Chinesische Autoritäten nehmen zwei Priester fest

PEKING ,- Zwei Priester der katholischen Untergrund-Kirche sind von den chinesischen Behörden in der Provinz Hebei festgenommen worden.

Wie „UCAnews“ unter Berufung auf örtliche Quellen berichtet, handelt es sich bei den festgenommenen Priestern um Su Guipeng und Zhao He. Beide sind Geistliche der Diözese Xuanhua.

Die Quelle teilte mit, dass Pfarrer Zhao He, der in der Kirche von Dongcheng dient, am 24. Oktober von den Behörden verhaftet wurde. Sie brachten ihn zu einem Hotel, wo sie auch sein Mobiltelefon beschlagnahmten.

Die Beamten, die den Priester festnahmen, hätten ihm gesagt, dass er sich an die neuen Regeln halten muss. Außerdem hätten sie ihn aufgefordert, die „Chinesische Patriotische Katholische Vereinigung“ anzuerkennen, eine von der Regierung und Kommunistischen Partei kontrollierte Organisation.

Pfarrer Su Guipen dagegen, der in der Pfarrei Shadifang arbeitet, wurde am 13. Oktober in seinem Haus festgenommen. Dort sei er über die neuen Regeln „indoktriniert“ worden, hieß es.

Eine weitere Quelle der Diözese Xuanhua berichtet, dass Familien von staatlicher Seite gewarnt wurden: Wer im eigenen Haus Priester empfängt, der wird fünf Tage lang festgehalten.

Darüber hinaus hat das „Büro für ethnische und religiöse Angelegenheiten“ des Bezirks Jingkai am 25. September eine Verordnung erlassen, die eine Reihe von „illegalen religiösen Aktivitäten“ beschreibt – und verbietet.

Die Festnahme der beiden Pfarrer sind nicht die ersten.

Pfarrer Liu Jiangdong, ein Priester der Diözese Zhengzhou in der Provinz Henan, wurde mit der Begründung festgenommen, dass er „zu aktiv“ bei der Evangelisierung junger Menschen war.

Die Festnahme – ebenso wie die Entfernung von Kreuzen und weitere Maßnahmen gegen Christen – ereigneten sich nach der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen dem Vatikan und der Volksrepbulik am 22. September.

Das Abkommen wurde als „vorläufig“ und „pastoral, nicht politisch“ bezeichnet – und es führte dazu, dass zwei Bischöfe an der Jugendsynode teilnahmen, von denen ein bis vor kurzem exkommunizierter Abgeordneter des „Nationalen Volkskongresses“ ist, wie CNA Deutsch berichtete.

Die beiden Prälaten nutzten die Gelegenheit, den Papst nach China einzuladen – bevor sie vor Ende der Synode wieder abreisten.

Der Deal zwischen Vatikan und Volksrepublik ist auf teilweise scharfe Kritik gestoßen.

Der emeritierte Bischof von Hong Kong, Kardinal Joseph Zen, bezeichnete das Abkommen als „Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China“ und bat treue Katholiken, „in die Katakomben zurückzukehren„.

Papst Franziskus hat auf dem Rückflug seiner Baltikum-Reise betont, persönlich für die Vereinbarung verantwortlich zu sein. Auch bezüglich der sieben bislang exkommunizierten Bischöfe, die sich nicht in Gemeinschaft mit der Kirche befanden, erklärte Franziskus: „Die Akten eines jeden Bischofs lagen am Ende auf meinem Schreibtisch und ich war für die Unterzeichnung eines jeden Falles der Verantwortliche.“

Der Pontifex hat auch das Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik in einer Öffentlichen Botschaft verteidigt.

Darin fordert Franziskus die Katholiken auf, „gute Bürger“ zu sein, sich um „Dialog“ und „Versöhnung“ zu bemühen. (CNA Deutsch)

Trotz Abkommens mit Vatikan: China zerstört zwei marianische Heiligtümer

PEKING – Trotz des Abkommens mit dem Vatikan treibt die Regierung Chinas die „Sinisierung“ der Kirche im Land gezielt voran: Arbeiter und Behörden haben diese Woche zwei weitere Marienheiligtümer abgerissen.

Berichten von „AsiaNews“ zufolge zerstörten Regierungsbeamte die Marienheiligtümer Unserer Lieben Frau der sieben Leiden in Dongergou (Shanxi) und Unserer Lieben Frau der Glückseligkeit, auch bekannt als Unsere Liebe Frau vom Berg, in Anlong (Guizhou).

Die Schreine waren Pilgerstätten sowohl für die offizielle, gleichgeschaltete „patriotische chinesisch-katholische“ Kirche als auch für die im Untergrund überlebende katholische Kirche in China.

Videos, die von Einheimischen aufgenommen und diese Woche auf „AsiaNews“ veröffentlicht wurden, zeigen Behörden, wie sie mit Kränen Statuen von den beiden Marienschreinen entfernen; in einem anderen Video sind Presslufthämmer zu hören, die den Schrein der Jungfrau der Glückseligkeit zerstören.

Die Abrisse sind die jüngsten einer Reihe von Aktionen gegen religiöse Stätten, die im Laufe des Jahres 2018 fortgesetzt wurden.

Die Behörden behaupten, dass der Schrein in Anlong zerstört wurde, weil ihm die notwendigen Baugenehmigungen fehlten. Lokale Katholiken erzählten „AsiaNews“, dass sie glauben, dass die Zerstörungen Teil der sogenannten „Sinisierung“ der Kommunistischen Partei seien, um die katholische Kirche stärker mit dem Verständnis der Regierung für die chinesische Kultur, Gesellschaft und Politik in Einklang zu bringen.

Im vergangenen Monat teilte der Heilige Stuhl mit, dass Papst Franziskus ein Abkommen mit der chinesischen Regierung unterzeichnet habe, um die Situation der chinesischen Katholiken zu normalisieren.

Bis dato ist die Kirche in der – offiziell atheistischen – Volksrepublik gespalten zwischen der „Untergrundkirche“, die loyal zu Rom stand, sowie der staatlichen „Chinesischen Patriotischen Katholischen Vereinigung“, die der Regierung und nicht dem Vatikan gegenüber loyal ist.

Durch das Abkommen – für das Papst Franziskus betonte, persönlich die Verantwortung zu übernehmen – sollen beide Teile vereint werden.

Doch der Deal, den Rom als „pastoral, nicht politisch“ bezeichnet hat, wurde von Menschenrechtsgruppen und einigen Kirchenführern, darunter Kardinal Joseph Zen, scharf kritisiert. Sie sehen darin unter anderem einen Ausverkauf der seit Jahrzehnten verfolgten, romtreuen Katholiken an die Kommunistische Regierung.

Im Zuge des als „vorläufig“ bezeichneten Abkommens hat Papst Franziskus die sieben bislang exkommunizierten Bischöfe anerkennen lassen, die von der chinesischen Regierung ernannt wurden.

Während die genauen Inhalte des Abkommens unbekannt sind, gab der Vatikan im September bekannt, dass Franziskus die Exkommunikation von sieben illegal geweihten Bischöfen nach der Unterzeichnung eines vorläufigen Abkommens mit der chinesischen Regierung aufgehoben habe.

Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung wird die Regierung Pekings offenbar Kandidaten für das Amt des Bischofs vorschlagen; der Papst kann dann die endgültige Genehmigung erteilen – und eventuell wohl auch ablehnen.

Unklar ist jedoch, ob und wie der Vatikan letztlich wirklich neue Bischöfe ernennt oder eine Auswahl staatlicher Kandidaten nur noch vorgesetzt bekommt, und wie es mit den Katholiken im Untergrund weitergeht.

Dass diese zumindest weiter leiden müssen, räumte Franziskus auf seinem Rückflug aus dem Baltikum gegenüber Journalisten ein, wie CNA Deutsch berichtete.

Zwei von der kommunistischen Regierung ernannte Bischöfe nahmen an der Jugendsynode in Rom teil. Einer von ihnen, Bischof Joseph Guo Jincai, wurde zum Zeitpunkt seiner Ernennung im Jahr 2010 von Rom exkommuniziert. Nun wurde er von Papst Franziskus zur Synode persönlich begrüßt.

Im Dezember wurde eine katholische Kirche in der Provinz Shaanxi vollständig zerstört, obwohl sie laut „AsiaNews“ zuvor die notwendigen rechtlichen Genehmigungen vom Büro für religiöse Angelegenheiten erhalten hatte.

Ende Februar haben die lokalen Regierungsbehörden die Kreuze, Statuen und Glockentürme gewaltsam aus einer katholischen Kirche entfernt, so ein Bericht der „Union of Catholic Asian News“.

Im Mai berichtete die Menschenrechtsorganisation China Aid, dass eine christliche Kirche in der chinesischen Provinz Henan „vollständig zerstört“ worden sei, und 40 Gemeindemitglieder, die versuchten, die Zerstörung zu stoppen, wurden festgenommen. CNA Deutsch berichtete.

Anfang Juni wurde der Kreuzweg im Heiligtum Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel in der chinesischen Provinz Henan, einem beliebten Wallfahrtsort für viele Katholiken, von den lokalen Regierungsbehörden ohne Angabe von Gründen abgerissen. CNA Deutsche berichtete.

Im Juli haben Regierungsbeamte die katholische Kirche von Liangwang in der Provinz Shandong terrorisiert, obwohl der Standort kürzlich eine Regierungsgenehmigung für den legalen Betrieb als Kirche erhalten hat.

Seitdem der „Präsident auf Lebenszeit“ der Volksrepublik, Xi Jinping, im Frühjahr 2018 die Aufsicht über die katholische Kirche im Land direkt der Kommunistischen Partei unterstellte, haben sich die Repressalien weiter verschärft.

Im Februar traten neue Vorschriften zur Religionsausübung in Kraft, darunter ein Verbot für Kinder und Jugendliche, Kirchen auch nur zu betreten.

Im September hat die chinesische Regierung die Evangelisierung – die Verbreitung christlicher Inhalte – weiter eingeschränkt. In China ist es verboten, Gebete, Katechesen oder Predigten online zu veröffentlichen oder in den Sozialen Medien zu teilen. CNA Deutsch berichtete.

Während Kardinal Zen in seinem Artikel diese Woche die Verletzungen der Religionsfreiheit verurteilte, warnte er den Klerus der Untergrund-Kirche davor, eine „Revolution“ zu starten.

„Den Bischöfen und Priestern im Untergrund kann ich nur das sagen: Bitte, zettelt keine Revolution an. Sienehmen euch eure Kirchen? Ihr könnt nicht mehr zelebrieren? Geht in die Häuser und betet mit euren Familien. Wartet auf bessere Zeiten. Kehrt zurück in die Katakomben. Der Kommunismus währt nicht ewig“.

(CNA Deutsch)

China: Kardinal Zen bittet treue Katholiken, in die Katakomben zurückzukehren

Das Abkommen zwischen Vatikan und Volksrepublik ist ein „Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China“, warnt Hong Kongs Bischof emeritus.

VATIKANSTADT , 26 October, 2018 / 7:56 AM (CNA Deutsch).-

In einem dramatischen Kommentar in der „New York Times“ hat der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, angesichts des umstrittenen Abkommens zwischen Vatikan und Volksrepublik die Katholiken Chinas aufgefordert, „in die Katakomben“ zurückzukehren.

Der chinesische Würdenträger wendet sich in seinem Artikel, der am 24. Oktober veröffentlicht wurde, direkt an die treuen Katholiken im Untergrund.

„Den Bischöfen und Priestern im Untergrund kann ich nur das sagen: Bitte, zettelt keine Revolution an. Sie nehmen euch eure Kirchen? Ihr könnt nicht mehr zelebrieren? Geht in die Häuser und betet mit euren Familien. Wartet auf bessere Zeiten. Kehrt zurück in die Katakomben. Der Kommunismus währt nicht ewig“.

Unter der Überschrift „Der Papst versteht China nicht“ schreibt der Kardinal, der auch in mehreren chinesischen Priesterseminaren unterrichtet hat, das „vorläufige“ Abkommen zwischen der kommunistischen Regierung und dem Vatikan sei „ein bedeutender Schritt hin zur Vernichtung der wahren Kirche in China.“

Im Gegensatz zu „Papst Franziskus, einem Argentinier, der scheinbar die Kommunisten nicht versteht“ würde er China kennen, schreibt Zen: Franziskus sei „sehr pastoral und kommt aus Südamerika, wo sich historisch gesehen die Militärregierungen und die Reichen verbünden, um die Armen zu unterdrücken. Und wer tauchte dort auf, um sie zu verteidigen? Die Kommunisten. Möglicherweise sogar einige Jesuiten“.

„Franziskus mag eine natürliche Sympathie für die Kommunisten haben, denn für ihn sind sie die Verfolgten. Er kennt sie nicht als die Verfolger, die sie werden, wenn sie einmal an der Macht sind, wie die Kommunisten in China.“

Der emeritierte Bischof von Hongkong erinnerte daran, dass „der Heilige Stuhl und Peking die Beziehungen in den 1950er Jahren abgebrochen hatten. Die Katholiken und andere Gläubige wurden verhaftet und in Arbeitslager geschickt. Ich kehrte 1974, während der Kulturrevolution, nach China zurück; und die Situation war schrecklich – jenseits jeglicher Vorstellung. Eine ganze Nation in Sklaverei. Wir vergessen diese Dinge zu schnell. Wir haben auch vergessen, dass man nie eine echte Übereinkunft mit einem totalitären Regime erreichen kann.“

„China hat sich seit den 1980er Jahren geöffnet, aber auch heute noch ist alles unter Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas. Die offizielle Kirche in China wird von der sogenannten Patriotischen Vereinigung und der Bischofskonferenz kontrolliert, die beide unter der Fuchtel der Partei stehen“.

Bischof Zen hob hervor, dass Kardinal Josef Tomko, der von 1985 bis 2002 Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker war, „den Kommunismus verstanden hatte und weise war.“

Seiner Meinung nach änderten sich die Dinge, als Kardinal Tomko im Jahr 2002 in Ruhestand ging. Obwohl eine Sonderkommission für die Themen der Kirche in China eingerichtet wurde, der auch Kardinal Zen angehörte, verschlimmerten sich die Zustände.

Der Kardinal betonte, dass es mit Papst Benedikt XVI. neue Hoffnung gegeben habe.

Aber als dieser im Jahr 2007 seinen Brief an die Kirche Chinas herausbrachte, geschah etwas Unglaubliches. Die chinesische Übersetzung wurde mit Fehlern veröffentlicht, einschließlich einem, der sehr bedeutend war, und absichtlich zu sein schien.

Der Text verbreitete sich in der falschen Fassung, obwohl der Vatikan ihn korrigiert hatte, so Zen.

Das führte dazu, dass „einige Bischöfe den historischen Brief Benedikts als Ermutigung verstanden, der staatlich sanktionierten Kirche beizutreten“, während er im Gegenteil eine Kritik des Regimes war.

„Franziskus will nach China kommen. Alle Päpste wollten nach China, angefangen mit Johannes Paul II. Aber was brachte der Besuch Franziskus´ in Kuba im Jahr 2015 der Kirche? Was der kubanischen Bevölkerung? Fast nichts. Hat der die Gebrüder Castro bekehrt?“

Aufgrund der aktuellen Restriktionen der chinesischen Regierung gegen die Kirche „sagen mir Untergrund-Priester vom Festland, dass sie ihren Pfarreimitgliedern abraten, zur Messe zu kommen, damit sie nicht verhaftet werden“, so Zen.

„Vernichtung der wahren Kirche in China“

Hinsichtlich der Vereinbarung zur Ernennung von Bischöfen stellt der Kardinal die Frage:

„Aber was bringt es, das letzte Wort zu haben, wenn China schon vorher alle Wörter haben wird? In der Theorie kann der Papst die Ernennung eines jeden Bischofs verbieten, der ihm nicht würdig erscheint, aber wie viele Male wird er das in Realität tun können?“

Über die chinesischen Bischöfe, die an der Synode teilnehmen, sagte Kardinal Zen, dass beide „der chinesischen Regierung nahe stehen“ und „ihre Präsenz bei der Versammlung eine Beleidigung für die guten Bischöfe in China war.“

In der offiziellen Kirche, die vom Regime kontrolliert wird, gibt es derzeit „70 Bischöfe und in der Untergrund-Kirche circa 30. Die chinesischen Behörden sagen: Ihr erkennt unsere sieben (illegitimen) Bischöfe an und wir erkennen eure 30 an. Das hört sich wie ein guter Tausch an. Aber können diese 30 dann noch als Untergrund-Bischöfe wirken? Sicherlich nicht.“

„Sie werden gezwungen sein, der sogenannten Bischofskonferenz beizutreten. Sie werden gezwungen sein, sich den anderen in diesem Vogelkäfig anzuschließen und eine Minderheit darin sein. Das Abkommen des Vatikans, das im Namen der Einheit der Kirche in China getroffen wurde, bedeutet die Vernichtung der wahren Kirche in China.“

„Wenn ich ein Karikaturist wäre, würde ich den Heiligen Vater auf Knien zeichnen, während er Präsident Xi Jinping die Schlüssel des Himmelreiches anbieten und sagt: ‚Bitte erkenne mich als Papst an'“, schreibt der Kardinal.

Nach Unterzeichnung der Vereinbarung konnten zwei von der Volksrepublik eingesetzte chinesische Bischöfe an der Jugendsynode teilnehmen, die noch bis zum 28. Oktober stattfinden wird. Diese Bischöfe haben den Papst eingeladen, China zu besuchen.

Im aktuellen Monat Oktober haben die Behörden in China in drei Diözesen des Landes eine Offensive gegen Kreuze und Strukturen der Kirche gestartet.
Auf dem Rückflug von seiner Reise nach Lettland, Litauen und Estland erklärte Papst Franziskus Ende September zu den Journalisten: „Ich bin der Verantwortliche“ für diese Vereinbarung.

Bezüglich der sieben Bischöfe, die sich nicht in Gemeinschaft mit der Kirche befanden – wie der Volkskongress-Abgeordnete Bischof Guo Jincai, der an der Synode teilnimmt – erklärte Franziskus, dass „sie Fall für Fall studiert wurden. Die Akten eines jeden Bischofs lagen am Ende auf meinem Schreibtisch und ich war für die Unterzeichnung eines jeden Falles der Verantwortliche.“

Der Papst hat auch das Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik in einer Öffentlichen Botschaft verteidigt. Darin fordert Franziskus die Katholiken auf, „gute Bürger“ zu sein, sich um „Dialog“ und „Versöhnung“ zu bemühen. (CNA Deutsch)

Von Peking zum Petersplatz: Wer sind die chinesischen Bischöfe bei der Jugendsynode?

VATIKANSTADT – Bischof Joseph Guo Jincai ist zwar zum ersten Mal bei einer Bischofssynode. Doch Erfahrung hat der anderswo gesammelt: Er diente über drei Amtszeiten als Stellvertreter beim National Volkskongress (NVK) in Peking.

Als Abgeordneter des von der Kommunistischen Partei beherrschten NVK unterstützte Bischof Guo öffentlich einen Änderungsantrag zur Abschaffung der Amtszeitbegrenzung des Präsidenten Xi Jinping. Und der Oberhirte stimmte der Verankerung des „Gedankenguts über Sozialismus mit chinesischen Eigenschaften für eine Neue Ära“ von Xi Jinping in der chinesischen Fassung im März 2018 zu.

Wenige Wochen nach der Aufhebung seiner Exkommunikation durch den Vatikan, im Rahmen einer als „vorläufig“ bezeichneten Vereinbarung zwischen China und dem Heiligen Stuhl, erregte Bischof Guo in Rom Aufmerksamkeit: Er war einer der ersten chinesischen Bischöfe, der jemals an einer kirchlichen Synode teilnahm, zusammen mit seinem Amtsbruder Bischof Yang Xiaoting des Bistums Yan’an (Provinz Shaanxi).

Papst Franziskus eröffnete die Synode mit einem Gruß an die beiden chinesischen Teilnehmer und sagte wörtlich, dass „die Gemeinschaft des gesamten Episkopats mit dem Nachfolger Petri durch ihre Anwesenheit noch sichtbarer wird“.

Die beiden chinesischen Bischöfe nahmen an der Synode über „Jugend, den Glauben und die Berufungsentscheidung“ teil – bis sie am 15. Oktober plötzlich abreisten – ohne Angabe von Gründen.

In der Volksrepublik China stehen junge Menschen vor ganz besonderen Herausforderungen, was die Ausübung ihrer Religion betrifft.

Kinder dürfen Kirchen nicht betreten

So ist es beispielsweise aufgrund einer Änderung der religiösen Aufsicht der chinesischen Regierung Anfang dieses Jahres für alle unter 18-Jährigen verboten, eine Kirche oder ein religiöses Gebäude auch zu betreten.

Bischof Guo sagte den chinesischen Staatsmedien, dass er keinen Konflikt zwischen seiner Rolle als Volkskongress-Abgeordneter und Bischof sehe.

„Meine Rolle als Abgeordneter wird und kann meinen Gottesdienst nicht beeinträchtigen, da China das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat umsetzt“, behauptete Guo wörtlich gegenüber der vom Staat geförderten Zeitung „Global Times“ im März 2018.

Die „Global Times“ berichtete weiter, dass Guo sagte, Katholiken müssten sich an die sozialistische Gesellschaft anpassen, um in China zu überleben und sich zu entwickeln, und eine grundlegende Voraussetzung dafür sei, dass dies „patriotisch“ sei.

Solche Aussagen spiegeln wider, was Präsident Xi Jinping sagt. Der lebenslange Machthaber der Volksrepublik fordert, dass jede Religion in China sich „sinisieren“ („Chinesisch machen“) müsse. Im Jahr 2016 sagte Xi dem Vorsitz der Kommunistischen Partei, dass man sich „entschlossen“ gegen Unterwanderungsversuche aus dem Ausland schützen müsse.

Seit Jahrzehnten sind Chinas 12 Millionen Katholiken gespalten zwischen einer im Untergrund existierenden katholischen Kirche in voller Gemeinschaft mit dem Heiligen Stuhl, die immer wieder von der Regierung verfolgt wird, und der staatlich kontrollierten, chinesischen patriotischen katholischen Vereinigung, deren Bischöfe von der kommunistischen Regierung ernannt und manchmal ohne Zustimmung des Papstes geweiht werden.

Bischof Guo ist Generalsekretär der „Bischofskonferenz der Katholischen Kirche in China“ (BCCCC). Bischof Yang, der andere chinesische Synodendelegierte, ist deren Vizepräsident.

Diese chinesische „Bischofskonferenz“ wurde im Brief von Papst Benedikt XVI. an die Katholiken in China 2007 als unrechtmäßig eingestuft, weil sie „durch Gesetze geregelt wird, die Elemente enthalten, die mit der katholischen Lehre unvereinbar sind“. Es ist unklar, ob das Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und China vom 22. September die Bischofskonferenz der chinesischen Regierung als legitim anerkannt hat, oder nur deren – bis vor kurzem exkommunizierten – Vertreter.

Vatikan-Sprecher Greg Burke sagte, das Ziel des September-Abkommens sei „nicht politisch, sondern pastoral“. Es würde Gläubigen ermöglichen, „Bischöfe zu haben, die in Gemeinschaft mit Rom, aber gleichzeitig von den chinesischen Behörden anerkannt sind“, so Burke.

Bevor die beiden chinesischen Bischöfe die Synode am frühen 15. Oktober ohne Erklärung verließen, hatten sie die Gelegenheit, sich mit Papst Franziskus zu treffen und ihn zu einem Besuch nach China einzuladen.

Guo und Yang wohnten im „Gästehaus“ Santa Marta, wo „wir im Alltag mit dem Papst zusammenleben konnten“, so Bischof Guo in einem am 16. Oktober veröffentlichten Interview mit „Avvenire“, der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz.

„Wir konnten in Vertrautheit miteinander sprechen, als Kinder mit ihrem Vater. Er sagte uns, dass er uns liebt, unser Land liebt und immer viel zu den Christen in China betet“, fuhr Guo fort. (CNA Deutsch)

Umstrittenes China-Abkommen: Papst ruft zu Versöhnung und Dialog auf

Franziskus: Katholiken in der Volksrepublik sollen „gute Bürger“ sein und gesellschaftlich einbringen – Berichte: Kirchen sehen zunehmend wie „Kulturclubs“ aus – Kritiker: Verrat an Chinas verfolgten Christen.

PEKING – Die Regierung der Volksrepublik China hat sein massives Vorgehen gegen Christen im Land seit Monaten verschärft und setzt dieses offenbar auch nach seinem Abkommen mit dem Vatikan unverändert fort. Indessen hat der Papst das – unter anderem von Menschenrechtlern scharf kritisierte – Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik in einer Botschaft erörtert. Darin fordert Franziskus die Katholiken auf, „gute Bürger“ zu sein, sich um Dialog und Versöhnung zu bemühen.

Recherchen des australischen Rundfunks zufolge werden christliche Symbole in China systematisch entfernt – als Teil der „Sinisierung“ der Religion im Land.

Was die – offiziell atheistische – kommunistische Regierung unter „Sinisierung“ versteht, wenn es um das Christentum geht, ist weit mehr als eine „kulturelle Prägung“ des Glaubens: Viele Kirchen, auch staatlich anerkannte, wurden geschlossen oder gleich abgerissen, und die noch bestehenden Gotteshäuser sähen von außen wie innen zunehmend wie „Kulturclubs“ aus, heißt es im Bericht der „ABC“ unter Berufung auf Pastoren vor Ort.

Augenzeugen schildern, dass Kreuze verbrannt und zerstört werden, und an ihrer Stelle Portraits von Präsident Xi Jingping oder die Nationalflagge Chinas aufgehängt werden.

Pastor Liang Zhang aus Shangqiu (Provinz Henan) sagte gegenüber der ABC, Kirchenvertreter seien zuerst informiert worden, dass die Behörden die Beseitigung der Kreuze verfügten. Dann seien auch Bibel-Zitate und andere erkennbar christlichen Gegenstände aus dem Inneren des Gotteshauses entfernt worden.

Inzwischen habe man noch ein Kreuz im Innenraum der Kirche, so Pastor Zhang: Es hängt zwischen zwei Portraits. Einmal von Präsident auf Lebenszeit Xi Jinping, und dann von Mao Zedong.

Minderjährigen ist der Zutritt zu Kirchen verboten, und Erwachsene werden von „Informationsbeamten“ beobachtet. Die Verbreitung der Bibel oder von Gebeten ist in den Sozialen Medien mittlerweile ebenfalls verboten.

Vor diesem Hintergrund ist das Abkommen des Vatikans mit der Volksrepublik in scharfe Kritik geraten, sowohl von Katholiken in China als auch Menschenrechtlern.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin beschrieb das Abkommen, das die Ernennung von Bischöfen regelt, als „pastoral, nicht politisch“, wie CNA Deutsch berichtete.

Doch Bob Fu etwa, Gründer der christlichen Menschenrechtsorganisation ChinaAid, nennt den Deal einen „Verrat sowohl an den Millionen leidenden, verfolgten Christen in China als auch an der weltweiten Katholischen Kirche“.

Ähnlich urteilt Kardinal Joseph Zen. Der ehemalige Erzbischof von Hong Kong hat Papst Franziskus persönlich mehrfach vor einem Appeasement gegenüber Peking gewarnt. nun sagte er laut „ABC“:

„Mit der Vereinbarung kann die [chinesische] Regierung nun den Katholiken sagen: Gehorcht uns! Wir sind uns mit deinem Papst einig!'“

Papst: Ein „Zeichen Gottes“

In einer am gestrigen Mittwoch veröffentlichten Botschaft hat Papst Franziskus betont die Katholiken in China sollen „spüren, dass sie auf dem Weg, der sich jetzt vor ihnen öffnet, nicht alleine sind“.

„Auf ziviler und politischer Ebene sollten chinesische Katholiken gute Bürger sein, ihre Heimat voll lieben und ihrem Land mit Engagement und Ehrlichkeit dienen, je nach ihren Fähigkeiten“, so der Pontifex laut „Vatican News“. Und weiter:

„Dies kann die Mühe bedeuten, dass sie ein kritisches Wort sagen, nicht aus steriler Opposition heraus, sondern um eine Gesellschaft aufzubauen, die fairer, menschlicher und respektvoller gegenüber der Würde jedes Einzelnen ist.“

Einzelheiten des inhaltlich noch nicht bekannten Abkommens nannte der Pontifex nicht. So ist weiterhin unklar, wie Bischöfe in Zukunft in der Volksrepublik ausgewählt werden, auch wenn die offizielle Ernennung aus Rom kommt.

Auf seinem Rückflug einer viertägigen Reise – der Papst war im Baltikum unterwegs, als das Abkommen und die Aufhebung der Exkommunikation sieben staatlich eingesetzter Bischöfe bekanntgemacht wurde – hatte Franziskus am 25. September gesagt:

„Ich denke an den Widerstand, an die Katholiken, die gelitten haben. Es ist wahr. Und sie werden leiden. Bei einem Abkommen gibt es immer Leiden. Sie haben einen großen Glauben.“

Gleichzeig erklärte Franziskus – der betonte, persönlich für das Abkommen verantwortlich zu sein – dass er auf ein „Zeichen Gottes“ hin dieses befürwortete habe: Als er ein Unterstützungsschreiben von zwei Bischöfen erhalten habe angesichts der schweren Vorwürfe gegen seine Person im Fall McCarrick, habe er dies als „Zeichen Gottes“ gesehen, dem Deal mit China zuzustimmen, so der Pontifex zu Journalisten. (CNA Deutsch)

Papst Franziskus über Abkommen mit China: „Ich bin verantwortlich“

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat bestätigt, dass er persönlich für das Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China verantwortlich ist.

Der Pontifex sagte gegenüber Journalisten auf dem Rückflug von seiner Reise ins Baltikum am 25. September, dass bei solchen Verhandlungen „beide Seiten etwas verlieren“.

Der Journalist Antonio Pelayo von „Vida Nueva“ hatte Franziskus über das „provisorische Abkommen“ gefragt; die Vereinbarung zwischen Vatikan und Volksrepublik über die Ernennung von Bischöfen auf dem chinesischen Festland wurde am 22. September in Peking unterzeichnet, wie CNA Deutsch berichtete.

Franziskus sagte, dass die Vereinbarung das Ergebnis eines mehrjährigen Dialogs sei.

„Das Vatikan-Team hat viel gearbeitet“, so der Pontifex, der die Bemühungen von Erzbischof Claudio Maria Celli, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates für soziale Kommunikation, Pater Rota Graziosi, Beamter der römischen Kurie, und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hervorhob.

Franziskus sagte, Parolin „hat eine besondere Hingabe an die Lupe; er studiert alle Dokumente bis auf Punkt und Komma, achtet auf Notizen, und das gibt mir eine große Sicherheit“.

„Sie wissen, wenn man ein Friedensabkommen oder eine Verhandlung abschließt, dann verlieren beide Seiten etwas“, sagte der Papst weiter. „Das ist Gesetz. Beide Seiten. Und dann machst du weiter.“

„Ich habe meine Ideen eingebracht“

Franziskus sagte weiter, dass der Dialog mit der chinesischen Regierung, der zu dem Abkommen führte, ein Prozess gewesen sei, bei dem zwei Schritte vorwärts und ein Schritt zurück gegangen wurde.

„Dann vergingen Monate, ohne miteinander zu sprechen, und dann die Zeit Gottes, welche [die Zeit] der Chinesen zu sein scheint. Langsam. Das ist Weisheit, die Weisheit der Chinesen“, so der Papst wörtlich.

Mit Blick auf die exkommunizierten Bischöfe der direkt der Kommunistischen Partei unterstellten „Patriotischen Vereinigung“ sagte Franziskus, dass „die Bischöfe, die in Schwierigkeiten waren, von Fall zu Fall untersucht wurden“, und dass „die Dossiers über jeden einzelnen auf meinen Schreibtisch kamen. Und ich war dafür verantwortlich, den Fall der Bischöfe zu unterschreiben.“

Daraufhin seien die Entwürfe der Vereinbarung auf seinen Schreibtisch gekommen, sagte Franziskus. Man habe diese diskutiert und: „Ich habe meine Ideen eingebracht“, so der Papst, und weiter:

„Ich denke an den Widerstand, an die Katholiken, die gelitten haben. Es ist wahr. Und sie werden leiden. Bei einem Abkommen gibt es immer Leiden. Sie haben einen großen Glauben.“

Der Pontifex fuhr fort, dass „sie“ ihm geschrieben hätten: „Was der Heilige Stuhl, was Petrus sagt, ist das, was Jesus sagt. Der Märtyrer-Glaube dieser Menschen hält auch heute durch. Sie sind die Großartigen!“

„Ich habe die Vereinbarung unterschrieben“, sagte Papst Franziskus. „Ich bin verantwortlich.“

Dann fügte er hinzu: „Die anderen, die ich ernannt habe, arbeiten insgesamt seit mehr als 10 Jahren. Es ist keine Improvisation. Es ist ein Weg, ein wahrer Weg.“

Papst Franziskus sagte weiter, dass ihm nach der Veröffentlichung eines „berühmten Kommuniqués eines ehemaligen apostolischen Nuntius, die Episkopate der Welt schrieben und deutlich sagten, dass sie sich mir nahe fühlten, dass sie für mich beteten“.

Derr Pontifex weiter wörtlich:

„Die chinesischen Gläubigen schrieben mir und die Unterschrift dieses Schreibens kam von einem Bischof der, sagen wir mal so, traditionellen katholischen Kirche, und von einem Bischof der patriotischen Kirche, gemeinsam und treu, alle beide. Für mich war das ein Zeichen Gottes“.

Der Papst erinnerte dann die Journalisten im Flugzeug daran, dass es in Lateinamerika „350 Jahre lang Aufgabe des Königs von Portugal und Spanien war, die Bischöfe zu ernennen, und der Papst gab nur die Zuständigkeit“.

Franziskus weiter: „Wir vergessen den Fall von Österreich-Ungarn. Maria Theresia war es leid, die Ernennungen der Bischöfe zu unterschreiben und gab dem Vatikan die Zuständigkeit. Das waren andere Zeiten, und Gott sei Dank, dass sie sich nicht wiederholen.“

Was das Abkommen mit China betreffe, so Franziskus, werde die Volksrepublik einen Dialog mit dem Vatikan „über mögliche Kandidaten“ führen, „aber Rom ernennt, der Papst ernennt.“

Franziskus fügte hinzu: „Und lasst uns für das Leid derer beten, die das nicht verstehen und die so viele Jahre lang im Untergrund hinter sich haben.“

Tatsächlich sind die Einzelheiten des Abkommens nicht bekannt und somit sind die Modalitäten der Ernennung zukünftiger Bischöfe weiter unklar, einschließlich der Frage, inwiefern die Volksrepublik etwa Kandidaten bestimmt, aus denen dann der Papst einen Bischof auswählt.

In einer Erklärung am 22. September teilte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin laut „Vatican News“ mit, das Ziel des Abkommens sei „pastoral“.

„Papst Franziskus, wie es seine unmittelbaren Vorgänger auch schon getan haben, schaut mit besonderer Aufmerksamkeit auf das chinesische Volk. Was jetzt gebraucht wird, ist Einheit, ist Vertrauen und ein neuer Impuls“, so Parolin wörtlich.

Es gehe darum „Gute Hirten zu haben, anerkannt vom Nachfolger Petri – vom Papst – und von den legitimen zivilen Behörden“. Parolin sagte, er hoffe, dass das Abkommen ein Mittel dafür sein werde.

In China geht die Regierung systematisch gegen Religionsgemeinschaften vor, auch und gerade Christen. Die „Patriotische“ Kirche untersteht direkt der Kommunistischen Partei. Berichten zufolge werden immer wieder Kreuze entfernt, Kirchen abgerissen, Gläubige schikaniert. Seit kurzem ist selbst das Teilen von Gebeten in den Sozialen Medien verboten, wie CNA Deutsch berichtete. (CNA Deutsch)

Abkommen zwischen Vatikan und China: Analyse eines Experten

HONG KONG – Ein Missionspriester und Experte für die katholischen Kirche in China hat das „vorläufige Abkommen“ zwischen Vatikan und Volksrepublik analysiert, das weltweit für Unverständnis und scharfe Kritik gesorgt hat, vereinzelt aber auch auf Zustimmung gestoßen ist.

Pater Bernardo Cervellera, Chefredakteur der Nachrichtenagentur „Asia News“ – ein Projekt des Päpstlichen Instituts für die auswärtige Missionen (PIME) – hat eine differenzierte Analyse der Vereinbarung veröffentlicht, die am 22. September unterschrieben wurde.

Das Abkommen, dessen genauer Inhalt bislang geheimgehalten wird, regelt offenbar die Anerkennung der von der Kommunistischen Partei bestimmten Bischöfe. Diese waren bislang exkommuniziert; mehrere sind selber Parteimitglieder.

Außerdem räumt der Vatikan der Regierung Chinas offenbar ein Mitsprache-Recht bei der Auswahl zukünftiger Bischöfe ein.

Ein bekannter Gegner dieser Vereinbarung mit der Volksrepublik ist der emeritierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen. Er forderte den Rücktritt von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der für dieses Abkommen – im Auftrag des Papstes – verantwortlich zeichnet.

Parolin selber betonte, das Abkommen sei „vorläufig“ und „pastoral“, wie CNA Deutsch berichtete.

Die von der Kommunistischen Partei direkt kontrollierte „Katholische Patriotische Vereinigung“ erklärte ihrerseits, dass die Kirche in China – so wörtlich – „weiterhin unabhängig funktionieren“ werde, und weiter:

„Wir lieben das Land und die Kirche, wir werden das Prinzip der Unabhängigkeit und der Sinisierung der Religion weiterführen und auf dem Weg bleiben, der zur sozialistischen Gesellschaft führt.“

Tatsächlich ist die Religionsfreiheit in China alles andere als „funktionierend“; das Menschenrecht wird durch die Regierung massiv eingeschränkt, es werden Kirchen immer wieder zerstört, Kreuze entfernt, Christen schikaniert, und Minderjährigen ist sogar der Zutritt zu Kirchen verboten, wie CNA Deutsch berichtete.

Trotzdem – oder gerade deshalb – meinen Beobachter wie Pater Cervellera, dass die Vereinbarung nicht unbedingt katastrophal ist.

So schreibt Pater Cervellera, dass die „vorläufige“ Vereinbarung für Optimisten „historisch“ sei.

„Bei den Optimisten wurde das Adjektiv ‚historisch‘ sehr verschwenderisch benutzt, und dabei vergessen, dass es sich um ein als ‚vorläufig‘ definiertes Abkommen handelt, das ‚regelmäßigen Bewertungen‘ unterliegt, und dass der Direktor des Presseamtes [Greg Burke, Anm.d.R.] selbst vom ‚Beginn‘ eines Prozesses sprach, und nicht von seinem Ende.“

Für die „Pessimisten“ bedeute das Abkommen nicht weniger als den Startschuss einer völligen Auslieferung der chinesischen Kirche und ihrer Millionen, im Untergrund lebenden, Gläubigen an die Machthaber in Peking: „Die Regierung wird machen, was sie will – wie es ja bereits geschieht“, so der Priester.

Damit werde die Kirche „ein Werkzeug der Partei“ – und das vor dem Hintergrund der Verfolgung und des Leids, das „Katholiken seit 70 Jahren ertragen“, so Pater Cervellera.

Nachdem er betont, dass der Text der Vereinbarung „nicht veröffentlicht wurde und auch nicht veröffentlicht werden wird“ räumt der Experte ein, dass Franziskus mit seiner Anerkennung von Bischöfen, welche die chinesische Regierung eingesetzt hat, „auf dem Papier“ das „Ende der ‚unabhängigen‘ Kirche“ in Kauf nehme.

Allerdings, so der Autor weiter, könne der Papst immerhin nun einen Kandidaten ablehnen, den die von der Kommunistischen Partei kontrollierten Gremien vorschlagen. „Und das ist der optimistische Teil“, schreibt Pater Cervellera.

Aber stimmt das überhaupt? Cervellera stellt die Frage:

„Was wird passieren, wenn der von China vorgeschlagene Kandidat vom Papst nicht akzeptiert wird?“

Bislang habe es die Möglichkeit eines „temporären Vetos“ gegeben: Der Papst musste die Gründe für seine Ablehnung innerhalb von drei Monaten vorlegen, so Cervellera.

„Aber wenn die Regierung die päpstlichen Gründe für haltlos befand, musste man mit der Ernennung und der Weihe des Kandidaten fortfahren.“

Und jetzt? Da der Text der „provisorischen“ Vereinbarung nicht bekannt ist, sei unklar, ob diese Klausel weiter gilt, schreibt der Autor.

Die Aufhebung der Exkommunikation

Pater Cervellera ist der Meinung, dass dies „eine positive Maßnahme“ sei. Denn „zumindest am Anfang wird es den chinesischen Katholiken helfen, in größerer Einheit zu leben“, hofft der Autor.

„Diese exkommunizierten Bischöfe waren von der Katholisch-Patriotischen Vereinigung benutzt worden, um die Kirche zu spalten. Bei den Zeremonien der Bischofsweihen war die Polizei anwesend.“

Wie kann dann deren Anerkennung durch den Papst – über die Köpfe der Gläubigen in China hinweg – ein positiver Schritt sein? „Einige von ihnen“, so Cervellera, „sind einen Weg der Umkehr gegangen und bitten seit ein paar Jahren die Versöhnung mit Rom.“

Die Aufhebung der Exkommunikationen sei nicht Teil des „vorläufigen“ Abkommens, sondern eine „Geste“ des Vatikans.

Konkubinen und Kinder

Allerdings räumt auch Cervellera ein, dass einige der nun vom Papst anerkannten Bischöfe nicht nur linientreue Partei-Funktionäre sind: Was viele Gläubige demütige und traurig mache, sei, dass auch „einige dieser Bischöfe dafür bekannt sind, Geliebte und Kinder zu haben“.

Wie dieser Skandal mit dem Anliegen der Einheit der Kirche vereinbar ist – die ja auch aus den skandalisierten Gläubigen besteht – erklärt Cervellera nicht.

Ein eventuell weiterer „positiver“ Aspekt aus Sicht des Priester ist, dass in der vorläufigen Vereinbarung das Thema Taiwan nicht genannt wird. Das bedeute: Der Vatikan musste die Beziehungen zu diesem Staat nicht brechen, um das Abkommen zu unterzeichnen.

Allerdings werden die Beziehungen zu Taiwan vom Vatikan seit Jahren abgeschwächt, wie CNA Deutsch berichtete.

Verfolgung und Leid dauern an

Selbst für Pater Cervellera ein „komplett negativer“ Aspekt ist, dass offenbar weder in der Vereinbarung, noch in den Verlautbarungen von Kardinal Parolin und anderen aus dem Vatikan „die Verfolgung erwähnt wird, die die Katholiken und alle Christen derzeit in China erleiden.“

„Im Namen der ‚Sinisierung‘ werden in China zahlreiche Kreuze verbrannt und zerstört, Kirchen demoliert, Gläubige verhaftet und den jungen Menschen unter 18 Jahren wird verboten, an Gottesdiensten teilzunehmen oder eine religiöse Erziehung zu erhalten, wie viele Nachrichtenagenturen berichten“, beklagt der Experte.

Zudem gebe es Bischöfe und Priester, die von der Polizei verhaftet werden und ‚verschwinden‘; Bischöfe, die wie Verbrecher in Hausarrest inhaftiert leben, so Cervellera weiter. Der Priester verweist auch auf die Schikanen und Verfolgung anderer Religionsgemeinschaften, darunter Buddhisten, Taoisten und Muslime.

„Das zeigt, welch negative Sicht China in Bezug auf die Religionen besitzt, sowie seinen Plan, sie zu assimlieren oder zu zerstören“, so der Autor.

Ob der Vatikan mit seinem „vorläufigen“ Abkommen tatsächlich einen eventuell „positiven“ Schritt leistet, wird sich zeigen müssen.

Am 29. Januar schrieb Kardinal Zen über ein Treffen mit Papst Franziskus, dass dieser ihm eigentlich gesagt habe, er wolle ausdrücklich einen „weiteren Mindszenty-Fall“ vermeiden.

Kardinal Josef Mindszenty (1892-1975) war Primas von Ungarn und ein unerschrockener Gegner der kommunistischen Herrschaft. Er wurde verhaftet, gefoltert und in einem Schauprozess verurteilt. Später wies ihn der Vatikan an, das Land zu verlassen – Teil einer umstrittenen Appeasement-Politik gegenüber den Kommunisten.

Nicht wenige Beobachter erinnert das jetzige Abkommen mit der Volksrepublik an dieses – vergebliche – Appeasement im 20. Jahrhundert. (CNA Deutsch)

Rom erkennt von chinesischer Regierung geweihte Bischöfe an

VATIKANSTADT – Nach der Unterzeichnung eines vorläufigen Abkommens zwischen dem Vatikan und China über die Ernennung von Bischöfen hat der Vatikan angekündigt, die sieben Bischöfe anzuerkennen, die gegen den Willen Roms von der chinesischen Regierung geweiht wurden.

Die Exkommunikation der sieben Männer ist somit aufgehoben. Die Entscheidung werde „im Hinblick auf die Aufrechterhaltung der Verkündigung des Evangeliums in China“ getroffen, so wörtlich ein Pressebericht des Vatikans. Die Bischöfe, die nun zur vollen Gemeinschaft mit der Kirche zugelassen werden:

Bischof Joseph Guo Jincai von Rehe,

Bischof Joseph Huang Bingzhang von Shantou,

Bischof Paul Lei Shiyin von Jiading,

Bischof Joseph Liu Xinhong von Wuhu,

Metropolit Joseph Ma Yinglin von Kunming,

Bischof Joseph Yue Fusheng, apostolischer Verwalter von Harbin und

Bischof Vincent Zhan Silu von Funing.

Es wurde auch bekannt gegeben, dass Papst Franziskus – der eigentliche gerade das Baltikum besucht – in China eine neue Diözese gegründet habe. Das Bistum Chengde ist dem Erzbistum Peking zugeordnet; rund 25.000 Katholiken sollen in seinen Grenzen leben, so der Vatikan.

In einer Erklärung teilte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin laut „Vatican News“ mit, das Ziel des Abkommens sei „pastoral“.

„Papst Franziskus, wie es seine unmittelbaren Vorgänger auch schon getan haben, schaut mit besonderer Aufmerksamkeit auf das chinesische Volk. Was jetzt gebraucht wird, ist Einheit, ist Vertrauen und ein neuer Impuls.“

Es gehe darum „Gute Hirten zu haben, anerkannt vom Nachfolger Petri – vom Papst – und von den legitimen zivilen Behörden“, so Parolin.

Er hoffe, dass das Abkommen ein Mittel dafür sein werde.

„Der Papst vertraut der katholischen Gemeinschaft in China – den Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Gläubigen – vor allem die Verpflichtung an, konkrete brüderliche Gesten der Versöhnung untereinander zu machen und so vergangene Missverständnisse, vergangene Spannungen, auch die jüngsten, zu überwinden“, so Parolin. (CNA Deutsch)

Analyse: McCarricks Rolle als Vermittler zwischen China und Vatikan

Der ehemalige Kardinal war ein fleissiger Flugreisender in die Volksrepublik, wohnte im Pekinger Priesterseminar.

PEKING – Angesichts neuer Meldungen, dass ein Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und China bevorsteht, das unter anderem die Ernennung von Bischöfen regeln soll, stellt sich die Frage nach der Rolle von Erzbischof Theodore McCarrick bei der diplomatischen Annäherung zwischen Vatikan und Volksrepublik.

McCarrick war oft in China, und bis 2016 war er ein inoffiziell reisender Vertreter des Vatikans vor Ort: Mindestens achtmal besuchte er über einen Zeitraum von 20 Jahren die Volksrepublik. Dabei wohnte der des jahrezehntelangen sexuellen Missbrauchs und der Nötigung männlicher Minderjähriger, Seminaristen und Priester beschuldigte Bischof immer wieder im staatlich kontrollierten Priesterseminar in Peking.

„Ein besonderes Geschenk für die Welt“

Bis zum öffentlichen Bekanntwerden der Vorwürfe im Jahr 2018 – CNA Deutsch berichtete – war der ehemalige Kardinal chinesischen Berichten zufolge ein lautstarker Verfechter eines Abkommens zwischen dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und der Kirche unter Papst Franziskus gewesen.

„Ich sehe viele Dinge geschehen, die wirklich viele Türen öffnen würden, weil Präsident Xi und seine Regierung über Dinge besorgt sind, um die sich Papst Franzisksus sorgt“, sagte McCarrick der „Global“ Times in einem Exklusivinterview im Februar 2016.

Das Interview zitierte McCarrick mit der Bemerkung, dass die Ähnlichkeiten zwischen Papst Franziskus und Xi Jinping „ein besonderes Geschenk für die Welt“ sein könnten.

Die staatlich anerkannte chinesische Zeitung berichtete auch, dass McCarrick im Februar 2016 nach China gereist sei – „eine Reise, bei der der Kardinal sagte, er würde einige ‚alte Freunde‘ besuchen“.

Details bestätigen Aussage von Vigano

„Zu seinen bisherigen Besuchen gehörten Treffen mit Wang Zuo’an, dem Leiter der Staatlichen Verwaltung für religiöse Angelegenheiten, und dem verstorbenen Bischof Fu Tieshan, dem ehemaligen Präsidenten der Bischofskonferenz der Katholischen Kirche in China (BCCCC), einer vom Heiligen Stuhl nicht anerkannten Organisation“, berichtete „The Global Times“.

Im Juni 2014 berichtete David Gibson in der „Washington Post“, dass McCarrick „im vergangenen Jahr“ nach China gereist sei, um „sensible Gespräche über Religionsfreiheit“ zu führen.

Dieses Detail stimmt zum Teil mit dem 11-seitigen „Zeugnis“ des ehemaligen Apostolischen Nuntius Erzbischofs Carlo Maria Viganò überein. Viganò schildert eine Begegnung mit McCarrick im Juni 2013, bei dem Viganò behauptet, dass McCarrick ihm gesagt habe: „Gestern hat mich der Papst empfangen, morgen fliege ich nach China.“

Wie ein über „Wikileaks“ an die Öffentlichkeit gekommenes Dokument des US-Außenministeriums aus dem Jahr 2006 dokumentiert, wurde McCarrick auf mindestens zwei seiner Reisen im Priesterseminar in Peking untergebracht.

Der Vizerektor eines von der Kommunistischen Partei anerkannten Priesterseminars, Pater Shu-Jie Chen, beschreibt zweimal die Unterbringung von McCarrick in einem Bericht, den Christopher Sandrolini, stellvertretender Missionsleiter an der US-Botschaft beim Heiligen Stuhl, verfasst hat.

Chen bezeichnet sich darin selbst als „König“ des Seminars und sagt, dass er „innerhalb seiner Wände tun könne, was er wolle“.

Sandrolini stellte auch fest, dass der Vizerektor die Verfolgung der Untergrundkirche „heruntergespielt“ habe und die Untergrundkirche als „ungebildet“ bezeichnete, in der nur „ältere Menschen“ seien. Er sagte, dass Chen „unbesorgt“ schien, dass „die Evangelisierung keine Option für offizielles religiöses Personal war.

Grüße über Nancy Pelosi bestellt

Ein Telegramm des US-Botschafters am Vatikan, Francis Rooney, vom März 2006 stellt fest, dass Erzbischof Claudio Celli – damals der wichtigste Verhandlungsführer des Heiligen Stuhls in China – darauf bestand, dass McCarrick nicht in der Lage sei, für den Vatikan mit China zu verhandeln, und dass dessen Besuche in China „inoffiziell“ seien.

In den Jahren 2006 bis 2013 klafft eine Lücke auf: McCarrick scheint wenig bis gar nicht nach China gereist zu sein. Doch Einfluss hatte er nach wie vor.

Im Jahr 2009 ließ der Erzbischof über Nancy Pelosi, damals Sprecherin des Repräsentantenhauses, eine Botschaft an einen Freund in China weitergegen. Pelosi übermittelte McCarricks Grüße an Bischof Aloysius Jin von Shanghai, einem ehemals führenden chinesischen Jesuiten.

„Sie[Pelosi] übermittelte Kardinal McCarricks Glückwünsche an Bischof Jin. Bischof Jin sagte, dass er und Kardinal McCarrick Besuche ausgetauscht hatten, beginnend, als letzterer Bischof von Newark war“, so das Telegramm des Außenministeriums.

Während McCarricks Zeit als Erzbischof von Newark war Aloysius Jin Luxian vom Vatikan nicht als Bischof anerkannt. Er wurde 1985 ohne päpstliche Zustimmung zum Coadjutor-Bischof von Shanghai geweiht, seine Position wurde knapp 20 Jahre später erst anerkannt, im Jahr 2004. Bischof Jin starb 2013.

Ein Artikel aus dem Jahr 2007 in „The Atlantic“ beschreibt die enge Freundschaft zwischen McCarrick und Jin und dass McCarrick sich damit brüstete, in den 1990er Jahren Nachrichten des von der chinesischen Regierung ernannten Bischofs an den Papst weitergeleitet zu haben.

Sowohl das Außenministerium als auch die chinesischen Medien haben einen Besuch von Erzbischof McCarrick in China 1998 dokumentiert.

Auf dieser Reise war er einer von drei amerikanischen Geistlichen, die China besuchten, um über Religionsfreiheit zu diskutieren. McCarrick traf Bischof Michael Fu Tieshan, der als stellvertretender Vorsitzender des Ständigen Ausschusses der Kommunistischen Partei Chinas im Nationalen Volkskongress Chinas fungierte.

Der linientreue Fu wurde 1979 von Peking ohne Zustimmung des Papstes zum Bischof ernannt.

Chinesische Medien berichteten, dass McCarrick 1998 das Nationale Priesterseminar in Peking besuchte.

Am 2. August 2003 berichtete die „South China Morning Post„, dass McCarrick „Anfang dieser Woche drei Tage in Peking verbrachte, um einen angeblich privaten Besuch zu machen“.

McCarrick sei „der erste Kardinal aus einem westlichen Land“ gewesen, so die Zeitung weiter, „der das Festland besuchte, seit die Beziehungen zwischen China und dem Vatikan nach einem Streit über die Heiligsprechung im Oktober 2000 frostig wurden“.

Kandidaten der Kommunistischen Partei

In einer Nachricht des Außenministeriums vom Dezember 2003 schrieb der US-Botschafter im Vatikan, Jim Nicholson, dass der Direktor des Vatikanbüros für China, Monsignore Gianfranco Rota-Graziosi, „keine konkrete Verbesserung erwartet habe, die sich aus der informellen Reise des Washingtoner Kardinals McCarrick nach China im vergangenen Sommer ergeben habe“.

Am 14. September 2018 berichtete das „Wall Street Journal“, dass der Heilige Stuhl im Begriff sein könnte, ein Abkommen mit China abzuschließen, das auch sieben illegal geweihte – und somit exkommunizierte – Bischöfen anerkennen würde, die in der regimetreuen und von der Kommunistischen Partei kontrollierten „Chinesischen Patriotischen Katholischen Vereinigung“ sitzen.

Bereits seit Januar 2018 gibt es Hinweise auf ein formales Abkommen zwischen dem Vatikan und der Volksrepublik, was die Ernennung von Bischöfen betrifft.

Gleichzeitig hat China massive Beschränkungen der Religionsfreiheit verhängt, welche die religiöse Praxis im Land extrem beschränken: Kreuze werden entfernt Kirchen werden zerstört, Kindern ist der Zutritt zu Kirchen verboten, und Christen werden bedrängt und schikaniert. (CNA Deutsch)

Bischof von Hong Kong: Katholiken müssen gegen Ungerechtigkeit aufsprechen

VATIKANSTADT – Die katholische Kirche in Hongkong ist aufgerufen, sich im Falle von Ungerechtigkeiten zu äußern, aber sie konkurriert nicht mit der Regierung der Volksrepublik China, so der Bischof des chinesischen Territoriums gegenüber CNA.

Bischof Michael Yeung Ming-cheung war zusammen mit dem Bischof von Macau zu einem Ad-Limina-Besuch in Rom; die beiden Gebiete sind ehemalige britische und portugiesische Territorien, die heute Teil Chinas sind.

Als Sonderverwaltungsregion verfügt Hongkong über ein hohes Maß an Autonomie vom chinesischen Festland, mit einem eigenen politischen und wirtschaftlichen System. Das Gebiet war von 1842 bis 1997 eine britische Kolonie.

Die Bischöfe trafen sich am 23. Juni mit Papst Franziskus, zum Ende einer Woche voller Treffen in den Büros des Vatikans, darunter ein zweistündiges Treffen mit dem Staatssekretariat.

Bischof Yeung, der im August 2017 die Nachfolge als Bischof von Hongkong antrat, sagte, dass Hongkong einen Einfluss auf die chinesische Lebensweise haben kann, da „Hongkong aufgerufen ist, an der Modernisierung Chinas teilzunehmen, und zwar nicht nur aus politisch-ökonomischer Sicht. Die Entwicklung des Landes basiert nicht nur auf der Wirtschaft.“

Er fügte hinzu, dass die katholische Kirche „nicht mit der kommunistischen Partei um Macht und Autorität in dieser Welt konkurrieren darf. Der Herr Jesus hat den Jüngern nie gesagt, dass sie mit dem römischen Reich konkurrieren sollen.“

Bischof Yeung betonte, dass „die Kirche jedoch ihre Rolle zu spielen hat. Sie ist berufen, eine gute Einstellung zum Dialog zu haben, und gleichzeitig ist sie berufen, die Wahrheit zu sagen und sich gegen soziale Ungerechtigkeit auszusprechen, wenn diese geschieht.“

Das Verhältnis zur Kirche auf dem chinesischen Festland wird von Bischof Yeung als „delikat“ bezeichnet.

Die Botschaft der chinesischen Behörden ist, dass sie keine Einmischung in das chinesische Festland wollen, und der jüngste Gesetzentwurf über ausländische NGOs geht in diese Richtung: Alles muss von der Regierung genehmigt werden, und die Regierung hat das Recht zu erfahren, woher das Geld kommt, so der Oberhirte.

Laut Gesetz müssen sich ausländische NGOs beim Ministerium für Öffentliche Sicherheit oder seinen Behörden auf Provinzebene registrieren lassen, bevor sie ein Büro auf dem chinesischen Festland einrichten können.

Das Gesetz ist Folge der zunehmenden staatlichen Regulation vieler Bereiche des öffentlichen Lebens.

Bischof Yeung sagte über die Verhandlungen über eine Abmachung zwischen dem Heiligen Stuhl und China:

  „Die Kirche hat eine sehr klare Rolle: Sie konkurriert nicht mit der Regierung; sie ist aufgerufen, sich zu äußern, wenn es Ungerechtigkeiten gibt“.

Er fügte hinzu: „Wir verstehen, dass der Heilige Stuhl einen Dialog mit der Regierung in Peking unterhält, und es ist normal, dass es auch Menschen gibt, die dagegen sind. Wir vertrauen auf unseren Herrn. Vor fünfzig Jahren war die Tür zwischen dem Vatikan und Peking geschlossen, und jetzt kämpfen wir darum, eine sehr enge Öffnung zu finden.“

Bischof Yeung sagte weiter, dass er nicht wisse, „wohin uns das Abkommen führen wird“, aber er glaube, dass „Gott uns auf den richtigen Weg bringen wird“.

Bischof Yeung sagte, dass eines der Diskussionsthemen mit vatikanischen Beamten während der Ad Limina-Reise die mögliche Anmeldung einer katholischen Universität in Hongkong sei, die aus einem bestehenden Bildungsinstitut wachsen soll, welches bereits 2.000 Studenten hat.

Sobald die Anerkennung abgeschlossen ist, wird die Hochschule den Namen „Sankt- Franziskus-Universität“ erhalten.

Laut Bischof Yeung hat die chinesische Regierung ein Interesse daran, eine katholische Universität in Hongkong zu akkreditieren, weil das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ die autonomen Beziehungen zwischen dem Territorium und dem chinesischen Festland artikuliert.

„Wir können unsere eigene Art haben, Dinge zu tun“, erklärte der Bischof. „Ich denke, Hongkong kann für China sehr wichtig sein, da es sein offenes Fenster zur Welt ist. Wenn die Zentralregierung alles in Hong Kong stilllegen würde, würde sie damit aussagen, dass das Prinzip ‚Ein Land, zwei Systeme‘ nicht funktionieren kann.“


Übersetzt aus dem englischen Original. (CNA Deutsch)