Interkommunion: Papst Franziskus will das Antwortschreiben an die DBK geheim halten

Edwin Pentin enthüllt auf National Catholic Register (NCR) die vom Papst gewünschte Vorgehensweise im Fall der deutschen Interkommunion.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Kongregation für die Glaubenslehre hat offenbar mit Zustimmung des Heiligen Vaters einen Brief an die deutschen Bischöfe verfasst, in dem sie ihren Vorschlag, einigen protestantischen Eheleuten die heilige Kommunion zu spenden, ablehnt. Laut NCR wünscht Franziskus jedoch, dass der Brief nicht öffentlich gemacht wird.

Quellen aus dem Vatikan und aus Deutschland berichten, dass Erzbischof Luis Ladaria, der derzeitige Pro-Präfekt der Glaubenskongregation, den Brief geschrieben hatte und dass er dem Papst zustimmte. „Es ist eine Ablehnung des Pastoralplans“, sagte eine hochrangige Quelle in der deutschen Kirche unter der Bedingung der Anonymität und fügte hinzu, dass es „keine Unterschiede“ zwischen Erzbischof Ladaria und seinem Vorgänger, Kardinal Gerhard Müller, in dieser Angelegenheit gebe.

Gestern berichtet Vaticanhistory unter Bezugnahme auf CNA- Deutsche Ausgabe, dass der Vatikan seine Antwort abgefasst habe, nachdem sieben deutsche Bischöfe unter der Leitung von Kardinal Rainer Woelki aus Köln der Glaubenskongregation letzten Monat geschrieben hatten, der Vorschlag widerspreche den katholischen Doktrin, untergrabe die Einheit der katholischen Kirche und übersteige die Zuständigkeit der Deutschen Bischofskonferenz.

NCR erfuhr, dass nur 13 der 67 deutschen Bischöfe gegen den Vorschlag der Interkommunion stimmten oder sich der Stimme enthielten. Aber der Vorschlag verursachte an anderer Stelle großes Unbehagen: Die Kardinäle Francis Arinze, Gerhard Müller, Walter Brandmüller und Paul Cordes verurteilten diesen Schritt.

Kardinal Müller bezeichnete den Vorschlag als einen „rhetorischen Trick“, der sich an Gläubige richtete, von denen die meisten nicht Theologen sind. Er betonte, dass die interkonfessionelle Ehe „keine Notsituation“ sei und dass „weder der Papst noch wir Bischöfe die Sakramente neu definieren können, um geistige Not zu lindern und spirituelle Bedürfnisse zu befriedigen“, da sie „wirksame Zeichen der Gnade Gottes“ sind. „

Kardinal Brandmüller sagte, die schwache Opposition der deutschen Bischöfe gegen den Vorschlag sei ein „Skandal, keine Frage“.

Die Gegenstimmen in der Deutschen Bischofskonferenz kamen primär aus Bayern, also aus der kirchlichen Heimat von Kardinal Marx. So gesehen erlebte Marx eine Revolte seiner eigenen Bischöfe.

Edwin Pentin stellt die berechtigte Frage:

„Warum wünscht der Papst, dass der Ablehnungsbrief geheim bleibt? Ein wahrscheinlicher Grund, nach Ansicht einiger Beobachter, ist, weil die Ablehnung der Vorgehensweise der Deutschen Bischofskonferenz der Richtung dieses Pontifikats nicht entspricht.“

Es bleibt abzuwarten, wie der Vatikan nach bekannt werden dieser Details nun weiter verfahren wird.   (vh – mm)

Mit „Fake News“ gegen den Papst?

Auch Kardinal Gerhard Müller geriet jetzt in den Zielpunkt einer Desinformationskampagne, kommentiert Guido Horst.

Knapp vierzig Grad im Schatten. Draußen, auf dem Petersplatz, scheinen sich die Eisenstangen der Absperrungen in der Sonnenglut zu verbiegen, drinnen, nur einen Steinwurf von den Kolonnaden entfernt, im Palazzo Nummer 1 an der Piazza della Città Leonina, empfängt Kardinal Gerhard Müller ganz leger: Sommerhose, kariertes kurzes Hemd. Auch in seiner Wohnung, die einst lange Jahre das Domizil von Kardinal Joseph Ratzinger war, steigen die Temperaturen beträchtlich an. Der Grund für die etwas unkonventionelle Begegnung ist eine der vielen „fake news“, wie sie in Rom zurzeit nur so die Runde machen. Doch diesmal betraf es Müller direkt, den Papst Franziskus erst vor wenigen Tagen aus dem Amt des Glaubenspräfekten entlassen hat. Der Sekretär des Kardinals. Don Slawek, ist im Ausland, Müller deshalb ohne Zugang zum Internet – und so las er erst jetzt, was in den Stunden zuvor rund um die ganze Welt gegangen war.

Das letzte Gespräch zwischen Papst und Müller sei in Wirklichkeit so verlaufen, hatte Maike Hickson in ihrem Online-Dienst „One Peter Five“ behauptet, und der italienische Journalist Marco Tosatti hatte das auf seinem Blog „Stilum curiae“ auf Italienisch sofort weiterverbreitet. Also: Am 30. Juni in den Apostolischen Palast berufen, habe Müller, mit den zur Entscheidung anstehenden Akten der Glaubenskongregation bewaffnet, eine relativ kurze Unterredung mit Franziskus gehabt. Der Papst habe dem Kardinal nur fünf Fragen stellen wollen, so „One Peter Fice“ und „Stilum curiae“: Sind Sie für oder gegen den Frauendiakonat, habe Franziskus gefragt. Ich bin dagegen, so Müller. Und weiter: Sind Sie für oder gegen die Aufhebung des Zölibat? Ich bin natürlich dagegen, so Müller. Sind sie für oder gegen weibliche Priester. – Ich bin entschieden dagegen. Wollen Sie „Amoris laetitia“ verteidigen? Ja, so die Antwort von Müller, insofern es mir möglich ist. Es gibt da noch Zweideutigkeiten. Und dann die letzte Frage des Papstes: Wollen Sie Ihren Protest gegen die Kündigung Ihrer drei Mitarbeiter zurückziehen? Heiliger Vater, habe der Kardinal entgegnet, das waren gute Leute ohne Makel, die ich vermisse. Es war nicht korrekt, sie über meinen Kopf hinweg zu entlassen, und das kurz vor Weihnachten, so dass sie ihre Büros bis zum 28. Dezember räumen mussten.

Dann, so schreiben Hickson und Tosatti, habe der Papst dem Kardinal nur noch mitgeteilt, dass er sein Mandat als Präfekt der Glaubenskongregation nicht verlängern werde, und sei wort- und grußlos gegangen. Als Quelle für diese Version des letzten Gesprächs zwischen Papst und Müller gab Hickson eine „vertrauenswürdige deutsche Quelle“ an, die das anonym berichtet habe, nachdem sie kurz nach der Entlassung Müllers mit diesem an einem Essen des Kardinals mit seinem Abiturjahrgang in Mainz teilgenommen und entsprechende Bemerkungen aufgeschnappt habe. Diese anonyme Quelle ist der Redaktion dieser Zeitung bekannt. In Rom ist sie nur als dubiose Figur bekannt, deren sprudelnde Phantasie keine Grenzen kennt – alles andere also als vertrauenswürdig.

Als jetzt Kardinal Müller am Mittwochmorgen den Ausdruck der beiden – fast gleichlautenden – Berichte las, traute er seinen Augen nicht. „Das stimmt nicht“, so Müller, das Gespräch sei ganz anders gelaufen. Auch der Schluss des vermeintlichen Protokolls der „deutschen Quelle“ sei falsch. Bei Hickson und Tosatti hieß es dort, der Präfekt sei nach dem Weggang des Papstes noch ein wenig sitzengeblieben, in der Erwartung, das Franziskus etwas holen würde, ein kleines Geschenk oder Ähnliches, um den Kardinal zu verabschieden oder sich für seine Dienste zu bedanken. Bis ihm dann der Präfekt des Päpstlichen Haues, Erzbischof Georg Gänswein, mitgeteilt habe, dass die Audienz beendet sei. Kardinal Müller staunte jetzt nicht schlecht, als er nun diese frei erfundene Darstellung lesen musste. Zumal er selber über den Verlauf der besagten Audienz berichtet hatte, der Papst sei mit ihm tatsächlich Akten der Glaubenskongregation durchgegangen und habe ihm erst beim Hinausgehen mitgeteilt, dass er seine Amtszeit als Glaubenspräfekt nicht verlängern werde.

Man könnte diese Blüten der Desinformation, wie sie Kardinal Müller überrascht zur Kenntnis nehmen musste, in dem Fach „fake news“ ablegen und es mit einer knappen Richtigstellung oder einem Dementi bewenden lassen. Aber sie sind symptomatisch für eine Zeit, in der ein Pontifikat für Unruhe sorgt und mancher sich bemüßigt fühlt, mit Fehlinformationen und freien Erfindungen diese Unruhe noch zu steigern – aus den unterschiedlichsten Motiven heraus. Der Franziskus in den Mund gelegte Satz: „Ich werde als der Papst in die Geschichte eingehen, der die Kirche gespalten hat“, schaffte es bis in das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Und schon kreist in deutschen Landen das Gerücht, der päpstliche Autor von „Amoris laetitia“ wolle den deutschen Verein „Donum vitae“ mit dem Segen der Deutschen Bischofskonferenz in die Schwangerenberatung der Kirche integrieren – trotz der Ausstellung des einst von Rom nicht gewollten Beratungsscheins.

Solche Gerüchte – das ist eines der möglichen Motive – sollen die romtreuen Katholiken treffen, die auf dem Boden der traditionellen Lehre stehen und in dem Lehramt von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ein Vermächtnis für die Zukunft sehen. Sie, so die Absicht der Gerüchtestreuer, sollen jetzt ganz verdattert dastehen angesichts eines lateinamerikanischen Jesuiten-Papstes, der Hand anlegt an die Alleinstellungsmerkmale des Katholischen. Die Agenda, die die „anonyme deutsche Quelle“ implizit aus den vermeintlichen Fragen des Papstes an Kardinal Müller ablesen lassen will, ist immerhin ganz beachtlich: Einführung des Frauendiakonats, Abschaffung des Zölibats, Weihe von Frauen zum Priesteramt.

Somit steigt die Verunsicherung, zumal es tatsächlich Initiativen von Papst Franziskus gibt, die selbst bei ganz gemäßigten Kurienprälaten eher ein Kopfschütteln als begeisterte Zustimmung hervorrufen. Am Sonntag ist das dritte Interview erschienen, das Franziskus mittlerweile dem Laizisten-Papst Eugenio Scalfari gegeben hat, wiederum erschienen in der links-liberalen „La Repubblica“. Und wieder hat der 93-jährige Gründer dieser Zeitung darauf verzichtet, bei dem Gespräch in Santa Marta ein Aufnahmegerät mitlaufen zu lassen.

Das Ergebnis ist eine krude Mischung von eigenen Gedanken Scalfaris und Äußerungen von Franziskus zum G20-Gipfel in Hamburg, zu internationalen Allianzen gegen Flüchtlinge und unheilvollen Beziehungen zwischen Putin und Trump, Russland und Syrien oder Nordkorea und China – mit dem vatikanischen Staatssekretariat dürften die Einschätzungen des Papstes wohl kaum abgesprochen gewesen sein. Für Scalfari habe der Papst Zeit, nicht aber für die vier Kardinäle, die wegen ihres Briefs mit den „dubia“ um eine Audienz beim Papst nachgesucht hatten – so der Kommentar in Kurienkreisen. Dass Franziskus etwa zur gleichen Zeit den soeben zum Kardinal erhobenen Weihbischof Gregorio Rosa Chavez aus El Salvador zu seinem Vermittler zwischen Nord- und Südkorea ernannt hat, obwohl dieser weder Koreanisch spricht noch über besondere Kontakte in dieser Region verfügt, machte ebenfalls stutzig. Mancher fragt sich, nach welchen Kriterien Franziskus – der auch in diesem Sommer auf eine Ferienzeit verzichtet – im Gästehaus Santa Marta agiert. Da gießen solche Falschmeldungen wie die von „One Peter Five“ und „Stilum curiae“ zu den vermeintlichen fünf Fragen von Franziskus an Kardinal Müller nur Öl ins Feuer. Die Absicht scheint zu sein, die Verunsicherung rund um die Person des Papstes weiter zu steigern. Der Sache dient das nicht.

Guido Horst ist Chefkorrespondent der Zeitung „Die Tagespost“ in Rom. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung. (CNA Deutsch)

„Dubia“ zu Amoris Laetitia: Kardinäle bitten Papst Franziskus um eine Audienz

VATIKANSTADT – Die Kardinäle, die Papst Franziskus gebeten hatten, einige offene Fragen zu beantworten, die sie als „Dubia“ (Zweifel) bezüglich des Apostolischen Schreibens Amoris Laetitia formulierten, haben nun ihre Bitte öffentlich gemacht, der Heilige Vater möge ihnen eine Audienz gewähren und mit ihnen persönlich dieses Thema besprechen. Der Grund: Auch auf das Bittschreiben um eine Audienz haben sie bislang keine Antwort erhalten.

Das gab am Montag, den 19. Juni, der Vatikanist Edward Pentin in der Zeitung „National Catholic Register“ bekannt, in der er den vollständigen Text des Briefes veröffentlichte, den die Kardinäle an den Papst geschickt hatten.

Der Brief ist datiert auf den 25. April und unterzeichnet vom italienischen Kardinal Carlo Cafarra, der erklärte, er habe ihn in seinem Namen und im Namen der deutschen Kardinäle Walter Brandmüller und Joachim Meisner sowie des amerikanischen Kardinals Raymond Burke an den Heiligen Vater geschickt.

Bei den „Dubia“ oder Zweifeln der Kardinäle handelt es sich um fünf Fragen, bei denen es unter anderem um die Möglichkeit geht, ob etwa wiederverheiratete Geschiedene die Kommunion empfangen können.

„Respektvoll und demütig“: Bitte um Audienz

Kardinal Cafarra erklärte, dass die Kardinäle in dem verfassten Brief an den Papst ihre „absolute Hingabe und vorbehaltlose Liebe für den Stuhl Petri und seine ehrwürdige Person erneuern, in der wir den Nachfolger Petri und den Stellvertreter Christi erkennen.“

„Wir teilen nicht in geringster Weise die Haltung jener, die den Stuhl Petri als vakant ansehen, noch jener, die anderen die unteilbare Verantwortung des Auftrags Petri attribuieren wollen. Uns bewegt allein das Bewusstsein der große Verantwortung des Kardinalsamtes: Ratgeber des Nachfolgers Petri in seinem erhabenen Dienst zu sein“, heißt es weiter.

Der Kardinal erläutert: „Wir haben die Entscheidung getroffen, respektvoll und demütig um eine Audienz zu bitten“, nachdem wir auf die am 19. September 2016 bei der Kongregation für die Glaubenslehre eingereichten Zweifel „von Seiner Heiligkeit keine Antwort erhalten hatten.“

Seit der Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens Amoris Laetitia am 19. März 2016 „gab es Interpretationen offensichtlich mehrdeutiger Passagen des nachsynodalen Schreibens, die nicht nur vom ständigen Lehramt der Kirche abweichen, sondern in Gegensatz zu ihm stehen“, schrieb Kardinal Cafarra.

„Was in Deutschland erlaubt, in Polen verboten“

Der emeritierte Erzbischof von Bologna präzisiert, dass – obwohl Kardinal Gerhard Müller, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre wiederholt gesagt hatte, die Lehre der Kirche habe sich nicht geändert – „zahlreiche Erklärungen von Bischöfen, Kardinälen und sogar Bischofskonferenzen abgegeben worden sind, die anerkennen, was die Kirche nie anerkannt hat.“

„Nicht nur den Empfang der heiligen Kommunion für jene, die objektiv und öffentlich in einer Situation schwerer Sünde leben und darin weiterleben wollen, sondern auch eine Sichtweise des moralischen Gewissens, die der Tradition der Kirche widerspricht“, fügt er hinzu.

Auf diese Weise, mahnt er, passiert es, dass „das, was in Polen Sünde ist, in Deutschland in Ordnung ist; dass das, was im Erzbistum Philadelphia verboten wird, auf Malta erlaubt ist. Und so weiter. Es kommt einem die bittere Bemerkung Blaise Pascals in den Sinn: ‚Was diesseits der Pyrenäen Wahrheit ist, ist jenseits Irrtum‘, auf der linken Seite des Flusses Gerechtigkeit, auf der rechten Unrecht.“

Der kirchliche Würdenträger betont, dass viele Laien, die „die Kirche zutiefst lieben und dem Heiligen Stuhl gegenüber sehr loyal sind, sich an ihre Hirten und an Eurer Heiligkeit gewandt haben, um in der Heiligen Lehre bestärkt zu werden, die die drei Sakramente der Ehe, der Buße und der Eucharistie betrifft.“

Der Brief schließt: „Angesichts dieser ernsten Situation, in der viele christliche Gemeinden geteilt sind, spüren wir die Last unserer Verantwortung und unser Gewissen verpflichtet uns, respektvoll und demütig eine Audienz bei Ihnen zu erbitten.“ (CNA Deutsch)