Deutsche Bischöfe beenden Vollversammlung

„Gerade in dieser Woche, in der so viele andere Themen präsent sind, in Berlin und in der öffentlichen Debatte in Deutschland, ist es gut, daran zu erinnern, das normale Leben geht weiter…“ Mit diesen Worten leitete Kardinal Reinhard Marx an diesem Donnerstag die Abschlusspressekonferenz zur Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda ein. Und in der Tat, die Themen, die die Bischöfe seit Montag zu besprechen hatten, waren breit gefächert. Es ging um das Reformationsjubiläum und die Fortschritte in der Ökumene, die deutsch-polnischen Beziehungen, den jüdisch-christlichen Dialog und die Gefahren des Internationalen Terrorismus, aber auch die eingehende Beschäftigung mit der Enzyklika Laudato si und der für Oktober 2018 geplanten Weltbischofssynode „Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung“.

„Was immer wieder diskutiert wird“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz angesichts der Wahlen zum Deutschen Bundestag vom vergangenen Sonntag, „ist, wie geht es jetzt weiter. Das ist nicht Sache der Kirche, die Politiker müssen sich zusammenraufen, und eine Regierung bilden. Wir sind Verteidiger der Demokratie, rauft euch zusammen, und versucht, für das Gemeinwohl zu arbeiten.“ In diesem Zusammenhang lud der Kardinal erneut zur „verbalen Abrüstung“ ein und erinnerte an die Würde der Institution des Bundestages. „Ich sage noch einmal deutlich und klar, alle Parteien, die im Deutschen Bundestag sitzen, mit denen wird man prüfen und klären, wie ein solches Gespräch stattfinden kann. Es gibt keine generelle Gesprächsverweigerung bei irgendeiner Partei von Seiten der deutschen Bischöfe.“ Es sei Aufgabe der Kirche, die politischen Prozesse kommentierend zu begleiten, so Marx.

Einen ganzen halben Tag habe die Bischofskonferenz sich eingehend mit der Enzyklika Laudato si befasst. Denn, so betonte der ausgewiesene Experte für die Soziallehre Marx, „es geht nicht nur um eine Umweltenzyklika, es geht um eine Sozialenzyklika, es geht um eine neue Fortschrittsidee, da sind wir als Kirche gefordert. Das ist wirklich ein neuer Impuls in der katholischen Soziallehre. Ich habe gesagt, wir müssen zumindest das, was wir beim Studientag diskutiert haben, jetzt einbeziehen in unsere Schlussfolgerung, dass in vielen Diözesen vieles passiert, aber wir noch nicht diesen Vernetzungsgrad erreicht haben, da ist es noch Umwelttext geblieben.“ Dabei solle auch die Zusammenarbeit mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken intensiviert werden.

Stärker wollen sich die Bischöfe in Zukunft um die Verkündigung der christlichen Botschaft bemühen. Man müsse darüber nachdenken, wie angesichts veränderter Kommunikationsformen und Lebensweisen das Evangelium verkündet werden könne. Dabei gehe es bei Weitem nicht nur um das Wachstum der Kirche, unterstrich der Kardinal. „Es muss Freiheit herrschen, und zur Religionsfreiheit gehört, dass jemand die Religion wechseln kann, und dass wir uns auch intensiv darum bemühen. Man drängt nicht eine Botschaft auf, sondern man lädt zu einem Fest ein. Das ist Mission! Nicht, wenn du das nicht glaubst kommst du in die Hölle. Sondern, dass man anders und neu entdecken kann, was heißt das, den Schritt auf Jesus Christus zuzumachen.“

Zufrieden zeigte sich Marx über den Ausgang des Reformationsjubiläums. Ein Schlüsselpunkt des Reformationsjubiläums sei sicher der Gottesdienst von Hildesheim gewesen, unterstrich Marx; dieser habe bei allen Anwesenden großen Eindruck hinterlassen. Natürlich gibt es auch immer wieder Diskussionen, wie weit sind wir denn, was erwarten wir oder was erwarten wir nicht? Meine Position ist da ziemlich deutlich, und das haben die meisten Bischöfe bestätigt, die sich da zu Wort gemeldet haben, dass der Grundwasserspiegel der Freundschaft gestiegen ist – so hat es einer einmal formuliert. Also die intensivere Beziehung zueinander ist gewachsen, und da wird man weiter darauf aufbauen können.“ Gerade die größere Nähe ermögliche es auch, sich über die Differenzen, die in der Beziehung durchaus noch bestünden, auszutauschen, und nicht nur „in den eigenen Gruppierungen“ über die anderen zu reden.

Über den internationalen Terrorismus habe man sich eingehend unterhalten, so Marx. Bei der Präventionsarbeit gegen Radikalisierung von Flüchtlingen, die nach Deutschland gelangten, sei sicherlich auch die Kirche stärker gefordert, fasste der Kardinal die Diskussionen zusammen. „Was können wir tun als Kirche? Mithelfen an der Integration, da wo Menschen zusammenkommen, wo man etwas tut bei Bildungsmaßnahmen, wo diese manchmal ortlosen, jungen Männer in der Regel ja von der Seite und der Seite neue Anhängerschaften suchen, da ist etwas zu tun.“ In diesem Zusammenhang seien auch neue Wege bei der Stadtplanung und Wohnungsbauentwicklung wünschenswert.

Lobend erwähnte der Kardinal die intensive Arbeit der Kontaktgruppe der deutschen und polnischen Bischofskonferenz. Er fände es „großartig“, so Marx, dass die fünf Bischöfe der Kontaktgruppe einen „deutlichen Brief über die Versöhnung zwischen Deutschland und Polen“ geschrieben hätten. „Das war sehr wichtig und auch mutig, das jetzt zu tun. Ich habe den Brief sofort gelesen und fand das wirklich einen wunderbaren Beitrag und möchte das hier auch noch einmal deutlich machen: da sieht man, dass die Beziehungen stabil sind und auch jetzt in dieser Situation, wo wieder andere Töne versuchen, sich nach vorne zu drängen – damit man dem entgegen treten kann.“

Im Plenum wurde auch die Vorbereitung der Weltbischofssynode 2018 zum Thema Jugend besprochen. Im von Rom angestoßenen Konsultationsprozess hätten die Bischöfe Antworten aus allen Bistümern zusammengetragen und den Entwurf des Antwortschreibens nach Rom in der Vollversammlung erörtert, erläuterte der Kardinal. In den kommenden Wochen sei mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse, die durch Hinweise aus den Diskussionen angereichert würden, zu rechnen. Doch auch die Jugendlichen selbst seien dazu aufgerufen, ihre Stimme einzubringen, erinnerte der Kardinal. Der Fragebogen aus dem Vatikan sei in Zusammenarbeit mit Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sowie der Initiative „Nightfever“ ins Deutsche übersetzt worden – bis zum 30. November 2017 ist eine Teilnahme noch möglich. (rv)

Papstreisen: im richtigen Moment am richtigen Ort sein

Wohin reist der Papst? Franziskus ist in guter päpstlicher Tradition seit Paul VI. ein „eiliger Vater“. Und dabei setzt er eigene Schwerpunkte. Immer wieder wählt er Schauplätze aktueller Konflikte, geht „dahin, wo die Welt sich wenig moralisch und ethisch verhält“, wie der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Michel Roy, beobachtet. So lenkte der Papst beispielsweise die internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Krise in Zentralafrika. Im Gespräch mit Radio Vatikan spricht Roy über die Mission, die Franziskus bei seinen Auslandsreisen verfolgt.

Vor genau vier Jahren brach Franziskus zu seiner ersten Auslandsreise auf, sie führte ihn zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro. In Kuba traf der Papst den russisch-orthodoxen Patriarchen und setzte sich für die Annäherung zu den USA ein; in Asien zeigte er Solidarität mit Christen in Korea und Sri Lanka und mit den Opfern des Taifuns auf den Philippinen. Auf Lesbos und Lampedusa setzte Franziskus sich für die Recht von Flüchtlingen ein, ebenso wie drei Jahre später an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Michel Roy:

„Ich denke, die Strategie des Papstes ist, dort zu sein, wo er gebraucht wird, wenn er gebraucht wird. Aber allgemein reist er zu Orten der Spaltung, in Randgebiete. Wir erinnern uns an seine erste Reise nach Lampedusa, wo der Papst die Aufmerksamkeit auf den Migrationsfluss gelenkt hat, der seitdem nicht abgerissen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob sein Appell wirklich gehört wurde. Und das ist eins der heißen und wichtigen Thema, die Immigration und die Flüchtlinge. Im nächsten Jahr werden die Vereinten Nationen ein internationales Abkommen über Migration und Flüchtlinge verabschieden, bisher konnte der Papst sich nicht auf seine Weise beteiligen, aber er wird sich beteiligen. Aber er ist nach Mexiko an die Grenze zu den USA gegangen, um zu zeigen, dass das Thema der Migration mit Würde behandelt werden muss, dass Migranten zuallererst Menschen sind und keine Objekte, die wir zurückweisen können.“

„Notfalls wäre er per Fallschirm in Bangui abgesprungen“

Flucht und Frieden seien wiederkehrende Schwerpunkte der Papstreisen, erklärt Michel Roy. Er habe keine Angst, sich auch in möglicherweise gefährliche Situationen zu begeben – so zum Beispiel 2015 bei seinem Besuch in der Zentralafrikanische Republik. Französische Sicherheitskräfte hatten ihm von der Reise abgeraten, aber der Papst beharrte, notfalls „per Fallschirm“ in Bangui abzuspringen, falls man sich weigere, ihn dorthin zu fliegen. Er sehe seine Mission darin, „vorauszugehen“, meint Roy. Franziskus zeige stets seine Verbundenheit zu den katholischen Kirchen vor Ort, nutze die Reisen aber zugleich, um die dortigen Autoritäten subtil an ihre humanitären Pflichten zu erinnern.

„Der Papst ist heute die Stimme der Moral, die Stimme der Ethik, die überall auf dem Planeten gehört wird. Ich habe muslimische Kollegen, Verantwortliche muslimischer Nichtregierungsorganisationen, die mir schon gesagt haben, der Papst sei die Stimme, die sie heute hören, sei sogar ihr spiritueller Führer. So weit geht es. Die Bedeutung der Stimme des Papstes wird wirklich gehört. Wir wissen, dass die Enzyklika Laudato Si dazu beigetragen hat, in Paris ein Abkommen über das Klima zu schließen, das nicht so stark gewesen wäre, wenn der Papst und seine Delegation nicht diese Arbeit gemacht hätten. Der Papst wird auf der Welt von Vielen – ich glaube, auch von Staats- und Regierungschefs – als ein Führer wahrgenommen, der den Weg weist.“

Zwar sei der Papst manchmal scheinbar „allein auf weiter Flur“, mit seinen Appellen für eine brüderlichere und gerechtere Welt, aber auch ein wichtiger Hoffnungsträger. Immer wieder rede er gegen Materialismus an.

„Ein Teil der heutigen Konflikte wird im Namen Gottes oder der Religion ausgetragen“, so de Roy. Der Papst betone immer wieder, dass Religionen im Gegenteil Quellen des Friedens sein sollten – über Konfessionsgrenzen hinweg.

„Mit anderen Religionsführern einen Dialog zu führen und sich mit ihnen zu verbünden erlaubt, alle auf der Welt an das Essentielle zu erinnern. Der Papst ist für sich schon eine starke, anerkannte Stimme; aber wenn er sich mit anderen zusammentut, ist er noch viel stärker darin, uns zu erinnern, dass die menschliche Person im Mittelpunkt der Entwicklung steht.“

Die nächste Reise wird Papst Franziskus nach Kolumbien führen. Vom 6. bis 11. September wird er die Städte Bogotá, Villavicencio, Medellín und Cartagena besuchen und sich unter anderem den Friedensprozess in dem Land beschäftigen. Geplant ist für 2017 auch noch eine Reise nach Indien und Bangladesch, ein Datum dafür steht aber noch nicht fest. Eine angedachte Reise in den Südsudan wird dieses Jahr nicht mehr stattfinden. (rv)

Kardinal Müller: Dem Papst ist nicht mit Personenkult gedient

Befreiungstheologie, Wahrheit Gottes und Freiheit des Menschen, Ökumene, Kapitalismuskritik, ewiges Leben: Würden Sie vermuten, dass ein Buch, das diese Inhalte vereint, den Titel „Der Papst“ trägt? An diesem Montag ist ein solches Buch erschienen, der Autor ist kein Geringerer als der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller.

Gleich zu Beginn betont der deutsche Kurienkardinal, er wolle nicht über „das Papsttum“ schreiben, also eine anonyme Institution. Papst, das sei eine Abfolge von Menschen, die personale Beziehung hat Vorrang, so Kardinal Müller im Interview gegenüber Radio Vatikan. „Es gibt viele Bücher über ‚das Papsttum’, oder über die Päpste, aber es ist wichtig, dass man diese Sendung als eine Sendung von Personen auffasst und nicht von einer Institution redet. Jesus hat selber zu Simon gesagt ‚du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen’. Es ist eine personale Relation, welche dieses besondere Amt ausmacht.“ Das Buch ist insgesamt ein theologisch-spiritueller Gang durch das Papstamt, „von mir als alteingesessenem Theologieprofessor, da erwartet man halt so ein Buch“, sagt Müller lachend.

„Eine Gefahr heute, in den Medien: dass nur noch die Stimme des Papstes erklingt“

Kardinal Müller beginnt aber zunächst biographisch, mit seiner persönlichen Geschichte der Päpste, von der Jugend an. Er wolle nicht nur eine theologische Abhandlung vorlegen, sondern bewusst auch als reflektierter Gläubiger schreiben, so Müller, „dass wir also nicht etwas errichten, was seine lebendigen Wurzeln verloren hat und dann wie ein toter Baum vielleicht schön anzusehen ist, aber ohne Leben in der Landschaft herum steht.“

Die katholische Kirche sei keine „Papstkirche“, das Zentrum ist Christus selber, betont Kardinal Müller. „Es muss auch nicht alles auf Rom hin konzentriert sein“, verweist er auf das Zweite Vatikanische Konzil. Dementsprechend ausführlich zitiert der Autor in seinem Buch immer wieder vor allem das Dokument Gaudium et Spes. „Man muss einerseits betonen, wie wichtig der Papst für die Einheit der gesamten Kirche im Glauben ist, aber andererseits darf man das nicht zentralistisch auffassen. Man kann nicht dem Papst dienen, wenn man einen Personenkult um ihn herum betreibt. Das ist sicherlich eine Gefahr heute, in den Medien, dass nur noch die Stimme des Papstes erklingt, während die Sichtweise von der natürlichen Verfassung der Kirche her eigentlich andersherum ist.“ Die konkrete Versammlung – ob nun die biblischen „zwei oder drei“ oder auch fünfzig – sei das Ursprüngliche, zunächst in der Familie, dann in der Gemeinde und von da aus weite sich das. Das Konkrete vor Ort dürfe nicht als nachgeordnet erscheinen.

Christus hat einfache Menschen gewählt

Papstverherrlichung schade dem Amt mehr, als sie ihm nutze. „Wir kennen das ja schon von Paulus her, dass er Petrus als den Ersten anerkannt hat, aber doch in einer wichtigen Frage der praktischen Umsetzung kritisch etwas zu ihm gesagt hat. Das äußere Verhalten muss mit der inneren Haltung überein stimmen, das begleitet die Geschichte der Päpste. Es war die Wahl Christi selber, dass er nicht die Schönsten und Mächtigsten zu seinen Aposteln gemacht hat, sondern einfache Menschen, die sich auch bewusst sind, dass sie keine Übermenschen sind, sondern die immer der Gnade Gottes bedürfen.“

Kardinal Müller warnt deswegen auch vor überzogenen Erwartungen, weil diese bei – voraussehbarer – Nichterfüllung ins Gegenteil umschlagen. Die Schwächen gehörten aber zum Menschen, „ein erwachsener Christ muss umgehen können mit den Schwächen und Grenzen der offiziellen Repräsentanten der Kirche.“ Verehrung und Anerkennung sei für einen Katholiken dem Papst gegenüber selbstverständlich, auch dem konkreten Papst, nicht nur dem Amt – aber bitte nicht übertreiben.

Reform: wieder Fahrt gewinnen

Kardinal Müller zitiert an dieser Stelle in seinem Buch einen Theologen des 16. Jahrhunderts, Melchior Cano, also aus einer Zeit der nötigen Kirchenreform. Um Reform geht es auch ihm, Müller, wenn sie auch anders gelagert ist als vor 500 Jahren. Damals sei es um tiefgreifende Schwächen, auch strukturelle, der Kirche gegangen, „während ich heute unter Kurienreform eher verstehen würde, dass wir alle neu motiviert werden und nicht in die bürgerliche Bequemlichkeit zurück fallen. Was wir heute unter Reform verstehen ist die Frage, wie wir wieder Fahrt gewinnen, wenn es um die großen Herausforderungen der Säkularisierungen geht. Es geht darum, dass wir positiv die Fülle des Glaubens und der Hoffnung, die uns geschenkt worden ist, werbend, einladend, ermöglichend in den großen gesellschaftlichen Diskurs einbringen.“

Aber auch die äußeren Zeichen des Papsttums verändern sich, sagt Kardinal Müller, das Papsttum nehme natürlich immer auch die Züge seiner Zeit an, weil es auf konkrete Umstände Antwort geben müsse. „Das hat aber nichts mit einer von einigen befürchteten De-Sakralisierung des Bischofsamtes oder des Papstamtes zu tun. Es wäre ja auch nicht möglich, einen reinen Funktionalismus aufzubauen. Die Kirche ist Leib Christi und Volk Gottes und nicht eine von uns gemachte soziale Organisation mit ihren einzelnen Abteilungen, die innerweltliche Verbesserungsvorschläge einbringt.“

Ausrichtung auf Seelsorge und die Würde des Menschen

Konkret wird gerade der aktuelle Papst gegenüber den sozialen und ökologischen Herausforderungen heute, was Kardinal Müller in seinem Buch mit einer ausführlichen Betrachtung der Enzyklika Laudato Si’ beantwortet. „Die Ausrichtung auf die Seelsorge, eine konstruktive und aufbauende Gesellschaftskritik, die Soziallehre, die Befreiungstheologie nicht nur als fünftes Rad am Wagen eines politischen Programms sondern als echte Theologie, die von Gott her Entscheidendes beiträgt zur Unterstreichung oder Wiederherstellung der Menschenwürde in vielen Teilen der Welt: Das alles gehört innerlich zusammen und ist nicht nur eine äußerliche Kombination. Es gehört so untrennbar zusammen wie Gottes- und Nächstenliebe.“

Gerhard Ludwig Müller: Der Papst. Sendung und Auftrag. Das Buch ist im Verlag Herder erschienen und kostet etwa 30 Euro. (rv)

Nächste Bischofssynode 2018 zum Thema Jugend

bischofssynode-2018Jugend, Glaube und Berufungen: Das sind die Themen der nächsten ordentlichen Versammlung der Bischofssynode, die im Oktober 2018 im Vatikan stattfinden soll. Der Vatikan teilte an diesem Donnerstag mit, dass der Papst sich für die Themen entschieden hat. Es handelt sich um die 15. ordentliche Versammlung. Die letzten Synoden hatten das Thema Ehe und Familie verhandelt und waren in das Dokument Amoris Laetitia eingegangen.

Er habe dieses Thema nach Besprechung mit den Bischofskonferenzen und den mit Rom unierten Ostkirchen sowie den Generaloberen der Ordensgemeinschaften ausgesucht. Auch seien die Vorschläge der letzten Bischofssynode mitberücksichtigt worden, so der Papst in der Erklärung, die vom Vatikanischen Pressesaal veröffentlicht wurde.

Das Thema Jugend stehe in Kontinuität zu den Ergebnissen der Familiensynode und der Apostolischen Exhortation Amoris Laetitia. Es sei das Ziel der Kirche, die Jugend auf dem Weg der Reife zu begleiten und durch „Unterscheidung“ mitzuhelfen, dass junge Leute ihre spezifische Berufung im Leben erkennen und sich „Gott und den Menschen gegenüber öffnen“.

Immer wieder weist Papst Franziskus auf die Probleme der kommenden Generationen hin, vor allem auf die Jugendarbeitslosigkeit. Auch die Weitergabe des Planeten an die kommenden Generationen ist ihm ein wichtiges Anliegen, wie er in seiner Enzyklika Laudato Si’ betont hat. (rv)

Kardinal Tagle schreibt Caritas Brief über „Laudato sì“

Kardinal TagleDer Präsident von Caritas Internationalis, Kardinal Luis Antonio Tagle, hat einen Brief an die Caritas-Gemeinschaft über Papst Franziskus' Enzyklika Laudato Si´ geschrieben. In der Enzyklika erinnere Franziskus die Menschen daran, Konsum durch einen Sinn für Aufopferung zu ersetzen, Geldgier durch Großzügigkeit und Verschwendung durch einen Geist des Teilens. „Wir sind aufgerufen, uns von allem Schweren, Negativen und Verschwenderischen zu befreien und mit unser globalen Familie in Dialog zu treten“, schreibt der philippinische Kardinal.

Kardinal Tagle hebt in dem Brief hervor, dass die Mitarbeiter der Caritas ein Band der Solidarität mit den Ärmsten haben und denjenigen, die vom Klimawandel betroffen sind, ihre Würde zurückgeben. „Als Caritas und als Mitglieder der Menschheitsfamilie spielen wir alle eine Rolle in dieser ökologischen Revolution, zu der uns Papst Franziskus eingeladen hat“, so der Kardinal. Die Organisationen müssten noch besser zusammenarbeiten und sich bei der Arbeit gegenseitig unterstützen. (rv)

Bürgermeister der Metropolen beraten im Vatikan zu Klimawandel und Menschenhandel

Casina Pio IVRund 60 Bürgermeister der größten Weltmetropolen werden kommende Woche im Vatikan zwei Tage lang über den Klimawandel und Menschenhandel sprechen. Dazu lädt die Päpstliche Akademie der Wissenschaften ein. Die Konferenz wird zusammen mit den Vereinten Nationen durchgeführt und am Schluss der Veranstaltung soll auch eine „gemeinsame Erklärung“ mit „konkreten Vorschlägen“ vorgestellt werden, wie der Kanzler der päpstlichen Wissenschaftsakademie Marcelo Sanchez Sorondo bei der Pressekonferenz an diesem Mittwoch im Vatikan verkündete. Die teilnehmenden Bürgermeister würden die jüngsten Enzyklika Laudato Si´ als Ausgangspunkt ihrer Überlegungen nehmen, so Sorondo.

Unter den Teilnehmern sind auch die Gemeindevorsteher von Paris, Madrid oder Teheran dabei. Auch der kalifornische Gouverneur Edmund G. Brown wird im Vatikan sprechen, so der Kanzler der Päpstlichen Akademie für Wissenschaften und Sozialwissenschaften. Die Konferenz trägt den Titel „Moderne Sklaverei und Klimawandel: der Einsatz der Städte“ und findet am Dienstag, 21. Juli, in der Casina Pio IV in den Vatikanischen Gärten statt. Bei der Pressekonferenz erläuterte Sanchez Sorondo:

„Vor zwei Jahren hatte mir Papst Franziskus nach seiner Wahl einen handgeschriebenen Brief mitgegeben, in der er festhielt, dass der Einsatz gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei Priorität des Vatikans ist. Es ist das erste Mal, dass wir dazu Bürgermeister aus der ganzen Welt gleichzeitig zu uns einladen, um darüber zu sprechen. Dass wir mit den Bürgermeistern darüber debattieren wollen, liegt daran, dass sie in den meisten Ländern die soziale Politik der Metropolen bestimmen und vor allem sind sie auch meist für die Polizei zuständig.“

Als vor zwei Jahren eine erste Konferenz zu dem Thema im Vatikan abgehalten wurde, habe Sanchez Sorondo festgestellt, dass sich die Bischöfe der Großstädte zwar sehr engagieren, doch die Polizei und Sicherheitskräfte „ihnen nicht gehorchten“. Deshalb habe er vorgeschlagen, mit jenen darüber zu sprechen, die auch „konkret für die Sicherheit der Stadtbürger“ zuständig sind.

Die Päpstliche Akademie geht davon aus, dass rund 30 Millionen Menschen weltweit Opfer von Menschenhandel seien, die meisten würden als „Sex-Sklaven“ missbraucht, so Sorondo.

„Es freut uns, dass so viele Bürgermeister an der Konferenz teilnehmen, um genau darüber zu sprechen und konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten. In der geplanten Abschlusserklärung versprechen die Bürgermeister, dass sie sich gegen die neuen Arten der Sklaverei einsetzen werden und dass sie sich dafür engagieren, dass dies auch in der UNO thematisiert wird.“

Der Kanzler fügte an, dass die Bürgermeister während der beiden Konferenztage auch den Papst treffen werden.

„Unser Ziel ist es, dass jegliche Formen der Unterdrückung verhindert werden und sich die Bürgermeister dafür einsetzen. Diese dramatischen Zustände wurden bereits von Papst Benedikt XVI. aber auch von Papst Franziskus als ,kriminelle Handlungen gegen die Menschlichkeit´ gebrandmarkt. Dazu zählen Zwangsarbeit, Prostitution und Organhandel sowie häusliche Gewalt. Was wir wollen, sind sichere und gleichzeitig auch ökologischere Städte.“

Sanchez Sorondo präzisierte auch, dass die Konferenz dem Vatikan nichts kosten wird, da ein Sponsor 120.000 Euro für die Durchführung des Treffens spenden wird. (rv)