Münchner Präventionsprojekt wird in Rom fortgeführt

EB_M_Erzbistum München und FreisingUmzug von München nach Rom: Das E-Learning-Projekt „Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch“ des Zentrums für Kinderschutz hat seine Pilotphase in München abgeschlossen; es wechselt an die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom. Darüber informierten am Mittwoch in München Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, sowie Pater Hans Zollner. Der Jesuit ist Präsident des Zentrums für Kinderschutz und des Instituts für Psychologie der Päpstlichen Universität Gregoriana – und er ist sehr zufrieden mit dem bisher Geleisteten.

„Die Bilanz ist sehr gut! Wir haben ein E-Learning-Programm, eine Internet-gestützte Lernplattform, aufgesetzt mit Hilfe des Universitätsklinikums Ulm, und wir haben es mit 714 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus zehn Ländern mit elf Projektpartnern ausprobieren können. Die Rückmeldungen sind insgesamt sehr positiv, und deshalb geht es jetzt weiter! Wir übersiedeln also zum Ende dieses Jahres, vom 1. Januar an, nach Rom an die Gregoriana, wo wir dann das Projekt weiter ausdehnen und vertiefen wollen.“

Das Zentrum für Kinderschutz war vom Institut für Psychologie der Gregoriana in Kooperation mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm und mit Unterstützung der Erzdiözese München und Freising Anfang 2012 in München eröffnet worden. Es soll durch internetgestützte Qualifizierungsangebote Priester, Diakone, pastorale Mitarbeiter, Religionslehrer sowie Ehrenamtliche und Katecheten weltweit für die Problematik sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und sexualisierter Gewalt zu sensibilisieren und in ihrer Handlungskompetenz zu stärken.

Pilotphase des Zentrums für Kinderschutz abgeschlossen

„Die einzelnen Lerneinheiten umfassen Dinge wie z.B.: Was muss ich tun, wenn ich merke, dass ein Kind komisch reagiert und ich vermuten kann, dass da eine Art von Missbrauch, auch ein sexueller Missbrauch, vorliegt? Wie soll ich mich dem Kind gegenüber verhalten? Was muss ich tun, um es zu schützen? Mit wem sollte ich sprechen, und was ist die Rechtslage dabei? Ein anderer Bereich ist das, was die Rechtslage in der Kirche betrifft: Welche kirchenrechtlichen Vorgehensweisen gibt es da? Dann der ganze Bereich der kindlichen bzw. jugendlichen Entwicklung, Emotionen, Sexualität; und schließlich Kultur und Kindheit. Wir arbeiten ja bewußt in vielen Ländern mit sehr vielen unterschiedlichen Kulturen und wollen da auch helfen, dass jeweils verstanden wird, was die Kultur für einen Einfluss darauf hat, wie ein Kind reagiert, wie es sich Nähe wünscht oder Distanz braucht, wo die Grenzen sind und wie man als Erwachsener damit umgehen kann.“

Auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Italienisch hat das Zentrum zertifizierte Online-Schulungen durchgeführt; an dem Projekt beteiligt sind Psychologen, Kinder- und Jugendpsychiater, Pädagogen, Philologen, Theologen und Mediendesigner. Unter den Teilnehmern waren bisher – das überrascht vielleicht auf den ersten Blick – viel mehr Frauen als Männer. Dazu Pater Zollner:

„Das ist ganz einfach deshalb so, weil im kirchlichen Bereich – Schulen, Kindergärten, Altenheime – der Frauenanteil insgesamt deutlich höher ist. Vierzig Prozent Männeranteil bei der Beteiligung an diesem Kurs ist, ehrlich gesagt, schon ziemlich viel, wenn man bedenkt, dass Männer in diesen Bereichen deutlich weniger vertreten sind.“

Die Erzdiözese München und Freising hat das Zentrum für Kinderschutz in seiner dreijährigen Pilotphase mit insgesamt 651.000 Euro unterstützt. Das Projekt wird auch nach seiner Übersiedlung nach Rom weiterhin von der Erzdiözese mit 500.000 Euro auf fünf Jahre unterstützt, versprach Kardinal Marx an diesem Mittwoch. Pater Zollner schweben derweil schon ein paar Änderungen für die römische Zukunft vor:

„Das Programm ist so, wie es jetzt ist, ein gewissermaßen sehr deutsches Programm; es ist sehr akademisch aufgehängt, sehr anspruchsvoll. Es setzt etwa voraus, dass man Grundlagentexte von 25 Seiten liest, dazu kommen dann noch Einführen, Fragen, eine Auswertung usw. dazu. Das heißt: Wir merken, dass in einigen Ländern das akademische Niveau bzw. die intellektuelle Kapazität nicht gereicht hat, um an dem Programm auch wirklich dranzubleiben und es ganz durchzuführen, auch bis zum Ende: Sonst hätten wir auch deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehabt, die das Programm auch abschließen! Und es ist uns klar, dass wir auch eine andere Ebene von Emotionalität mit in das Programm bringen müssen, denn bei diesem Thema kann es nicht nur darum gehen, dass ich mich intellektuell schule, sondern dass ich tatsächlich auch gewissermaßen betroffen bin davon, emotional berührt – und deswegen auch die Geduld aufbringe, an dem Thema dranzubleiben, ohne es einfach wieder fallenzulassen.“ (rv

D: Prof. Dr. Rudolf Voderholzer neuer Bischof von Regensburg

Wie das Bistum Regensburg heute bekannt gab, hat Papst Benedikt XVI. den Trierer Dogmatikprofessor Dr. Rudolf Voderholzer (53) zum Nachfolger von Gerhard Ludwig Müller ernannt. Müller war am 02.07.2012 zum Pro-Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom berufen worden. Seither ist das Bistum Regensburg vakant. Der neue Regensburger Bischof ist ein Ziehsohn Müllers. Rudolf Voderholzer war von 1992 bis 2001 Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik an der Ludwig-Maximilians-Universität  (LMU) in München.

Voderholzer ist am 09.10.1959 in München geboren und absolvierte sein Abitur am Münchner Dante-Gymnasium. In seiner Heimatstadt studierte er in den 80er Jahren Theologie und Philosophie. Seine Priesterweihe empfing er im Jahr 1987 in Freising (Erzbistum München und Freising) und wirkte anschließend als Kaplan in Traunreut, Haar und Zorneding. 1997 promovierte er bei Professor Gerhard Ludwig Müller mit einer Arbeit über Henri de Lubac zum Doktor der Theologie. 2004 habilitierte er sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät München. Im selben Jahr weschelte er an das Departement für Glaubens- und Religionswissenschaften und Philosophie an die Schweizer Universität Fribourg. Hier war er zwischen 2004 und 2005 Präsident des Departements. 2005 wurde Voderholzer ordentlicher Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier. Nebenher war er als Seelsorger in der Pfarrei St. Nikolaus in Kasel an der Ruwer tätig. Seit dem Jahr 2008 ist er Gründungsdirektor des "Institut Papst Benedikt XVI." in Regensburg und seit 2010 Ordentliches Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften.

Der Termin seiner Bischofsweihe und Amtseinführung wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben.(vh)

 

D: Ökumenischer Kirchentag in München eröffnet

„So eröffnen wir gemeinsam den zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 ‚Damit ihr Hoffnung habt’“:Etwas unsicher noch eröffneten am Mittwochabend Alois Glück für die katholischen Christen und Eckhard Nagel für die evangelischen Christen den Kirchentag in München, vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Ökumene zwar weit gekommen, aber immer noch etwas unsicher ist. Das Wetter hielt stand und blieb trocken, die Stimmung war großartig, bei den Gottesdiensten ebenso wie beim Fest danach.
Aber die Ereignisse der letzten Wochen setzte auch hier den Grundton. Bundespräsident Horst Köhler nannte das Thema in seiner Grußansprache nach dem Gottesdienst auf der Theresienwiese deutlich beim Namen.
„Dieser ökumenische Kirchentag kommt zur rechten Zeit. Viele dunkle Wochen haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten über der Kirche zusammengezogen. Führungsversagen, Missbrauch, Misshandlung; all das hat zu einer schweren Krise geführt. Viele haben der Kirche den Rücken gekehrt, viele klagen sie an, manche verspotten sie. Viele Gläubige schämen sich, viel Vertrauen ist verloren gegangen. Die vergangenen Untaten sind nicht ungeschehen zu machen; jetzt kommt es darauf an, wie wir damit umgehen.“
Dieser Kirchentag – das betonten neben Köhler auch die Präsidenten des Kirchentages Glück und Nagel, Erzbischof Marx und Landesbischof Friedrich – müsse sich um das Vertrauen mühen, dass wieder zu gewinnen sei.
„Nur mit wieder gewonnener Glaubwürdigkeit und wieder gewonnenem Vertrauen wird die Botschaft des Glaubens und das Zeugnis der Kirche bei den Menschen Gehör finden. Wir dürfen aber heute uns selbst und die, die von außen auf die Kirche schauen, auch daran erinnern, wie viel Gutes wir durch die Gemeinschaft und en Glauben erlebt haben und wie viel Gutes durch gläubige Menschen getan wird.“
Seelsorger, Religionslehrer, Pfarrer, die Ehrenamtlichen in den Gemeinden und der Jugendarbeit: gelebte Barmherzigkeit, tatkräftige Solidarität und Dienst am Anderen sei durch den Glauben in der Gesellschaft sichtbar, so Köhler.
Ähnlich drückte es auch der Präsident des ZdK Alois Glück aus. Und er beschrieb den Weg aus dieser Vertrauenskrise der Kirche:
„Es liegt bei jedem von uns, jeder und jede einzelne kann sich hier und jetzt entscheiden: resignierter Rückzug oder auf den Ruf zur Hoffnung hören. Wir sind berufen, für Gerechtigkeit einzustehen, damit eine Kultur der Achtsamkeit wächst. Wir sind berufen, Widerstand zu leisten dort, wo die Ehrfurcht vor dem Leben fehlt. Und wir haben diesen Traum: indem wir uns selbst in die Pflicht nehmen, können wir die Welt verändern. Darum sind wir gekommen.“
Getragen sei dieses Engagement und dieser Glauben durch die Hoffnung, die auch das Motto des Kirchentages ist. Das betonten in ihrer Dialogpredigt die beiden Gastgebenden Bischöfe, Erzbischof Rheinhard Marx und Landesbischof Johannes Friedrich. Bischof Marx:
„Die Hoffnung Jesu verlangt unseren Einsatz. Die Welt wird nicht besser, indem wir uns ins Kämmerlein zurückziehen, sondern indem wir dort dabei sind, wo wir gefragt sind. Dafür gibt es keine Ausrede. Weil Gott uns durch Jesus Christus diese Hoffnung gegeben hat, die den Tod überwindet und das Leben erst möglich macht, deshalb setzen wir uns ein.“
Und deswegen, und das betonten alle Sprecher bei diesen Eröffnungsfeierlichkeiten, gibt es überhaupt Kirchentage: um das Engagement und den Glauben der Christen sichtbar werden zu lassen. Aus München für Radio Vatikan: Pater Bernd Hagenkord. (rv)

ÖKT: Appell an Geist der Ökumene

Einen Tag vor Beginn des Ökumenischen Kirchentages (ÖKT) haben die Spitzen von Staat und Kirchen in Deutschland die Nähe der christlichen Konfessionen hervorgehoben. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bezeichnete den „Weg des ökumenischen Miteinanders“ als „unumkehrbar“. Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, würdigte den ÖKT, der in München stattfinden wird, als wichtigen Impuls für das Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken. Bundespräsident Horst Köhler appellierte an den Willen der Kirchen zu weiterer Annäherung in der Abendmahlfrage.
In der Münchner Innenstadt findet am Mittwochabend nach dem Eröffnungsgottesdienst auf der Theresienwiese der „Abend der Begegnung“ statt. Dazu erhofft sich der Ordinariatsrat und ÖKT-Beauftragte des Erzbistums München-Freising, Armin Wouters, einen wichtigen Impuls für die kommenden Tage.
„Ich glaube, der Impuls kann von diesem Begegnungsabend dahin ausgehen, dass Christen tatkräftig in unseren Orten mithelfen. Wir brauchen aktive Menschen, die etwas anpacken wollen. Der Kirchentag insgesamt wird zeigen, dass Christen Menschen sind, die mit Verstand und Herz etwas bedenken und durchdenken. Sie tragen dazu bei, dass die Gesellschaft menschwürdig gestaltet wird.“
Das Mitglied der Projektkommission „Abend der Begegnung“ äußerte sich uns gegenüber auch über die Abendmahlspolemik, die bereits beim ersten ÖKT in Berlin ein Thema gewesen war.
„Wir müssen festhalten, dass beim ersten ÖKT kein offizielles gemeinsames Abendmahl stattfand – und das wird auch hier in München nicht der Fall sein. Wir wissen aber, dass ein Wunsch und Bedürfnis dazu durchaus da ist. Ein zu beachtender Aspekt ist beispielsweise das orthodoxe Fest am Freitagabend… Und es ist erlebbar in den Gottesdiensten. Wenn man die geistlichen Angebote des ÖKT wahrnimmt, dann gibt es eine ganze Bandbreite davon.“
Linn Rother, Projektleiterin des „Abends der Begegnung“ in der Geschäftsstelle des 2. ÖKT, stellt uns das Treffen genauer vor.
„Die Besucher können an diesem Begegnungsabend mit einem ganz bunten Programm rechnen. Es soll nicht nur die Verpflegung im Vordergrund stehen, sondern vor allem das Vorstellen der eigenen Arbeit und Region. Die Jugendverbände präsentieren sich mit Mitmachaktionen. Der Besucher kann ganz lebensnah erfahren, wie kirchliche Arbeit heute aussehen kann.“ (rv)