Bischöfe: „Gnade bedeutet keine Abkehr von der Lehre“

Kardinal GraciasEs sind die zwei Denkschulen, die bei der katholischen Kirche in Bezug auf Ehe und Familie zusammenkommen. Die französischen Sprachgruppen haben am Samstag beim Pressebriefing im Vatikan hervorgehoben, dass sich kirchliche Lehre und die Barmherzigkeit bei den Beratungen gegenüberstanden. Die Bischöfe hätten sich zudem gefragt, was die Kirche in den letzten 50 Jahren unabhängig von „äußeren, feindlichen Kräften“ falsch gemacht habe. Wo lägen die Schwächen der Kirche selbst?

Die englischsprachigen Bischöfe wiederum betonten bei ihren Beratungen zum zweiten Teil des Synodenpapiers „Instrumtentum Laboris“, dass die Gnade mit Menschen mit sozialen Problemen nicht zwangsläufig eine Abkehr von der kirchlichen Lehre bedeuten müsse. Denn viele Menschen seien schlicht machtlos gegenüber den Schicksalen, die ihnen widerführen. Dennoch habe auch die Gnade bestimmte Regeln. Die Familie sei eine Schule für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Die Familie sei aber auch Grundlage für organisierte Kriminalität und Diktaturen, denn hier herrsche eine Clan-Struktur und ein hoher Sinn für Loyalität. Umso mehr seien christliche Familien dazu aufgerufen, nach jenen zu schauen, die litten. „Ein Kind, das leidet, ist unser Kind“, so der Sprecher der englischen Sprachgruppen in dem Briefing.

Er betonte zugleich, dass es eine Verbindung gebe zwischen der Krise der kirchlichen Berufungen und der Krise der katholischen Ehe. Die Ehevorbereitung gelte es besser zu gestalten und man solle dabei stärker als bislang Bezug auf die Heilige Schrift nehmen.

Am Samstag sprach auch ein indisches Ehepaar zu den Bischöfen. Es war ein interreligiöses Paar, die Frau römisch-katholisch, der Ehemann Hindu. Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Mumbay, sprach sich wie viele Bischöfe für ein positiveres Familienbild aus, wo nicht nur die Probleme, sondern vor allem die Tiefe, Schönheit und Spiritualität der örtlichen Kirchen und ihren Familien hervorgehoben werde. Auch ältere Menschen verdienten eine Wertschätzung, da sie von der Gesellschaft aus ökonomischer Sicht oft als nutzlos angesehen würden. Dabei sorgten sie sich um die Enkel und deren spirituelle Entwicklung.

Auf die schwierige Lage der Christen in Indien angesprochen, übte sich der Kardinal in Zuversicht. Leiden und Martyrium gehörten auch zum Christentum dazu, doch die christliche Minderheit existiere nunmehr seit 2.000 Jahren in Indien. „Es ist eben erst Freitag, aber wir hoffen auf den Sonntag“, sagte der Kardinal. Was die Fluchtbewegungen vieler Menschen und auch Christen angehe, betonte Gracias, dass es wichtig sei, den Menschen in ihren Herkunftsländern Bedingungen zu schaffen, dass sie blieben. So ehrbar die Einladung von Franziskus sei, Flüchtlinge aufzunehmen. Es sei auch wichtig, dass die Weltgemeinschaft sich um die Heimatländer der Flüchtlinge kümmere. (rv)

Kardinal Gracias: „Asien wird immer wichtiger“

Kardinal Gracias Verfolgung, Entführung, Inhaftierung: Die Nachrichten über Christen in Indien, Pakistan oder Afghanistan – also in Asien – bestimmen in letzter Zeit mit diesen Schlagworten die Medien. Doch die katholische Minderheit in Asien ist auch im Aufbruch. Das sagt Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay, im Interview mit Radio Vatikan. Der indische Kardinal ist Vorsitzender der Rat der Bischofskonferenzen Asiens und Mitorganisator des asiatischen Jugendtags in Korea. Die Papstreise sei für den gesamten Kontinent bedeutend.

„Ich denke, man muss berücksichtigen, dass Asien immer stärker ins Zentrum der Welt rückt. Das zeigt allein die Tatsache, dass Asien 60 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht und mehr als die Hälfte der Asiaten junge Leute sind. Es ist ein junger Kontinent und er wird politisch, wirtschaftlich und militärisch immer wichtiger.“

Dem Kardinal zufolge könne man sehen, wie sich der Fokus derzeit radikal verschiebe. Dies sei auch für die katholische Kirche von großer Bedeutung, so Gracias.

„Die Kirche muss sich darum bemühen, nicht nur Katholiken zu erreichen, sondern alle Menschen, um ihnen ihren Segen zu spenden“.

Nach Südkorea wird der Papst nächstes Jahr wieder nach Asien Reisen: Auf die Philippinen und nach Sri Lanka. Warum dem Papst Asien so wichtig sei, weiß Kardinal Oswald Gracias. Bei einem Treffen sprach der Papst mit dem indischen Kardinal darüber, wie wichtig der Kontinent sei, aber auch Franziskus großen Wunsch, mehr über diesen Kontinent zu erfahren.

„Das zeigte sich schon sehr früh in seinem Pontifikat. Denn er kennt Europa und er kennt Südamerika. Von daher ist Asien für ihn ein enormer Kontinent mit großen Hoffnungen, großen Möglichkeiten, großer Zukunft. In dieser Richtung sollte sich die Kirche entwickeln“.

Der Kardinal sprach auch über die Probleme und die tragischen Ereignisse, die die katholische Kirche derzeit in Asien mitmacht. Jedoch zeigte er sich in diesem Zusammenhang hoffnungsvoll.

„Asien ist sehr vielfältig. Es gibt Herausforderungen verschiedener Art, verschiedener Ideologien. Es gibt sehr unterschiedliche politische Situationen, Verschiedene religiöse Gruppen, die die Kirche herausfordern. Aber, ich denke, Asien kann das schaffen. Es gibt immer wieder Hochs und Tiefs und

Indien: Tag des Dankes für das Pontifikat Papst Benedikt XVI.

Kardinal GraciasKardinal Oswald Gracias, der Erzbischof von Bombay, hat den 22. Februar zu einem besonderen Tag des Dankes der indischen Kirche für das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. bestimmt. An diesem Tag wird das Fest der „Kathedra Petri“ gefeiert. In einer Pressemeldung würdigt der Kardinal den Einsatz des Papstes für Indien und sein theologisches Schaffen. Die Schriften von Benedikt XVI. hätten mit „intellektueller Klarheit und akademischer Brillanz“ u.a. eine Basis der Verständigung mit den Muslimen geschaffen. Dies sei für Asien besonders wichtig, so Kardinal Gracias, da dort die Mehrheit der Muslime lebe. (rv)

Neuevangelisierung ist keine europäische Angelegenheit

Europa könne von Asien in Sachen Neuevangelisierung lernen. Das sagt der Erzbischof von Mumbay, Kardinal Oswald Gracias, im Interview mit Radio Vatikan. Die Erneuerung des Glaubens unter der Überschrift der Neuevangelisierung war mit Blick auf die christlich geprägten Kontinente begonnen worden und so war auch die Bischofssynode in Rom vorbereitet, an der der Kardinal teilnimmt.

„Ich habe mir genau darüber Sorgen gemacht, denn ich habe befürchtet, dass wir durch diesen Fokusaußen vor bleiben würden. Aber während der Synode habe ich dann verstanden, dass wir alle diese Erneuerung der Evangelisierung brauchen. Für uns bedeutet Neuevangelisierung den Dialog mit den anderen Religionen, mit den Kulturen in unserem Land, den Dialog mit den Armen: in unserem gesellschaftlichen Kontext ist das sehr bedeutsam für uns."

Er sehe konkret zwei Dimensionen der Verkündigung: Nach innen zur Erneuerung des eigenen Glaubens und nach außen zur Verbreitung und zum Dialog. Indien habe aber auch für die anderen Kontinente, und vor allem dem Westen, etwas anzubieten, so Gracias:

„Asien und besonders Indien, das ich besser kenne, ist ein sehr spirituelles Gebiet. Gott ist ein Teil des Lebens aller Inder und in anderer Weise gilt das auch für ganz Asien: Hindus, Muslime, Buddhisten. Ich denke, dass Asien der Welt verstehen helfen kann, dass trotz des materiellen Fortschritts Gott wichtig ist. Trotz dieses Fortschritts ist Gott für uns wesentlich. Wir können ohne Gott nicht leben, das ist der Punkt."

Das gleiche gelte aber ebenso umgekehrt, auch Asien könne lernen. Er selbst habe auf jeden Fall etwas gelernt. Die pastoralen Herausforderungen in Lateinamerika, die kulturellen und religiösen Auseinandersetzungen überall auf der Welt, der Glaubensschwund in Europa: Das alles seien Eindrücke, die er von der Synode mit nach Indien zurück nehme:

„Meine Wahrnehmung der Kirche hat sich in diesen Wochen geweitet. Ich nehme den Enthusiasmus, den Mut und die Ideen mit, die sich hier gezeigt haben." (rv)

Indien: Kooperation statt Korruption

Die indische Bischofskonferenz will mithelfen, die grassierende Korruption im Subkontinent zu bekämpfen. Das haben die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung diese Woche beschlossen, wie der indische Kardinal Oswald Gracias im Gespräch mit Radio Vatikan sagt. Der Erzbischof von Bombay erinnert daran, dass die Korruption in seinem Land die Mitschuld trage an Armut und Ineffizienz.

„Im Augenblick braucht unser Land eine gute Regierungsführung auf allen Ebenen. Dazu können wir als katholische Kirche Einiges beitragen. Durch unsere Schulen beispielsweise können wir bei der Ausbildung mithelfen, den Sinn für die Gemeinschaft zu fördern. Es geht also darum, dass die Inder lernen, gute Bürger zu sein. Dazu braucht es ethische und moralische Standards, die von allen geteilt werden. Übrigens: das gute Beispiel möchten wir selber machen und unsere eigenen Führungskräfte in Institutionen überprüfen."

Mit mehr Transparenz wolle die Bischofskonferenz zeigen, dass es sich lohne „ehrlich für alle" zu arbeiten, fügt Kardinal Gracias an. Indien sei zusammen mit China im Augenblick das Land mit den höchsten Wirtschafwachstumszahlen.

„Doch Fakt ist, dass die Schere zwischen armen und reichen Menschen mehr und mehr auseinander geht. Es gibt zwar immer mehr Inder, die von dem Wachstum profitieren, doch das betrifft Bürger, die bisher schon besser gestellt waren. Die wahren Armen bleiben weiterhin arm oder werden sogar noch ärmer. Und da müssen wir unbedingt etwas dagegen unternehmen."

Ihm sei bewusst, dass die katholische Kirche in Indien nicht überall gut angesehen sei. Angriffe auf Kirche und christliche Gemeinschaften sind noch in vielen Regionen Indiens aktuell.

„Es gibt zwar weiterhin Angriffe gegen Katholiken. Das gilt insbesondere noch im Süden in Karnataka. Auch im Bundesstaat Kaschmir hatten wir jüngst solche Fälle. Doch diese Angriffe können uns nicht davon abhalten, unseren Dienst für die gesamte indische Gesellschaft anzubieten und mitzuhelfen aus Indien ein besseres Land zu machen."

Als Zeichen der Solidarität fand die Vollversammlung der Bischofskonferenz gerade in Bangalore im Bundesstaat Karnataka statt, wo die Christenverfolgung derzeit am stärksten verbreitet ist. Die Versammlung stand unter dem Leitwort: ,,Ein besseres Indien: Die Rolle der Kirche". Insgesamt haben über 160 katholische Bischöfe der drei verschiedenen katholischen Riten (lateinisch, syro-malabrisch und syro-malankarisch) teilgenommen. Unter den Gästen waren der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson, sowie verschiedene indische Wissenschaftler. (rv)

Indien/USA: Kardinal gegen Koranverbrennung

Gegen die Pläne einer evangelischen Sekte in den USA, am 11. September öffentlich Koran-Exemplare zu verbrennen, formiert sich immer mehr Widerstand. Der Präsident der Indischen Bischofskonferenz sagte, das wäre „ein Akt kompletter Insensibilität und mangelnden Respekts". In Mumbai lehnten sämtliche christlichen Religionsführer eine derart provokante Initiative wie eine öffentliche Koranverbrennung ab, so Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Mumbai. In Indonesiens Hauptstadt Jakarta haben sich katholische Bischöfe und Protestanten mit Vertretern einer Gruppe muslimischer Extremisten getroffen, um die Aktion der Sekte gemeinsam zu verurteilen. Das Treffen sollte einen freundschaftlichen Dialog initiieren, um Konflikte zwischen Christen und radikalen Moslems als Folge der möglichen Koranverbrennung vorzubeugen. (rv)