Mindestens 70.000 Tote durch Christenverfolgung

Christenverfolgung2013 wurden mindestens 70.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Davon geht der Turiner Soziologe Massimo Introvigne aus. Er ist Koordinator der „Beobachtungsstelle Religionsfreiheit” in Italien. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, dass die Zahl der getöteten Christen zwar sinkend sei, doch hinter den rein statistischen Zahlen verbärgen sich konkrete Menschen.

„Die Statistik ist sehr umstritten. Es gab sogar eine Polemik zwischen dem wohl namhaftesten Statistiker für Religionsfragen, Todd Johnson, und dem britischen Sender BBC. Alles hängt davon ab, wie man die afrikanischen Situationen betrachtet. Sind die Toten im Kongo und Südsudan Opfer von Christenverfolgung oder nicht? Für Johnson ist dies der Fall, für die BBC nicht. 2012 wurden mindestens 100.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Für 2013 würde ich sagen, dass es 80.000 waren und ich zähle die umstrittenen Situationen in Afrika nicht mit.“

Der Rapport der US-Regierung zur Situation der Religionsfreiheit weltweit zeigt für 2013, dass Länder wie Burma, China, Eritrea, Iran, Nordkorea, Saudi-Arabien, Sudan und Usbekistan die schlimmsten Fälle von Verletzung der Religionsfreiheit verantwortlich waren. Der gefährlichste Ort für Christen bleibt indes derselbe, wie in den Vorjahren, so Introvigne.

„Ich denke, der schlimmste Ort ist und bleibt Nordkorea. Das liegt daran, dass Christen willkürlich umgebracht werden, aber immer mit der Beschuldigung, sie seien Christen. Ich finde es aber persönlich spannend, dass es trotz der Abschottung des Landes immer noch viele Jugendliche gibt, die sich zum Christentum bekennen. Die Staaten, die die USA aufzählen, sind aber nicht die einzigen, die schlimme Verbrechen gegen die Religionsfreiheit verüben. Es gibt Länder, die die Einschränkung von Religionsfreiheit auch durch Gesetze fördern. Ich denke hierbei an das Blasphemiegesetz in Pakistan. Da haben wir einen Fall, wie den von Asia Bibi, bei der durch ein Gesetz Christen verfolgt werden.“

Ein weiteres Land sei Nigeria, das zu den reichsten Staaten Afrikas geworden sei und wo das Zusammenleben zwischen Religionsgemeinschaften hingegen immer schwieriger wird.

„Auch wenn man präziseren muss, dass dort die Regierung alles daran setzt, damit das Zusammenleben funktioniert. Das Problem sind dort die Fundamentalisten wie beispielsweise die Gruppe Boko Haram, die gezielt christliche Einrichtungen angreift. In Nordkorea ist ein kommunistisches Regime am Werk, in Afrika geht es hingegen meistens um ethnische Auseinandersetzungen.“

Deshalb sind statistisch gesehen die Todesopfer in Afrika „umstritten“, weil viele davon ausgehen, dass dort Menschen nicht unbedingt wegen ihres Glaubens sondern wegen der Zugehörigkeit einer bestimmten Gruppe verfolgt werden. Doch auch im Westen gibt es Christenverfolgung, so der Turiner Soziologe.

„Ja, das gilt vor allem gegen Christen aber im Allgemeinen gegen Menschen, die religiös sind. Ich denke, Papst Franziskus hat das treffend in der Exhortation ,Evangelii Gaudium´ beschrieben, wenn er sagt, dass es Gesellschaften gibt, die die Religion auf eine rein private Ebene stellen und versuchen Glaubende in Kirchen, Synagogen oder Moscheen sozusagen einzusperren, damit sie ja nicht in der Öffentlichkeit darüber sprechen. Ich bin beeindruckt von Papst Franziskus, wenn er ein altes Buch von Robert Hugh Benson zitiert. In ,Der Herrscher der Welt´ wird genau die heutige Situation in Europa beschrieben.“ (rv)

Weihnachtskrippe eingeweiht – Papst entzündet Friedenslicht

Papst Benedikt XVI.Pünktlich zum Heiligabend wurde an diesem Montag mit einem festlichen Akt die Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz eingeweiht. Sie stammt in diesem Jahr aus der süditalienischen Region Basilikata und war bis zur Einweihung noch verhüllt. Doch nun kann das Werk des italienischen Künstlers Francesco Artese von allen bewundert werden: Zu sehen sind typische Figuren und Landschaften des historischen Lukaniens. Neben vielen Zuschauern und Gästen waren Kardinal Giuseppe Bertello, der Präsident des Governatorats der Vatikanstadt, sowie Kardinal Angelo Comastri, der Erzpriester des Petersdoms, bei der Einweihung dabei. Verschiedene Chöre und Musiker sorgten für einen festlichen Rahmen, der auf Weihnachten einstimmte – ebenso wie eine Betrachtung von Kardinal Comastri und ein abschließendes gemeinsames Gebet und die Segnung.

Papst entzündet Friedenslicht

Nach der Einweihung der Krippe entzündete Papst Benedikt XVI. dann an einem Fenster seines Büros in Ruhe und Stille ein Licht – das Friedenslicht aus Bethlehem.
Die Einweihung der Krippe war der Auftakt der Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan: Später am Abend, um 22 Uhr, feiert Papst Benedikt XVI. die Christmette, am Dienstag spendet er dann den Segen „urbi et orbi“. Radio Vatikan überträgt beide Ereignisse mit deutschem Live-Kommentar. Alle Infos dazu finden Sie auf unserer Internetseite.

Hintergrund

Die Krippen des Künstlers Francesco Artese waren bereits in den wichtigsten Städten Europas, in den USA und im Heiligen Land zu sehen. Zur Krippenlandschaft auf dem Petersplatz gehören über 100 Tonfiguren, die Anlage erstreckt sich über etwa 150 Quadratmeter und ist an einigen Stellen sechs bis acht Meter hoch. Architektonisch soll sie sich perfekt in die Kulisse der Petersbasilika einfügen. Die Beleuchtung stammt vom Bühnenbildner Mario Carlo Garrambone. (rv)

Hintergrund: Benedikts Jesus-Bücher

Das erste Mal spricht Joseph Ratzinger 2002 in einem Interview mit Radio Vatikan von seinem Projekt, ein Buch über Jesus zu schreiben. Er ist damals 75 Jahre alt, Kardinal, Chef der römischen Glaubenskongregation. Und rechnet damit, in fünf Jahren in Ruhestand zu gehen. Dafür will er sich nicht zuviel vornehmen:

„Was mir aber besonders am Herzen läge, wäre, noch ein Buch über Jesus Christus zu schreiben. Wenn mir das geschenkt würde, wäre das sozusagen der Wunsch, den ich vor allem trage. Und damit verbindet sich auch der Wunsch, dass ich genügend Zeit und Freiheit finde, um das zustande zu bringen."

Joseph Ratzinger ist – so wird er es selbst später einmal formulieren – zu seinem Jesusbuch „lange innerlich unterwegs gewesen". Ihm steht ein „Bild Jesu Christi" vor Augen, „wie er als Mensch auf Erden lebte, aber – ganz Mensch – doch zugleich Gott zu den Menschen trug, mit dem er als Sohn eins war. So wurde durch den Menschen Jesus Gott und von Gott her das Bild des rechten Menschen sichtbar." Seit den fünfziger Jahren allerdings habe es eine Reihe von Jesus-„Rekonstruktionen" gegeben, durch die der „Riss zwischen dem historischen Jesus und dem Christus des Glaubens" immer tiefer wurde: „Beides brach zusehends auseinander."

„Christus wird auf Jesus reduziert, auf einen beispielhaften Menschen, über den dann wieder die Ideen sehr unterschiedlich sind, und die Gottesfrage weitgehend beiseite geschoben. Es bleiben menschliche Vorbilder; bis zu Gott reicht es sozusagen gar nicht hin. So dass heute die Frage geworden ist: Gibt es doch mehr? Ist dieser Jesus mehr als irgendeines der Vorbilder, die es irgendwann mal gegeben hat? Und erreichen wir in ihm sozusagen wirklich Gott? Nur, wenn wir auf diese Fragen antworten, können wir die Herausforderung bestehen, die in der Gegenwart liegt."

Im April 2005 wird Ratzinger zum Papst gewählt: Benedikt XVI. Sein Jesusbuch ist da schon weitgehend fertig geschrieben – das erste zumindest. Denn das Projekt wächst an, mindestens drei Bände wird er brauchen. Im März 2007 veröffentlicht der Papst seinen ersten Band: Jesus von Nazareth – von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung. Er wartet nicht, bis er alles fertig geschrieben hat: „Da ich nicht weiß, wie lange mir noch Zeit und Kraft geschenkt sein werden", wie er formuliert. Der Autorenname ist ein doppelter: Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.

„Das gab es noch nie in der Geschichte, dass ein Papst ein wissenschaftliches Jesusbuch schreibt." So reagiert damals, zusammen mit vielen anderen, der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding. „Hier zeigt sich ein ganz neuer Stil des Papsttums: Der Stellvertreter Christi auf Erden formuliert kein Dogma, sondern sagt „Das ist meine Beobachtung als Theologe, lest das kritisch und diskutiert darüber!" Das halte ich für revolutionär."

„Gewiss brauche ich nicht eigens zu sagen, dass dieses Buch in keiner Weise ein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens nach dem Angesicht des Herrn", so Ratzinger-Benedikt im Vorwort des ersten Bandes. „Es steht daher jedem frei, mir zu widersprechen. Ich bitte die Leserinnen und Leser nur um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt."

„Das Buch ist für alle interessant. Und mit seiner klaren und sehr gut verständlichen Sprache kann man es auch ohne Vorkenntnisse lesen… Was er jetzt braucht, sind viele intelligente und kritische Leser, die nicht vor Ehrfurcht in die Knie gehen, sondern das offene Gesprächsangebot ernst nehmen… Der Papst will ja auch gerade nicht sagen "Hier ist der Weisheit letzter Schluss und ab jetzt wird keine Jesusforschung mehr getrieben." Im Gegenteil! Die Leser sollen ja diskutieren, wieso dieser Jesus einerseits so fasziniert und andererseits so irritiert."

Das erste Jesusbuch wird ein Bestseller. „Faszinierend", urteilt der Jesuitenkardinal Martini, „bewunderswert, dass der Papst sich das als Nicht-Exeget zutraut." Der Theologe auf dem Stuhl des Petrus versucht, die historisch-kritische Bibelauslegung ernstzunehmen, aber auch die sogenannte „Kanonische Exegese" zu ihrem Recht kommen zu lassen. Sein Argument: Der Jesus, von dem die Evangelien erzählen, ist der Jesus des Glaubens. Man kann also, wenn man nach diesem Jesus fragt, den Glauben nicht einfach außer acht lassen. Auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der den Band der internationalen Presse vorstellt, sagt das so: „Jesus von Nazareth ist zuallererst das Werk eines Glaubenden."

„Und das ist das Wichtigste an diesem Buch. Es ist das Zeugnis eines Glaubenden an Jesus. Dass dieser Glaubende auch ein großer Theologe ist,…. das spielt natürlich alles mit hinein in dieses Buch, aber es ist zuerst das ganz persönliche Hinschauen des Christen Ratzinger auf seinen Herrn, auf Jesus."

Es ist vor allem ein jüdischer Rabbiner, mit dem der Papst – überraschend genug – in einen inneren Dialog über Gott tritt und darüber, wer Jesus war. Jesus war selbst die Thora, so entwickelt es Benedikt XVI.; und wenn man fragt, was Jesus eigentlich gebracht habe, dann sei die Antwort „ganz einfach: Gott. Er hat Gott gebracht… Nun kennen wir sein Antlitz, nun können wir ihn anrufen." Heimliche Achse des ersten Jesusbuches: die Bergpredigt. In den Seligpreisungen der Armen, der Sanftmütigen usw. erkennt Ratzinger-Benedikt ein verhülltes Selbstporträt Jesu.

„Er ist der Gewaltlose, der Friedensstifter, der Arme usw.! Wenn man also von der Biografie Christi her sozusagen die Bergpredigt liest, dann sieht man, dass es gar nicht so sehr auf die Einzelheiten ankommt (jeder kann nur einen Teil verwirklichen) – das Prinzip darin ist eben dieses: Christus nahezukommen und in seinem Leben die Gemeinschaft mit Christus neu auszudrücken und sich davon in seinem Leben führen und bestimmen zu lassen."

Vier Jahre später veröffentlicht Papst Benedikt den zweiten Teil der Jesus-Trilogie: „Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung". Darin kann er schon auf eine lebhafte Debatte zu seinem ersten Band zurückblicken: „Dankbar nehme ich auch zur Kenntnis, dass die Diskussion über Methode und Hermeneutik der Exegese, über Exegese als historische und zugleich als auch theologische Disziplin trotz mancher Sperren neuen Schritten gegenüber an Lebhaftigkeit zunimmt." Der Papst präzisiert noch mal, „dass ich kein „Leben Jesu" schreiben wollte" und auch keine „Christologie von oben". „Gestalt und Botschaft Jesu" wolle er zeichnen: „Ein wenig übertreibend könnte man sagen, ich wollte den realen Jesus finden, von dem aus so etwas wie eine „Christologie von unten" überhaupt möglich wird."

„Der Papst geht nun der Frage nach, was Jesus Christus für uns bedeutet – was sein Tod und seine Auferstehung bedeuten und welches nun die große Verheißung für uns ist: dass Jesus Christus der Erlöser, der Retter ist." Das sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. „Das Buch hat den großen Vorteil, dass es in deutscher Sprache konzipiert ist und wir damit die Originalsprache des Heiligen Vaters selber haben. Und er ist der, der den Leser einlädt, mitzugehen, durch die Art und Weise, wie er Fragen stellt und sie beantwortet und wie er den Leser mit einbezieht in seine ganzen Überlegungen, die ihm auf diese Weise folgen können. Man spürt, woraus Papst Benedikt lebt, was Jesu für ihn bedeutet, und dieses Feuer wird weitergegeben."

Auch das zweite Jesusbuch: ein Bestseller. Auch wenn man sich an den bücherschreibenden Papst mittlerweile etwas mehr gewöhnt hat. Besonders aufmerksam wird zur Kenntnis genommen, dass Ratzinger-Benedikt deutlich die These zurückweist, die Juden seien schuld am Tode Jesu. Thomas Söding:

„Der Papst lässt sich hier erfreulich intensiv auf die Debatten der historisch-kritischen Exegese ein und arbeitet heraus, dass es zu einem guten Teil bibelwissenschaftliche Gründe sind, dass wir mittlerweile sagen: Es waren natürlich nicht die Juden – es waren die Hohenpriester, und es waren in gewisser Weise wir alle. Das wird beim Papst glasklar und ist natürlich sehr hilfreich für das christlich-jüdische Gespräch."

Über die Auferstehung Jesu schreibt der Papst: „Jesus ist nicht in ein normales Menschenleben dieser Welt zurückgekehrt wie Lazarus und die anderen von Jesus auferweckten Toten. Er ist in ein anderes, neues Leben hinausgetreten – in die Weite Gottes…" Der Autor betont in direktem Widerspruch etwa zum evangelischen Theologen Gerd Lüdemann, „dass die Auferstehung für die Jünger so real war wie das Kreuz". „Keine wiederbelebte Leiche, sondern ein von Gott her neu und für immer Lebender." Das Jesus-Projekt Benedikts ist alles auf einmal: Bekenntnis des Glaubens, theologische Detailarbeit, Einladung zum Gespräch. Noch einmal Kardinal Schönborn:

„Er hat sich auch als Professor, wo ich ihn erlebt habe, immer sehr debattenfreudig gezeigt, er hat ein ganz großes Vertrauen in die Kraft der Argumente. Darum lässt er sich auch gründlich ein auf die historische Kritik an Jesus, stimmt das überhaupt, was man in der Bibel über ihn erzählt, ist das nicht Pfaffenlug und Kirchenschwindel, muss man das nicht alles enthüllen, wie das gewisse Autoren mit großen finanziellen Erfolg machen – da stellt er sich ganz ungeniert der strengen strikten Argumentation. Und diese Argumentation ist für ihn auch möglich, und er vertraut darauf, dass die Argumente nachvollziehbar sind. Das ersetzt nicht den Glauben, aber es zeigt zumindest eines für ihn, so ganz nebulös ist das Bild dieser Jesus nicht, wie es in den Evangelien steht – das ist sehr glaubwürdig." (rv)

Libanon: „Papst kommt für alle“

Die katholische Kirche erwartet sich vom Besuch Papst Benedikts XVI. einen „libanesischen Frühling". „Wir hoffen und beten, dass dieser Besuch zu einem wirklichen Frühling für den Libanon und die Region wird, für Christen und Muslime". Das sagte der Leiter des Vorbereitungskomitees, Bischof Camille Zaidan, laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Jounieh. Zaidan wies Mutmaßungen zurück, die Papstreise könne wegen der Sicherheitslage verschoben werden. Angesichts der Erschütterungen in der Region halte Benedikt XVI. umso beharrlicher an seinem Reiseplan fest, sagte der Bischof. Wenn der Papst vom 14. bis 16. September den Libanon besucht, kommt er für alle Libanesen, Christen wie Muslime, unterstrich Zaidan weiter. Zudem würden zahlreiche Besucher aus den Nachbarländern zu dem Besuch in Beirut erwartet. Am Mittwoch wurde im Libanon auch die Medien- und Werbekampagne zum Papstbesuch lanciert. Die Vereinten Nationen zeigten sich derweil beunruhigt über die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten in dem Land in Folge der Syrien-Krise. Die Situation in Syrien verschlechtere sich, was die Lage auch auf libanesischem Boden zunehmend prekärer werden lasse, sagte der Untersekretär für politische Angelegenheiten in der UNO, Jeffrey Feltman, in New York. (rv)

Die Predigt in Santiago

Der Papst hat auf der Plaza de la Revolución Antonio Maceo y Grahales in Santiago de Cuba die heilige Messe gefeiert. Hier lesen Sie die Predigt im Wortlaut:
Liebe Brüder und Schwestern!

Ich danke Gott, daß er mir ermöglicht hat, zu euch zu kommen und diese so ersehnte Reise durchzuführen. Ich grüße den Erzbischof von Santiago de Cuba Dionisio García Ibáñez und danke ihm für seine liebenswürdigen Worte zur Begrüßung im Namen aller; ebenso begrüße ich die kubanischen Bischöfe und jene, die aus anderen Orten gekommen sind, sowie auch die Priester, Ordensleute, Seminaristen und die Gläubigen, die bei dieser Meßfeier anwesend sind. Ich möchte auch diejenigen nicht vergessen, die wegen Krankheit, Alter oder aus anderen Gründen nicht hier bei uns sein können. Desgleichen begrüße ich alle Vertreter des öffentlichen Lebens, die freundlicherweise zugegen sind.

Diese heilige Messe – die erste, der ich während meines Pastoralbesuchs in dieser Nation zu meiner Freude vorstehen kann – fügt sich in den Rahmen des Marianischen Jubiläumsjahres ein, das zu Ehren der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre, der Patronin Kubas, ausgerufen wurde anläßlich der 400-Jahr-Feier der Auffindung ihres Gnadenbildes und seiner Anwesenheit in diesem gesegneten Land. Ich weiß sehr wohl, unter welchen Opfern und mit welcher Hingabe dieses Jubiläum, besonders in geistlicher Hinsicht, vorbereitet worden ist. Es hat mich tief berührt zu erfahren, mit welcher Begeisterung Maria auf ihrer Wanderung durch alle Winkel und Orte der Insel von vielen Kubanern begrüßt und angerufen worden ist.

Diese bedeutenden Ereignisse der Kirche in Kuba werden durch das Fest, das die Universalkirche heute feiert, mit ungewöhnlichem Glanz beleuchtet: die Verkündigung des Herrn an die Jungfrau Maria. Die Menschwerdung des Gottessohns ist tatsächlich das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens, und in ihm nimmt Maria einen vorrangigen Platz ein. Worin liegt aber die Bedeutung dieses Geheimnisses? Und welche Bedeutung hat es für unser konkretes Leben?

Schauen wir zunächst einmal, was die Inkarnation bedeutet. Im Evangelium des heiligen Lukas haben wir die Worte des Engels an Maria gehört: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden" (Lk 1,35). In Maria wird der Sohn Gottes Mensch, und so erfüllt sich die Prophezeiung Jesajas: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben" (Jes 7,14). Ja, Jesus, das fleischgewordene Wort, ist der Gott-mit-uns, der gekommen ist, um unter uns zu wohnen und unser Menschsein zu teilen. Der heilige Apostel Johannes drückt das so aus: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Joh 1,14). Der Ausdruck „ist Fleisch geworden" weist auf die ganz konkrete und greifbare menschliche Wirklichkeit hin. In Christus ist Gott wirklich in die Welt gekommen, in unsere Geschichte eingetreten und hat unter uns gewohnt. So hat sich die tiefe Sehnsucht des Menschen erfüllt, daß die Welt tatsächlich ein Zuhause für den Menschen sei. Umgekehrt verwandelt sich die Welt, wenn Gott aus ihr ausgeschlossen wird, in einen für den Menschen unwirtlichen Ort und vereitelt zugleich die wahre Berufung der Schöpfung, nämlich Raum zu sein für den Bund, für das »Ja« der Liebe zwischen Gott und der Menschheit, die ihm antwortet. Und so wurde Maria mit ihrem vorbehaltlosen „Ja" zum Herrn die erste der Glaubenden.

Daher dürfen wir bei der Betrachtung des Geheimnisses der Menschwerdung nicht unterlassen, unsere Augen auf Maria zu richten, um voller Staunen, Dankbarkeit und Liebe zu sehen, daß unser Gott beim Eintritt in die Welt auf die freie Zustimmung eines seiner Geschöpfe vertrauen wollte. Erst von dem Augenblick an, als die Jungfrau dem Engel antwortete: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast" (Lk 1,38), begann das ewige Wort des Vaters seine menschliche Existenz in der Zeit. Es ist ergreifend zu sehen, wie Gott nicht nur die menschliche Freiheit respektiert, sondern sie zu benötigen scheint. Und wir sehen auch, daß der Beginn der irdischen Existenz des Sohnes Gottes von einem doppelten „Ja" zum Heilswillen des Vaters – dem Ja Christi und dem Ja Marias – gekennzeichnet war. Dieser Gehorsam gegenüber Gott ist es, der der Wahrheit, dem Heil die Pforten der Welt öffnet. Gott hat uns nämlich als Frucht seiner unendlichen Liebe erschaffen. Gemäß seinem Willen zu leben, ist deshalb der Weg, um unsere eigentliche Identität, die Wahrheit unseres Seins zu finden, während das Sich-Trennen von Gott uns von uns selbst entfernt und uns in die Leere stürzt. Der Glaubensgehorsam ist die wahre Freiheit, die echte Erlösung, die uns erlaubt, uns mit der Liebe Jesu zu verbinden in seinem Bemühen, in den Willen des Vaters einzustimmen. Die Erlösung ist immer dieser Prozeß, den menschlichen Willen in die volle Gemeinschaft mit dem göttlichen Willen zu führen (vgl. Lectio divina mit dem Klerus von Rom, 18. Februar 2010).

Liebe Brüder und Schwestern, heute loben wir die Allerseligste Jungfrau für ihren Glauben, und mit der heiligen Elisabeth sagen auch wir: „Selig ist, die geglaubt hat" (Lk 1,45). Wie der heilige Augustinus sagt, empfing Maria Christus zuerst durch den Glauben in ihrem Herzen, bevor sie ihn physisch in ihrem Leib empfing; Maria glaubte, und es erfüllte sich in ihr, was sie geglaubt hat (vgl. Sermo 215,4: PL 38, 1074). Bitten wir den Herrn, daß er unseren Glauben vermehre, daß er ihn in der Liebe tatkräftig und fruchtbar mache. Bitten wir ihn, daß wir wie sie auch in unsrem Herzen das Wort Gottes empfangen und es gehorsam und beharrlich in praktisches Tun umsetzen können.

Die Jungfrau Maria ist wegen ihrer unersetzlichen Rolle im Mysterium Christi Bild und Vorbild der Kirche. Wie die Mutter Christi ist auch die Kirche dazu aufgerufen, das Geheimnis Gottes, der kommt, um in ihr zu wohnen, in sich aufzunehmen. Liebe Brüder und Schwestern, ich weiß, mit wieviel Anstrengung, Mut und Verzicht ihr tagtäglich dafür arbeitet, damit unter den konkreten Umständen eures Landes und in diesem Augenblick der Geschichte die Kirche immer mehr ihr wahres Gesicht als Ort zeigt, an dem sich Gott den Menschen nähert und ihnen begegnet. Die Kirche hat als lebendiger Leib Christi den Auftrag, die heilbringende Gegenwart Gottes auf Erden fortzuführen, die Welt für etwas zu öffnen, das größer ist als sie selbst, für die Liebe und das Licht Gottes. Es ist der Mühe wert, liebe Brüder und Schwestern, das ganze Leben Christus zu widmen, jeden Tag in der Freundschaft zu ihm zu wachsen und sich gerufen zu fühlen, die Schönheit und Güte seines Lebens allen Menschen, unseren Brüdern, zu verkünden. Ich ermutige euch bei eurer Aufgabe, das Wort Gottes in der Welt auszustreuen und allen die wahre Speise des Leibes Christi anzubieten. Ostern ist schon nahe, laßt uns entschlossen, ohne Furcht und ohne Hemmungen Jesus auf seinem Weg ans Kreuz folgen. Nehmen wir mit Geduld und Glauben manche Feindseligkeit oder Anfechtung in der Überzeugung hin, daß er durch seine Auferstehung die Macht des Bösen, das alles verdunkelt, vernichtete und eine neue Welt, die Welt Gottes, des Lichts, der Wahrheit und der Freude anbrechen ließ. Der Herr wird nicht aufhören, die Hochherzigkeit eures Einsatzes mit reichen Früchten zu segnen.

Das Geheimnis der Menschwerdung, in dem uns Gott nahekommt, zeigt uns auch die unvergleichliche Würde des ganzen menschlichen Lebens. Dafür hat Gott in seinem Liebesplan seit der Schöpfung die auf die Ehe gegründete Familie mit der erhabenen Sendung beauftragt, Grundzelle der Gesellschaft und echte Hauskirche zu sein. In dieser Gewißheit sollt ihr, liebe Eheleute, – in besonderer Weise für eure Kinder – wahres und sichtbares Zeichen für die Liebe Christi zu seiner Kirche sein. Kuba braucht das Zeugnis eurer Treue, eurer Einheit, eurer Fähigkeit, das menschliche – besonders das schutzloseste und bedürftigste – Leben aufzunehmen.

Liebe Brüder und Schwestern, vor dem Blick der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre möchte ich euch dazu aufrufen, eurem Glauben neue Kraft zu geben, damit ihr aus Christus und für Christus leben und mit den Waffen des Friedens, der Vergebung und des Verständnisses für den Aufbau einer offenen und erneuerten Gesellschaft, einer besseren, menschenwürdigeren Gesellschaft kämpfen könnt, die die Güte Gottes stärker widerspiegelt. Amen. (rv)

Tschechien: Kardinal Schönborn bei Jubiläumsfeier des Erzbistums Prag

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn vertritt den Papst bei der Jubiläumsfeier des Erzbistums Prag. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Samstag mit. Die Diözese Prag feiert am 12. Mai 2012 den 450. Jahrestag der formellen Wiedereinsetzung eines Erzbischofs. Dieses Amt des Prager Erzbischofs war in Folge der Hussitenaufstände ab 1434 knapp 130 Jahre lang unbesetzt gewesen. Während der Sedisvakanz amtierten nur vom Papst eingesetzte Diözesanadministratoren. Erster Prager Erzbischof nach dieser Zeit war der damalige Bischof von Wien, Anton Brus von Müglitz (1518-1580). (rv)

Kardinal Turkson beim WEF: „Welt braucht Moral“

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos geht es nicht nur um Wirtschaft und Politik. Daran erinnert einer der Gäste des Treffens im Schweizer Skiort, Kardinal Peter Turkson, der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Er traf sich mit dem WEF-Gründer Klaus Schwab sowie mit Vertreter von Buddhismus, Hinduismus und anderen christlichen Gemeinschaften. Gemeinsam sprachen sie über die Rolle der Religion für die soziale Entwicklung in der Welt.

„Die Öffentlichkeit braucht Moral, ja die ganze Welt benötigt eine moralische Orientierung. Gerade die Finanzwelt und die Wirtschaft brauchen Standards, von denen möglichst alle profitieren können. Bei einem Treffen wie hier in Davos können wir globalgültige ethische Leitlinien erarbeiten, die auch eine breite Unterstützung genießen würden."

Entwicklung und Fortschritt kann es nur dann geben, wenn moralische Werte auch konkret gefördert und gelebt werden, fügt der afrikanische Kurienkardinal an.

„Die Globalisierung hat gezeigt, dass es möglich ist, Menschen näher zu bringen. Auch Staaten sind sich untereinander näher gekommen. Die Menschen fühlen sich aber weiterhin vor allem mit einem Staat – ihrem eigenen – verbunden. All das ist aus Sicht des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden positiv. Hier in Davos konnten wir mit Wirtschaftsleuten sprechen, und diese waren sehr interessiert, was Religionsvertreter sagen. Für mich ist dieser Besuch in Davos alles in allem sehr positiv verlaufen." (rv)

 

Papstreise: „Lateinamerika tritt auf die Bühne“

 Die Reise von Papst Benedikt XVI. nach Mexiko und Kuba im März dieses Jahres wird sich an ganz Lateinamerika wenden. Davon ist Guzmán Carriquiry überzeugt. Er ist Sekretär der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission.

„Dieses Lateinamerika hat in den letzten zehn Jahren ein starkes ökonomisches Wachstum erlebt, ohne den Auswirkungen der Krise in der sogenannten Ersten Welt unterworfen zu sein. So nimmt allmählich die immer noch große Armut ab. Wie es der Papst im vergangenen Jahr gesagt hat: Lateinamerika tritt als Protagonist auf die Bühne der Welt. Es ist bemüht in einem Prozess der Integration und der Entwicklung, aber steht auch vor großen Herausforderungen."

Diese Herausforderungen zeigten sich im Einsatz für das Leben und für den Schutz der Familie und Ehe, sie zeigten sich im Einsatz für ausreichend Bildung für alle und in der Reform der politischen Institutionen, und sie zeigten sich im Kampf für mehr soziale Gleichheit, so Carriquiry. Für den ersten Stop der Reise – Mexiko – sei das besonders wichtig, aber nicht nur dort:

„Der Heilige Vater wird Überbringer einer Botschaft der Versöhnung und des Friedens, der Gerechtigkeit und der Hoffnung sein in einem Land, das zerrissen ist von himmelschreiender Gewalt, von tief verwurzelter Armut und von scharfer politischer und ideologischer Polarisierung. Dem Papst wird auch bewusst sein, dass Mexiko eine wichtige Kreuzung ist, die nach Norden blickt, gen Vereinigte Staaten und Kanada, wohin die viele Handelsbeziehungen und auch Flüchtlingsströme laufen. Aber der Blick geht hier auch nach Süden, nach Zentral- und Südamerika. Was in Mexiko passiert, hat fundamentale Auswirkungen für den ganzen amerikanischen Kontinent."

Der zweite Teil der Reise wird einen anderen Schwerpunkt haben, so Carriquiry. Der Besuch des Papstes auf Kuba falle zusammen mit dem 400. Jahrestag des Auffindens des Nationalheiligtums der Insel, der Virgen de la Caridad del Cobre, der Jungfrau von Cobre.

„Nach sechzehn Monaten und über 28.000 Kilometern, die das Gnadenbild auf der Insel zurückgelegt hat und auf denen es jedes Haus Kubas besucht hat, alle Krankenhäuser, öffentlichen Plätze und kulturellen Einrichtungen, zeigt dieses Bild uns einen ‚Frühling des Glaubens’ auf der Insel, wie es der Erzbischof von Havanna vor einiger Zeit formuliert hat. Die Anwesenheit der Jungfrau von Cobre ist dort wichtig, wo die kirchlichen Institutionen schwach sind oder völlig fehlen und so ein sich Ausbreiten der Sekten begünstigen. Die Neuevangelisierung in Lateinamerika wird marianisch sein oder sie wird nicht sein."

Reisepläne
Papst Benedikt XVI. wird sich vom 23. bis 26. März in Mexiko und dann bis zum 28. März in Kuba aufhalten. Seine „Basis" in Mexiko ist die Stadt Leon de los Aldama, die sechstgrößte Stadt des Landes.
Höhepunkt des Mexiko-Besuches ist die Sonntagsmesse. Papst Benedikt feiert sie unter freiem Himmel im Park Guanajuato Bicentenario am Fuß des Hügels Cerro del Cubilete, an dessen Spitze sich ein Christkönigs-Denkmal erhebt. Mexikos Bischöfe erwarten rund 750.000 Gläubige zu diesem Gottesdienst.
Am Montag, 26. März, reist Benedikt nach Kuba weiter, wo er sich bis Mittwoch aufhalten wird. Anlass dieses Besuches ist der 400. Jahrestag der Auffindung des Bildes der „Virgen de la Caridad del Cobre", der Muttergottes der Nächstenliebe von Cobre. Auf der Zuckerinsel hat der Papst zwei Etappen: Santiago de Cuba und Havanna. (rv)

Glaubenskongregation nimmt Antwort der Piusbrüder entgegen

Die päpstliche Kommission Ecclesia Dei hat eine Antwort der Piusbruderschaft auf die „Lehrmäßige Erklärung" der Glaubenskongregation erhalten. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bestätigte gegenüber Radio Vatikan entsprechende Agenturmeldungen vom Dienstag. Dieses Schreiben werde nun in der Glaubenskongregation studiert, so Lombardi.
Eine erste Reaktion hatte die Piusbruderschaft bereits vor Weihnachten nach Rom geschickt, auch deren Erhalt hatte der Vatikan damals lediglich bestätigt. Im September des vergangenen Jahres hatte der Heilige Stuhl der Piusbruderschaft nach Abschluss zweijähriger Gespräche eine so genannte „Lehrmäßige Präambel" als Grundlage weiterer Annäherungen übergeben. Dieser – nicht öffentliche – Text benennt die theologischen Bedingungen, die von Seiten der Kirche eine Überwindung der Trennung ermöglichen würden. Über den Wortlaut der Präambel hatten beide Seite Stillschweigen vereinbart, um nachträglich noch Modifizierungen in den Text einarbeiten zu können. Der Vatikan hatte aber klargestellt, dass er keine grundlegenden Änderungen des Textes zulassen werde. (rv)

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