Ring und Birett für die neuen Kardinäle

Detail bei diesem vierten Konsistorium im Pontifikat von Papst Benedikt XVI.: Auf den Ringen, die der Papst den neuen Kardinälen ansteckte, sind auf einer kreuzförmigen Fläche die beiden Apostel Petrus und Paulus als Symbole für den Glauben und die Verkündigung der frohen Botschaft abgebildet. Auf der Innenseite der Ringe, deren Spiral-Schaft die Form einer stilisierten Säule des Petersdoms hat, ist das Papstwappen Benedikt XVI. eingraviert. Das neue Motiv hat die Kreuzigungsszene abgelöst, die bislang auf Kardinbalsringen abgebildet war.

Die Übergabe der Ringe an die neuen Kardinäle erfolgte an diesem Samstag während desselben eigenen liturgischen Ritus, bei dem auch das Kardinalsbirett übergeben wurde. Die Vereinfachung geht auf eine Reform des Konsistoriums zurück: Vor 1969 wurden die Ringe den Kardinälen in einer Messe am Folgetag nach dem Konsistorium übergeben. Auch in anderen Elementen war das Konsistorium von diesem Samstag überarbeitet und vereinfacht: so waren Gebete verändert und die Schriftlesung verkürzt worden. Hintergund der Reform ist das Anliegen, von einer allzu sakralen Wirkung des Konsistoriums wegzukommen. (rv)

Erzbischof Zollitsch: „Kardinal Woelki ist Auszeichnung für Berlin“

Unter den Gratulanten Kardinal Rainer Maria Woelkis war auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der extra nach Rom gereist ist. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Erzbischof Robert Zollitsch über den neuen Berliner Kardinal:

„Für mich war es klar, dass der Erzbischof von Berlin auch Kardinal wird; ich freue mich, dass es so schnell ging, weil es für Berlin eine Auszeichnung ist. Ich habe Kardinal Woelki in der Bischofskonferenz erlebt, wir waren zusammen in der Kommission IV [Anm. d. Red.: Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste] und haben dort viel zusammen gearbeitet. Ich freue mich über die Erwählung und ich wünsche ihm von Herzen Gottes Segen und viel Glück – und vor allem auch eine gute Hand in der Vermittlung all dessen, was wir in Deutschland brauchen, auch in der Verbindung zur Weltkirche und zum Heiligen Vater."

Deutschland hat einen Papst und jetzt neun Kardinäle. Dazu Erzbischof Zollitsch:

„Es ist ein hoher Anteil, und Deutschland ist gut vertreten, allerdings spüren wir auch, dass unter den aktiven Kurienkardinälen kein Deutscher mehr ist. Es gibt zwar einen deutschsprachigen, Kardinal Kurt Koch, den wir ein wenig zu uns rechnen, aber wir spüren auch, nachdem nun Kardinal Ratzinger und Kardinal Kasper nicht mehr als Kurienkardinäle im Amt sind, dass da noch etwas nachzuholen wäre."

Und auf die Frage, ob sich in näherer Zukunft an dieser Situation etwas ändern werde, antwortete der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz:

„Ich kann schlecht Prognosen machen, aber ich hoffe, dass auch da die deutsche Stimme wieder direkt zum Tragen kommen wird."

Bereits im Kardinalsstand waren auf deutscher Seite bisher Joachim Meisner, Walter Kasper, Karl Lehmann, Friedrich Wetter, Paul Josef Cordes, Reinhard Marx und Walter Brandmüller. (rv)

Die beiden Titelkirchen für die zwei deutschen Kardinäle

  Den neuen Kardinälen wird beim Ritus der Kardinalserhebung traditionell eine eigene Titelkirche in Rom zugewiesen. Bei den beiden neuen Deutschen Kardinälen Rainer Maria Woelki und Kardinal Karl Josef Becker sind dies die römische Kirchen „San Giovanni Maria Vianney" und „San Giuliano Martire".

Die Kirche San Giovanni Maria Vianney liegt in einem multikulturellen Stadtviertel am südöstlichen Stadtrand Roms. Die pastoralen Aktivitäten der Kirchengemeinde reichen in die frühen 50er Jahre zurück. Die Kirche ist architektonisch mit einem schlichten Betonbau recht einfach gehalten, sie ist nach dem französischen Heiligen Jean-Marie Vianney, der auch als „Heiliger Pfarrer von Ars" und Schutzpatron der Pfarrer bekannt ist, benannt. Dem 1815 in Grenoble zum Priester geweihten Vianney gelang es, die nicht religiöse Gemeinde von Ars-sur-Formans bei Lyon in ein lebendiges Zentrum des katholischen Glaubens zu verwandeln. Der in Armut und unter Entbehrungen lebende Geistliche ließ nicht nur die Ortskirche renovieren, sondern gründete ab 1818 verschiedene Bruderschaften, Schulen und soziale Einrichtungen. Ars wurde unter seiner Leitung zu einem Pilgerort, der jährige tausende von Gläubige anzog. Papst Benedikt XVI. rief anlässlich des 150. Todesjahres des Pfarrers von Ars ein Priesterjahr aus, das am 19. Juni 2009 und ein Jahr später mit einem großen Priestertreffen in Rom endete.

Die im Norden Roms an der Via Cassia gelegene San Giuliano Martire-Kirche ist nach dem römischen Märtyrer Julianus benannt. Der in Dalmatien geborene Julianus erlitt unter Kaiser Antonius Pius (138-161 nach Christus) den Märtyrertod, nachdem er seinen christlichen Glauben bekannte und diesem auch unter schrecklichen Qualen der Folter nicht abschwor. Die noch relativ junge San Giuliano-Gemeinde erlebt mit einem Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1997 prominenten Besuch. (rv)

„Nicht bedienen lassen, sondern dienen“: Die Papstansprache während des Konsistoriums

„Tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo Ecclesiam meam „.

Verehrte Mitbrüder,
liebe Brüder und Schwestern!

Mit diesen Worten hat uns der Eingangsgesang in den feierlichen und eindrucksvollen Ritus des Öffentlichen Ordentlichen Konsistoriums zur Kreierung neuer Kardinäle mit der Überreichung des Biretts, der Übergabe des Ringes und der Zuweisung der Titelkirche eingeführt. Es sind die eindringlichen Worte, mit denen Jesus den Petrus als festes Fundament der Kirche eingesetzt hat. Der Glaube ist dabei der bezeichnende Faktor dieses Fundamentes: Simon wird ja Petrus – Fels –, weil er seinen Glauben an Jesus, den Messias und Sohn Gottes, bekannt hat. In der Zusage Christi wird die Kirche an Petrus gebunden, und Petrus wird in der Kirche als Fels eingesetzt; aber der Erbauer der Kirche ist Christus selber, Petrus muss ein besonderes Element des Baus sein. Und er muss dies sein durch die Treue zu seinem bei Cäsarea Philippi abgelegten Bekenntnis, kraft seiner Aussage: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes".

Die an Petrus gerichteten Worte Jesu heben deutlich den kirchlichen Charakter des heutigen Ereignisses hervor. Die neuen Kardinäle werden nämlich durch die Zuweisung des Titels einer Kirche dieser Stadt oder einer suburbikarischen Diözese in jeder Hinsicht in die vom Nachfolger Petri geführte Kirche Roms eingegliedert, um in der Leitung der Weltkirche eng mit ihm zusammenzuarbeiten. Diese lieben Mitbrüder, die in kürze zum Kardinalskollegium gehören werden, schließen sich mit neuen und stärkeren Bindungen nicht nur mit dem Römischen Pontifex zusammen, sondern auch mit der gesamten Gemeinschaft der Gläubigen in aller Welt. In der Erfüllung ihres besonderen Dienstes zur Unterstützung des Petrusamtes sind die neuen Purpurträger nämlich aufgerufen, die Angelegenheiten, Probleme und pastoralen Kriterien, die die Sendung der gesamten Kirche betreffen, in Betracht zu ziehen und zu beurteilen. In dieser heiklen Aufgabe wird ihnen das im Leben und im Sterben abgelegte Glaubenszeugnis des Apostelfürsten Vorbild und Hilfe sein, der sich aus Liebe zu Christus ganz hingegeben hat bis zum äußersten Opfer.

In diesem Sinn ist auch die Überreichung des roten Biretts zu verstehen. Den neuen Kardinälen ist der Dienst der Liebe aufgetragen: Liebe zu Gott, Liebe zu seiner Kirche, Liebe zu den Brüdern und Schwestern mit einer absoluten und bedingungslosen Hingabe, nötigenfalls bis zum Blutvergießen, wie es die Formel zur Überreichung des Biretts ausdrückt und wie es die rote Farbe der Talare, die sie tragen, anzeigt. Außerdem wird von ihnen verlangt, der Kirche mit Liebe und Kraft zu dienen, mit der Klarheit und der Weisheit der Lehrmeister, mit der Energie und der Stärke der Hirten, mit der Treue und dem Mut der Märtyrer. Es geht darum, herausragende Diener der Kirche zu sein, die in Petrus das sichtbare Fundament der Einheit findet.

In dem eben vorgetragenen Evangelium zeigt Jesus sich als Diener und bietet sich als Vorbild an, das man nachahmen und dem man folgen soll. Vor dem Hintergrund der dritten Ankündigung von Leiden, Tod und Auferstehung des Menschensohns hebt sich als krasser Gegensatz die Szene der beiden Söhne des Zebedäus, Jakobus und Johannes, ab, die noch Träume von einer Herrlichkeit an Jesu Seite verfolgen. Sie baten ihn: „Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen" (Mk 10,37). Die Antwort Jesu ist wie ein Blitzschlag, und unerwartet ist seine Frage: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke?" (V. 38). Die Anspielung ist ganz klar: Der Kelch ist der Kelch des Leidens, den Jesus annimmt, um den Willen des Vaters auszuführen. Der Dienst für Gott und die Mitmenschen, die Selbsthingabe – das ist die Logik, die der echte Glaube unserem Alltagsleben aufprägt und darin entwickelt, nicht der weltliche Stil der Macht und der Herrlichkeit.

Jakobus und Johannes zeigen mit ihrer Bitte, dass sie die Lebenslogik, die Jesus bezeugt, nicht verstehen, jene Logik, die nach dem Meister den Jünger in seinem Denken und Handeln prägen muss. Und die irrige Logik ist nicht nur in den beiden Söhnen des Zebedäus vorhanden, sondern steckt auch „die zehn anderen Jünger" an, die „sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes" werden (V. 41). Sie empören sich, weil es nicht leicht ist, in die Logik des Evangeliums einzutreten und die der Macht und der Herrlichkeit zu verlassen. Der heilige Johannes Chrysostomus sagt, dass alle Apostel noch unvollkommen waren, sowohl die beiden, die sich über die zehn erheben wollten, als auch die anderen, die sie beneideten (vgl. Kommentar zum Matthäus-Evangelium, 65,4: PG 58,622). Und der heilige Cyrill von Alexandrien fügt in seinem Kommentar über die Parallelstelle im Lukasevangelium hinzu: „Die Jünger waren der menschlichen Schwäche verfallen und diskutierten miteinander darüber, wer der Anführer und den anderen überlegen sei … Das ist zu unserem Nutzen geschehen und uns erzählt … Was den heiligen Aposteln passiert ist, kann für uns ein Ansporn zur Demut sein" (Kommentar zum Lukas-Evangelium, 12,5,24: PG 72,912). Dieser Vorfall gibt Jesus die Gelegenheit, sich an alle Jünger zu wenden und sie „zu sich zu rufen", um sie gleichsam fest an sich zu ziehen, so dass sie gemeinsam mit ihm einen einzigen, untrennbaren Leib bilden und er ihnen zeigen kann, welches der Weg ist, um zur wahren Herrlichkeit, zur Herrlichkeit Gottes zu gelangen: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein" (Mk 10,42-44).

Herrschaft und Dienst, Egoismus und Altruismus, Besitz und Gabe, Interesse und Unentgeltlichkeit – diese zutiefst gegensätzlichen Logiken stehen zu allen Zeiten und an allen Orten einander gegenüber. Über den von Jesus gewählten Weg besteht kein Zweifel: Er beschränkt sich nicht darauf, ihn den damaligen und den heutigen Jüngern mit Worten anzuzeigen, sondern verwirklicht ihn in seinem eigenen Leben. Er erklärt nämlich: „Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele" (V. 45). Diese Worte werfen ein ganz besonders intensives Licht auf das heutige Öffentliche Konsistorium. Sie klingen im Innersten der Seele nach und sind eine Einladung und ein Aufruf, ein Auftrag und eine Ermutigung speziell für euch, liebe, verehrte Mitbrüder, die ihr nun in das Kardinalskollegium aufgenommen werdet.

Nach der biblischen Überlieferung ist der Menschensohn derjenige, der die Macht und die Herrschaft von Gott erhält (vgl. Dan 7,13f). Jesus deutet seine Sendung auf Erden, indem er die Gestalt des Menschensohns und jene des leidenden Gottesknechts, wie sie von Jesaja beschrieben wird, übereinander legt (vgl. Jes 53,1-12). Er empfängt die Macht und die Herrlichkeit nur als „Knecht"; aber Knecht ist er, insofern er das Schicksal von Leid und Sünde der ganzen Menschheit auf sich nimmt. Sein Dienst verwirklicht sich in der gänzlichen Treue und in der vollen Verantwortung gegenüber den Menschen. Darum wird die freiwillige Annahme seines gewaltsamen Todes der Preis für die Befreiung vieler, der Anfang und das Fundament der Erlösung jedes Menschen und des gesamten Menschengeschlechts.

Liebe Mitbrüder, die ihr jetzt in das Kardinalskollegium aufgenommen werdet! Die völlige Selbsthingabe Christi am Kreuz sei euch Ursprung, Ansporn und Kraft für einen Glauben, der in der Liebe wirksam wird. Eure Sendung in der Kirche und in der Welt erfülle sich immer und einzig „in Christus"; möge sie seiner Logik und nicht der der Welt entsprechen, erleuchtet sein vom Glauben und beseelt von der Liebe, die vom ruhmreichen Kreuz des Herrn her zu uns kommt. Auf dem Ring, den ich euch gleich übergeben werde, sind die heiligen Petrus und Paulus dargestellt, mit einem Stern in der Mitte, der an die Muttergottes erinnert. Wenn ihr diesen Ring tragt, seid ihr täglich dazu ermahnt, euch das Zeugnis ins Gedächtnis zu rufen, das die beiden Apostel für Christus bis hin zum Martertod hier in Rom gegeben haben, die so die Kirche mit ihrem Blut fruchtbar gemacht haben. Der Hinweis auf die Jungfrau Maria sei hingegen stets eine Einladung an euch, derjenigen zu folgen, die fest im Glauben stand und eine demütige Magd es Herrn war.

Am Schluss dieser kurzen Überlegungen möchte ich meinen herzlichen Gruß und Dank an euch alle richten, die ihr hier zugegen seid, besonders an die offiziellen Delegationen der verschiedenen Länder und an die Vertretungen zahlreicher Diözesen. Die neuen Kardinäle sind in ihrem Dienst dazu aufgerufen, immer Christus treu zu bleiben und sich einzig von seinem Evangelium leiten zu lassen. Liebe Brüder und Schwestern, betet, dass sie ein lebendiges Spiegelbild unseres einzigen Hirten und Lehrers seien, des Herrn Jesus, der Quelle aller Weisheit, der allen den Weg weist. Und betet auch für mich, dass ich dem Volk Gottes immer das Zeugnis der sicheren Lehre geben und mit milder Festigkeit das Steuer der heiligen Kirche führen kann. (rv)