Kolumbien: Kirche gegen neues Euthanasiegesetz

Das neue Euthanasiegesetz in Kolumbien ist „ein schwerwiegender Fehler“, umso mehr, weil damit auch Minderjährige Suizidbeihilfe erhalten dürften. Darauf weist der Generalsekretär der kolumbianischen Bischofskonferenz, Bischof Elkin Fernando Álvarez Botero, im Gespräch mit Radio Vatikan hin. Das Verfassungsgericht hatte dem Gesundheitsministerium den Auftrag gegeben, Richtlinien für den Zugang Minderjähriger zur Euthanasie zu erarbeiten. Álvarez Botero sieht darin eine Ausweitung der Praxis auf die verletzlichsten Glieder der Gesellschaft.

„Eigentlich sieht die kolumbianische Verfassung vor, wie es im Artikel 11 heißt, dass der Staat das Leben eines jeden Menschen in all seinen Formen schützt. Deshalb ist der Beschluss des Verfassungsgerichts unserer Meinung nach ein klarer Bruch der Verfassung. Wir haben den Eindruck, dass es einfach darum geht, der Euthanasie keine Grenzen mehr zu setzen. Da will man die Beseitigung von Menschen gesetzlich festlegen , und darunter würden vor allem die Schwächsten und Bedürftigsten unserer Gesellschaft leiden.“

Weihbischof Álvarez Botero spricht in diesem Zusammenhang von einem „Angriff auf das Leben“. Einen solchen Angriff stellt seiner Meinung nach auch das im lateinamerikanischen Kontext sehr liberale Abtreibungsgesetz dar.

„Stattdessen müsste die Politik doch stärker die Gesundheit ihrer Bürger fördern“, findet der Bischof: „Die Politik müsste doch das Leben verteidigen und jegliche Möglichkeiten finden, um Menschen diesbezüglich zu helfen.“

Zudem sei es in Kolumbien „eine Tatsache, dass es Schwierigkeiten gibt, Ärzte oder geeignete medizinische Hilfe zu finden“, um zu Euthanasie und Abtreibung alternative Wege zu beschreiten.

Deshalb habe die Bischofskonferenz auch allen kolumbianischen Ärzten ein Schreiben des Papstes von 2015 zum Lebensschutz geschickt, ergänzt er. Es sei wichtig, dass gerade katholische Ärzte sich in diesen essentiellen Fragen nicht „äußerem Druck“ unterwürfen, so der Weihbischof von Medellín. (rv)

„Nicht herumreden, sondern in See stechen und die Netze auswerfen“

Papst Franziskus predigt vor einer Million Menschen in Bogota – Klare Absage an Abtreibung, Diskriminierung und Ungerechtigkeit – Appell an Nächstenliebe und Zusammenhalt.

BOGOTÁ – Vor über einer Million Gläubigen hat Papst Franziskus an seinem ersten vollen Tag in Kolumbien im „Simon Bolivar“-Park die heilige Messe gefeiert.

Angesichts der Menschenmenge erinnerte Franziskus an das Bild des Meeres. Der Papst griff damit die Stelle in der Bibel auf, in der Jesus am See Gennesaret – dem Galiläischen Meer – predigt.

So wie das fruchtbare Meer den Fischern auch Enttäuschung bedeuten kann, so könne auch das so reiche und fruchtbare Kolumbien seinen Menschen „dichte Finsternis“ bedeuten, so Franziskus weiter, „die Finsternis der Ungerechtigkeit und der sozialen Ungleichheit; die korrumpierende Finsternis von Einzel- oder Gruppeninteressen, die auf egoistische und hemmungslose Weise aufbrauchen, was für das Wohlergehen aller bestimmt ist; die Finsternis der Missachtung des menschlichen Lebens, die täglich der Existenz so vieler Unschuldiger ein Ende setzt, deren Blut zum Himmel schreit; die Finsternis des Rachedurstes und des Hasses, welche die Hände derer mit menschlichem Blut besudelt, die sich selbst Recht verschaffen wollen; die Finsternis derer, die angesichts des Schmerzes so vieler Opfer gefühllos werden.“ Der Papst betonte:

All diese Finsternisse vertreibt und vernichtet Jesus mit seinem Befehl auf dem Schiff Petri: »Fahr hinaus auf den See« (vgl. Lk 5,4).

Was daraus zu lernen sei? Für Christen gehe es darum, nicht herumzudiskutieren, wenn Versuche scheitern, erklärte Franziskus.

Wir können uns mit endlosen Diskussionen aufhalten, gescheiterte Versuche aufzählen und eine Liste der Bemühungen erstellen, die zu nichts geführt haben; so wie Petrus wissen wir, was es heißt, ohne jeglichen Erfolg zu arbeiten.

Statt des Herumredens müsse ein Christ jedoch wieder hinaus auf das Meer fahren und seine Netze auswerfen.

In Bogotá und in ganz Kolumbien, so der Papst, sei eine sehr große Gemeinschaft unterwegs, die gerufen sei, ein robustes Netz zu werden, das alle in der Einheit versammelt. Franziskus mahnte:

Dabei soll sie sich für den Schutz und die Achtung des menschlichen Lebens einsetzen, insbesondere dann, wenn es am schwächsten und ganz verwundbar ist: im Mutterschoß, im Kindesalter, im Alter, im Fall von Behinderung und in Situationen sozialer Ausgrenzung.

Auch den vielen Menschen, die in Bogotá und Kolumbien leben, kann es gelingen, eine wahrhaft lebendige, gerechte und solidarische Gemeinschaft zu werden, wenn sie das Wort Gottes hören und annehmen, so Franziskus weiter. Aus dieser Schar von evangelisierten Menschen wiederum würden dann viele Männer und Frauen hervorgehen, die zu Jüngern geworden sind und mit einem wahrhaft freien Herzen Jesus folgen; Männer und Frauen, die fähig seien, das Leben in all seinen Abschnitten zu lieben, zu achten und zu fördern.

Wir müssen uns gegenseitig zurufen und uns Zeichen geben wie die Fischer; wir müssen uns wieder als Brüder, als Weggefährten und Teilhaber dieses gemeinsamen Unternehmens, das die Heimat darstellt, betrachten. Bogotá und Kolumbien sind Ufer, See, offenes Meer und Stadt zugleich, wo Jesus hingekommen ist und hinkommt, um seine Gegenwart und sein fruchtbares Wort zu schenken, um uns der Finsternis zu entreißen und uns zum Licht und Leben zu führen. Wir müssen die anderen, alle rufen, damit niemand der Willkür der Unwetter ausgeliefert bleibt; um alle Familien, die das Heiligtum des Lebens sind, ins Boot steigen zu lassen; um das Gemeinwohl über kleinliche oder Sonderinteressen zu stellen; sich um die Schwächsten kümmern und ihre Rechte zu fördern. (CNA Deutsch)

Papstbesuch in Kolumbien: „Botschaft wird sehr tief gehen“

In Kolumbien ist in den letzten Jahren mehr soziales Bewusstsein herangewachsen, sodass die Worte von Papst Franziskus dort auf fruchtbaren Boden fallen können. Das sagt Kardinal Rubén Salazar Gómez, Erzbischof von Bogotà und Präsident des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM. Die Visite des Papstes steht in wenigen Wochen bevor, von 6. bis 11. September besucht Franziskus Bogotà, Villavicencio, Medellìn und Cartagena.

Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der kolumbianische Kardinal, er halte es für „eine echte Revolution“, dass die Botschaft von Franziskus weit über die Kirche hinausgehe und alle anspreche. Bei seinem Kolumbienbesuch werde der Papst im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern Paul VI. und Johannes Paul II., die ebenfalls nach Kolumbien kamen, ein Land sehen, das sich in vielerlei Hinsicht gut entwickelt habe.

Kardinal Salazar: „Der wichtigste Aspekt dessen, was besser wurde, ist, dass es heute ein viel größeres Problembewusstsein gibt über die Herausforderungen des Landes. Es sind Probleme, zu deren Lösung wir Kolumbianer uns alle zusammentun müssen, um voranzugehen, sodass wir den ungeheuren Anforderungen des Volkes genügen können. Langsam ist im Land ein soziales Bewusstsein gewachsen: dass wir eine tiefverankerte soziale Gerechtigkeit brauchen, dass wir in vielen Bereichen unsere Mentalität ändern müssen, damit wir inklusiver werden, toleranter, solidarischer, geschwisterlicher – das ist der große Unterschied im Land heute. Und deshalb habe ich die Hoffnung, dass die Botschaft des Papstes sehr tief gehen wird im kolumbianischen Volk.“

RV: In der Tat erlebt Kolumbien im Augenblick einen einmaligen Übergangsprozess auf dem Weg zum Frieden, ein Prozess, der zerbrechlich ist, aber eben auch große Chancen bietet. Enttäuschung gab es mancherorts, weil die Bischöfe vor einem Jahr bei der Volksabstimmung über das Friedensabkommen zwischen Regierung und FARC-Guerilla nicht zum „Ja“ aufriefen, sondern zu einer Gewissensentscheidung, was manche als mangelnde Zustimmung der Bischöfe zum Abkommen deuteten. Sehen Sie mit Blick auf den Übergangsprozess zum Frieden auch eine Entwicklung bei den kolumbianischen Bischöfen?

Kardinal Salazar: „Nun, wir haben über das Thema Frieden mit viel Konsens gesprochen. Denn wir sind überzeugt, jenseits des Abkommens mit der Guerilla liegt der Bau der Gerechtigkeit und der Solidarität und der Geschwisterlichkeit, der Inklusion aller Kolumbianer, sodass es keine Regionen des Landes gibt, wo der Staat nicht hinkommt, wo die Gesundheitsversorgung nicht hinkommt, die Bildung undsoweiter. Wir sind uns also der sozialen Auswirkungen sehr bewusst, die das Evangelium und die Evangelisierung haben. In diesem Feld denke ich auch, dass der Heilige Vater uns ein gewichtiges Wort mitteilen wird, damit wir mit diesem Vorhaben vorankommen.“

RV: Die Visite von Franziskus in Kolumbien ist ein Pastoralbesuch, aber alle reden von seinen politischen Aspekten. Ist das recht?

Kardinal Salazar: „Ich denke immer, die Politik ist die Kunst, das Gemeinwohl zu erzielen. In diesem Sinn wird der Besuch von Papst Franziskus notwendigerweise politische Auswirkungen haben, weil er Auswirkungen auf den Friedensprozess haben wird. Ich bin auch komplett sicher, dass es da nichts geben wird, was man politisch verdrehen kann, das heißt zugunsten einer Partei oder einer Meinungsgruppe. Denn die Botschaft des Evangeliums ist immer eine Botschaft, die über die Partikularitäten hinausgeht, die manchmal spalten und zu Konflikten führen.“

RV: Katholiken glauben ja, dass der jeweilige Papst immer der richtige Papst für die richtige Zeit ist, schließlich hat ihn der Heilige Geist bestimmt. Warum ist aus Ihrer Sicht Franziskus der rechte Papst für unsere Zeit?

Kardinal Salazar: „Weil wir jenseits der katholischen Kirche eine erschütterte Welt haben. Weltweit sehen wir derzeit einen Moment voller Verwirrungen und Perplexitäten, was tiefgehende Fragen der Gerechtigkeit betrifft, wir sehen sehr ernste Konflikte. Und Papst Franziskus weiß alle diese Problematiken mit großer Weisheit anzugehen, sodass seine Worte über die Kirche hinausgehen. Die Botschaften von Franziskus richten sich an alle Nationen und an alle Menschen. Und in diesem Sinn meine ich, da entsteht eine echte Revolution.“ (rv)

Kolumbien: Kollekte soll Papstbesuch finanzieren

Eine Kollekte für die Finanzierung des Papstbesuches in Kolumbien hat die dortige Bischofskonferenz für diesen Sonntag ausgerufen. Zwar seien die meisten Helfer bei den durch die Kirche ausgerichteten Veranstaltungen Freiwillige, betont ein Statement der kolumbianischen Bischofskonferenz CEC. Doch in der Verantwortung der Lokalkirche lägen vor allem die „spirituellen und pastoralen Aspekte des Papstbesuches, unter anderem der Empfang des Papstes selbst und seines Gefolges, die pastorale Ausbildung der Gläubigen im gesamten Land, die liturgischen Feiern und die anderen Treffen, die vom päpstlichen Programm vorgesehen sind sowie die Informationen für die Gläubigen“. All diese Aktivitäten sollten durch die Kollekte, die weniger als einen Monat vor dem geplanten Papstbesuch ausgerufen wurde, unterstützt werden.

Papst Franziskus wird vom kommenden 6. bis 11. September als dritter Papst das lateinamerikanische Land bereisen. Vor ihm waren bereits Paul VI. (im Jahr 1968) sowie Johannes Paul II. (im Jahr 1986) dort zu Gast. Die 20. Auslandsreise des argentinischen Papstes fällt in einen historischen Moment für Kolumbien: nach mehr als 50 Jahren ist der Friedensprozess mit der FARC-Guerilla mit der einvernehmlichen Entwaffnung der ehemaligen Rebellen an einem entscheidenden Punkt angelangt; die Unterzeichnung eines entsprechenden Friedensabkommens hatte Papst Franziskus als Bedingung für einen Besuch in dem Land gemacht. Das Motto des Besuches ist ein klarer Verweis auf den Friedensprozess: „Demos el primer paso“ oder „Tun wir den ersten Schritt“. (rv)

Papstreisen: im richtigen Moment am richtigen Ort sein

Wohin reist der Papst? Franziskus ist in guter päpstlicher Tradition seit Paul VI. ein „eiliger Vater“. Und dabei setzt er eigene Schwerpunkte. Immer wieder wählt er Schauplätze aktueller Konflikte, geht „dahin, wo die Welt sich wenig moralisch und ethisch verhält“, wie der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Michel Roy, beobachtet. So lenkte der Papst beispielsweise die internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Krise in Zentralafrika. Im Gespräch mit Radio Vatikan spricht Roy über die Mission, die Franziskus bei seinen Auslandsreisen verfolgt.

Vor genau vier Jahren brach Franziskus zu seiner ersten Auslandsreise auf, sie führte ihn zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro. In Kuba traf der Papst den russisch-orthodoxen Patriarchen und setzte sich für die Annäherung zu den USA ein; in Asien zeigte er Solidarität mit Christen in Korea und Sri Lanka und mit den Opfern des Taifuns auf den Philippinen. Auf Lesbos und Lampedusa setzte Franziskus sich für die Recht von Flüchtlingen ein, ebenso wie drei Jahre später an der Grenze zwischen Mexiko und den USA. Der Generalsekretär von Caritas Internationalis, Michel Roy:

„Ich denke, die Strategie des Papstes ist, dort zu sein, wo er gebraucht wird, wenn er gebraucht wird. Aber allgemein reist er zu Orten der Spaltung, in Randgebiete. Wir erinnern uns an seine erste Reise nach Lampedusa, wo der Papst die Aufmerksamkeit auf den Migrationsfluss gelenkt hat, der seitdem nicht abgerissen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob sein Appell wirklich gehört wurde. Und das ist eins der heißen und wichtigen Thema, die Immigration und die Flüchtlinge. Im nächsten Jahr werden die Vereinten Nationen ein internationales Abkommen über Migration und Flüchtlinge verabschieden, bisher konnte der Papst sich nicht auf seine Weise beteiligen, aber er wird sich beteiligen. Aber er ist nach Mexiko an die Grenze zu den USA gegangen, um zu zeigen, dass das Thema der Migration mit Würde behandelt werden muss, dass Migranten zuallererst Menschen sind und keine Objekte, die wir zurückweisen können.“

„Notfalls wäre er per Fallschirm in Bangui abgesprungen“

Flucht und Frieden seien wiederkehrende Schwerpunkte der Papstreisen, erklärt Michel Roy. Er habe keine Angst, sich auch in möglicherweise gefährliche Situationen zu begeben – so zum Beispiel 2015 bei seinem Besuch in der Zentralafrikanische Republik. Französische Sicherheitskräfte hatten ihm von der Reise abgeraten, aber der Papst beharrte, notfalls „per Fallschirm“ in Bangui abzuspringen, falls man sich weigere, ihn dorthin zu fliegen. Er sehe seine Mission darin, „vorauszugehen“, meint Roy. Franziskus zeige stets seine Verbundenheit zu den katholischen Kirchen vor Ort, nutze die Reisen aber zugleich, um die dortigen Autoritäten subtil an ihre humanitären Pflichten zu erinnern.

„Der Papst ist heute die Stimme der Moral, die Stimme der Ethik, die überall auf dem Planeten gehört wird. Ich habe muslimische Kollegen, Verantwortliche muslimischer Nichtregierungsorganisationen, die mir schon gesagt haben, der Papst sei die Stimme, die sie heute hören, sei sogar ihr spiritueller Führer. So weit geht es. Die Bedeutung der Stimme des Papstes wird wirklich gehört. Wir wissen, dass die Enzyklika Laudato Si dazu beigetragen hat, in Paris ein Abkommen über das Klima zu schließen, das nicht so stark gewesen wäre, wenn der Papst und seine Delegation nicht diese Arbeit gemacht hätten. Der Papst wird auf der Welt von Vielen – ich glaube, auch von Staats- und Regierungschefs – als ein Führer wahrgenommen, der den Weg weist.“

Zwar sei der Papst manchmal scheinbar „allein auf weiter Flur“, mit seinen Appellen für eine brüderlichere und gerechtere Welt, aber auch ein wichtiger Hoffnungsträger. Immer wieder rede er gegen Materialismus an.

„Ein Teil der heutigen Konflikte wird im Namen Gottes oder der Religion ausgetragen“, so de Roy. Der Papst betone immer wieder, dass Religionen im Gegenteil Quellen des Friedens sein sollten – über Konfessionsgrenzen hinweg.

„Mit anderen Religionsführern einen Dialog zu führen und sich mit ihnen zu verbünden erlaubt, alle auf der Welt an das Essentielle zu erinnern. Der Papst ist für sich schon eine starke, anerkannte Stimme; aber wenn er sich mit anderen zusammentut, ist er noch viel stärker darin, uns zu erinnern, dass die menschliche Person im Mittelpunkt der Entwicklung steht.“

Die nächste Reise wird Papst Franziskus nach Kolumbien führen. Vom 6. bis 11. September wird er die Städte Bogotá, Villavicencio, Medellín und Cartagena besuchen und sich unter anderem den Friedensprozess in dem Land beschäftigen. Geplant ist für 2017 auch noch eine Reise nach Indien und Bangladesch, ein Datum dafür steht aber noch nicht fest. Eine angedachte Reise in den Südsudan wird dieses Jahr nicht mehr stattfinden. (rv)

Kolumbien/Vatikan: Bedauern über die angerichtete Verwirrung

Pater Lombardi PressekonferenzDer Verband Lateinamerikanischer Ordensleute, abgekürzt CLAR, bedauert, dass Aufzeichnungen über eine Audienz beim Papst an die Öffentlichkeit gelangt sind. Papst Franziskus hatte die Leitung des CLAR am 6. Juni zu einem ausführlichen Gespräch im Vatikan empfangen; eine chilenische Internetseite hat am Montag Einzelheiten aus dem Gespräch veröffentlicht. In einem Statement vom Dienstag weist die CLAR von ihrem Generalsekretariat im kolumbianischen Bogotà aus darauf hin, dass die Unterredung mit Franziskus „nicht aufgezeichnet worden" sei. Stattdessen hätten Teilnehmer hinterher eine „Zusammenfassung zu ihrer persönlichen Erinnerung" geschrieben, die „keineswegs zur Veröffentlichung bestimmt" gewesen sei. Die von der Internetseite zitierten Äußerungen dürften dem Papst nicht zugeschrieben werden, „lediglich der allgemeine Sinn" dieser Äußerungen. Wörtlich heißt es in dem Statement: „Die Führung des CLAR bedauert das Geschehene und die dadurch womöglich angerichtete Verwirrung zutiefst."

Die von der Italienischen Bischofskonferenz herausgegebene katholische Tageszeitung „Avvenire" hat an diesem Mittwoch ausführlich Auszüge aus den Aufzeichnungen nach der Audienz wiedergegeben. Danach hat Papst Franziskus die Ordensleute ermutigt, „zu neuen Horizonten aufzubrechen", ohne Angst vor „Risiken" oder vor einer Mahnung durch die vatikanische Glaubenskongregation zu haben. Er sei besorgt über restaurative wie über gnostisch-pantheistische Gruppierungen in der Kirche. Eine Kurienreform, wie fast alle Kardinäle sie vor dem letzten Konklave gefordert hätten, sei vor allem die Aufgabe der von ihm berufenen acht Kardinäle. Die CLAR wies am Dienstag darauf hin, Franziskus habe auf Fragen der anwesenden Ordensleute geantwortet. Vatikansprecher Federico Lombardi wollte die Indiskretionen Journalisten gegenüber nicht kommentieren, weil es sich nicht um öffentliche Äußerungen des Papstes handle. (rv)

Frieden in Kolumbien „eine nahezu unmögliche Aufgabe

Der neue Kardinal aus Kolumbien, Rubén Salazar Gómez, ist nicht sehr optimistisch über die Friedensgespräche zwischen Regierung und FARC-Rebellen. Der blutige Konflikt, in dem sich seit einem halben Jahrhundert marxistische Rebellen, Armee und Paramilitärs gegenüberstehen, sei letztlich nur ein Symptom der vielen ungelösten Probleme in Kolumbien, vor allem der sozialen Ungleichheit, sagte Salazar Gómez im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Kolumbien ist ein Land, das einen in sozialer Hinsicht sehr ernsten Konflikt durchmacht. Ein Land, dem das innere Ungleichgewicht praktisch schon von Geburt an mitgegeben worden ist und wo es – aus einer Vielzahl von Gründen – eine enorme Kluft gibt zwischen Reichen und Armen, Gebildeten und Analphabeten, zwischen Leuten, die am sozialen Leben teilnehmen können, und denen, die am Rand stehen. Auch das hat zu dem bewaffneten Konflikt geführt, der vielleicht der älteste noch anhaltende Konflikt in der Welt ist. Millionen von Menschen sind ihm in etwa fünfzig Jahren schon zum Opfer gefallen."

Nirgendwo in Lateinamerika hat sich die Schere zwischen Arm und Reich so weit geöffnet wie in Kolumbien. Am letzten Dienstag trafen sich in der kubanischen Hauptstadt Havanna Unterhändler von Kolumbiens Regierung und FARC-Rebellen zu einer neuen Gesprächsrunde. Die Verhandlungen scheinen zwar gut voranzugehen, doch stellt die Regierung auch während der Gespräche ihre Armee-Operationen gegen die FARC keineswegs ein. Die FARC haben einen einseitigen Waffenstillstand für zwei Monate Dauer erklärt (ihr erster in mehr als zehn Jahren) und ließen vor ein paar Tagen auch drei entführte Chinesen frei – womit sie ihre Beteuerungen, sie hätten keine Entführten mehr in ihrer Gewalt, selbst Lügen straften. Mitte Dezember wollen beide Seiten in Bogotà über eine Landreform sprechen, das wohl dornigste Problem.

„Hoffen wir auf ein Wunder"
„Jetzt hat es die Regierung endlich geschafft, sich mit Vertretern zumindest einer der Guerillas an einen Tisch zu setzen; die FARC sind womöglich die wichtigste Guerilla-Gruppe. Da müssen wir Christen wirklich hartnäckig darum beten, dass uns der Herr den Frieden schenkt! Die Lage ist ausgesprochen komplex und schwierig; es scheint eine nahezu unmögliche Aufgabe, zwischen Regierung und Guerilla zu einer Abmachung zu kommen. Hoffen wir also, dass der Herr ein Wunder wirkt und die Verhandelnden zu einem Einverständnis bringt, damit endlich der bewaffnete Konflikt aufhört."

In seiner ersten Botschaft als Kardinal hat Salazar Gómez zu mehr Wertschätzung für das menschliche Leben aufgerufen. Ihm scheint das eine der dringendsten Fragen für sein Land derzeit.

„Das liegt daran, dass sich in Kolumbien – vielleicht unter dem Eindruck des Konflikts, bei dem soviel Blut vergossen wurde – eine Mentalität herausgebildet hat, als ob das Leben nichts wert wäre. Dabei haben wir seit 1991 eine Verfassung, die völlig auf dem Prinzip der Grundrechte jeder menschlichen Person aufbaut. Tatsächlich wird in Kolumbien viel von den Rechten gesprochen, die es zum Beispiel für Minderheiten zu sichern gälte; dabei werden aber gleichzeitig Menschenrechte angegriffen, etwa durch einen Gesetzesvorstoß, der Abtreibung völlig liberalisieren möchte."

Der Gesetzesvorstoß stützt sich auf ein Urteil des Verfassungsgerichts in Bogotà von 2006. Danach wäre Abtreibung straffrei bei Gefahr für Leben oder Gesundheit der Mutter, bei schwerer Missbildung des Fötus oder nach einer Vergewaltigung. Ursprünglich galt auch der Erzbischof von Bogotà als Befürworter einer vorsichtigen Liberalisierung beim Abtreibungsverbot, vor allem nach einem Zeitungsinterview Mitte November. Doch auf Bitten aus dem Vatikan präzisierte Salazar Gómez seine Haltung: Er halte Abtreibung für ein „abscheuliches Verbrechen", und ihre Straffreiheit sei keineswegs „als ein Recht zu betrachten". Ähnlich klar ist seine Stellungnahme gegen einen Gesetzesvorschlag zur Sterbehilfe, über den der Kongress von Bogotà debattiert:

„Christliches Volk, aber antichristliche Gesellschaft"
„Ein umfassendes und ausgesprochen gefährliches Euthanasie-Gesetz! Denn es öffnet die Türe dahin, dass praktisch jeder über das Leben von anderen bestimmen kann, über das Leben von Kranken. Auch gegen die Familien werden sehr gefährliche Türen geöffnet. Ich würde sagen: Wir erleben einen Moment, wo das grundlegende, absolute Recht auf Leben aufs Spiel gesetzt wird. Und darum ist es so wichtig, dass wir in Kolumbien eine neue Mentalität entwickeln, die das Leben verteidigt und fördert."

Wie kommt es eigentlich, dass gerade Kolumbien so stark von Gewalt, inneren Konflikten und Ungleichheit geprägt ist? Das Land ist doch christlich: 86 Prozent der Bevölkerung gehören zur katholischen Kirche, die hier schon im frühen 16. Jahrhundert ihre ersten Bistümer gründete. Kardinal Salazar Gómez erklärt:

„Eines der großen Dramen, die wir in Kolumbien – aber auch allgemeiner in Lateinamerika überhaupt – haben, ist dass der Glaube fast immer als eine Privatsache angesehen wird, die im sozialen Leben null Auswirkungen hat. Das hat es überhaupt möglich gemacht, dass wir eine völlig ungerechte Gesellschaft aufgebaut haben, eine antichristliche Gesellschaft – obwohl doch das Volk im wesentlichen aus Christen besteht!"

Rubén Salazar Gómez ist seit vier Jahren Vorsitzender der Bischofskonferenz von Kolumbien, seit zwei Jahren Erzbischof der Hauptstadt Bogotà – und seit ein paar Tagen Kardinal. (rv)

Kolumbien: Kardinal Rubiano Sáenz begeht 80. Geburtstag

Der emeritierte Erzbischof von Bobotá und Primas von Kolumbien begeht heute seinen 80. Geburtstag. Petro Kardinal Rubiano Sáenz wurde 2001 durch Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand erhoben und hat als Titelkirche "Trasfigurazione di Nostro Signore Gesú Cristo". Mit seim Geburtstag verliert Kardinal Rubiano Sáenz das aktive Wahlrecht in einem künftigen Konklave. Das gesamte Kardinalskollegium umfasst derzeit 206 Purpurträger und von diesen sind 117 wahlberechtigt bei einer künftigen Papstwahl. (vh).

Kolumbien/Panama: Priester getötet

An der Grenze zu Panama ist ein weiterer Priester getötet worden. Es handelt sich bereits um den sechsten Mord an einem Priester in diesem Jahr. Nach Angaben des vatikanischen Pressedienstes wurde der Priester durch eine Machete getötet. Er wurde mit zertrümmertem Schädel in seiner Wohnung gefunden, wie örtliche Polizeibehörden bestätigen. Der Priester war 34 Jahre alt und vor zwei Jahren geweiht worden. Die Bischöfe der Region drückten in einer gemeinsamen Erklärung ihre Trauer über das Verbrechen aus und fordern dessen schnelle Aufklärung. (rv)

Kolumbien: Priestermord in Medellin

Schon wieder ein Mord an einem Priester: In der Nacht auf Sonntag ist ein katholischer Geistlicher in der Nähe von Medellin getötet worden. Ein Auftragsmörder richtete den 26-Jährigen in einem öffentlichen Park per Kopfschuss hin. Da sich dort zur Tatzeit viele Augenzeugen aufhielten und Überwachungskameras die Tat aufzeichneten, konnte der Täter verhaftet werden. Die Hintergründe der Tat sind dennoch unklar. Die Bischofskonferenz verurteilte den Mord scharf und verlangte umfassende Aufklärung. Der Bischof von Sonson-Rionegro sieht in dem Mord einen neuen Beleg für eine „schwerwiegende Krise der menschlichen und christlichen Werte". Er ruft die „tatsächlichen und die geistigen Urheber" des Mordes zur Bekehrung auf. Kolumbien zählt für katholische Geistliche zu den gefährlichsten Ländern der Welt. Nach Angaben der Bischofskonferenz wurden dort seit 1984 insgesamt 75 Geistliche umgebracht. (rv)