Interkommunion: Papst Franziskus will das Antwortschreiben an die DBK geheim halten

Edwin Pentin enthüllt auf National Catholic Register (NCR) die vom Papst gewünschte Vorgehensweise im Fall der deutschen Interkommunion.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Kongregation für die Glaubenslehre hat offenbar mit Zustimmung des Heiligen Vaters einen Brief an die deutschen Bischöfe verfasst, in dem sie ihren Vorschlag, einigen protestantischen Eheleuten die heilige Kommunion zu spenden, ablehnt. Laut NCR wünscht Franziskus jedoch, dass der Brief nicht öffentlich gemacht wird.

Quellen aus dem Vatikan und aus Deutschland berichten, dass Erzbischof Luis Ladaria, der derzeitige Pro-Präfekt der Glaubenskongregation, den Brief geschrieben hatte und dass er dem Papst zustimmte. „Es ist eine Ablehnung des Pastoralplans“, sagte eine hochrangige Quelle in der deutschen Kirche unter der Bedingung der Anonymität und fügte hinzu, dass es „keine Unterschiede“ zwischen Erzbischof Ladaria und seinem Vorgänger, Kardinal Gerhard Müller, in dieser Angelegenheit gebe.

Gestern berichtet Vaticanhistory unter Bezugnahme auf CNA- Deutsche Ausgabe, dass der Vatikan seine Antwort abgefasst habe, nachdem sieben deutsche Bischöfe unter der Leitung von Kardinal Rainer Woelki aus Köln der Glaubenskongregation letzten Monat geschrieben hatten, der Vorschlag widerspreche den katholischen Doktrin, untergrabe die Einheit der katholischen Kirche und übersteige die Zuständigkeit der Deutschen Bischofskonferenz.

NCR erfuhr, dass nur 13 der 67 deutschen Bischöfe gegen den Vorschlag der Interkommunion stimmten oder sich der Stimme enthielten. Aber der Vorschlag verursachte an anderer Stelle großes Unbehagen: Die Kardinäle Francis Arinze, Gerhard Müller, Walter Brandmüller und Paul Cordes verurteilten diesen Schritt.

Kardinal Müller bezeichnete den Vorschlag als einen „rhetorischen Trick“, der sich an Gläubige richtete, von denen die meisten nicht Theologen sind. Er betonte, dass die interkonfessionelle Ehe „keine Notsituation“ sei und dass „weder der Papst noch wir Bischöfe die Sakramente neu definieren können, um geistige Not zu lindern und spirituelle Bedürfnisse zu befriedigen“, da sie „wirksame Zeichen der Gnade Gottes“ sind. „

Kardinal Brandmüller sagte, die schwache Opposition der deutschen Bischöfe gegen den Vorschlag sei ein „Skandal, keine Frage“.

Die Gegenstimmen in der Deutschen Bischofskonferenz kamen primär aus Bayern, also aus der kirchlichen Heimat von Kardinal Marx. So gesehen erlebte Marx eine Revolte seiner eigenen Bischöfe.

Edwin Pentin stellt die berechtigte Frage:

„Warum wünscht der Papst, dass der Ablehnungsbrief geheim bleibt? Ein wahrscheinlicher Grund, nach Ansicht einiger Beobachter, ist, weil die Ablehnung der Vorgehensweise der Deutschen Bischofskonferenz der Richtung dieses Pontifikats nicht entspricht.“

Es bleibt abzuwarten, wie der Vatikan nach bekannt werden dieser Details nun weiter verfahren wird.   (vh – mm)

Papst Franziskus: Hypokrisie wird immer deutlicher

Zu Beginn des Pontifikates von Franziskus sprach der Papst immer wieder davon, dass er für offene Diskussionen zu wichtigen kirchlichen Themen stehe und die Communio stärken wolle. Doch die Realität im Pontifikat des Papstes spricht eine andere radikale Sprache.

Zur Erinnerung – der Fall Kardinal Müller

 Anfang Juli 2017 verlängerte der Papst die fünfjährige Amtszeit von Kardinal Müller als Präfekt der Glaubenskongregation nicht. Als einzige fadenscheinige Begründung gegenüber Müller sagte der Papst:

„Ab sofort werden nur noch Amtszeiten von fünf Jahren zugelassen“.

Diese unbekannte und neue Regelung hätte somit einen Monat später den italienischen Kardinal Gianfranco Ravasi seines Amtes als Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Kultur treffen müssen – hat sie aber nicht! Ravasi ist heute noch Dikasterienleiter des betreffenden Päpstlichen Rates.

Kardinal Müller hat in mehreren öffentlichen Äußerungen Kritik am Papst geübt. Sei es das Nachsynodale Apostolische Schreiben „Amoris laetitia“ oder die ungerechte, eines Papstes eigentlich nicht würdige Umgangsweise, mit den Dubia-Kardinälen. Hat der Papst nun im Fall Müller schlicht und einfach die Unwahrheit gesagt, oder ist er unaufrichtig, scheinheilig, und vortäuschend? Darf man dem Papst Hypokrisie vorwerfen?

Franziskus duldet keine Kritik

Müller ist jedoch alles andere als ein Einzelfall. Oftmals hinter den Kulissen der Öffentlichkeit werden unliebsame Kritiker aus ihren kirchlichen bzw. theologischen Ämtern entfernt. So neulich erst an einer großen italienischen Universität geschehen. Der Vatikanist Marco Tosatti berichtet von zwei Fällen an der renommierten Katholischen Universität vom Heiligen Herzen (Università Cattolica del Sacro Cuore) von Mailand. Hier wurden zwei Wissenschaftler von der Liste der Mitarbeiter der Universität gestrichen. Bereits im November hatten beide eine Abmahnung der Universität erhalten. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Unterschrift der Wissenschaftler unter die „Correctio filialis gegen die Verbreitung von Häresien“ gegen Papst Franziskus. Unbekannt ist allerdings, ob beide Wissenschaftler auf Anweisung des Papstes oder durch vorauseilenden Gehorsam der Universitätsverantwortlichen vor die Tür gesetzt wurden. Zum Schutz der Wissenschaftler hat Marco Tosatti die Namen nicht veröffentlicht. Dieser aktuelle Vorfall zeigt:

„Wer nicht für den Papst ist, ist gegen ihn“.

und das sind die Konsequenzen. Die vom Papst anfangs propagierte offene Diskussion in seinem Pontifikat wird mehr und mehr zur Maskerade, eben zur Hypokrisie. Seit den Bischofssynoden 2014 und 2015, deren Ausfluss „Amoris laetitia“ war, haben viele Kirchenmänner und Theologen diese Wahrheit zu spüren bekommen.

„Wer nicht auf Kurs bleibt, fliegt raus“.

Papst Franziskus muss sich vorwerfen lassen, weder Kritik zu vertragen noch sich dieser auch nur im Ansatz zu stellen. Schweigen ist keine Lösung – Kritiker zu eliminieren auch nicht. (vh)

Amtszeit nicht verlängert: Kardinal Müller nicht mehr Präfekt der Glaubenskongregation

VATIKANSTADT – Für Kardinal Gerhard Ludwig Müller endet am morgigen Sonntag sein Amt als Präfekt der Glaubenskongregation: Papst Franziskus hat es abgelehnt, seine Amtszeit zu verlängern.

Warum Franziskus das fünfjährige Mandat des deutschen Würdenträgers nicht erneuert hat, teilte der Vatikan bislang nicht mit. Zu lesen war nur, der Papst danke dem scheidenden Kardinal.

Kardinal Müller selber erklärte dazu in einem Interview, der Papst wolle dazu übergehen, Amtszeiten nicht zu verlängern. Er sei der erste gewesen, bei dem dies umgesetzt wurde, so Kardinal Müller gegenüber der „Allgemeinen Zeitung“.

Differenzen habe es nicht gegeben, trotz unterschiedlicher Sichtweisen über manche Dinge, so der Kardinal weiter.

Sichtweise zu „Amoris Laetitia“

Tatsächlich betrifft die Frage der Sichtweise eine ganze Reihe hochbrisanter Themen, von der Frage über die Interpretation von „Amoris Laetitia“ bis zur vollen Versöhnung mit der Piusbruderschaft.

So hat Kardinal Müller etwa immer wieder betont, „Amoris Laetitia“ sei „klar“ verständlich und könne, ja, müsse im Licht der Tradition interpretiert werden. Das Schreiben, samt seines umstrittenen achten Kapitels, breche nicht mit der Lehre der Kirche.

Eine Haltung, die nicht nur die Fragen der Dubia offen ließ – welche Kardinal Müller begrüßte, gleichzeitig aber deren Autoren kritisierte, weil sie diese veröffentlichten. Müllers Haltung war auch eine zunehmend schwierige, weil Papst Franziskus selber Interpretationen von Amoris Laetitia begrüßt hat, die nicht mit Kardinal Müllers vereinbar sind. Was Kardinal Müller nicht davon abhielt, öffentlich solche Interpretationen zu kritisieren, welche der Lehre der Kirche widersprechen – ein klares Signal an die Deutsche Bischofskonferenz und die Maltesische, deren Interpretation etwa der Müllers und anderer Bischofskonferenzen widerspricht.

Das Schreiben über „Die Freude der Liebe“ und die bis heute unbeantworteten Dubia war jedoch nur ein Faktor von vielen, die dazu führten, dass Beobachter von einem klaren Mangel an Vertrauen sprachen, und einer zunehmenden Isolierung des Präfekten der Glaubenskongregation.

Zuletzt hatte Franziskus zudem unter anderem ohne Rücksprache drei Mitarbeiter der Glaubenskongregation entlassen – was Kardinal Müller im Interview „bedauert“.

Wie es für den deutschen Würdenträger weitergeht, ist noch unklar: Eine neue Aufgabe hat der ehemalige Bischof von Regensburg erst einmal nicht.

Als neuen Präfekt der Glaubenskongregation bestimmte Papst Franziskus deren bisherigen Sekretär, Erzbischof Luis Ladaria, ein spanischer Jesuitenpater. (CNA Deutsch)

Ladaria neuer Chef der Glaubenskongregation

  Erzbischof Luis Ladaria ist der neue Präfekt der Glaubenskongregation. Das gab der Vatikan an diesem Samstag bekannt. Der Jesuit und Theologe war bislang als Sekretär die Nummer Zwei des Dikasteriums, er rückt an die Stelle von Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dessen Amtszeit an diesem Sonntag ausläuft.

Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ stammt gebürtig aus Mallorca, ist Jurist und seit 1966 Mitglied im Jesuitenorden. Einen Teil seiner Studien absolvierte er an der Jesuitenhochschule in Sankt Georgen, Frankfurt am Main. Seit Mitte der 80er Jahre dozierte er Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, bevor er 2008 als Nachfolger von Angelo Amato zum Sekretär der Glaubenskongregation ernannt und zum Bischof geweiht wurde. 2013 bestätigte ihn Papst Franziskus in seinem Amt.

An diesem Sonntag endet regulär die fünfjährige Amtszeit von Gerhard Ludwig Müller an der Spitze der Kongregation. Papst Franziskus hat entschieden, ihn nicht um weitere fünf Jahre zu verlängern. Kardinal Müller war 2012 von Papst Benedikt zum Nachfolger von Kardinal William Levada berufen worden, der in den Ruhestand ging. Bis zu seiner Wahl zum Papst war Benedikt – Joseph Ratzinger – selbst Präfekt der Glaubenskongregation gewesen.

Müller stammt aus Mainz, promovierte in Theologie bei Karl Lehmann und dozierte Dogmatik in München, bevor er zum Bischof von Regensburg ernannt wurde. (rv)

Kardinal Müller: Dem Papst ist nicht mit Personenkult gedient

Befreiungstheologie, Wahrheit Gottes und Freiheit des Menschen, Ökumene, Kapitalismuskritik, ewiges Leben: Würden Sie vermuten, dass ein Buch, das diese Inhalte vereint, den Titel „Der Papst“ trägt? An diesem Montag ist ein solches Buch erschienen, der Autor ist kein Geringerer als der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller.

Gleich zu Beginn betont der deutsche Kurienkardinal, er wolle nicht über „das Papsttum“ schreiben, also eine anonyme Institution. Papst, das sei eine Abfolge von Menschen, die personale Beziehung hat Vorrang, so Kardinal Müller im Interview gegenüber Radio Vatikan. „Es gibt viele Bücher über ‚das Papsttum’, oder über die Päpste, aber es ist wichtig, dass man diese Sendung als eine Sendung von Personen auffasst und nicht von einer Institution redet. Jesus hat selber zu Simon gesagt ‚du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen’. Es ist eine personale Relation, welche dieses besondere Amt ausmacht.“ Das Buch ist insgesamt ein theologisch-spiritueller Gang durch das Papstamt, „von mir als alteingesessenem Theologieprofessor, da erwartet man halt so ein Buch“, sagt Müller lachend.

„Eine Gefahr heute, in den Medien: dass nur noch die Stimme des Papstes erklingt“

Kardinal Müller beginnt aber zunächst biographisch, mit seiner persönlichen Geschichte der Päpste, von der Jugend an. Er wolle nicht nur eine theologische Abhandlung vorlegen, sondern bewusst auch als reflektierter Gläubiger schreiben, so Müller, „dass wir also nicht etwas errichten, was seine lebendigen Wurzeln verloren hat und dann wie ein toter Baum vielleicht schön anzusehen ist, aber ohne Leben in der Landschaft herum steht.“

Die katholische Kirche sei keine „Papstkirche“, das Zentrum ist Christus selber, betont Kardinal Müller. „Es muss auch nicht alles auf Rom hin konzentriert sein“, verweist er auf das Zweite Vatikanische Konzil. Dementsprechend ausführlich zitiert der Autor in seinem Buch immer wieder vor allem das Dokument Gaudium et Spes. „Man muss einerseits betonen, wie wichtig der Papst für die Einheit der gesamten Kirche im Glauben ist, aber andererseits darf man das nicht zentralistisch auffassen. Man kann nicht dem Papst dienen, wenn man einen Personenkult um ihn herum betreibt. Das ist sicherlich eine Gefahr heute, in den Medien, dass nur noch die Stimme des Papstes erklingt, während die Sichtweise von der natürlichen Verfassung der Kirche her eigentlich andersherum ist.“ Die konkrete Versammlung – ob nun die biblischen „zwei oder drei“ oder auch fünfzig – sei das Ursprüngliche, zunächst in der Familie, dann in der Gemeinde und von da aus weite sich das. Das Konkrete vor Ort dürfe nicht als nachgeordnet erscheinen.

Christus hat einfache Menschen gewählt

Papstverherrlichung schade dem Amt mehr, als sie ihm nutze. „Wir kennen das ja schon von Paulus her, dass er Petrus als den Ersten anerkannt hat, aber doch in einer wichtigen Frage der praktischen Umsetzung kritisch etwas zu ihm gesagt hat. Das äußere Verhalten muss mit der inneren Haltung überein stimmen, das begleitet die Geschichte der Päpste. Es war die Wahl Christi selber, dass er nicht die Schönsten und Mächtigsten zu seinen Aposteln gemacht hat, sondern einfache Menschen, die sich auch bewusst sind, dass sie keine Übermenschen sind, sondern die immer der Gnade Gottes bedürfen.“

Kardinal Müller warnt deswegen auch vor überzogenen Erwartungen, weil diese bei – voraussehbarer – Nichterfüllung ins Gegenteil umschlagen. Die Schwächen gehörten aber zum Menschen, „ein erwachsener Christ muss umgehen können mit den Schwächen und Grenzen der offiziellen Repräsentanten der Kirche.“ Verehrung und Anerkennung sei für einen Katholiken dem Papst gegenüber selbstverständlich, auch dem konkreten Papst, nicht nur dem Amt – aber bitte nicht übertreiben.

Reform: wieder Fahrt gewinnen

Kardinal Müller zitiert an dieser Stelle in seinem Buch einen Theologen des 16. Jahrhunderts, Melchior Cano, also aus einer Zeit der nötigen Kirchenreform. Um Reform geht es auch ihm, Müller, wenn sie auch anders gelagert ist als vor 500 Jahren. Damals sei es um tiefgreifende Schwächen, auch strukturelle, der Kirche gegangen, „während ich heute unter Kurienreform eher verstehen würde, dass wir alle neu motiviert werden und nicht in die bürgerliche Bequemlichkeit zurück fallen. Was wir heute unter Reform verstehen ist die Frage, wie wir wieder Fahrt gewinnen, wenn es um die großen Herausforderungen der Säkularisierungen geht. Es geht darum, dass wir positiv die Fülle des Glaubens und der Hoffnung, die uns geschenkt worden ist, werbend, einladend, ermöglichend in den großen gesellschaftlichen Diskurs einbringen.“

Aber auch die äußeren Zeichen des Papsttums verändern sich, sagt Kardinal Müller, das Papsttum nehme natürlich immer auch die Züge seiner Zeit an, weil es auf konkrete Umstände Antwort geben müsse. „Das hat aber nichts mit einer von einigen befürchteten De-Sakralisierung des Bischofsamtes oder des Papstamtes zu tun. Es wäre ja auch nicht möglich, einen reinen Funktionalismus aufzubauen. Die Kirche ist Leib Christi und Volk Gottes und nicht eine von uns gemachte soziale Organisation mit ihren einzelnen Abteilungen, die innerweltliche Verbesserungsvorschläge einbringt.“

Ausrichtung auf Seelsorge und die Würde des Menschen

Konkret wird gerade der aktuelle Papst gegenüber den sozialen und ökologischen Herausforderungen heute, was Kardinal Müller in seinem Buch mit einer ausführlichen Betrachtung der Enzyklika Laudato Si’ beantwortet. „Die Ausrichtung auf die Seelsorge, eine konstruktive und aufbauende Gesellschaftskritik, die Soziallehre, die Befreiungstheologie nicht nur als fünftes Rad am Wagen eines politischen Programms sondern als echte Theologie, die von Gott her Entscheidendes beiträgt zur Unterstreichung oder Wiederherstellung der Menschenwürde in vielen Teilen der Welt: Das alles gehört innerlich zusammen und ist nicht nur eine äußerliche Kombination. Es gehört so untrennbar zusammen wie Gottes- und Nächstenliebe.“

Gerhard Ludwig Müller: Der Papst. Sendung und Auftrag. Das Buch ist im Verlag Herder erschienen und kostet etwa 30 Euro. (rv)

Kardinal Müller kritisiert Brief der vier Kardinäle

Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat das Vorgehen der vier Kardinäle kritisiert, die von Papst Franziskus öffentlich Klarheit über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen fordern. „Jeder hat das Recht, dem Papst einen Brief zu schreiben, vor allem die Kardinäle der römischen Kirche“, sagte der Präfekt der Glaubenskongregation in einem am Sonntagabend ausgestrahlten Fernsehinterview. „Mich hat aber erstaunt, dass dieser Brief veröffentlicht wurde, denn damit ist der Papst quasi gezwungen, mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zu antworten. Das gefällt mir nicht“, so Kardinal Müller in dem Interview.

Zugleich erteilte Müller Überlegungen einer etwaigen „Korrektur“ des Papstes durch das Kardinalskollegium eine Absage. Kardinal Raymond Leo Burke, einer der Unterzeichner des Briefs, hatte eine „formale Korrektur“ des Papstes ins Spiel gebracht, falls dieser nicht auf den Brief antworte. Dazu Kardinal Müller im Gespräch mit dem italienischen Nachrichtensender TGCOM24.

„Eine ,brüderliche Korrektur‘ des Papstes ist hier unmöglich, weil es nicht um eine Gefahr für den Glauben geht, wie der Heilige Thomas das genannt hat; in einem solchen Fall könnte auch ein Bischof oder ein Papst einige Worte der brüderlichen Korrektion erfahren. Aber von so einem Sachverhalt sind wir hier weit entfernt. Und es ist ein Schaden für die Kirche, diese Dinge öffentlich zu diskutieren.“

Vier Kardinäle, unter ihnen die Deutschen Joachim Meisner und Walter Brandmüller, hatten im November einen Brief an Franziskus öffentlich gemacht. In dem als „dubia“ (Zweifel) bekannt gewordenen Schreiben fordern die vier vom Papst eine klare Aussage darüber, ob wiederverheiratete Geschiedene in Ausnahmefällen zur Kommunion zugelassen werden können. Das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ zu Ehe und Familie von April 2016 hatte eine Debatte über den Umgang mit Katholiken ausgelöst, die nach einer Scheidung auf dem Standesamt erneut geheiratet haben. Nachdem Franziskus auf ihr Schreiben nicht geantwortet hatte, machten die Kardinäle den Vorgang öffentlich. Einige Stimmen nannten diesen Schritt illoyal, andere begrüßten ihn.

Der Präfekt der Glaubenskongregation sagte weiter, Franziskus habe die kirchliche Lehre über die Ehe durch sein vieldiskutiertes Schreiben nicht verändert.

„Amoris Laetitia ist sehr klar in der Lehre. Wir können die ganze Lehre Jesu und der Kirche zur Ehe der letzten 2000 Jahre interpretieren. Aber das Neue von Papst Franziskus war, die jeweiligen Situationen der Menschen einzeln zu unterscheiden, die in einer nicht regulären Verbindung leben, und ihnen zu helfen, einen Weg der Wiedereingliederung in die Kirche zu finden, graduell, je nach den Bedingungen der Sakramente. Aber ich sehe hier keine Gegenposition. Einerseits haben wir die Doktrin, die Offenbarung über die Ehe, auf der anderen Seite haben wir die Verpflichtung der Kirche, sich auch um diese Menschen in Schwierigkeiten zu sorgen.“

Müller stellte sich damit hinter die auch von Kardinal Walter Kasper geäußerte Ansicht, die Veröffentlichung des Briefes der vier Kardinäle sei fragwürdig und die Lehre von „Amoris Laetitia“ klar.

Franziskus hatte in einer Fußnote von „Amoris laetitia“ geschrieben, wiederverheiratete Geschiedene könnten in bestimmten Fällen „auch den Trost der Sakramente“ erhalten. Eine Erläuterung dazu gab er trotz wiederholter Nachfrage nicht. Allerdings rdigte er ausdrücklich eine großzügig ausgelegte Weisung argentinischer Bischöfe für ihre Priester, wie sie mit wiederverheirateten Geschiedenen verfahren sollen. Auch die Deutsche Bischofskonferenz hat ein gemeinsames Wort zu „Amoris laetitia“ angekündigt. (rv)

USA: Kardinal Levada wird 80 Jahre

Kardinal LevadaWilliam Joseph Kardinal Levada wird heute 80 Jahre alt. Levada war von 2005 bis 2012 Präfekt der Glaubenskongregation. Papst Benedikt XVI. erhob ihn 2006 in den Kardinalsstand und teilte ihm die Diakonie „S. Maria in Domnica“ als Titel zu. Papst Franziskus bestimmte ihn 2014, für den Fall eines Konklaves, zum Kardinalprotodiakon. Mit seinem heutigen Geburtstag verliert er sein aktives Wahlrecht und kann somit auch das Amt des Kardinalprotodiakons nicht mehr wahrnehmen. Franziskus wird für diese Funktion einen Nachfolger bestimmen müssen. Das Kardinalskollegium umfasst somit insgesamt 213 Kardinäle und von diesen sind noch 113 wahlberechtigt in einem künftigen Konklave. (vh)

Christusfreundschaft: Zur Theologie eines Papstes ein Jahr nach seinem Rücktritt

Bene_140110Ein großer Theologe auf dem Papstthron, jemand der die wirklich großen Worte und Ideen des Christentums angefasst hat und das nicht nur als Professor oder als Präfekt der Glaubenskongregation, sondern als Papst. Solche und ähnliche Urteile wurden im vergangenen Jahr immer wieder über den emeritierten Papst gefällt.

„Ich glaube, dass Benedikt XVI. versucht hat, in seinem Pontifikat auf die Glaubenskrise so zu reagieren, dass er zentrale Glaubensbegriffe zu erläutern versucht hat, einerseits in den Enzykliken wie in Deus Caritas es, wo er den Grundbegriff des Christentums – Liebe – vor dem Hintergrund der abendländischen Debatte um Eros und Agape zu erläutern versucht.“ Das sagt Jan-Heiner Tück, Professor für Dogmatik an der Universität Wien. Er hat sich immer wieder mit der Theologie Joseph Ratzingers / Benedikt XVI. beschäftigt. „Dann ist da die weitgehend unterschätzte Enzyklika über die Hoffnung, wo er versucht, dem verglühten Erwartungspotential einen Begriff christlicher Hoffnung entgegen zu setzen. Und dann ist da die Trilogie der Jesus-Bücher, die das Christentum rück-erinnert an die Ursprungsgestalt Jesu Christi, ein Projekt, das insgesamt gut aufgenommen wurde, wenn man von der Kritik der Exegeten und Systematiker absieht. Der Grundduktus ist der, an die Ursprünge zu erinnern und sie präsent zu halten.“ Ein ganz allgemeiner Überblick. Der Dogmatiker Tück hat einen Sammelband herausgegeben, in dem verschiedenste Theologinnen und Theologen das würdigen, was uns vom Pontifikat Benedikt XVI. bleibt.

Es ist nicht so einfach, das jetzt zu tun, die Faszination für Papst Franziskus überdeckt vieles. Deswegen soll auch zu Beginn die Frage erlaubt sein, ob wir nun auf dem Stuhl Petri eine neue Weise des Denkens erleben. „Benedikt ist ein europäisch geschulter Theologe, während Franziskus aus einem neuen Kontext, dem Lateinamerikas, stammt und ganz andere Erfahrungen einspielt. Ich denke, dass er stärker pastoral orientiert, als es Benedikt je war. Aber ich wäre vorsichtig, Keile theologischer Art zwischen beide zu treiben. Alleine die erste Enzyklika von Franziskus, die sicherlich zu 90% Handschrift Benedikt ist, ist ein starkes Signal der theologischen Übereinstimmung.“

Was für Prägungen bleiben?
Wie hat Benedikt XVI. die theologische Debatte geprägt? Was bleibt? Dazu mag es helfen, auf die großen Linien zu schauen, die Anliegen des Papstes, die sich in vielen ‚kleinen‘ Ansprachen, also den Katechesen bei den Generalaudienzen oder Ansprachen vor Bischöfen oder auch Predigten immer wieder gezeigt haben. Hier wollen wir uns aber ganz bewusst die ‚großen‘ Texte vornehmen, das was viel Aufsehen erregt und an dem sich viele Debatten entzündet haben. Professor Tück: „Wenn wir noch einmal bei den Jesusbüchern einsetzen: Für ihn ist der dramatische Riss zwischen dem historischen Jesus und dem Christus des Glaubens wie ihn die Kirche verkündet ein wichtiges Thema gewesen. Wenn die einseitige historisch-kritische Methode Recht hat und die nachösterliche Bekenntnisbildung nichts mit dem Selbstverständnis Jesu zu tun hat, dann rückt die ganze kirchliche Verkündigung unter den Verdacht der Ideologie. Hier diesen Brückenschlag wieder herzustellen und Momente im Selbstverständnis Jesu aufzuweisen, die in Übereinstimmung stehen zur nachösterlichen Verkündigung und damit auch zur Kirchlichen Lehrbildung, war ihm ein ganz wichtiges Anliegen. Pastoral gesprochen: Er will deutlich machen, dass Jesus nicht nur eine Gestalt der Vergangenheit ist, sondern eine Gestalt, die auch heute Gegenwart prägen kann, wenn man sich denn darauf einlässt. Daher im Vorwort die Bemerkung, er wolle zur „Christusfreundschaft“ einladen. Freundschaft heißt, dass man in der Gegenwart die Relevanz des Anderen sieht und wertschätzt und sich dafür Zeit nimmt.“

Dabei liegt genau hier einer der Vorwürfe gegenüber Benedikt XVI.: Der Christus der Kirche überlagere den Jesus der Geschichte. „Es gab natürlich die Kritik, dass er den dogmatischen Christus im Hinterkopf hat, wenn er die Stadien des Lebens Jesu beschreibt,“ stimmt Jan-Heiner Tück zu, fügt dann aber an: „Ich wäre da vorsichtig. Das Jesus-Buch ist ein ganz eigenes Genus, es ist weder ein Evangelien-Kommentar noch eine dogmatische Christologie. Es versucht, in Anknüpfung an Thomas von Aquin die alte Gattung der Mysterien des Lebens Jesu neu zu beleben und dies durchaus auch im Gespräch mit der Exegese. Er versucht das Leben Jesu so zu erzählen, dass es für den heutigen Leser in seiner Relevanz deutlich wird. Letztlich steckt dort ein mystagogisches Interesse dahinter, nämlich in die intensivere Begegnung mit Jesus Christus einzuführen.“

Aber die Jesusbücher sind ja nicht die einzigen theologischen Wegmarken, die das Pontifikat Benedikts uns hinterlassen hat. Die meiste Aufmerksamkeit in der jeweiligen aktuellen Berichterstattung hatten die Reden des Papstes, von denen einige sicherlich bleiben werden, über die damalige Zusammenhänge hinaus: Paris und London seien genannt, Jan-Heiner Tück weist noch auf andere, große Ansprachen hin, die das Pontifikat auch theologisch und intellektuell geprägt haben. „Einerseits die berühmte Vorlesung über die Synthese von Glaube und Vernunft in Regensburg, die meines Erachtens zu Recht zwei Pathologien erwähnt: Die Pathologie des Glaubens, wo er sich gegenüber der Vernunft abkapselt und Religion so fanatisch wird. Auf der anderen Seite ist da die Pathologie der Vernunft, die sich quasi gegenüber den Religionen taub stellt und ihnen jede Bedeutung für die Selbstverständigung des Menschen abspricht. Auf dem Hintergrund dieser extremen Spielarten versucht er, das Programm einer Synthese zwischen Glaube und Vernunft stark zu machen. An dieser Synthese Glaube – Vernunft kommen wir nicht vorbei, auch wenn wir die Begriffe vielleicht etwas anders bestimmen, als er es getan hat.“ Das war aber nicht das, wofür die Rede berühmt wurde. Stattdessen war es ein einziges Zitat, der der Papst in die Rede aufgenommen hatte, das dann für Monate für Debatte sorgte, leider nicht über Glauben und Vernunft.

Regensburg, Ausschwitz, Freiburg, Berlin
„Dann gibt es natürlich die Rede in Ausschwitz, die ich auch für wichtig halte, wo er im Rückgriff auf die Gebetssprache Israels versucht hat, als Papst aus dem Land der Täter kommend einen Zugang zu diesem Grauen zu finden und auch seine Erschütterung bekannt hat und noch einmal bekräftigt, dass das Judentum zur Wurzel des Christentums gehört. Jede Form des Antisemitismus stellt letztlich eine Form des Anti-Theismus dar: Der Augapfel Gottes selbst wird tangiert, wenn die Söhne und Töchter des erwählten Volkes diskriminiert und verfolgt werden. Das ist meines Erachtens nach ein starker Gedanke, der der Dimension um den Antisemitismus noch einmal eine theologische Tiefendimension gibt. Wer das erwählte Volk antastet, tastet letztlich den erwählenden Gott an. Das ist die Grundbotschaft, die in den Medien kaum angemessen kommuniziert wurde.“

Bereits Ausschwitz hatte sehr deutlich mit Deutschland zu tun, noch klarer wurde es bei zwei Reden, die der Papst in seiner Heimat selbst gehalten hat, fügt Tück an: „Die Freiburger Rede mit dem programmatischen Wort der Entweltlichung, das durch Franziskus jetzt nochmal eine neue semantische Kontur bekommen hat, damals aber großen Anstoß erregt hat. Aber auch hier ist eigentlich die Intention die, wie wir heute das Evangelium glaubwürdiger in eine postsäkulare Gesellschaft hinein tragen. Blockieren uns hier nicht teilweise angestammte Privilegien? Das kann natürlich weitgehende Konsequenzen haben, dazu hat Benedikt geschwiegen, insofern war die Debatte darum dann wichtig. Schließlich ist da die Berliner Rede [vor dem Bundestag], in der er versucht hat, das Verhältnis zwischen säkularer Rechtstaatlichkeit und Religion noch einmal neu zu bestimmen.“

Es sei gar nicht so einfach, Joseph Ratzinger bzw. Benedikt XVI. auf einen Generalnenner zu bringen, sagt Tück. „Es gibt Motive, die sich immer wieder durchhalten wie etwa die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft, die Frage nach dem Verhältnis von aufgeklärter, neuzeitlicher, moderner Kultur und biblisch, kirchlich, theologischer Tradition.“ Ist Benedikt XVI. dann das, was viele ihm zuschreiben, aus Kenntnis oder auch aus Unkenntnis, ein bedeutender Theologe auf dem Stuhl Petri? Noch einmal Theologieprofessor Jan-Heiner Tück: „Die Herausgabe der gesammelten Schriften zeigt schon, dass Joseph Ratzinger zu den bedeutenden Theologen des 20. Jahrhunderts zählt. Gerade die frühen Stellungnahmen zur Ekklesiologie, die Rückblicke auf die vier Sitzungsperioden des Konzils, sind von einer solchen Klarheit, das erkennen auch Kritiker an, dass das bedeutende Beiträge sind. Ich glaube auch, dass seine Eschatologie und seine Einführung ins Christentum, auch seine Jesusbücher bei aller kontroversen Diskussion, Dinge sind, die er in die Waagschale geworfen hat und mit denen sich auch künftige Theologinnen und Theologen noch beschäftigen werden.“ (rv)

Erzbischof Müller: „Kirche sollte sich keine Machtkämpfe leisten“

Erzbischof MüllerDie Kirche sollte nicht nur „um eigene Strukturprobleme“ kreisen. Das sagte der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, in einem Vortrag an der Katholischen Universität von Valencia in Spanien. Eine „Neujustierung von … bischöflicher Kollegialität und dem Primat des Papstes darf die epochale Herausforderung der Gottesfrage nie aus den Augen lassen“, so der designierte Kardinal. Sein Text erschien in Kurzfassung auch in der Vatikanzeitung „L'Osservatore Romano“ von diesem Freitag, zeitgleich zur Papstaudienz für die Glaubenskongregation also. Deutlich stellt sich der deutsche Kurienerzbischof in dem Vortrag hinter das Projekt von Papst Franziskus, die Kirche zu dezentralisieren: „Der Papst kann und muss nicht die vielfältigen Lebensbedingungen, die für die Kirche in den einzelnen Nationen und Kulturen sich zeigen, zentral von Rom aus erfassen und jedes Problem vor Ort selbst lösen“.

„Kein Signal für Richtungswechsel oder Revolution“

Zur Neuevangelisierung gehöre durchaus „auch eine reformierte Primatsausübung“, fuhr der Leiter des wichtigsten Vatikan-Ministeriums fort. Er bestätigte, dass „auch die Bischöfe, die Synoden und Bischofskonferenzen eine größere Verantwortung wahrnehmen (sollten) inklusive einer gewissen lehramtlichen Kompetenz“. Aber, so Müller wörtlich: „Im Gegensatz zu oberflächlichen Interpretationen ist damit nicht das Signal für einen Richtungswechsel oder eine ,Revolution im Vatikan‘ gegeben.“ Die Kirche solle sich keine „Machtkämpfe und Kompetenzstreitigkeiten“ leisten, sonst bliebe am Ende „eine säkularisierte und politisierte Kirche zurück, die sich von einer Nichtregierungsorganisation nur noch graduell unterschiede“. Die Einheit der Bischöfe mit und unter Petrus hänge mit dem sakramentalen Charakter der Kirche zusammen. Darum gelte: „Nur um den Preis einer Entsakramentalisierung der Kirche könnte ein Machtkampf zwischen zentralistischen und partikularistischen Kräften geführt werden.“

Erzbischof Müller erwähnte, dass das Apostolische Schreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus vom 24. November letzten Jahres „kein dogmatischer“ Text sei. Es gehe Franziskus mit dem Schreiben „um eine Überwindung der Lethargie und Resignation angesichts der extremen Säkularisierung und um ein Ende der lähmenden innerkirchlichen Auseinandersetzungen“. Mit einer Prise Spott wies der künftige Kardinal darauf hin, dass die Kirche nicht eine „rein menschliche Organisation“ sei; darum „ist die Frage nach ihrer vereinsrechtlichen Gründung durch den ,historischen‘ Jesus sachlich verfehlt“.

„Kirche ist kein Weltbund, Papst ist kein Ehrenvorsitzender“

Zum Thema Kollegialität der Bischöfe bemerkte er, es gehe dabei „nicht um eine schwebende geistliche Vollmacht, die nach Erwägungen politischer und strategischer Zweckmäßigkeit zwischen dem Papst und den Bischöfen, der Universalkirche und den Ortskirchen aufgeteilt würde“. Vielmehr habe Christus die Apostel „als Kollegium“ berufen und „ihnen den Apostel Petrus vorangestellt als Grundlage und Prinzip der Einheit … für die gesamte Kirche“. Beim richtigen Austarieren „der Beziehung zwischen Universalität und Partikularität“ der Kirche helfe der Blick auf andere „Organisationsformen von menschlichen Gesellschaften und Unternehmen“ nicht weiter.

Skeptisch äußerte sich der designierte Kardinal über eine mögliche Aufwertung von Bischofskonferenzen: „Da das Bischofskollegium der Einheit der Kirche dient, muss es selbst das Prinzip seiner Einheit in sich tragen. Dies kann nur der Bischof einer Ortskirche sein und nicht der Präsident einer Föderation von regionalen und kontinentalen Kirchenbünden.“ Eine Bischofskonferenz könne „niemals separate verbindliche dogmatische Erklärung abgeben oder gar definierte Dogmen und konstitutive sakramentale Strukturen relativieren“. Die katholische Kirche sei „nicht eine Föderation von Landeskirchen oder ein Weltbund von konfessionsverwandten kirchlichen Gemeinschaften, die aus menschlicher Tradition den römischen Bischof als Ehrenvorsitzenden respektieren“.

„Bischofsamt ist sakramental“

Dass Bischöfe Nachfolger der Apostel sind und in „Einheit mit dem Nachfolger Petri als dem sichtbaren Haupt der ganzen Kirche und des Bischofskollegiums“ stehen, ist nach Erzbischof Müllers Überzeugung grundlegend „für den katholischen Begriff von Kirche“. Ohne einen Primat des Bischofs von Rom sei die katholische Kirche darum nicht vorstellbar. Die Glaubenskongregation habe den Primat 1998 mit Recht als „Befugnis“ des Papstes bezeichnet, „der Einheit aller Bischöfe und aller Gläubigen wirksam zu dienen“. Der Präfekt der Kongregation betonte aber gleichzeitig, es sei „wichtig, den bischöflichen Dienst selber als sakramentale Wirklichkeit in der sakramentalen Kirche aufzufassen und ihn nicht mit dem eines Moderators von rein menschlichen Vereinigungen zu verwechseln“. (rv)

Papst traf Präfekten der Bischofs- und Glaubenskommission

An diesem Samstag hat Papst Franziskus Kardinal Marc Ouellet, den Präfekt der Bischofskommission im Vatikan empfangen. Zudem begrüßte Franziskus auch den Botschafter der Slovakei beim Heiligen Stuhl, Peter Sopko. Dieser überreichte Franziskus sein Beglaubigungsschreiben. Dies teilte der Vatikan im Anschluss an die Begegnung mit. Aus der Mitteilung geht weiter hervor, dass sich Franziskus am Freitag mit Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, im Vatikan traf. Über den Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt. (rv)