Kardinal Gracias: „Asien wird immer wichtiger“

Kardinal Gracias Verfolgung, Entführung, Inhaftierung: Die Nachrichten über Christen in Indien, Pakistan oder Afghanistan – also in Asien – bestimmen in letzter Zeit mit diesen Schlagworten die Medien. Doch die katholische Minderheit in Asien ist auch im Aufbruch. Das sagt Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay, im Interview mit Radio Vatikan. Der indische Kardinal ist Vorsitzender der Rat der Bischofskonferenzen Asiens und Mitorganisator des asiatischen Jugendtags in Korea. Die Papstreise sei für den gesamten Kontinent bedeutend.

„Ich denke, man muss berücksichtigen, dass Asien immer stärker ins Zentrum der Welt rückt. Das zeigt allein die Tatsache, dass Asien 60 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht und mehr als die Hälfte der Asiaten junge Leute sind. Es ist ein junger Kontinent und er wird politisch, wirtschaftlich und militärisch immer wichtiger.“

Dem Kardinal zufolge könne man sehen, wie sich der Fokus derzeit radikal verschiebe. Dies sei auch für die katholische Kirche von großer Bedeutung, so Gracias.

„Die Kirche muss sich darum bemühen, nicht nur Katholiken zu erreichen, sondern alle Menschen, um ihnen ihren Segen zu spenden“.

Nach Südkorea wird der Papst nächstes Jahr wieder nach Asien Reisen: Auf die Philippinen und nach Sri Lanka. Warum dem Papst Asien so wichtig sei, weiß Kardinal Oswald Gracias. Bei einem Treffen sprach der Papst mit dem indischen Kardinal darüber, wie wichtig der Kontinent sei, aber auch Franziskus großen Wunsch, mehr über diesen Kontinent zu erfahren.

„Das zeigte sich schon sehr früh in seinem Pontifikat. Denn er kennt Europa und er kennt Südamerika. Von daher ist Asien für ihn ein enormer Kontinent mit großen Hoffnungen, großen Möglichkeiten, großer Zukunft. In dieser Richtung sollte sich die Kirche entwickeln“.

Der Kardinal sprach auch über die Probleme und die tragischen Ereignisse, die die katholische Kirche derzeit in Asien mitmacht. Jedoch zeigte er sich in diesem Zusammenhang hoffnungsvoll.

„Asien ist sehr vielfältig. Es gibt Herausforderungen verschiedener Art, verschiedener Ideologien. Es gibt sehr unterschiedliche politische Situationen, Verschiedene religiöse Gruppen, die die Kirche herausfordern. Aber, ich denke, Asien kann das schaffen. Es gibt immer wieder Hochs und Tiefs und

Afghanistan: Immer noch keine Spur von entführten Jesuiten

Afghanistan Es sind bereits zwei Monate vergangen nach der Entführung des Jesuiten-Flüchtlingsdienst JRS-Direktors in Afghanistan, P. Alexis Prem Kumar, und noch immer gibt es keine Hinweise sowie auch kein Lebenszeichen. Das bestätigt der Vatikan an diesem Montag.

Der 47-jährige Jesuit und indischer Staatsbürger wurde am 2. Juni von einer Gruppe von Männern im Westen Afghanistans entführt. Er besuchte eine Schule des Flüchtlingsdienstes, 25 km entfernt von der Stadt Herat, als ihn unbekannte Männer mit einem Auto entführten. Einige Tage nach der Entführung bestätigte das indische Außenministerium, dass die afghanische Regierung alles tun würde um den Jesuiten zu befreien. In dem äußerst prekären Fall kam es auch zu einer Festnahme von drei Taliban. Weitere Details zu dieser Festnahme wurden jedoch nicht bekannt gegeben.

Laut internationalen Direktor des Jesuiten Flüchtlingsdienstes, Pater Peter Balleis, seien seine Familie sowie auch seine Mitbrüder in ständiger Angst um das Leben des Jesuiten. Die Hoffnung werden sie jedoch nicht aufgegeben, so der Pater in der Aussendung.

Ohne Alexis Prem Kumar, der seit über zehn Jahren für das Hilfswerk arbeitete, sei die Schule in Sohadat geschlossen, viele Projekte müssen aufgrund der Abwesenheit von Pater Kumar pausieren. Seit Juli werden jedoch langsam wieder einige Projekte aufgenommen.

Das Flüchtlingshilfswerk „Jesuit Refugee Service“ ist eine internationale Organisation der Jesuiten. Das regionale Büro Südasien betreut insgesamt 800.000 Flüchtlinge: darunter aus Bhutan in Nepal, aus Sri Lanka in Indien und afghanische Flüchtlinge. Für die sie werden Medikamente, Bildung, psychologische Unterstützung und Entwicklungshilfe bereitgestellt. (rv)

Afghanistan: Keine Spur von entführten Jesuiten

Jesuiten_LogoNach der Entführung des JRS-Direktors in Afghanistan kann der Jesuiten-Flüchtlingsdienst JRS in dem krisengeschüttelten Land derzeit dessen Arbeit nicht ausführen. P. Alexis Prem Kumar war am Montag von einer Gruppe von Männern im Westen Afghanistans entführt worden. Das bestätigte James Stapleton, der Pressechef des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes JRS im Interview mit Radio Vatikan.

Unser Direktor, Prem Kumar, war auf Besuch, wie so oft, bei einem unserer Projekte. Er befand sich 25 Kilometer von der Stadt Herat entfernt. P. Kumar besuchte eine Schule und dessen Lehrer. Am Ende des Besuches wurde er von einer Männergruppe entführt.“

Wer diese Männer sind und wo er sich befindet, ist derzeit noch unklar, erklärt James Stapleton. Der Pressechef des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes JRS ist in Kontakt mit den zuständigen Behörden in Afghanistan und in Indien, da der entführte Jesuit ein indischer Staatsbürger ist. Indischer Außenminister und der Gouverneur von Herat haben auch bereits Ermittlungen auf den Weg gebracht. Hinweise gebe es zwar keine, aber das Hilfswerk will sich nun genau so verhalten, wie es die Behörden verlangen.

„Im Moment pausieren all unsere Projekte. Wir werden nichts machen. Wir wollen weder das Leben unserer Mitarbeiter, noch das von Pater Alexis Prem Kumar gefährden. Das ist unser einziger Fokus derzeit: Die Sicherheit von Prem und unserer Mitarbeiter. Einige der Mitarbeiter wurden bereits evakuiert.“

Alexis Prem Kumar arbeitete seit über zehn Jahren für das Hilfswerk.

„Heute habe ich ein Foto von ihm gesucht. Und er lächelte auf jedem einzelnen Foto und das ist wirklich, wie er war. Er hatte sehr viele Erfahrungen aus der Praxis. Vor zehn Jahren begann er für JRS an einem Projekt in Süd-Indien in Tamil Naidu mit Sri Lanka Flüchtlingen zu arbeiten. Er war immer sehr energetisch, sehr positiv. Als wir von der Entführung erfahren haben, war es für uns ein Schock.“

Das Flüchtlingshilfswerk „Jesuit Refugee Service“ ist eine internationale Organisation der Jesuiten. Das regionale Büro Südasien betreut insgesamt 800.000 Flüchtlinge: darunter aus Bhutan in Nepal, aus Sri Lanka in Indien und afghanische Flüchtlinge. Für die sie werden Medikamente, Bildung, psychologische Unterstützung und Entwicklungshilfe bereitgestellt. (rv)

D/Afghanistan: Den Aufbau des Friedens solidarisch mittragen

Bischof Franz-Josef OverbeckIn Afghanistan steht der Einsatz der Bundeswehr schon jetzt ganz im Zeichen der Übergabe der Verantwortung an die lokalen Ordnungskräfte. Das berichtet Militärbischof Franz-Josef Overbeck nach einem Besuch im Land. Vier Tage lang war Overbeck gemeinsam mit dem für Polizeiseelsorge zuständigen Weihbischof Wolfgang Bischof und mit dem Leiter der Kommission Gerechtigkeit und Frieden, Bischof Stephan Ackermann, in Afghanistan unterwegs. Im Interview mit Radio Vatikan berichtet er von seinem Eindruck vom Engagement Deutschlands im Land.

„Ich bin 2011 zum ersten Mal in Afghanistan gewesen und habe damals festgestellt, dass alle mit den großen Konflikten beschäftigt waren. Jetzt, gut zwei Jahre später, ist der Prozess vorangeschritten, erstens zieht sich die Bundeswehr zurück und zweitens wird die Frage, wie die afghanischen Kräfte auf Dauer mit der Sicherheit umgehen, eine wichtigere Rolle spielen.
Es ist ein Transitionsprozess im Gang, der an Fahrt zunimmt. Das betrifft vor allem die Bedeutung der Polizisten, weswegen ich auch den Beauftragten der Bischofskonferenz für die Landespolizeien, Weihbischof Bischof aus München, mitgenommen hatte, der sich darüber informieren wollte, wie auf Dauer dort Seelsorge geschehen kann.“

Die über 3.000 Soldaten sollen in einem Jahr abziehen, bleiben sollen Berater für Afghanistan, das hat sicherlich die Perspektive auf den Einsatz verändert.

„Der augenblickliche Einsatz wird bereits so gefahren, dass er Schritt für Schritt zurückgefahren wird, was die Präsenz der Soldaten angeht. Das ist der politische Wille, der umgesetzt wird. Gleichzeitig ist das mit der Hoffnung verbunden, dass die Kräfte in Afghanistan militärisch und politisch im Stande sind, diesen Prozess der Befriedung positiv voranzubringen.
Ich habe in den Gesprächen festgestellt, gerade auch als ich mit den Mullahs der Blauen Moschee von Mazar al Scharif gesprochen habe, eines der wichtigsten Heiligtümer des Islam, wie sehr die Deutschen wertgeschätzt werden und wie auch ihr Dienst, der dem Frieden und der Integration der verschiedenen Kräfte dient.“

Afghanistan will den Frieden

Was ist Ihr Eindruck: Werden die afghanischen Sicherheitskräfte es schaffen, die Stabilität aufrecht zu erhalten, nachdem die internationalen Kräfte sich aus Afghanistan zurück ziehen?

„Es muss auf Dauer immer ein Ziel sein, dass ein Land sich selbst verwaltet und dafür Sorge trägt, dass es die entsprechenden Kräfte generiert, um das auch leisten zu können. Gleichzeitig geht das nur mit einem befriedeten Umland, beziehungsweise mit Nachbarn, die diesen Frieden fördern. Hier sagen alle Afghanen, dass die Beziehungen und die Einflussmöglichkeiten, die es durch den Iran und durch Pakistan gibt, für den Frieden oder Nichtfrieden in Afghanistan von höchster Bedeutung sind.
Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass sich die innerafghanischen Gruppen auf einen Friedensprozess begeben müssen, um überhaupt dieses Ziel zu erreichen. Im Norden des Landes, wo die deutschen Kräfte auch tätig sind, ist dieser Prozess schon gut voran gegangen, so zumindest unsere Information und mein Eindruck, in Kabul und im Süden ist das schwieriger.
Es gibt viele Kräfte, die den Frieden wollen und die all diesen unsäglichen Bürgerkrieg und die Auseinandersetzungen leid sind. Wenn sie dann durch das Land fahren und sehen, wie viel zerstört ist, dann kann man das auch umso besser verstehen.
Gleichzeitig gehört Afghanistan zu den ärmsten Ländern dieser Erde und die Menschen wissen, dass es ohne Frieden nicht den kleinsten Schritt zu mehr Wohlstand gibt.“

Solidarisches Mittragen des friedlichen Aufbaus

Warum ist Deutschland und ist die Bundeswehr dort engagiert, geht es um deutsche Interessen oder um afghanische Stabilität?

„Heute ist, glaube ich, sehr deutlich festzustellen, dass diese komplexen Sachverhalte nur mit Blick auf das Weltallgemeinwohl zu regeln sind. Deswegen ist eine weltweite Solidarität auch einzufordern. Wo so viel Gewalt ist wie dort, sind natürlich die Kräfte des Militärs und der Polizei gefragt. Aber ohne eine zivile Aufbauleistung auf den Weg zu bringen, wird es doch auch keinen Frieden geben, so dass das, was durch Lehrerinnen und Lehrer in Bezug auf Bildung getan wird, gerade wegen der Frauen und der Mädchen von höchster Bedeutung ist.
Wir dürfen in Deutschland nicht meinen, dass wir unsere Angelegenheiten nur für uns regeln könnten. Wir sind in einen Weltzusammenhang eingebunden, den wir auch solidarisch mittragen müssen.“

Sie waren gemeinsam mit Bischof Stephan Ackermann dort, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Kommission Gerechtigkeit und Frieden, es ging also nicht nur um den Einsatz der Bundeswehr.

„Es war mir ein Anliegen, den Vorsitzenden der Unterkommission der Bischofskonferenz Justitia et Pax einzuladen mitzukommen, um deutlich zu machen, dass unser Engagement als Bischofskonferenz verschiedene Perspektiven betrachten muss. Dazu gehören auch die wachen ethischen Fragen nach der Möglichkeit der Herstellung von Gerechtigkeit.
Ich glaube, dass wir auf Dauer als Bischofskonferenz und als Kirche durch unseren wachen Einsatz für die Seelsorge auf der einen Seite, aber auch für die ethischen Begründungsperspektiven, wie denn Frieden und Gerechtigkeit überhaupt hergestellt werden können, von großer Bedeutung sind.
Das macht sich ja immer wieder fest an konkreten Situationen und deswegen haben Bischof Ackermann und ich uns im jetzt zu Ende gehenden Jahr auch in die Drohnen-Debatte eingeschaltet und darauf hingewiesen, dass Kampfdrohnen klaren ethischen Kriterien unterliegen, wenn sie denn eingesetzt werden. Ich habe deutlich gesagt, dass es keine Waffe gibt, die ethisch neutral ist. Das alles gehört in einen weltweiten Diskurs, in dem wir als Kirche eine wichtige Rolle spielen.

Herausforderungen für die Bundeswehr

Haben Sie besondere Wünsche an die neue deutsche Regierung und an „Ihre“ neue Ministerin, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen? Sie war ja sozusagen direkt nach Ihnen in Afghanistan.

„Sie ist neu im Amt, hat aber schon mehrere Ministerämter gut verwaltet und damit viel Erfahrung. Eine der Herausforderungen für die Bundeswehr wird darin bestehen, das, was wir gesamtgesellschaftlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nennen, mehr in den Blick zu nehmen.
Ich hoffe auch, dass sich im Blick auf die Weltinnenpolitik und im Blick auf die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, zeigt, wo die Bundeswehr sowohl im Weltweiten Einsatz gefragt ist, aber auch, dass sie wertschätzende Wahrnehmung auch bei uns in Deutschland bekommt. Das gehört genauso dazu.“ (rv)

D/Afghanistan: Guttenberg spricht vom Krieg

Am Karfreitag wurden drei deutsche Soldaten in Afghanistan getötet, die Särge der Toten sind gestern zurück nach Deutschland gebracht worden. Heute nun bewertet der Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg das Geschehen. In einem Statement weist er auf die Perfidie des Anschlages hin.

„Es war Karfreitag und es scheint nicht ganz zufällig auch der Karfreitag für einen auch in seiner Komplexität bemerkenswerten Anschlag gewählt worden zu sein. Ich darf das Ganze als seitens derjenigen, die das durchgeführt haben, als eine Verhöhnung nicht nur fremder Kulturen, sondern auch ihrer eigenen Kultur sehen angesichts dessen,was man auch als Rückmeldung aus Afghanistan erfahren hat."
In seinem Statement nimmt Guttenberg dann das Wort in den Mund, dass bislang vermieden wurde: Krieg.

„Die Perfidie dieses Anschlags aber gleichzeitig auch die Komplexität macht die Realitäten in Afghanistan deutlich und – auch wenn es nicht jedem gefällt – so kann man angesichts dessen, was sich in Afghanistan abspielt, durchaus umgangssprachlich – ich betone umgangssprachlich – von Krieg reden."
Wieder spricht der Minister von Gefallenen und davon, dass der deutsche Einsatz dort einen Sinn habe. Von seinem Vor-Vorgänger im Amt ist der Satz noch im Gedächtniss, die Sicherheit Deutschlands würde auch am Hindukusch verteidigt. Dieser Einschätzung schloss sich von Guttenberg in gewisser Weise an. Er erklärte in seinem Statement, warum der Einsatz dort so wichtig ist:

„Unsere Soldaten stehen vor Ort nicht umsonst. Unsere Soldaten werden auch nicht umsonst verwundet oder fallen nicht umsonst. Sie sind im Einsatz für die Sicherheit einer Region, deren Destabilisierung auch unmittelbare Auswirkungen hätte für große Teile dieser Welt. Wir reden hier nicht nur von Afghanistan sondern darüber, dass ein implodierendes, ein sich selbst überlassenes Afghanistan die entsprechenden Wirkungen auf den nuklear bewaffneten Nachbarn haben könnten, auf den benachbarten Iran, auf Zentralasien und allein das macht die Sinnhaftigkeit auch eines Einsatzes deutlich, der realistische Zielsetzungen hat, die wir ja korrigiert haben, aber die wir so korrigiert haben, das wir nicht mehr nur Traumbilder zu erreichen sucht, sondern Zielmarken, die auch erfüllbar sind und die wollen wir erfüllen." (rv)