Voderholzer: Zölibat ist nicht der Grund für Missbrauch und Kirchenkrise

Bayerischer Oberhirte warnt vor Missbrauch des Missbrauchs – Zölibat ist Lebensform nach Vorbild Jesu – Spricht unbescholtenen Priestern sein Vertrauen aus.

REGENSBURG – Die Ehelosigkeit ist ein Skandalon in einer übersexualisierten Gesellschaft, aber ist sie der Grund für die durch Missbrauch- und Vertuschungsskandale ausgelöste Kirchenkrise?

Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg hat bei der Feier des Pontifikalamtes zum Hochfest des heiligen Wolfgang solchen Einschätzungen deutlich widersprochen.

Wie die Pressestelle des Bistums mitteilt, nahm der bayerische Oberhirte damit Bezug auf die öffentliche Debatte um die umstrittene „MHG-Studie“ der Deutschen Bischofskonferenz über den sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch Kleriker – vor allem aber auf die Konsequenzen, die nach Meinung mancher Kommentatoren daraus gezogen werden sollten.

Ein Missbrauch des Missbrauchs?

Der „MHG-Studie“ selber werden – wie CNA Deutsch berichtete – erhebliche Schwächen vorgeworfen.

Fragwürdig ist Experten zufolge vorallem die gern wiederholte Behauptung, dass die Ehelosigkeit – also die zölibatäre Lebensform der Priester – und die Haltung der Kirche zur Homosexualität mitursächlich für den sexuellen Missbrauch seien.

Geht es bei solchen öffentlichen Aussagen wirklich um die Opfer und eine bessere Prävention von Missbrauch, oder geht es um etwas anderes – nämlich lange ersehnte kirchenpolitische Ziele?

Bischof Voderholzer warnte deutlich vor grundstürzenden Veränderungen in der Kirche, die damit scheinbar legitimiert werden sollen.

„Ich halte das für einen Missbrauch des Missbrauchs, insbesondere für einen Missbrauch der Opfer des Missbrauchs. Wenn der Zölibat ursächlich wäre für diese Verbrechen, wie erklärt es sich dann, dass 99,9 Prozent dieser Fälle von nicht zölibatär lebenden Männern getan werden?“

Der Bischof von Regensburg betonte die positive und historische Rolle des Zölibats:

„Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist die Lebensform Jesu und der Apostel, sie stand in der Kirche von Anfang an wegen ihres Zeugnischarakters in hohem Ansehen und wurde vom Mönchtum, aber auch von Bischöfen und Priestern gelebt, lange bevor sie dann für den Bereich der Westkirche im Mittelalter verbindlich vorgeschrieben wurde“.

Zu behaupten, der Zölibat sei im Mittelalter ausschließlich aus ökonomischen Gründen eingeführt worden, entbehre jeder historischen Vernunft, stellte der bayerische Oberhirte fest.

„Lege dafür meine Hand ins Feuer“

Jeder Priesteramtskandidat wisse, so Voderholzer, dass die Kirche die freiwillige Annahme dieser Lebensform als Berufung zur Christusnachfolge zum Kriterium der Berufung in den geistlichen Dienst gemacht habe, und jeder Weihekandidat bekunde ausdrücklich diese Freiwilligkeit.

Dass diese Lebensform in einer übersexualisierten Gesellschaft ein Skandalon darstellt, das immer wieder angegriffen oder verspottet wird, ist noch lange kein Grund, von dieser biblisch begründeten Tradition abzugehen: „Vielleicht war sie noch nie so wichtig wie heute!“, so Voderholzer.

Notwendig sei selbstverständlich eine gute Vorbereitung der Priesteramtskandidaten und eine gute Begleitung der Priester, damit diese Lebensform gut gelebt werden und ihren Zeugnischarakter auch bewahren kann, betonte der Bischof: „Unsere Priesterausbildung berücksichtigt sehr wohl die psychologischen und menschlichen Gesichtspunkte, die notwendig sind für eine reife Persönlichkeit. Ich lege dafür meine Hand ins Feuer. Und ich möchte auch an dieser Stelle der überwältigenden Mehrheit der Priester mein Vertrauen aussprechen, die ihren Dienst eifrig und gewissenhaft tun, die unbescholten waren und sind.“

Nichts zu verbergen oder zu vertuschen

Bischof Voderholzer begrüßt grundsätzlich jede Initiative, die Hinweise auf Missbrauch oder Vertuschung aufklären und ahnden hilft – auch und gerade mit Blick auf das eigene Bistum. Die Betroffenen müssten bei der Bewältigung des erlebten Unrechts unterstützt werden, unterstrich der Oberhirte erneut.

„Wir sind daher auch in Kontakt mit der Regensburger Staatsanwaltschaft und werden offene Fragen bald und umfassend klären. Wir haben hier nichts zu verbergen oder gar zu vertuschen“.

Voderholzer betonte, man werde „eng mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten, selbstverständlich im Rahmen des geltenden Rechts, der entsprechenden Leitlinien der Bischofskonferenz und der staatlichen und kirchlichen Datenschutzvorschriften“.

Forderungen, gegen geltendes Datenschutzrecht die Personalakten aller Priester gewissermaßen der Öffentlichkeit preiszugeben, erteilte der Regensburger Bischof eine klare Absage: „Dieses Ansinnen ist ungeheuerlich! Die Priester genießen denselben Datenschutz wie alle anderen Menschen auch. Niemand käme doch auf die Idee, den Staat aufzufordern, alle Personalakten der Lehrer offen zu legen, weil es auch in Schulen zu Fällen sexuellen Missbrauchs kommt“.

Der bayerische Oberhirte betonte: „Wenn ein begründeter Anfangsverdacht besteht, dann hat die Staatsanwaltschaft das Recht auf Akteneinsicht und die Pflicht zur Aufklärung“.

Gleichzeitig stellte Voderholzer fest: „Einen Generalverdacht, der sich hier breit macht, weise ich auf das Entschiedenste zurück!“

Das hätten weder die Priester verdient, noch die katholische Kirche, so der Bischof weiter.

„Die katholische Kirche ist die erste und einzige Institution der Zivilgesellschaft in Deutschland, die sich in so umfassender Weise diesem Problem stellt. Ich kann nicht dazu schweigen, dass nun der Eindruck im Raum stehen bleibt, wir seien die einzige Institution, die dieses Problem hat.“

Ja,gelernt, dass die Opferperspektive absoluten Vorrang hat vor jeder Rücksichtnahme auf die Institution oder die Täter. Aber sind denn die vielen Opfer in den anderen Bereichen der Gesellschaft weniger wert oder bedeutsam?“, so Bischof Voderholzer abschließend. (CNA Deutsch)

Voderholzer: Trinität unterscheidet Christentum vom Islam und „hat gewaltige Folgen“

„Wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen.“

REGENSBURG , 13 August, 2018 / 5:00 PM (CNA Deutsch).-

Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg hat an die Lehre der Dreifaltigkeit Gottes erinnert, und wie diese sich wesentlich vom Islam unterscheidet.

Der bayerische Oberhirte verwehrte sich auch gegen Vorwürfe einzelner Medien, er kritisiere den Islam, wenn er dies feststelle.

Der Glaube an die Dreifaltigkeit „unterscheidet den christlichen Glauben vom Islam“, so Bischof Voderholzer am vergangenen Sonntag in seiner Predigt.

„Allen noch so unterschiedlichen Formen des Islam liegt doch die im Koran klar formulierte und gegen das christliche Bekenntnis gerichtete Aussage zugrunde: Allah ist ungezeugt und zeugt nicht. Ihm ebenbürtig ist keiner (vgl. Sure 112). Wenn ich gelegentlich auch öffentlich auf diesen Sachverhalt hinweise, dann wir mir in der Presse unterstellt, ich würde den Islam ‚kritisieren‘. Aber es geht erst einmal nicht um Kritik, sondern um eine Tatsachenfeststellung“.

Der Islam widerspreche an diesem für den christlichen Glauben zentralen Punkt dem christlichen Bekenntnis, so Voderholzer weiter.

Dies habe gewaltige Folgen, gerade für das religiöse Leben, für die religiöse Praxis: „Weil Gott dreifaltig ist, kann er uns im Mensch gewordenen Sohn nahe kommen, ganz einer von uns werden, im Heiligen Geist Gemeinschaft mit uns haben“.

In den Sakramenten ist und bleibe Christus gegenwärtig zum Heil der Menschen. Weil der Sohn als das Bild Gottes durch seine Menschwerdung Gott in gewisser Weise sogar anschaulich gemacht habe, dürfen auch heilige Bilder sein, gebe es die Bilderverehrung.

„Die Inkarnation hat eine unglaubliche und herrliche Fülle von Kunst in den verschiedenen christlichen Kulturkreisen hervorgebracht. Alles das prägt unser Abendland zutiefst.“

Wenn über den Islam gesprochen wird, dann gehe es doch nicht um Kopftuch und Schweinefleisch, sondern um die Gottesfrage. „Und wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen“, so Bischof Voderholzer.

CNA Deutsch dokumentiert den vollen Wortlaut, wie ihn das Bistum Regensburg zur Verfügung gestellt hat.

Statio und Predigt von Bischof Rudolf Voderholzer zur Messfeier auf dem Frohnberg bei Hahnbach am Sonntag, 12. August 2018

„Glaubst Du schon oder meinst Du nur?“

Statio

Liebe Mitbrüder im geistlichen Dienstamt!
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Ich danke dem Herrn Pfarrer Dr. Schulz sehr für die Worte der Begrüßung. Vor allem danke ich ihm für die Sorge um die Glaubensverkündigung, um die Inhalte unseres Glaubens. Sie kommt in der Gestaltung und thematischen Ausrichtung dieser „Exerzitienwoche“ der Wallfahrt auf den Frohnberg zum Ausdruck.

„Glaubst du schon oder meinst du nur?“ Unter diesem geistreichen Titel stehen diese Tage, an denen in den Eucharistiefeiern und Gottesdiensten das Glaubensbekenntnis mit seinen einzelnen Artikeln durchbuchstabiert werden soll.

Diese festlichen Tage wollen somit eine Hilfe sein, den Glauben zu reflektieren, auskunftsfähig zu bleiben und immer besser auskunftsfähig zu werden im Bezug auf den Glauben, damit wir allen Rechenschaft geben können, die uns nach dem Grund unserer Hoffnung fragen (vgl. 1 Petr 3,15). Diese Herausforderung wird immer wichtiger! Bitten wir den Herrn, er möge uns durch die Feier dieser Tage im Glauben wachsen lassen und stärken für unser Zeugnis im Alltag.

Predigt

„Ich glaube / wir glauben … an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“

Eine bis ins 4. Jahrhundert zurückreichende Legende besagt, dass die zum Pfingstfest in Jerusalem versammelten zwölf Apostel – erfüllt vom Heiligen Geist – gemeinsam das apostolische Glaubensbekenntnis verfasst haben. Jeder von ihnen habe einen Artikel beigesteuert, so dass am Schluss das tatsächlich aus zwölf Bekenntnissätzen bestehende Apostolische Glaubensbekenntnis herauskam.

Petrus, der erste, sagte: „Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Der letzte Apostel, der für den ausgeschiedenen Judas nachberufene Matthias, machte den Schluss und sagte: „… und das ewige Leben. Amen“. Thomas, der am Abend des Ostertages nicht dabei gewesen war und für dessen Glauben der auferstandene Herr acht Tage danach (Joh 20,26 f.) den Aposteln wiederum erschienen war, trägt – sehr sinnig – den Artikel bei: „am dritten Tage auferstanden von den Toten.“ Diese Legende vom Zustandekommen des apostolischen Glaubensbekenntnisses birgt in ihrer Symbolik eine tiefe Wahrheit, nämlich dass die Zusammenfassung unseres Glaubens in der Tat auf die Apostel zurückgeht, und dass ihr gemeinschaftliches Bekenntnis die Basis ist für die Gemeinschaft der apostolischen Kirche, die sich ihr Programm nicht immer wieder neu zurechtbastelt, sondern im Zeugnis des Glaubens vom Ursprung her lebt.

Die Freude an der Zwölfzahl der Glaubensartikel, die mit der Zahl 12 der Apostel so wunderbar in eins fällt und woraus sich die Legende entwickelt hat, diese Freude und Faszination darf freilich eines nicht verdunkeln, denn dann würde die Legende letztlich in die Irre führen: Die Grundstruktur unseres Glaubensbekenntnisses ist trinitarisch, es regiert die Drei-Zahl entsprechend den drei göttlichen Personen (vgl. dazu besonders Henri de Lubac, Credo. Gestalt und Lebendigkeit unseres Glaubensbekenntnisses, Einsiedeln 1975). Das gilt sowohl für das Apostolische wie auch für das Große, auf die Konzilien von Nizäa und Konstantinopel zurückgehende Glaubensbekenntnis, an dem sich die Predigten dieser Tage vor allem ausrichten. Die Grundstruktur unseres Credo ist trinitarisch, das heißt, es hat die Dreier-Struktur des Bekenntnisses zum dreifaltigen Gott: Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist.

Denn das Glaubensbekenntnis ist zuallererst das Taufbekenntnis. Dort, bei der Taufe, beim Sakrament der Christwerdung, hat es seinen Sitz im Leben, und dort wird es – alle die als Eltern oder Paten schon einmal stellvertretend den Glauben für einen Täufling bekannt haben, wissen es – in einem Dreischritt erfragt: Glauben Sie / Glaubst Du an Gott, den Vater, den Schöpfer …? Glaubst Du an Jesus Christus, seinen Sohn, unseren Herrn …? Glaubst Du an den Heiligen Geist? Bei der Tauferneuerung in der Osternacht, bei der Firmung, überall, wo wir unseren Taufglauben erneuern, wird das Bekenntnis in dieser an den drei göttlichen Personen sich orientierenden Weise erfragt und damit in Erinnerung gerufen: Wir Christen glauben an den dreifaltigen Gott. Das ist, liebe Schwestern und Brüder, nicht eine lästige Zusatzinformation über Gott oder eine Erfindung der Theologen, sondern die Mitte und der Höhepunkt der biblischen Offenbarung Gottes selbst. Weil Gott sich als trinitarisch, als dreifaltig offenbart hat, bekennen wir uns im Glauben zu ihm als dem dreifaltigen Gott.

Dass Gott dreifaltig ist, heißt: Gott ist einer, aber er ist nicht einsam. In Gott selbst hat der Andere Platz. Gott selbst ist der Urgrund von Vielfalt. Durch die Einheit im Wesen und die Dreiheit in den Personen ist es möglich, dass Gott von Ewigkeit her das Schenken und Empfangen von Liebe ist. Gott ist die Fülle von Gemeinschaft, Gott hat nicht nur Beziehung, er ist Beziehung, wesenhaft!

Weil Gott von Ewigkeit her Liebe ist, Liebe von Vater, Sohn und Geist, kann Gott auch die Schöpfung aus Freiheit ins Dasein gerufen haben, nicht aus Zwang, um sich vielleicht aus seiner vermeintlichen Einsamkeit zu befreien. Gott hätte die Schöpfung nicht gebraucht, er hat sie gewollt, aus Liebe. Alle nicht-trinitarischen Gottesvorstellungen tun sich deshalb schwer, die Freiheit der Schöpfung zu denken.

Weil Gott von Ewigkeit her Liebe ist, kann er die Schöpfung auch erlösen. Gott hatte vorhergesehen, dass die Schöpfung in ihrer Krone, im Menschen, die ihr von Gott geschenkte Freiheit missbrauchen würde. Gott hatte aber auch vorgesehen, dass der Sohn zur Rettung der Welt in sie eingehen werde durch die zeitliche Geburt von der Jungfrau Maria.

Der dreifaltige Gott ist die Mitte und das Ziel unseres Glaubens. Und so beginnen wir jeden Gottesdienst im Namen des dreifaltigen Gottes, und ebenso beschließen wir ihn im Segen des dreifaltigen Gottes. Der Glaube an den dreifaltigen Gott ist nicht eine Zumutung für die Vernunft, sondern die beglückende Glaubenstatsache, dass der ewige Urgrund allen Seins Liebe ist und Beziehung und Gemeinschaft.

Damit sind wir nun aber, liebe Schwestern und Brüder, schon mittendrin in der Thematik, über die zu sprechen Ihr Herr Pfarrer mich gebeten hat: über den zweiten Glaubensartikel „Ich glaube / wir glauben an den Vater … und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn“.

An das Bekenntnis zum Vater, der als Schöpfer näher bestimmt wird, schließt sich unmittelbar das Bekenntnis zum Sohn an. Er wird mit seinem Namen Jesus genannt, den er als Mensch gewordener, von Maria geborener Gottessohn bei der Beschneidung erhalten hat. Von diesem Jesus bekennen wir, dass er wirklich der Christus, der Messias, der vom Heiligen Geist Gesalbte ist, und dass er unser Kyrios ist, der Herr.

Was heißt in diesem Zusammenhang „eingeboren“, „eingeborener“ Sohn? Es ist die Übersetzung des griechischen „monogene“; sie stammt von Martin Luther und hat sich konfessionsübergreifend eingebürgert. Heute freilich ist diese Übersetzung missverständlich. Mittlerweile denkt man bei „eingeboren“ an ursprüngliche, „indigene“ Bevölkerung. Ein Eingeborener ist ein im Land geborener und nicht eingewanderter Mensch. Darum geht es im Credo selbstverständlich nicht.

Genauer wäre die Übersetzung: „einzig geborener“ oder „einzig gezeugter“. Das griechische Wort kann „zeugen“ und „gebären“ heißen und seine Verwendung hier zeigt, dass es nicht um Biologie oder Geschlechtlichkeit geht, sondern um die Ursprungsbeziehung von Ewigkeit her. Der Vater ist dem Sohn wesensgleich, er ist Gott wie der Vater. Im Großen Credo heißt es ausdrücklich: „gezeugt, nicht geschaffen“. „Zeugen“ ist im Unterschied zu „machen“ wesensgleiche „Hervorbringung“. Nur in der Vulgärsprache wird „zeugen“ durch „machen“ ersetzt, aber das führt in die Irre. Weil das Wort „eingeboren“ aber schon „eingebetet“ war, das heißt in der Gebetssprache heimisch geworden ist und dadurch gewissermaßen geheiligt war, hat die zuständige Kommission für die Liturgie das Wort im Deutschen gelassen.

Wichtig bleibt: „eingeboren“, „einziggeboren“ oder „einziggezeugt“ will zum Ausdruck bringen: Der Sohn, das Wort, ist von Ewigkeit her ebenso Gott; er verwirklicht die Gottheit ebenso wie der Vater und der Geist. Gott als der Schöpfer ist jenseits der Geschlechterdifferenz, ist also weder männlich oder weiblich, sondern einfach Gott, auch wenn wir uns das nicht vorstellen können und immer wieder auf menschliche Analogien zurückgreifen müssen.

Der Glaube an die Selbstunterscheidung in Gott, an das innere göttliche Leben von Vater, Sohn und Geist, unterscheidet den christlichen Glauben vom Islam. Allen noch so unterschiedlichen Formen des Islam liegt doch die im Koran klar formulierte und gegen das christliche Bekenntnis gerichtete Aussage zugrunde: Allah ist ungezeugt und zeugt nicht. Ihm ebenbürtig ist keiner (vgl. Sure 112). Wenn ich gelegentlich auch öffentlich auf diesen Sachverhalt hinweise, dann wir mir in der Presse unterstellt, ich würde den Islam „kritisieren“. Aber es geht erst einmal nicht um Kritik, sondern um eine Tatsachenfeststellung. Der Islam widerspricht an diesem für unseren Glauben zentralen Punkt dem christlichen Bekenntnis. Und diese Differenz hat gewaltige Folgen, gerade für das religiöse Leben, für die religiöse Praxis. Weil Gott dreifaltig ist, kann er uns im Mensch gewordenen Sohn nahe kommen, ganz einer von uns werden, im Heiligen Geist Gemeinschaft mit uns haben. In den Sakramenten ist und bleibt er gegenwärtig zu unserem Heil. Weil der Sohn als das Bild Gottes durch seine Menschwerdung Gott in gewisser Weise sogar anschaulich gemacht hat, dürfen heilige Bilder sein, gibt es die Bilderverehrung. Die Inkarnation hat eine unglaubliche und herrliche Fülle von Kunst in den verschiedenen christlichen Kulturkreisen hervorgebracht. Alles das prägt unser Abendland zutiefst. Wenn über den Islam gesprochen wird, dann geht es doch nicht um Kopftuch und Schweinefleisch, sondern um die Gottesfrage. Und wir sind herausgefordert, den christlichen Glauben an die Dreifaltigkeit zu verstehen, auch in all seinen Konsequenzen, und ihn froh zu bezeugen.

Woher wissen wir das alles?, werden nun vielleicht manche fragen.

Wir wissen es von Jesus her. Weniger durch seine Worte als vielmehr durch sein Tun, seine Taten offenbart Jesus seinen göttlichen Anspruch, gibt er zu erkennen, dass in ihm als Mensch auch ganz die Autorität göttlicher Vollmacht vom Vater her gegenwärtig ist.

Es beginnt mit der Jüngerberufung: Jesus beruft, erwählt. Während man sich bei den zeitgenössischen Rabbinern selbst bewarb, wählt und beruft Jesus in eigener Initiative. Und er erwählt zwölf. Wir machen uns vermutlich keine Vorstellung, was allein diese Berufungsaktion schon bedeutet hat. Jesus kommt, um das 12-Stämme-Volk Israel, das Volk Gottes neu aufzustellen. Wer anders als Gott selbst ist dazu ermächtigt?

Jesus legt mit Vollmacht die Schrift aus, obwohl er kein Schriftgelehrter war! Er stellt nicht den bisherigen Lehrmeinungen eine weitere daneben, sondern sagt: So ist es. Den Alten wurde gesagt, ich aber sage Euch! In der Bergpredigt (Mt 5-7) stellt er sich nicht nur dem Mose gleich, sondern noch weit über Mose auf die Ebene dessen, der der wahre Autor der Schrift ist, Gott. Jacob Neusner, der jüdische Gesprächspartner von Papst Benedikt in seinem Jesus-Buch, hat das sehr richtig erkannt, meint aber, diesem Anspruch nicht folgen zu können.

Jesus heilt. Es gibt keinen Grund, die Heilungen Jesu, ja sogar die Totenauferweckungen zu bezweifeln. Sie gipfeln freilich in der Heilung schlechthin, in der Vergebung der Sünden. Jesus hat es sich herausgenommen, erhebt den Anspruch, die Sündenvergebung direkt zuzusprechen (Mk 2,5)! Das aber ist ein Privileg Gottes, und ganz konsequent reagieren die Schriftgelehrten und die Anhänger des Herodes mit dem Beschluss, Jesus zu töten (Mk 3,6). Hans Urs von Balthasar hat einmal gesagt: Angesichts des Anspruchs, des göttlichen Anspruchs Jesu gab es nur zwei Möglichkeiten: Steine auflesen und nach ihm werfen; oder in die Knie gehen und anbeten!

Im Johannes-Evangelium, dem unser heutiger Evangelienabschnitt entnommen ist, wird ein besonderer Aspekt der Verkündigung Jesu besonders hervorgehoben, die so genannten „Ich-bin-Worte“.

Wenn Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt (Joh 8,12); ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (14,6); ich bin die Auferstehung und das Leben (11,25); ich bin das Brot des Lebens (6,35), usw., dann leuchtet in diesen Worten der brennende Dornbusch auf, in dem Gott sich einst dem Mose offenbart hat als der „Ich bin der ‚Ich-bin‘“ – Jahwe (vgl. Ex 3,14). Im Menschen Jesus ist Jahwe, der „Ich-bin“ gegenwärtig.

Im Zentrum der ersten drei Evangelien steht die Reich-Gottes-Verkündigung Jesu (vgl. Mk 1,14 f.; Lk 11,20). Es wird deutlich: In Jesus selbst, in seinem Wirken, ist das Reich Gottes schon angebrochen. Bei ihm und durch ihn wird alles heil.

Der tiefste Grund für diesen Anspruch und diese göttliche Vollmacht ist Jesu Beziehung zum Vater. Das erste und das letzte Wort nach Lukas ist: „Vater“. „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört.“ (Lk 2,49) – „Vater, in Deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk 23,46). Seine Speise ist es, den Willen des Vaters zu tun (vgl. Joh 4,34); usw.

Angesichts dieses Anspruchs meinten die führenden jüdischen Autoriten, Jesus wegen Gotteslästerung beseitigen zu müssen. Und sie haben es mit Hilfe der Römer getan. Jesus aber ist seinem Anspruch treu geblieben, und er hat noch vom Kreuz her um Vergebung gebetet. Er bleibt seiner Sendung treu, auch wenn ihm alle Sicherheiten aus der Hand geschlagen werden.

Doch das Kreuz ist nicht das Ende! Die Auferweckung Jesu von den Toten ist Gottes, des Vaters, Antwort. In der Auferweckung des Sohnes bestätigt der Vater den göttlichen Anspruch des Sohnes und setzt die ins Unrecht, die ihn meinten wegen Gotteslästerung verurteilen zu müssen.

Die Auferweckung des Sohnes in der Kraft des Heiligen Geistes ist der Höhepunkt der Offenbarung des dreifaltigen Gottes. Letztlich klärt sich erst von der Auferstehung, vom Pascha-Mysterium, her das Persongeheimnis Jesu, und deshalb ist der Sonntag als Auferstehungstag für uns so wichtig; konnte der Sonntag schon in neutestamentlicher Zeit den Sabbat als heiligen Tag abzulösen beginnen.

Liebe Schwestern und Brüder, vor ein paar Tagen wurde in einer überregionalen süddeutschen Zeitung der Leserbrief eines Professors – immerhin kein Theologe – abgedruckt, in dem der katholischen Kirche angesichts schwindender Mitgliederzahlen ernsthaft empfohlen wird, doch auf solch „mittelalterliche (!) Botschaften“ und „wilde Geschichten“ wie auch die Auferstehung zu verzichten. Liebe Schwestern und Brüder: Das ist die Empfehlung der geistig-geistlichen Selbstabschaffung, und man fragt sich, wie ein gebildeter Mensch so etwas ernst meinen kann! Und man weiß nicht, über wen man sich mehr ärgern soll, über den Professor, oder über die Redaktion, die einen solchen Unsinn auch noch abdruckt.

Liebe Schwestern und Brüder!

Jesus, der einzig geborene Sohn des Vaters, der in der zeitlichen Geburt aus der Jungfrau Maria als unser aller Menschenbruder geboren wurde, lebt. In der Taufe sind wir durch ihn im Heiligen Geist als Gottes Kinder angenommen, gleichsam adoptiert, „an Kindes Statt angenommen“ worden, wie es im Tagesgebet heute heißt. Und er ist bei uns; in jeder Eucharistiefeier verschenkt er sich an uns als das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist, um uns, wie einst den Propheten Elija (vgl. die 1. Lesung), zu stärken auf dem Lebensweg, dem oft so schweren. Weil Jesus lebt, ist er in der Eucharistie gegenwärtig!

Der heutige 12. August, liebe Schwestern und Brüder, ist der Gedenktag des seligen Karl Leisner! Sie kennen vermutlich seine Geschichte. Lassen Sie mich ihn zum Schluss noch als einen aus der Wolke der Zeugen für den auferstandenen Christus in Erinnerung rufen. Als begnadeter Jugendführer war er, nach schwerem Ringen, seiner Berufung zum Priesteramt gefolgt. Als junger Diakon hat er sich kurz nach Beginn des 2. Weltkriegs in einem Sanatorium im Schwarzwald verplappert und bedauert, dass Hitler das Attentat in München unbeschadet überstanden hat. Er wird hingehängt und ins KZ Dachau gebracht. Dort, in diesem größten Priestergefängnis aller Zeiten, wohin die Nazis alle gefangenen Geistlichen zusammensperrten, dort wird er unter strengster Geheimhaltung, am Gaudete-Sonntag 1944, von einem ebenfalls inhaftierten Bischof zum Priester geweiht. Einmal nur, ein einziges Mal, kann er, schon total geschwächt von der Krankheit, die Messe selber feiern, seine Primizmesse am Stefanitag 1944, hinter Stacheldraht. Nach der Befreiung Dachaus kommt er sofort ins Lungensanatorium Planegg bei München. Und am 12. August 1945 ist er gestorben. Christus war seine ganze Leidenschaft! Und dass Europa seine christliche Seele verliert, die große Sorge, die er seinem Tagebuch anvertraute. Viele Gläubige aus seinem Heimatbistum Münster und weit darüber hinaus haben Karl Leisner für sein Lebenszeugnis verehrt, und Papst Johannes Paul II. hat diese Verehrung 1996 durch die Seligsprechung offiziell gemacht.

Niemand wird zum Glauben gezwungen. Aber jeder sollte sich bewusst machen, was auf dem Spiel steht, wenn er den Glauben über Bord wirft, der diese unsere Heimat so liebenswert gemacht hat.

Wer wird Trost spenden? Wo ist ein Wort der Hoffnung angesichts unbegreiflichen Leids? Wohin aber auch mit unserem Dank für das Geschenk des Lebens? Am Ende der großen eucharistischen Rede Jesu, aus der wir an diesen Sonntagen jeweils einen Abschnitt hören, wird es so sein, dass die Leute sagen: Was er sagt, ist unerträglich. Sie wollen seinem Anspruch nicht glauben. Jesus aber sagt nicht: Gut, dann machen wir es etwas billiger, aber bitte bitte bleibt doch bei mir, wenigstens Ihr Apostel. Was sagt Jesus? Er stellt vor die Entscheidung: „Wollt auch Ihr weggehen?“ (Joh 6,67) Und Petrus antwortet: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du allein hast Worte des ewigen Lebens.“ (6,68)

Das seien auch unsere Worte an diesem Sonntag: Herr, wohin sollen wir denn sonst gehen? Du allein hast Worte ewigen Lebens, und Du bist das Brot, das vom Himmel kommt, und uns stärkt auf dem Weg zur Gemeinschaft mit dem lebendigen und dreifaltigen Gott, dem die Ehre sei und der Lobpreis, heute und in Ewigkeit, Amen.

(CNA Deutsch)

D: Bischof Voderholzer äußert sich zum Streitthema „Interkommunion“

Quelle: Bistum Regensburg (Screenshot am 24. April)

Gestern wurde auf der Webseite des Bistum Regensburg ein Interview zur Frage des Kommunionempfangs evangelischer Ehepartner mit Bischof Voderholzer veröffentlichet.

Vaticanhistory. – Martin Marker.

Der Regensburger Bischof stellt in dem Interview seine eigene Sichtweise zum umstrittenen Thema der Interkommunion und der Handreichung der DBK dar.

Zum Originalartikel des Bistums Regensburg: „Bischof Voderholzer zur Frage des Kommunionempfangs evangelischer Ehepartner: „Die gemeinsame Sehnsucht nach Einheit wach halten“

(vh – mm)

 

Katholikentag mit kontroversen Themen – Radio Vatikan ist vor Ort

Katholikentag 2014Beim Katholikentag in Regensburg ist unsere Kollegin Christine Seuß mit dabei. Hier ihr Bericht.

„Mit Christus Brücken bauen“ ist das Motto des diesjährigen Katholikentages, der auf Einladung des ehemaligen Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller nach Regensburg kam. Er hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Kein Thema soll ausgeklammert, auch strittige gesellschaftliche und innerkirchliche Fragen sollen aufgegriffen werden. Die Diskussion um staatlich erlaubte Suizidbeihilfe, der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, oder die Schwangerenberatung mit Beratungsscheinausstellung sind dabei insbesonders zu nennen. Konflikte blieben hier auch im Vorfeld nicht aus. Der Verein „Donum Vitae“, der schwangere Frauen in Schwierigkeiten bei ihrer Entscheidung über die Fortführung der Schwangerschaft vor christlichem Hintergrund berät und – anders als die kirchlichen Beratungsstellen – im Anschluss einen Beratungsschein ausstellt, ist nach jahrelanger selbstverständlicher Präsenz in diesem Jahr beim Katholikentag durch den Regensburger Bischof ausdrücklich „geduldet“.

Doch genau das Motto „Mit Christus Brücken bauen“ soll in dieser und ähnlichen Fragen als Leitlinie für einen offenen und respektvollen Dialog dienen: Es werden zahlreiche Foren angeboten, in denen Betroffene von ihrer Situation berichten und Bischöfe und Laienvertreter miteinander ins Gespräch kommen wollen. Die durchgehende Möglichkeit zum Gebet – auch eine Wallfahrt wird angeboten – ergänzt sich mit Veranstaltungen zur Ökumene, der mit rund 100 Veranstaltungen ein breites Forum geboten wird. Aber auch aktuelle politische Fragestellungen wie die Folgen der Ukraine-Krise für die Europäische Union werden behandelt. Daneben finden sich auch ungewöhnliche Veranstaltungen wie „Katholisches Speed-Dating“, Kultur, Kabarett und Musik – insbesondere die Auftritte der weltberühmten Regensburger Domspatzen dürfen natürlich nicht fehlen.

Überhaupt ist das über 1000 Angebote umfassende Programm des Regensburger Katholikentages eindrucksvoll. Anders als bei anderen Katholikentagen üblich, sind Stände und Veranstaltungsorte dezentral in der gesamten Altstadt verteilt, so dass man sich diesen Katholikentag in besonderer Form „erlaufen“ kann. 30.000 Dauerteilnehmer werden erwartet, und die Veranstalter rechnen mit etwa 50.000 Tagesgästen, die sich allerdings vom momentan sehr regnerischen und kühlen Wetter nicht abschrecken lassen dürfen. Über 900 Journalisten haben sich für die Berichterstattung akkreditieren lassen, und 2200 Helfer sind unermüdlich im Einsatz.

Die Hoffnung ist berechtigt, dass das katholische Großereignis die innerkirchliche Diskussion, aber auch eine klare Positionierung der Katholiken innerhalb der Gesellschaft ein Stück weit unterstützen kann. Und vielleicht gelingt es sogar – warum nicht – die Ergebnisse des Katholikentages bis nach Rom zur Sitzung der Bischofssynode zur Familie im kommenden Herbst zu tragen.

Grußbotschaft des Papstes
Der Katholikentag war am Mittwochabend mit einer Feierstunde in Regensburg eröffnet worden. Trotz des strömenden Regens fanden sich zahlreiche Gläubige am Regensburger Dom ein, um an der Eröffnung des wichtigsten katholischen Großereignisses in Deutschland teilzunehmen. Neben dem Gastgeber, dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, hießen auch Bundespräsident Gauck, der ZdK-Vorsitzende Alois Glück und Papst Franziskus – in Form einer durch den Nuntius verlesenen Grußbotschaft – die Teilnehmer willkommen. Bis spät in den Abend waren die Teilnehmer in der Altstadt Regensburgs unterwegs, um den ersten Abend bei Begegnungen und Vorführungen auf den zahlreichen Bühnen im Zentrum ausklingen zu lassen. Am Donnerstagmorgen wurde im Regensburger Stadion der große Christi-Himmelfahrts-Gottesdienst mit eigens komponierten Musikstücken gefeiert. (rv)

Regensburger Bischof: Ratzingers Weihnachtsbetrachtungen herausragend

Prof. Dr. Rudolf VoderholzerDas Bistum Regensburg darf bereits zum zweiten Mal einen Christbaum für den Vatikan schenken. Das ist eine besondere Ehre, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Zusammen mit 350 Pilgern überreichte er – symbolisch – den Baum, der eigentlich auf tschechischem Boden gewachsen ist und dann von der bayerischen Gemeinde Waldmünchen nach Rom transportiert wurde. Im Gespräch mit uns geht Bischof Voderholzer auf die Bedeutung des Christbaumes ein, der ein Zeichen der Erlösung Christi sei. Auch ging er auf die Bedeutung von Weihnachten in den Predigten und Reden des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ein: „Die älteste Quelle, die wir von Josef Ratzinger haben, ist ein Brief an das Christkind aus dem Jahre 1934.“ Doch die Predigten und Betrachtungen über Weihnachten von Josef Ratzinger/Papst Benedikt XVI. zählen zu den wichtigsten Dokumenten des jetzt emeritierten Papstes, sagt Voderholzer, der Gründungsdirektor des 2008 gegründeten „Institut Papst Benedikt XVI.“ in Regensburg sowie Herausgeber der gesammelten theologischen Schriften von Papst Benedikt XVI. ist. (rv)
 

D: Prof. Dr. Rudolf Voderholzer neuer Bischof von Regensburg

Wie das Bistum Regensburg heute bekannt gab, hat Papst Benedikt XVI. den Trierer Dogmatikprofessor Dr. Rudolf Voderholzer (53) zum Nachfolger von Gerhard Ludwig Müller ernannt. Müller war am 02.07.2012 zum Pro-Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom berufen worden. Seither ist das Bistum Regensburg vakant. Der neue Regensburger Bischof ist ein Ziehsohn Müllers. Rudolf Voderholzer war von 1992 bis 2001 Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik an der Ludwig-Maximilians-Universität  (LMU) in München.

Voderholzer ist am 09.10.1959 in München geboren und absolvierte sein Abitur am Münchner Dante-Gymnasium. In seiner Heimatstadt studierte er in den 80er Jahren Theologie und Philosophie. Seine Priesterweihe empfing er im Jahr 1987 in Freising (Erzbistum München und Freising) und wirkte anschließend als Kaplan in Traunreut, Haar und Zorneding. 1997 promovierte er bei Professor Gerhard Ludwig Müller mit einer Arbeit über Henri de Lubac zum Doktor der Theologie. 2004 habilitierte er sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät München. Im selben Jahr weschelte er an das Departement für Glaubens- und Religionswissenschaften und Philosophie an die Schweizer Universität Fribourg. Hier war er zwischen 2004 und 2005 Präsident des Departements. 2005 wurde Voderholzer ordentlicher Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier. Nebenher war er als Seelsorger in der Pfarrei St. Nikolaus in Kasel an der Ruwer tätig. Seit dem Jahr 2008 ist er Gründungsdirektor des "Institut Papst Benedikt XVI." in Regensburg und seit 2010 Ordentliches Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften.

Der Termin seiner Bischofsweihe und Amtseinführung wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben.(vh)

 

D: Müller nimmt Abschied von Regensburg

Erzbischof Gerhard Ludwig Müller hat Abschied genommen von Regensburg: Der bisherige Bischof der bayerischen Stadt geht als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom. Am Sonntag feierte Müller zum Abschied ein Pontifikalamt im Petersdom – dem von Regensburg natürlich. Am Nachmittag kamen etwa 5.000 Menschen zu einer Begegnung auf dem Domplatz. Der Päpstliche Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, hob in Regensburg hervor, Müller habe sein Bistum vor der „Infizierung" durch den Zeitgeist bewahrt. Nun sei es seine Aufgabe, Strömungen innerhalb der Theologie auf der ganzen Welt zur Einheit des Glaubens zu führen.

Müller selbst lobte das kooperative Verhältnis von Staat und Kirche in Deutschland: Darauf könnten beide Seiten stolz sein. Es gelte, den Blick auf das Positive der Kirche wie auch der ganzen Gesellschaft zu richten und dieses nicht hinter einzelnen kritikwürdigen Fällen zurücktreten zu lassen. Denn nur so könne die Gesellschaft die Zukunft auch meistern. Er werde seiner Heimat verbunden bleiben und dort ein „zweites Standbein behalten", versprach der Erzbischof.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch, dankte Müller in Regensburg vor allem für dessen ökumenisches Engagement: Er habe die entsprechende Kommission der Bischofskonferenz „mit hoher Sensibilität" geleitet. Müller bringe „die besten Voraussetzungen mit, um die neue Aufgabe in Rom auszufüllen". Es sei für die deutschen Bischöfe eine Ehre, dass einer der Ihren eine so wichtige Aufgabe im Vatikan übernehme. Müller war 2002 Bischof von Regensburg geworden.

In einem Hirtenwort zum Abschied schreibt Erzbischof Müller, Christen bräuchten auf ihrem „irdischen Pilgerweg" ständige Umkehr, Buße und Erneuerung. „Das ist etwas grundsätzlich Verschiedenes von klug ausgedachten Modernisierungskampagnen, um sich nach dem Maß von Werbeagenturen ein zeitgefälliges Outfit zuzulegen. Den Glauben kann und darf man nicht vermarkten. Denn die Menschen sind nicht schlau angelockte Kunden auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten, sondern geliebte Kinder Gottes, für die Christus den Preis seines Lebens bezahlt hat."

Papsthaus in Pentling eingeweiht

Am Samstagabend hatte Müller in Pentling bei Regensburg noch einen besonderen Termin wahrgenommen: Er eröffnete das frühere Wohnhaus von Papst Benedikt XVI. als Begegnungsstätte. Dabei nannte er das Haus, in dem Joseph Ratzinger als Professor wohnte, ein „großes Zeitzeugnis". Es lasse die „Atmosphäre eines deutschen Professorenhaushalts in den siebziger Jahren" lebendig werden.

Im September 2010 hatte der Bruder des Papstes, Georg Ratzinger, den Schlüssel des Gebäudes an den Direktor des „Instituts Papst Benedikt XVI.", Rudolf Voderholzer, übergeben. Der Dogmatikprofessor kündigte im Münchner Kirchenradio an, dass in dem Gebäude künftig Veranstaltungen angeboten werden. (rv)

Vatikan/Deutschland: Bischof Müller in zwei Dikasterien als Mitglied berufen

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller wird Mitglied im vatikanischen Ökumene-Rat sowie in der Bildungskongregation. Dazu hat ihn Papst Benedikt XVI. an diesem Dienstag ernannt, wie der vatikanische Pressesaal bekannt gab. In der Bildungskongregation wird künftig auch der Schweizer Bischof Charles Morerod als Mitglied amtieren. Bischof Müller ist bei der Deutschen Bischofskonferenz Vorsitzender der Ökumenekommission. Der Regensburger Bischof ist bisher auch Mitglied der Glaubenskongregation und des Päpstlichen Rates für die Kultur. (rv)

D: Reaktionen des Bistums Regensburg zu aktuellen Missbrauchsfällen

Das Bistum Regensburg außert sich zu den aktuellen Missbrauchsfällen in der Diözese und den Medienreaktionen auf seiner Bistums-Website:

1. Das aktuelle Thema: „Sexueller Missbrauch“ und seine antikatholische Instrumentalisierung

>>> zum Artikel

2. Missbrauchsvorwürfe: Heiliger Stuhl ist dankbar für Bemühen um Klarheit im Innern der Kirche

>>> zum Artikel

(vh)

D: Aufarbeitung von Missbrauch erreicht Regensburger Domspatzen

 Die Aufarbeitung früherer Missbrauchsfälle hat nun auch die Regensburger Domspatzen erreicht. Derzeit gebe es Erkenntnisse, dass es in den 50-er Jahren bei dem berühmten Knabenchor zu sexuellen Übergriffen gekommen sei. Ein Täter sei damals juristisch belangt worden. Außerdem habe sich ein weiteres mutmaßliches Opfer gemeldet. Dessen Vorwürfe zu den 60-er Jahren würden derzeit untersucht.

 Hier die Erklärung des Bistums Regensburg in vollem Wortlaut.

Recherchen und Meldungen über Missbrauchsfälle und pädagogische Übergriffe im Bistum Regensburg in den Jahren 1958 bis 1973
In den letzten Wochen meldeten sich vermehrt Menschen, die uns Vorkommnisse, Übergriffe und auch Missbrauch berichteten. Wir führen diese Zunahme zurück auf die entsprechenden Presseberichte, unter anderem über die Diözesanbeauftragte für sexuellen Missbrauch. Da die Fälle bis zu einem halben Jahrhundert zurückliegen, bedeuten diese Anfragen für das Bistum: Gespräch, Zuhören, Recherche, Aktenstudium und Befragungen. Wir haben im Bistum entschieden, die Recherchen nicht häppchenweise vorzunehmen – wir wollen systematisch die Frage beantworten:
Welche Missbrauchsvorkommnisse gab es in Einrichtungen der Diözese Regensburg, wer waren die ´Täter und wer waren die Geschädigten?

Dabei verfolgen wir drei Ziele:

1. Gerechtigkeit und Hilfe für die Opfer
2. Strafrechtliche und kirchenrechtliche Verfolgung der Täter
3. Verhindern zukünftiger Übergriffe

Wir bitten alle Geschädigten sich an unsere Diözesanbeauftragte für sexuellen Missbrauch zu wenden. Wir möchten ermutigen, Leid beim Namen zu nennen, zu bearbeiten und auf diese Weise Schmerzen zu lindern und aufzulösen.
Wir können keine Aussagen treffen zu Ordensleuten, die nicht auf der Grundlage von Gestellungsverträgen mit der Diözese („Dienstverhältnis" mit der Diözese) tätig waren.
Wie Sie bereits aus unserer Einladung entnommen haben, liegt der Schwerpunkt unseres heutigen Berichts in den sechziger und Anfang der siebziger Jahre. Wir beschränken uns auf diesen Zeitraum, weil sich die Anrufe, die uns derzeit erreichen, auf dieses Zeitfenster beziehen.
Zum jetzigen Zeitpunkt der Recherche sind uns folgende Vorkommnisse bekannt geworden:
Verurteilter Geistlicher Friedrich Z. (Missbrauch)
geb. 1918, wurde 1949 ordiniert. Nach seiner Kaplanszeit in Deggendorf war er seit 01.09.1953 als Religionslehrer und Präfekt am Musikgymnasium Regensburg eingesetzt.
Am 06. Mai 1958, also fünf Jahre später, wurde er aus dem Dienst entfernt. Wie die "Regensburger Woche" damals berichtete, wurde Friedrich Z. ("Stellvertreter des Institutsleiters") "mit zweien seiner Schützlinge bei unsittlichen Handlungen ertappt" und wurde daraufhin vom Institutsleiter Theobald Schrems wegen dieser Vergehen an zwei Buben aus dem Haus entfernt. Nach Aussagen befragter Mitbrüder sei er dafür zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Von Oktober 1961 bis Juni 1982 war er Hausgeistlicher bei einem Schwesternkonvent mit Mädchenschule in der Diözese Chur / Schweiz. Nach dem die Schwestern die Niederlassung und die Schule im Juni 1982 auflösten, ist er in den Ruhestand nach Mitterteich (Geburtsort) gezogen, wo er am 24. Juni 1984 verstarb.
Bisher wissen wir nicht, wen Friedrich Z. missbraucht hat, auch nicht, welcher Art die Tat war und ob es nach der Verurteilung noch weitere Opfer gegeben hat.
Geschädigte (Missbrauch)
Zu den Einrichtungen der Regensburger Domspatzen hat sich bisher bei Fr. Dr. Böhm, der Diözesanbeauftragten für sexuellen Missbrauch, ein Geschädigter gemeldet. Wir rechnen aber mit einer Kontaktnahme eines weiteren Geschädigten mit Fr. Dr. Böhm, da er dies einer Mittelsperson angekündigt hat. Es geht – so weit wir wissen – um Vorwürfe Anfang der sechziger Jahre.
Verurteilter Geistlicher Georg Z. (Missbrauch)
1916 geboren, 1949 in Regensburg ordiniert. 1949 Kaplan in Neunburg vorm Wald, von 1950 – 1959 war er am Studienseminar in Straubing tätig, zunächst als Präfekt, später als Musikpräfekt.
Vom 01.01. – 31.08.1959 wirkte er als "Direktor der Internate der Dompräbende und des Domgymnasiums", so der damalige Titel des Internatsleiters der Domspatzen. Am 01.09.1959 wurde er zum Musikstudium beurlaubt und war vom 01.06.1964 – 30.05.1969 als Diözesanmusikdirektor in der Diözese tätig. Von Sept. 1972 bis 1973 war er als Musikpräfekt im Studienseminar in Weiden. Auf Betreiben der Seminarleitung wurde er am 01.11.1973 57-jährig in den Ruhestand versetzt, den er in Eslarn verbrachte und wo er am 17.01.1984 verstarb.
Die Angaben zu seiner Tat variieren je nach Quelle. Nach unseren Recherchen vermuten wir eine Übergriffshandlung vor dem 30.05.1969, die Mitte 1971 strafrechtlich mit 11 Monaten Haft belangt wurde. Bisher wissen wir nicht, wer durch Georg Z. missbraucht wurde, vielleicht auch nach seiner Freilassung. Wir suchen auch noch Näheres zur Tat und zur Verurteilung.
Geschädigter Michael (Name geändert) (Pädagogischer Übergriff u. Missbrauch)
Die Person war Schüler der Vorschule Etterzhausen und gibt an, Anfang der 60er Jahre durch übermäßige Prügel und Demütigungen misshandelt und durch Berührungen im Genitalbereich missbraucht worden zu sein.
Der Beschuldigte, ein junger Erzieher, konnte noch nicht identifiziert werden, weder mit Hilfe von Namenslisten noch durch die Vorlage von Fotos. Der Person wurde Hilfe angeboten und es wird weitere Gespräche dazu geben. Weitere Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gibt es bisher nicht zu diesem Internat.
Wir gehen im Moment Hinweisen auf körperliche Misshandlungen nach, die unter dem damaligen Direktor der Stiftung Etterzhausen, Johann M., passiert sein sollen.
Geschädigter Bernhard M. (Name geändert) (Pädagogischer Übergriff)
Ein Geschädigter erhob Vorwürfe der Misshandlung, vor allem durch Prügelstrafen, gegen den damaligen Direktor des Studienseminars in Weiden und weitere Mitarbeiter des Studienseminars. Es geht dabei um die Zeit Anfang der sechziger Jahre. Frau Dr. Böhm ist im Gespräch mit diesem Mann. Der damalige Direktor ist bereits verstorben, bezüglich der anderen Beschuldigten stehen wir in der Recherche noch am Anfang.
Maßgaben zu Fällen sexuellen Missbrauchs und pädagogischen Übergriffs im Bistum Regensburg
Grundsätzlich sind die benannten Fälle im Bistum und in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Allerdings fehlen uns Einzelheiten zu den Vorgängen, weil wir die Urteile nicht haben. Um Opfern zu helfen und um systematische Aufklärung zu ermöglichen, setzt das Bistum Regensburg einen Rechtsanwalt ein. Er hat den Auftrag, Vorfälle der Vergangenheit zu durchleuchten, mögliche Opfer und Täter zu identifizieren und straf- bzw. kirchenrechtliche Maßregeln zu empfehlen. Er wird einen ersten Zwischenbericht in etwa 14 Tagen der Öffentlichkeit vorstellen. Wir können zurzeit noch nicht die Namen des Rechtsanwalts nennen, da die endgültige Beauftragung erst in den nächsten Tagen stattfindet.
Zusätzlich erweiterte die Diözese bereits im Jahr 2008 das Personalvolumen des Arbeitsstabs der Beauftragten für sexuellen Missbrauch. Seitdem unterstützt ein 5-köpfiges Team die Beauftragte. Zum Team gehören eine weitere Psychologin, ein ehemaliger Richter, ein Kirchenrechtler und zwei Mitarbeiter des Ordinariats. Der Arbeitsstab setzt das Anliegen der Diözese um, den Geschädigten Gehör zu geben, evtl. Therapie anzubieten und Licht ins Dunkel der Tat zu bringen. So wollen wir helfen, dass die Geschädigten ihre verletzte Würde wiederfinden, indem Gerechtigkeit hergestellt wird.
Melden sich Geschädigte, nimmt Frau Dr. Böhm oder die andere Psychologin aus dem Arbeitsstab Kontakt auf, bietet psychologische Hilfe an und versucht die Vorgänge zu erhellen. Meist sind mehrere Gespräche nötig, bis die Geschädigten Vertrauen gefasst haben und sich öffnen können.
Der Arbeitsstab informiert die Diözese über mögliche Täter. Verhärten sich Vorwürfe zu einem Verdacht, fordert die Diözese den Täter zur Selbstanzeige auf. Lehnt die Täterin oder der Täter die Aufforderung ab, informiert die Diözese die Staatsanwaltschaft. Soweit der Täter Kirchenrecht verletzte, entscheidet die Diözese welche kirchenrechtlichen Maßregeln zu treffen sind.
Sexueller Missbrauch widerspricht dem Anspruch und Auftrag der Kirche. Wie wir mit Tätern nach verbüßter Strafe verfahren, entscheidet das Bistum nach Maßgabe der gerichtlichen, therapeutischen und kirchenrechtlichen Vorgaben. Menschen mit pädophilen Fixierungen können nicht mehr im Dienst der Kirche beschäftigt werden. So wurde der Täter von Riekofen aus dem Klerikerstand entlassen. (Bistum Regensburg)