Führung der US-Bischofskonferenz beim Papst

Die Führung der US-Bischofskonferenz war am Montag beim Papst. An der Privataudienz im Vatikan nahm eine vierköpfige Delegation teil, nämlich der Konferenzvorsitzende Kardinal Daniel DiNardo aus Galveston-Houston, sein Stellvertreter Erzbischof José Gomez aus Los Angeles sowie der Generalsekretär und dessen Stellvertreter. Über den Inhalt der rund 30-minütigen Unterredung wurde nichts bekannt. (rv)

Australien: Beichtgeheimnis gilt auch bei Missbrauch

„Übergriffe gegen Kinder müssen den Behörden gemeldet werden.“ Das hat der Präsident der australischen Bischofskonferenz, Denis James Hart, erklärt. Zugleich betont der Erzbischof aber die Bedeutung des Beichtgeheimnisses: „Die Beichte ist in der katholischen Kirche ein spirituelles Zusammentreffen mit Gott durch den Priester. Es ist grundlegender Bestandteil der Religionsfreiheit und ist im Gesetz Australiens und vieler anderer Länder anerkannt. Das muss so bleiben“, sagte Hart.

Hintergrund ist eine Umfrage zum Missbrauch in kirchlichen und anderen Institutionen, der zufolge viele Bürger Strafen fordern, falls Kleriker durch die Beichte von Fällen sexuellen Missbrauchs erfahren, sie aber nicht melden. Wie der BBC berichtet, soll es sogar Fälle von Widerholungstätern gegeben haben, die sich mehrfach nach sexuellen Übergriffen in der Beichte Priestern anvertraut hatten. (rv)

Venezuela: Ein Appell des Jesuitengenerals

In Venezuela geht das sozialistische Regime aufs Ganze: Gegen alle Proteste im In- und Ausland lässt Präsident Nicolas Maduro an diesem Sonntag die Wahlen zu einer Verfassungsgebenden Versammlung stattfinden. Dahinter steht der durchsichtige Plan, das Parlament zu entmachten, weil in ihm die Opposition dominiert.

Seit Wochen demonstrieren auf Venezuelas Straßen und Plätzen Hunderttausende von Menschen gegen das Regime, das das Land in eine schwere Wirtschafts- und Versorgungskrise geführt hat. Maduro regiert seit Jahren mit Hilfe von Ausnahmezustand und Dekreten am Parlament vorbei; fällige Regional- und Kommunalwahlen fallen aus, weil der Autokrat (wohl zu Recht) eine Blamage an den Urnen befürchtet, und damit einen weiteren Verlust an Legitimität.

„Leiden der Menschen muss Priorität haben“

Der Ordensobere der Jesuiten, Pater Arturo Sosa, ruft Maduro von Rom aus eindringlich zum Umdenken auf. Sosa ist Venezolaner und hat lange Politikwissenschaften in Caracas gelehrt; einer seiner Schüler war Hugo Chavez, Gründer des jetzigen Regimes und politischer Ziehvater Maduros.

„Ich schließe mich den Stimmen, Absichten und Positionen der Bischöfe von Venezuela an“, sagt Sosa in einem über Radio Vatikan lancierten Appell. „Die Bischöfe sind sehr einig untereinander und auf einer Linie mit den Jesuiten Venezuelas und den anderen Ordensleuten im Land. Sie haben sehr mutige Positionen geäußert und betont, dass die Priorität jetzt das Leiden der Menschen sein muss.“

Die Bischofskonferenz hat in dem Appell, auf den sich der Jesuitengeneral bezieht, auch Maduros Projekt einer Verfassungsgebenden Versammlung eine deutliche Absage erteilt. In ihrem Statement warnt sie außerdem davor, der Präsident wolle eine Art marxistisches Regime in Venezuela einführen.

Pater Sosa betont zunächst nicht so sehr das Politische, sondern weist vor allem auf die immer schwierigere Lage der Bevölkerung hin. „Die Menschen leiden im Moment, weil es an den grundlegenden Lebensbedingungen mangelt. Sie haben weder Nahrung noch Sicherheit, keine Medizin, keine funktionierende Schule – nichts, was zu einem normalen Leben gehört.“

Für einen „wirklichen“ Dialog

Dann wird der Ordensmann aus Venezuela aber doch politisch. „Es geht darum, das Leiden der Menschen zu teilen, damit aus der Politik ein echtes Werkzeug wird, um die Probleme der Bevölkerung zu lösen, und nicht ein Ort des Kampfes um Macht oder Privilegien, die die Macht der einen oder anderen Gruppe verschaffen kann. Darum ist es nötig, einen wirklichen Dialog aufzunehmen. Einen Dialog, der in erster Linie das Leiden der Bevölkerung wahrnimmt und auch die verschiedenen Positionen in dieser Krisensituation.“

An Versuchen, einen nationalen Dialog zur Lösung der verknäuelten Probleme Venezuelas in Gang zu bringen, hat es nicht gefehlt, auch der Vatikan hat sich da um eine Vermittlung bemüht. Doch alle sind bislang an Maduros Starrköpfigkeit gescheitert.

„Es ist nötig, durch eine ehrliche und wahrhaftige Vermittlung zu einem Programm der nationalen Einigung zu finden, damit man wirklich prioritär die Probleme angeht, wegen denen Millionen von Venezolanern heute leiden. Schluss mit der Gewalt! Wir sollten doch dazu imstande sein, miteinander zu reden und zu Übereinkünften zu kommen, die zum Nutzen aller sind.“

Nach Angaben einer venezolanischen NGO sind in den letzten Wochen über hundert Menschen bei Protesten ums Leben gekommen. (rv)

Papst kommt 2016 und 2017 nicht nach Deutschland

Kardinal MarxVermutungen über einen möglichen Papstbesuch in Deutschland noch in diesem laufenden Jahr beziehungsweise 2017 sind vorerst vom Tisch. Im Rahmen der Abschlusspressekonferenz zur Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz betonte der Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx, dass der Vatikan in Gesprächen mit den deutschen Bischöfen deutlich gemacht habe, dass Franziskus‘ Terminplan für einen Besuch in der Bundesrepublik einfach zu voll sei. Damit sei ein Besuch in Deutschland vorerst kein Thema mehr sei, so Marx. (rv)

 

GB: Sterbehilfegesetz abgelehnt

GroßbritannienMit 330 zu 118 Stimmen hat das britische Parlament an diesem Freitag einen Gesetzentwurf abgelehnt, der die Sterbehilfe bei unheilbarer Krankheit und unter ärztlicher Aufsicht einführen wollte. In den vergangenen Wochen war dieses Thema heiß diskutiert worden, die Kirche hatte sich mehrfach deutlich gegen den Gesetzentwurf ausgesprochen. Das Gesetz hätte ein großes Risiko für die Schwächsten Menschen der Gesellschaft bedeutet, es sei gut, dass es abgelehnt wurde, kommentierte der für gesellschaftliche Fragen in der Bischofskonferenz zuständige Bischof Peter Smith. Stattdessen müsse nun vermehrt die Palliativmedizin ausgebaut werden, so Smith in seiner Stellungnahme. (rv)

Europa: Bischöfe prüfen Aufnahme von Flüchtlingen

Pater Lombardi PressekonferenzNicht jedes katholische Pfarrhaus, sondern jede katholische Pfarrgemeinde in Europa soll eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. So ist nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi die jüngste Aufforderung von Papst Franziskus zu interpretieren. Angesichts der akuten Flüchtlingskrise in Europa hatte das Kirchenoberhaupt beim Angelusgebet dazu eingeladen, eine offene Tür für Menschen auf der Flucht zu haben: „Jede Pfarrei, jede Gemeinschaft, jedes Kloster, jeder Wallfahrtsort“ möge eine Familie aufnehmen, auch der Vatikan werde dies tun. Die beiden im Papststaat ansässigen Pfarreien Sankt Peter und Santa Marta seien „zwei ziemlich verschiedene Realitäten“, erklärte Lombardi in seiner Note weiter. Jede werde also „einen eigenen Weg“ finden, den Appell des Papstes zu verwirklichen. Franziskus bezog sich in seiner Einladung zur Gastfreundschaft für Flüchtlinge konkret auf das bevorstehende Jahr der Barmherzigkeit.

Eine „Hilfe und Anregung“ für alle Länder Europas soll dieser Aufruf des Papstes sein, meint Kardinal Angelo Bagnasco, der Vize-Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen und Präsident der Italienischen Bischofskonferenz.

„Ein großes Dankeschön an den Heiligen Vater, der uns immer auf den Spuren des Evangeliums vorausgeht und die bestmöglichen Wege aufzeigt, es mit Glauben zu leben. Dieser Aufruf ist sehr konkret und von großer Wirksamkeit.“

Gewiss gebe es noch Probleme bei der Umsetzung eines solchen flächendeckenden Vorhabens, räumte Bagnasco ein. „Aber sicherlich wird es eine rasche Antwort geben.“ Nächste Woche werde der Appell des Papstes zur Aufnahme von Flüchtlingen im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen besprochen werden. Die Präsidenten des CCEE treffen sich – erstmals in der Geschichte des Rates – im Heiligen Land zu ihrer jährlichen Vollversammlung.

Das sogenannte Kirchenasyl, also die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen in Kirchengemeinden, stieß in der Vergangenheit nicht selten auf Kritik. Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kritisierte eine Zunahme der Kirchenasyl-Praxis. Früher sei es um wenige Einzelfälle gegangen, bei denen nach einer negativen Asylentscheidung die Abschiebung ins Herkunftsland verhindert werden sollte. Heute werde Kirchenasyl vermehrt solchen Menschen gewährt, für deren Verfahren eigentlich andere EU-Staaten zuständig seien. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die Praxis scharf kritisiert und den Kirchen vorgeworfen, sie versuchten, sich über staatliches Recht zu stellen.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi stellte klar, dass, wenn Franziskus von Kirchengemeinden spreche, er nicht nur Kirchengebäude meinte, sondern Gebäude, die zu einer Kirchengemeinde im weitesten Sinne gehörten. Bei der Aufnahme von Flüchtlingen könnten also unterschiedliche Lösungen gefunden werden. Wenn der Papst hingegen von Religionsgemeinschaften spreche, erinnere das an seine Worte beim Besuch im römischen Jesuiten-Flüchtlingszentrum Centro Astalli. Dort hatte Franziskus dazu aufgerufen, leerstehende Konvente nicht kommerziell zu nutzen, sondern für Flüchtlingsfamilien bereitzustellen. (rv)

D: Kirchenasyl richtet sich nicht gegen staatliche Ordnung

Kardinal MarxDie deutschen Bischöfe halten grundsätzlich am Kirchenasyl fest. Das bekräftigte Kardinal Reinhard Marx an diesem Donnerstag in Hildesheim. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz berichtete vor Journalisten über die gerade zu Ende gegangene Vollversammlung der Konferenz; sie hat diese Woche zum ersten Mal überhaupt in Hildesheim getagt.

„Die Bischöfe haben dabei einhellig die Auffassung vertreten, dass eine sehr ins Grundsätzliche gehende Debatte schlecht geeignet ist, um Antworten auf konkrete Probleme zu finden. Nochmals halten wir fest, dass sich das Kirchenasyl nicht gegen die rechtsstaatliche Ordnung richtet – im Gegenteil! – und die Kirche kein Sonderrecht für sich beansprucht. Wenn christliche Gemeinden Asylbewerber aufnehmen, so geschieht dies vielmehr, damit in einem konkreten Einzelfall die Rechtslage und rechtliche Ermessensspielräume noch einmal ausgelotet werden, um humanitären Härten oder sogar der Gefahr von Menschenrechtsverletzungen nach einer Abschiebung vorzubeugen."

Immer müsse „in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden nach einer Lösung gesucht werden", so Kardinal Marx. Das gelte auch bei geplanten Abschiebungen in andere EU-Länder. Auf Nachfrage von Journalisten äußerte sich der Erzbischof von München und Freising dann auch mit einer gewissen Schärfe:

„Bestimmte Argumente wenigstens zulassen! Dass man nicht sagt ‚Es gibt ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muss er sterben!‘ Das sagt der Hohepriester Kaiaphas… Die Folgen sind Ihnen bekannt! Und das kann nicht – „fiat iustitia, pereat mundus", das ist nicht die Regel des wirklichen Rechts!"

Zum 50-Jahr-Jubiläum des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils planen die deutschen Bischöfe bei ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda einen Festakt. Dieser soll am letzten Tag der Beratungen stattfinden; in den kommenden Wochen werden die Inhalte für diesen Tag festgelegt. Am 11. und 12. September 2015 wiederum soll in Würzburg mit einem letzten Gesprächsforum auch der Dialogprozess innerhalb der deutschen Kirche zu Ende geführt werden.

„Es geht darum, dass von Würzburg ein kraftvolles Zeichen für die Kirche in Deutschland ausgehen soll und der angestoßene und bewusst bis zu diesem Jahr terminierte Gesprächsprozess in geeigneter Weise weitergeht. Sobald das Programm und die thematische Ausrichtung stehen, werden wir darüber informieren."

In Finanz- und Vermögensfragen stellen die deutschen Bistümer künftig volle Transparenz in Aussicht. Sie spürten, dass die entsprechenden Bemühungen etwa im Erzbistum Köln „von der Öffentlichkeit positiv aufgenommen werden". Ein geistliches Wort zur Gefängnisseelsorge aus dem Jahr 2006 wollen die Bischöfe aktualisieren, die Arbeit an einer Ökumenischen Sozialinitiative setzen sie fort, zur Bedeutung und zum Profil katholischer Schulen starten sie einen Nachdenkprozess.

Marx äußerte sich im Namen der deutschen Bischöfe auch zu einigen internationalen Fragen. Mit Blick auf die Ukraine verurteilte er „die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und das fortgesetzte militärische Engagement der Russischen Föderation auf dem Staatsgebiet der Ukraine".

„Das Verhalten Russlands beschädigt und gefährdet die Friedensordnung in Europa. Es ist deshalb unannehmbar und trifft zurecht auf harte Reaktionen der europäischen Länder und der USA. Zugleich ist es unerlässlich, dass alle Spielräume für eine Deeskalation des Konflikts und eine Minderung der gefährlichen Spannungen genutzt werden. Die deutschen Bischöfe begrüßen daher die Initiative Deutschlands und Frankreichs, die zu neuen Vereinbarungen geführt hat (Minsk II). Alle Konfliktparteien haben die Verpflichtung, das von ihnen unterzeichnete Abkommen einzuhalten und so auf eine friedliche Entwicklung hinzuarbeiten." (rv)

Schweiz: Tagung der Bischofskonferenz zu Irak und Bischofssynode

Schweiz Die Schweizer Bischofskonferenz trifft sich ab diesem Montag zu einer dreitägigen Vollversammlung in der Nähe von Fribourg. Thema ist unter anderem die Solidarität mit den Menschen im Irak, besonders den Christen und anderen Minderheiten. Daneben steht die im Oktober beginnende Versammlung der Bischofssynode in Rom zum Thema Familie auf der Tagesordnung. Als Schweizer Thema wird das 1.500 Jahre-Jubiläum der Abtei Saint Maurice im Wallis Thema sein, besonders auch dessen Verbindung zur koptischen Kirche Ägyptens. Saint Maurice gilt als das älteste Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung besteht. (rv)

Pater Zollner: Aufklärungswille steht „überhaupt nicht in Frage“

Mit dem vorläufigen Scheitern des Forschungsprojektes zu Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland ist „schwerer Schaden“ entstanden. Das in den letzten zweieinhalb Jahren mühsam wieder aufgebaute Vertrauen in die Kirche ist erschüttert worden. So beurteilt Pater Hans Zollner SJ, Leiter des Institutes für Psychologie und akademische Vizerektor der päpstlichen Universität Gregoriana, im Gespräch mit Radio Vatikan die Situation.

„Es muss festgestellt werden, dass leider jetzt all die guten Dinge, die in den letzten zwei Jahren im Bereich der Aufarbeitung und im Bereich der Prävention geschehen sind, mit einem Fragezeichen versehen werden. Und deshalb kann ich Opfer, die zutiefst enttäuscht sind, die wütend sind, auch vollkommen verstehen. Ich kann auch die verstehen, die jetzt wieder fragen: Ja, was ist denn innerhalb der Kirche los? Wie gehen sie denn um mit Missbrauch und mit all den Fragen, die damit zusammenhängen?“

Dennoch stand für den Jesuiten der Aufklärungswille der Kirche zu keinem Zeitpunkt in Frage. Der ernsthafte Wille der Bischofskonferenz zur wissenschaftlichen Aufarbeitung werde auch durch eine im Auftrag der Konferenz durchgeführte Untersuchung gezeigt, deren Ergebnisse Ende vergangenen Jahres vorgestellt wurden, so Zollner. Bei der Untersuchung von Professor Norbert Leygraf war ein kausaler Zusammenhang zwischen Missbrauchswahrscheinlichkeit und Zölibat ausgeschlossen worden.

„Was Bischof Ackermann, die Bischöfe insgesamt und auch die Leute betrifft, mit denen wir direkt zu tun haben – da ist der Aufklärungswille überhaupt nicht in Frage gestellt.“

Sorgfaltspflicht und Fürsorgepflicht

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte dem Kriminologen Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) den Forschungsauftrag entzogen. Ein Grund waren laut Bischofskonferenz „offene datenschutzrelevante Fragen“. Beim Einsehen und Veröffentlichen von Personenakten müssen Personenrechte geschützt werden, vor allem in Zusammenhang mit dem Thema Missbrauch, erinnert P. Zollner. Das sei ein Schwachpunkt in Pfeiffers Konzept gewesen:

„Der Herr Pfeiffer hätte sich, wenn er ein den Gesetzen konformes Konzept vorgelegt hätte, natürlich an Vieles halten müssen, was jetzt so dargestellt wird, als ob die Kirche da ausgesprochene Sonderwünsche hätte. Das ist überhaupt nicht der Fall! Es ging um die normale arbeitsrechtliche, dienstrechtliche Vorschrift. Und jeder, der solche Akten von sich angelegt weiß, wird sich hüten zu wollen, dass die in aller Öffentlichkeit vorgestellt werden. Also hier ist die Frage tatsächlich die der Sorgfaltspflicht und der Fürsorgepflicht, die er offensichtlich in seinem Konzept nicht genügend gut klären konnte. Deshalb gab es von vielen Seiten dazu Anregungen, Kommentare und Vorschläge, wie man das besser hätte regeln können. Er hat diese Vorschläge dann letztlich nicht angenommen.“

Pfeiffer hatte der katholischen Kirche vorgeworfen, die Ergebnisse der Untersuchung nachträglich steuern zu wollen. Er bezog sich dabei auf den Wunsch des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) vom Mai 2012, die im Rahmen des Forschungsprojektes entstehenden Texte vor der Veröffentlichung genehmigen zu können. Nach Ablehnung der Forderung durch das KFN hatte der VDD einen neuen Vertragsentwurf vorgelegt, in dem die Forderung abgeschwächt wurde. Mit „Zensurwünschen der Kirche“, wie es Pfeiffer nennt, hat dies nichts zu tun, so Zollner – es sei „absolut normal“, dass im Forschungsbereich entsprechende Absprachen getroffen würden:

„Das kommt in jedem Bereich vor, in der Medizinforschung, in der Psychologieforschung… Das ist vollkommen normal, dass der Arbeitgeber oder der Auftraggeber – in diesem Fall – sich die Sachen vorlegen lassen will. Dass er aber dabei nicht eingreift und keine Zensur ausübt, ist auch normal. Es muss eben nur klar sein, was und wann veröffentlicht wird und vor allem, wie persönliche Daten gehändelt werden. Und hier konnte der Herr Pfeiffer nichts Schlüssiges vorlegen.“

Ein fatales Signal

Dass das Scheitern des Projektes – unabhängig von den Gründen – dennoch ein fatales Signal in der öffentlichen Wahrnehmung der Kirche setzt, weiß Zollner freilich auch. Umso dringlicher ist nun die Fortsetzung der Forschung zum Thema:

„Also ich hoffe, dass es im Bereich der Bischofskonferenz gelingt, und zwar schnell gelingt, klar sichtbar zu machen und es auch in die Tat umzusetzen, dass die Untersuchung – die ja geplant war und die von allen Bischöfen auch abgesegnet war – durchgeführt werden kann. Mit klaren Datenschutzbedingungen, mit klaren Verträgen, auch was die Veröffentlichung von Daten angeht, die Persönlichkeitsrechte betreffen. Und dass damit das Vertrauen, dass jetzt wieder fragwürdig geworden ist, wieder gefestigt werden kann.“

Und das will die Bischofskonferenz tun: So bekräftigte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, am Samstag in einem Interview, dass es eine neue wissenschaftliche Studie zur Erforschung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche geben soll. Die Suche nach in Frage kommenden Forschungseinrichtungen und Wissenschaftlern läuft. (rv)

Das wichtigste Ziel erreichen sie immer

Bischof Stephan AckermannSie wollen auch in den Gazastreifen reisen: Bischöfe aus Europa und Nordamerika treffen sich ab diesem Samstag im Heiligen Land. Zum 13. Mal findet dieser Solidaritätsbesuch schon statt, Hauptort ist dieses Jahr Betlehem. 1998 hatte die Bischofskonferenz von England und Wales die Sache ins Rollen gebracht; der Weihbischof von Birmingham William Kenney gehört heute zu den Organisatoren. „Zu den wichtigsten Punkten im Besuchsprogramm gehört diesmal das Treffen mit Flüchtlingen, in Jordanien und in mehreren Gebieten Palästinas“, erklärt Kenney uns von Radio Vatikan. „Bei unserer Visite im Gazastreifen werden wir versuchen zu verstehen, was bei dem Krieg neulich dort geschehen ist und inwiefern das die kleine christliche Minderheit betrifft. Ansonsten werden wir über die anhaltende Besetzung des Westjordanlandes sprechen und über die Lage der Christen.“

Die Bischofsreise findet kurz vor den israelischen Parlamentswahlen statt, bei denen allgemein mit einer Stärkung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gerechnet wird. Dazu kommen, als gar nicht mal so fernes Donnergrollen, der Konflikt in Syrien und der Atomstreit mit dem Iran. „Das alles schafft viel Unbehagen – vor allem die Lage in Syrien. Da ist die Lage ausgesprochen ernst, weil niemand weiß, was passieren wird, wenn ein solches Schlüsselland außer Kontrolle gerät. Und ich fürchte, dass auch hier wieder einmal die Flüchtlinge und die Armen den höchsten Preis zahlen werden.“

Bischof Kenney tut nicht so, als rechne er mit spürbaren politischen Auswirkungen der Bischofsreise auf das komplexe Geschehen in Nahost. „Trotzdem glaube ich, dass diese Besuche immer ihr Ziel erreichen – in dem Sinn nämlich, dass sie den Christen dort signalisieren, dass wir uns auch weiterhin um sie kümmern und sie nicht vergessen haben. Also, dieses Ziel erreichen wir immer. Und wenn wir dann in unsere Länder zurückkehren, versuchen wir jedesmal, auch unsere Regierungen für die Lage der Christen im Nahen Osten hellhörig zu machen.“

Die Solidaritätsreise wird am 10. Januar mit einer Messfeier in der Grabeskirche von Jerusalem und einer Pressekonferenz enden. Auf der Liste der angereisten Bischöfe stehen u.a. die Erzbischöfe Joan-Enric Vives (Spanien) und Richard Smith (Kanada) sowie die Bischöfe William Kenney und Declan Lang (beide Großbritannien), Gerald Kicanas (USA) und Michel Dubost (Frankreich). Deutschsprachig sind die Bischöfe Stephan Ackermann (Deutschland) und Peter Bürcher (Island). (rv)