Hunderte Jugendliche unterzeichnen Brief zur Unterstützung der Enzyklika Humanae Vitae

LONDON – Rund 200 junge Katholiken in Großbritannien haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie ihre Unterstützung für die 1968 von Papst Paul VI. veröffentlichte Enzyklika Humanae Vitae ausdrücken.

Das päpstliche Dokument wird am 25. Juli 50 Jahre alt und bekräftigt die Lehre der Kirche zum Thema Empfängnisverhütung. Es behandelt die Würde des menschlichen Lebens und die Sexualität und führt die natürliche Familienplanung als eine moralisch gültige Methode an, um Kinder und den zeitlichen Abstand zwischen den Kindern zu planen.

Der Brief, der diese Woche im „Catholic Herald“ veröffentlicht wurde, hebt die Berufung zur Keuschheit positiv hervor und beschreibt das Dokument des Papstes als „schön und prophetisch.“

„Die Keuschheit zu leben geht gegen die bestehende Kultur und ist schwierig, aber es tut den Beziehungen gut. Es erinnert uns daran, dass die Person, von der wir uns angezogen fühlen, keine Sache ist, die man benutzt, sondern ein geliebtes Wesen, das geehrt und mit Achtung behandelt werden muss“ so die Unterzeichnenden.

Die Enzyklika Humanae Vitae warnte davor, dass weitere Folgen der Nutzung von Verhütungsmitteln ein moralischer Verfall, der Verlust der Achtung für die Frauen und die Verwendung dieser Methoden als Staatspolitik sein würden.

Unter Abschnitt 17 des Dokuments weist der selige Papst Paul VI. darauf hin, dass

„Männer, die sich an empfängnisverhütende Mittel gewöhnt haben, die Ehrfurcht vor der Frau verlieren könnten, und, ohne auf ihr körperliches Wohl und seelisches Gleichgewicht Rücksicht zu nehmen, sie zum bloßen Werkzeug ihrer Triebbefriedigung erniedrigen und nicht mehr als Partnerin ansehen, der man Achtung und Liebe schuldet.“

In dem Brief erklären die Jugendlichen: Wenn die Lehre von Humanae Vitae auch als altmodisch angesehen wird, bedeutet dies nicht, dass sie falsch ist.
„Im Herzen der Keuschheit steht die einfach aber revolutionäre Idee, dass wir für die Liebe geschaffen sind und dass die Sexualität uns geschenkt wurde, um diese Berufung zu erfüllen. Daher ist ´das verheiratete Paar ein Bild Gottes´ wie Papst Franziskus sagt.“

„Sex darf nie etwas Zufälliges sein, weil er in sich selbst so voller Bedeutung ist, im Sinn der gegenseitigen Liebe und Offenheit des Paares für ein neues Leben. Deshalb ist es wichtig, die Ungeteiltheit des sexuellen Akts zu respektieren. Indem wir zulassen, dass die Sexualität ihre ganze Bedeutung annimmt, können wir uns ganz unserem Partner schenken“ so weiter die jungen Menschen in ihrem Brief, der wenige Monate von der Bischofssynode zum Thema „Jugend, Glaube und Berufung“ verfasst wurde.

Das Treffen findet vom 3. bis 28. Oktober im Vatikan statt.

Der Brief der Jugendlichen folgt einer ähnlichen Erklärung, die von 500 britischen Priestern zum 50. Jahrestag der Erscheinung von Humanae Vitae unterzeichnet worden war. Zuvor haben auch 500 gelehrte Kritik an der Enzyklika in einer Erklärung zurückgewiesen, wie CNA Deutsch berichtete. (CNA Deutsch)

Knapp 500 Priester bekräftigen Lehre von Humanae Vitae in neuer Erklärung

LONDON – Fast 500 britische Priester haben eine Erklärung unterzeichnet, in der sie die Lehre der Kirche über die menschliche Sexualität und künstliche Empfängnisverhütung bekräftigen – eine Doktrin, die der selige Paul VI. in seiner Enzyklika Humanae Vitae 1968 unterstrichen hat.

Das berichtet der Vatikanist Edward Pentin im „National Catholic Register„.

Die Priester unterzeichneten die Erklärung anlässlich des 50. Jahrestages der Veröffentlichung der Enzyklika. Darin heißt es, dass die ewige Lehre der Kirche über die menschliche Sexualität eine Vorreiterrolle beim Wiederaufbau einer Kultur des Lebens spielen sollte – und sie betonen, dass diese Lehre für Katholiken und Nichtkatholiken gleichermaßen von unschätzbarem Wert sei.

„Nach einem halben Jahrhundert können wir sehen, wie wahrhaft prophetisch die Enzyklika des Papstes Paulus war“, schreiben die Organisatoren in einem Brief, der letzten Monat an andere Priester geschickt wurde und diese auffordert, sich der Initiative „Humanae Vitae 50“ anzuschließen.

„Wir erleben täglich die Krise des Familienlebens und der Ehe“, fügen die Autoren hinzu und stellen fest, dass sich Humanae Vitae 50 Jahre nach seiner Entstehung als „relevanter denn je“ erwiesen habe.

Die Lehre von der Ehe müsse wieder mit Zuversicht verkündet werden, so die Erklärung weiter. Humanae Vitae bekräftige die „Reinheit und Schönheit des ehelichen Aktes“, der immer offen für die Fortpflanzung sei.

Die Enzyklika des seligen Papstes habe vorausgesagt, dass die Verbreitung der Empfängnisverhütung zum Verlust eines „richtigen Verständnisses der Ehe, der Familie, der Würde des Kindes und der Frauen und sogar einer angemessenen Wertschätzung unseres Körpers“ führen würde.

Eine Initiative katholischer Laien

Wie Pentin weiter berichtet, gründeten britische Laien die Initiative „Humanae Vitae 50“ als Ermutigung für Priester, die Lehre zu verkünden.

„Viele Priester haben geantwortet“, sagte ein Unterzeichner gegenüber dem „National Catholic Register“ am 14. Juni und fügte hinzu, dass es zwar eine britische Initiative sei, andere Ortskirchen weltweit ähnliches planten.

„Es ist ermutigend, dass so viele geantwortet haben“, sagte er. Andere verweisen auf einen starken Kontrast zur damaligen Reaktion des Klerus: „1968 äußerten sich nur sehr wenige Priester zuversichtlich zu dieser Lehre und viele waren anderer Meinung“, heißt es in einer Pressemitteilung, die zeitgleich mit der Initiative veröffentlicht wurde.

Die Vernachlässigung der von Humanae Vitae bekräftigten moralischen Wahrheiten habe zur Folge gehabt, dass Verhütung weit verbreitet Anwendung fand – was „zu einem Zusammenbruch der Familien, der Sexualmoral, der Achtung vor dem menschlichen Leben und der Würde der Frau geführt hat“, so einer der Laien-Organisatoren gegenüber dem „Register“.

Die Veröffentlichung von Humanae Vitae jährt sich am 25. Juli zum fünfzigsten Mal. (CNA Deutsch)

Macht, Geld und Humanae Vitae: Die vergessene Geschichte

Wie mächtige Stiftungen die Lehre der Kirche bekämpft haben – und die Enzyklika, in der Papst Paul VI. diese bekräftigte.

NEW YORK – Die Kontroverse um Humanae Vitae, die päpstliche Enzyklika, die vor 50 Jahren die katholische Lehre zur Empfängnisverhütung bekräftigte, war nicht nur eine deutsche oder europäische.

Auch in Amerika wurde damals bereits gezielt und systematisch versucht, die Lehre der Kirche zu verwirren und aufzulösen.

Wer verstehen will, warum das Schreiben von Papst Paul VI. dermaßen angegriffen wurde, der muss auch den Kontext eines finanziell gut ausgestatteten Netzwerks kennen, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg für eine strenge Bevölkerungskontrolle einsetzte.

Wie dieses Netzwerk, zu dem prominente, kapitalstarke Namen wie die Ford-Stiftung und John D. Rockefeller III gehören, vorgegangen ist: Das erforscht seit Jahrzehnten ein Historiker der State University von Arizona, Professor Donald Critchlow.

„Die Kampagne, Katholiken davon zu überzeugen – und zwar das Führungspersonal wie die breite Öffentlichkeit – dass die traditionelle Sicht der Sexualität, der Abtreibung und der Ehe veraltet sei, war umfangreich und wurde an mehreren Fronten gekämpft,“ so Professor Critchlow gegenüber CNA.

„Gruppen wie [die Abtreibung befürwortende Organisation] ‚Catholic for Choice‘ wurden durch großzügige Spendensummen ermutigt. Aber die breite Kampagne wurde über das Thema der Sexualerziehung vollzogen.“

Critchlow ist Autor des bei Oxford University Press verlegten Buches über die beabsichtigten Konsequenzen dieser politischen Kampagnen rund um Empfängnisverhütung und Abtreibung in der modernen USA: „Intended Consequences: Birth Control, Abortion and the Federal Government in Modern America“.

In einem Vortrag bei der Konferenz über „das Vermächtnis des Widerspruchs gegen Humanae Vitae“ an der Catholic University of America im April 2018 stellte er die Enzyklika in den politischen Kontext ihrer Zeit.

„Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich führende Persönlichkeiten aus Stiftungen, Politik und Wirtschaft zusammen, um eine Kampagne zur Kontrolle des Bevölkerungswachstums zu starten. Sie kamen zu dem Schluss, dass künftige Kriege, Hungersnöte und andere soziale Missstände durch eine Verringerung des Bevölkerungswachstums verhindert werden könnten“, sagte Critchlow gegenüber CNA.

„Zu dieser neo-malthusianischen Agenda“ kamen weitere Themen und Aktivisten, so der Gelehrte: „Reproduktive Rechte für Frauen – und Umweltaktivisten, die für Umweltgerechtigkeit kämpfen.“

Noch vor der Erfindung der Antibaby-Pille entstand so der fruchtbare Boden für eine „Sexuelle Revolution“, wie der Historiker mit Blick auf die 1960er Jahrzehnte beschreibt.

„Veränderungen der sexuellen Sitten und des sexuellen Verhaltens können nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden. Es sollte jedoch kaum Zweifel daran bestehen, dass es Anliegen der Eliten war, sexuelle Sitten und Verhaltensweisen im Namen des ‚Fortschritts‘, reproduktiver Gerechtigkeit und der Bevölkerungskontrolle zu verändern“.

Der Geschichtsprofessor bezeichnete die Nachkriegszeit als „eine der massivsten Bemühungen um Social Engineering in der Menschheitsgeschichte“.

Gemeint ist damit eine Form der „angewandten“ Sozialwissenschaft, welche die öffentliche Meinung versucht zu kontrollieren, um das Verhalten der Menschen wie die Werte der gesamten Gesellschaft zu ändern.

„Keine Verschwörung als solche“

Professor Critchlow betont, dass dies „keine Verschwörung als solche war“: Vielmehr hatten jene, die das Bevölkerungswachstum steuern wollten einfach eine gemeinsame Perspektive wie Aktivisten, die sich für eine öffentliche Finanzierung von Verhütungsmitteln, Abtreibung, Sterilisation und Sexualerziehung einsetzten.

„Sie sahen sich selbst als die Erleuchteten, die den Massen, die in ihren sozialen, politischen und religiösen Ansichten rückständig waren, den Fortschritt brachten.“

Diese selbst-ernannten Aufklärer reagierten mit mehr als Unverständnis auf die Enzyklika, mit der Papst Paul VI. am 25. Juli 1968 die katholische Lehre bekräftigte, darunter die zentrale Position, dass Verhütung grundsätzlich unmoralisch ist.

„Humanae Vitae wurde offen und öffentlich angegriffen“, so Critchlow.

Das Netzwerk der Gegner der katholischen Sexualmoral hatte auch katholische Verbündete.

Im Zentrum der Kontroverse stand der Theologe und Priester Charles Curran. Er lehnte unter anderem die katholische Lehre zur Geburtenkontrolle ab, und bezeichnete 1971 sexuelle Handlungen in einer homosexuellen Beziehung als zwar nicht dem „Ideal“ entsprechend, aber dennoch gut. Als Curran seine Lehrbefugnis verlor, löste die Entscheidung Proteste und Kontroversen aus.

Hugh Moore, ein Geschäftsmann und Aktivist der Bewegung für die Kontrolle des Bevölkerungswachstums, kaufte ganzseitige Anzeigen in der „New York Times“ und anderen Zeitungen, verbreitete sogar Anti-Humanae Vitae-Material an Bischöfe und übersetzte diese unter anderem ins Spanische und Französische – obwohl Moore selber nicht einmal katholisch war.

„Er organisierte Petitionen der Lehre widersprechender Priester, die viel öffentliche Aufmerksamkeit erregten“, erklärte Critchlow.

So wurden der Vatikan, der römische Katholizismus und die traditionellen Bischöfe in den USA als reaktionär dargestellt, und als nicht im Einklang mit der Moderne stehend“, so der Historiker zu CNA.

Hugh Moore spielte auch eine Schlüsselrolle bei der Gründung der „International Planned Parenthood Federation“, und war Mitte der 1960er Jahre deren Vizepräsident, sowie ein führender Verfechter der freiwilligen Sterilisation.

Entsprechend der eigentlichen Motivation der Neo-Malthusianischen Aktivisten – die Angst vor einer „Bevölkerungsexplosion“ – wurde an vielen Fronten gleichzeitig gekämpft, mit stark unterschiedlicher Strategie und Taktik, aber immer unter der Annahme, dass eine Bevölkerungskontrolle notwendig sei, um die Menschheit zu retten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten philanthropische Stiftungen der USA aktiv daran, sogenannte „Familienplanungskliniken“ auch außerhalb der USA einzurichten. Unter Präsident Lyndon Johnson wurde so „Familienplanung“ ganz offiziell zu einem politischen Instrument der Armutsbekämpfung, vor allem in Innenstadtvierteln, unter in den USA als „schwarz“ bezeichneten Minderheiten, sowie in Indianerreservaten.

Unter Präsident Richard Nixon wurde „Familienplanung“ weiter ausgebaut.

Gleichzeitig wurden den Menschen Angst gemacht: Bücher wie Paul Ehrlichs „The Population Bomb“, populäre Zeitschriftenartikel, Science-Fiction-Romane und Filme schürten die Furcht vor einer dystopischen Zukunft, die nur durch eine Kontrolle des Bevölkerungswachstums vermeidbar schien.

Eine „eugenische Formulierung“ und gelähmte Bischöfe

Eine prominente Rolle spielte in diesem Phänomen John D. Rockefeller III – der gezielt bestimmte Gruppen für Bevölkerungskontrolle finanzierte und 1952 den sogenannten „Bevölkerungsrat“ gründete, die Population Council. Deren erster Entwurf der eigenen Charta enthielt eine – später entfernte – Passage, die Critchlow als „eugenische Formulierung“ verurteilt: dabei wird davon geschwärmt, Bedingungen zu schaffen, unter denen überdurchschnittlich intelligente Menschen mit wünschenswerten Eigenschaften auch Familien mit überdurchschnittlich vielen Kinder haben.

Millionen Dollar investierte auch die „Ford Foundation“ in Maßnahmen zur Beschränkung des Bevölkerungswachstums – während etwa die Erbin des Familienvermögens von Mellon gleich ihr Geld noch radikalere Gruppen wie „Zero Population Growth“ spendeten.

In den 1960er Jahren waren die katholischen Bischöfe einerseits wie gelähmt und andererseits zu zerstritten, um gemeinsam zu handeln. Die Unsicherheit einzelner Oberhirten darüber, was Papst Paul VI. schließlich über die Antibaby-Pille sagen würde, potenzierte sich mit der Frage, wie es katholischen Krankenhäusern und anderen Einrichtungen ergeht, wenn die Regierung im Land Verhütung, Abtreibung und Sterilisation fördert und fordert.

So kamen laut Critchlow Kompromisse zustande, in der Absicht, in einer zunehmend säkularisierten Kultur weiter präsent zu sein und wirken zu können. Dazu gehörten etwa Treffen an der Universität Notre Dame in den Jahren 1963 bis 1967 zum Thema Bevölkerungskontrolle. Diese Veranstaltungen unter der Schirmherrschaft der Rockefeller Foundation und der Ford Foundation brachten ausgewählte katholische Persönlichkeiten unter anderem mit „Planned Parenthood Federation of America“ und der Population Council zusammen.

Rockefeller sei es eben sehr klar gewesen, schreibt Critchlow in seinem Buch „Intended Consequences“, dass eine Änderung der Position der Kirche zur Frage der Geburtenkontrolle auf dem Spiel stehen müsse. Treffen mit Vertretern der Kirche, die dabei helfen könnten, die Meinung innerhalb der Hierarchie zu ändern, waren dabei ein wichtiges Instrument.

Laut Critchlow wurde so auch 1965 ein Treffen zwischen Rockefeller und Papst Paul VI. zum Thema Bevölkerungswachstum“ organisiert.

„Am Ende waren die Bischöfe gezwungen, sich dem Dissens innerhalb der Kirche anzupassen. Die katholische Kirche wurde bis zum Aufkommen der Abtreibung in die Defensive gedrängt, bei der die öffentliche Meinung viel mehr gespalten war als bei der Frage der oralen Empfängnisverhütung“, stellte Critchlow fest.

Die Umtriebe der Befürworter einer „Wachstumskontrolle“ mündeten in eine Reihe internationaler Skandale, die nicht nur die USA, sondern auch die Vereinten Nationen erschütterten. Bekanntes Beispiel ist der Eklat um Zwangssterilisation von Frauen in Indien, aber auch in den USA kam es zu Fällen staatlich finanzierter Zwangssterilisation als Instrument von „Armutsbekämpfungsprogrammen“.

Statt Sterilisationsprogrammen verfolgen Aktivisten nun eine andere Strategie: Die Hinauszögerung der Heirat für durch wirtschaftliche wie bildungspolitische Maßnahmen für Frauen. Professor Critchlow begrüßt den neuen Kurs:

„Diese Ziele der Förderung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit und der Hochschulbildung von Frauen in Entwicklungsländern sollten begrüßt werden, auch wenn solche Programme von feministischen Aktivisten und Befürwortern der Bevölkerungskontrolle unterstützt werden“.

Während sich die Debatte um eine Kontrolle des Bevölkerungswachstums also verschoben hat, geht die Kontroverse um Humanae Vitae bis heute weiter.

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original. (CNA Deutsch)

CuraPastoralis: Internationaler pastoraler Aufruf an die Bischöfe der Welt

Die Initiative „CuraPastoralis.org“ ist ein Appell an die Bischöfe der ganzen Welt, die Lehre Christi zu bekräftigen und Fehler beim Empfang der heiligen Kommunion durch Personen die imstand der schweren Sünde leben zu beheben.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Es geht um die Auslegung der Morallehre, wie sie in der Enzyklika „Humanae vitae“ festgeschrieben ist. Die Initiative richtet sich aber auch offen gegen das seit Langem umstrittene Apostolische Dokument „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus. Die Verantwortlichen der Initiative bitten in diesem pastoralen Aufruf die Priester der gesamten Weltkirche um Unterstützung.

Auf der Website „CuraPastoralis.org“ steht der „Pastorale Aufruf an die Bischöfe zu einer apostolischen Bekräftigung des Evangeliums“ in mehreren Sprachen zur Verfügung. Hier der Originaltext in deutscher Sprache:

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Pastoraler Aufruf an die Bischöfe

zu einer apostolischen Bekräftigung des Evangeliums

(Autorisierte Übersetzung aus dem Englischen)

Sonntag des Guten Hirten

22 . April 2018

Eminenz oder Exzellenz,

Als Priester, die geweiht sind, um dem Volk Gottes in der Seelsorge zu dienen, wenden wir uns an Sie, um Ihre Hilfe im Umgang mit einer irreführenden Einstellung im Bereich der christlichen Moral zu erbitten, einer Einstellung, der wir häufig begegnen und die denjenigen, die dadurch irregeführt werden, schweren Schaden zufügt. Wir glauben, dass ein Großteil dieses Schadens geheilt oder gemildert werden könnte, wenn Sie die Lehre Christi bekräftigen und diese Irrtümer durch den Einsatz der vollen Autorität Ihres apostolischen Amtes korrigieren würden. Dies würde nicht nur denjenigen zugute kommen, die Ihnen als ihrem Diözesanbischof anvertraut sind, sondern Sie würden als Nachfolger der Apostel in hohem Maße zur Einheit und zum Wohlergehen der universalen Kirche beitragen. Unsere pastorale Sorge ist es, dass sich die gegenwärtige nachteilige Lage ohne eine solche Hilfe erheblich verschlechtern wird.

In ihrer Grundform enthält die erwähnte irreführende Einstellung die Behauptung, dass diejenigen, die objektiv böse Taten setzen und sich subjektiv als schuldfrei begreifen, die heilige Kommunion empfangen dürfen. In einer weiterentwickelten Form wird bestritten, dass bestimmte Verhaltensweisen in sich böse sind, und behauptet, dass diese Verhaltensweisen entweder unter bestimmten Umständen das realistischere Gute sind, das erreicht werden kann, oder tatsächlich gut sind. Eine noch extremere Version erklärt, dass Gott diese Verhaltensweisen billigen oder gar dazu anregen könnte. Christi Leben und Morallehre werden somit als abstrakte Ideale dargestellt, die an unsere Umstände angepasst werden müssen, und nicht als Realitäten, die bereits darauf gerichtet sind, uns in jeder Situation von der Sünde und dem Bösem zu befreien.

Obwohl dieser Ansatz den Anspruch erhebt, eine neue und legitime Entwicklung zu sein, hat die Kirche seine Prinzipien immer als dem Evangelium widersprechend verstanden. Sie widersetzte sich diesen Theorien im 20. Jahrhundert, vor allem in den fünfzig Jahren seit Humanae Vitae mit besonders energischer und präziser Lehre. Das jüngste Aufleben dieser schädlichen Einstellung trotz entsprechender anhaltender Bemühungen der Kirche zeigt – wie wir glauben – deutlich, dass eine wirksamere pastorale Antwort erforderlich ist, als sie Pfarrer von sich aus leisten können oder die beschränkte Autorität konventioneller diözesaner und regionaler Erklärungen adäquat erbringen kann. Darum bitten wir Sie, die Ausübung Ihrer vollen apostolischen Autorität zu erwägen, indem Sie das Evangelium förmlich bekräftigen und diese Irrtümer korrigieren. Dies würde der gesamten Kirche zum apostolischen Zeugnis, welches alleine in der Lage ist, den Klerus und die Laien in der dringenden Aufgabe zu unterstützen und zu leiten, den Geschädigten zu helfen und authentische pastorale Initiativen zu entwickeln, um die ganze Welt zu erreichen.

Wir sind uns bewusst, dass die Ausübung der apostolischen Autorität und die Art und Weise ihres Ausdrucks Angelegenheiten sind, die jeder Bischof für sich entscheiden muss. Als Priester wollen wir Ihnen in einem brüderlichen und kindlichen Geiste die folgenden Lehren des Evangeliums zur Betrachtung vorlegen, die sich auf zehn entscheidende Punkte konzentrieren, von denen wir hoffen, dass Sie sie verbindlich ansprechen werden. Bitte nehmen Sie diese Punkte als Zeugnis unseres Glaubens auf, den wir in Einheit mit dem Bischofskollegium und seinem Oberhaupt, dem Bischof von Rom bekennen.

1. Gott ist Liebe. Er hat alles zu unserem Besten arrangiert und er hat uns gerufen, sein göttliches Leben in Christus zu teilen. Folglich Gott ist völlig gegen das Böse, die Sünde (d. h. die bewusste und willentliche Hinwendung zum Bösen) und den Schaden, der dadurch verursacht wird. Obwohl sich Gott entschließen mag, die Gegenwart des Bösen und der Sünde zu tolerieren, regt er niemals dazu an und billigt diese Realitäten nicht.

2. Christgläubige, die an der ihnen innewohnenden Gemeinschaft mit Gott teilhaben (d. h. sich im Zustand der Gnade befinden), sind unter allen Umständen von Christus befähigt, treu zu bleiben, indem sie die bewusste und willentliche Ausübung des Bösen vermeiden. Deshalb sind sie verantwortlich für alle Sünden, die sie begehen (vgl. 1 Jh 5,18 und Jak 1,13-15). Das gilt selbst dann, wenn die Haltung der Treue Leid, Entbehrung oder Tod fordert, weil das, was menschlich unmöglich ist, durch Gottes Gnade möglich ist (vgl. Mt 19,26 und Sir 15,15). Daher ist die Treue zu Christus und seiner Lehre realistisch und erreichbar, sie ist kein abstraktes Ideal, welches an die Umstände des Lebens angepasst werden müsste.

3. Christen, die sich der Gemeinschaft mit Gott erfreuen, können in einem gewissen Maße an Unwissenheit oder einem Mangel an Freiheit leiden, was die Schuldhaftigkeit einer bestimmten bösen Tat mindert oder gänzlich aufhebt. Obwohl das, was sie tun, tatsächlich (d. h. objektiv) böse ist und daher auf verschiedene Weise für sie selbst und für andere schädlich, können sie persönlich (d. h. subjektiv) keine Schuld tragen und bleiben daher moralisch schuldlos.

4. Christen, die böse Akte ohne Schuld ausüben, verbleiben in Gemeinschaft mit Gott, sind aber in Situationen gefangen, die tatsächlich schädlich sind und sie daran hindern, an der Fülle des Lebens, das Jesus brachte, vollständig teilzuhaben. Die Aufgabe der Kirche ist es, sich für ihre Heilung und Befreiung einzusetzen, indem sie die Gnade und Wahrheit des Evangeliums Christi geduldig ausspendet.

5. Das Gewissen ist die unmittelbare Verhaltensnorm, aber nicht die unfehlbare Stimme Gottes. Es kann aufgrund unverschuldeter Fehlbildung oder Verzerrungen infolge früherer Sünden falsch urteilen. Gleichwohl kann jemand, der seinem Gewissen folgt oder sich selbst für frei von Schuld hält, dennoch der Sünde schuldig sein. In Anbetracht dieser Einschränkungen müssen die subjektiven Gewissensurteile mit dem von Christus geoffenbarten Evangelium in Einklang gebracht werden, welches er selbst durch das authentische apostolische Zeugnis der Kirche (z. B. das ordentliche und außerordentliche Lehramt) ständig verkündet.

6. Die Ehe ist ein Bund, der von einem Mann und einer Frau, die frei von Hindernissen sind, wissentlich und willentlich mit der nötigen Überlegung und Reife geschlossen wird. Die Ehe ist eine exklusive Verbindung, die durch keine menschliche Macht oder aus irgendeinem Grund aufgelöst werden kann, außer dem Tod eines der Ehegatten. Die bräutliche Verbindung zwischen Christus und der Kirche ist die Grundlage dieses ehelichen Bandes sowohl in der menschlichen Natur als auch im Sakrament der Ehe (vgl. Gen 2,24; Mt 19,3-6; Eph 5,32; und 2 Tim 2,13).

7. Sexuelle Handlungen außerhalb der Ehe sind unter allen Umständen ein schweres Übel. Die schuldhafte Willenszustimmung zu diesem schweren Übel stellt eine Todsünde dar, die, wie jede Todsünde, die Gemeinschaft mit Gott beendet.

8. Um die heilige Kommunion zu empfangen, müssen Christen, die erkennen, dass sie eine Todsünde begangen haben, ihre Sünden wirklich bereuen und den Vorsatz haben, in Zukunft jede Sünde zu meiden. Zudem müssen sie normalerweise zuerst das Bußsakrament empfangen.

9. Der Empfang der Heiligen Kommunion kann nicht auf einen privaten Akt reduziert werden, der auf einem subjektiven Urteil über die eigene Unschuld beruht. Der Kommunionempfang ist nämlich ein öffentliches Zeugnis dafür, dass der Gläubige am gemeinschaftlichen Glauben und dem Leben der Kirche festhält. Unabhängig von der persönlichen Schuld kann von denjenigen, die weiterhin objektiv schwer sündigen, nachdem sie erfahren hatten, dass ihr Glaube oder Verhalten gegen das apostolische Zeugnis der Kirche verstößt, zu Recht erwartet oder – gelegentlich – gefordert werden, dass sie sich der Heiligen Kommunion enthalten. Diese kirchliche Disziplin ist ein pastorales Mittel, um sie dazu zu bewegen, das Böse zu erkennen und ihm zu entsagen, damit sie von ihm befreit werden und an dem reichen Leben Christi größeren Anteil haben. Ein solcher Ansatz spiegelt die Lehre Jesu und der Apostel wider, die die kirchliche Disziplin auf das objektive Versagen mit dem Leben der Kirche übereinzustimmen und nicht auf ein Urteil über Schuldhaftigkeit bezog (vgl. Mt 18,17; 1 Kor 5,11-13; Gal 1,9 und 1 Joh 4,6). Die Heilige Kommunion kann auch vorenthalten werden, um zu vermeiden, dass andere in Bezug auf den Glauben und das Leben entsprechend den Forderungen des Evangeliums irregeführt werden (d. h. einen Skandal verursachen; vgl. Mt 18,6).

10. Der Empfang der Heiligen Kommunion in bestimmten Fällen durch jene, die nach einer Ehescheidung wieder geheiratet haben, hängt vom objektiven Dasein des Ehebandes ihrer ersten Ehe und von der Vermeidung von Sünde und öffentlichem Skandal ab, und nicht lediglich von ihrer privaten Absicht,

künftig sexuelle Handlungen zu vermeiden, ihrer subjektiven Einschätzung der gegenwärtigen Beziehung oder ihrer subjektiven Ansicht, dass sexuelle Aktivität in dieser Beziehung moralisch gut sei (vgl. Mt 5,32).

Durch unseren Aufruf möchten wir Sie ermutigen, den pastoralen Wert der apostolischen Unterstützung und der Richtung, die Sie der universalen Kirche auch als einzelner Bischof geben könnten, nicht zu unterschätzen. Wir sind uns als Priester dessen sehr bewusst, dass viele Kleriker und Laien von den weltlichen Denkweisen und der falschen Moraltheologie vergangener Jahrzehnte so sehr beeinflusst sind, dass sie das apostolische Zeugnis der Kirche lediglich als ein Ideal, als überholt oder sogar grausam ansehen. Daher nehmen sie oft fälschlicherweise pastorale Bekräftigungen dieses Zeugnisses als Abstraktionen, Akte des Legalismus oder persönliche Verurteilungen wahr. Das ist für alle Beteiligten äußerst schmerzhaft. Diese Erfahrung kann auf Priester entmutigend wirken, und könnte uns dazu führen, dass wir eine klare und authentische Darlegung des Evangeliums scheuen. Wir sind jedoch gesegnet, viele Kleriker und Laien zu kennen, deren Leben durch die freudige Annahme der Lehre Christi verändert wurde, auch wenn dies mit Leiden verbunden war. Sie freuen sich jetzt über das Zeugnis der Kirche, das ihnen einst unrealistisch oder feindlich erschien. Gleichzeitig erleben sie die Förderung von Irrtümern, die andere in schädlichen Situationen gefangen halten, ähnlich denen, die sie selbst erlebt haben, mit einem tiefen Gefühl von Trauer und Verrat. Dennoch finden sie Hoffnung und ermutigen uns, indem sie uns ins Gedächtnis rufen, dass sie selbst befreit wurden durch die Kraft der Gnade und der Wahrheit Christi, die im eindeutigen und liebevollen Zeugnis eines bestimmten Priesters oder Laien wirkte. Umso mehr würde dann das persönliche, mit der Sorge um das Heil der Seelen und der vollen Autorität eines Nachfolgers der Apostel gegebene Zeugnis eines Bischofs ein wirksames Werkzeug für Christus sein, sein Volk zu sammeln, zu unterstützen und zu führen.

Wir danken Ihnen für Ihre freundliche Berücksichtigung dieses Aufrufs.

Gott möge Sie in seinem Dienst stärken!

Mit der Bitte um Ihren Segen.

Ihre Brüder im priesterlichen und apostolischen Dienst.

(vh – mm)

 

Details der Rom-Konferenz

Die US-Seite „Crux“ publizierte die Kerninhalte der Rom-Konferenz vom 07. April „Katholische Kirche, wohin gehst du?“.

„Crux“ bezieht sich auf die Vorträge des deutschen Kardinal Walter Brandmüller und des amerikanischen Kardinal Raymond Burke. Beide sind zwei der vier Dubia-Kardinäle, während zwei andere bereits verstorben sind, der deutsche Kardinal Joachim Meisner und der italienische Kardinal Carlo Caffarra.

Die Veranstaltung am Samstag wurde von einem italienischen Verein, der als „Freunde von Kardinal Caffarra“ bekannt geworden ist, organisiert. Im „Church Village“ Hotel, etwa zwei Meilen vom Vatikan entfernt, sprachen die Redner, laut „Crux“ zu einer Menschenmenge von mehreren Hundert Menschen.

Die folgenden Inhalte sind im „Crux“ Bericht zu finden:

Kardinal Brandmüller:

„Die Erfahrung der Geschichte lehrt uns, dass Wahrheit nicht unbedingt die Mehrheit, mit großen Zahlen ist. In der Geschichte des Volkes Gottes war es oft nicht die Mehrheit, sondern eine Minderheit, die den Glauben authentisch gelebt hat.“

Brandmüller deutete an, dass die Zeit für das Warten auf eine Antwort vorbei ist. Er zitierte den Fall der arianischen Häresie, einer Bewegung des vierten Jahrhunderts, die glaubte, Christus sei nicht vollständig göttlich, was einst von einer beträchtlichen Mehrheit von Christen bestätigt wurde. Ferner argumentiert Brandmüller, dass die Lehre von Amoris Laetitia nicht als authentische „Entwicklung der Lehre“ betrachtet werden könne, die sich auf die theologischen Schriften des englischen Konvertiten Kardinal John Henry Newman aus dem 19. Jahrhundert stütze.

„Der Sinn der Gläubigen kann nicht als Abstimmung oder Volksabstimmung verstanden werden, das ist unmöglich. Die Kirche ist keine demokratisch konstituierte Gesellschaft, sondern das Corpus Misticum („mystischer Körper“), zu dem die Gläubigen als Mitglieder dieses Körpers vereint sind.“

Brandmüller schlug vor, die Fragebögen, die vor zwei Jahren von Franziskus im Oktober 2014 und 2015 bei den Bischofssynoden verteilt wurden, seien keine legitimen Fälle des Sensus fidelium, weil sie von „einzelnen Gruppen“ „manipuliert“ wurden.

Stattdessen wies er auf 140.000 Katholiken in Polen hin, die eine Petition [„Polonia Semper Fidelis“, Anm. Red.] unterschrieben, in der die Bischöfe aufgefordert wurden, sie vor „deutschen Fehlern“ zu schützen, wie die Lehre in Amoris Laetitia, in der deutschsprachige Prälaten eine Schlüsselrolle spielen.

„Es war immer klar, dass der römische Papst das Gesetz nur zum Zweck der Wahrung seines Zwecks und niemals zur Untergrabung des Gesetzes aufgeben kann.“

„Wie die Geschichte zeigt, ist es möglich, dass ein römischer Papst, der seine Machtfülle ausübt, in Häresie fallen oder in seiner ersten Pflicht versagen kann, die Einheit des Glaubens und die Disziplin der Kirche zu bewahren.“

Kardinal Burke:

Burke bestand auf dem Recht, sich einem irrenden Papst zu widersetzen.

„Da der Papst keinem gerichtlichen Prozess unterworfen werden kann, muss die Situation auf der Grundlage des Naturrechts, der Evangelien und der kanonischen Tradition angegangen und behoben werden, und das ist ein zweistufiger Prozess.“

„Erstens korrigiert man den mutmaßlichen Irrtum oder die Aufgabe der Pflicht direkt an den Papst. Wenn er nicht antwortet, geht man zur öffentlichen Korrektur über.“

„Aus Pflichtgefühl kann der Papst ungehorsam sein. Es gibt eine Fülle von Literatur zu diesem Thema. Die Autorität des Papstes ist nicht magisch. Es kommt aus seinem Gehorsam dem Herrn gegenüber.“

„Es ist axiomatisch, dass jede Macht, die Christus seiner Kirche gibt, dazu dient, die Ziele zu verwirklichen, für die er sie gegründet hat, nicht um sie anzufechten. Es kann nur innerhalb dieser Bedingungen ausgeübt werden. Es ist keine Lizenz für willkürliche Regierungen.“

Burke sagte, dass einige Bischöfe auf der Synode argumentierten, dass die Macht des Papstes ihm erlauben würde, den Schritt zu machen, den er in Amoris Laetitia machte, aber er spottete über die Logik.

„Als ob diese Macht es dem Papst erlauben würde, eine Entscheidung in offenem Gegensatz zu Matthäus 19 zu treffen“, sagte er in Bezug auf das Verbot der Geschiedenen in den Evangelien, „und die ständige Lehre der Kirche in Treue zu diesen Worten.“

„Jede Handlung eines Papstes, vorausgesetzt, dass er ein Mensch ist, der häretisch oder sündig ist, ist an sich null.“

Ferner gibt „Crux“ über die Rede von Weihbischof Athanasius Schneider aus Kasachstan einen kurzen Hinweis. Schneider bezog sich auf einen angeblichen Eid, welchen Päpste bis hin zu Papst Paul VI. abgelegt haben sollen. Dieser Eid wird jedoch von den meisten Kirchenhistorikern bezweifelt und als Mythos betrachtet.

Im Rahmen der Konferenz wurde ein Videokommentar von Kardinal Caffara eingespielt, der sich wohl vorrangig mit der Enzyklika „Humanae Vitae“ (über die rechte Ordnung der Weitergabe menschlichen Lebens) beschäftigte.

(vh – mm)

Papst Paul VI. könnte der heilige Patron des ungeborenen Lebens werden

VATIKANSTADT – Der Postulator im Heiligsprechungsprozess des seligen Papstes Paul VI. hat erklärt, dass der Papst, der auch Verfasser der Enzyklika Humanae Vitae ist, der Schutzheilige des ungeborenen Lebens werden könnte.

In einer Mitteilung an die englischsprachige Ausgabe von CNA sagte Pater Antonio Marrazzo, dass „Paul VI. als Schutzheiliger für das Leben angerufen werden könnte“ aufgrund der Wunder, die auf Fürsprache des verstorbenen Papstes geschehen sind und deren Protagonisten Kinder im Mutterleib waren.

In keinem der berichteten Wunder war die Mutter in Gefahr und es handelte sich auch nicht um die erste Schwangerschaft. Es bestand jedoch das Risiko einer „therapeutischen“ Abtreibung oder eines Abgangs, mit möglicher Behinderung des Babys.

Bei beiden Wundern wurden die Kinder gesund geboren und sind es immer noch.

Die Umstände erinnern an das, was der Selige in seiner Enzyklika Humanae Vitae unter Nummer 14 geschrieben hatte: „Gemäß diesen fundamentalen Grundsätzen menschlicher und christlicher Eheauffassung müssen Wir noch einmal öffentlich erklären: Der direkte Abbruch einer begonnenen Zeugung, vor allem die direkte Abtreibung – auch wenn zu Heilzwecken vorgenommen -, sind kein rechtmäßiger Weg, die Zahl der Kinder zu beschränken, und daher absolut zu verwerfen.“

In Humanae Vitae, das Papst Franziskus als ein Werk großer „prophetischer Genialität“ betrachtet, warnt Paul VI. auch vor den Folgen der Verhütungsmethoden, darunter die Belastung ehelicher Untreue, moralischer Degradierung, die Objektivierung von Frauen und der Verlust aller Achtung gegenüber – und die Verwendung, ja, der Einsatz dieser Mittel als staatliche und politische Werkzeuge.

Das Wunder für die Heiligsprechung

Als Vanna Pironato 2014 mit ihrem zweiten Kind schwanger wurde, schlugen ihr die Ärzte vor, abzutreiben – eine Entscheidung, die sie und ihr Ehemann Alberto Tagliaferro ablehnten.

Der Postulator berichtet in Bezug auf dieses Wunder, das die Heiligsprechung von Paul VI. ermöglichen wird: „Am 23. September 2014 wurde Frau Vanna Pironato in der 13. Woche ihrer zweiten Schwangerschaft wegen einer drohenden Fehlgeburt ins Krankenhaus eingeliefert. Die Fruchtblase war vorzeitig gerissen und Fruchtwasser lief aus.“

Die Ärzte informierten Frau Pironato, dass sie das Kind verlieren könnte. Am 29. September wurde sie entlassen. Die Schwangerschaft verlief normal, obwohl sie stets Blut und Fruchtwasser verlor.

Die Ärzte rieten ihr zu einer Abtreibung, aber sie und ihre Ehemann lehnten dies ab. Ein Freund erzählte Frau Pironato, dass Paul VI. bald seliggesprochen würde und dass auf seine Fürsprache ein Wunder an einem ungeborenen Kind geschehen war.

Sie, ihr Ehemann und ihr erstes Kind reisten am 29. Oktober zum Heiligtum Santa Maria delle Grazie in Brescia, einem Ort, den Paul VI. oft besucht hatte, und von diesem Tag an erflehten sie die Fürbitte des Papstes.

Trotz aller Probleme wurde Amanda Paola Tagliaferro am 25. Dezember 2014 in der 26. Schwangerschaftswochen als Frühchen geboren. Das Baby wurde auf die Intensivstation verlegt und ihr Zustand war bereits am 27. Dezember stabil. Dennoch blieb sie bis zum 11. April 2015 im Krankenhaus.

Der Postulator erklärt, dass der Fall „des Babies Amanda Tagliaferro ständig überwacht wurde; sie ist immer noch gesund“.

Es war ein „in die Länge gezogenes“ Wunder; mehr als drei Monate lang hatte das Baby kein Fruchtwasser und trotz allem gab es keine negativen Folgen für das Mädchen.

Das Wunder für die Seligsprechung

Das Wunder, das am 19. Oktober 2014 die Seligsprechung von Paul VI. möglich gemacht hatte, war im Jahr 2001 in den Vereinigten Staaten geschehen.

Protagonist war ein Kind, das sich in der 24. Schwangerschaftswoche in einem medizinisch kritischen Zustand befand. Untersuchungen hatten den Riss der Fruchtblase ergeben, mit Aszites – der Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum -, und Oligohydramnion – dem Fehlen von Fruchtwasser in der Fruchtblase. Alle Behandlungen zur Lösung der Situation erwiesen sich als unwirksam.

Die Diagnose war zerschmetternd. Es war sehr wahrscheinlich, dass das Kind im Mutterleib sterben oder mit schwerem Nierenversagen zur Welt kommen würde. Der Gynäkologe schlug der schwangeren Mutter eine Abtreibung vor, die Frau jedoch akzeptierte diesen Vorschlag nicht.

Auf den Rat einer Ordensfrau, die Paul VI. gekannt hatte, legte die Großmutter des Kindes ein Bild des Papstes mit einer Reliquie auf den Bauch der Mutter und rief seine Fürsprache an. Danach betete die ganze Familie und später die Pfarrei zu Papst Montini.

In der 34. Schwangerschaftswoche ergaben neue Tests, dass sich der Zustand des Kindes verbessert hatte und zum Zeitpunkt der Geburt – durch Kaiserschnitt in der 39. Woche – war das Baby bei guter Gesundheit und fähig, zu atmen und zu weinen.

Damals sagte der Postulator:

„Es war ein Wunder, das mit der Lehre Papst Pauls VI. und dem Schutz des Lebens in Einklang steht. Es ist sehr interessant, weil uns das sagt, dass Gott uns vom Mutterleib an schützt, von dem Moment an, in dem das Leben beginnt. Für Gott ist das menschliche Leben ein Wert, der nicht manipuliert und nicht weggeworfen werden darf, es ist wertvoll“.

(CNA Deutsch)

Humanae Vitae – ein Plädoyer für die Ehe

Auszug aus „Paul VI. – Ein Papst im Zeichen des Widerspruchs“ (Ulrich Nersinger).

Eine neue Diskussion ist entbrannt über Humanae Vitae – während gleichzeitig ihr Autor, Papst Paul VI. auf dem Weg zur Heiligsprechung ist. In seinem 2014 erschienen Buch „Paul VI. – Ein Papst im Zeichen des Widerspruchs“ widmet der bekannte Vatikanist und Historiker Ulrich Nersinger der Enzyklika ein Kapitel, das CNA Deutsch hier mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Patrimonium-Verlags veröffentlicht.

Die Latinisten des Papstes versehen für gewöhnlich ihre Arbeit ohne allzu große Aufregung. Die Ansprachen, Schreiben, Ernennungsdekrete und kirchliche Verfügungen, die sie in die Sprache Ciceros, die auch die Sprache der Kirche ist, zu übersetzen haben, stellen für sie keine unüberwindbaren Anforderungen dar. Die Texte übersetzen sie routiniert und zügig. Grammatik und Syntax beherrschen sie perfekt, und sie sind geschickt darin, neue lateinische Vokabeln aus der Taufe zu heben. Im Sommer des Jahres 1968 aber verlangt man von ihnen die Tugend der Geduld. Unter den Latinisten des Vatikans befindet sich der Augustiner-Chorherrenabt Karl Egger, ein Südtiroler, der den Papst seit den Dreißiger Jahren persönlich kennt. Die Arbeit an der Enzyklika, die in diesen Tagen auszufertigen ist, ist an sich kein Problem. Doch der Ordensmann fragt sich, ob ein entscheidender Passus des Apostolischen Schreibens schon feststeht. Denn definitiven Text kennt er noch nicht, doch er weiß bereits, wie ersten beiden Worte der Enzyklika lauten: „Humanae Vitae“.

Seit einigen Jahrzehnten hat sich die katholische Kirche mit der künstlichen Empfängnisverhütung auseinanderzusetzen. Am letzten Tag des Jahres 1930 hat ihr Papst Pius XI. (1922-1939) durch sein Rundschreiben Casti Connubii eine unmissverständliche Absage erteilt; sein unmittelbarer Nachfolger, Pius XII. bekräftigt diese Entscheidung im Oktober 1951 in einer berühmt gewordenen Ansprache an katholische Hebammen. Papst Johannes XXIII. muss sich in seinem Pontifikat mit einer neuen Entwicklung, der sogenannten „Antibabypille“, auseinandersetzten. 1963 beruft er eine sechsköpfige Studienkommission ein; Papst Paul VI. stockt dieses Gremium auf und ergänzt es durch weitere Experten und katholische Ehepaare. Das Konzil will die heikle Frage selbst behandeln, doch der Pontifex sieht sich in die Pflicht genommen. So müssen die Väter der Kirchenversammlung feststellen: „Bestimmte Fragen, die noch anderer sorgfältiger Untersuchungen bedürfen, sind auf Anordnung des Heiligen Vaters der Kommission für das Studium des Bevölkerungswachstums, der Familie und der Geburtenhäufigkeit übergeben worden, damit, nachdem diese Kommission ihre Aufgabe erfüllt hat, der Papst eine Entscheidung treffe. Bei diesem Stand der Doktrin des Lehramtes beabsichtigt das Konzil nicht, konkrete Lösungen unmittelbar vorzulegen.“

Im Juni 1965 kommt die vom Papst eingesetzte Kommission zu dem Mehrheitsbeschluss, Paul VI. zu empfehlen, den Gläubigen unter bestimmten Voraussetzungen die Nutzung künstlicher Verhütungsmittel zu erlauben. Der Papst beauftragt nun zusätzlich Bischöfe und Theologen mit der Behandlung der Problematik. Kardinäle, Bischöfe, Professoren und die Medien versuchen nun, Einfluss auf den Pontifex zu nehmen. Am 25. Juli 1968 erfolgt die Veröffentlichung der Enzyklika Humanae Vitae über die rechte Ordnung der Weitergabe menschlichen Lebens“. Der Papst verbleibt in der Tradition der Kirche: „Die eheliche Liebe zeigt sich uns in ihrem wahren Wesen und Adel, wenn wir sie von ihrem Quellgrund her sehen; von Gott, der ‚Liebe ist, von ihm, dem Vater, ’nach dem alle Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen trägt’. Weit davon entfernt, das bloße Produkt des Zufalls oder Ergebnis des blinden Ablaufs von Naturkräften zu sein, ist die Ehe in Wirklichkeit vom Schöpfergott in weiser Voraussicht so eingerichtet, dass sie in den Menschen seinen Liebesplan verwirklicht. Darum streben Mann und Frau durch ihre gegenseitige Hingabe, die ihnen in der Ehe eigen und ausschließlich ist, nach jener personalen Gemeinschaft, in der sie sich gegenseitig vollenden, um mit Gott zusammenzuwirken bei der Weckung und Erziehung neuen menschlichen Lebens. Darüber hinaus hat für die Getauften die Ehe die hohe Würde eines sakramentalen Gnadenzeichens, und bringt darin die Verbundenheit Christi mit seiner Kirche zum Ausdruck.“

Über Wesen und die Zielsetzung des ehelichen Aktes sagt der Papst: „Jene Akte, die eine intime und keusche Vereinigung der Gatten darstellen und die das menschliche Leben weitertragen, sind, wie das letzte Konzil betont hat, ‚zu achten und zu ehren’; sie bleiben auch sittlich erlaubt bei vorauszusehender Unfruchtbarkeit, wenn deren Ursache keineswegs im Willen der Gatten liegt; denn die Bestimmung dieser Akte, die Verbundenheit der Gatten zum Ausdruck zu bringen und zu bestärken, bleibt bestehen. Wie die Erfahrung lehrt, geht tatsächlich nicht aus jedem ehelichen Verkehr neues Leben hervor. Gott hat ja die natürlichen Gesetze und Zeiten der Fruchtbarkeit in seiner Weisheit so gefügt, dass diese schon von selbst Abstände in der Aufeinanderfolge der Geburten schaffen. Indem die Kirche die Menschen zur Beobachtung des von ihr in beständiger Lehre ausgelegten natürlichen Sittengesetzes anhält, lehrt sie nun, dass ‚jeder eheliche Akt von sich aus auf die Erzeugung menschlichen Lebens hin geordnet bleiben muss’.“

Körperliche Vereinigung und Fortpflanzung gehören für den Papst zusammen: „Diese vom kirchlichen Lehramt oft dargelegte Lehre gründet in einer von Gott bestimmten unlösbaren Verknüpfung der beiden Sinngehalte – liebende Vereinigung und Fortpflanzung -, die beide dem ehelichen Akt innewohnen. Diese Verknüpfung darf der Mensch nicht eigenmächtig auflösen. Seiner innersten Struktur nach befähigt der eheliche Akt, indem er den Gatten und die Gattin aufs engste miteinander vereint, zugleich zur Zeugung neuen Lebens, entsprechend den Gesetzen, die in die Natur des Mannes und der Frau eingeschrieben sind. Wenn die beiden wesentlichen Gesichtspunkte der liebenden Vereinigung und der Fortpflanzung beachtet werden, behält der Verkehr in der Ehe voll und ganz den Sinngehalt gegenseitiger und wahrer Liebe, und seine Hinordnung auf die erhabene Aufgabe der Elternschaft, zu der der Mensch berufen ist. Unserer Meinung nach sind die Menschen unserer Zeit durchaus imstande, die Vernunftgemäßheit dieser Lehre zu erfassen.“

Dass sich nun säkulare Stimmen gegen die Entscheidung aus dem Vatikan wenden – von der Titulierung „Pillen-Paul“ durch eine deutsche Boulevardzeitung bis hin zu wissenschaftlichen Abhandlungen – , hat der Papst geahnt. Die Tatsache aber, dass katholische Bischofskonferenzen öffentlich in Opposition zum Heiligen Stuhl treten, schmerzt den Pontifex. Die Erklärungen von Königstein (Deutschland), Maria Trost (Österreich) und Solothurn (Schweiz) liest er mit ungläubigem Kopfschütteln. Persönlich enttäuscht sah er sich von Kardinälen Julius Döpfner und Franz König, denen er in der Vergangenheit eine hohe Wertschätzung entgegengebracht hat. Tröstend empfindet er das Memorandum, das ihm Karol Wojtyla, der Erzbischof von Krakau und spätere Johannes Paul II., mit der Bitte gesandt hat, an der bisherigen Lehre der Kirche zur Empfängnisverhütung festzuhalten; dankbar ist er, dass sich der Bischof von Vittorio Veneto (Norditalien), Monsignore Albino Luciani, der ihm als Johannes Paul I. auf dem Stuhl des heiligen Petrus nachfolgen sollte, an seine Seite stellte – ein Bischof, der bis zum Entscheid des Papstes Formen der Verhütung nicht generell negativ gegenüberstand.

Im dritten Millennium findet eine Neubesinnung auf Humanae Vitae statt. 2008 hält der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der Wiener Kardinal Christoph Schönborn im Abendmahlsaal in Jerusalem bei der Gemeinschaftstagung der Bischöfe Europas eine bemerkenswerte Predigt: „Wir Bischöfe, verschlossen hinter den Türen wegen der Angst, nicht wegen der Angst vor den Hebräern, sondern wegen der Presse, und auch wegen des Unverständnisses unserer Gläubigen. Wir hatten nicht den Mut! In Österreich hatten wir „Die Mariatroster Erklärung“ – wie in Deutschland „Die Königsteiner Erklärung“. Das hat den Sinn des Lebens im Volke Gottes geschwächt, dies hat entmutigt, sich für das Leben zu öffnen. Wie dann die Welle der Abtreibung gekommen ist, war die Kirche geschwächt, da sie nicht gelernt hatte, diesen Mut des Widerstands, den wir in Krakau gesehen haben, den Papst Johannes Paul II. während seines ganzen Pontifikates gezeigt hat, diesen Mut, JA zu sagen zu Gott, zu Jesus, auch um den Preis der Verachtung. Wir waren hinter den verschlossenen Türen, aus Angst. Ich denke, auch wenn wir damals nicht Bischöfe waren, so müssen wir diese Sünde des europäischen Episkopats bereuen, des Episkopats, der nicht den Mut hatte, Paul VI. mit Kraft zu unterstützen, denn heute tragen wir alle in unseren Kirchen und in unseren Diözesen die Last der Konsequenzen dieser Sünde.“

In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera sagte Papst Franziskus im Jahre 2014 über Paul VI. und Humanae Vitae: „Seine Genialität war prophetisch, er hatte den Mut, sich gegen die Mehrheit zu stellen, die moralische Disziplin zu verteidigen, eine kulturelle Bremse zu ziehen… Die Frage ist nicht, ob man die Lehre ändert, sondern, ob man in die Tiefe geht und dafür sorgt, dass die Pastoral die einzelnen Lebenslagen und das, wozu die Menschen jeweils imstande sind, berücksichtigt.“ (CNA Deutsch)

Kardinal Müller: „Humanae Vitae wird von zwei Heiligen gestützt

 

Bei einem Vortrag an der Lateranuniversität hat der frühere Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, die Enzyklika „Humanae Vitae“ von Papst Paul VI. gewürdigt. Gleich zwei Päpste, die heilig seien, würden die Theologie in dieser Enzyklika verkörpern, sagte er.

Mario Galgano – Vatikanstadt.

Paul VI. und Johannes Paul II. sind die beiden Stützen von Humanae Vitae, so Kardinal Müller. Es gehe darum, das „Heil der Menschen“ in den Mittelpunkt zu setzen und nicht einen Streit unter Gläubigen hervorzurufen. Die Kirche sei nämlich keine politische Partei oder eine „sonstige menschliche Organisation“. Deshalb sei das kirchliche Lehramt so wichtig, fügte Müller an.

Der Papst als Verteidiger des Lehramtes trage deshalb eine große Verantwortung. Denn als Nachfolger Petri müsse er „die Einheit im Glauben“ nicht nur verkörpern, sondern sie auch stärken.

„Wer Humanae Vitae in die Tiefe studiert sowie die nachfolgenden Dokumente des Lehramtes, die sich darauf stützen, der wird feststellen, wie menschenliebend diese Enzyklika ist. Wir sehen auf der anderen Seite, welche negativen Entwicklungen es geben kann, wenn Regierungen stattdessen das Eheverständnis umkehren. Damit zerstören sie sich selbst.“

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal warf Parteien und Regierungen, die eine antikatholische Haltung einnähmen, vor, dass diese sich als „Herren über die Körper der Menschen“ sähen. Die Kirche lehre hingegen, dass nur Gott der Herr über die Menschen sei, weil er der Schöpfer des Lebens sei. Der Mensch sei ein „Verantwortungsträger“, der das Leben als Geschenk erhalten habe.

Eine Kehrtwende mit Papst Franziskus gebe es diesbezüglich nicht und wer ihn der Häresie bezichtige, der liege falsch, so Kardinal Müller. „Es ist aber legitim, vom Papst klare Worte zu verlangen. Ich habe ein Vorwort zu einem Buch von Rocco Buttiglione zu Amoris Laetitia geschrieben und darin habe ich klar festgehalten, dass solche Vorwürfe gegen Franziskus falsch sind.“ Es sei somit, so Kardinal Müller, wichtig, die Rolle der Glaubenskongregation zu stärken, weil die heutige Welt einer klaren Stimme des Lehramtes bedürfe.

Nun ist Kardinal Müller aber nicht mehr Präfekt der Glaubenskongregation – und auf die Frage, ob der Papst diesbezüglich falsch gehandelt habe, antwortet der Kardinal:

„Ich habe bisher nicht über Papst Franziskus gesprochen, sondern einzig über mich, und ich kann sagen, dass ich öffentlich verbal angegriffen wurde. Diese Stimmen kamen von Leuten, die meiner Meinung nach nicht gute Berater des Papstes sind, weil sie öffentlich Kardinäle angreifen. Sie fühlen sich wie die Zensurbehörde der Kirche, aber die Kardinäle brauchen so etwas nicht. Niemand hat das Recht, sie anzugreifen und unnötige Polemik gegen die Kirche zu führen.“

(vatican news)

Vatikan: Heiligsprechung Pauls VI. wahrscheinlich 2018, aber noch nicht entschieden

Papst Paul VI.

VATIKANSTADT – Auch wenn noch nichts offiziell ist: Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikan, hat am Dienstag gegenüber CNA gesagt, dass

„die Heiligsprechung von Paul VI. wahrscheinlich im Oktober stattfinden wird“.

Während mehrere Quellen melden, dass die Heiligsprechung des verstorbenen Papstes nach einer Sitzung der Bischofssynode im Oktober stattfinden werde, betonte Parolin am späten Dienstagnachmittag gegenüber CNA, dass „wir dies nicht mit Sicherheit sagen können, da der Papst vorher das Wunder genehmigen muss, und dann muss es ein Konsistorium geben, um das Datum der Heiligsprechung festzulegen.“

Greg Burke, Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhls, sagte, dass die Heiligsprechung „erwartet“ wird, aber dass nichts gesagt werden kann, bevor es offiziell geplant ist.

Papst Paul VI. (1897-1987) wurde am 19. Oktober 2014 von Franziskus selig gesprochen. Der gebürtige Italiener war von 1963 bis 1978 der 262. Papst der Kirche, leitete das von seinem Vorgänger begonnene Zweite Vatikanische Konzil und setzte viele seiner Reformen um.

Paul veröffentliche fünf Enzykliken, darunter im Jahr 1968 das Schreiben Humanae Vitae – dieses wurde auch und vor allem im deutschsprachigen Raum scharf angegriffen und bekämpft, gilt jedoch heute vielen als prophetisch.

Nach der Seligsprechung eines Menschen muss ein weiteres Wunder, das nach der Seligsprechung stattfindet, anerkannt werden, um die Heiligsprechung möglich zu machen. Das Wunder, das der Fürsprache des seligen Pauls VI. zugeschrieben wird, ist die Heilung eines ungeborenen Kindes im fünften Monat der Schwangerschaft. Die Mutter des Kindes, ursprünglich aus der Provinz Verona in Norditalien, war schwer krank, und ihre Krankheit hätte zu einer Fehlgeburt führen können.

Wenige Tage nach der Seligsprechung von Paul VI. bat sie um seine Fürsprache, betete am Wallfahrtsort Santa Maria delle Grazie. Dieser liegt in Brescia, der Gegend, aus der Paul VI. stammte. Ihre Tochter, ein Mädchen, wurde gesund geboren – und ist es bis heute.

Die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse hat Berichten zufolge das Wunder genehmigt – und zwar bereits am 6. Februar. Der nächste Schritt ist nun die Zustimmung von Papst Franziskus. (CNA Deutsch)

Warum die Entstehung von Humanae Vitae wichtig ist – 50 Jahre nach dessen Erscheinung

Papst Paul VI.VATIKANSTADT – Das 50-jährige Jubiläum von Humanae Vitae rückt näher, und damit ist auch die Diskussion darüber entbrannt, wie der selige Papst Paul VI. dessen endgültige Fassung beschloss.

Paul VI. veröffentlichte seine Enzyklika im Jahr 1968, nachdem eine Kommission von Theologen und anderer Fachleute vier Jahre lang sich mit der Frage beschäftigt hatte, ob die Kirche die Anti-Babypille und andere Formen künstlicher Verhütung zulassen sollte.

In seiner Enzyklika bestätigte Papst Paul VI., dass die Sexualität nicht von der Fruchtbarkeit künstlich zu trennen ist. Die Konsequenzen dieser Bestätigung sind bis heute spürbar. Auch und gerade im deutschsprachigen Raum leisteten einflussreiche Personen erbittert Widerstand gegen die Enzyklika.

Eine Studiengruppe des römischen Instituts für Ehe und Familie Johannes Paul II. beabsichtigt nun, die Entstehungsgeschichte von Humanae Vitae in einem Forschungspapier darzustellen.

Der Priester und Professor für Kulturanthropologie, Monsignore Gilfredo Marengo, leitet die Gruppe.

Er sagte gegenüber Radio Vatikan, dass der selige Papst damals von der Kommission nicht bekam, was er brauchte, um die Enzyklika aufzusetzen. Paul VI. habe „beinahe von vorne anfangen“ müssen.

Erschwerend sei hinzugekommen, dass damals die „öffentliche Meinung in der Kirche sehr stark polarisiert war, nicht nur zwischen Pro und Kontra Pille, sondern auch unter Theologen“, die sich genauso polarisiert gegenüber gestanden hätten.

Während diese Diskussion tobte, veröffentlichten im April 1967 zeitgleich drei Medien ein Dokument, dass sich für die Zulassung der Pille aussprach die französische Zeitung „Le Monde“, das englische Magazin „The Tablet“ und die US-amerikanische Zeitung „National Catholic Reporter“ [nicht zu verwechseln mit dem „National Catholic Register“, Anm.d.R.]

In diesem Dokument wurde dargelegt, dass 70 Mitglieder der Päpstlichen Kommission für die Zulassung der Pille gewesen seien; doch dieser Bericht sei „nur einer von 12 Dokumenten“ gewesen, die dem Papst vorgelegt worden: Das betonte Professor Bernardo Colombo, Demographie-Experte und selber Kommissionsmitglied, in einem Artikel von „Teologia“, dem Journal der theologischen Fakultäten von Mailand und Norditalien, der im März 2003 erschien.

Als Paul VI. dann Humanae Vitae veröffentlichte, war aus diesem Grund die öffentliche Meinung gegen die Prinzipien der Kirche gerichtet, welche der selige Papst bestätigte, und die Glaubenslehre der Kirche geriet – wieder einmal – unter starken Beschuss.

Wie Professor Marengo gegenüber Radio Vatikan sagte, verdiene Humanae Vitae eine tiefgreifende Untersuchung.

Der erste Eindruck des Professors: Wenn die Studiengruppe einmal ihre Forschungsarbeit abgeschlossen hat, „wird es möglich sein, viele einseitige Interpretationen des Textes beiseite zu legen“. Zudem werde es einfacher sein, „die Absichten und Sorgen zu verstehen, die Paul VI. dazu bewegten, das Thema so zu lösen wie er es tat“.

Die Geschichte der Enzyklika geht zurück auf das Jahr 1963, als der heilige Papst Johannes XXIII. die Kommission zur Untersuchung der Themen Ehe, Familie und Fortpflanzung zu errichten.

Papst Paul VI. erweiterte später die Kommission von sechs auf zwölf Personen. Dann erweiterte er sie auf 75 Personen, und stattete sie mit einem Vorsitzenden aus, Kardinal Alfredo Ottaviani, Leiter der Glaubenskongregation; seine beiden Stellvertreter waren Kardinal Julius Döpfner und Kardinal John Heenan.

Nachdem diese Kommission ihre Arbeit beendet hatte, bat Paul VI. eine kleine Gruppe Theologen, das Thema weiter zu untersuchen.

Papst Franziskus hat mehrfach seine Wertschätzung des seligen Papstes Paul VI. und der Enzyklika Humanae Vitae ausgedrückt, so auch vor den beiden Familiensynoden, etwa am 5. März 2014 in einem Interview mit dem „Corrierde della Sera“.

Auf die Frage, ob die Kirche sich unter seinem Pontifikat erneut mit dem Thema der Schwangerschaftsverhütung befassen werde, sagte der Papst, dass „all das hängt davon ab, wie Humanae Vitae interpretiert wird. Paul VI. empfahl, an seinem Lebensende, den Beichtvätern viel Barmherzigkeit und Aufmerksamkeit auf konkrete Situationen“.

Franziskus sagte weiter, dass das „Genie“ des seligen Pauls VI. ein „propehtisches“ gewesen sei, denn der Papst „hatte den Mut, sich gegen die Mehrheit zu stellen, die moralische Disziplin zu verteidigen, ein Kulturbruch auszuüben, der sich gegen derzeitige wie zukünftigen Neo-Malthusianismus stellt“.

„Die Frage“, so Papst Franziskus abschließend, „ist nicht eine der Veränderung der Doktrin, sondern tiefer zu gehen und pastorale Seelsorge dazu zu bewegen, die Situationen in Betracht zu ziehen, und das, was Menschen da tun können. Darüber werden wir auch auf dem Weg der Synode reden“.

Professor Marengo sagte gegenüber Radio Vatikan, dass es „sehr nützlich“ wäre, „den Weg des Entwurfs der Enzyklika nachzugehen, wie sich dieser in verschiedenen Phasen von Juni 1966 bis zur Veröffentlichung am 15. Juli 1968 entwickelte“.

Der Anthropologie-Professor weiter: Die Enzyklika müsse in den Kontext „aller wichtigen und fruchtbaren Aussagen der Kirche über Ehe und Familie in den letzten 50 Jahren“ gestellt werden.

Zur Studiengruppe unter Professor Marengo gehören der Präsident des Instituts Johannes Paul II., Professor Pierpaolo Sequeri; Professor Philippe Chenaux von der Lateran-Universität, der eine Autorität zu Fragen über das Zweite Vatikanische Konzil sowie die Geschichte der zeitgenössischen Kirche ist; und Professor Angelo Maffeis, Präsident des Institutes Paul VI. in Brescia.

Im Vorfeld der Arbeit der Studiengruppe gab es irreführende Berichterstattung in den Medien über deren Rolle und Auftrag.

So wurde die Gruppe als „Päpstliche Kommission“ beschrieben, mit der Aufgabe, die in Humanae Vitae erklärte Glaubenslehre zu verändern.

Professor Marengo sagte gegenüber CNA, dass solche Berichte frei erfunden seien. Erzbischof Vicenzo Paglia, Kanzler des Institutes Johannes Paul II., bestätigte, dass keine Päpstliche Kommission errichtet worden sei und sagte: „wir sollten alle diese Initiativen als positiv bewerten, wie die von Professor Marengo vom Institut Johannes Paul II., die angesichts des 50-jährigen Jubiläums beabsichtigen, dieses Dokument zu studieren und besser zu verstehen“. (CNA Deutsch)