Nordkoreas Kim Jong-un lädt Papst Franziskus ein (UPDATE)

SEOUL – Auf Vorschlag des südkoreanischen Präsidenten lädt der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un Papst Franziskus zu einem Besuch ein.

Das berichtet die „Korea Times„, eine englischsprachige Schwesterzeitung der großen südkoreanischen Tageszeitung „Hankook Ilbo“.

In einem Briefing sagte ein Sprecher, dass die Einladung an den Papst übermittelt werde, wenn der südkoreanische Präsident Moon Jae-in – der selber katholisch ist – am 18. Oktober den Vatikan besucht, und dort auch Papst Franziskus trifft.

Das Treffen des Ponitfex mit dem Präsidenten Südkoreas hat der Vatikan am heutigen 9. Oktober bestätigt.

Die „Korea Times“ zitiert den Sprecher aus Seoul weiter: „Präsident Moon schlug vor, dass der Vorsitzende Kim den Papst trifft und wies darauf hin, dass er sehr am Frieden auf der koreanischen Halbinsel interessiert ist.“

Kim Jon-un habe versprochen, „den Papst herzlich willkommen zu heißen, wenn er Pjöngjang besucht.“

Es steht noch nicht fest, ob der Papst die Einladung von Kim annehmen wird. Der Papst, der Südkorea 2014 besuchte, betete vor dem Gipfel zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump am 12. Juni für den Frieden.

Hintergrund: Kirche in Korea

Während der Katholizismus in Südkorea seit Jahrzehnten wächst, und Ende 2017 rund sechs Millionen Gläubige (11 Prozent der Bevölkerung) zählte, um die sich 5.360 Priester in 1.734 Pfarreien kümmern, ist die Lage im Norden der Halbinsel eine andere.

Die kommunistische Diktatur Nordkoreas steht seit Jahren auf Platz 1 des Weltverfolgungsindex (WVI) des christlichen Hilfswerks „Open Doors“. In der „Demokratischen Volksrepublik“ leben etwa 300.000 Christen. Die Gesamtbevölkerung liegt bei 25,4 Millionen Menschen.

Der totalitäre Polizeistaat überwacht die Christen des Landes auf Schritt und Tritt und zwingt sie, die Herrscherfamilie anzubeten, so Beobachter. Beten ist nur im Privatbereich möglich. Zwischen 50.000 und 75.000 Christen werden unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen in Straflagern festgehalten.

Dennoch breitet sich auch dort Nordkoreanern zufolge das Christentum aus, wie CNA Deutsch berichtete.

Letzte Aktualisierung am 9. Oktober, 11:47 Uhr (CNA Deutsch)

Weltverfolgungsindex 2017: Christenverfolgung steigt an

Christen sind nach wie vor die am meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft der Welt – und die Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr nochmals signifikant angestiegen. Dies geht aus dem neuesten Weltverfolgungsindex von Open Doors hervor, den die Hilfsorganisation an diesem Mittwoch vorgestellt hat. Demnach leiden derzeit über 200 Millionen Christen unter Verfolgung. Wir haben mit dem Geschäftsführer von Open Doors, Markus Rode, gesprochen.

Den tatsächlichen Grad der Verfolgung zu messen, sei natürlich schwierig, sagt Rode uns. Open Doors stellt den Betroffenen, aber auch vor Ort tätigem institutionellem Personal 80 Fragen: „Da untersuchen wir fünf Lebensbereiche von Christen: Können sie ihren Glauben als Privatmensch leben? Wie sieht es aus in der Familie, in der Gesellschaft, im kirchlichen Leben und, letztlich, das Leben im Staat. Aus diesen Fragen ergibt sich ein Bild über den Grad der Verfolgung. Dann haben wir noch einen sechsten Bereich, den wir dazu nehmen, nämlich die Anzahl der Gewalttaten, die wir registrieren. Daraus ergibt sich ein Index-Wert, der letztlich versucht, den Grad der Verfolgung zu greifen.“

Vor neun Jahren hatte Open Doors seine neue Methodik zur Messung der Verfolgung eingeführt und mit einer differenzierteren Herangehensweise die damals kursierende Zahl von 200 Millionen Verfolgten um etwa die Hälfte reduziert. Der Grund: Open Doors nahm sich Land für Land vor, um so weit als möglich nahe an der Realität der Menschen vor Ort zu bleiben, anstatt für alle Gläubigen die gleichen Bedingungen anzunehmen. In diesem Jahr wurde nun aber erneut die 200 Millionen-Marke überschritten. Für den Anstieg nennt Rode drei Ursachen: „Das eine ist der arabische Frühling. Den haben wir natürlich damals nicht gehabt. Das heißt, wir mussten jetzt sehen, dass es gerade im Nahen Osten eine Massenvertreibung von Christen gegeben hat. Genauso die islamistische Ausweitung dieser Netzwerke, wie Boko Haram, IS, al-Shabaab, die nicht nur innerhalb ihrer Länder tätig wurden, sondern jetzt richtige internationale Netzwerke gebildet haben und den Druck auf Christen verstärkt haben, sind eine wesentliche Triebkraft der zunehmenden Verfolgung. Und dann kommt noch eines hinzu, und das ist in den Medien und insgesamt in der Öffentlichkeit gar nicht so wahrgenommen worden, nämlich der religiös motivierte Nationalismus in Asien.“

Besonders weit vorne im Weltverfolgungsindex liegen Nordkorea und islamische Länder. „In diesen Ländern erleben wir einen sehr extremen Islam. Besonders hart verfolgt sind jetzt immer mehr diejenigen, die vom Islam zum christlichen Glauben konvertieren. Das heißt, eine eigentlich übersehene Gruppe von Christen, die sehr stark wächst in den letzten Jahren, die der Konvertiten, steht nun unter besonderem Druck, weil der Abfall vom Islam ein todeswürdiges Verbrechen ist.“

Mit dem Weltverfolgungsindex will Open Doors den verfolgten Christen eine Stimme geben und ihnen zu helfen. „Natürlich ist das, was verfolgte Christen besonders brauchen, das Gebet. Sie sagen an erster Stelle: Bitte betet für uns, damit unser Glaube nicht aufhört. Und an der Stelle sind wir gefordert als Christen zu beten, aber natürlich auch in Projekten die Christen Vorort zu unterstützen und ihnen zu helfen, dass sie zumindest wissen, sie sind nicht vergessen und sie werden nicht im Dunkel gelassen. Das ist unser Ziel.“ (rv)

Polen: Treffen des katholisch-jüdischen Liaison Komitees

Kardinal KochDas Miteinander von Christen und Juden stand im Mittelpunkt des 23. internationalen Treffens katholischer und jüdischer Würdenträger, das vom 4. bis 7. April in Warschau stattfand. Thema des interreligiösen Treffens war der Umgang mit „den Anderen“, sowohl in der christlich-jüdischen Geschichte, als auch in der aktuellen Flüchtlingssituation. Wie wir mit den Außenstehenden und Verfolgten umgehen, sage auch viel über uns selbst aus, hieß es bei der wissenschaftlichen Betrachtung des Themas. Bereits in den heiligen Schriften von Christen und Juden seien die Grundsätze niedergeschrieben, nach denen wir auch heute handeln sollten. Dabei fänden sich auch Christen und Juden selbst auch heute oftmals in der Rolle der „Anderen“, der Verfolgten. Antisemitismus in der Sprache, wie auch im Handeln, tauche immer häufiger auf. Nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt. Zu den verfolgten Minderheiten gehörten aber auch die Christen. Besonders im Nahen Osten und in Teilen Afrikas erreiche die Christenverfolgung ein Ausmaß wie lange nicht mehr. Die Verfolgung von Christen und Juden sei nicht nur eine Gefahr für die Religionen, sondern auch für die Ideale der Demokratie.

Bewusst wurde als Tagungsort für das Treffen die polnische Hauptstadt Warschau gewählt. Einerseits als Ort wichtiger und produktiver Entwicklungen der christlichen und jüdischen Gesellschaften der letzten Jahrzehnte, andererseits auch als Mahnung an die schrecklichen Verbrechen, die sich hier vor und während des Zweiten Weltkriegs zugetragen haben. Posthum wurden bei diesem Treffen auch drei polnische Priester gewürdigt, die während der Besetzung Polens Juden versteckt und beschützt haben. Dies sei der nobelste Ausdruck christlich-jüdischen Miteinanders, den man sich vorstellen könne.

Das Internationale Katholisch-Jüdische Liaison Komitee existiert seit 1971 und ist aus den interreligiösen Dialogbemühungen des zweiten Vatikanischen Konzils hervorgegangen. In den fast 50 Jahren des Bestehens wurde der Dialog vorangetrieben, es seien aber auch viele persönliche Freundschaften entstanden, betonte Kurt Kardinal Koch, der dem Komitee von katholischer Seite vorsteht. (rv)

Franziskus ruft zu mehr Hilfe für verfolgte Christen auf

ChristenverfolgungVerfolgte Christen brauchen mehr internationale Hilfe. Dazu ruft Papst Franziskus auf. Bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch richtete er sich direkt an die Politiker:

„Ich rufe die politischen Führer in der Welt und alle Menschen guten Willens auf, mehr für den Schutz der christlichen Gemeinschaften zu unternehmen, die unter absurder Gewalt leiden. Dies erfüllt mich mit großer Sorge! Christen haben das Recht auf Sicherheit und Ruhe in ihren Ländern, um ihren Glauben frei zu leben.“

Den leidenden Christen sicherte der Papst seine spirituelle Nähe zu. Sie und ihre Priester ermutigte er, die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt nicht aufzugeben. Auf bestimmte Länder ging er dabei nicht ein. Dafür sprach er über die jüngsten Ereignisse in Mexiko.

„Ich will meine Solidarität gegenüber den Opfern und Hinterbliebenen der verschwundenen Studenten in Mexiko bekunden. Das ist eine schmerzlicher und tragischer Moment, denn wir wissen, dass sie umgebracht wurden. Dieses Ereignis zeigt uns das wahre Gesicht der Kriminalität, die sich hinter dem Drogenhandel verbirgt.“

Ebenfalls auf Spanisch erinnerte Franziskus an den Friedensvertrag zwischen Chile und Argentinien, der vor 13 Jahren geschlossen wurde.

„Diese Vereinbarung wurde erreicht, weil es einen Willen zum Dialog gab. Dies sollte ein Ansporn (zur Lösung, Anm. d. Red.) all jener Situationen sein, die derzeit durch kriegerische Auseinandersetzung geprägt sind. Ich erinnere mich mit Freude an den damaligen Einsatz von Johannes Paul II. und Kardinal Antonio Samoré, die sich für den Frieden einsetzten und jegliche Territorialstreitigkeiten beiseiteschoben.“ (rv)

D: „Bei Christenverfolgung geht es uns zu sehr um uns“

Erzbischof Schick Ob Irak, Pakistan, Nigeria oder andere Länder: Die Christenverfolgung steht nicht im Brennpunkt der Aufmerksamkeit. Andere Krisen bekommen in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit, auch unter Christen ist das so. Initiativen, mehr Interesse und Einsatz bei Christen in Mitteleuropa für die bedrängten und verfolgten Christen im Nahen und Mittleren Osten zu wecken, haben aber bislang nur mäßigen Erfolg. Das beklagt der Weltkirchenbeauftragte der deutschen Bischofskonferenz, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, gegenüber Radio Vatikan. Er nennt es einen Deutschen und zentraleuropäischen „Egozentrismus“, die Christen seien zu sehr auf sich selbst konzentriert.

„Das Problembewusstsein ist nicht groß genug, zum Beispiel wenn Flüchtlingsströme kommen und der Heilige Vater uns mit seinem Besuch in Süditalien darauf aufmerksam macht, dann spüren wir Bedrohung bei uns. Es geht uns zu sehr um uns. Als Christen müssten wir eigentlich wirklich ‚katholisch‘ sein, gerade was Menschenrechte und die Situation der Christen angeht mehr tun.“

Das war einmal anders, in den 70er und 80er Jahren war es völlig normal, sich als Christen für Latein- und Mittelamerika einzusetzen. Was hat sich da geändert?

„Damals war der Horizont weiter als er heute ist. Das ist eigentlich sehr schade, gerade wir Deutschen haben mit unserem Außenhandelsvolumen eine gute Position in der Welt, wir könnten da viel mehr bewirken. Aber wissen Sie, wenn ich Deutschland betrachte und dann die anderen europäischen Staaten und die EU, dann sage ich, dass in Deutschland noch mehr für verfolgte und bedrängte Christen und für Menschen in Notsituationen in Afrika, Asien, im Nahen und Fernen Osten getan als in anderen Staaten. Das darf uns aber nicht nachlässig machen; wir müssen da mehr fordern und wir müssen uns mehr einsetzen.“

Wir hören Nachrichten, dass Klöster, die es seit 1.700 Jahren gibt, von Islamisten besetzt werden und dass Christen aus Mossul vertrieben werden, wo es seit dem Beginn des Christentums Christen gegeben hat, diese Geschichte ist zu Ende. Aber es scheint, dass es irgendwie nicht unsere Geschichte ist und dass wir nicht wirklich beteiligt sind.

„Das ist auch unser verkürzter Geschichtsverstand, dass wir Iran und Irak auch als christliche Mutterländer sehen, das ist bei uns zu weit entrückt. Wir müssten hier viel mehr für die Bildung tun, damit junge Menschen bei uns diese langen christlichen Zusammenhänge besser kennen lernen. Denn ohne ein gesundes Traditionsbewusstsein gibt es auch kein Zukunftsbewusstsein und damit auch kein Einsatz für die Zukunft.
Wichtig wäre aber auch, dass einmal von namhaften Vertretern des Islam für die Christen gekämpft würde. Ich frage mich immer mal, warum es keine Fatwa, die sagt, dass es nicht sein kann, unschuldige Menschen und Christen zu verfolgen und zu töten. Es gibt ja auch Suren im Koran, die das eigentlich verbieten. Da wünsche ich mir auch von islamischer Seite mehr.“

Papst Franziskus hat von der „Ökumene des Leidens“ gesprochen als Fundament für das gemeinsame Eintreten gegen die Christenverfolgung, was müssen wir tun, um diese „Ökumene des Leidens“ auch bei uns ankommen zu lassen?

„Leiden heißt im griechischen ja ‚sympathein‘; wir müssten als erstes Interesse für diese Christen im Irak, im Gazastreifen, in Palästina und Israel finden. Auch in Indonesien und Pakistan ist die Situation ja ähnlich, oder im Sudan oder in Nigeria. Erstens also wirklich das Interesse. Das zweite ist dann, dass man wirklich innerlich mitleidet und das dritte ist dann, dass man intensiv betet. Und dazu gehört für Christen natürlich auch, dass man alle politischen Möglichkeiten, die wir haben, einsetzt damit man Verantwortliche, die etwas dagegen tun können, auch zum Handeln bringt. Es muss auch einen größeren Druck auf die Staaten geben, auf den Irak, auf die Staaten in Afrika, auf Israel und Palästina, dass sie die Christen mehr schützen.“ (rv)

Christenverfolgung verschärft sich weltweit

ChristenverfolgungRund 100 Millionen Christen werden weltweit um ihres Glaubens willen verfolgt. Das geht aus dem an diesem Mittwoch von Open Doors veröffentlichtem Weltverfolgungsindex 2014 hervor. Mit dem Index erfasst und dokumentiert das überkonfessionelle christliche Hilfswerk jährlich neu die Einschränkung der Religionsfreiheit von Christen weltweit. Berichtszeitraum für die aktuelle Veröffentlichung ist November 2012 bis Ende Oktober 2013. Im Gespräch mit Radio Vatikan–Redakteurin Stefanie Stahlhofen erklärt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland:

„Was vielleicht in der Öffentlichkeit überrascht, ist dass die Christen-Verfolgung doch so dramatisch zugenommen hat: In mehr als zwei Dritteln der Länder, die im vergangenen Jahr in den Weltverfolgungsindex kamen, hat sich die Verfolgung deutlich verschärft.“

Christen sind ihrem Bericht nach die am stärksten verfolgte Glaubensgemeinschaft weltweit – wie erklären Sie sich das und wie erklären Sie sich, dass sich die Verfolgung sogar in einigen Ländern noch verschärft hat?

„Der Grund ist, dass die meisten Christen in islamischen Ländern sind – China lassen wir vorerst außer Betracht. Das bedeutet, dass die Christen innerhalb der Regime der islamischen Länder nicht wirklich Glaubensfreiheit genießen, weil der Islam das nicht zulässt. Würde der Islam das zulassen, könnten Christen ihren Glauben frei bekennen. Der Abfall vom Glauben ist aber für einen Muslim ein todeswürdiges Verbrechen. Deshalb wird den Christen untersagt, mit Muslimen über Ihren Glauben zu sprechen. In einigen Ländern ist der islamische Extremismus, der deutlich aufblüht, eine der Haupttriebfedern für eine zunehmende Verfolgung."

In welchen Ländern, zum Beispiel?

„Da sind besonders die Länder des arabischen Frühlings. Eines der größten Negativbeispiele ist Syrien. Das war im vergangenen Jahr auf Platz elf des Weltverfolgungsindex, jetzt ist es auf Platz drei – weil es dort mittlerweile einen regelrechten Religionskrieg gibt. So sind zum Beispiel Djihadisten aus verschiedenen Ländern angerückt, um aus Syrien einen islamischen Staat zu machen, in dem Christen keinen Platz haben. Insofern gib es gezielte Massaker an Christen in erheblichem Umfang.“

Wie zuverlässig sind Ihre Zahlen?

„Es ist natürlich nie so, dass man ein komplettes Bild hat, besonders in Ländern, in denen Christen aufgrund der Verfolgung in den Untergrund abtauchen müssen. Unser Vorteil ist, dass wir schon seit 59 Jahren in diesen Ländern aktiv sind und somit enge Beziehungen auch zu den Untergrundchristen habe. Wir bekommen also unsere Informationen aus erster Hand. Außerdem wirken Experten, Religionswissenschaftler bei der Methodik mit. Ein unabhängiges Institut für Religionsfreiheit entwickelt unseren Bericht mit. Von daher denken wir, dass unsere Hintergrundinformationen gut sind und die Zahlen solide. Es wird aber immer eine Dunkelziffer geben, denn wir können nicht in die nordkoreanischen Arbeitslager direkt reinschauen…“

Nordkorea steht immer noch an der Spitze Ihres Index, denken Sie, da wird sich irgendwann einmal etwas ändern?

„Seit zwölf Jahren steht das Land jetzt an der Spitze, dort gibt es die härteste Christenverfolgung. Die Christen selber in Nordkorea bitten uns ums Gebet. Sie sagen immer wieder, betet für uns, damit wir im Glauben das durchhalten, was uns angetan wird. Politisch sehen wir im Moment keine besondere Perspektive, was aber nicht heißt, dass es auch hier Überraschungen geben kann, wie man es ja auch gesehen hat durch den arabischen Frühling. Allerdings ist die Lage in Nordkorea noch einmal erheblich schwieriger, denn die Machtverhältnisse sind so etabliert und die Bevölkerung ist so schwach, dass wir uns einen wirklichen Aufstand der Bevölkerung gegen dieses diktatorische Regime kaum vorstellen können.“

Was ist Ihr Fazit, welche Forderung stellen Sie nach der Veröffentlichung Ihres Berichts?

„Ganz wichtig ist, dass bei dieser unbeschreiblich großen Dimension von Christenverfolgung und Gewalt gegen Christen das Thema viel stärker in die Öffentlichkeit kommt. Dann erwarten wir uns natürlich auch, dass Politiker, Kirchen und auch die Medien noch stärker reagieren. Ganz besonders appellieren wir an die Politik. Wir sind dankbar für die Unterstützung der deutschen Bundesregierung, das haben wir noch nie so stark erlebt. Auch im Koalitionsvertrag wurden die Unterstützung und der Einsatz für verfolgte Christen sogar benannt, das ist ein großer Schritt nach vorne. Wir rufen aber auch sehr stark die Kirchen auf, besonders die Christen, sich noch mehr aktiv für ihre verfolgten Glaubensgeschwister einzusetzen.“

Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland zum an diesem Mittwoch veröffentlichten Index zur Christenverfolgung auf der Welt. Den vollständigen Bericht gibt es im Internet: weltverfolgungsindex.de. (rv)

Mindestens 70.000 Tote durch Christenverfolgung

Christenverfolgung2013 wurden mindestens 70.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Davon geht der Turiner Soziologe Massimo Introvigne aus. Er ist Koordinator der „Beobachtungsstelle Religionsfreiheit” in Italien. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, dass die Zahl der getöteten Christen zwar sinkend sei, doch hinter den rein statistischen Zahlen verbärgen sich konkrete Menschen.

„Die Statistik ist sehr umstritten. Es gab sogar eine Polemik zwischen dem wohl namhaftesten Statistiker für Religionsfragen, Todd Johnson, und dem britischen Sender BBC. Alles hängt davon ab, wie man die afrikanischen Situationen betrachtet. Sind die Toten im Kongo und Südsudan Opfer von Christenverfolgung oder nicht? Für Johnson ist dies der Fall, für die BBC nicht. 2012 wurden mindestens 100.000 Christen wegen ihres Glaubens getötet. Für 2013 würde ich sagen, dass es 80.000 waren und ich zähle die umstrittenen Situationen in Afrika nicht mit.“

Der Rapport der US-Regierung zur Situation der Religionsfreiheit weltweit zeigt für 2013, dass Länder wie Burma, China, Eritrea, Iran, Nordkorea, Saudi-Arabien, Sudan und Usbekistan die schlimmsten Fälle von Verletzung der Religionsfreiheit verantwortlich waren. Der gefährlichste Ort für Christen bleibt indes derselbe, wie in den Vorjahren, so Introvigne.

„Ich denke, der schlimmste Ort ist und bleibt Nordkorea. Das liegt daran, dass Christen willkürlich umgebracht werden, aber immer mit der Beschuldigung, sie seien Christen. Ich finde es aber persönlich spannend, dass es trotz der Abschottung des Landes immer noch viele Jugendliche gibt, die sich zum Christentum bekennen. Die Staaten, die die USA aufzählen, sind aber nicht die einzigen, die schlimme Verbrechen gegen die Religionsfreiheit verüben. Es gibt Länder, die die Einschränkung von Religionsfreiheit auch durch Gesetze fördern. Ich denke hierbei an das Blasphemiegesetz in Pakistan. Da haben wir einen Fall, wie den von Asia Bibi, bei der durch ein Gesetz Christen verfolgt werden.“

Ein weiteres Land sei Nigeria, das zu den reichsten Staaten Afrikas geworden sei und wo das Zusammenleben zwischen Religionsgemeinschaften hingegen immer schwieriger wird.

„Auch wenn man präziseren muss, dass dort die Regierung alles daran setzt, damit das Zusammenleben funktioniert. Das Problem sind dort die Fundamentalisten wie beispielsweise die Gruppe Boko Haram, die gezielt christliche Einrichtungen angreift. In Nordkorea ist ein kommunistisches Regime am Werk, in Afrika geht es hingegen meistens um ethnische Auseinandersetzungen.“

Deshalb sind statistisch gesehen die Todesopfer in Afrika „umstritten“, weil viele davon ausgehen, dass dort Menschen nicht unbedingt wegen ihres Glaubens sondern wegen der Zugehörigkeit einer bestimmten Gruppe verfolgt werden. Doch auch im Westen gibt es Christenverfolgung, so der Turiner Soziologe.

„Ja, das gilt vor allem gegen Christen aber im Allgemeinen gegen Menschen, die religiös sind. Ich denke, Papst Franziskus hat das treffend in der Exhortation ,Evangelii Gaudium´ beschrieben, wenn er sagt, dass es Gesellschaften gibt, die die Religion auf eine rein private Ebene stellen und versuchen Glaubende in Kirchen, Synagogen oder Moscheen sozusagen einzusperren, damit sie ja nicht in der Öffentlichkeit darüber sprechen. Ich bin beeindruckt von Papst Franziskus, wenn er ein altes Buch von Robert Hugh Benson zitiert. In ,Der Herrscher der Welt´ wird genau die heutige Situation in Europa beschrieben.“ (rv)

Fokus: Christenverfolgung „im Namen Allahs“?

Sie ist elf, behindert und soll Gott gelästert haben: In Pakistan ist in der vergangenen Woche ein Mädchen mit Down-Syndrom verhaftet worden, weil sie Seiten eines Koran-Lesebuches verbrannt haben soll. Blasphemie, so der Vorwurf gegen das Kind, das nun einem Richter vorgeführt werden soll. Die Verfolgung von Christen in muslimischen Ländern hat sich dramatisch entwickelt, sagt die Aachener Islamwissenschaftlerin Rita Breuer: Gewaltsame Übergriffe gegen Gläubige, Kirchen, christliche Symbole, Wohnhäuser und Geschäfte von Christen in Pakistan, Saudi-Arabien, Afghanistan, Iran, Nigeria und auf den Malediven stellten aber nur die Spitze des Eisbergs dar, betont die Autorin des Buches „Im Namen Allahs? Christenverfolgung im Islam?" im Interview mit dem Domradio Köln. Denn daneben gebe es viele rechtliche und politische Benachteiligungen von Christen. Breuer:

„Überall da, wo der Islam einfach als Staatsreligion eine privilegierte Stellung hat und auch das Rechtssystem weitgehend prägt, kommt es automatisch dazu, dass andere Religionsgemeinschaften – so auch die Christen – weniger privilegiert sind. Das heißt, sie dürfen bestimmte Staatsämter nicht ausüben, sie dürfen nicht Richter werden, sie dürfen manchmal bestimmte Berufe nicht ergreifen."

Das ist zum Beispiel in Ägypten der Fall, wo Verwaltung und Regierung nahezu vollständig „christenfrei" sind. In Indonesien haben Christen zum Beispiel immer wieder Probleme mit Proselytismus-Vorwürfen und beim Bau von Kirchen.

„Was die Religionsausübung angeht: Die soll eigentlich geschützt sein, aber es ist in der Tat so, dass es da gerade wenn es um den Bau von Kirchen geht, um den Unterhalt christlicher Gebäude, viele behördliche Schikanen gibt. Dass man den Christen immer wieder unterstellt, sie wollten missionieren, sie wollten die Muslime von ihrer Religion abbringen. Also, auch die Religionsausübung wird sehr eingeschränkt. Ganz besonders gilt das in der Tat für jede Form von Mission, und damit ist auch eine besonders schwierige Situation der Konvertiten vom Islam zum Christentum verbunden."

In Saudi-Arabien sei die Lage der Christen immer noch am schlimmsten.

„Das trägt geradezu phobische Züge dort, die Angst vor dem Christentum! Da ist wirklich jede nichtislamische Religionsausübung verboten. Man darf noch nicht einmal ein Kreuz an der Kette haben, keine Bibel zum persönlichen Gebrauch mit sich führen. Es ist auch jede pastorale Versorgung der vielen christlichen Gastarbeiter im Land völlig unmöglich, etwa von den Philippinen. Das ist das Schlimmste, was die Bandbreite zu bieten hat."

Freilich gebe es auch liberale Muslime, die Christen schätzten und schützten, so Breuer. Allerdings werde es in der „momentanen Phase, in der der politische Islam sehr erstarkt, einflussreich wird und auch international unterstützt wird", zunehmend schwer, sich Gehör zu verschaffen. Positives Beispiel für ein tolerantes, muslimisches Land sei das afrikanische Gambia.

„Das ist das einzige Land mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung, in dem es überhaupt keine religiöse Diskriminierung gibt. Das liegt einfach an dem säkularen Staatswesen. Dort gibt es keine Staatsreligion. Insofern sind alle Religionsgemeinschaften de jure, aber auch de facto gleichberechtigt. Es gibt natürlich andere Länder, wo entweder einfach ein liberalerer Islam gelebt wird oder auch die Herrscher jeweils die Christen als Allianzpartner gegen den Islamismus ansehen. Das ist zum Beispiel in Jordanien der Fall, das ist in Marokko der Fall, das war bzw. ist in Syrien der Fall, da weiß man momentan nicht, wie sich die Dinge entwickeln."

Verfolgung „im Namen Allahs" – so rechtfertigen extremistische Muslime oft die Verfolgung Andersgläubiger. Doch gibt es Hinweise im Koran, die eine Andersbehandlung anderer Religionen rechtfertigen würden? Dazu meint Breuer:

„Der Koran bezeichnet die Christen als Leute des Buches, als Empfänger einer göttlichen Offenbarung, die grundsätzlich zu achten sind, die aber den Muslimen moralisch-theologisch unterlegen sind . Der Islam ist die letzte und beste Religion, so sagt es der Koran. Damit ist letztlich auch gegeben, dass die Christen in islamischen Staaten untergeordnete Positionen einnehmen und die Muslime letztlich das Sagen haben. Insofern gibt es schon eine koranische Grundlegung für die Ungleichbehandlung – nicht für die Verfolgung, die wir jetzt vielerorts sehen, und für die gewaltsamen Übergriffe."

Extremisten gäben sich hier die Losung: „Christen sind Ungläubige, und Ungläubige müssen bekämpft werden", so Breuer. Auf der anderen Seite setzten sich aber viele liberale Muslime für eine Anpassung des Islams ein, fügt die Expertin an. Sie wollten den Koran „ins 21. Jahrhundert übersetzen" und Christen als „ebenbürtig und gleichberechtigt" behandeln. (rv)

Mali: 200 Christen fürchten um ihr Leben

In Mali ist eine Massenflucht in Gang; zugleich ist die Lage der Christen im Norden des Landes prekär. Nach der Verwüstung der Caritas-Büros in der Stadt Gao bangen dort nun 200 Christen um ihr Leben, berichtet der vatikanische Fides-Dienst unter Berufung auf eine kirchliche Quelle vor Ort. Seit Beginn der bewaffneten Konflikte zwischen Tuareg-Rebellen und Regierungstruppen im Januar diesen Jahres hätten sich 200.000 Menschen aus dem Nordteil des Landes auf die Flucht begeben, berichtet derweil das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Allein in den vergangenen fünf Tagen hätten 2.000 Menschen das Land Richtung Burkina Faso und Mauretanien verlassen. Das Flüchtlingshilfswerk erhöht nach eigenen Angaben seine Hilfe für Flüchtlinge aus Mali vor allem in den Anrainerstaaten, die trotz bereits bestehender Versorgungsengpässe und schwieriger Umstände Zuflucht für Menschen aus Mali böten.

Mit Besorgnis verfolgt auch das katholische Hilfswerk Misereor die Lage in dem westafrikanischen Land. Radio Vatikan hat mit der Regionalreferentin für die Sahelzone, Dorothee Zimmermann, gesprochen. Sie erläutert noch einmal, wie es zum Putsch gegen die Regierung in Mali kam.

„Im Januar sind oben im Norden 80 Soldaten ermordet worden, und das vor dem Hintergrund, dass die malische Armee sehr schlecht ausgestattet ist – im Ganzen verfügt sie sowieso nur über knapp 7000 Mann – und eben große Sorgen hat angesichts dieser Rebellion. Das Ganze spielt sich vor dem Hintergrund einer Leitung und Regierung ab, die aus ihrer Sicht zu wenig im Hinblick auf diese Rebellion im Norden tut und die Armee selber für diesen Kampf auch zu schlecht ausgestattet hat, und die Unzufriedenheit über diese Situation hat dann auch ganz akut zu diesem Militärputsch geführt."

Wie Caritas Mali mitteilt, wurde dabei auch eine Kirche der Stadt in Mitleidenschaft gezogen. Trotz des anhaltenden Konflikts im Norden des Landes und des Militärputsches im vergangenen Monat setzt Caritas Mali jedoch die eigenen Hilfsprogramme für bedürftige Menschen in den restlichen Landesteilen fort. In den betroffenen Gebieten ist humanitäre Hilfe aktuell aber nicht zu leisten, wie Zimmermann berichtet.

„Es herrscht absolute Panik, und da sind auch keine Institutionen mehr, mit denen man arbeiten könnte; ich habe die Situation auch mit der nationalen Caritas diskutiert und im Moment muss erst einmal abgewartet werden, wie sich die Situation jetzt weiter entwickelt.
Diese Rebellensituation überschattet im Moment alles andere und macht ein Arbeiten im Sinne von humanitärer Unterstützung und Entwicklungsarbeit im Moment unmöglich."

Mali ist auch von der Hungerkrise in der Sahelzone betroffen. Deshalb verteilen dort Hilfswerke derweil Mais, Hirse, Reis und Saatgut an über 100.000 Menschen, die von der Lebensmittekrise betroffen sind. (rv)

Europa: Christen vermehrt Opfer von Intoleranz und Diskriminierung

Christen in Europa sind vermehrt Opfer von Intoleranz und Diskriminierung. Das geht aus dem Bericht 2011 der „Beobachterstelle zu Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen in Europa" hervor. Der Bericht wurde an diesem Montag veröffentlicht. Es scheine aber, dass das Medieninteresse an derartigen Vorfällen zunimmt, so dass diese vermehrt in die Öffentlichkeit getragen werden, so die Bilanz des Berichts. „Die europäischen Bischöfe verfolgen mit großer Aufmerksamkeit diese Vorfälle von religiöser Intoleranz und Diskriminierung", sagte der ungarische Bischof András Veres, Bischof von Szombathely. Er ist beim Rat der europäischen Bischofskonferenzen für die Arbeit der Beobachterstelle zuständig. Die Beobachterstelle sammelt Fälle von Diskriminierung gegen Christen in Europa, die von den Medien oder von Einzelpersonen gemeldet werden, und informiert internationale Regierungsorganisationen wie die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) über ihre Untersuchungen. (rv)