Voderholzer: Zölibat ist nicht der Grund für Missbrauch und Kirchenkrise

Bayerischer Oberhirte warnt vor Missbrauch des Missbrauchs – Zölibat ist Lebensform nach Vorbild Jesu – Spricht unbescholtenen Priestern sein Vertrauen aus.

REGENSBURG – Die Ehelosigkeit ist ein Skandalon in einer übersexualisierten Gesellschaft, aber ist sie der Grund für die durch Missbrauch- und Vertuschungsskandale ausgelöste Kirchenkrise?

Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg hat bei der Feier des Pontifikalamtes zum Hochfest des heiligen Wolfgang solchen Einschätzungen deutlich widersprochen.

Wie die Pressestelle des Bistums mitteilt, nahm der bayerische Oberhirte damit Bezug auf die öffentliche Debatte um die umstrittene „MHG-Studie“ der Deutschen Bischofskonferenz über den sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Kleriker – vor allem aber auf die Konsequenzen, die nach Meinung mancher Kommentatoren daraus gezogen werden sollten.

Ein Missbrauch des Missbrauchs?

Der „MHG-Studie“ selber werden – wie CNA Deutsch berichtete – erhebliche Schwächen vorgeworfen.

Fragwürdig ist Experten zufolge vorallem die gern wiederholte Behauptung, dass die Ehelosigkeit – also die zölibatäre Lebensform der Priester – und die Haltung der Kirche zur Homosexualität mitursächlich für den sexuellen Missbrauch seien.

Geht es bei solchen öffentlichen Aussagen wirklich um die Opfer und eine bessere Prävention von Missbrauch, oder geht es um etwas anderes – nämlich lange ersehnte kirchenpolitische Ziele?

Bischof Voderholzer warnte deutlich vor grundstürzenden Veränderungen in der Kirche, die damit scheinbar legitimiert werden sollen.

„Ich halte das für einen Missbrauch des Missbrauchs, insbesondere für einen Missbrauch der Opfer des Missbrauchs. Wenn der Zölibat ursächlich wäre für diese Verbrechen, wie erklärt es sich dann, dass 99,9 Prozent dieser Fälle von nicht zölibatär lebenden Männern getan werden?“

Der Bischof von Regensburg betonte die positive und historische Rolle des Zölibats:

„Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist die Lebensform Jesu und der Apostel, sie stand in der Kirche von Anfang an wegen ihres Zeugnischarakters in hohem Ansehen und wurde vom Mönchtum, aber auch von Bischöfen und Priestern gelebt, lange bevor sie dann für den Bereich der Westkirche im Mittelalter verbindlich vorgeschrieben wurde“.

Zu behaupten, der Zölibat sei im Mittelalter ausschließlich aus ökonomischen Gründen eingeführt worden, entbehre jeder historischen Vernunft, stellte der bayerische Oberhirte fest.

„Lege dafür meine Hand ins Feuer“

Jeder Priesteramtskandidat wisse, so Voderholzer, dass die Kirche die freiwillige Annahme dieser Lebensform als Berufung zur Christusnachfolge zum Kriterium der Berufung in den geistlichen Dienst gemacht habe, und jeder Weihekandidat bekunde ausdrücklich diese Freiwilligkeit.

Dass diese Lebensform in einer übersexualisierten Gesellschaft ein Skandalon darstellt, das immer wieder angegriffen oder verspottet wird, ist noch lange kein Grund, von dieser biblisch begründeten Tradition abzugehen: „Vielleicht war sie noch nie so wichtig wie heute!“, so Voderholzer.

Notwendig sei selbstverständlich eine gute Vorbereitung der Priesteramtskandidaten und eine gute Begleitung der Priester, damit diese Lebensform gut gelebt werden und ihren Zeugnischarakter auch bewahren kann, betonte der Bischof: „Unsere Priesterausbildung berücksichtigt sehr wohl die psychologischen und menschlichen Gesichtspunkte, die notwendig sind für eine reife Persönlichkeit. Ich lege dafür meine Hand ins Feuer. Und ich möchte auch an dieser Stelle der überwältigenden Mehrheit der Priester mein Vertrauen aussprechen, die ihren Dienst eifrig und gewissenhaft tun, die unbescholten waren und sind.“

Nichts zu verbergen oder zu vertuschen

Bischof Voderholzer begrüßt grundsätzlich jede Initiative, die Hinweise auf Missbrauch oder Vertuschung aufklären und ahnden hilft – auch und gerade mit Blick auf das eigene Bistum. Die Betroffenen müssten bei der Bewältigung des erlebten Unrechts unterstützt werden, unterstrich der Oberhirte erneut.

„Wir sind daher auch in Kontakt mit der Regensburger Staatsanwaltschaft und werden offene Fragen bald und umfassend klären. Wir haben hier nichts zu verbergen oder gar zu vertuschen“.

Voderholzer betonte, man werde „eng mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten, selbstverständlich im Rahmen des geltenden Rechts, der entsprechenden Leitlinien der Bischofskonferenz und der staatlichen und kirchlichen Datenschutzvorschriften“.

Forderungen, gegen geltendes Datenschutzrecht die Personalakten aller Priester gewissermaßen der Öffentlichkeit preiszugeben, erteilte der Regensburger Bischof eine klare Absage: „Dieses Ansinnen ist ungeheuerlich! Die Priester genießen denselben Datenschutz wie alle anderen Menschen auch. Niemand käme doch auf die Idee, den Staat aufzufordern, alle Personalakten der Lehrer offen zu legen, weil es auch in Schulen zu Fällen sexuellen Missbrauchs kommt“.

Der bayerische Oberhirte betonte: „Wenn ein begründeter Anfangsverdacht besteht, dann hat die Staatsanwaltschaft das Recht auf Akteneinsicht und die Pflicht zur Aufklärung“.

Gleichzeitig stellte Voderholzer fest: „Einen Generalverdacht, der sich hier breit macht, weise ich auf das Entschiedenste zurück!“

Das hätten weder die Priester verdient, noch die katholische Kirche, so der Bischof weiter.

„Die katholische Kirche ist die erste und einzige Institution der Zivilgesellschaft in Deutschland, die sich in so umfassender Weise diesem Problem stellt. Ich kann nicht dazu schweigen, dass nun der Eindruck im Raum stehen bleibt, wir seien die einzige Institution, die dieses Problem hat.“

Ja,gelernt, dass die Opferperspektive absoluten Vorrang hat vor jeder Rücksichtnahme auf die Institution oder die Täter. Aber sind denn die vielen Opfer in den anderen Bereichen der Gesellschaft weniger wert oder bedeutsam?“, so Bischof Voderholzer abschließend. (CNA Deutsch)

Erzbistum Köln meldet Vorwürfe sexuellen Missbrauchs mehreren Staatsanwaltschaften

 

KÖLN – Das Erzbistum Köln hat am 29. Oktober in vier Fällen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs Informationen an die Staatsanwaltschaften Bonn, Düsseldorf und Koblenz übersandt.

Bei den weitergegebenen Informationen geht es um mutmaßliche Taten aus den 1970er- und 1980er-Jahren, so das Erzbistum in einer Mitteilung. Die jetzt erfolgten Meldungen basieren auf neuen Informationen von Betroffenen, beziehungsweise auf Erkenntnissen der internen Akten-Aufarbeitung.

Bei den Beschuldigten handelt es sich in diesen Fällen um Priester aus dem Erzbistum Köln, bei denen bereits Sanktionen ausgesprochen und kirchenrechtliche Verfahren in die Wege geleitet wurden. Alle Beschuldigten sind aktuell nicht im Dienst und ihnen ist die öffentliche Ausübung des priesterlichen Dienstes untersagt, so die Mitteilung weiter.

Generalvikar Markus Hofmann sagte dazu: „Alle Erkenntnisse, so auch diese neuen Erkenntnisse, werden an die Staatsanwaltschaft weitergeben. So gehen wir konsequent und transparent den Weg weiter, den unser Erzbischof festgelegt hat.“

Derzeit werden weitere Akten systematisch erfasst und überprüft, so Hofmann. Unabhängig davon werden diese Fälle alle auch noch einmal in der angekündigten unabhängigen Untersuchung geprüft und bewertet. (CNA Deutsch)

Generalvikar Beer: Kirche steht beim Thema Missbrauch noch am Anfang

OHLSTADT (LKR. GARMISCH-PARTENKIRCHEN) – Der Generalvikar des Erzbischofs von München und Freising, Peter Beer, sieht die Kirche angesichts des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger vor historischen Veränderungen.

„Ich bin der Überzeugung, dass jetzt die Kraft, der Mut, der Schwung, auch der Druck da ist, dass wir, jeder an seiner Stelle, in Gang kommen, um etwas zu verändern“, sagte Beer bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese am heutigen Freitag, 12. Oktober, in Ohlstadt im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen.

„Der Gott der Geschichte, wenn es ihn denn gibt, hat uns kräftig in den Hintern getreten. Das war offenbar notwendig.“

Der Generalvikar warnte: „Man kann es sich gemütlich machen im Zorn, in der Macht, in der Enttäuschung“.

„Aber ich glaube, es ist jetzt die Stunde, nicht schwarz zu sehen, sondern es ist der Beginn einer neuen Zukunft. Das wird schmerzhaft werden, es werden geliebte Gewohnheiten verlorengehen, es wird sich das Gesicht der Kirche ändern, es wird eine Form von Kirche sein, die wir erst suchen müssen.“

Er gehe davon aus, dass die Kirche beim Umgang mit sexuellem Missbrauch erst am Anfang stehe, „nicht am Ende, nicht in der Mitte“.

Die Kirche dürfe sich nicht vormachen, dass es ausreiche, aufzuklären und Missbrauchs- und Präventionsbeauftragte zu haben, so Beer: „Die Strukturen, die Haltungen, die systematischen Gründe, die sich hinter der Missbrauchsthematik und vor allem dem Umgang damit verbergen, die bestehen ja weiterhin und wirken auch in anderen Bereichen.“

Der Münchner Generalvikar nannte unter anderem die Tendenz, Schwierigkeiten „unter uns“ zu regeln, „das Nichtglauben gegenüber den Missbrauchsopfern, das Beschwichtigen der Situation vor Ort“ sowie „den schnellen Übergang von Schuld zu Barmherzigkeit, ohne Sühne, ohne Wiedergutmachung, ohne Buße. Das sind Tendenzen, da müssen wir sehr genau hinschauen und in allen Bereichen aufpassen.“ (CNA Deutsch)

Scharfe Kritik an Vorveröffentlichung der deutschen Missbrauchstudie

Medienberichte: Forschungsprojekt belegt tausende Fälle von 1946 bis 2014 – Bischof Ackermann: Für die Betroffenen ein „schwerer Schlag“.

BONN ,- In einer ersten Reaktion der Deutschen Bischofskonferenz hat Bischof Stephan Ackermann kritisiert, dass mehrere Medien am heutigen 12. September die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht haben, die den Missbrauch Minderjähriger durch Priester und Ordensleute in Deutschland in den Jahren 1946 bis 2014 dokumentiert.

„Gerade mit Blick auf die Betroffenen sexuellen Missbrauchs ist die verantwortungslose Vorabbekanntmachung der Studie ein schwerer Schlag“, so Ackermann, der Beauftragter für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist.

Die Ergebnisse des interdisziplinären Forschungsprojekts, das von der DBK in Auftrag gegeben wurde, sollte eigentlich am 25. September vorgestellt werden, wie CNA Deutsch berichtete.

Den Meldungen zufolge wurden im Zeitraum von 1946 bis 2014 laut Studie „3677 überwiegend männliche Minderjährige als Opfer sexueller Vergehen. 1670 Kleriker werden der Taten beschuldigt“, so der „Spiegel„. Die Forscher hätten „mehr als 38.000 Personal- und Handakten aus 27 deutschen Diözesen untersucht und ausgewertet“.

„Ich bedauere, dass die bisher vertraulich gebliebene Studie und somit das Ergebnis vierjähriger Forschungsarbeit zur Thematik ‚Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz'“ heute veröffentlicht worden sei, so Bischof Ackermann.

„Der Vorgang ist umso ärgerlicher, als bislang noch nicht einmal den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz die Gesamtstudie bekannt ist.“

Wie der „Spiegel“ weiter berichtet sei die Hälfte aller Fälle ohne Antrag auf Entschädigung „durch die Betroffenen nicht einmal entdeckt worden, da die Personalakten der Beschuldigten keine Hinweise enthielten“.

In vielen Fällen seien sie „vernichtet oder manipuliert“ worden. Daraus ergebe sich ein „Hinweis auf das Ausmaß des anzunehmenden Dunkelfelds“, schreiben die Autoren der Studie, heißt es.

Die DBK teilt mit, dass für die Woche der Herbst-Vollversammlung vom 24.–27. September 2018 geplant ist, ein Beratungs-Telefon für diejenigen zu schalten, die aufgrund der Berichterstattung aufgewühlt sind und mit jemandem sprechen möchten.

Ackermann betonte: „Wir wissen um das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs, das durch die Ergebnisse der Studie belegt wird. Es ist für uns bedrückend und beschämend. Vor vier Jahren haben wir die Studie in Auftrag gegeben und gerade wir Bischöfe stellen uns den Ergebnissen“.

Dazu werde als erstes die Vollversammlung in Fulda dienen.

„Ziel der Studie, an der sich alle 27 Diözesen Deutschlands beteiligt haben, ist es, mehr Klarheit und Transparenz über diese dunkle Seite in unserer Kirche zu erhalten und zwar um der Betroffenen willen, aber auch, um selbst die Verfehlungen sehen und alles dafür tun zu können, dass sie sich nicht wiederholen“.

Der Missbrauchsbeauftrage betonte:

„Es geht uns um eine verantwortungsvolle und professionelle Aufarbeitung. Ich bin davon überzeugt, dass die Studie eine umfangreiche und sorgfältige Erhebung ist, die Zahlenmaterial und Analysen bietet, aus denen wir weiter lernen werden. Das gilt auch für die Erkenntnisse, die eine vertiefte Einsicht über das Vorgehen der Täter und über das Verhalten von Kirchenverantwortlichen in den zurückliegenden Jahrzehnten ermöglichen. Nochmals betone ich: Die Studie ist eine Maßnahme, die wir nicht nur der Kirche schuldig sind, sondern vor allem und zuallererst den Betroffenen.“

Betroffene sollten sich – so die Mitteilung der DBK – bis zur Bereitstellung des Beratungs-Telefons an die Telefonseelsorge (Tel. 0800/1110111 oder 0800/1110222), die Internetseelsorge (www.internetseelsorge.de) sowie die Missbrauchsbeauftragten der Bistümer (Liste auf der Themenseite www.dbk.de/themen/sexueller-missbrauch/informationen-fuer-betroffene) wenden. (CNA Deutsch)

Kardinal Marx beendet Besuch in Polen mit Gedenken an Nazi-Angriff

„Wir dürfen nie vergessen, wie sehr Polen unter dem nationalsozialistischen Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg gelitten hat“.

BONN – Am Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen vor 97 Jahren hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, seinen viertägigen Besuch in Polen beendet. Zuvor warnte er: Der Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten dürfe nie vergessen werden.

Kardinal Marx traf bei seinem Besuch mit dem Präsidenten der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki, in dessen Amtssitz in Posen zusammen. In der dreistündigen Begegnung wurden „die aktuelle Situation der Kirche in Polen und Deutschland sowie Entwicklungen in der Weltkirche erörtert“, hieß es dazu von der DBK.

Kardinal Marx sagte: „Die gute Beziehung zwischen Deutschen und Polen ist und bleibt ein zentraler Baustein des Friedens in Europa. Und die Kirche in beiden Ländern steht deshalb vor der unabweislichen Verpflichtung, ihren Beitrag zur Einheit Europas zu leisten. Dieser Gedanke ist und bleibt für mich leitend.“

Auch für die Entwicklung des kirchlichen Lebens in Europa sei die deutsch-polnische Zusammenarbeit von hoher Relevanz. Der katholische Glaube erlaube es nicht, „nationale Kirchentümer neben- oder gar gegeneinander zu stellen“, so Marx laut DBK-Mitteilung.

„Die Einheit, die uns aufgetragen ist, meint aber keine Uniformität. Unterschiede können und müssen ausgehalten werden“, so Marx.

Er habe vor allem auch im Gespräch mit Erzbischof Gądecki, „gespürt, wie groß auch auf polnischer Seite Bereitschaft und Interesse an einem vorbehaltlosen und vertieften theologischen Austausch sind.“

Mit einer „Eucharistiefeier im kleinen Kreis“ habe Marx am heutigen Samstag seinen Aufenthalt in Polen beendet, teilte die DBK mit. „Er gedachte dabei der Opfer des Zweiten Weltkrieges, der mit dem deutschen Angriff auf Polen heute vor 79 Jahren begann“.

„Wir dürfen nie vergessen, wie sehr Polen unter dem nationalsozialistischen Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg im Osten gelitten hat“, betonte der Kardinal in Posen. „Wir danken Gott, dass unsere Völker trotz dieser Geschichte wieder zueinander gefunden haben.“ (CNA Deutsch)

Kritik an „Ein neues Kleid für Maria“

Quelle: Kaiserin von Aachen (Screenshot am 16. August)

AACHEN – Mit einer Unterschriftenaktion und eigenen Website wehren sich einige Katholiken gegen die Aktion „Ein neues Kleid für Maria“ des Bistums Aachen. Was steckt dahinter?

Das Domkapitel des Bistums hat sich das Jubiläum „40 Jahre UNESCO Welterbe Aachener Dom“ im kommenden Herbst zum Anlass genommen, einen Wettbewerb zu veranstalten: Die bekannte Gnadenfigur des Doms soll neu eingekleidet, aber nicht einfach feierlich mit einem neuen Festgewand gewürdigt werden. „Gewünscht ist ein modernes Gewand für den Alltag“, so die kirchlichen Organisatoren in ihrer Auslobung.

Nun hat das seit Jahrhunderten verehrte Gnadenbild der Gottesmutter – es steht vor einem Pfeiler neben dem Hauptaltar – bereits „43 festliche Kleiderpaare“, wie der Karlsverein erklärt.

Deshalb soll es auch kein neues Festgewand sein, heißt es weiter. „Kunstschaffende, Gestalter, Designer und Maßschneider aus dem In- und Ausland“ sollen vielmehr bis Ende September „zeitgenössische“ Entwürfe einsenden. Preisträger erhalten mehrere tausend Euro.

Modernisierung der Muttergottes?

Kritiker fragen sich, warum, und nicht wenige warnen: Wenn es nicht um die Feier und Verehrung, um Glaube und die Marienfrömmigkeit, um Jesus und die Muttergottes geht, dann steht im Mittelpunkt was anderes, und sie verweisen auf die Angaben des Veranstalters: Ziel des Wettbewerbs sei, so heißt es dort wörtlich, „die sinnliche Gestaltungsqualität von Liturgie und Kirchenraum zu steigern und die Verehrungsformen zu modernisieren“. Mehr noch: „In der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst“.

Selbst wohlwollende Beobachter solcher Ansätze wissen um das Risiko. Die katholische „Tagepost“ schreibt denn auch, dass das mit der Modernisierung von ‚Verehrungsformen‘ in der Kirche ja so eine Sache sei. „Wer Innovation sät, erntet auch schnell schon mal Kälte und Banalität“.

Einige Kritiker befürchten schlimmeres. Sie haben eine Online-Petition gestartet, um Bischof Helmut Dieser dazu zu bewegen, die Aktion zu verhindern. Auf einer eigens dazu geschaffenen Website – „Kaiserin von Aachen“ – schreiben sie: „Wir befürchten, dass unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit und Modernität die Mutter des Herrn herabgesetzt, verballhornt, sexualisiert und verunglimpft wird. Andere Aktionen zeitgenössischer Künstler im Kirchenraum lassen leider nur das Schlimmste befürchten.“

Welches Gewand die Gnadenfigur letztlich bekommt, das entscheide eine „kundige Jury“, so Birgitta Falk, Direktorin der Aachener Domschatzkammer und Initiatorin der Aktion gegenüber den „Aachener Nachrichten“. Das neue Kleid solle Maria als Mittlerin zwischen Gott und den Menschen zeigen, aber prinzipiell sei „alles erlaubt“. (CNA Deutsch)

Voderholzer: Trinität unterscheidet Christentum vom Islam und „hat gewaltige Folgen“

„Wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen.“

REGENSBURG , 13 August, 2018 / 5:00 PM (CNA Deutsch).-

Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg hat an die Lehre der Dreifaltigkeit Gottes erinnert, und wie diese sich wesentlich vom Islam unterscheidet.

Der bayerische Oberhirte verwehrte sich auch gegen Vorwürfe einzelner Medien, er kritisiere den Islam, wenn er dies feststelle.

Der Glaube an die Dreifaltigkeit „unterscheidet den christlichen Glauben vom Islam“, so Bischof Voderholzer am vergangenen Sonntag in seiner Predigt.

„Allen noch so unterschiedlichen Formen des Islam liegt doch die im Koran klar formulierte und gegen das christliche Bekenntnis gerichtete Aussage zugrunde: Allah ist ungezeugt und zeugt nicht. Ihm ebenbürtig ist keiner (vgl. Sure 112). Wenn ich gelegentlich auch öffentlich auf diesen Sachverhalt hinweise, dann wir mir in der Presse unterstellt, ich würde den Islam ‚kritisieren‘. Aber es geht erst einmal nicht um Kritik, sondern um eine Tatsachenfeststellung“.

Der Islam widerspreche an diesem für den christlichen Glauben zentralen Punkt dem christlichen Bekenntnis, so Voderholzer weiter.

Dies habe gewaltige Folgen, gerade für das religiöse Leben, für die religiöse Praxis: „Weil Gott dreifaltig ist, kann er uns im Mensch gewordenen Sohn nahe kommen, ganz einer von uns werden, im Heiligen Geist Gemeinschaft mit uns haben“.

In den Sakramenten ist und bleibe Christus gegenwärtig zum Heil der Menschen. Weil der Sohn als das Bild Gottes durch seine Menschwerdung Gott in gewisser Weise sogar anschaulich gemacht habe, dürfen auch heilige Bilder sein, gebe es die Bilderverehrung.

„Die Inkarnation hat eine unglaubliche und herrliche Fülle von Kunst in den verschiedenen christlichen Kulturkreisen hervorgebracht. Alles das prägt unser Abendland zutiefst.“

Wenn über den Islam gesprochen wird, dann gehe es doch nicht um Kopftuch und Schweinefleisch, sondern um die Gottesfrage. „Und wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen“, so Bischof Voderholzer.

CNA Deutsch dokumentiert den vollen Wortlaut, wie ihn das Bistum Regensburg zur Verfügung gestellt hat.

Statio und Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer zur Messfeier auf dem Frohnberg bei Hahnbach am Sonntag, 12. August 2018

„Glaubst Du schon oder meinst Du nur?“

Statio

Liebe Mitbrüder im geistlichen Dienstamt!
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Ich danke dem Herrn Pfarrer Dr. Schulz sehr für die Worte der Begrüßung. Vor allem danke ich ihm für die Sorge um die Glaubensverkündigung, um die Inhalte unseres Glaubens. Sie kommt in der Gestaltung und thematischen Ausrichtung dieser „Exerzitienwoche“ der Wallfahrt auf den Frohnberg zum Ausdruck.

„Glaubst du schon oder meinst du nur?“ Unter diesem geistreichen Titel stehen diese Tage, an denen in den Eucharistiefeiern und Gottesdiensten das Glaubensbekenntnis mit seinen einzelnen Artikeln durchbuchstabiert werden soll.

Diese festlichen Tage wollen somit eine Hilfe sein, den Glauben zu reflektieren, auskunftsfähig zu bleiben und immer besser auskunftsfähig zu werden im Bezug auf den Glauben, damit wir allen Rechenschaft geben können, die uns nach dem Grund unserer Hoffnung fragen (vgl. 1 Petr 3,15). Diese Herausforderung wird immer wichtiger! Bitten wir den Herrn, er möge uns durch die Feier dieser Tage im Glauben wachsen lassen und stärken für unser Zeugnis im Alltag.

Predigt

„Ich glaube / wir glauben … an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“

Eine bis ins 4. Jahrhundert zurückreichende Legende besagt, dass die zum Pfingstfest in Jerusalem versammelten zwölf Apostel – erfüllt vom Heiligen Geist – gemeinsam das apostolische Glaubensbekenntnis verfasst haben. Jeder von ihnen habe einen Artikel beigesteuert, so dass am Schluss das tatsächlich aus zwölf Bekenntnissätzen bestehende Apostolische Glaubensbekenntnis herauskam.

Petrus, der erste, sagte: „Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Der letzte Apostel, der für den ausgeschiedenen Judas nachberufene Matthias, machte den Schluss und sagte: „… und das ewige Leben. Amen“. Thomas, der am Abend des Ostertages nicht dabei gewesen war und für dessen Glauben der auferstandene Herr acht Tage danach (Joh 20,26 f.) den Aposteln wiederum erschienen war, trägt – sehr sinnig – den Artikel bei: „am dritten Tage auferstanden von den Toten.“ Diese Legende vom Zustandekommen des apostolischen Glaubensbekenntnisses birgt in ihrer Symbolik eine tiefe Wahrheit, nämlich dass die Zusammenfassung unseres Glaubens in der Tat auf die Apostel zurückgeht, und dass ihr gemeinschaftliches Bekenntnis die Basis ist für die Gemeinschaft der apostolischen Kirche, die sich ihr Programm nicht immer wieder neu zurechtbastelt, sondern im Zeugnis des Glaubens vom Ursprung her lebt.

Die Freude an der Zwölfzahl der Glaubensartikel, die mit der Zahl 12 der Apostel so wunderbar in eins fällt und woraus sich die Legende entwickelt hat, diese Freude und Faszination darf freilich eines nicht verdunkeln, denn dann würde die Legende letztlich in die Irre führen: Die Grundstruktur unseres Glaubensbekenntnisses ist trinitarisch, es regiert die Drei-Zahl entsprechend den drei göttlichen Personen (vgl. dazu besonders Henri de Lubac, Credo. Gestalt und Lebendigkeit unseres Glaubensbekenntnisses, Einsiedeln 1975). Das gilt sowohl für das Apostolische wie auch für das Große, auf die Konzilien von Nizäa und Konstantinopel zurückgehende Glaubensbekenntnis, an dem sich die Predigten dieser Tage vor allem ausrichten. Die Grundstruktur unseres Credo ist trinitarisch, das heißt, es hat die Dreier-Struktur des Bekenntnisses zum dreifaltigen Gott: Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist.

Denn das Glaubensbekenntnis ist zuallererst das Taufbekenntnis. Dort, bei der Taufe, beim Sakrament der Christwerdung, hat es seinen Sitz im Leben, und dort wird es – alle die als Eltern oder Paten schon einmal stellvertretend den Glauben für einen Täufling bekannt haben, wissen es – in einem Dreischritt erfragt: Glauben Sie / Glaubst Du an Gott, den Vater, den Schöpfer …? Glaubst Du an Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Herrn …? Glaubst Du an den Heiligen Geist? Bei der Tauferneuerung in der Osternacht, bei der Firmung, überall, wo wir unseren Taufglauben erneuern, wird das Bekenntnis in dieser an den drei göttlichen Personen sich orientierenden Weise erfragt und damit in Erinnerung gerufen: Wir Christen glauben an den dreifaltigen Gott. Das ist, liebe Schwestern und Brüder, nicht eine lästige Zusatzinformation über Gott oder eine Erfindung der Theologen, sondern die Mitte und der Höhepunkt der biblischen Offenbarung Gottes selbst. Weil Gott sich als trinitarisch, als dreifaltig offenbart hat, bekennen wir uns im Glauben zu ihm als dem dreifaltigen Gott.

Dass Gott dreifaltig ist, heißt: Gott ist einer, aber er ist nicht einsam. In Gott selbst hat der Andere Platz. Gott selbst ist der Urgrund von Vielfalt. Durch die Einheit im Wesen und die Dreiheit in den Personen ist es möglich, dass Gott von Ewigkeit her das Schenken und Empfangen von Liebe ist. Gott ist die Fülle von Gemeinschaft, Gott hat nicht nur Beziehung, er ist Beziehung, wesenhaft!

Weil Gott von Ewigkeit her Liebe ist, Liebe von Vater, Sohn und Geist, kann Gott auch die Schöpfung aus Freiheit ins Dasein gerufen haben, nicht aus Zwang, um sich vielleicht aus seiner vermeintlichen Einsamkeit zu befreien. Gott hätte die Schöpfung nicht gebraucht, er hat sie gewollt, aus Liebe. Alle nicht-trinitarischen Gottesvorstellungen tun sich deshalb schwer, die Freiheit der Schöpfung zu denken.

Weil Gott von Ewigkeit her Liebe ist, kann er die Schöpfung auch erlösen. Gott hatte vorhergesehen, dass die Schöpfung in ihrer Krone, im Menschen, die ihr von Gott geschenkte Freiheit missbrauchen würde. Gott hatte aber auch vorgesehen, dass der Sohn zur Rettung der Welt in sie eingehen werde durch die zeitliche Geburt von der Jungfrau Maria.

Der dreifaltige Gott ist die Mitte und das Ziel unseres Glaubens. Und so beginnen wir jeden Gottesdienst im Namen des dreifaltigen Gottes, und ebenso beschließen wir ihn im Segen des dreifaltigen Gottes. Der Glaube an den dreifaltigen Gott ist nicht eine Zumutung für die Vernunft, sondern die beglückende Glaubenstatsache, dass der ewige Urgrund allen Seins Liebe ist und Beziehung und Gemeinschaft.

Damit sind wir nun aber, liebe Schwestern und Brüder, schon mittendrin in der Thematik, über die zu sprechen Ihr Herr Pfarrer mich gebeten hat: über den zweiten Glaubensartikel „Ich glaube / wir glauben an den Vater … und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“.

An das Bekenntnis zum Vater, der als Schöpfer näher bestimmt wird, schließt sich unmittelbar das Bekenntnis zum Sohn an. Er wird mit seinem Namen Jesus genannt, den er als Mensch gewordener, von Maria geborener Gottessohn bei der Beschneidung erhalten hat. Von diesem Jesus bekennen wir, dass er wirklich der Christus, der Messias, der vom Heiligen Geist Gesalbte ist, und dass er unser Kyrios ist, der Herr.

Was heißt in diesem Zusammenhang „eingeboren“, „eingeborener“ Sohn? Es ist die Übersetzung des griechischen „monogene“; sie stammt von Martin Luther und hat sich konfessionsübergreifend eingebürgert. Heute freilich ist diese Übersetzung missverständlich. Mittlerweile denkt man bei „eingeboren“ an ursprüngliche, „indigene“ Bevölkerung. Ein Eingeborener ist ein im Land geborener und nicht eingewanderter Mensch. Darum geht es im Credo selbstverständlich nicht.

Genauer wäre die Übersetzung: „einzig geborener“ oder „einzig gezeugter“. Das griechische Wort kann „zeugen“ und „gebären“ heißen und seine Verwendung hier zeigt, dass es nicht um Biologie oder Geschlechtlichkeit geht, sondern um die Ursprungsbeziehung von Ewigkeit her. Der Vater ist dem Sohn wesensgleich, er ist Gott wie der Vater. Im Großen Credo heißt es ausdrücklich: „gezeugt, nicht geschaffen“. „Zeugen“ ist im Unterschied zu „machen“ wesensgleiche „Hervorbringung“. Nur in der Vulgärsprache wird „zeugen“ durch „machen“ ersetzt, aber das führt in die Irre. Weil das Wort „eingeboren“ aber schon „eingebetet“ war, das heißt in der Gebetssprache heimisch geworden ist und dadurch gewissermaßen geheiligt war, hat die zuständige Kommission für die Liturgie das Wort im Deutschen gelassen.

Wichtig bleibt: „eingeboren“, „einziggeboren“ oder „einziggezeugt“ will zum Ausdruck bringen: Der Sohn, das Wort, ist von Ewigkeit her ebenso Gott; er verwirklicht die Gottheit ebenso wie der Vater und der Geist. Gott als der Schöpfer ist jenseits der Geschlechterdifferenz, ist also weder männlich oder weiblich, sondern einfach Gott, auch wenn wir uns das nicht vorstellen können und immer wieder auf menschliche Analogien zurückgreifen müssen.

Der Glaube an die Selbstunterscheidung in Gott, an das innere göttliche Leben von Vater, Sohn und Geist, unterscheidet den christlichen Glauben vom Islam. Allen noch so unterschiedlichen Formen des Islam liegt doch die im Koran klar formulierte und gegen das christliche Bekenntnis gerichtete Aussage zugrunde: Allah ist ungezeugt und zeugt nicht. Ihm ebenbürtig ist keiner (vgl. Sure 112). Wenn ich gelegentlich auch öffentlich auf diesen Sachverhalt hinweise, dann wir mir in der Presse unterstellt, ich würde den Islam „kritisieren“. Aber es geht erst einmal nicht um Kritik, sondern um eine Tatsachenfeststellung. Der Islam widerspricht an diesem für unseren Glauben zentralen Punkt dem christlichen Bekenntnis. Und diese Differenz hat gewaltige Folgen, gerade für das religiöse Leben, für die religiöse Praxis. Weil Gott dreifaltig ist, kann er uns im Mensch gewordenen Sohn nahe kommen, ganz einer von uns werden, im Heiligen Geist Gemeinschaft mit uns haben. In den Sakramenten ist und bleibt er gegenwärtig zu unserem Heil. Weil der Sohn als das Bild Gottes durch seine Menschwerdung Gott in gewisser Weise sogar anschaulich gemacht hat, dürfen heilige Bilder sein, gibt es die Bilderverehrung. Die Inkarnation hat eine unglaubliche und herrliche Fülle von Kunst in den verschiedenen christlichen Kulturkreisen hervorgebracht. Alles das prägt unser Abendland zutiefst. Wenn über den Islam gesprochen wird, dann geht es doch nicht um Kopftuch und Schweinefleisch, sondern um die Gottesfrage. Und wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen.

Woher wissen wir das alles?, werden nun vielleicht manche fragen.

Wir wissen es von Jesus her. Weniger durch seine Worte als vielmehr durch sein Tun, seine Taten offenbart Jesus seinen göttlichen Anspruch, gibt er zu erkennen, dass in ihm als Mensch auch ganz die Autorität göttlicher Vollmacht vom Vater her gegenwärtig ist.

Es beginnt mit der Jüngerberufung: Jesus beruft, erwählt. Während man sich bei den zeitgenössischen Rabbinern selbst bewarb, wählt und beruft Jesus in eigener Initiative. Und er erwählt zwölf. Wir machen uns vermutlich keine Vorstellung, was allein diese Berufungsaktion schon bedeutet hat. Jesus kommt, um das 12-Stämme-Volk Israel, das Volk Gottes neu aufzustellen. Wer anders als Gott selbst ist dazu ermächtigt?

Jesus legt mit Vollmacht die Schrift aus, obwohl er kein Schriftgelehrter war! Er stellt nicht den bisherigen Lehrmeinungen eine weitere daneben, sondern sagt: So ist es. Den Alten wurde gesagt, ich aber sage Euch! In der Bergpredigt (Mt 5-7) stellt er sich nicht nur dem Mose gleich, sondern noch weit über Mose auf die Ebene dessen, der der wahre Autor der Schrift ist, Gott. Jacob Neusner, der jüdische Gesprächspartner von Papst Benedikt in seinem Jesus-Buch, hat das sehr richtig erkannt, meint aber, diesem Anspruch nicht folgen zu können.

Jesus heilt. Es gibt keinen Grund, die Heilungen Jesu, ja sogar die Totenauferweckungen zu bezweifeln. Sie gipfeln freilich in der Heilung schlechthin, in der Vergebung der Sünden. Jesus hat es sich herausgenommen, erhebt den Anspruch, die Sündenvergebung direkt zuzusprechen (Mk 2,5)! Das aber ist ein Privileg Gottes, und ganz konsequent reagieren die Schriftgelehrten und die Anhänger des Herodes mit dem Beschluss, Jesus zu töten (Mk 3,6). Hans Urs von Balthasar hat einmal gesagt: Angesichts des Anspruchs, des göttlichen Anspruchs Jesu gab es nur zwei Möglichkeiten: Steine auflesen und nach ihm werfen; oder in die Knie gehen und anbeten!

Im Johannes-Evangelium, dem unser heutiger Evangelienabschnitt entnommen ist, wird ein besonderer Aspekt der Verkündigung Jesu besonders hervorgehoben, die so genannten „Ich-bin-Worte“.

Wenn Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt (Joh 8,12); ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (14,6); ich bin die Auferstehung und das Leben (11,25); ich bin das Brot des Lebens (6,35), usw., dann leuchtet in diesen Worten der brennende Dornbusch auf, in dem Gott sich einst dem Mose offenbart hat als der „Ich bin der ‚Ich-bin‘“ – Jahwe (vgl. Ex 3,14). Im Menschen Jesus ist Jahwe, der „Ich-bin“ gegenwärtig.

Im Zentrum der ersten drei Evangelien steht die Reich-Gottes-Verkündigung Jesu (vgl. Mk 1,14 f.; Lk 11,20). Es wird deutlich: In Jesus selbst, in seinem Wirken, ist das Reich Gottes schon angebrochen. Bei ihm und durch ihn wird alles heil.

Der tiefste Grund für diesen Anspruch und diese göttliche Vollmacht ist Jesu Beziehung zum Vater. Das erste und das letzte Wort nach Lukas ist: „Vater“. „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört.“ (Lk 2,49) – „Vater, in Deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46). Seine Speise ist es, den Willen des Vaters zu tun (vgl. Joh 4,34); usw.

Angesichts dieses Anspruchs meinten die führenden jüdischen Autoriten, Jesus wegen Gotteslästerung beseitigen zu müssen. Und sie haben es mit Hilfe der Römer getan. Jesus aber ist seinem Anspruch treu geblieben, und er hat noch vom Kreuz her um Vergebung gebetet. Er bleibt seiner Sendung treu, auch wenn ihm alle Sicherheiten aus der Hand geschlagen werden.

Doch das Kreuz ist nicht das Ende! Die Auferweckung Jesu von den Toten ist Gottes, des Vaters, Antwort. In der Auferweckung des Sohnes bestätigt der Vater den göttlichen Anspruch des Sohnes und setzt die ins Unrecht, die ihn meinten wegen Gotteslästerung verurteilen zu müssen.

Die Auferweckung des Sohnes in der Kraft des Heiligen Geistes ist der Höhepunkt der Offenbarung des dreifaltigen Gottes. Letztlich klärt sich erst von der Auferstehung, vom Pascha-Mysterium, her das Persongeheimnis Jesu, und deshalb ist der Sonntag als Auferstehungstag für uns so wichtig; konnte der Sonntag schon in neutestamentlicher Zeit den Sabbat als heiligen Tag abzulösen beginnen.

Liebe Schwestern und Brüder, vor ein paar Tagen wurde in einer überregionalen süddeutschen Zeitung der Leserbrief eines Professors – immerhin kein Theologe – abgedruckt, in dem der katholischen Kirche angesichts schwindender Mitgliederzahlen ernsthaft empfohlen wird, doch auf solch „mittelalterliche (!) Botschaften“ und „wilde Geschichten“ wie auch die Auferstehung zu verzichten. Liebe Schwestern und Brüder: Das ist die Empfehlung der geistig-geistlichen Selbstabschaffung, und man fragt sich, wie ein gebildeter Mensch so etwas ernst meinen kann! Und man weiß nicht, über wen man sich mehr ärgern soll, über den Professor, oder über die Redaktion, die einen solchen Unsinn auch noch abdruckt.

Liebe Schwestern und Brüder!

Jesus, der einzig geborene Sohn des Vaters, der in der zeitlichen Geburt aus der Jungfrau Maria als unser aller Menschenbruder geboren wurde, lebt. In der Taufe sind wir durch ihn im Heiligen Geist als Gottes Kinder angenommen, gleichsam adoptiert, „an Kindes Statt angenommen“ worden, wie es im Tagesgebet heute heißt. Und er ist bei uns; in jeder Eucharistiefeier verschenkt er sich an uns als das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist, um uns, wie einst den Propheten Elija (vgl. die 1. Lesung), zu stärken auf dem Lebensweg, dem oft so schweren. Weil Jesus lebt, ist er in der Eucharistie gegenwärtig!

Der heutige 12. August, liebe Schwestern und Brüder, ist der Gedenktag des seligen Karl Leisner! Sie kennen vermutlich seine Geschichte. Lassen Sie mich ihn zum Schluss noch als einen aus der Wolke der Zeugen für den auferstandenen Christus in Erinnerung rufen. Als begnadeter Jugendführer war er, nach schwerem Ringen, seiner Berufung zum Priesteramt gefolgt. Als junger Diakon hat er sich kurz nach Beginn des 2. Weltkriegs in einem Sanatorium im Schwarzwald verplappert und bedauert, dass Hitler das Attentat in München unbeschadet überstanden hat. Er wird hingehängt und ins KZ Dachau gebracht. Dort, in diesem größten Priestergefängnis aller Zeiten, wohin die Nazis alle gefangenen Geistlichen zusammensperrten, dort wird er unter strengster Geheimhaltung, am Gaudete-Sonntag 1944, von einem ebenfalls inhaftierten Bischof zum Priester geweiht. Einmal nur, ein einziges Mal, kann er, schon total geschwächt von der Krankheit, die Messe selber feiern, seine Primizmesse am Stefanitag 1944, hinter Stacheldraht. Nach der Befreiung Dachaus kommt er sofort ins Lungensanatorium Planegg bei München. Und am 12. August 1945 ist er gestorben. Christus war seine ganze Leidenschaft! Und dass Europa seine christliche Seele verliert, die große Sorge, die er seinem Tagebuch anvertraute. Viele Gläubige aus seinem Heimatbistum Münster und weit darüber hinaus haben Karl Leisner für sein Lebenszeugnis verehrt, und Papst Johannes Paul II. hat diese Verehrung 1996 durch die Seligsprechung offiziell gemacht.

Niemand wird zum Glauben gezwungen. Aber jeder sollte sich bewusst machen, was auf dem Spiel steht, wenn er den Glauben über Bord wirft, der diese unsere Heimat so liebenswert gemacht hat.

Wer wird Trost spenden? Wo ist ein Wort der Hoffnung angesichts unbegreiflichen Leids? Wohin aber auch mit unserem Dank für das Geschenk des Lebens? Am Ende der großen eucharistischen Rede Jesu, aus der wir an diesen Sonntagen jeweils einen Abschnitt hören, wird es so sein, dass die Leute sagen: Was er sagt, ist unerträglich. Sie wollen seinem Anspruch nicht glauben. Jesus aber sagt nicht: Gut, dann machen wir es etwas billiger, aber bitte bitte bleibt doch bei mir, wenigstens Ihr Apostel. Was sagt Jesus? Er stellt vor die Entscheidung: „Wollt auch Ihr weggehen?“ (Joh 6,67) Und Petrus antwortet: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du allein hast Worte des ewigen Lebens.“ (6,68)

Das seien auch unsere Worte an diesem Sonntag: Herr, wohin sollen wir denn sonst gehen? Du allein hast Worte ewigen Lebens, und Du bist das Brot, das vom Himmel kommt, und uns stärkt auf dem Weg zur Gemeinschaft mit dem lebendigen und dreifaltigen Gott, dem die Ehre sei und der Lobpreis, heute und in Ewigkeit, Amen.

(CNA Deutsch)

Kardinal Müller: Deutschland braucht moralische Orientierung

SYDNEY – Deutschland hat zwar das Potential, eine führende Rolle in Europa zu spielen, doch dazu bedarf es einer Kirche im Land, die eine klare moralische Orientierung leistet: Das hat Kardinal Gerhard Ludwig Müller in einem Interview gesagt.

Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation sprach im Rahmen einer Reise nach Australien mit „Catholic Outlook“, der Bistumszeitung von Parramatta, einer Diözese im geographischen Zentrum der Metropole Sydney. Deutschland sei wirtschaftlich ein führendes Land, brauche aber auch eine moralisch-ethische Ausrichtung, so Müller.

Er warnte davor, dass die meisten europäischen Entscheidungsträger und Autoritäten zu sehr bestimmten Ideologien anhingen, etwa der Unterstützung von Abtreibung, Euthanasie und Homo-Ehe.

„Sie denken, das ist der Fortschritt der Menschheit, aber es ist ein Rückschritt.“

In dem am 23. Juli veröffentlichten Interview antwortete Kardinal Müller auf eine Frage zur Deutschen Bischofskonferenz, die darauf drängte, dass evangelische Ehegatten von Katholiken in „Einzelfällen“ die Eucharistie empfangen können.

„Leider denken unsere Bischöfe mehr in Kategorien von Politik und Macht und nicht auf der Linie der Neuevangelisierung“, sagte Müller im englisch geführten Exklusiv-Interview. Interkommunion sei „nicht möglich, absolut, objektiv unmöglich“, so der Kardinal und erinnerte an den sakramentalen Glauben, welcher der heiligen Kommunion im Katholizismus zugrunde liegt.

Besonders in der Eucharistie sei es nur möglich, diese zu empfangen, wenn man der vollen Gemeinschaft des kirchlichen Glaubens angehöre. Es reiche nicht, das Gefühl zu haben, dass man zusammengehöre, unterstricht der ehemalige Bischof von Regensburg gegenüber Jordan Grantham.

Kardinal Müller sprach auch über das Verhältnis von Kirche und Staat. „Die Macht des Staates muss dem Transzendenten, dem höheren Gesetz und der Realität gegenüber verantwortlich sein“, sagte er.

Die Macht der Regierung sei daher nicht absolut, sondern müsse sich an das natürliche moralische Gesetz halten, das universell ist, so Müller. Bemühungen, dieses natürliche moralische Gesetz zu verletzen – zum Beispiel durch Legalisierung der Abtreibung oder den Versuch, Priester zur Verletzung des Siegels der Beichte zu verpflichten – seien ungerecht.

Die Kirche könne der Gesellschaft helfen, das Fundament für einen demokratischen, pluralistischen Staat zu verstehen, sagte Müller:

„Der Staat muss tolerant sein und verschiedene Religionen akzeptieren, aber auf der Grundlage der Menschenrechte und des natürlichen moralischen Gesetzes.“

„Wir als katholische Kirche sind die Förderer der Religionsfreiheit und fordern sie nicht nur für uns selbst. Wir sind keine Lobby für uns selbst, wir sind die Förderer dieses natürlichen Rechts, das jeder verdient: Religionsfreiheit, die sich aus dem natürlichen Moralgesetz und der Gewissensfreiheit ableitet“. Die Kirche trage auch durch die Entwicklung und Förderung der katholischen Soziallehre, der Bildung und der Arbeitnehmerrechte zur Gesellschaft bei, fuhr Kardinal Müller fort. Bei der Auseinandersetzung mit modernen Herausforderungen sollten Katholiken darauf achten, nicht mit der falschen Unterscheidung politischer Etiketten wie „Konservative“ und „Progressive“ zu arbeiten, sagte der Kardinal.

„Es ist absolut notwendig, dass wir diese Unterscheidung, diese Spaltung in der Kirche, aber auch in den anderen christlichen Gemeinschaften, in denen wir dieses Problem haben, überwinden“, betonte er. „Das Wort Gottes ist diese Realität, die alle vereint. Wir sind nicht in Parteien geteilt…. wir sind alle vereint in dem einen Leib Christi, wir sind Glieder des Leibes Christi, Christus ist das Haupt Seines Leibes, der die Kirche selbst ist.“ Der Führung des Heiligen Geistes in Demut zu folgen ist entscheidend, fuhr er fort.

„Niemand, auch nicht der Papst und ein Konzil, hat eine direkte Verbindung zum Heiligen Geist, weil sie keine neue Offenbarung empfangen. Es gibt eine Offenbarung, die in Jesus Christus für immer gegeben ist, und deshalb ist unsere Grundlage die Heilige Schrift.“ (CNA Deutsch)

Bistum Fulda: Papst nimmt altersbedingten Rücktritt von Bischof Algermissen an

FULDA – Papst Franziskus hat den Rücktrittgesuch von Bischof Heinz Josef Algermissen angenommen: Der 75-jährige geht somit nach 17 Jahren als Diözesanbischof Fuldas in den Ruhestand.

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, gab die Entscheidung just am Dienstag, 5 Juni bekannt, dem Tag des Festes des heiligen Bonifatius. Der Heilige ist im Dom zu Fulda begraben und Patron des Bistums, welches im jedes Jahr mit einem Fest und den Bonifatius-Wallfahrten gedenkt.

Bischof Algermissen war am 20. Juni 2001 wurde von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Fulda ernannt und am 23. September in sein Amt eingeführt worden. In der Deutschen Bischofskonferenz gehört Algermissen der Liturgiekommission und der Ökumenekommission an, deren stellvertretender Vorsitzender er ist. Im November 2002 wurde er zum Präsidenten von Pax Christi gewählt.

Das Bistum Fulda mit knapp 400.000 Katholiken liegt vorwiegend im Bundesland Hessen. Wie Algermissen zu seinem Geburtstag bekannt gab, will er weiterhin in der Stadt wohnen. „Ich lebe und arbeite mit großer Freude hier in Fulda“, hob der aus der Erzdiözese Paderborn stammende Oberhirte gerne hervor, wie das Bistum mitteilte.

Bis zur Ernennung eines Nachfolgers wird nun wie üblich ein Apostolischer Administrator die Leitung der Diözese übernehmen. (CNA Deutsch)

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Hinweis: Bis zur Wahl eines Apostolischer Administrator  wird Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez das Bistum leiten. (vh – mm)

Franziskus spricht mit Kardinal Marx

Kardinal Reinhard Marx war an diesem Montag bei Papst Franziskus zu einer Privataudienz, wie aus dem Tagesprogramm des Papstes hervorgeht. Der Erzbischof von München und Freising war in seiner Eigenschaft als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrates angekündigt.

Kardinal Marx war zusammen mit weiteren deutschen Bischöfen am 3. Mai im Vatikan gewesen, um mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Luis Ladaria, über die Handreichung der Bischöfe zum Thema Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner zu sprechen.

Eine Begegnung mit dem Papst war zu diesem Anlass nicht vorgesehen. Franziskus würdigte indes Anfang Mai das ökumenische Engagement der deutschen Bischöfe und bat sie, sich über die Frage des Kommunionempfangs selbst ins Einvernehmen zu setzen.

Marx ist auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Über eine geplante pastorale Handreichung zum Kommunionempfang ist ein Streit unter Bischöfen entbrannt. (Vatican News – gs)