Erzbischof Vigano veröffentlicht neues Schreiben (Bericht und vollständiger Wortlaut)

VATIKANSTADT – Erzbischof Carlo Maria Vigano hat eine Antwort auf Kardinal Marc Ouellet veröffentlicht. Darin widerspricht der ehemalige Nuntius in den USA der Aussage, der Heilige Stuhl habe nur von „Gerüchten“ über das Verhalten Theodore McCarricks gewusst, die nicht für Disziplinarmaßnahmen gegen den mutmaßlichen Straftäter ausgereicht hätten.

Vigano schreibt auch über „homosexuelle Korruption und moralische Feigheit“ in der Kirche. Er appelliert an Bischöfe und Priester, sich ebenfalls zu äußern.

Wie CNA Deutsch berichtete, hat Erzbischof Vigano in zwei Schreiben schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus, mehrere Kardinäle und hochrangige Kurienvertreter erhoben sowie Kardinal Marc Ouellet aufgefordert, die Akten im Fall McCarrick offenzulegen. In seiner Antwort kritisiert Ouellet zwar Vigano aufs Schärfste – bestätigt jedoch einen der zentralen Vorwürfe.

CNA Deutsch hat den vollen Wortlaut des auf den 19. Oktober 2018 datierten Schreibens von Erzbischof Vigano übersetzt.

Am Festtag der Nordamerikanischen Märtyrer

  1. Zeugnis abzulegen über die Korruption in der Hierarchie der katholischen Kirche war und ist für mich eine schmerzhafte Entscheidung. Aber ich bin ein alter Mann, der weiß, dass er dem Richter bald Rechenschaft über seine Taten und Unterlassungen ablegen muss, der Ihn fürchtet, der Körper und Seele in die Hölle werfen kann. Ein Richter, der, selbst in seiner unendlichen Barmherzigkeit, jedem Menschen Erlösung oder Verdammnis nach dem, was er verdient hat, bringen wird. In Erwartung der schrecklichen Frage dieses Richters — „Wie konntest du, der du die Wahrheit kennst, inmitten von Falschheit und Verderbtheit schweigen?“ — Welche Antwort könnte ich geben?
  2. Ich legte mein Zeugnis ab im vollen Bewusstsein, dass dieses viele bedeutende Persönlichkeiten alarmieren und bestürzen würde: Kirchenmänner, Mitbischöfe, Kollegen, mit denen ich gearbeitet und gebetet hatte. Ich wusste, dass sich viele verletzt und verraten fühlen würden. Ich erwartete, dass einige ihrerseits mich und meine Motive angreifen würden. Am schmerzhaftesten war mir, dass ich wusste, dass viele der unschuldigen Gläubigen durch das Schauspiel eines Bischofs, der Kollegen und Vorgesetzte bezichtigt, Amtsmissbrauch, sexuelle Sünden und schwere Pflichtverletzung begangen zu haben, verwirrt und verunsichert sein würden. Doch glaube ich, dass mein fortwährendes Schweigen viele Seelen in Gefahr bringen und sicherlich auch meine eigene [Seele] verdammen würde. Nachdem ich meinen Vorgesetzten und sogar dem Papst mehrmals über das abwegige Verhalten von Theodore McCarrick berichtet hatte, hätte ich die Wahrheiten, die mir bereits vorher bekannt waren, früher öffentlich verurteilen können. Wenn ich an dieser Verzögerung eine gewisse Verantwortung trage, dann bereue ich das. Diese Verzögerung war auf die Schwere der Entscheidung, die ich treffen würde, und auf das langwierige Bemühen meines Gewissens zurückzuführen.
  3. Mir wurde vorgeworfen, durch mein Zeugnis Verwirrung und Spaltung in der Kirche hervorgerufen zu haben. Für diejenigen, die glauben, dass es vor dem August 2018 keine nennenswerte Verwirrung und Spaltung gab, mag eine solche Behauptung vielleicht plausibel sein. Die meisten unparteiischen Beobachter wissen jedoch, dass es beides seit langem im Übermaß gegeben hat, wie es nun mal unvermeidlich ist, wenn der Nachfolger Petri bei der Ausübung seiner Hauptaufgabe fahrlässig verfährt, nämlich der Vergewisserung der Brüder im Glauben und in einer fundierten Morallehre. Wenn er dann die Krise durch widersprüchliche oder verwirrende Aussagen über diese Lehren noch verschlimmert, spitzt sich die Verwirrung zu.
  4. Deshalb habe ich gesprochen. Denn es ist dieses Schweigekomplott, dass in der Kirche großen Schaden angerichtet hat und weiterhin schadet — so vielen unschuldigen Seelen, der Berufung junger Priester, den Gläubigen im Allgemeinen. In Bezug auf meine Entscheidung, die ich mit meinem Gewissen vor Gott gefällt habe, nehme ich gerne jede brüderliche Zurechtweisung, jeden brüderlichen Rat, jede brüderliche Empfehlung und jede brüderliche Einladung an, in meinem Leben im Glauben und der Liebe zu Christus, zur Kirche und dem Papst voranzukommen.

Lassen Sie mich die Kernpunkte meines Zeugnisses wiederholen.

  • Im November 2000 informierte der Nuntius in den USA, Erzbischof Montalvo, den Heiligen Stuhl über das homosexuelle Verhalten von Kardinal McCarrick gegenüber Seminaristen und Priestern.
  • Im Dezember 2006 informierte der neue Nuntius in den USA, Erzbischof Pietro Sambi, den Heiligen Stuhl über das homosexuelle Verhalten von Kardinal McCarrick mit einem weiteren Priester.
  • Im April 2008 wurde ein Offener Brief von Richard Sipe an Papst Benedikt durch den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Levada, an Kardinalstaatssekretär Bertone weitergeleitet, in die weiteren Vorwürfe erhoben werden, dass McCarrick mit Seminaristen und Priestern geschlafen hat. Ich habe diesen einen Monat später erhalten, und im Mai 2008 habe ich selbst dem damaligen Substituten Erzbischof Fernando Filoni ein zweites Memorandum übermittelt, in dem ich über die Vorwürfe gegen McCarrick berichtete und Sanktionen gegen ihn forderte. Auch dieses zweite Memorandum erhielt keine Antwort.
  • Im Jahr 2009 oder 2010 erfuhr ich von Kardinal Re, [damals] Präfekt der Bischofskongregation, dass Papst Benedikt McCarrick angewiesen hatte, sein öffentliches Wirken einzustellen und ein Leben des Gebets und der Buße anzutreten. Nuntius Sambi überstellte McCarrick die Anweisungen des Papstes in einer Lautstärke, dass dies im Flur der Nuntiatur zu hören war.
  • Im November 2011 wiederholte Kardinal Ouellet, der neue Präfekt der Bischofskongregation, mir gegenüber, der ich der neue Nuntius in den USA war, die Sanktionen des Papstes für McCarrick, und ich selbst teilte sie McCarrick persönlich mit.
  • Am 21. Juni 2013, gegen Ende einer offiziellen Zusammenkunft der Nuntien im Vatikan, übte Papst Franziskus mir gegenüber mit einigen kryptischen Aussagen Kritik am Episkopat der USA.
  • Am 23. Juni 2013 traf ich Papst Franziskus persönlich in seiner Wohnung, um um Aufklärung zu bitten, und der Papst fragte mich: „il cardinale McCarrick, com’è (Kardinal McCarrick — was hältst du von ihm)?“– was ich nur als Vortäuschung von Neugierde interpretieren kann, um herauszufinden, ob ich ein Verbündeter von McCarrick war oder nicht. Ich erzählte ihm, dass McCarrick Generationen von Priestern und Seminaristen sexuell korrumpiert hatte und von Papst Benedikt angewiesen worden war, sich auf ein Leben voller Gebet und Buße zu beschränken.

Stattdessen genoss McCarrick weiterhin die besondere Wertschätzung von Papst Franziskus und erhielt von ihm neue Verantwortlichkeiten und Aufträge.McCarrick war Teil eines Netzwerks von Bischöfen, welche die Homosexualität vorantrieben und die Gunst von Papst Franziskus ausnutzten, um Bischofsernennungen zu beeinflussen, damit sie sich vor rechtlichen Konsequenzen schützen und das homosexuelle Netzwerk in der Hierarchie und in der Kirche insgesamt stärken konnten.Papst Franziskus selbst hat sich entweder an dieser Korruption beteiligt oder weiß, was er tut, und ist äußerst fahrlässig in seinem Versäumnis, sich dem zu widersetzen und es auszumerzen.

Ich habe vor Gott die Wahrheit meiner Behauptungen bezeugt, und niemand hat diese widerlegt. Kardinal Ouellet hat mir geschrieben, um mich für meine Frechheit zurechtzuweisen, das Schweigen gebrochen und solche schwerwiegenden Anschuldigungen gegen meine Brüder und Vorgesetzten erhoben zu haben, aber tatsächlich bestätigt er mit seiner Zurechtweisung meine Entscheidung, und rechtfertigt diese sowohl im Einzelnen wie insgesamt.

  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass er mit mir über die Situation von McCarrick gesprochen hat, bevor ich nach Washington ging, um meinen Posten als Nuntius anzutreten.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass er mir schriftlich die Bedingungen und Einschränkungen mitgeteilt hat, die Papst Benedikt McCarrick auferlegt hat.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass diese Sanktionen McCarrick verboten haben, zu reisen oder öffentlich aufzutreten.
  • Kardinal Ouellet räumt ein, dass die Bischofskongregation schriftlich, zuerst durch Nuntius Sambi und dann noch einmal durch meine Person, McCarrick aufgefordert hat, ein Leben des Gebets und der Buße zu führen.

Was bestreitet Kardinal Ouellet?

  • Kardinal Ouellet bestreitet die Möglichkeit, dass Papst Franziskus an einem Tag, an dem er viele Nuntien traf und nur wenige Augenblicke mit einem jeden sprach, wichtige Informationen über McCarrick hätte aufnehmen können. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage ist, dass ich den Papst bei einem zweiten, privaten Treffen informiert habe, indem ich dessen eigene Frage über Theodore McCarrick beantwortete, der damals emeritierter Kardinalerzbischof von Washington war und eine prominente Persönlichkeit der Kirche in den USA, und dass ich dem Papst sagte, dass McCarrick seine eigenen Seminaristen und Priester sexuell korrumpiert habe. Kein Papst könnte das vergessen.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass es in seinem Archiv Briefe von Papst Benedikt oder Papst Franziskus über Sanktionen gegen McCarrick gibt. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage war, dass sich in seinem Archiv wichtige Dokumente – unabhängig von deren Herkunft – befinden, die McCarrick belasten und dahingehend getroffene Maßnahmen dokumentieren, sowie andere Beweise für die Vertuschung seiner Situation. Und dies bestätige ich noch einmal.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass in den Akten seines Vorgängers Kardinal Re „Audienz-Memoranden“ existieren, die McCarrick die bereits erwähnten Sanktionen auferlegen. Aber das war nicht meine Aussage. Meine Aussage ist, dass es andere Dokumente gibt: zum Beispiel eine Notiz von Kardinal Re, die nicht ex-Audientia SS.mi, unterzeichnet entweder vom Staatssekretär oder dem Substituten.
  • Kardinal Ouellet bestreitet, dass es falsch ist, die gegen McCarrick ergriffenen Maßnahmen als „Sanktionen“ darzustellen, die von Papst Benedikt erlassen und von Papst Franziskus aufgehoben wurden. Stimmt. Es handelte sich rein technisch nicht um „Sanktionen“, sondern um Maßnahmen, „Bedingungen und Einschränkungen“. Spitzfindig darüber zu debattieren, ob es sich um Sanktionen, Maßnahmen oder etwas anderes handelte, ist reiner Legalismus. Aus pastoraler Sicht sind sie alle genau das gleiche.

Kurzum: Kardinal Ouellet räumt die wichtigen Aussagen ein, die ich gemacht habe und auch weiterhin mache, und er bestreitet Aussagen, die ich nicht mache und nie gemacht habe.

In einem Punkt muss ich absolut widerlegen, was Kardinal Ouellet geschrieben hat. Der Kardinal erklärt, dass der Heilige Stuhl nur von „Gerüchten“ Kenntnis hatte, die nicht ausreichten, um Disziplinarmaßnahmen gegen McCarrick zu rechtfertigen. Ich behaupte dagegen, dass der Heilige Stuhl von einer Vielzahl konkreter Tatsachen Kenntnis hatte und im Besitz von Dokumenten ist, und dass die Verantwortlichen sich dennoch entschieden haben, nicht einzugreifen oder daran gehindert wurden. Entschädigung der Erzdiözese Newark und der Diözese Metuchen an die Opfer des sexuellen Missbrauchs von McCarrick, die Briefe von Pater Ramsey, der Nonnen Montalvo im Jahr 2000 und Sambi im Jahr 2006, von Dr. Sipe im Jahr 2008, meine beiden Memoranden an die Vorgesetzten des Staatssekretariats, welche die konkreten Vorwürfe gegen McCarrick ausführlich beschrieben haben; sind das alles nur Gerüchte? Es handelt sich um offizielle Korrespondenz, nicht um Klatsch und Tratsch aus der Sakristei. Die gemeldeten Verbrechen waren sehr schwerwiegend, einschließlich des Versuchs, Komplizen bei perversen Handlungen die sakramentale Absolution zu erteilen, mit anschließender sakrilegischer Feier der heiligen Messe. Diese Dokumente belegen die Identitäten der Täter und ihrer Beschützer sowie die zeitliche Abfolge der Fakten. Sie werden in den entsprechenden Archiven aufbewahrt; es sind keine außergewöhnlichen Ermittlungsverfahren erforderlich, diese ausfindig zu machen.

In den öffentlichen Zurechtweisungen meiner Person habe ich zwei Unterlassungen festgestellt, zwei tragische Fälle des Verschweigens. Das erste, was verschwiegen wird, ist die Not der Opfer. Das zweite betrifft den eigentlichen Grund, warum es so viele Opfer gibt, nämlich den korrumpierenden Einfluss der Homosexualität im Priestertum und in der Hierarchie. Was den ersten betrifft, so ist es erschreckend, dass inmitten all der Skandale und Empörungen so wenig über die Menschen nachgedacht werden sollte, die durch diese Sexualverbrechen geschädigt wurden und welche jene verübt haben, die zu Dienern des Evangeliums bestellt waren. Es geht hier nicht darum, Rechnungen zu begleichen oder über die Unbeständigkeit kirchlicher Laufbahnen zu schmollen. Es geht nicht um Politik. Es geht nicht darum, wie Kirchenhistoriker dieses oder jenes Papsttum bewerten werden. Es geht um Seelen. Die ewige Erlösung vieler Seelen stand – und steht weiterhin – auf dem Spiel.

Was den zweiten Umstand betrifft, der verschwiegen wird: Diese sehr schwere Krise kann nicht angemessen angegangen und gelöst werden, wenn wir nicht die Dinge bei ihrem wahren Namen nennen. Dies ist eine Krise aufgrund der Geißel der Homosexualität, ihrer Akteure, ihrer Motive, ihres Widerstands gegen Reformen. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass Homosexualität zu einer Plage im Klerus geworden ist, und sie kann nur mit spirituellen Waffen ausgemerzt werden. Es ist eine enorme Heuchelei, den Missbrauch zu verurteilen, zu behaupten, man weine um die Opfer, und sich dennoch zu weigern, die Grundursache für so viel sexuellen Missbrauch anzugeben: die Homosexualität. Es ist Heuchelei, sich zu weigern, zuzugeben, dass diese Geißel auf eine schwere Krise im geistlichen Leben des Klerus zurückzuführen ist, und nicht die notwendigen Schritte zu unternehmen, diese zu beseitigen.

Zweifellos gibt es schürzenjagende Geistliche, und zweifellos schädigen sie auch ihren eigenen Seelen, den Seelen derjenigen, die sie verderben, und der Kirche insgesamt. Aber diese Verletzungen des priesterlichen Zölibats beschränken sich in der Regel auf die unmittelbar betroffenen Personen. Schürzenjagende Geistliche rekrutieren in der Regel keine anderen Schürzenjäger, bemühen sich nicht darum, diese zu fördern, und vertuschen deren Missetaten nicht – während die Beweise für homosexuelle Absprachen mit seinen tiefen Wurzeln, die so schwer auszumerzen sind, überwältigend sind.

  • Es ist allgemein bekannt, dass homosexuelle Täter das kirchliche Privileg zu ihrem Vorteil ausnutzen. Aber zu behaupten, die Krise selbst sei Klerikalismus, ist reine Sophisterei. Da wird so getan, als ob ein Mittel zum Zweck, ein Instrument, tatsächlich das Hauptmotiv wäre.
  • Die Verurteilung der homosexuellen Korruption und der moralischen Feigheit, die sie gedeihen lässt, findet in unserer Zeit keine Zustimmung, auch nicht in den höchsten Ebenen der Kirche. Es überrascht mich nicht, dass ich, wenn ich auf diese Plagen aufmerksam mache, der Untreue gegenüber dem Heiligen Vater bezichtigt werde und beschuldigt, eine offene und skandalöse Rebellion anzuzetteln.

Doch eine Rebellion würde bedeuten, andere zu drängen, das Papsttum zu stürzen. Ich fordere nichts dergleichen. Ich bete jeden Tag für Papst Franziskus – mehr, als ich es je für die anderen Päpste getan habe. Ich bitte, ja flehe den Heiligen Vater aufrichtig an, sich seiner Pflichten zu erinnern, die er sich selbst aufgetragen hat, als er sein Amt als Nachfolger Petri antrat. Er nahm die Mission auf sich, seine Brüder zu stärken und alle Seelen in der Nachfolge Christi, im geistlichen Kampf, auf dem Weg des Kreuzes zu führen. Lasst ihn seine Fehler eingestehen, bereuen, seine Bereitschaft zeigen, dem Auftrag, den Petrus erteilt hat, nachzukommen, und lasst ihn nach der Bekehrung seine Brüder stärken (Lk 22,32).Abschließend möchte ich meinen Appell an meine Brüder Bischöfe und Priester wiederholen, die wissen, dass meine Aussagen wahr sind und die dies bezeugen können, oder die Zugang zu Dokumenten haben, welche die Angelegenheit zweifelsfrei belegen können. Auch ihr steht vor einer Entscheidung. Ihr könnt euch aus dem Kampf zurückziehen, das Komplott des Schweigens unterstützen und eure Augen vor der Ausbreitung der Korruption abwenden. Ihr könnt Ausreden, Kompromisse und Rechtfertigungen finden, die den Tag der Abrechnung verzögern. Ihr könnt euch mit der Lüge und der Illusion trösten, dass es einfacher sein wird, morgen die Wahrheit zu sagen, und dann am nächsten Tag, und so weiter.

Auf der anderen Seite könnt ihr euch entscheiden, den Mund aufzumachen. Ihr könnt Ihm vertrauen, der uns gesagt hat: „Die Wahrheit wird euch befreien.“ [Joh 8,32] Ich sage nicht, dass es einfach sein wird, sich zwischen Schweigen und Reden zu entscheiden. Ich fordere euch auf, darüber nachzudenken, welche Entscheidung ihr – auf eurem Sterbebett und dann vor dem gerechten Richter – nicht bereuen werdet, getroffen zu haben.

+Carlo Maria Viganò 19. Oktober 2018
Titularerzbischof von Ulpiana Festtag der
Apostolischer Nuntius Nordamerikanischen Märtyrer
(CNA Deutsch)

Kirchenkrise: Papst Franziskus ordnet Überprüfung der McCarrick-Akten an

VATIKANSTADT – Der Vatikan hat am heutigen Samstag angekündigt, die vorliegenden Akten im Fall McCarrick zu prüfen. Dabei handelt es sich um Unterlagen rund um die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs Minderjähriger sowie junger Männer gegen Erzbischof Theodore McCarrick. Im Raum stehen auch Vorwürfe gegen Papst Franziskus, die der ehemalige Apostolische Nuntius in den USA erhoben hat, Erzbischof Carlo Maria Viganò.

Die Erzdiözese New York hat bereits eine offizielle Untersuchung der Vorwürfe abgeschlossen, McCarrick habe einen Teenager in New York sexuell missbraucht.

Das Erzbistum hält die Beweise für „glaubwürdig“, so das im Juni vorgestellte Ergebnis der Ermittlungen, wie CNA Deutsch berichtete.

In seiner am heutigen 6. Oktober veröffentlichten Erklärung teilt der Vatikan mit, Papst Franziskus habe beschlossen, die Ergebnisse dieser Untersuchung

„mit einem weiteren gründlichen Studium der gesamten Dokumentation, die im Archiv der Dikasterien und Ämter des Heiligen Stuhls über den ehemaligen Kardinal McCarrick vorliegt, zu kombinieren, um alle relevanten Fakten zu ermitteln, sie in ihren historischen Kontext zu stellen und objektiv zu bewerten“.

„Der Heilige Stuhl ist sich bewusst, dass sich aus der Untersuchung der Fakten und Umstände ergeben kann, dass Entscheidungen getroffen wurden, die nicht mit einer zeitgemäßen Herangehensweise an solche Themen übereinstimmen würden“, fügt die Erklärung hinzu.

Man werde jedoch „dem Weg der Wahrheit folgen, wohin dieser auch führt“, so die Mitteilung weiter.

Kardinal Daniel DiNardo, Vorsitzender der US-Bischofskonferenz, hat den Papst wiederholt um eine gründliche vatikanische Untersuchung – eine Apostolische Visitation – des Falls McCarrick und seiner kirchlichen Laufbahn in den USA gebeten.

Obwohl DiNardo diese Bitte während eines Treffens zwischen dem Papst und den Leitern der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten am 13. September wiederholte, hat der Vatikan es bisher abgelehnt, diese Visitation anzuordnen.

Auch die heute angekündigte Untersuchung ist keine apostolische Visitation. Vielmehr werden Dokumente geprüft, die sich bereits „im Archiv der Dikasterien und Ämter des Heiligen Stuhls“ befinden.

Quellen haben der CNA gegenüber bestätigt, dass Papst Franziskus am 8. Oktober privat mit DiNardo und Erzbischof Jose Gomez, dem stellvertretenden Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, zusammentreffen soll.

Eine mit der Untersuchung vertraute Quelle sagte gegenüber CNA, dass die Erzdiözese Washington zusätzliche Informationen über McCarrick gesammelt hat, die in die vatikanische Ermittlung einbezogen werden könnten.

Fest steht: Zumindest einige Bischöfe sind mit McCarricks mutmaßlichem Fehlverhalten seit 2005 vertraut. Zwei Diözesen in New Jersey erzielten damals mit einigen mutmaßlichen Opfern des Erzbischofs einen Rechtsvergleich. Im Jahr 2007 wurde ein weiterer Vergleich erzielt.

Der Skandal löste auch Fragen aus darüber, ob diese Bischöfe richtig auf die Kenntnis von Anschuldigungen gegen McCarrick reagiert haben. Unklar ist zudem bis heute, ob und wann weitere Bischöfe, darunter Kardinal Donald Wuerl von Washington, Kenntnis vom Verhalten des Erzbischofs hatten.

Der Leiter des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben, Kardinal Kevin Farrell, lebte jahrelang mit McCarrick zusammen. In einem Video-Statement erklärte er, nichts gewußt zu haben.

Ein weiterer amerikanischer Bischof, Kardinal Joseph Tobin von Newark, sagte einem Journalisten im August, dass er 2017 Gerüchte über sexuelles Fehlverhalten von McCarrick gehört habe. Er habe es aber abgelehnt, diese zu untersuchen, weil sie ihm unglaubwürdig schienen.

Am 25. August veröffentlichte Erzbischof Carlo Maria Vigano einen Offenen Brief, in dem er behauptet, dass er ab 2006 Berichte über McCarricks Fehlverhalten erstellt habe. Zudem gebe es sei seit dem Jahr 2000 Berichte über dessen Taten. Diese Berichte sind jedoch laut Viganò weitgehend ignoriert worden, bis Papst Benedikt XVI. im Jahr 2009 oder 2010 mehrere Sanktionen gegen McCarrick verhängte.

Vigano behauptet weiter, dass Papst Franziskus diese Beschränkungen McCarricks jedoch kurz nach seiner Wahl zum Papst aufgehoben hat – und dass McCarrick ein enger Berater von Franziskus gewesen sei.

Zu diesen Vorwürfen macht Papst Franziskus bislang keine direkten Aussagen.

In einem zweiten Brief, der am 29. September veröffentlicht wurde, behauptet Vigano, dass Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, über den Fall McCarrick informiert sei, und forderte ihn auf, „die Wahrheit zu bezeugen“.

Während einige Behauptungen aus dem Vigano-Brief bestätigt wurden, wurde die Wahrhaftigkeit anderer Behauptungen in Frage gestellt, was zu erheblichen Kontroversen über deren Gehalt führte.

Erzbischof Vigano hat behauptet, dass Akten im Archiv des Vatikans und seiner Nuntiatur-Botschaft in den USA seine Anschuldigungen bestätigen werden.

In der Erklärung des Vatikans vom 6. Oktober ist von einer geänderten Kultur und Klerikalismus die Rede. Wörtlich heißt es: „Sowohl Missbrauch als auch seine Vertuschung können nicht mehr toleriert werden, und eine andere Behandlung von Bischöfen, die Missbrauch begangen oder vertuscht haben, stellt in der Tat eine Form von Klerikalismus dar, die nicht mehr akzeptabel ist“.

Auf dem Rückflug seiner Baltikum-Visite hatte Papst Franziskus gegenüber Journalisten gesagt, es sei unfair, heutige moralische Maßstäbe an frühere Vertuschungen anzulegen: Früher seien solche Verbrechen stets verschleiert worden. „Man hat sie auch zu Hause vertuscht: als der Onkel die Nichte vergewaltigte, als der Vater seine Kinder vergewaltigte. Es wurde vertuscht, weil es so beschämend war“, so Franziskus am 25. September 2018.

In der Mitteilung von heute heißt es: „Der Heilige Vater Papst Franziskus erneuert seine dringende Aufforderung, die Kräfte zu vereinen, um gegen die schwere Geißel des Missbrauchs innerhalb und außerhalb der Kirche zu kämpfen und zu verhindern, dass solche Verbrechen in Zukunft zum Schaden der unschuldigsten und verletzlichsten Menschen in der Gesellschaft begangen werden“. (CNA Deutsch)

Erzbischof Vigano veröffentlicht neue Stellungnahme zu Papst Franziskus und McCarrick

VATIKANSTADT – Erzbischof Carlo Maria Viganò hat ein neues Schreiben zu den Vorwürfen veröffentlicht, dass hochrangige Prälaten an der Vertuschung des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs durch Erzbischof Theodore McCarrick beteiligt waren.

Der auf den 29. September – dem Fest des Heiligen Erzengels Michael – datierte Brief trägt als Überschrift das bischöfliche Motto von Erzbischof Viganò: Scio Cui credidi (ich weiß, wem ich geglaubt habe – nach 2 Tim 1,12). Er wurde vor wenigen Stunden veröffentlicht.

Der ehemalige Apostolische Nuntius dankt in dem vierseitigen Dokument eingangs „Gott dem Vater für jede Situation und Prüfung, die er vorbereitet hat und die er für mich während meines Lebens vorbereiten wird“. Als Priester und Bischof der Heiligen Kirche sei er wie jeder Getaufte berufen, die Wahrheit zu bezeugen, schreibt Viganò, und erinnert an Psalm 103:33-34:

„Ich beabsichtige, dies bis zum Ende meiner Tage zu tun.“

Viganò erinnert daran, dass er vor einem Monat seine schweren Vorwürfe gegen Papst Franziskus und mehrere hochrangige Kirchenmänner veröffentlicht hat, denen er zur Last legt, vom sexuellen Fehlverhalten von Erzbischof Theodore McCarrick gewußt zu haben.

Er habe sich entschieden, diese Vertuschung zum Wohl der Kirche offenzulegen, „nach langem Nachdenken und Beten, während Monaten tiefen Leidens und Leidens, angesichts eines Crescendos ständiger Nachrichten über schreckliche Ereignissen“, schreibt Viganò.

„Das Schweigen der Hirten, die hätten Abhilfe schaffen und neue Opfer verhindern können, wurde immer unhaltbarer, ein verheerendes Verbrechen für die Kirche“.

Viganò betont: „Im Bewusstsein der enormen Folgen, die mein Zeugnis haben könnte, denn was ich enthüllen würde, betraf den Nachfolger Petri selbst, entschied ich mich dennoch zur Aussage, um die Kirche zu schützen, und ich erkläre mit reinem Gewissen vor Gott, dass mein Zeugnis wahr ist.“

Päpstliches Geheimnis

Der Erzbischof und ehemalige Nuntius räumt ein, dass ein Teil dessen, was er offenlegte, unter das Päpstliche Geheimnis fiel, rechtfertigt aber seine Entscheidung mit dem Argument, dass „der Zweck einer jeden Geheimhaltung, einschließlich des Päpstlichen Geheimnisses, darin besteht, die Kirche vor ihren Feinden zu schützen, nicht Verbrechen zu vertuschen oder sich daran zu beteiligen“.

Als „unfreiwilliger Zeuge schockierender Tatsachen“ berufe er sich auf des Katechismus der Katholischen Kirche, der – außer in der Beichte – eine Offenlegung eines Geheimnisse erlaubt, um Schaden abzuwenden.

Tatsächlich sieht der Katechismus dies in Fällen vor, wo „die Bewahrung des Geheimnisses dem, der es anvertraut, oder dem, dem es anvertraut wird, oder einem Dritten einen sehr großen Schaden zufügen würde“ (KKK, 2491) – und entbindet in solchen Fällen Katholiken von der Geheimhaltung.

Viganò stellt fest: „Weder der Papst noch einer der Kardinäle in Rom haben die Tatsachen geleugnet, die ich in meinem Zeugnis beschrieben habe“. Wenn sie seiner Darstellung widersprechen wollten, so der Erzbischof, „müssen sie es nur sagen und Unterlagen zur Verfügung stellen, um ihr Abstreiten belegen“.

Unvermeidlich sei da doch der Eindruck, dass der Grund, warum die Akten nicht veröffentlicht werden, darin bestehe, dass diese „meine Aussagen bestätigen“, so der Erzbischof.

McCarrick „eindeutig kein Einzelfall“

Erzbischof Viganò verweist darauf, dass Papst Franziskus auf die Vorwürfe antwortete, dass er dazu „kein einziges Wort“ sagen werde, jedoch dann „sein Schweigen mit dem von Jesus in Nazareth und vor Pilatus verglichen hat, und mich mit dem großen Ankläger Satan verglichen hat, der Skandal und Spaltung in der Kirche sät – wenn auch ohne jemals meinen Namen zu sagen“.

Der Erzbischof kritisiert die „mangelnde Bereitschaft des Papstes, auf meine Vorwürfe zu reagieren, und seine Taubheit gegenüber den Appellen der Gläubigen“. Das Verhalten von Franziskus sei weder vereinbar mit seiner Rechenschaftspflicht, noch stehe es im Einklang „mit seinen Forderungen nach Transparenz und Brückenbau“.

Viganò schreibt weiter, dass

„die Vertuschung von McCarrick durch den Papst eindeutig kein Einzelfall war“. Franziskus habe schließlich „homosexuelle Geistliche verteidigt, die schwere sexuelle Übergriffe gegen Minderjährige oder Erwachsene begangen haben“. Er nennt als Beispiele die Fälle der überführten Kinderschänder Julio Grassi aus Argentinien und Mauro Inzoli aus Italien – sowie den Fall der Überprüfung von „Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen Kardinal Cormac Murphy O’Connor“.

Erzbischof Viganò fordert Kardinal Daniel DiNardo und weitere US-Bischöfe auf mitzuteilen, ob Papst Franziskus ihre Forderung nach einer Untersuchung der Vorwürfe durch den Vatikan abgelehnt hat.

(DiNardo hatte eine solche selbst gefordert, den Papst dazu am 13. September mit einer US-Abordnung im Vatikan getroffen, danach aber nicht mitgeteilt, wie Franziskus entschieden hat. Auch das Presse-Amt des Heiligen Stuhls machte dazu keine Angaben.)

Es stehe den Gläubigen zu, die Wahrheit zu erfahren, schreibt Viganò dazu.

Appell an Kardinal Ouellet

Der Erzbischof wendet sich in seinem neuen Schreiben auch an den kanadischen Kardinal Marc Ouellet, der als Präfekt der Bischofskongregation dient.

Erzbischof Viganò schreibt, dass Kardinal Ouellet in der Anfangszeit des Pontifikats noch seine Würde bewahrt habe.

„Später jedoch, als sein Amt als Präfekt der Bischofskongregation untergraben wurde, weil Empfehlungen für bischöfliche Ernennungen von zwei homosexuellen ‚Freunden‘ seines Dikasteriums unter Umgehung des Kardinals direkt an Papst Franziskus weitergegeben wurden, gab er auf. Sein langer Artikel im „Osservatore Romano“, in dem er sich für die umstritteneren Aspekte von Amoris Laetitia aussprach, stellt seine Kapitulation dar.“

Viganò wendet sich direkt an Ouellet: „Bevor ich nach Washington ging, waren Sie es, der mir von Papst Benedikts Sanktionen gegen McCarrick erzählt hat. Sie verfügen über Schlüsseldokumente, die McCarrick und viele in der Kurie für ihre Vertuschungen belasten. Eminenz, ich bitte Sie, die Wahrheit zu bezeugen.“

Erzbischof Viganò beendet sein Schreiben mit einer Ermutigung an Katholiken, „niemals mutlos zu sein“ und auf Christus zu vertrauen.

„Dies ist eine Zeit der Reue, der Umkehr, des Gebets, der Gnade, um die Kirche, die Braut des Lammes, vorzubereiten, bereit, mit Maria zu kämpfen und den Kampf gegen den alten Drachen zu gewinnen“, schreibt er.

Viganò erinnert an ein Kunstwerk in der Markuskirche in Venedig, das Jesus zweimal im gleichen Bild zeigt: Einmal, wie er im Boot liegt und schläft, während ein Sturm tobt, und Petrus versucht, zu wecken; und zugleich auch den erwachten Christus, der hinter den verängstigten Jüngern – die ihn nicht sehen – im Boot steht und das aufgewühlte Wasser bändigt.

„Die Szene ist sehr zeitgemäß, um den gewaltigen Sturm darzustellen, den die Kirche in diesem Moment durchmacht“, schreibt der Erzbischof, „aber mit einem wesentlichen Unterschied: Der Nachfolger von Petrus sieht nicht nur nicht den Herrn, der das Boot fest in der Hand hat, sondern scheint auch nicht die Absicht zu haben, den im Bug schlafenden Jesus zu wecken.“

Viganò schreibt: „Ist Christus vielleicht für diesen Vikar unsichtbar geworden? Vielleicht ist er versucht, als Ersatz für unseren einzigen Meister und Herrn zu dienen?“

Er schließt mit den Worten: „Der Herr hat die volle Kontrolle über das Boot! Möge Christus, die Wahrheit, immer das Licht auf unserem Weg sein!“ (CNA Deutsch)

Schreiben bestätigt: Vatikan wurde im Jahr 2000 über McCarrick informiert

VATIKANSTADT – Der amerikanische „Catholic News Service“ (CNS) hat das Schreiben eines hochrangigen Beamten des Staatssekretariats aus dem Jahr 2006 veröffentlicht, das belegt, dass der Vatikan im Jahr 2000 über die Anschuldigungen gegen den damaligen Kardinal Theodore McCarrick informiert wurde.

Der vom CNS veröffentlichte Brief ist auf den 11. Oktober 2006 datiert und stammt aus der Hand des damaligen Erzbischofs Leonardo Sandri in seiner Funktion als Stellvertreter des Staatssekretariats. Er ist adressiert an Pater Boniface Ramsey, der von 1986 bis 1996 an einem Priesterseminar in New Jersey lehrte.

Sandri bezieht sich in dem Brief – der in Passagen vor Veröffentlichung durch Pater Ramsey und die Redaktion von CNS geschwärzt wurde – auf, so wörtlich, „die ernsten Angelegenheiten, die einige der Studenten des Immaculate Conception Seminary betreffen, die Sie im November 2000 dem damaligen Apostolischen Nuntius in den Vereinigten Staaten, dem verstorbenen Erzbischof Gabriel Montalvo, vertraulich zur Kenntnis gebracht haben“.

Pater Ramsey hat erklärt, dass er angesichts der Ernennung McCarricks zum Erzbischof von Washington im Jahr 2000 den Nuntius Montalvo kontaktiert habe, um diesen über die Vorwürfe schweren Fehlverhaltens McCarricks gegenüber Seminaristen zu infomieren.

Seinen eigenen Studenten am Seminar hatten ihn darüber informiert, so Ramsey.

Auf Bitten des Nuntius habe er seine Bedenken schriftlich dargelegt. Gegenüber CNS sagte Pater Ramsey, er habe sich in seinem Schreiben „über McCarricks Beziehungen zu Seminaristen beschwert, und darüber, dass er mit Seminaristen schläft.“

„Mein Brief vom 22. November 2000 befasste sich mit McCarrick und erhob keinerlei Vorwürfe gegen Seminaristen; er erhob Vorwürfe gegen McCarrick“, so Ramsey.

CNS berichtete, dass Pater Ramsey zwar offiziell keine Antwort auf sein Schreiben vom 22. November 2000 erhalten habe. „Er war überzeugt, dass das Schreiben eingegangen ist, weil er von dem damaligen Erzbischof Sandri im Jahr 2006 eine schriftliche Bestätigung der im Jahr 2000 getätigten Aussagen erhielt“.

Der Hauptgrund für Sandris Brief im Jahr 2006 war die Bitte um Auskunft über einen Priester der Erzdiözese Newark, der am Immaculate Conception Seminary an der Universität Seton Hall studiert hatte: Der Priester wurde für einen Posten im Vatikan in Betracht gezogen.

Sandri selber ist heute Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen und Kardinal der Kurie.

Die Darstellung von Pater Ramsey stimmt mit den Angaben von Erzbischof Carlo Maria Viganò überein, der von 2011 bis 2016 apostolischer Nuntius in den USA war.

Erzbischof Viganò hatte geschrieben, dass Montalvo (und sein Nachfolger, Erzbischof Pietro Sambi) „es nicht versäumt haben, den Heiligen Stuhl sofort zu informieren, sobald sie von Erzbischof McCarricks schwerwiegendem unmoralischem Verhalten gegenüber Seminaristen und Priestern erfahren haben. Tatsächlich wurde nach dem, was Nuntius Pietro Sambi schrieb, Ramseys Brief vom 22. November 2000 auf Wunsch des verstorbenen Nuntius Montalvo geschrieben.

In dem Brief bekräftigt der Dominikanerpater Ramsey, der von den späten 1980er Jahren bis 1996 Professor am Diözesanseminar in Newark war, dass es im Seminar immer wieder das Gerücht gab, dass der Erzbischof „sein Bett mit Seminaristen geteilt“ habe, und fünf auf einmal einlade, um das Wochenende mit ihm in seinem Strandhaus zu verbringen.

Ramsey weiter: Er habe eine gewisse Zahl von Seminaristen gekannt, von denen einige später zu Priestern der Erzdiözese Newark geweiht wurden, die in dieses Strandhaus eingeladen worden seien und ein Bett mit dem Erzbischof geteilt hätten.

Viganò sagte in seiner Aussage auch, dass er am 6. Dezember 2006 ein Memorandum geschrieben und Sandri übermittelt habe, in dem Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs gegen McCarrick durch Gregory Littleton, einen laisierten Priester, detailliert beschrieben wurden. Der ehemalige Nuntius sagte, er habe in diesem Schreiben vorgeschlagen, an McCarrick „ein Exempel zu statuieren“, das eine „medizinische Funktion“ haben könnte, um zukünftigen Missbrauch zu verhindern und eine „sehr ernsthafte Skandalisierung der Gläubigen“ zu minimieren.

Übersetzt aus dem englischen Original. Der Brief in einer Twitter-Meldung des CNS.

(CNA Deutsch)

Ehemaliger Nuntius erhebt schwere Vorwürfe gegen Papst im Fall McCarrick

Erzbischof Carlo Maria Viganò fordert Franziskus zum Rücktritt auf, behauptet: Der Papst habe Benedikts Sanktionen aufgehoben und McCarrick gedeckt, zum Berater gemacht.

VATIKAN – In einer elfseitigen schriftlichen Zeugenaussage hat ein ehemaliger Apostolischer Nuntius in den Vereinigten Staaten mehrere hochrangige Prälaten der Mittäterschaft bei der Vertuschung der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Erzbischof Theodore McCarrick beschuldigt und behauptet, dass Papst Franziskus von den Sanktionen wusste, die Papst Benedikt XVI. gegen den damaligen Kardinal McCarrick verhängt hatte. Franziskus habe diese aber aufgehoben.

Erzbischof Carlo Maria Viganò, 77, der von 2011 bis 2016 als Apostolischer Nuntius in Washington D.C. diente, schrieb, dass Benedikt in den späten 2000er Jahren gegen „Kardinal McCarrick ähnliche Sanktionen verhängt hatte, wie sie ihm jetzt von Papst Franziskus auferlegt wurden“ und dass Viganò persönlich Papst Franziskus von diesen Sanktionen im Jahr 2013 erzählt habe.

Erzbischof Viganò behauptet in seiner schriftlichen Erklärung zudem, dass Papst Franziskus „weiterhin McCarrick gedeckt“ habe und nicht nur „die Sanktionen, die Papst Benedikt gegen ihn verhängt hatte, nicht berücksichtigte“, sondern McCarrick auch zu „seinem vertrauten Berater“ machte: Der ehemalige Erzbischof von Washington habe den Papst dabei beraten, eine Reihe von Bischöfen in den Vereinigten Staaten zu ernennen, darunter die Kardinäle Blase Cupich von Chicago und Joseph Tobin von Newark.

Erzbischof Viganò teilt in seiner Zeugenaussage mit, sein „Gewissen gebiete“ ihm, die Wahrheit bekannt zu machen, da „die Korruption die Spitze der Hierarchie der Kirche erreicht hat“. Zum Abschluss seiner Erklärung fordert er Papst Franziskus und all jene, die an der Vertuschung von Erzbischof McCarricks Missbrauch beteiligt waren, zum Rücktritt auf.

Am 20. Juni 2018 suspendierte Kardinal Pietro Parolin auf Anweisung von Papst Franziskus den ehemaligen Kardinal McCarrick, nachdem eine Untersuchung der New Yorker Erzdiözese einen Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen als „glaubwürdig und begründet“ beurteilte. Am selben Tag erfuhr die Öffentlichkeit, dass die Erzdiözese Newark und die Diözese Metuchen in New Jersey drei Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens McCarricks gegenüber erwachsenen Männern erhalten hatten. Seitdem haben Medien über Jahrzehnte langes Fehlverhalten und wiederholten Missbrauch berichtet. Unter den Opfern: Ein Jugendlicher, drei junge Priester oder Seminaristen und ein Mann, den McCarrick ab dem Alter von 11 Jahren missbraucht haben soll, wie CNA Deutsch berichtete.

Laut Viganò hatte Papst Benedikt XVI. bereits früher Sanktionen gegen McCarrick verhängt, die denen von Kardinal Parolin ähneln. „Der Kardinal sollte das Seminar, in dem er lebte, verlassen“, so Viganò, „es war ihm auch verboten, öffentlich die Messe zu feiern, an öffentlichen Versammlungen teilzunehmen, Vorträge zu halten, zu reisen, mit der Verpflichtung, sich einem Leben des Gebets und der Buße zu widmen“. Viganò dokumentierte nicht das genaue Datum, sondern erinnerte sich, dass die Sanktionen bereits 2009 oder 2010 verhängt worden seien.

Bereits Jahre vor den Maßnahmen Benedikts gegen McCarrick hatten die Vorgänger von Erzbischof Viganò in der Nuntiatur – die Erzbischöfe Gabriel Montalvo und Pietro Sambi – den Heiligen Stuhl „sofort“ darüber informiert, als sie von Erzbischof McCarricks „schwerwiegend unmoralischen Verhalten gegenüber Seminaristen und Priestern“ erfahren hatten, so der pensionierte italienische Vatikan-Diplomat.

Viganò zufolge hat Erzbischof Montalvo den Vatikan erstmals im Jahr 2000 alarmiert und darum gebeten, dass der Dominikaner-Pater Boniface Ramsey die Vorwürfe in einem Brief an Rom bestätigt. Im Jahr 2006, so Viganò, habe er persönlich, als Delegierter für päpstliche Vertretungen im Staatssekretariat, ein Memo an seinen Vorgesetzten, Kardinal Leonardo Sandri, geschrieben und vorgeschlagen, gegen McCarrick „ein Exempel zu statuieren“, das eine „medizinische Funktion“ haben könnte, um zukünftigen Missbrauch zu verhindern und eine „sehr ernsthafte Skandalisierung der Gläubigen“ zu minimieren.

Er stützte sich dabei auf eine Anklageschrift, die Erzbischof Pietro Sambi dem Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone übermittelt hatte, in der ein des Missbrauchs schuldiger Priester Vorwürfe gegen McCarrick von „großer Heftigkeit und Abscheulichkeit“ erhoben hatte, einschließlich „verderblicher Verhaltensweisen“ und der „frevelhaften Feier der Eucharistie“

Doch laut Viganò wurde sein Memo ignoriert und bis Ende der 2000er Jahre wurde nichts unternommen – eine Verzögerung, von der Erzbischof Viganò behauptet, dass sie auf das Konto der Komplizenschaft der Staatssekretäre unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI., geht: der Kardinäle Angelo Sodano und Tarcisio Bertone.

Erzbischof Viganò erklärt weiter, dass er im Jahr 2008 ein zweites Memo geschrieben habe, diesmal an Kardinal Sandris Nachfolger als Sostituto im Staatssekretariat, Kardinal Fernando Filoni. Dieses enthielt eine Zusammenfassung der Untersuchungen von Richard Sipe, einem Psychotherapeuten und Spezialisten für klerikalen sexuellen Missbrauch, welches Sipe selber Benedikt in Form einer Erklärung geschickt habe. Viganò sagte, dass er das Memo beendete, indem er gegenüber seinen Vorgesetzten „wiederholte, dass ich es für notwendig hielt, so schnell wie möglich einzugreifen, indem man McCarrick den Kardinalshut abnimmt“.

Wiederum, so der Viganò, stieß seine Bitte auf taube Ohren und er schreibt, er sei „sehr bestürzt“ gewesen, dass beide Memoranden ignoriert wurden, bis Sipes „mutige und verdienstvolle“ Aussage „das gewünschte Ergebnis“ habe.

„Benedikt tat, was er tun musste“, sagte Erzbischof Viganò gegenüber dem „National Catholic Register“ vom 25. August, „aber seine Mitarbeiter – der Staatssekretär und alle anderen – haben es nicht so umgesetzt, wie sie es hätten tun sollen, was zu der Verzögerung führte.“

„Sicher ist,“ schreibt Viganò in seinem Zeugnis, „dass Papst Benedikt gegen McCarrick die oben genannten kirchenrechtlichen Sanktionen verhängte und dass sie ihm vom Apostolischen Nuntius in den Vereinigten Staaten, Pietro Sambi, mitgeteilt wurden“.

Der „National Catholic Register“ hat von unabhängiger Seite bestätigt bekommen, dass Benedikt die Vorwürfe gegen McCarrick auf jeden Fall bekannt waren: Der emeritierte Papst erinnere sich daran, Kardinal Bertone angewiesen zu haben, Maßnahmen zu ergreifen, auch wenn er sich nicht mehr an die genauen Einzelheiten erinnere.

Im Jahr 2011, kurz nach seiner Ankunft in Washington D.C., habe er persönlich die Sanktionen gegen McCarrick diesem noch einmal mitgeteilt, so Erzbischof Viganò. „Der Kardinal, der kaum verständlich murmelte, gab zu, dass er vielleicht den Fehler gemacht hatte, mit einigen Seminaristen in seinem Strandhaus im selben Bett zu schlafen, aber er sagte dies, als ob es keine Bedeutung hätte“, erinnert sich Viganò in seiner Zeugnisaussage

In seiner schriftlichen Erklärung schildert Viganò dann seine Einschätzung, wie McCarrick trotz der gegen ihn erhobenen Anschuldigungen im Jahr 2000 zum Erzbischof von Washington D.C. ernannt werden konnte und wie seine Vergehen vertuscht wurden. Seine Aussage beschuldigt die Kardinäle Sodano, Bertone und Parolin und er besteht darauf, dass mehrere weitere Kardinäle und Bischöfe sehr wohl Bescheid wussten, darunter Kardinal Donald Wuerl, McCarricks Nachfolger als Erzbischof von Washington D.C.

„Ich selbst habe das Thema mehrmals gegenüber Kardinal Wuerl angesprochen, und ich brauchte gar nicht ins Detail zu gehen, denn es war mir sofort klar, dass er völlig Bescheid wusste“, schreibt Viganò.

Ed McFadden, ein Sprecher der Erzdiözese Washington, sagte gegenüber CNA, dass Wuerl kategorisch abstreitet, dass McCarrick vom Vatikan in seinem öffentlichen Wirken sanktioniert worden sei.

In der zweiten Hälfte von Viganòs Zeugenaussage geht es vor allem darum, was Papst Franziskus über McCarrick wusste, und wie der Pontifex handelte.

Erzbischof Viganò beschreibt ein Treffen mit Kardinal McCarrick im Juni 2013 in Sanctae Marthae, der Residenz des Papstes, bei der McCarrick ihm gegenüber „in einem Ton irgendwo zwischen zweideutig und triumphierend: ‚Gestern hat mich der Papst empfangen, morgen fliege ich nach China'“. Mit anderen Worten: Franziskus habe das von Benedikt verhängte Reiseverbot aufgehoben (ein weiterer Beweis hierfür ist ein Interview, das McCarrick dem – mit dem Register nicht zu verwechselnden – „National Catholic Reporter“ im Jahr 2014 gab).

Bei einem privaten Treffen einige Tage später, so Erzbischof Viganò, habe Papst Franziskus ihn gefragt: „Wie ist Kardinal McCarrick so?“, worauf Viganò antwortete: „Er verdarb Generationen von Seminaristen und Priestern und Papst Benedikt befahl ihm, sich zu einem Leben des Gebets und der Buße zurückzuziehen.“ Viganò fährt fort: Er glaube, dass der Zweck der Frage des Papstes gewesen sei „herauszufinden, ob ich ein Verbündeter von McCarrick war oder nicht“.

Es sei „klar“, dass seit der Wahl von Papst Franziskus McCarrick, jetzt befreit von allen Sanktionen, sich frei genug gefühlt habe, ständig zu reisen, Vorträge und Interviews zu geben, so Viganò.

Darüber hinaus fügt der Erzbischof hinzu, McCarrick sei „Königsmacher für Ernennungen in der Kurie und den Vereinigten Staaten“ geworden, „und der meistgehörte Berater im Vatikan für die Beziehungen zur Obama-Regierung“.

Viganò behauptet weiter, dass die Ernennungen von Kardinal Cupich nach Chicago und Kardinal Joseph Tobin nach Newark „unter anderem von McCarrick eingefädelt wurden“. Er sagte, dass keiner der Namen von der Nuntiatur vorgelegt wurde, deren Aufgabe traditionell darin besteht, der Kongregation für die Bischöfe eine Namensliste oder Terna vorzulegen. Er fügte hinzu, dass auch die Ernennung von Bischof Robert McElroy nach San Diego „von oben“ eingefädelt und nicht durch den Nuntius vorgeschlagen worden sei.

Der pensionierte italienische Diplomat bestätigt auch die Berichte des „National Catholic Registers“ über Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga und dessen Vertuschungsgebaren in Honduras und sagte, der Papst „verteidigt seinen Mann“ bis zum „bitteren Ende“, trotz der Anschuldigungen gegen ihn. Dasselbe gelte für McCarrick, so Viganò.

„Er [Papst Franziskus] wusste spätestens seit dem 23. Juni 2013, dass McCarrick ein Serientäter war“, sagte Erzbischof Viganò, aber obwohl Franziskus dies wusste, „deckte er ihn bis zum bitteren Ende“.

„Erst als er durch den Artikel über den Missbrauch eines Minderjährigen gezwungen wurde, wieder aufgrund der Berichterstattung der Medien, ergriff er Maßnahmen [gegen McCarrick], um sein eigenes Image in den Medien zu retten“, betont Viganò.

Der ehemalige amerikanische Nuntius wirft Papst Franziskus vor, „auf das Mandat verzichtet, das Christus Petrus gegeben hat, um die Brüder zu bestätigen“, und fordert ihn auf, „seine Fehler einzuräumen“ und „den Kardinälen und Bischöfen ein gutes Beispiel zu geben, die McCarricks Missbrauch vertuschten, und mit ihnen allen gemeinsam zurückzutreten“.

Gegenüber Journalisten sagte Erzbischof am 26. August, seine Hauptmotivation dafür, nun seine schriftliche Aussage zu machen sei, „das Leiden der Opfer zu beenden, neue Opfer zu verhindern und die Kirche zu schützen: Nur die Wahrheit kann sie frei machen“.

Er sagte auch, er wolle „mein Gewissen vor Gott von meiner Verantwortung als Bischof der Weltkirche befreien“ und fügte hinzu, dass er ein „alter Mann“ sei, der Gott „mit einem reinem Gewissen“ gegenüberstehen wolle.

„Das Volk Gottes hat das Recht, die volle Wahrheit auch über seine Hirten zu erfahren“, sagte er. „Sie haben das Recht, sich von guten Hirten führen zu lassen. Um ihnen vertrauen und sie lieben zu können, müssen sie sie offen, in Transparenz und Wahrheit kennen, wie sie wirklich sind. Ein Priester sollte immer ein Licht auf einer Kerze sein, überall und für alle.“

Dieser Artikel wurde aus dem englischen Original übersetzt und redigiert. Die Erstfassung erschien ursprünglich in der CNA-Schwesterzeitung „National Catholic Register„. (CNA Deutsch)

Bischof Schneider erläutert Bekenntnis zum Ehesakrament

ASTANA – Ein Bekenntnis zur Wahrheit über die sakramentale Ehe muss aus Treue zu den Worten Christi erfolgen – so Bischof Athanasius Schneider gegenüber CNA.

Bischof Schneider, Weihbischof im Erzbistum der Allerheiligsten Jungfrau zu Astana, ist einer der Verfasser des „Bekenntnisses zu den unveränderlichen Wahrheiten des Ehesakraments“, welches von drei kasachischen Bischöfen am 31. Dezember 2017 veröffentlicht wurde.

Die Bischöfe erklären darin, dass Katholiken, die sich staatlich scheiden lassen und wieder zivil heiraten, auch weiterhin im Einklang mit der beständigen Lehre Jesu und seiner Kirche leben müssen, und nur dann auch etwa die Absolution in der Beichte und die heilige Kommunion in der Eucharistiefeier empfangen können.

Die drei Bischöfe – Bischof Schneider, zusammen mit Erzbischof Tomash Peta von Astana und Erzbischof Jan Pawel Lenga, emeritierter Bischof von Karaganda – schrieben:

„Eine Verletzung der Heiligkeit des Ehebandes zu billigen oder legitimieren (…) stellt einen schweren Widerspruch gegen den ausdrücklichen Willen Gottes und Seiner Gebote dar“.

Sexuelle Handlungen zwischen zwei nicht verheirateten Menschen „sind immer gegen den Willen Gottes und stellen einen schweren Verstoß dar“, so die Unterzeichner weiter; unter keinen Umständen, auch in Fällen verminderter Schuld, stellten diese „eine positive sittliche Realität“ dar.

Seit der Veröffentlichung des Offenen Briefes haben weitere Bischöfe ihre Namen als Unterzeichner hinzugefügt.

Erzbischof Luigi Negri, emeritierter Erzbischof von Ferrara-Comacchio, sprach mit „La Nuova Bussola Quotidiana“ über seine Entscheidung, das Bekenntnis zu unterzeichnen, und Kardinal Janis Pujats, emeritierter Erzbischof von Riga, wurde ebenfalls als Unterzeichner bestätigt.

Auch Erzbischof Carlo Maria Viganò, emeritierter Apostolischer Nuntius in den USA, und Bischof Andreas Laun, Weihbischof von Salzburg, haben Berichten zufolge den kasachischen Bischofsberuf unterschrieben. Bischof Laun gehörte zu den ersten, die eine Treueerklärung an die unveränderliche Lehre der Kirche und an die ununterbrochene Ehedisziplin unterzeichneten.

Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, sagte am 10. Januar gegenüber „Vatican News“ [ehemals Radio Vatikan], dass Amoris Laetitia das Ergebnis eines „neuen Paradigmas“ sei, das Papst Franziskus „mit Weisheit, Umsicht und Geduld“ propagiere apostolische Ermahnung „sind wegen dieser Änderung der Haltung, die der Papst von uns verlangt“, sowie „einige Aspekte des Inhalts.“

Zu diesen und weiteren Fragen äußerte sich kürzlich Bischof Schneider gegenüber CNA in der folgenden schriftlichen Korrespondenz:

CNA: Exzellenz, was war der Anlass für das Bekenntnis von Ihnen, Erzbischof Peta und Erzbischof Lenga? Wie kam es dazu?

BISCHOF SCHNEIDER: Schon seit einigen Jahren herrscht in der Kirche die offensichtliche und unbestreitbare Situation einer weitverbreiteten Verwirrung über die Sakramenten-Disziplin bei Katholiken, die als „geschieden und wiederverheiratet“ bezeichnet werden.

Die relevanten pastoralen Leitlinien mehrerer Diözesen sowie regionaler und nationaler Bischofskonferenzen hierzu erlauben Katholiken letzten Endes, die heilige Kommunion zu empfangen, obwohl sie nicht die Absicht haben, sexuelle Beziehungen zu einer Person zu beenden, die nicht ihr legitimer Ehepartner. Solche Leitlinien widersprechen in der Praxis der göttlichen Offenbarung und der unfehlbaren, universalen und allgemeinen Glaubenslehre über die absolute Unauflöslichkeit einer gültigenund vollzogenen Ehe.

Kürzlich wurde sogar in den Acta Apostolicae Sedis, dem offiziellen Amtsblatt des Heiligen Stuhls, die Zustimmung veröffentlicht, die Papst Franziskus den pastoralen Leitlinien der Bischöfe der Region Buenos Aires gab, welche letzten Endes, wenn auch in Einzelfällen und nach einem sogenannten Unterscheiungsprozess, eine neue sakramentale Praxis vorsehen.

Eine solche Praxis widerspricht jedoch der göttlichen Offenbarung, die immer und unter allen Umständen sexuelle Handlungen außerhalb einer gültigen Ehe verbietet. Jeder, der noch an die göttlichen Worte Christi glaubt und sie ernst nimmt, muss anerkennen, wie schädlich solche Leitlinien für den Glauben sind, und für das unmissverständliche Zeugnis der Kirche gegen die „Scheidungs-Epidemie“ und gegen die „Hartherzigkeit“ der Menschen gegen das Gebot Gottes, der unmissverständlich fordert: „Du sollst nicht die Ehe brechen.“

Angesichts einer solchen Situation weiterhin zu schweigen oder so zu tun, als bestünde keine Gefahr, würde bedeuten, die Realität zu verleugnen oder nicht mehr selber zu denken.

CNA: In welchem Verhältnis steht Ihr Bekennntnis zu dem Gebets-Aufruf, den Sie vor fast einem Jahr, am 18. Januar 2017, veröffentlichten? Ist es richtig, diese beiden Dokumente jeweils im Licht des anderen zu lesen?

Bischof Schneider: Der Aufruf zum Gebet vor einem Jahr hatte das Ziel, Papst Franziskus um die notwendigen Gaben Gottes zu bitten, damit er die unveränderbare Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe auf unmissverständliche Weise bestätigen kann, wie auch der relevanten sakramentalen Praxis.

Da der Papst dies noch nicht getan hat, und sogar den oben erwähnten pastoralen Leitlinien der Bischöfe der Region Buenos Aires zugestimmt hat, war es notwendig, ein öffentliches Bekenntnis zur unveränderlichen Lehre und Praxis der Kirche abzugeben.

Eines ist jedoch sicher: Kein aufrichtiges Gebet wird umsonst sein. Wenn eine große Zahl von Gläubigen, besonders Kinder und Kranke, inbrünstig beten, wird der Zeitpunkt kommen, an dem der Apostolische Stuhl wieder – wie vom unfehlbaren ordentlichen und universalen Lehramt überliefert – die unveränderliche Lehre und die sakramentale Praxis klar bestätigt in Bezug auf Menschen, die in nichtehelichen sexuellen Beziehungen, mit anderen Worten im Ehebruch, leben. Wir müssen an diese Worte unseres Herrn glauben: „Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern?“ (Lk 18,7).

Es gibt drei weitere Bischöfe in Kasachstan sowie einen apostolischen Administrator, die weder den Beruf noch den Appell an das Gebet unterzeichnet haben. Wurden sie dazu eingeladen? Haben sie auf ein anderes Verständnis von Amoris laetitia hingewiesen?

Die Bischöfe und Ordinarien von Kasachstan haben im Wesentlichen kein anderes Verständnis von Amoris Laetitia. Was die Art und Weise betrifft, die eigenen Überzeugungen öffentlich kundzutun, respektieren wir gegenseitig die Freiheit eines jeden gemäß der Entscheidung seines eigenen Gewissens.

Übersetzt und für CNA Deutsch überarbeitet von AC Wimmer. (CNA Deutsch)