszustreuen und allen die wahre Speise des Leibes Christi anzubieten. Ostern ist schon nahe, laßt uns entschlossen, ohne Furcht und ohne Hemmungen Jesus auf seinem Weg ans Kreuz folgen. Nehmen wir mit Geduld und Glauben manche Feindseligkeit oder Anfechtung in der Überzeugung hin, daß er durch seine Auferstehung die Macht des Bösen, das alles verdunkelt, vernichtete und eine neue Welt, die Welt Gottes, des Lichts, der Wahrheit und der Freude anbrechen ließ. Der Herr wird nicht aufhören, die Hochherzigkeit eures Einsatzes mit reichen Früchten zu segnen.

Das Geheimnis der Menschwerdung, in dem uns Gott nahekommt, zeigt uns auch die unvergleichliche Würde des ganzen menschlichen Lebens. Dafür hat Gott in seinem Liebesplan seit der Schöpfung die auf die Ehe gegründete Familie mit der erhabenen Sendung beauftragt, Grundzelle der Gesellschaft und echte Hauskirche zu sein. In dieser Gewißheit sollt ihr, liebe Eheleute, – in besonderer Weise für eure Kinder – wahres und sichtbares Zeichen für die Liebe Christi zu seiner Kirche sein. Kuba braucht das Zeugnis eurer Treue, eurer Einheit, eurer Fähigkeit, das menschliche – besonders das schutzloseste und bedürftigste – Leben aufzunehmen.

Liebe Brüder und Schwestern, vor dem Blick der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre möchte ich euch dazu aufrufen, eurem Glauben neue Kraft zu geben, damit ihr aus Christus und für Christus leben und mit den Waffen des Friedens, der Vergebung und des Verständnisses für den Aufbau einer offenen und erneuerten Gesellschaft, einer besseren, menschenwürdigeren Gesellschaft kämpfen könnt, die die Güte Gottes stärker widerspiegelt. Amen. (rv)

Presseschau aus Kuba: „Herzlicher Empfang in Mexiko“

Wir schauen mal, was die kubanischen Medien bisher über die Papstreise berichten. Neben der offiziellen Zeitung der kommunistischen Partei „Granma" gibt es nämlich nur einige Wochenzeitungen, die zwar ebenfalls mit der Partei verbunden sind, aber interessante Aspekte aufzeigen. So hat die Wochenzeitung „Juventud Rebelde" am Sonntag vor allem einen Ausblick auf den Kuba-Besuch Benedikts in den Vordergrund gerückt. Der Papst werde auf der Karibikinsel ein Volk vorfinden, der ihn mit Zuneigung betrachte, titelt das Blatt. Zum Mexiko-Besuch schreibt „Juventud Rebelde" einzig über die Stimmung der Mexikaner. Der Papst sei herzlich empfangen worden, so das Fazit der kubanischen Zeitung. (rv)

Weiter nach Kuba: „Kubas Kirche wirkt im Innern“

Welchen Akzent wird Papst Benedikt XVI. auf Kuba setzen, wo er am Montag eintreffen wird? Erzbischof Angelo Becciu vom vatikanischen Staatssekretariat war zwischen 2009 und 2011 Päpstlicher Nuntius auf Kuba und ist aktuell mit dem Papst in Lateinamerika unterwegs. Das Verhältnis zwischen Heiligem Stuhl und kubanischem Staat sei „immer gut" gewesen, gibt der Erzbischof im Interview mit dem vatikanischen Fernsehsender CTV an. Er verweist dabei auf die ein dreiviertel Jahrhundert währenden diplomatischen Beziehungen beider Staaten. Die „wahre Messlatte" für ihr Verhältnis seien jedoch die Beziehungen zwischen kubanischer Kirche und der Landesführung, sagte der Kuba-Experte:

„Insbesondere mit Papst Johannes Paul II. sind die Beziehungen sehr viel reibungsloser und effizienter geworden, denn Kubas Kirche hat heute einen größeren Aktionsraum. Sie ist sozusagen aus der Sakristei herausgekommen, wohin sie verbannt war, und hat eine größere Aktivität im Bereich der Katechese und im karitativen Bereich entwickelt. Das ist es vor allem, was die Kirche groß gemacht hat, ihr Einsatz wurde zum Anziehungspunkt für viele Menschen, die sich von ihr abgewandt hatten oder sie erst gar nicht kannten. Kurz gesagt: es gibt einen ehrlichen Dialog, in dem die Kirche den Regierenden das sagen kann, was sie denkt und was sie zum Wohl des kubanischen Volkes verwirklicht sehen will."

Auch wenn sich in einem Teil des politischen Lagers hartnäckig Widerstand gegen die Kirche gehalten habe, habe Papst Johannes Pauls Besuch auf Kuba viel Misstrauen abbauen können, blickt der Nuntius auf die vergangenen Jahre zurück. Benedikts Vorgänger besuchte die Insel im Jahr 1998. Bei vielen kubanischen Politikern hat es laut Becciu eine regelrechte „Verhaltensänderung" gegeben. Er selbst habe Mitglieder der Nationalversammlung getroffen, die die soziale Arbeit der Kirche durchaus wertschätzten, erzählt der Erzbischof: Sie begriffen das „genuine Anliegen der Kirche" als verwandt mit eigenen Überzeugungen:

„Zwei Mitglieder der kubanischen Nationalversammlung haben mir gegenüber einmal ihre Bewunderung der katholischen Kirche zum Ausdruck gebracht. Sie waren beeindruckt von der karitativen Arbeit des Ortspfarrers, der Armen zu essen gab. Einer von ihnen erzählte dann, er habe mit einem Parteigenossen über die Frage diskutiert, ob man diese Arbeit der Kirche erlauben und ob sie nicht exklusiv dem Staat vorenthalten bleiben sein solle. Er selbst war dagegen und sagte: ,Warum tun wir diese Arbeit nicht? Seien wir doch zufrieden mit diesen Werken der Kirche!’"

Überzeugend sei etwa der Einsatz der Kirche auf Kuba im Jahr 2008 nach dem schweren Hurrikan gewesen, so der Erzbischof. In dieser Notsituation hätten Kirche und Staat im Übrigen auch zusammengearbeitet, um Verletzte und Obdachlose zu unterstützen. Dass der Spielraum der Kirche auf Kuba aufgrund eingeschränkter Mittel und Rechte sehr eingeschränkt ist, ist dem Vatikanvertreter natürlich auch klar. Er deutet die Unbeirrbarkeit von Kubas Kirche jedoch als Faszinationspunkt:

„Auch wenn der Kirche Mittel vorenthalten werden und sie keine Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen halten darf, setzt sie ihren Weg fort, der durch Gottes Geist und der Kraft des Evangeliums erfüllt ist. Und das hat das Herz vieler Menschen verändert, die die Kirche heute bewundern."

Lateinamerika spiele mit seinem hohen Katholikenanteil eine entscheidende Rolle in der Weltkirche, erinnert der Erzbischof weiter. Papst Benedikt hatte bei seiner Ankunft in Mexiko den Kontinent als eine Art „Hoffnungsmotor" für die Welt umschrieben: Hoffnung verändert das Leben, sagte Benedikt, und zwar ganz konkret. Der Besuch des Papstes in Lateinamerika könne bei den Katholiken dort diese Kraft des Glaubens wieder vergegenwärtigen, fügt Becciu an, der auch an das Problem der Sekten denkt:

„Wir wissen, dass in Lateinamerika Sekten und neue religiöse Vereinigungen ein Problem darstellen. Viele lassen sich von diesen neuen Gruppen verführen, die wir nur schwer ,kirchlich‘ nennen können. Das Phänomen nährt sich aber durch Christen und Katholiken, die die Kirche verlassen. Für diese Menschen kann es eine Hilfe sein, die Worte des Papstes zu hören und seine Anwesenheit zu spüren, um der wahren Kirche treu zu bleiben." (rv)

Vatikan/Kuba: „Papstbesuch wird Demokratisierungsprozess anstoßen“

Der Papstbesuch auf Kuba wird den Demokratisierungsprozess in dem sozialistischen Land anstoßen. Davon zeigt sich der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa" überzeugt. Dass die Visite von der kubanischen Regierung politisch instrumentalisiert werden könnte, glaubt Bertone nicht. Die Regierung und das kubanische Volk würden im Gegenteil größte Anstrengungen unternehmen, um den Papst mit der ihm gebührenden Hochachtung zu empfangen, fügt Bertone an. Seit dem historischen Besuch von Papst Johannes Paul II. auf Kuba hätten sich Dialog und Kooperation zwischen Kubas Staat und Kirche verbessert, so der Kardinalstaatssekretär. Als konkretes Beispiel nennt Bertone die verbesserte Priesterausbildung. Viel zu tun gebe es allerdings noch im Bereich der kirchlichen Schulen und Einrichtungen. Papst Johannes XXIII. hatte den damaligen kubanischen Revolutionsführer 1962 exkommuniziert, nachdem dieser die Verstaatlichung aller katholischen Schulen und Krankenhäuser angeordnet hatte. (rv)