Europa: Das Ende der Illusionen ist ein Geschenk

Demokratie baut immer auf Wahrheit auf, nicht auf Meinungen, eine klare Warnung von Kardinal Angelo Bagnasco, Präsident des Rats der Bischofskonferenzen Europas (CCEE), an die Politiker Europas, nicht dem Populismus nachzugeben. Bagnasco sprach bei der Vorstellung eines Berichts zur katholischen Soziallehre über Europa mit dem Titel: „Das Ende der Illusionen“.

Bernd Hagenkord SJ – Vatikanstadt.

Ein kritischer Blick, wie der Bericht ihn werfe, geschehe aus „Liebe zu Europa“. Dass der europäische Kontinent seine eigene Einheit brauche, das sei für alle unbestreitbar, stellte Kardinal Bagnasco fest. Die Desillusionierung als Folge des Endes der Illusionen sei dafür ein Geschenk, „das Geschenk eines neuen Realismus und damit eines besseren Blicks“. Er hoffe, dass dieses „Ende der Illusionen“ für Europa ein neuer Anfang sei.

„Wenn Europa nicht Angst hätte vor Gott, wären die Probleme der Nationen und der Völker schon gelöst“: Für Kardinal Bagnasco hängen die Fragen nach dem Populismus in der Politik und der Abwesenheit Gottes eng zusammen. Und deswegen mahnte der Erzbischof von Genua: „Die Verantwortlichen in der EU und die Politiker ganz allgemein müssen sehr aufmerksam sein auf die zentrifugalen Kräfte, die in der EU wirken. Es ist kurzsichtig, sie hinzunehmen, noch schlimmer ist es, auf sie mit Arroganz zu reagieren.“

Die Kräfte des Populismus genau analysieren

Diese Kräfte seien einerseits als Antwort auf die politischen, finanziellen, kulturellen und sozialen „Aggressionen“ zu verstehen, denen Menschen ausgesetzt seien. Andererseits würden diese Kräfte die Angst der Menschen für bestimmte Zwecke ausnutzen.

Das dürfe man nicht ignorieren, so Kardinal Bagnasco, es brauche eine Analyse der Gründe dafür und dann das Bemühen, die Probleme zu lösen.

Ein hartes Urteil fällte der Kardinal über die Europäische Union. Es gäbe sie noch, die Werte, aber die EU sei „durchtränkt vom Säkularismus und materialistischem Relativismus“. Der Mensch habe darin seine Bezugspunkte verloren. Die EU-Verträge sprächen zwar von der Würde, aber was sei das?, fragte der Kardinal. „Wer kümmert sich um sie? Worauf baut sie auf? Auf der Rechtsprechung der Gerichte? Wenn das so ist, dann reicht das nicht aus!”.

Ohne Scheu auf die Zehn Gebote blicken

Die Gründungsgestalten der EU hätten sich in ihrem Projekt der Vereinigung Europas ganz ohne Scheu auf die Zehn Gebote bezogen. Das hätte keine konfessionelle Union werden sollen, aber in diesen Geboten hätten sie „die Erfahrungen des Menschseins“ ausgedrückt gefunden. Und das gelte es sich heute vor Augen zu halten: Die Zehn Gebote müssten wieder kultureller Bezugspunkt des europäischen Humanismus werden. (vatican news)

Kardinal Gualtiero Bassetti neuer CEI-Präsident

Kardinal Gualtiero Bassetti von Perugia ist der neue Präsident der Italienischen Bischofskonferenz CEI. Das gab der scheidende Vorsitzende, Kardinal Angelo Bagnasco, am Ende der gemeinsamen Messfeier an diesem Mittwochvormittag bekannt. Papst Franziskus hatte Bassetti, der von der italienischen Presse bereits im Vorfeld als der aussichtsreichste Kandidat gehandelt wurde, aus einer Dreierliste ausgewählt. Diese hatten ihm die Bischöfe im Rahmen ihrer derzeit tagenden Vollversammlung auf dessen ausdrücklichen Wunsch vorgelegt. Bassetti, der auch auf besagter Liste an erster Stelle genannt wurde, gilt als Papstvertrauter.

In einer anschließenden Stellungnahme erklärte der Kardinal, er habe „keine vorgefertigten Programme anzubieten“, „denn in meinem Leben habe ich immer ziemlich improvisiert. Ich habe vor, mit allen Bischöfen gemeinsam zu arbeiten, dankbar für das Vertrauen, das sie mir entgegengebracht haben.“

Bassetti ist Jahrgang 1942 und wurde in der Erzdiözese Florenz ausgebildet. Am 29. Juni 1966 wurde er durch Kardinal Ermenegildo Florit zum Priester geweiht, seit 1992 war er als Generalvikar der Erzdiözese Florenz tätig. 1994 hatte Papst Johannes Paul II. ihn zum Bischof von Massa Marittima-Piombino ernannt. Benedikt XVI. vertraute ihm schließlich 2009 die Erzdiözese Perugia-Città della Pieve an.

Franziskus berief Bassetti 2013 zum Mitglied der Bischofskongregation im Vatikan. Im Februar 2014 erhob der Papst ihn in den Kardinalsstand. Von 2009 bis 2014 war Bassetti bereits Vize-Präsident der Italienischen Bischofskonferenz. Er löst nun mit sofortiger Wirkung Kardinal Angelo Bagnasco von Genua ab, der nach zehn Jahren an der Spitze von Europas größter Bischofskonferenz aus dem Amt scheidet. Sein Amt als Präsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) wird Bagnasco weiter ausüben. (rv)

So wird sich die Kirche in Italien 2017 ändern

ROM – 2017 wird ein Jahr großer Veränderungen für die italienische Kirche sein. Angefangen bei der italienischen Bischofskonferenz: Dort endet am 7. März das zweite Mandat des Vorsitzenden, Kardinal Angelo Bagnasco.

Die italienischen Bischöfe werden dem Papst dann erstmals drei Namen vorschlagen: Franziskus wird einen davon wählen. Bis jetzt war es hingegen immer der Papst selbst gewesen – in seiner Funktion als Primas Italiae – den Präsidenten der italienischen Bischofskonferenz zu ernennen.

Am 25. März wir der Papst Mailand besuchen. Und das wird – wahrscheinlich – einer der letzten öffentlichen Termine von Kardinal Angelo Scola als Erzbischof der Hauptstadt der Lombardei sein. Kardinal Scola wurde im vergangenen November 75 Jahre alt und hat beim Papst sein Rücktrittsgesuch eingereicht, wie vom Kirchenrecht vorgesehen. Nun liegt es in der Hand des Papstes, wann dieser Rücktritt wirksam werden wird.

Wer schon vor längerer Zeit ein Schreiben mit Bitte um Rücktritt verfasst hatte, ist Kardinal Agostino Vallini, Kardinalvikar Seiner Heiligkeit für die Diözese Rom. Der kirchliche Würdenträger wird am kommenden 17. April 77 Jahre alt und hat schon eine zweijährige Verlängerung durch den Papst „genossen“, vor allem auch aufgrund des außerordentlichen Jubiläums. In den kommenden Wochen könnte sich im Vikariat etwas ändern.

Ein weiterer Brief mit Bitte um Niederlegung des Amtes könnte in Kürze auch aus den Marken auf auf dem Schreibtisch des Papstes landen, genauer gesagt aus Ancona-Osimo. Unterzeichnet von Kardinal Edoardo Menichelli, Jahrgang 1939. Der Wechsel könnte in relativ kurzer Zeit erfolgen.

Wer sich ebenso darauf vorbereitet, diesen Brief zu schreiben, ist Kardinal Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia-Città della Pieve, ein Franziskus sehr nahestehender und von ihm gerne angehörter Bischof. Bassetti wird am kommenden 7. April 75 Jahre alt, aber bei ihm ist eigentlich klar, dass es eine Verlängerung als Vorsitzender der umbrischen Diözese geben wird. Auch aufgrund der Gerüchte, dass einige ihn gern als Nachfolger Kardinal Bagnascos in der Leitung der Bischofskonferenz hätten. (CNA Deutsch)

Europa: Bischöfe prüfen Aufnahme von Flüchtlingen

Pater Lombardi PressekonferenzNicht jedes katholische Pfarrhaus, sondern jede katholische Pfarrgemeinde in Europa soll eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. So ist nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi die jüngste Aufforderung von Papst Franziskus zu interpretieren. Angesichts der akuten Flüchtlingskrise in Europa hatte das Kirchenoberhaupt beim Angelusgebet dazu eingeladen, eine offene Tür für Menschen auf der Flucht zu haben: „Jede Pfarrei, jede Gemeinschaft, jedes Kloster, jeder Wallfahrtsort“ möge eine Familie aufnehmen, auch der Vatikan werde dies tun. Die beiden im Papststaat ansässigen Pfarreien Sankt Peter und Santa Marta seien „zwei ziemlich verschiedene Realitäten“, erklärte Lombardi in seiner Note weiter. Jede werde also „einen eigenen Weg“ finden, den Appell des Papstes zu verwirklichen. Franziskus bezog sich in seiner Einladung zur Gastfreundschaft für Flüchtlinge konkret auf das bevorstehende Jahr der Barmherzigkeit.

Eine „Hilfe und Anregung“ für alle Länder Europas soll dieser Aufruf des Papstes sein, meint Kardinal Angelo Bagnasco, der Vize-Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen und Präsident der Italienischen Bischofskonferenz.

„Ein großes Dankeschön an den Heiligen Vater, der uns immer auf den Spuren des Evangeliums vorausgeht und die bestmöglichen Wege aufzeigt, es mit Glauben zu leben. Dieser Aufruf ist sehr konkret und von großer Wirksamkeit.“

Gewiss gebe es noch Probleme bei der Umsetzung eines solchen flächendeckenden Vorhabens, räumte Bagnasco ein. „Aber sicherlich wird es eine rasche Antwort geben.“ Nächste Woche werde der Appell des Papstes zur Aufnahme von Flüchtlingen im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen besprochen werden. Die Präsidenten des CCEE treffen sich – erstmals in der Geschichte des Rates – im Heiligen Land zu ihrer jährlichen Vollversammlung.

Das sogenannte Kirchenasyl, also die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen in Kirchengemeinden, stieß in der Vergangenheit nicht selten auf Kritik. Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kritisierte eine Zunahme der Kirchenasyl-Praxis. Früher sei es um wenige Einzelfälle gegangen, bei denen nach einer negativen Asylentscheidung die Abschiebung ins Herkunftsland verhindert werden sollte. Heute werde Kirchenasyl vermehrt solchen Menschen gewährt, für deren Verfahren eigentlich andere EU-Staaten zuständig seien. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die Praxis scharf kritisiert und den Kirchen vorgeworfen, sie versuchten, sich über staatliches Recht zu stellen.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi stellte klar, dass, wenn Franziskus von Kirchengemeinden spreche, er nicht nur Kirchengebäude meinte, sondern Gebäude, die zu einer Kirchengemeinde im weitesten Sinne gehörten. Bei der Aufnahme von Flüchtlingen könnten also unterschiedliche Lösungen gefunden werden. Wenn der Papst hingegen von Religionsgemeinschaften spreche, erinnere das an seine Worte beim Besuch im römischen Jesuiten-Flüchtlingszentrum Centro Astalli. Dort hatte Franziskus dazu aufgerufen, leerstehende Konvente nicht kommerziell zu nutzen, sondern für Flüchtlingsfamilien bereitzustellen. (rv)

Frankreich: Erstes Votum für „Ehe für alle“

FrankreichDas Parlament in Paris hat auf einer Sondersitzung den ersten Schritt zu einer Legalisierung der Ehe von zwei Partnern desselben Geschlechts getan. Mit 249 Ja- gegen 97 Nein-Stimmen billigte die „Assemblée Nationale“ am Samstagabend nach tagelanger, heftiger Debatte den Satz: „Ehe ist eine Verbindung von zwei Personen unterschiedlichen oder desselben Geschlechts.“ Der Satz ist ein Kernstück im Gesetzesvorschlag, der homosexuellen bzw. lesbischen Paaren die Ehe ermöglichen soll. Um in Kraft zu treten, muss auch noch der Senat dem Vorschlag zustimmen.

Die Debatte im Parlament hatte am letzten Dienstag begonnen; zuvor hatten kirchliche und andere Gruppen eine Massendemo gegen die „Ehe für alle“ in Paris durchgeführt. Die „Ehe für alle“ ist ein Wahlversprechen des neuen sozialistischen Präsidenten Francois Hollande. Er hielt sich am Samstag in der Stadt Timbuktu in Mali auf, die vor wenigen Tagen von französischen und malischen Soldaten aus der Hand von Islamisten befreit wurde. Hollandes Mali-Besuch hat in den Medien die Debatte über gleichgeschlechtliche Ehen von den Titelseiten verdrängt.

Eine knappe Mehrheit der Franzosen befürwortet eine rechtliche Aufwertung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Doch der Widerstand nicht nur aus der Kirche, sondern von gesellschaftlichen Gruppen hat in Frankreich viele überrascht. Der Gesetzesvorschlag, der der „Assemblée Nationale“ vorliegt, beinhaltet auch ein Adoptionsrecht für homosexuelle oder lesbische Paare. Die Parlamentsdebatte über die „Ehe für alle“ soll am 12. Februar mit einem Schlussvotum beendet werden.

Kardinal: „Einen Schritt näher am Abgrund“

Das Parlament beschloss am Samstag auch, dass Bürgermeister und Beamte sich nicht aus Gewissensgründen weigern dürfen, ein gleichgeschlechtliches Paar staatlich zu trauen. Einen solchen „Gewissensvorbehalt“ hatte die Opposition ins Gesetzeswerk einzuspeisen versucht. Etwa 5.000 Änderungsanträge insgesamt kamen von der Opposition, also im wesentlichen von der bürgerlichen „UMP“ des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy. „Wir sind glücklich und stolz, diese erste Etappe geschafft zu haben“, erklärte Justizministerin Christiane Taubira nach dem Votum in der „Assemblée“ am Seine-Ufer. Im März will sie ein weiteres Gesetzesvorhaben im Parlament vorlegen, das gleichgeschlechtlichen Paaren auch künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft erlauben soll. Zu diesen beiden Punkten gibt es bei Umfragen (noch) keine Mehrheit in der Bevölkerung. Auch Hollande äußert sich in dieser Hinsicht verhaltener als zur „Ehe für alle“.

Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, reagiert bestürzt auf das Pariser Votum. „Damit sind wir einen Schritt näher am Abgrund“, zitiert die Tageszeitung Corriere della Sera vom Sonntag den Kardinal. Italien dürfe sich daran „keinesfalls ein Beispiel nehmen“. (rv)

Italien: Priester muss Worte besonders abwägen

ItalienDer italienische Priester Piero Corsi wird sein Amt vorerst nicht verlassen, sondern nimmt sich einige Tage Auszeit. Der Priester, der an Weihnachten einen Aushang veröffentlicht hat, auf dem Frauen, die Opfer von Gewalt werden, zu „Selbstkritik“ aufgerufen werden, ist unmittelbar nach Bekanntwerden des Schreibens von seinem Diözesanbischof Luigi Ernesto Palletti einberufen und gerügt worden. Erzbischof Vincenzo Paglia ist Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie. Er pflichtet den Kritikern des Priesters bei, denn dieser habe kraft seines Amtes eine besondere Verantwortung für die Wahl seiner Worte:

„Wir alle müssen die Verantwortung für die Worte übernehmen, die wir aussprechen. Und Worte haben ihr Gewicht. Was nun einen Priester betrifft, so sagte Papst Johannes Paul II., sei es unerlässlich, dass dieser die Verantwortlichkeit habe, die Reaktionen in Betracht zu ziehen, die seine Worte auslösen können.“

Die Würde der Frau sei in der Lehre der katholischen Kirche der vergangenen Jahre nicht nur auf klare, sondern sogar auf außerordentliche Weise verankert, so der vatikanische Familienbischof. Insbesondere der auf verzerrte Weise uminterpretierte apostolische Brief „Mulieris dignitatem“ von Johannes Paul II. sei geradezu parteiisch, was die Frau angehe und stelle einen wichtigen Meilenstein dar:

„Es besteht eine verbreitete Gewalt, die sich manchmal auch auf dramatische Weise auf die Frauen niederschlägt und es ist auch nicht im geringsten denkbar, dass es die Schuld der Frauen selbst sei, wenn dies geschieht. Die Verurteilung der Worte dieses Priesters ist deshalb unmissverständlich. Der Bischof, so scheint es mir, hat sehr rasch gehandelt und das klar ausgedrückt.“

Diese Worte wurden an diesem Freitagvormittag auch vom Präsidenten der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, bestätigt. Zwar wisse er zu diesem Zeitpunkt nicht, so der Kardinal vor der Presse, ob der Priester mit Disziplinarmaßnahmen zu rechnen habe. Doch der zuständige Diözesanbischof habe schnell und richtig reagiert und die Position der Kirche in dieser Angelegenheit deutlich vertreten. (rv)

Italien: Bagnasco ist zufrieden

Papst Benedikt XVI. hat den Vorsitzenden der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, empfangen. Benedikt XVI. habe ihm gedankt, für die Solidaritätskundgebung am Sonntag auf dem Petersplatz. Die italienische katholische Laienvereinigung lud am vergangenen Wochenende alle Gläubige ein, ihre Treue und Nähe zum Papst öffentlich zu bekunden. Bagnasco:

„Ich bin sehr glücklich, wie das verlaufen ist. Medien berichten von über 200.000 Teilnehmern. Das schöne daran fand ich, dass die Anwesenden mit großer Demut und ohne Polemik daran teilnahmen. Es waren sehr viele Familien da und zahlreiche Kinder."

Diese Kundgebung für den Papst werde die Zukunft der Kirche in Italien ändern, so Bagnasco.

„Denn wir haben gemerkt, dass die Kirche eine Gemeinschaft ist, die für alle da ist. Besonders in Italien spürt man diese Nähe gut und auch die Treue zum Papst. Wir haben das Glück und die Ehre, dass der Stuhl Petri in Italien ist und das macht viele Italiener stolz."

Kardinal Bagnasco erinnerte aber auch an diejenigen, die von der Kirche enttäuscht wurden.

„Das ist ein großes Anliegen des Papstes: Einerseits sollen wir für die Heiligkeit des Priestertums und andererseits auch für die Missbrauchsopfer beten. Die Kirche in Italien hat für beide Anliegen gebetet und tut dies auch weiterhin." (rv)

Vatikan: Auf dem Petersplatz- Demo für den Papst

Weit über hunderttausend Menschen haben an diesem Sonntag auf dem Petersplatz am österlichen Mittagsgebet des Papstes teilgenommen. Die italienische Bischofskonferenz und mehr als sechzig katholische Verbände hatten zum Kommen aufgerufen, um angesichts der kirchlichen Missbrauchsskandale Solidarität mit Benedikt XVI. zu zeigen. Auch namhafte Politiker ließen sich in der festlich gestimmten Menge sehen. „Heiliger Vater, du bist nicht allein“ oder „Zusammen mit dem Papst“ – Slogans dieser Art waren auf Transparenten zu lesen; über der „Piazza San Pietro“ stiegen Luftballons in Vatikanfarben zum grauen Himmel auf.
„Ich danke euch für diese schöne und sponane Demonstration des Glaubens und der Solidarität“, sagte der Papst vom Fenster seines Arbeitszimmers aus. „Ihr zeigt damit eure Nähe zum Papst und zu euren Priestern, damit wir mit erneuerter Spiritualität und Moral immer besser der Kirche dienen können, dem Volk Gottes und allen, die sich voll Vertrauen an uns wenden.“
Benedikt griff mit einem ungewöhnlichen Nachdruck in der Stimme die Worte auf, die er vor kurzem bei seinem Besuch in Portugal für die Missbrauchsskandale gefunden hatte: Dabei hatte er vor Journalisten gesagt, es gehe hier zu einem großen Teil um einen Angriff auf die Kirche, aber aus ihrem Inneren heraus.
„Der wahre Feind, den es zu fürchten und zu bekämpfen gilt, ist die Sünde und das Böse, das manchmal leider auch Mitglieder der Kirche ansteckt. Wir leben in der Welt, sind aber nicht von der Welt; wir Christen haben keine Angst vor der Welt, müssen uns aber hüten vor ihren Versuchungen. Wir sollten die Sünde fürchten und uns darum so gut wie möglich in Gott verankern, um stark im Guten, in der Liebe und im Dienst zu sein… Mögen uns die Versuchungen, die der Herr zulässt, dazu drängen, unseren eigentlichen Weg mit stärkerer Radikalität und Kohärenz fortzusetzen, und beten wir für die Bekehrung der Herzen. Danke!“
Den deutschsprachigen Pilgern und Besuchern sagte der Papst: „Das gemeinsame Gebet mit so vielen Gläubigen hier auf dem Petersplatz ist ein sichtbarer Ausdruck unserer Einheit in der Kirche, die Jesus Christus gestiftet hat. Wie Maria und die Apostel im Abendmahlssaal bitten wir in diesen Tagen vor Pfingsten um den Heiligen Geist, den Beistand, den der Herr seinen Jüngern verheißen hat. Er schenke uns neu die Fülle seiner Gaben, damit wir das Geheimnis der Liebe des Vaters und des Sohnes immer tiefer erkennen und fähig werden, am Werk der Erlösung mitzuarbeiten. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag.“
Vor dem Mittagsgebet des Papstes hatte der italienische Kardinal Angelo Bagnasco auf dem Petersplatz einen Gottesdienst gehalten. Dabei wurde nicht nur für den Papst, sondern vor allem für die Opfer von Missbrauch durch Kirchenleute gebetet. Bagnasco leitet die italienische Bischofskonferenz. In seiner Predigt rief er zu Busse und Erneuerung in der Kirche auf. (rv)

Italien: Kruzifix-Urteil wird neu verhandelt

Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof wird über das umstrittene Kruzifix-Urteil neu verhandeln. Ein aus fünf Richtern bestehendes Gremium billigte die Überweisung des Falls an eine aus 17 Richtern bestehende Grosse Kammer. Das teilte der Gerichtshof am Dienstag in Strassburg mit. Regierung und katholische Kirche in Italien begrüssten die Wiederaufnahme des Kruzifix-Verfahrens. Aussenminister Franco Frattini sagte in Rom, er sehe „mit Genugtuung", dass die Richter die detaillierten Einwände Italiens gegen das Verbot von Kruzifixen in Klassenzimmern akzeptiert hätten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, nannte die Ankündigung aus Strassburg einen „Akt des gesunden Menschenverstands". Kardinal Peter Erdö vom Rat der Europäischen Bischofskonferenzen betonte, Entscheidungen über religiöse Belange müssten auf nationaler Ebene gefällt werden. Das Gericht habe jetzt die Chance, das Vertrauen in die europäischen Institutionen wiederherzustellen. Anfang November hatte der Menschenrechtsgerichtshof einer Klägerin Recht gegeben, die sich in Italien vergeblich gegen die Kreuze an öffentlichen Schulen gewandt hatte. Italien legte Ende Januar gegen das Urteil Widerspruch ein. Gegen die nun anstehende Entscheidung der 17 Richter ist kein Einspruch mehr möglich. Wann das Urteil der Grossen Kammer ergeht, ist offen. Das Verfahren werde in jedem Fall mehrere Monate in Anspruch nehmen, hiess es beim Menschenrechtsgerichtshof. (rv)