Kardinal Ouellet antwortet mit Offenem Brief auf Erzbischof Vigano

VATIKANSTADT – In einem Offenen Brief hat der Präfekt der Bischofskongregation am heutigen Sonntag auf einige der Vorwürfe und Forderungen von Erzbischof Carlo Maria Viganò reagiert. Kardinal Marc Ouellet bezeichnet diese als „ungerecht und ungerechtfertigt“ und bestreitet einerseits, dass Papst Franziskus gegen Erzbischof Theodore McCarrick verhängte Sanktionen aufgehoben habe – solche habe es gar nicht gegeben. Andererseits räumt er ein, dass McCarrick bereits ein Verdächtiger gewesen sei – und dass die nun erneut laufenden Ermittlungen weitere Tatsachen ans Licht bringen könnten, auch über die Entscheidungen von Papst Franziskus.

Ouellets Offener Brief ist in Antwort auf zwei veröffentliche Aussagen Viganòs, in denen der ehemalige Nuntius schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus und mehrere hochrangige Kurienmitglieder im Fall des ehemaligen Kardinals und mutmaßlichen Kinderschänders McCarrick erhebt.

Wie CNA Deutsch berichtete, wurde Kardinal Ouellet im zweiten Schreiben Viganòs aufgefordert, die Akten zum Fall zu veröffentlichen.

In seiner heute veröffentlichten Antwort – einen Tag, nachdem der Vatikan angekündigt hat, die Akten im Fall McCarrick prüfen zu wollen – verurteilt der kanadische Kurienkardinal Viganòs Vorgehen aufs schärfste. Gleichzeitig bestätigt er Punkte Viganòs – und wirft selbst neue Fragen auf in einer Schlüsselpassage über den Papst.

„Unverständlich und äußerst verwerflich“

Vorneweg äußert Ouellet Unverständnis an den Vorwürfen des ehemaligen Nuntius in den USA sowie dessen Rücktrittsforderungen an Franziskus und weitere Kurienvertreter: Dies sei „unverständlich und äußerst verwerflich“, schreibt Ouellet und verteidigt im gleichen Abschnitt seine Zustimmung zu Amoris Laetitia:

„Meine Interpretation von Amoris Laetitia, über die du dich beschwerst, ist in dieser Treue zur lebendigen Tradition eingeschrieben, von der Franziskus uns mit der jüngsten Änderung des Katechismus der Katholischen Kirche zur Frage der Todesstrafe ein Beispiel gegeben hat.“

Im weiteren Brief geht der kanadische Kurienkardinal auf den Fall McCarrick ein. Dabei bestätigt er zunächst, dass Papst Benedikt XVI. gegen McCarrick vorgegangen ist – bestreitet aber, dass dies „Sanktionen“ waren.

Ouellet räumt wörtlich ein, dass McCarrick, „der im Mai 2006 in den Ruhestand ging“, von Papst Benedikt XVI. „nachdrücklich aufgefordert“ wurde, „weder zu reisen noch in der Öffentlichkeit aufzutreten, um keine weiteren Gerüchte über ihn hervorzurufen“.

Es sei jedoch „falsch, die gegen ihn ergriffenen Maßnahmen als ‚Sanktionen‘ darzustellen, die von Papst Benedikt XVI. erlassen und von Papst Franziskus aufgehoben wurden“, schreibt Ouellet wörtlich.

Seine Begründung: Nach Durchsicht der Archive stelle er fest, dass es keine von Papst Franziskus oder Kardinal Giovanni Battista Re unterzeichnete Dokumente gebe, in denen kirchenrechtliche Strafen verhängt werden.

(Kardinal Re war Ouellets Vorgänger als Präfekt der Bischofskongregation.)

Ouellet fährt fort: Der Grund dafür sei, „dass es im Gegensatz zu heute nicht genügend Beweise für [McCarricks] damalige mutmaßliche Schuld gab.“

Daher habe der Papst und die Kongregation „von Umsicht inspiriert“ die Haltung eingenommen, die auch Nuntius Pietro Sambri und Viganò selber gegenüber McCarrick wiederholt hätten, nämlich „ein zurückgezogenes Leben im Gebet und in der Buße zu führen, zum eigenen Wohl und zum Wohl der Kirche“.

Entscheidung des Papstes „nicht unfehlbar“

McCarricks Fall wäre Gegenstand neuer Disziplinarmaßnahmen gewesen, so Ouellet weiter, „wenn die Nuntiatur in Washington oder eine andere Quelle uns aktuelle und entscheidende Informationen über sein Verhalten gegeben hätte.“

Der Kardinal fährt fort, er „hoffe, wie so viele andere auch, dass uns die laufenden Ermittlungen in den Vereinigten Staaten und der Römischen Kurie aus Respekt vor den Opfern und der Notwendigkeit der Gerechtigkeit endlich einen kritischen Gesamtüberblick über die Verfahren und Umstände dieses schmerzhaften Falls geben werden, damit sich solche Ereignisse in Zukunft nicht wiederholen.“

Dann stellt der Kurienkardinal die zentrale Frage, die auch ihn „überrascht“ habe:

„Wie kann es sein, dass dieser Mann der Kirche, dessen Unbeständigkeit heute bekannt ist, mehrmals befördert wurde, bis hin zur höchsten Position des Erzbischofs von Washington und des Kardinals?“

Mit Blick darauf, und damit auch die – freilich indirekt – verknüpfte Frage, ob und wie Papst Franziskus kurz nach seiner Wahl zum Papst trotz der Mahnungen McCarrick rehabilitiert habe, wie Vigano behauptet hat, schreibt Ouellet:

„Ohne jedoch hier ins Detail zu gehen, muss man verstehen, dass die Entscheidungen des Papstes auf den in diesem Moment verfügbaren Informationen beruhen“ und „nicht unfehlbar“ seien.

Unklar ist damit, so Beobachter, ob Papst Franziskus nicht gewusst haben soll, dass McCarrick im Verdacht des Missbrauchs und sexueller Nötigung stand, beziehungsweise ob er ihn rehabilitiert hat.

Anspielung auf ‚Homo-Lobby‘ im Vatikan?

Kardinal Ouellet schreibt weiter, es erscheine ihm „ungerecht, zu dem Schluss zu kommen, dass die Verantwortlichen“ für diese Entscheidung „korrupt“ seien, wenngleich „im konkreten Fall einige Hinweise aus den Zeugnissen hätten weiter untersucht werden müssen“.

Der „fragliche Prälat“ – gemeint ist offensichtlich McCarrick – habe sich „mit großem Geschick“ verteidigt, so Ouellet in seiner Antwort an Viganò, und schreibt dann, was manche Beobachter für eine Anspielung auf eine ‚Homo-Lobby‘ im Vatikan halten:

„Andererseits berechtigt uns die Tatsache, dass es im Vatikan Menschen gibt, die in Fragen der Sexualität ein den Werten des Evangeliums widersprechendes Verhalten praktizieren und unterstützen, nicht, zu verallgemeinern und dies und jenes als unwürdig und mitschuldig zu bezeichnen, sogar den Heiligen Vater selbst.“

Vor solcher „Verleumdung“ sollten sich die „Diener der Wahrheit“ doch hüten, so Ouellet, der in den letzten Absätzen noch einmal bekräftigt, dass er Viganòs Vorgehen für unverständlich und ungerechtfertigt hält. Er lädt ihn ein, die Gemeinschaft mit dem Papst „wieder zu entdecken“.

Kardinal Ouellet schreibt weiter, er verstehe, „wie Bitterkeit und Enttäuschung deinen Weg im Dienst am Heiligen Stuhl gezeichnet haben, aber du kannst dein priesterliches Leben nicht auf diese Weise beenden, in einer offenen und skandalösen Rebellion, die der Braut Christi eine sehr schmerzhafte Wunde zufügt, von der du behauptest, ihr zu dienen, und die Spaltung und Verwirrung im Volk Gottes zu verschlimmern!“

Ouellet fordert Viganò auf: „Komm aus deinem Versteck heraus, bereue deine Revolte und kehre (…) zum Heiligen Vater zurück, anstatt die Feindseligkeit gegen ihn zu verschärfen“.

Er frage sich, wie Viganò „die Heilige Eucharistie feiern und seinen Namen im Kanon der Messe aussprechen“ könne, so Kardinal Ouellet. Er komme zu dem Schluss, dass die Vorwürfe „eine politische Intrige bar jeder Grundlage sind“, die der Einheit der Kirche schaden.

„Möge es Gott gefallen, dass diese Ungerechtigkeit schnell behoben wird und dass Papst Franziskus weiterhin als das anerkannt wird, was er ist: ein hervorragender Hirte, ein mitfühlender und standhafter Vater, ein prophetisches Charisma für die Kirche und für die Welt. Möge er mit Freude und vollem Vertrauen seine missionarische Reform fortsetzen, getröstet durch das Gebet des Volkes Gottes und durch die erneuerte Solidarität der ganzen Kirche mit Maria, der Königin des Heiligen Rosenkranzes.“


(CNA Deutsch)

Kurienkardinal: Amoris Laetitia ist ein umstrittenes Dokument, das Früchte bringen kann

cna_OuelletTORONTO – Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Bischofskongegration, hat das Schreiben Amoris Laetitia von Papst Franziskus als umstrittenes Dokument bezeichnet, auch wenn es die katholische Lehre nicht verändere.

Der kanadische Kardinal war Schlußredner auf dem Staatsbankett der 134. Obersten Versammlung der Kolumbusritter. In seiner Ansprache sagte er, die andauernden Kontroversen um das nachsynodale Schreiben seien „nachvollziehbar“, würden aber „letzten Endes“ produktiv sein.

„Bevor ich zum Schluss komme“, sagte Kardinal Ouellet in einem Exkurs seiner Rede, „lassen Sie mich ein Wort zum päpstlichen Dokument Amoris Laetitia sagen, dass aus den beiden jüngsten Familiensynoden hervorging.“

„Ehrlich gesagt glaube ich, dass die Kontroversen um Amoris Laetitia nachvollziehbar sind, aber ich bin zuversichtlich, dass diese sogar letzten Endes fruchtbar sein könnten“, so der Kurienkardinal.

Das Schreiben des Papstes sei „ein Dokument, dass es wert ist, zu lesen und noch einmal zu lesen, sorgfältig, ein Kapitel nach dem anderen – dabei das wunderbare vierte Kapitel über die Liebe genießend.“

Allerdings sollte das achte Kapitel „sorgfältiger und aufgeschlossener Unterscheidung durch Priester und Bischöfe“ anvertraut werden, „für Menchen die der Barmherzigkeit und des Erbarmens bedürfen“.

„Das Wesentlich ist, dass wir den Wunsch des Heiligen Vaters zu verstehen versuchen, und seine Absicht, sfür eine echte und vollumfängliche Versöhnung so vieler Familien in verwirrten und schwierigen Situationen zu sorgen“, sagte Kardinal Ouellet.

„Es wird keine Veränderung der Lehre vorgeschlagen, aber eine neue pastorale Herangehensweise: Geduldiger und respektvoller, mehr dialogisch und barmherzig“, fuhr er fort.

„Im Wesentlichen werden Priester und Bischöfe darum gebeten, sich um diese zu sorgen und sie zu begleiten, damit Menschen auch in objektiv irregulären Situationen geistlich wachsen können.“

Der Präfekt der Bischofskongregation schloss mit der Bemerkung: „Ich bin dem Heiligen Vater dankbar und überzeugt, dass der ganze Prozess der Unterscheidung der Geister und pastoraler Begleitung allen Familien Früchte bringen wird.“ (CNA Deutsch)

„Größte Neuigkeit in der Kirchengeschichte“

OuelletEr gibt nur selten Interviews: Kardinal Marc Ouellet. Der Kanadier ist – soeben im Amt bestätigter – Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation und damit einer der wichtigsten Männer an der Kurie. Im Gespräch mit Radio Vatikan hat Ouellet nun eine Bilanz des Jahres 2013 gezogen – und spricht dabei unumwunden von einer historischen Wende im Vatikan.

„Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. hat große Möglichkeiten eröffnet – darum ist das große Ereignis des Jahres aus meiner Sicht der Amtsverzicht des Papstes. Das war eine neuartige Geste, die größte Neuigkeit in der Kirchengeschichte. Sie zeugt von großer Demut und großem Vertrauen in den Heiligen Geist, was das Weitergehen der Dinge betrifft. Man muss Papst Benedikt sehr dankbar sein, dass er diesen Horizont eröffnet und die Neuigkeit von Papst Franziskus möglich gemacht hat.“

Aus seiner Sicht gebe es eine „Kontinuität zwischen der ersten Neuigkeit“, nämlich Benedikts Rücktritt, „und allen Neuerungen, die Papst Franziskus ins Werk setzt“. 2013 sei das „Jahr einer großen Wende“, die vor allem eine „pastorale“ Wende sei, erklärte Kardinal Ouellet. Franziskus zeige schon mit der Wahl seines Papstnamens, dass es ihm um eine Reform gehe, „aber eine Reform der Heiligkeit“.

„Das ist nicht in erster Linie eine Reform durch Ideen, sondern durch Gesten, Haltungen, Werte und durch eine Nähe zum Volk Gottes. Die große Absicht des Zweiten Vatikanischen Konzils, nämlich eine erneuerte Haltung der Kirche für die Pastoral der modernen Welt, realisiert sich durch Papst Franziskus. Er öffnet ein neues Kapitel in der Verwirklichung des Konzils; das sieht man vor allem daran, dass er seinen Petrusdienst auf bischöfliche Weise ausübt, auf pastorale Weise.“

Die erste Reform von Papst Franziskus ist es aus Sicht des Präfekten der Bischofskongregation, „sich über alle Formen hinwegzusetzen“, um „einen direkten Kontakt“ zu seinen Mitmenschen aufzubauen. Das sei „ein Modell für alle Bischöfe“.

„Ich glaube, bei dieser großen pastoralen Wende geht es auch um stärkeren Dialog und stärkere Teilhabe. Da denke ich an die Bischofskonferenzen, an das Kardinalskollegium, die verschiedenen Räte. Franziskus will eine neue Saison der Teilhabe und des Gesprächs innerhalb der Kirche. Sehr wichtig für das Jahr 2013 scheint mir auch der Durchbruch des Papstes in der Wahrnehmung der öffentlichen Meinung weltweit. Das ist doch ein außerordentliches Ereignis der Evangelisierung!“

Erst vor ein paar Tagen hat etwa das US-Magzin „TIME“ den Papst zur „Persönlichkeit des Jahres“ erklärt. Ouellet dazu:

„Das ist ein Zeichen dieses Einflusses und dieses Suchens nach Hoffnung in der Menschheit, das in Papst Franziskus einen Bezugspunkt gefunden hat. Das ist eine große, gute Neuigkeit, über die wir uns nur freuen können.“

Die Beliebtheit dieses Papstes sei „eine gute Popularität, die sich nicht nur auf Oberflächlichkeiten stützt“, glaubt der kanadische Kurienkardinal. In der Kurie herrsche Freude über diesen Papst, und Offenheit.

„Ich habe viele Kommentare auch von Leuten gehört, die von einigen Initiativen des Papstes überrascht sein dürften. Sie freuen sich aber über diesen Durchbruch in der öffentlichen Meinung, über diese Aufnahme beim Volk Gottes – und natürlich fordert uns das heraus und verpflichtet uns auch zu Änderungen in unserem Verhalten. Der Heilige Vater will die Reform einer gewissen, klerikalen Mentalität, er kämpft gegen Karrierismus, und ich glaube, das tut der Kirche viel Gutes, auf verschiedensten Ebenen – bei der Römischen Kurie angefangen!“  (rv)

Ouellet bleibt Präfekt der Bischofskongregation, Genn wird Mitglied

Kardinal OuelletPapst Franziskus hat den kanadischen Kurienkardinal Marc Ouellet als Präfekt der Bischofskongregation bestätigt. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Montag mit. Zum Mitglied der Kongregation ernannte Franziskus unter anderem auch Kardinal Kurt Koch und den Bischof von Münster, Felix Genn. Alle Konsultoren der Kongregation wurden bestätigt. Die rund 30 Mitglieder der Bischofskongregation kommen in regelmäßigen Abständen zu Sitzungen in Rom zusammen. Die Kurienbehörde ist eine Art Personalabteilung für Bischöfe und für die Vorbereitung von Bischofsernennungen zuständig.  (rv)
 

Mexiko: Papst warnt vor schädlichem Klerikalismus

OuelletIn einer Videobotschaft an die Teilnehmer einer Wallfahrt nach Guadalupe in Mexiko hat Papst Franziskus vor Klerikalismus gewarnt. Dieser sei selbstreferentiell und verhindere die Orientierung auf Jesus hin. Deswegen sei eine Priesterausbildung nötig, die zur Begegnung und zur menschlichen Nähe befähige, damit die Seelsorger die Herzen der Menschen entzünden könnten. Diese Aufgabe dürften die Hirten der Kirche nicht delegieren. Desweiteren mahnte Franziskus eine stärker missionarische Haltung an. Die Christen sollten sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sich nicht in sich verschließen und selbstzufrieden sein. Mission bedeute nicht, den Menschen neue Lasten aufzubürden. Sie erfordere viel Geduld und die Fähigkeit, sich angesichts von „Unkraut" nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. – Die Wallfahrt zum Abschluss des Jahrs des Glaubens wird von der Päpstlichen Lateinamerikakommission unter Vorsitz von Kardinal Ouellet und den sog. Columbusrittern" veranstaltet. (rv)

Brüderlicher Besuch in Limburg

LajoloZu einem „brüderlichen Besuch" ist Kurienkardinal Giovanni Lajolo in das Bistum Limburg gereist. Die Visite des früheren Nuntius in Deutschland ist, wie der Vatikan präzisiert, ausdrücklich keine „Apostolische Visitation", sondern ein so genannter „brüderlicher Besuch". Eine Unterscheidung von Stefan Kempis.

Apostolische Visitationen sind offizielle Untersuchungen, die im Auftrag des Papstes in Bistümern, bei Ordensgemeinschaften oder in kirchlichen Einrichtungen durchgeführt werden. Zuständig für ihre Ausführung ist im Vatikan die Bischofskongregation. Das Kirchenrecht definiert den Papst als obersten Richter, der persönlich oder durch Delegierte in allen Streitfällen oder Streitfragen eingreifen und sie auch entscheiden kann. „Der Papst hat kraft seines Amtes nicht nur Gewalt in Hinblick auf die Gesamtkirche, sondern besitzt auch über alle Teilkirchen und deren Verbände einen Vorrang ordentlicher Gewalt" (Kodex des kirchlichen Rechts CIC, Can. 333 Paragraph 1). Zur Bandbreite möglicher Verfahren, mit denen der Papst das Geschehen in der Weltkirche steuert, gehören neben den Visitationen auch das Entsenden von Beauftragten und die ad limina-Besuche, die Bischöfe einer Ortskirche regelmäßig in Rom abstatten. Führt der Vatikan offiziell eine Apostolische Visitation durch, dann reagiert er damit in der Regel auf schwere Krisen in einer Ortskirche. Berühmte Vatikan-Untersuchungen dieser Art betrafen in jüngerer Vergangenheit zum Beispiel die irische Kirche nach den Missbrauchsskandalen und den Dachverband von US-Frauenorden.

Im Fall Limburg hat sich der Vatikan aber ausdrücklich nicht für eine Apostolische Visitation entschieden; damit soll jeder Eindruck einer Strafaktion gegen Bischof Tebartz-van Elst vermieden werden. Der Heilige Stuhl habe „volles Vertrauen" in die Amtsführung des Limburger Bischofs, erklärte der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet. Lajolos Auftrag ist niedriger angesiedelt: eben als „brüderlicher Besuch". Der Begriff kommt in Buch VI und VII des „Codex iuris canonicis", soweit ich sehe, gar nicht vor. Gemeint ist eine Art „fact-finding mission" für Rom: Lajolo soll sich für den Vatikan ein Bild von der Lage machen. Die Amtsgewalt des Limburger Bischofs bleibt auch während des Besuchs aus Rom unverändert – anders als das bei einer Visitation der Fall wäre. Weder der Bischof noch seine Kritiker können die Tatsache, dass der Vatikan einen Kardinal schickt, als Sieg für ihre Seite verbuchen. Der „brüderliche Besuch" von Lajolo richtet sich deshalb an alle im Bistum. (rv)

Papst traf Präfekten der Bischofs- und Glaubenskommission

An diesem Samstag hat Papst Franziskus Kardinal Marc Ouellet, den Präfekt der Bischofskommission im Vatikan empfangen. Zudem begrüßte Franziskus auch den Botschafter der Slovakei beim Heiligen Stuhl, Peter Sopko. Dieser überreichte Franziskus sein Beglaubigungsschreiben. Dies teilte der Vatikan im Anschluss an die Begegnung mit. Aus der Mitteilung geht weiter hervor, dass sich Franziskus am Freitag mit Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, im Vatikan traf. Über den Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt. (rv)

Nach Rio: Lateinamerika wird eine wichtigere Rolle spielen

OuelletDer Weltjugendtag in Rio ist vorbei, aber der Impuls geht weiter, für die gesamte Kirche. Davon zeigt sich Kurienkardinal Marc Ouellet überzeugt. Als Präsident der Päpstlichen Lateinamerikakommssion ist er Fachmann für den Kontinent und hat den Papst bei seiner Reise begleitet. Im Augenblick nimmt Ouellet am Treffen der lateinamerikanischen Bischöfe in Rio teil.
„Ich nehme die Hoffnung auf eine Erneuerung der Kirche im ganzen lateinamerikanischen Kontinent mit nach Hause". So beschreibt Kardinal Marc Ouellet seine Erfahrungen beim WJT. „Ich glaube, dass es Frucht bringen wird auch im sozialen Leben des Landes, der Geschwisterlichkeit und beim Einsatz für mehr Gerechtigkeit. Ich gehe mit der Gewissheit nach Hause, dass sich Lateinamerika an einem Schlüsselmoment seiner Geschichte befindet, in der Verkündigung wird es eine viel wichtigere Rolle in der ganzen Welt spielen. Die Wahl von Papst Franziskus hat das schon gezeigt, der WJT bestätigt das und gibt einen ganz starken Impuls für die Zukunft der Verkündigung." (rv)

Kardinal Ouellet ist häufigster Audienzgast

Kardinal OuelletDer Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, hat am Samstagvormittag Papst Franziskus zu einer Audienz getroffen. Der kanadische Kurienkardinal ist derzeit der häufigste Audienzgast des neuen Kirchenoberhauptes nach den führenden Persönlichkeiten des Staatssekretariats. In den ersten beiden Monaten des Pontifikats hatte Ouellet fast jede Woche einen Audienztermin, freitags oder samstags, wie bereits unter Benedikt XVI. Bei diesen Treffen im vatikanischen Gästehaus Santa Marta erörtert der Kardinal mit dem Papst aktuelle Vorgänge aus seinem Arbeitsbereich, insbesondere Bischofsernennungen für die Weltkirche mit Ausnahme der Länder, für die die Missionskongregation zuständig ist.

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, hat ebenfalls einen festen Audienztermin beim Papst, derzeit ist er alle 14 Tage zu einer Besprechung bei ihm. Arbeitsgespräche mit den übrigen Kurienchefs werden nach Bedarf festgelegt.

In seinen ersten Dienstwochen lud Papst Franziskus nacheinander alle Leiter der Kurienbehörden zu Gesprächen ein, um sich von ihnen über die Arbeit ihrer Behörden informieren zu lassen. Am Samstag hatte der italienische Kurienkardinal Antonio Maria Veglió, Präsident des vatikanischen Migrantenrates, sein erstes Gespräch mit dem Papst. (rv)

Kardinal Ouellet schreibt an Lateinamerikaner

Kardinal OuelletDer Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, ruft die katholische Kirche in Lateinamerika zu einer Neubesinnung auf. Sie sollte aus der Tatsache, dass jetzt einer der ihren Papst sei, neuen Schwung für ihre Seelsorge ziehen, schreibt der kanadische Kurienkardinal in einem Brief an lateinamerikanische Bischöfe. Die Bischöfe auf dem „Kontinent der Hoffnung" sollten sich jetzt fragen, wie sie den Armen noch näher sein könnten und wie sich die Kontinentalmission, die dem Papst sehr am Herzen liege, noch intensivieren lasse. (rv)