Kardinalsrat bekundet „volle Solidarität“ mit Papst Franziskus

Vatikan werde sich bald zur Kirchenkrise erklären – Weltfamilientreffen in Dublin „ein Erfolg“.

VATIKANSTADT – Der Kardinalsrat, auch K9-Rat genannt, eine Gruppe von Kardinälen die mit Papst Franziskus an der Reform der römischen Kurie arbeitet, hat dem Heiligen Vater angesichts der Ereignisse der vergangenen Wochen seine „volle Solidarität“ ausgesprochen und angekündigt, der Vatikan werde sich zu den Vorwürfen gegen den Papst und hochrangige Kurienvertreter äußern.

In einer Mitteilung, die am 10. September vom Vatikan veröffentlicht wurde, betont das Gremium, „seine volle Solidarität mit Papst Franziskus hinsichtlich der Ereignisse der letzten Wochen“.

Der K9-Rat besteht aus den Kardinälen Oscar Rodriguez Maradiaga (Koordinator), Pietro Parolin (Kardinalstaatssekretär), Giuseppe Bertello, Francisco Javier Errazuriz Ossa, Sean Patrick O’Malley, Reinhard Marx, Laurent Monsengwo Pasinya, Oswald Gracias und George Pell.

Die neun Berater teilen nun mit, „dass der Heilige Stuhl dabei ist, in der aktuellen Debatte die notwendigen Klärungen zu formulieren“.

Vorwürfe gegen Papst und Kardinäle

Dies ist die erste Versammlung des von Franziskus gegründeten und ausgewählten Gremiums, nachdem der ehemalige Nuntius der Vereinigten Staaten, Erzbischof Carlo Maria Viganó, am 25. August einen elfseitigen Brief veröffentlicht hat, in dem er erklärt, mehrere Priester, Bischöfe, Kardinäle – darunter Vertreter des „K9“ – und sogar Papst Franziskus selbst hätten vom Fehlverhalten des Ex-Kardinals Theodore McCarrick gewusst.

Trotzdem hätten die Beschuldigten nur nachlässig gehandelt, McCarrick sogar teilweise gedeckt, so der ehemalige Nuntius in seiner – von dritten bestätigten, aber auch angezweifelten – Aussage.

Dem Papst wird von Vigano zusätzlich zur Last gelegt, trotz des Wissens um McCarrick diesen rehabilitiert und zum engen Berater gemacht zu haben.

Der Pontifex selber hat bislang dazu geschwiegen; einige Bischofskonferenzen haben dies öffentlich unterstützt. Immer mehr Bischöfe, Priester und tausende Laien fordern indessen eine schonungslose Aufklärung, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen – darunter der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo.

Rolle des Kardinalsrates

Die gestrige Mitteilung indessen teilt auch mit, dass der Kardinalsrat „in Anbetracht des fortgeschrittenen Alters einiger Mitglieder“ erwogen habe, den Papst zu bitten, „über die Arbeit, Struktur und Zusammensetzung des Rates selbst“ nachzudenken.

Zudem erklärten die Kardinäle ihre, so wörtlich, „Zufriedenheit über den Erfolg des IX. Weltfamilientreffens in Dublin“ und sie „gratulieren Kardinal Kevin Farrell und dem Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben, die zusammen mit Erzbischof Diarmuid Martin die Veranstaltung organisiert haben.“

Das Weltfamilientreffen, an dessen abschließenden Veranstaltungen auch Papst Franziskus teilnahm, fand vom 21. bis 26. August in Dublin statt. (CNA Deutsch)

Kardinalsrat K9: Neue Kurienordnung verabschiedet

Zum Abschluss der jüngsten Beratungsrunde des Kardinalsrates K9 gab der Pressesprecher Greg Burke bekannt, dass der Entwurf einer neuen Kurienordnung verabschiedet wurde.

Vaticanhistory – Martin Marker

Der Kardinalsrat tagte vom 11. bis 13. Juni. Das Treffen war die 25. Beratungsrunde des Beratungsgremiums des Papstes. Das vorläufig verabschiedete Dokument trägt den Namen Praedicate Evangelium“ (Predigt das Evangelium) und soll dem Papst zur Begutachtung und weiteren Bearbeitung vorgelegt werden. Es wird die aus dem Jahr 1988 stammende Apostolische Konstitution „Pastor Bonus“ ablösen und regelt die Struktur der künftigen römischen Kurie.

Nach Aussage von Greg Burke fehlte bei den Beratungen nur Kardinal George Pell, dieser hat sich derzeit in Australien vor Gericht wegen Missbrauchsfällen zu verantworten. Seit Gerichtsbeginn darf Pell Australien nicht mehr verlassen und kann weder an den Beratungen des Kardinalsrates teilnehmen noch seine Tätigkeit als Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats wahrnehmen. Pell ist seit Juni 2017 von seinen Ämtern durch Papst Franziskus beurlaubt.

Neben den Beratungen zur Kurienordnung referierte Kardinal Sean Patrick O’Malley über die von ihm geleitete päpstliche Kinderschutzkommission. Laut Greg Burke bleiben die Mitgliedschaften im Kardinalsrat auch über die sonst im Vatikan übliche Amtszeit von fünf Jahren hinaus bestehen. Die nächste Beratungsrunde des Kardinalsrates findet vom 10. bis 12. September im Vatikan statt. (vh – mm)

Papst berät mit seinem Kardinalsrat

Der Kardinalsrat und der Papst haben sich von Montag bis Mittwoch mit dem Stand der Kurienreform beschäftigt: „Das ist so, wie wenn man sein Auto zum Mechaniker bringt, damit er es mal richtig durchcheckt“, sagte Vatikansprecher Greg Burke im Gespräch mit Radio Vatikan. Besonders das neue Dikasterium über Laien, Familie und Leben habe im Mittelpunkt der Gespräche gestanden. Auch über die Hilfe für Flüchtlinge und Migranten hat der Papst mit den Kardinälen, die zum Rat gehören, geredet. Zwei Kardinäle fehlten übrigens: George Pell aus Australien und Monsengwo aus dem Kongo.

Der Präfekt des päpstlichen Sekretariats für Kommunikation, Dario Viganò, stellte dem Kardinalsrat Neuigkeiten bei der Reform der Vatikanmedien vor. In wenigen Tagen geht ein vatikanisches Info-Portal online; es heißt „Vatican News“ und bietet multimedial in sechs Sprachen, darunter Deutsch, das Neueste über den Vatikan und die Weltkirche. Ende Februar tritt der Kardinalsrat wieder zusammen. (rv)