USA: Katholiken in der Zwickmühle

Der Mormone Mitt Romney hat die Nase vor seinem katholischen Konkurrenten Newt Gingrich: Bei den Vorwahlen in den USA siegte der Multimillionär deutlich – und kann sich jetzt begründete Hoffnungen machen, republikanischer Herausforderer von Barack Obama bei den Präsidentschaftswahlen in diesem November zu sein. Für die Katholiken in den Vereinigten Staaten wird die Präsidentschaftswahl besonders schwierig. Denn eines der Themen, das katholischen Wählern besonders am Herzen liegt, ist das Thema „Abtreibung". Und da hat sich US-Präsident Barack Obama in katholischen Kreisen mit der neuen Gesundheitsreform viele Feinde geschaffen, sagt Pater Gerold Langsch, der seit 39 Jahren in den USA als Seelsorger arbeitet. Derzeit leitet er die deutschsprachige katholische Gemeinde in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin. Es sei für Katholiken ein Problem, so Pater Langsch,…

„…dass wir gezwungen sind, entweder die eine oder die andere Partei zu wählen. Das Thema Abtreibung ist dann ein trojanisches Pferd. Da kann dann eine Partei sagen, wir sind gegen Abtreibung, doch dadurch werden dann andere wichtige Themen im Bereich der Wirtschaftspolitik ausgeblendet. Das ist die Schwierigkeit für die katholischen Bürger: Sie müssen zwischen einer Partei oder einem Präsidenten wählen, und der derzeitige unterstützt ganz klar Abtreibung. Da wenden sich die Katholiken dann dagegen – aber dass dann Wirtschaft und andere Themen im Hintergrund bleiben, ist sehr schade."

Am vergangenen Sonntag hörten Katholiken landesweit in den Gottesdiensten Hirtenschreiben und Predigten, die eine neue Gesundheitsregelung Obamas verurteilen. Zwar sind Kirchen von der Verpflichtung ausgenommen, Arbeitnehmern Verhütungsmittel oder Abtreibung zu finanzieren. Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft wie Schulen, Krankenhäuser und Wohlfahrtsorganisationen sind aber sehr wohl an das neue Gesetz gebunden. Die Bischofskonferenz stellt sich deshalb quer.

„Ich möchte noch hinzufügen, dass ich sehr dankbar bin, dass die US-Bischofskonferenz in eine Richtung spricht und die Bischöfe dann auch geeint sind. Das gilt auch für die Kirche überhaupt, die dadurch eine Front bilden kann gegenüber der Politik."

Die katholischen Bischöfe finden durchaus Mitstreiter für ihren Widerstand gegen die neue Verfügung: vom betont katholischen republikanischen Präsidentschaftsbewerber Rick Santorum bis zur Vereinigung der Evangelikalen Kirchen. Vor allem aber mobilisieren sie die eigenen Leute, den Protest bei Abgeordneten zu verstärken.

Die nächsten Vorwahlen der Republikaner finden am Sonntag im Bundesstaat Nevada statt. Mehr zu dem Thema Gesundheitsreform und Bischöfe hören Sie in der Sendung „Kreuzfeuer –Kirche wo es kritisch wird" am Donnerstagabend bzw. in den Wiederholungen. (rv)

Präfekt der Ordenskongregation: „Qualität des Ordenslebens ist entscheidend“

An diesem Donnerstag-Spätnachmittag feiert Papst Benedikt XVI. im Petersdom einen Vespergottesdienst mit Ordensleuten – Anlass ist der 16. „Tag des geweihten Lebens". Dieser wird auf eine Entscheidung von Papst Johannes Paul II. hin jährlich am zweiten Februar, dem „Tag der Darstellung des Herrn", begangen, welcher im Volksmund auch als „Mariä Lichtmess" bekannt ist. Anliegen für den Tag des geweihten Lebens ist das Danken für (und das Bitten um) Menschen, die sich ganz Gott zur Verfügung stellen. Das erklärt der Präfekt der vatikanischen Ordenskongregation, der brasilianische Erzbischof Joao Braz de Aviz, im Gespräch mit Radio Vatikan:

„Am Tag der Erscheinung des Herrn wollte Papst Johannes Paul II. den ,Tag des geweihten Lebens' begehen, und Papst Benedikt XVI. hat diese Tradition fortgesetzt. Dieser Tag hat eine wichtige Bedeutung, denn die Berufenen und Geweihten sind zu einem Leben mit besonderen Werten bestimmt – in der Gegenwart und für die Zukunft. Diese Menschen sind feste Orientierungspunkte für die Kirche und Gläubigen."

„Qualität des Ordenslebens ist entscheidend"Die sinkende Zahl der Ordensleute sei „ein typisch europäisches Phänomen", gibt Braz de Aviz in einem aktuellen Interview mit der Vatikanzeitung „Osservatore Romano" an. Freilich seien mittlerweile auch in den USA, in Kanada, in Australien und in geringerem Maße auch in Lateinamerika ähnliche Tendenzen zu beobachten. In Asien und Afrika aber passiere das Gegenteil: Dort wächst die Zahl der Ordensleute und der Berufungen enorm. Man müsse die „tiefen Gründe" dieser Entwicklung verstehen, so der Präfekt, der eine Art „Identitätskrise" der Orden als eine Ursache vermutet:

„Die jungen Leute glauben an eine tiefe Beziehung zu Gott. Ich denke – das ist meine persönliche Einschätzung – , dass eine der Ursachen in einer Erkrankung der menschlichen Beziehungen liegt. Wir sind heute nicht mehr in der Lage, uns als eine Bruderschaft zu verstehen. Es ist kein Zufall, dass viele geweihte Ordensleute deshalb austreten – nicht, weil sie nicht mehr ihre Berufung spüren, sondern weil sie sich nicht mehr wohl in der Gemeinschaft fühlen. Das ist ein Phänomen, das Aufmerksamkeit verdient, weil es in gewisser Weise neu ist. Es hat mit der Globalisierung und der menschlichen Suche nach dem Glück zu tun."

Wo die Qualität des Ordenslebens hoch sei, da entstehe dagegen eine „neue Sensibilität", resümiert Braz de Aviz. Der Brasilianer folgte im Januar 2011 Kardinal Franc Rodé im Amt nach, der die Ordenskongregation seit 2004 geleitet hatte. Die Vesper für die Ordensleute mit Papst Benedikt überträgt Radio Vatikan an diesem Donnerstag live ab 17.20 Uhr, und mit deutschem Kommentar. Unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ. (rv)