Update >> Vatikan: Ernennt der Papst im November neue Kardinalpriester?

Die Quellen besagen, dass am 24. November eigentlich sechs bzw. sieben Kardinaldiakone die Möglichkeit haben auf eine Titelkirche zu optieren („optatio“) bzw. vom Papst zu Kardinalpriesters „pro hac vice“ ernannt zu werden.

Voraussetzungen

Derzeit gibt es im Kardinalskollegium 19 Kardinaldiakone. Nach 10-jähriger Amtszeit haben diese das Recht, den Papst um die Erhebung in den Stand eines Kardinalpriesters zu bitten (lat. optatio). Um ihre Diakonie nicht wechseln zu müssen, kann der Papst sie „pro hac vice“ zum Kardinalpriester ihrer Diakonie erhaben. In Ausnahme Fällen kann er auch eine neue Titelkirche zuweisen.

Am 24. November stehen die folgenden Kardinaldiakone per „optatio“ heran:

1. Sandri, Leonardo, 74 Jahre (Argentinien)

2. Lajolo, Giovanni, 82 Jahre (Italien)

3. Cordes, Paul Josef, 83 Jahre (Deutschland)

4. Comastri, Angelo, 74 Jahre (Italien)

5. Rylko, Stanislaw, 72 Jahre (Polen)

6. Farina, Raffaele, 84 Jahre (Italien)

Tradition und Realität

In der Vergangenheit (bis einschließlich Papst Benedikt XVI.) war es üblich, mit diesen Erhebungen zeitgleich einen neuen Kardinalprotodiakon zu bestimmen. Ob Franziskus dieses Mal der früheren Tradition folgen wird, erscheint eher fragwürdig.

Tradition oder Modifikation beim Kardinalprotodiakon (?)

Kardinalprotodiakon wird traditionsgemäß immer der ranghöchste (d. h. der Dienstälteste) Diakon aus der Klasse der Kardinaldiakone. Man spricht hier vom „Primus inter Pares“.

Kardinal Martino

Kardinal Sandri

Entscheidend für die Ernennung zu diesem Amt ist die Reihenfolge der Bekanntgabe der Kardinaldiakone am Tag der Kreierung durch den Papst. Bei der letzten Kardinalsbeförderung am 12. Juni 2014 wurden bis auf einen, alle Kandidaten zu Kardinalpriesters. Kardinal Martino blieb in der Klasse der Kardinaldiakone und wurde seltsamerweise Kardinalprotodiakon, obwohl er bereits 81 Jahre alt war. Wäre es zu einem Konklave gekommen, so hätte Kardinal Levada die Funktion des Protodiakons übernehmen müssen. Kardinal Martino wird einen Tag vor der möglichen Ernennung der sechs Kardinaldiakone 85 Jahre alt. Eigentlich alt genug, um ihn von dieser Pflicht zu entbinden und ihn auch in die Klasse der Kardinalpriester aufzunehmen.

Sollte es dazu kommen und der Papst genauso wie 2014 verfahren, so könnte Kardinal Sandri neuer Kardinalprotodiakon werden, insofern er keine gesundheitlichen oder anderen Gründe hat, die einer Ernennung widersprechen. In so einem Fall, wäre Kardinal Comastri mit seinen 74 Lebensjahren der Nächste in der Reihung, denn die Kardinäle Lajolo und Cordes sind bereits über 80 Jahre alt.

Sollte Papst Franziskus sich doch wieder der Tradition zuwenden, wie unter Papst Benedikt XVI., müsste die Wahl auf einen Kandidaten fallen der im November 2010 in den Kardinalsstand erhoben und zum Kardinaldiakon (10 Kandidaten) kreiert wurde.

1. Amato, Angelo, 79 Jahre (Italien)

2. Sarah, Robert, 72 Jahre (Guinea)

3. Monterisi, Francesco, 83 Jahre (Italien)

4. Burke, Raymond Leo, 69 Jahre (USA)

5. Koch, Kurt, 67 Jahre (Schweiz)

6. Sardi, Paolo, 83 Jahre (Italien)

7. Piacenza, Mauro, 73 Jahre (Italien)

8. Ravasi, Gianfranco, 75 Jahre (Italien)

9. Screccia, Elio, 89 Jahre (Italien)

10. Brandmüller, Walter, 88 Jahre (Deutschland)

Kardinal Amato

Hier stünde dann an erster Stelle Kardinal Angelo Amato, dieser wird aber in sieben Monaten 80 Jahre alt. Nach der Tradition wäre das Alter jedoch kein Hinderungsgrund. In der anschließenden Reihenfolge gibt es mindesten zwei Kandidaten die für Franziskus vielleicht nicht infrage kommen. Kardinal Sarah, wegen der Debatte um die Interpretation von „Magnum Principium“ und Kardinal Burke, denn Franziskus im November 2014 als Präfekten der Apostolischen Signatur entlassen und vor zwei Monaten zum Mitglied (?) des selben Dikasteriums gemacht hatte.

Die Zukunft wird zeigen, ob Papst Franziskus zur Tradition zurückkehrt oder wieder eigene Wege geht. Vorhersehbar ist bei ihm weder die Erhebung der Kardinaldiakone noch ein Ernennungstermin in den beiden Angelegenheiten. (vh)

Vatikan: Ältestes Kruzifix wird zum Denkmal des Jubiläums

comastriWenn am 20. November das Heilige Jahr zu Ende gehen wird, soll im Petersdom zur „Erinnerung“ an dieses außerordentliche Jubiläumsjahr das älteste Kruzifix von St. Peter für alle Gläubigen wieder sichtbar angebracht werden. Das kündigte an diesem Freitag der Erzpriester der vatikanischen Basilika an, Kardinal Angelo Comastri. Er stellte der Presse das frisch restaurierte Kruzifix vor. 15 Monate lang haben die Arbeiten gedauert, rund 60.000 Euro hat das Ganze gekostet, so Kardinal Comastri.

„Es handelt sich um ein hölzernes Kruzifix, der aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt, also aus der Zeit von Dante Alighieri, und ist bei weitem das älteste Kreuz dieser Größe, das wir hier im Petersdom haben“, so der Erzpriester von St. Peter. Doch in den vergangenen achtzig Jahren war es an einer „ungünstigen“ Stelle platziert, abseits von der Öffentlichkeit. Davor stand ein Aufzug, den nur die Päpste und ihre Begleiter benützten und immer noch exklusiv verwenden. Das Kruzifix ist über 2,15 Meter groß und ist aus dem Stamm eines Nussbaumes erstellt worden. Doch trotz verschiedener Restaurierungsarbeiten im Lauf der Jahrhunderte befand es sich in einem ziemlich schlechten Zustand, wie die Restauratorin Lorenza D’Alessandro erläutert. „Wir mussten jede einzelne Schicht mit speziellen Lasergeräten entfernen“, sagt sie bei der Vorstellung des „neuen“ Kruzifixes. Die Arbeiten fanden im Kapitelsaal der Sakristei von St. Peter statt, wo das frisch restaurierte Kreuz auch der Presse vorgestellt wurde.

„Das Kruzifix wird dann erstmals am 6. November zum Anlass des Gottesdienstes mit dem Papst für das Jubiläumsjahr der Gefängnisinsassen wieder der Öffentlichkeit gezeigt. Gerade für die Gefängnisinsassen als Pilger in St. Peter wird das ein besonderes Zeichen der Hoffnung und eine Botschaft der Barmherzigkeit sein“, so Kardinal Comastri. Übrigens, Franziskus selber hat das Kreuz noch nicht gesehen und wird es wie die Pilger erst am 6. November sehen.

Danach soll es als „Denkmal für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ in der Sakramentskapelle – also unmittelbar neben dem Grabmal des heiligen Papstes Johannes Paul II. – aufgestellt werden. „Der Pilger, der in jene Seitenkapelle zum Beten kommt, wird dann als erstes den Anblick des Gekreuzigten sehen“, fügt der Erzpriester an. (rv)

Papst betet am Grab des heiligen Petrus: „Das Martyrium eingeatmet“

Kardinal ComastriAls erster Papst hat Franziskus am Ostermontag die archäologischen Stätten unter dem Petersdom besucht. Am Nachmittag des 1. April besichtigte er in privater Form die Nekropole, in der sich auch das Petrusgrab befindet. Vom Erzpriester der Vatikanbasilika Kardinal Angelo Comastri und dem Archäologen Pietro Zander begleitet, ließ sich der Papst zunächst den vorderen Teil der Ausgrabungen unter der Basilika zeigen, danach besuchte er zum Gebet das Petrusgrab. Kardinal Comastri berichtete nach der historischen Visite im Interview mit Radio Vatikan:

„Der Papst wollte diese Quelle des römischen Papsttums sehen, in die die Vorsehung heute auch ihn selbst eingefügt hat. Wir haben auf Ebene der vatikanischen Grotten begonnen und sind dann zur Vatikanischen Nekropole hinabgestiegen und damit ungefähr 1.800 Jahre in die Vergangenheit zurückgegangen. Bis 1939/40 war die Nekropole mit Erde begraben, weil die Architekten von Konstantin im Jahr 320 den abschüssigen Teil des Hügels mit Erde aufgefüllt haben, um die Fußbodenebene der ersten Basilika zu schaffen. Nach den Ausgrabungen ist alles – fast wie ein Wunder – wieder aufgetaucht."

Erst 1939 war mit archäologische Ausgrabungen unter dem Petersdom ein Teil des Gräberfeldes freigelegt worden, das vermutlich bis unter das Zentrum des Petersplatzes reicht. Im Bereich unter dem Hauptaltar stießen die Forscher auf das Apostelgrab – den Fund verkündete Papst Pius XII. am 23. Dezember 1950 zum Ende des Heiligen Jahres offiziell in seiner Weihnachts-Radiobotschaft:

„Ist wirklich das Grab des heiligen Petrus wiedergefunden worden? Auf diese Frage gibt der Abschluss der Arbeiten und Studien als Antwort ein glasklares Ja. Das Grab des Apostelfürsten ist wiedergefunden worden."

Über dem Grab war im 2. Jahrhundert das Tropeion errichtet worden. Eine der Säulen dieses Monumentes war bei den Grabungen entdeckt worden. Genau über dem Apostelgrab hatte Kaiser Konstantin im frühen 4. Jahrhundert den ersten Petersdom errichtet. Daran erinnerte Pacelli 1950 in seiner Weihnachtsansprache:

„Die gigantische Kuppel wölbt sich genau über dem Grab des ersten Bischofs von Rom, des ersten Papstes; einem Grab demütigsten Ursprungs, auf dem aber die Verehrung der nachfolgenden Jahrhunderte und die wunderbarer Folge ihrer Werke den größten Tempel der Christenheit errichtete."

Der erste Petersdom war im 16. Jahrhundert durch die heutige Petersbasilika ersetzt worden. In seiner Radiobotschaft berichtete Pius XII. auch vom Fund menschlicher Knochen in der Nähe des Grabes – waren auch die sterblichen Überreste des Apostels gefunden worden? Die Vermutung lag schon damals in der Luft, die Bestätigung, dass diese Reste dem Apostel zuzuordnen wären, sollte aber erst knapp zwei Jahrzehnte später Papst Paul VI. über die Lippen kommen. Er verkündete bei der Generalaudienz am 26. Juni 1968 offiziell die Entdeckung der heiligen Reliquien:

„Wir haben recht, wenn wir glauben, dass die wenigen, aber geheiligten sterblichen Überreste des Apostelfürsten, des Simon, Sohn des Jona, des durch Christus Petrus genannten Fischers (…), ausfindig gemacht wurden. Damit werden zwar nicht die Untersuchungen, Prüfungen, Diskussionen und Streitereien abgeschlossen sein, aber es erscheint uns als unsere Pflicht, euch und der Kirche (…) zum jetzigen Stand der archäologischen und wissenschaftlichen Schlussfolgerungen diese frohe Botschaft zu geben."

Papst Franziskus ist laut Vatikanangaben der erste Papst, der die archäologischen Stätten unter dem Petersdom besucht hat. Kardinal Comastri hat als sein Begleiter die Schritte und Gesten des Papstes am Petrusgrab genau mitverfolgen können:

„Als wir zum Petrusgrabes kamen, war der Papst sichtbar bewegt. Er hat aufmerksam die mit Graffiti beschriebene weiße Wand angesehen, die von der Verehrung dem Apostel Petrus gegenüber zeugt. In der Klementinischen Kapelle vor dem Apostelgrab hat sich der Papst dann auf den Boden hingekniet und wir haben mit lauter Stimme die drei Glaubensbekenntnisse des Petrus wiederholt, von denen die Evangelien erzählen. Es war sehr schön, den Papst zu hören, der mit uns allen die Worte des Petrus sagte: ,Herr, du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes‘. Der Papst hat dann mit lauter Stimme das andere Glaubensbekenntnis des Petrus nach der Einsetzung der Eucharistie ausgesprochen: ,Herr, zu wem sollen wir gehen? – Du hast Worte des ewigen Lebens‘. Und schließlich haben wir das dritte Glaubensbekenntnis des Petrus wiederholt, das am Rande des Sees von Galiläa gesprochen wurde, als Jesus ihn – nach dem Verrat – drei Mal fragte: ,Simon, liebst du mich?‘ und Petrus am Ende sagte: ,Herr, du weißt alles: du weißt, dass ich dich liebe‘. Und es war auch für uns berührend, den Papst zu hören, wie seine Stimme sich praktisch über diese Worte des Petrus legte, wie er sie gleichsam wiederbelebte, denn heute hat er ja die Mission, das fortzuführen, was Jesus Petrus anvertraute."

Zum Abschluss habe Franziskus die Vatikanischen Grotten besucht und den Gräbern seiner Vorgänger aus dem 20. Jahrhundert die Ehre erwiesen: Benedikt XV.; Pius XI., Pius XII., Paul VI. und Johannes I. Am Dienstagnachmittag besuchte er hingegen die Gräber der Päpste im Petersdom, darunter anlässlich des Todestages am 2. April das von Johannes Paul II. Franziskus‘ Besuch am Petrusgrab ist für Kardinal Comastri eine Rückkehr zu den Quellen des Christentums – für den neuen Papst sei dieser Schritt eine Stärkung im Amt gewesen, so der Erzpriester der Petersbasilika:

„Ohne Zweifel, macht (der Besuch) deutlich, dass in der Kirche eine Kontinuität besteht. Nach ungefähr 2000 Jahren, kommt der Nachfolger Petri mit demselben Enthusiasmus der Ursprünge (des Christentums) an diesen Ort, und auch – wie er es selbst sagte – mit derselben Zerbrechlichkeit der Ursprünge – um eine Aufgabe fortzuführen, die uns erzittern lässt: die Mission, der Fels zu sein, auf den Christus seine Kirche baut. Man hat gesehen, dass der Papst diese Verantwortung sehr stark spürt: er hat aufmerksam alles angesehen, was sich auf Petrus bezieht, ja er hat das Klima des Martyriums, des Zeugnisses des Petrus, nahezu eingeatmet."

Begleitet wurde der Papst bei seinem Besuch der Ausgrabungen neben Kardinal Comastri von seinem Privatsekretär Alfred Xuereb, dem Delegaten der Dombauhütte von Sankt Peter, Bischof Vittorio Lanzani, sowie von den Verantwortlichen der Nekropole, Pietro Zander und Mario Bosco.
(rv)

Papst besucht Ausgrabungen unter dem Petersdom

Kardinal ComastriPapst Franziskus besucht am Ostermontag die archäologischen Ausgrabungen unter den Petersdom. Wie der Vatikan mitteilte, will der Bischof von Rom am Nachmittag privat das antike Gäberfeld besichtigen und am Grab des Apostels Petrus beten. Begleitet werde er von Kardinal Angelo Comastri, dem Erzpriester der Basilika.

Archäologen hatten nach 1939 unter dem Petersdom einen Teil einer Nekropole freigelegt, in der sich unter einem Monument aus dem 2. Jahrhundert auch das mutmaßliche Grab des Petrus befindet. Über diesem Ort hatte Kaiser Konstantin im frühen 4. Jahrhundert den Vorgängerbau der heutigen Basilika errichtet. Die Ausgrabungen sind für Besucher nach Anmeldung zugänglich. (rv)

Weihnachtskrippe eingeweiht – Papst entzündet Friedenslicht

Papst Benedikt XVI.Pünktlich zum Heiligabend wurde an diesem Montag mit einem festlichen Akt die Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz eingeweiht. Sie stammt in diesem Jahr aus der süditalienischen Region Basilikata und war bis zur Einweihung noch verhüllt. Doch nun kann das Werk des italienischen Künstlers Francesco Artese von allen bewundert werden: Zu sehen sind typische Figuren und Landschaften des historischen Lukaniens. Neben vielen Zuschauern und Gästen waren Kardinal Giuseppe Bertello, der Präsident des Governatorats der Vatikanstadt, sowie Kardinal Angelo Comastri, der Erzpriester des Petersdoms, bei der Einweihung dabei. Verschiedene Chöre und Musiker sorgten für einen festlichen Rahmen, der auf Weihnachten einstimmte – ebenso wie eine Betrachtung von Kardinal Comastri und ein abschließendes gemeinsames Gebet und die Segnung.

Papst entzündet Friedenslicht

Nach der Einweihung der Krippe entzündete Papst Benedikt XVI. dann an einem Fenster seines Büros in Ruhe und Stille ein Licht – das Friedenslicht aus Bethlehem.
Die Einweihung der Krippe war der Auftakt der Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan: Später am Abend, um 22 Uhr, feiert Papst Benedikt XVI. die Christmette, am Dienstag spendet er dann den Segen „urbi et orbi“. Radio Vatikan überträgt beide Ereignisse mit deutschem Live-Kommentar. Alle Infos dazu finden Sie auf unserer Internetseite.

Hintergrund

Die Krippen des Künstlers Francesco Artese waren bereits in den wichtigsten Städten Europas, in den USA und im Heiligen Land zu sehen. Zur Krippenlandschaft auf dem Petersplatz gehören über 100 Tonfiguren, die Anlage erstreckt sich über etwa 150 Quadratmeter und ist an einigen Stellen sechs bis acht Meter hoch. Architektonisch soll sie sich perfekt in die Kulisse der Petersbasilika einfügen. Die Beleuchtung stammt vom Bühnenbildner Mario Carlo Garrambone. (rv)

Kardinal Martini wird heute beigesetzt

Der frühere Erzbischof von Mailand, Kardinal Carlo Maria Martini, wird an diesem Montag Nachmittag feierlich im Mailänder Dom beigesetzt. Über 200.000 Menschen haben seit Samstag von den sterblichen Überresten Martinis Abschied genommen, die im Dom feierlich aufgebahrt waren. Mit dem Jesuiten und Bibelwissenschaftler war am Freitagnachmittag einer der Großen der Kirche gestorben: Martini war bahnbrechend für das Gespräch mit Nichtglaubenden, mit anderen Religionen und mit der modernen Welt. Das Requiem für ihn wird per Videoleinwand auch auf den Vorplatz der Mailänder Kathedrale übertragen. Papst Benedikt schickt den italienischen Kurienkardinal Angelo Comastri als seinen Vertreter zur Beisetzung nach Mailand. Comastri sagte uns per Telefon:

„Ich werde eine Botschaft des Heiligen Vaters verlesen. Papst Benedikt würdigt den Verstorbenen darin als Mann des Wortes, als Mann, der das Wort Gottes verkündet hat, als Mann, der dem Wort Gottes gedient hat. Kardinal Martini liebte die Kirche und hat seine Gläubigen und alle, denen er begegnete, immer wieder dazu aufgerufen, im Glauben zu wachsen und den Glauben immer radikaler zu leben. Als Martini einmal sagte: In jedem von uns steckt ein Nichtglaubender, dann wollte er nicht mit dem Glauben sozusagen spielen, sondern er wollte in allem Ernst darauf deuten, dass der Glaube immer wieder gereinigt und wie eine Pflanze gegossen werden muss. Glaube muss gelebt werden, und zwar innerhalb der Kirche!"

Denn Martini sei, so betont Comastri, ein treuer Sohn der Kirche gewesen; man dürfe seine Stellungnahmen jetzt nicht gegen die Kirche wenden. 23 Jahre lang war Martini Erzbischof in Europas größtem Bistum: von 1979 bis 2002. Am Requiem wird auch Italiens Ministerpräsident Mario Monti teilnehmen, der aus der Lombardei stammt. In Mailand ist an diesem Montag Staatstrauer. Martini war im Alter von 85 Jahren an Parkinson gestorben. Auch Mailands jüdische Gemeinde hat ihn in diesen Tagen gewürdigt, mit einem Gebet in der Residenz des Erzbischofs. Zwei Rabbiner rezitierten Psalmen zur Erinnerung an den „geliebten Freund" des Judentums; der Kardinal brachte nach seiner Pensionierung mehrere Jahre in Jerusalem zu. Was von Martini bleibt, bringt Kardinal Comastri auf folgende Formel:

„Die Liebe zum Wort Gottes, weil dieses Wort Gottes wirklich eine Lampe ist, die unseren Schritten Richtung gibt. Das war der Punkt, mit dem sich die ganze Arbeit von Kardinal Martini zusammenfassen lässt. Der Papst erinnert daran in der Botschaft, die ich während des Requiems verlesen werde. Martini hielt diese Lampe des Gotteswortes hoch, und sie macht unseren Weg hell." (rv)

Vatileaks: „Zweck heiligt nicht die Mittel“

In der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikandokumente setzt der Heilige Stuhl nun offenbar auf eine Medienoffensive. Vatikansprecher P. Federico Lombardi steht den Journalisten seit Montag täglich in einem Pressebriefing Rede und Antwort, die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" publiziert an diesem Mittwoch auf der ersten Seite ein langes Interview mit Erzbischof Angelo Becciu. Er ist als Substitut im Staatssekretariat etwas wie der „Innenminister" des Heiligen Stuhles. Ebenfalls am Mittwoch publizierte die römische Tageszeitung „Il Messaggero" ein Interview mit Vatikankardinal Angelo Comastri, der so wie Becciu Italiener ist. Ziel der vatikanischen Medieninitative ist es offenbar, die immer blumigeren Hypothesen italienischer und internationaler Medien über den Datenschwund in die Schranken zu weisen und die jeweils publizierbaren Fakten weiterzugeben, ohne andererseits den laufenden Ermittlungen vorzugreifen.

„Ich halte die Veröffentlichung der entwendeten Briefe für einen immoralischen Akt von unerhörter Schwere", sagte Erzbischof Becciu im „Osservatore". Dabei gehe es nicht bloß um die Verletzung der Privatsphäre des Papstes, sondern besonders auch jener Menschen, die sich vertraulich an ihn als Kirchenführer gewendet hätten, die also beispielsweise, ihrem Gewissen folgend, dem Papst ihre Anregungen und Proteste mitgeteilt hätten. „Wenn ein Katholik zum Papst spricht, ist er verpflichtet, sich zu öffnen wie vor Gott, auch weil ihm absolute Vertraulichkeit zugesichert ist", so Becciu wörtlich.

In vielen Zeitungs- und Internetartikeln ortete Becciu „eine grundlegende Scheinheiligkeit". Einerseits kritisiere man den absolutistischen Charakter der Regierung der Kirche, „andererseits erregt man sich darüber, dass Menschen, die dem Papst schreiben, ihre Ideen oder auch Klagen über die Art des Regierens" in der Kirche ausdrückten. Viele der vertraulichen Dokumente spiegelten nicht etwa Machtkämpfe oder Rachegelüste, sondern „genau jene Freiheit des Denkens", die die Kirche angeblich nicht zulasse. Im Vatikan verschiedene Ansichten zu haben, die auch deutlich voneinander abweichen können, sei „ziemlich normal": „Wir sind keine Mumien", so Becciu wörtlich. Gehorsam bedeute keineswegs, auf ein eigenes Urteil zu verzichten, sondern seine Sichtweise aufrichtig darzulegen, um sich dann nach der Entscheidung des Vorgesetzten zu richten. Das geschehe „nicht aus Berechnung, sondern aus Zugehörigkeit zur von Christus gewollten Kirche".

Gift, Grabenkämpfe, Verdächtigungen: ein solchese Klima erlebe er selbst im Vatikan nicht, fuhr Becciu fort. Dass dieses Bild vom Vatikan verbreitet sei, tue ihm leid. „Aber das muss uns zu denken geben und uns dazu bringen, ein Leben durchscheinen zu lassen, das mehr an der Frohen Botschaft ausgerichtet ist".

Nicht gelten ließ Becciu das Argument, die Veröffentlichung der Dokumente sollen nur für mehr Transparenz im Vatikan sorgen. Es könne keine „Erneuerung" geben, die das moralische Gesetz mit Füßen trete. „Das Ziel heiligt die Mittel, das ist kein christliches Prinzip", so der Erzbischof. Journalisten rief er dazu auf, „mutig auf Distanz zu gehen" zur „kriminellen" Initiative eines ihrer Kollegen. (rv)

Rom: Papst besucht Pfarrei „Santa Maria delle Grazie“

Der Papst besucht am Sonntag die römische Pfarrei „Santa Maria delle Grazie" im Quartier Casal Boccone. Der Gottesdienst mit Benedikt XVI. beginnt um 9.30 Uhr. Die Pfarrei befindet sich im Nordosten der Ewigen Stadt und wurde vor einem Jahr eröffnet. In dem Quartier leben viele Jugendliche. Der Papst wird deshalb vor Beginn der Heiligen Messe Kinder und Jugendliche treffen. Nach dem Gottesdienst kehrt der Papst in den Apostolischen Palast zurück, wo er am Mittag von seinem Arbeitsbüro aus das Mittagsgebet vortragen wird. Dabei wird der Papst Krippenfiguren segnen. Traditionell bringen die Gläubigen diese zur Weihnachtszeit mit zum Petersplatz. Etwa 5.000 Römer werden dazu an diesem Sonntag für einen Spezialgottesdienst im Petersdom erwartet. Geleitet wird diese Messe von Kardinal Angelo Comastri. (rv)

 

Vatikan: Umbettung von Johannes Paul II.

   Der Sarg mit den Reliquien des seligen Papstes Johannes Paul II. ist am Montagabend umgebettet worden. Die letzte Ehre erwiesen dem Papst – nach der feierlichen öffentlichen Seligsprechung vom Sonntag und der Dankesmesse vom Montag – diesmal im kleinen Rahmen neun Kardinäle, Bischöfe, Erzbischöfe und Ministranten: Mit einer stillen und doch feierlichen Prozession innerhalb der Petersbasilika, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, wurde der Sarg des polnischen Papstes vom Hauptaltar in die Sebastianskapelle in den Grotten des Petersdoms gebracht. Bis Montag war er noch im Petersdom den Gläubigen zum Gebet zugänglich.
Angeführt von Kardinal Angelo Comastri, dem Erzpriester des Petersdoms, hielt die Prozession vor dem Petrusgrab unter dem Altar des Petersdoms für ein erstes Gebet. Danach zog sie weiter vor den Sebastiansaltar. Nach einer weiteren Gebetslitanei mit dem dreimaligen Ruf „Seliger Johannes Paul" beteten die Geistlichen das Gebet zu Ehren des neuen Seligen. Danach folgte die Einsegnung des Grabes mit Weihrauch, das danach mit einer Marmorgedenktafel versehen wurde. Sie trägt die Aufschrift „Beatus Ioannes Paulus PP".
Unter den Anwesenden waren neben Kardinal Comastri auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen Vorgänger Kardinal Angelo Sodano. Weiter erwiesen Wojtylas Nachfolger im Bischofssitz von Krakau, die Kardinäle Macharski und Dziwisz, ihrem Landsmann die letzte Ehre, ebenso der ehemalige Privatsekretär von Johannes Paul, Erzbischof Mokrzycki. Auch der Postulator des Seligsprechungsverfahrens Slawomir Oder war mit dabei. (rv)

Vatikan: Sterbliche Hülle Johannes Pauls II. ausgebettet

Die sterbliche Hülle Papst Johannes Pauls II. ist an diesem Freitagmorgen aus der Päpstlichen Gruft unter dem Petersdom ausgebettet worden. Nach der Öffnung des Grabes hat Kardinal Angelo Comastri ein kurzes Gebet gehalten und zu den liturgischen Gesängen angestimmt. Während der Gesänge ist der Schrein zum Grab des Apostels Petrus gebracht und dort mit einem goldenen Grabtuch verhüllt worden. An der Zeremonie haben unter anderem auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, Kardinal Giovanni Lajolo und der Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanislao Dziwisz, teilgenommen. Der Schrein mit den sterblichen Überresten von Johannes Paul II. wird am Sonntagmorgen vor dem Hauptaltar zu seinem Gedenken für alle Gläubigen nach der Seligsprechung zugänglich sein. Bis dahin sind keine Besuche in den Päpstlichen Gruften möglich. Der Sarg, in dem Johannes Paul bestattet wurde, besteht aus einem Holzsarg, der mit einer Hülle aus Blei versiegelt ist. Die äußere Hülle ist wieder aus Holz gefertigt und in einem guten Zustand, weist aber auch schon einige Zeichen der Zeit auf. Der Marmorsarkophag, in dem der Sarg des Papstes bisher aufgebahrt war, wird in eine Kirche nach Krakau gebracht, die nach dem künftigen Seligen benannt ist. Die letzte Ruhestätte wird Johannes Paul II. voraussichtlich am Abend des 2. Mai unter dem Altar der neu restaurierten Kapelle des Heiligen Sebastian im zweiten rechten Seitenschiff des Petersdoms finden. (rv)