Vatikan kündigt Projekte zur Prävention von Missbrauch Minderjähriger weltweit an

VATIKANSTADT – Die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjähriger – auch Kinderschutzkommission genannt – hat am Ende ihrer Vollversammlung, die vom 7. bis 9. September in Rom stattfand, eine Reihe von Projekten angekündigt, die der Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen in der ganzen Welt dienen sollen.

In einer Mitteilung, die am 9. September vom Presseamt des Heiligen Stuhls veröffentlicht wurde, erklärte die Gruppe von Experten, die mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche gearbeitet hat, dass man eine „Reihe von Pilotprojekten in Gang setzen werde; das erste davon wird in Brasilien starten.“
„Als Fortsetzung der Arbeit der Gründungsmitglieder sind diese Projekte ein Mechanismus, um sichere Umgebungen und transparente Prozesse zu schaffen, durch die Menschen, die missbraucht worden sind, einen Schritt nach vorne machen können“, heißt es im Text.

Die Supervisionsgruppe „Erziehung und Ausbildung“, hat ihrerseits eine Reihe von zukünftigen Initiativen in Seminaren sowie von Konferenzen auf lokaler Ebene vorgestellt.

Im April 2019 wird die Kommission eine Konferenz für die Verantwortlichen der Kirche in Mittel- und Osteuropa durchführen. Im gleichen Monat wird sie – zusammen mit der brasilianischen Bischofskonferenz – eine Studienwoche anbieten, die für Bischöfe und Ausbilder in Aparecida (Brasilien) bestimmt ist.
Im November 2019 sind die Mitglieder eingeladen, an der Versammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM) teilzunehmen.

Im Jahre 2020 wird die Kommission einen Kongress zum Schutz der Minderjährigen mitgestalten, der sich an jene richtet, die im kirchlichen und zivilen Bereich in Nord- und Südamerika arbeiten. Dieser Kongress wird in Bogota (Kolumbien) stattfinden.

Die Arbeitsgruppe für grundlegende Richtlinien und Schutznormen hat
ihre Fortschritte mitgeteilt, unter anderem jene der „Entwicklung von Prüfinstrumenten, die den lokalen Bischofskonferenzen angeboten werden und somit zur Supervision ihrer Schutzprogramme und -mechanismen beitragen sollen.“

In einem Interview mit der vatikanischen Nachrichtenseite erklärte der Vorsitzende der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, Kardinal Sean Patrick O’Malley:

„Sicherlich, die jüngsten Ereignisse in der Kirche haben die Aufmerksamkeit von uns allen auf die dringende Notwendigkeit einer klaren Antwort seitens der Kirche auf den Missbrauch von Minderjährigen gelenkt.“

„Es ist selbstverständlich eine der Hautverantwortlichkeiten der Kommission, die Opfer anzuhören. Stets aufmerksam zu sein, die Zeugnisse der Opfer zu hören, die zu unseren Überlegungen und Urteile beitragen“, so der Kardinal weiter.
Zum Fortschritt der Kirche bei diesem Thema versicherte der Kardinal, dass die „Kommission die Botschaft zum Schutz der Minderjährigen unermüdlich in die ganze Welt bringe“, und informierte, dass die Mitglieder der Kommission seit der letzten Versammlung „an über hundert Konferenzen in der ganzen Welt teilgenommen haben.“

„Wir arbeiten auch eifrig an Richtlinien“, so der Kardinal weiter.

„Eine unserer jüngsten Initiativen besteht darin, Instrumente zur Überprüfung zu entwickeln, die von den Bischofskonferenz angewendet werden können, um die Umsetzung und Einhaltung derselben zu messen. Auf diese Weise werden die Bischöfe, wenn sie zu Ad-limina-Besuchen nach Rom kommen, aufzeigen, wie es ihnen gelingt, die Richtlinien umsetzen, die jede Bischofskonferenz auf Ersuchen des Heiligen Stuhles und des Papstes selbst, erstellen sollte.“

Er kündigte auch an, dass in naher Zukunft eine der „Initiativen darin bestehen wird, auf mehreren Kontinenten die sogenannten ’survivors advisory panels‘ zu gründen. Dabei handelt es sich um beratende Gremien, die aus ehemaligen Missbrauchsopfern zusammengesetzt sind.

„Das erste wird es in Brasilien geben, aber wir haben diesen Prozess auch schon für Afrika und Asien begonnen“, teilte er mit.

Der Kardinal gab auch an, dass „wir außerdem Ausbildungsprogramme für diejenigen durchführen, die an der Spitze der Kirche stehen, so dass unsere Bischöfe, Priester und Ordensleute sich des Ernstes der Angelegenheit bewusst werden und die Mittel an der Hand haben, so darauf so zu antworten, dass sie dem Schutz der Minderjährigen und der pastoralen Sorge um die Opfer Priorität einräumen.“

Zum Schluss versicherte er, eine der größten Aufgaben sei „die Ausbildung der leitenden Personen in der Kirche“, und erklärte, die Arbeit sei bisher erfolgreich gewesen.

„Ich denke, diese Versammlungen waren sehr erfolgreich. In dieser Woche treffen sich die Mitglieder unserer Kommission mit den Verantwortlichen der Italienischen Bischofskonferenz und der Kongregation für die Glaubenslehre“, endete er. (CNA Deutsch)

Kurienreform: Klerus, Bischöfe, Bildung und Ökumene im Visier

Kardinal PellÜber den derzeitigen Stand der Kurienreform hat sich Papst Franziskus von Montag bis Mittwoch mit seinem Kardinalsrat ausgetauscht. Bei dem mittlerweile 16. Treffen dieser Art ging es vor allem um die Kongregationen für Klerus, Bischöfe und Bildung sowie um den Päpstlichen Einheitsrat; das war am Mittwoch aus dem Vatikanischen Pressesaal zu hören. Hauptfokus der Beratungen sei gewesen, „wie die einzelnen Einrichtungen der Kurie besser der Mission der Kirche dienen können“.

Kardinal Marc Ouellet als Präfekt der Bischofskongregation unterrichtete den Papst und den Kreis der neun Kardinäle über die Arbeit seiner Behörde und der angeschlossenen Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, die er ebenfalls leitet. „Die Kardinäle haben ausgiebig über das spirituelle und seelsorgerliche Profil nachgedacht, das ein Bischof heute braucht“, so der Pressesaal weiter. Dabei sei auch betont worden, welch heikle Rolle ein Päpstlicher Nuntius bei der Auswahl von Bischofskandidaten spiele.

Weitere Themen des „K9“-Rats: die „Diakonie der Gerechtigkeit“ und die bereits verwirklichten Schritte im Reformprozess der Kurie, besonders die Einrichtung der neuen Behörde für ganzheitliche menschliche Entwicklung. Das Sekretariat für Kommunikation legte den Kardinälen ein Dossier über die nächsten Etappen der vatikanischen Medienreform vor. Kardinal George Pell, der dem K9-Rat angehört und zugleich das vatikanische Wirtschaftssekretariat leitet, informierte über die Entwicklungen seiner Behörde, und Kardinal Sean O’Malley – auch er Teil der „K9“ – sprach über Neuigkeiten der von ihm geleiteten Päpstlichen Kommission für Kinderschutz. Die nächste Sitzungsrunde wurde für 12. bis 14. Dezember vereinbart.

Dem Rat zur Reform der Kurie gehören Kardinäle aus allen Kontinenten an: Der Erzbischof von München-Freising Reinhard Marx, Erzbischof Laurent Monswengo von Kinshasa, Erzbischof Oswald Garcias von Bombay, Erzbischof Sean Patrick O´Malley von Boston, Erzbischof Oscar Rodriguez Maradiaga von Tegucigalpa, der emeritierte Erzbischof von Santiago de Chile, Francisco Javier Errazuriz Ossa, sowie drei Kardinäle aus dem Vatikan, der frühere Erzbischof von Sidney George Pell, der Präsident des Governatorats des Vatikanstaates Giuseppe Bertello sowie Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. (rv)

Papst trifft Bischöfe aus Syrien, Irak und Ukraine

Papst FranziskusPapst Franziskus betet für die „blutgetränkten" Krisengebiete auf der Welt. Er empfing an diesem Mittwochmorgen vor der Generalaudienz im Vatikan einige Bischöfe aus Syrien, dem Irak und der Ukraine sowie aus rund 30 weiteren Ländern. Bei der 60-köpfige Delegation handelte sich um Freunde der katholischen Fokolar-Bewegung, wie der Vatikan mitteilte. Die Gruppe tagt derzeit in Castel Gandolfo zu dem Thema „Eucharistie, das Mysterium der Kommunion". Ihnen sagte der Papst:

„Ich bedanke mich vor allem bei euch, meinen Brüdern, der blutgetränkten Erde, aus Syrien, Irak, und auch aus der Ukraine. Zur dieser Zeit des großen Leides, das eure Leute ertragen müssen, gebt ihr die Hoffnung in die Einheit der Eucharistie nicht auf und habt die Kraft voranzuschreiten, vereint im Glauben und der Hoffnung. In der täglichen Morgenmesse sind wir mit euch vereint und beten für euch. Und von dort nehmen wir auch die Kraft für die Initiativen eurer Kirchen."

In seiner Ansprache an die Bischöfe plädierte der Papst für eine „Einheit der Eucharistie". Das „Bündnis der Einheit" sei für die Mitglieder der Fokolar-Bewegung die Grundlage ihres Handelns, fuhr er fort. Dieses Bündnis werde beim Eucharistieempfang geschlossen und verdeutliche, dass Gott allein die Einheit bewirken könne. Papst Franziskus betonte, dass die Eucharistie ohne Einheit das „Göttliche" verliere und sich auf eine rein menschliche, psychologische und soziologische Dynamik reduziere.

„Der Bischof ist das Prinzip der Einheit der Kirche. Aber diese existiert nicht ohne Eucharistie: der Bischof versammelt das Volk nicht um die eigene Person oder die eigenen Vorstellungen, sondern rund um Christus." (rv)

USA: Bischöfe fordern Abrücken von Militärschlagsplänen

USAScharfe Kritik aus dem eigenen Land erfährt US-Präsident Barack Obama mit seinen Militärschlags-Plänen gegen den syrischen Machthaber Bashar al-Assad. Die US-Bischöfe haben sich in einem offenen Brief an Außenminister John Kerry gewandt und von ihm das Erwirken eines Waffenstillstandes gefordert. Politische Verhandlungen seien die einzige denkbare Lösung für Syrien, heißt es in dem von Bischof Richard Pates unterzeichnete Brief. Pates leitet in der US-Bischofskonferenz das „Komitee für internationale Gerechtigkeit und Frieden". Zwar „verabscheuen" die US-Bischöfe die „grässlichen Angriffe durch chemische Waffen", rufen jedoch zugleich auch dazu auf, einen erneuten „Zusammenstoß der Waffen" durch den von den USA angestrebten Militärangriff zu verhindern. Nur der Begegnung und dem Dialog könne es gelingen, Hoffnung auf eine Lösung der Syrienfrage zu wecken, nie aber dem Waffenkonflikt, stellen die Bischöfe klar. Die USA sollten sich gemeinsam mit anderen Regierungen darum bemühen, dass in Syrien die Waffen ruhen und die gesamte Bevölkerung eine Zukunft erhalte, in der Menschenrechte und Religionsfreiheit respektiert werden. Der Weg dazu führe nur über „ernsthafte Verhandlungen, unparteiische und neutrale humanitäre Hilfe sowie Aufbau einer Gesellschaft, die alle Bürger – auch Christen und andere Minderheiten – in ihren Rechten berücksichtigt", heißt es in der Erklärung.

Einen umgehenden Stopp der Waffenlieferungen nach Syrien hat der Patriarch der mit Rom unierten Melkiten, Gregorios III. Laham, gefordert. Dass die „Rote Linie" des Chemiewaffen-Einsatzes überschritten wurde, sei erst durch die Aktivitäten der fundamentalistischen Salafisten und durch den Import von „Waffen, Geld, Militär, Geheimdienst-Mitarbeitern und Kriminellen" möglich geworden. „All dies ist viel gefährlicher als die chemischen Waffen, die wir selbstverständlich auch kategorisch ablehnen", erklärte der in Damaskus residierende höchste griechisch-katholische Würdenträger im Nahen und Mittleren Osten am Mittwoch gegenüber dem Hilfswerk „Kirche in Not". Schon vor einigen Monaten hatte Gregorios im EU-Parlament erklärt, die syrischen Waffenlieferungen an die Rebellen kämen dem „Selbstmord" gleich, „weil niemand diesen Krieg gewinnen kann". Schon heute gebe es dafür in der Region „zu viele Waffen". Würde weiterhin – durch einen Militärschlag oder weitere Waffenimporte – auf Gewalt gesetzt, fördere man damit bloß ein völliges Entgleisen der Situation. „Die Konfliktparteien werden einander bis zum bittersten Ende bekämpfen", mahnte der Patriarch. Ein westlicher Militärangriff auf das Assad-Regime würde aus Gregorios` Sicht „Hass, Kriminalität und Fundamentalismus" anheizen, sogar ein Flächenbrand „nach dem Vorbild eines Weltkrieges" sei denkbar.

Auch der Rat maronitisch-katholischer Bischöfe warnt vom Libanon aus vor einem westlichen Eingreifen im benachbarten Syrien. Ein Militärschlag der USA würde dramatische Auswirkungen auf die ganze Region haben und Instabilität hervorrufen, so die Bischöfe. An der Begegnung am Sommersitz des maronitischen Patriarchen nahm auch der libanesische Premierminister Najib Miqati teil.

Der armenisch-katholische Patriarch von Zilizien, Katholikos Nerses Bedros XIX. Tarmouni, zählt in einer Erklärung von Beirut einige Punkte gegen einen westlichen Militärschlag auf. Die Folgen eines solchen Schlages wären aus seiner Sicht „nicht kalkulierbar", und „frühere Erfahrungen aus dem Irak, Afghanistan und Serbien" sprächen gegen allzu überstürzte Entscheidungen. Die Karte des Dialogs mit der syrischen Regierung sei außerdem noch nicht genug ausgespielt worden. Der Katholikos fährt fort: „Und schließlich, meine Herren, haben Sie auch an die möglichen Todesopfer und an die Zerstörung durch einen Militärschlag gedacht? Oder an den Massen-Exodus von Syrern, zu dem er führen würde?" Man müsse vorher nachdenken und nicht „hinterher bereuen".

Der Vatikan hat derweil das Diplomatische Corps zu einem Informationstreffen über die Friedensinitiative des Papstes für Syrien eingeladen. Am Donnerstagvormittag will das Staatssekretariat den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern den Sinn des Gebetstages für einen Frieden in den Krisenregionen der Welt erläutern. Das vatikanische Staatssekretariat und mehrere vatikanische Dikasterien sind mit Bischofskonferenzen und christlichen Gruppen weltweit in Kontakt, um sie zur Beteiligung an Franziskus` Initiative zu ermuntern. Vatikansprecher Federico Lombardi erklärte gegenüber Journalisten, der Vatikan feile noch am genauen Ablauf der römischen Gebetswache mit dem Papst. (rv)

Türkei: Katholische Bischöfe fordern Lösung

Die katholische Bischofskonferenz ruft die Regierung des Landes dazu auf, eine Lösung für die Eigentumsfrage kirchlicher Einrichtungen zu finden. Es gehe um die Rückgabe konfiszierter Güter, so die Bischöfe in einer Mitteilung vom Dienstag. Vertreter der Bischofskonferenz trafen sich am selben Tag mit anderen Religionsvertretern der Türkei. Die Zusammenkunft wurde vom türkischen Ministerium für Europafragen organisiert. Besonders die katholische Kirche habe es in der Türkei schwer, so der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Rinaldo Marmara, da sie im Gegensatz zu anderen Religionsgemeinschaften nicht juristisch anerkannt ist. Aus diesem Grund darf sie auch keine Güter und Immobilien besitzen. (rv)

Vatikan: Was Bischöfe lernen können

Es ist mittlerweile eine gute Tradition geworden: Neu ernannte Bischöfe aus aller Welt kommen nach Rom, um zu lernen, um Erfahrungen auszutauschen und nicht zuletzt auch um mit „älteren" Amtsbrüdern zu sprechen. Unter den zum diesjährigen Kurs als Refernt Eingeladenen ist der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Sein Thema an diesem Donnerstag war die Leitungsaufgabe des Bischofs. Dabei geht es zwar auch um die Theorie, so Marx im Interview mit Radio Vatikan. Ihm geht es aber vor allem um Berichte aus der persönlichen Praxis.

„Ich finde, dass es sehr wichtig ist, dass man bei aller guten Theorie auch davon erzählt, wie man es selber macht und wie man von dem, was vielleicht nicht gelungen ist, lernen kann. Ich möchte jedenfalls den Bischöfen auch sagen, dass man als Bischof noch viel zu lernen hat."

Viele Neubischöfe kommen mit Leitungserfahrungen in ihr Amt, die eine Pfarrei betreffen, keine größeren Einheiten. Marx weist aber darauf hin, dass der Kern ähnlich ist: Es ist der Umgang mit Menschen. Man müsse mit vielen Menschen zusammen arbeiten können, mit Konflikten umgehen können und sie auf ein Ziel hin orientieren. Gleichzeitig bringe das Amt aber tatsächlich auch völlig neue Elemente mit sich …

„weil ein Bischof viel stärker in der Gesamtöffentlichkeit des Bistums steht und auch in der Öffentlichkeit der Gesellschaft. Da braucht es eine Zeit, sich einzuarbeiten, erst recht, wenn man als Fremder in eine Diözese kommt. Ich selber habe das ja zweimal erlebt und weiß, was es heißt, in einer großen Diözese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, die miteinander auch den Weg gehen, mit dem Bischof zusammen. Denn alleine kann man ein Bistum nicht leiten."

Es brauche immer die Mitarbeit anderer, vor allem der Priester. Insgesamt sei viel Engagement des Gespräches, des Zuhörens und des gemeinsamen Suchens nach Zielen nötig. Was das Bischofsamt im letzten Jahr vor allem geprägt hat, war die Diskussion und der Umgang mit dem Missbrauch. Auch hieraus hat Kardinal Marx einiges an Erfahrungen gezogen, Dinge, die er auch den neuen Bischöfen weitergeben will:

„Auf jeden Fall aktiv zu handeln, authentisch und deutlich die klare Linie der Aufklärung zu fahren; ein offenes Verhältnis zu den Medien haben, die sehr aufmerksam sind, manchmal natürlich auch nicht wohlwollend, das ist klar, aber das muss man eben wissen. Da ist einiges, was man auch den Bischöfen weitergeben kann, denn natürlich wird es immer Konflikte und Probleme mit Priestern geben – nicht nur in der Frage des Missbrauchs –, da sollte man im Gespräch und in der Vereinbarung, was man von einem Priester erwartet, sehr deutlich und konsequent handeln und nicht diffus." (rv)

Kardinal Kasper: „Kirchenspaltung in Deutschland? Undenkbar“

Die katholische Kirche in Deutschland steht keineswegs vor einer Spaltung. So kommentiert der ehemalige Präsident des Päpstlichen Einheitsrates Kardinal Walter Kasper Veröffentlichungen in Zeitungen und im Internet der letzten Wochen, die eine mögliche Spaltung thematisieren.

Zum einen unterschieden sich die kritisch denkenden Gruppen untereinander sehr stark, schreibt der Kardinal in einem Beitrag für die Beilage „Christ und Welt" der Wochenzeitung „Die Zeit". Zum anderen würde eine Spaltung „einen oder mehrere Bischöfe voraussetzen, die mitmachen – für mich völlig undenkbar". In der vergangenen Woche waren in der deutschen Presse Berichte über ein angeblich im Vatikan kursierendes Dossier erschienen, demzufolge Politiker, katholische Theologen und Kirchenfunktionäre die deutsche Kirche von Rom trennen wollten. Kasper nannte das Papier „ein Hypothesengebäude, das Einzelinformationen kombiniert und andere unangemessen aufbauscht. Da scheint mir Misstrauen gesät und eine Spaltung geradezu provoziert zu werden".

Zu einem geplanten Dialog der katholischen Bischöfe mit Laien sagte Kasper, ein solches Gespräch beginne nicht voraussetzungslos und könne nicht das Selbstverständnis der katholischen Kirche infrage stellen. Es müsse aber „eine im Sinn des letzten Konzils erneuerte Kirche" weiterentwickeln. Grundlegend forderte Kasper eine „dialogische, synodal strukturierte Kirche, eine, in der Bischöfe im ständigen Gespräch mit Klerikern und Laien stehen". Der auf drei Jahre angesetzte Dialog ist eine Folge aus dem Missbrauchsskandal. Nach einer allgemeinen Einladung der Bischöfe zum Gespräch stellten Theologen in einem „Memorandum" verschiedene Forderungen, wie etwa ein Überdenken der Zugangsbestimmungen zum Priesteramt. Konservativere Kreise verfassten daraufhin ein Gegenmemorandum. Der Dialog soll am 8. Juli mit einer Veranstaltung in Mannheim beginnen. (rv)

Großbritannien: Anglikanische Bischöfe bald katholische Priester

Die drei übertrittswilligen anglikanischen Bischöfe sind bald katholische Priester. Das geht aus einer Pressemitteilung des Heiligen Stuhls hervor. Demnach werden Bischof John Broadhurst, Andrew Burnham und Keith Newton am 13. Januar mit Erlaubnis des Heiligen Stuhls zunächst zu Diakonen und am 15. Januar zu Priestern geweiht. Broadhurst, Burnham und Newton hatten im November 2010 ihre Absicht mitgeteilt, sich von ihrer bisherigen Glaubensgemeinschaft abzuwenden und zur römisch-katholischen Kirche überzutreten. Am Neujahrstag empfingen sie in London bereits die Kommunion. Die Weihen werden entsprechend der Konstitution „Anglicanorum Coetibus" vom November 2009 vollzogen. Papst Benedikt wollte mit der Konstitution Anglikanern den Übertritt in die römisch-katholische Kirche erleichtern. Die Priesterweihe findet am 15. Januar um 10.30 Uhr in der Westminster Kathedrale in London statt. (rv)

Vatikan/Belgien: Papst bestärkt Bischöfe

Papst Benedikt XVI. hat den belgischen Bischöfen seine Nähe und Solidarität bekundet. An diesem Sonntag sendete das katholische Kirchenoberhaupt einen Brief an den Vorsitzenden der belgischen Bischofskonferenz, Erzbischof André-Joseph Léonard. Mit klaren Worten ging Benedikt XVI. auf die jüngsten Vorgänge in Brüssel ein. Dort hatte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag im Zuge von Ermittlungen in Missbrauchsfällen die in Brüssel versammelten Bischöfe für neun Stunden festgesetzt, ihre Handys und vertrauliche Unterlagen beschlagnahmt und zudem die Gräber von zwei Kardinälen aufgebrochen. Der Papst verurteile den Missbrauch von Minderjährigen durch Kirchenmitarbeiter aufs Schärfste. Die Kirche sei bei der Aufklärung zur Zusammenarbeit mit der staatlichen Justiz bereit, betonte der Papst in dem Brief vom Sonntag. Die Form der Untersuchung und insbesondere die Zerstörung von Gräbern seien jedoch schwerwiegend. – Der belgische Botschafter beim Heiligen Stuhl war am gleichen Tag – also bereits am Donnerstag – in den Vatikan einbestellt worden. (rv) 

USA: Bischöfe verlassen Menschenrechtskonferenz

Die katholische Kirche in den USA zieht sich aus der Konferenz für Bürger- und Menschenrechte (LCCR) zurück. Das hat an diesem Freitag der Vatikan bekannt gegeben. Anlass für die Entscheidung sei die Unterstützung der neuen Richterin für den Supreme Court durch die Konferenz. Dies sei eine weitere Position der LCCR gewesen, die den Prinzipien der amerikanischen Bischöfe widerspreche. Elena Kagan, die sich für eine Legalisierung von Abtreibungen ausspricht, war von US-Präsident Barack Obama am 10. Mai 2010 als Nachfolgerin von Richter John Paul Stevens für den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten nominiert worden. „Angesichts der jüngsten Vorkommnisse ist es offensichtlich geworden, dass eine weitere Mitgliedschaft der US-Bischofskonferenz (USCCB) aufgrund der vergrößerten Agenda der LCCR nicht möglich ist“, erklärte der Bischof von Rockville Centre, William Murphy. Der LCCR habe als Verteidiger der traditionellen bürgerlichen Rechte Positionen entwickelt, die nicht mit den Prinzipien der US-amerikanischen Bischofskonferenz übereinstimmten. Der Bischof bedauerte die Entscheidung, versprach aber, dass sich die USCCB weiterhin für Menschenrechte, gegen Rassismus und für den Schutz des menschlichen Lebens und dessen Würde einsetzen werde. (rv)