Vatikan: Kardinal Jean-Louis Tauran ist in Nigeria

Dort hat sich der Leiter des Päpstlichen Dialogrates u.a. in Lagos mit Dialogverantwortlichen aus ganz Westafrika getroffen. Im Zentrum der Beratungen standen die Beziehungen zu Muslimen angesichts der steigenden islamistischen Gewalt gegen Christen in Nordnigeria. Tauran besuchte u.a. den Ort Kafanchan, wo es immer wieder blutige Zusammenstöße zwischen Christen und Muslimen gegeben hat, und führte in der Stadt Jos Gespräche mit Muslimen. In Sokoto suchte der aus Frankreich stammende Kardinal das geistliche Oberhaupt der nigerianischen Muslime auf und sprach auch mit dem Gouverneur über Sicherheitsprobleme der Christen. Tauran konnte in der Hauptstadt Abuja auch den nigerianischen Vizepräsidenten Alhaji Namadi Sambo, einen Muslim, treffen – allerdings nicht den Präsidenten selbst, den Christen Goodluck Jonathan. Am Samstag wird Kardinal Tauran in Rom zurückerwartet. (rv)

Vatikan/Ukraine: Vier griechisch-katholische Priester exkommuniziert

„Mit lebhafter Unruhe" hat der Vatikan zur Kenntnis genommen, dass vier griechisch-katholische Priester sich selbst zu Bischöfen proklamiert haben. Das Verhalten der vier Geistlichen, die zuvor aus ihrem Orden ausgeschlossen worden waren, „schadet moralisch und geistlich der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, dem Apostolischen Stuhl und der ganzen katholischen Kirche". Das schreibt die vatikanische Glaubenskongregation in einer Erklärung von diesem Donnerstag. Leider sei es nicht gelungen, die vier Priester von ihrem Plan zur Gründung einer „Orthodoxen griechisch-katholischen Kirche der Ukraine" abzubringen. Die Kongregation distanziert sich in aller Form von den vier „Bischöfen" – das Wort wird in der Erklärung mehrmals in Anführungszeichen gesetzt – und stellt fest, dass ihre Weihe zu Bischöfen und alle von ihnen vorgenommenen Weihen nicht anerkannt werden könnten. Die vier Priester hätten sich die Exkommunikation zugezogen, ihre Gruppe dürfe keineswegs die Bezeichnung „katholisch" tragen, die Gläubigen sollten sich von ihnen fernhalten. Die vier Geistlichen gehörten zuvor dem griechisch-katholischen Orden der Basilianer an. (rv)

Kuba: Was bleibt von der Reise?

Nach der Messe an diesem Mittwoch wird sich Papst Benedikt von Kuba verabschieden. Was bleibt vom Besuch? Eine Reflexion von unserem Korrespondenten vor Ort, Pater Bernd Hagenkord.

Die großen Gesten waren nicht zu beobachten, die großen Worte und die Auseinandersetzung. Wer eine Wiederholung des Papstbesuches von vor 14 Jahren auf Kuba erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Benedikt XVI. kam nicht mit fliegenden Fahnen auf die Insel. Er kam als Pilger. Wer die Bilder aus Santiago de Cuba gesehen hat, dem konnte die persönliche Note dieses Besuchs nicht verborgen bleiben. Aber auch für die Kirche und das Land war diese Pilgerreise nicht ohne Wirkung. Benedikt XVI. kam, um die Anliegen der Kirche hier zu stärken. Pilger-Sein, das ist eben auch ein Eingehen auf die Situation des Reiselandes.

Wandel durch Annäherung, kritische Zusammenarbeit, man nenne es wie man will: Die Kirche Kubas hat sich entschieden, den Wandel in der Zusammenarbeit mit der Regierung zu suchen.

Kuba braucht Veränderung, das hat Präsident Raúl Castro in seiner Brandrede zur Begrüßung des Papstes selbst angesprochen. Und die katholische Kirche drängt darauf. Sie schützt die Damen in Weiß, aber gleichzeitig wendet sie sich auch gegen die Aktionen von Oppositionellen, die vor dem Papstbesuch Kirchen besetzt hielten. Es ist nicht einfach, diesen Weg zu gehen, das haben uns alle Gesprächspartner hier bestätigt. Papst Benedikt XVI. aber hat durch seine Anwesenheit genau diese Linie bestärkt. Zum Wohl der Kirche, zum Wohl des Landes und zum Wohl der Menschen hier.

Was vom Besuch bleiben wird, das wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Es werden wohl nicht die großen Gesten sein, eher die leisen und allmählichen Dinge, ein mühsamer Wandel. Eben genau das, was das Pilgern ausmacht.

Aus Havanna Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan (rv)

Presseschau zum Kuba-Besuch

Der Aufruf von Papst Benedikt XVI. zum Bau einer offenen und erneuerten Gesellschaft in Kuba hat am Dienstag die Schlagzeilen über den Besuch des Kirchenoberhauptes auf der kommunistisch regierten Karibikinsel bestimmt. Die in Miami erscheinende kubakritische Tageszeitung „El nuevo Herald" hob mit Blick auf die in Florida lebenden Exil-Kubaner hervor, der Papst trage „die legitimen Wünsche alle Kubaner, ganz gleich wo sie leben", in seinem Herzen.

Das staatliche Parteiorgan „Granma" hob die Äußerung des Papstes hervor, Kuba solle sich anstrengen, „seine Horizonte zu erweitern und zu erneuern". Die kubanische Zeitung „Juventud rebelde" berichtete über den herzlichen Empfang, den Kuba Benedikt XVI. bereitet habe. Zugleich unterstrich sie den Willen nach Eigenständigkeit der Insel: Es gebe „nur die Alternative der totalen Unabhängigkeit oder dem absoluten Verlust derselben".

Die Medien in Lateinamerika räumten der Berichterstattung über den dreitätigen Papstbesuch auf Kuba breiten Raum ein. Fast alle führenden Tageszeitungen des Kontinents weisen ihre Leser mit einem Foto auf der Titelseite auf die Reise hin. Die kolumbianische Tageszeitung „El Tiempo" kommentierte, Benedikt XVI. habe sich mit Kritik an der Castro-Regierung zurückgehalten und stattdessen mit einer Kritik am Kapitalismus überrascht.

Die mexikanische Zeitung „Excelsior" hob den Zeitpunkt der Kuba- Reise hervor: „Papst Benedikt XVI. trifft auf ein Land, dass sich in einem Prozess der Rekonstruktion befindet". Die ebenfalls mexikanische Zeitung „Jornada" zitierte dagegen Kubas Präsidenten Raul Castro auf der Titelseite: Kuba habe „das Recht, seinen eigenen Weg zu wählen".

Verschiedene Medien berichten von verstärkten Verhaftungswellen und Repressalien gegenüber Oppositionellen, die mit dem Papstbesuch einhergehen.

Der Kuba-Besuch bestimmt am Tag nach seiner Abreise auch die mexikanischen Medien. Der Papst habe zum Abschluss seiner Reise die Mexikaner aufgerufen, „standhaft gegen die Kräfte des Bösen" zu bleiben, berichtet die Tageszeitung „El Universal". Zugleich wertete sie das Eintreten des Papstes gegen die Gewalt im mexikanischen Drogenkrieg als die zentrale Botschaft des Besuches.

Unterdessen kehrte auf die Titelseite der Lokalzeitung „El Sol de Leon" der Gastgeberstadt Leon die Berichterstattung über die Gewalt zurück. Der Einsatz eines Spezialkommandos gegen das Drogenkartell „Los Zetas" machte aus dem zu Ende gegangenen Papstbesuch eine Randnotiz. Die Regierung des Bundesstaates Guanajuato zog unterdessen eine positive Bilanz der viertägigen Visite: „Guanajuato ist in der Lage, Großveranstaltungen durchzuführen." (rv)

Papst in Havanna: „Kuba und die Welt brauchen Veränderungen“

Um die 300.000 Menschen – andere Schätzungen liegen deutlich höher – füllten die „Placa de la Revolucion", unter einem riesigen Che-Guevara-Porträt. In der ersten Reihe: Präsident Raul Castro und einige Spitzenvertreter des Regimes. Beherrschende Farbe war aber nicht grün, wie sonst bei Parteiveranstaltungen hier, sondern das Violett der Fastenzeit. Brütende Sonne, dafür aber eine schöne Brise vom Meer her. Der Papst: schon sichtlich müde, aber konzentriert. In der Lesung boten die drei Jünglinge am Hof von Babylon dem Diktator die Stirn – in der kubanischen Wirklichkeit ist das alles nicht so einfach.

„Was bringt der Papst zu uns nach Kuba?", fragte in einer kleinen Grußadresse Kardinal Jaime Ortega, der hier schon vor 14 Jahren Gastgeber von Johannes Paul II. war. Und er fuhr fort: „Überlassen wir die Antwort unserem Volk!" Jedenfalls sei „das ganze Volk heute hier versammelt" bzw. am Fernseher, um Benedikts Wort zu hören und sienen Segen zu empfangen, so der Kardinal. „Sie haben sich als Papstnamen Benedikt gewählt – das heißt übersetzt: hochgelebt, gesegnet. Und genauso ist auch Ihr Pontifikat: das eines Papstes, der die Sanftheit und das Erbarmen Gottes allen übermittelt und alle zur Versöhnung untereinander ermutigt."

In seiner Predigt forderte der Papst erneut mehr Freiheiten für die katholische Kirche auf Kuba. Diese würden es den Gläubigen ermöglichen, einen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft, zu Frieden und zu harmonischer Entwicklung zu leisten. Dazu gehöre das Recht, die christliche Botschaft öffentlich verkünden und feiern zu können. Wörtlich meinte Benedikt XVI.: „Kuba und die Welt brauchen Veränderungen!" Die werde es aber nur geben, wenn Menschen sich frei dazu entschliessen könnten, Versöhnung und Brüderlichkeit zu leben. Die Kirche trage mit ihrem Einsatz im Schul- und Universitätswesen weltweit zur Charakterbildung der Menschen bei. Es sei zu hoffen, dass dies „auch bald" in Kuba möglich würde, so der Papst. Mit der Religionsfreiheit, die sowohl für den Einzelnen als auch für die Kirche gelten müsse, beanspruche er „kein Privileg", sondern weise auf ein Recht hin. „Mit Freude"" erkenne er an, dass Kuba bereits Schritte unternommen habe. Es gelte nun, „das Erreichte festzumachen", sagte der Papst. (rv)

Die Predigt in Santiago

Der Papst hat auf der Plaza de la Revolución Antonio Maceo y Grahales in Santiago de Cuba die heilige Messe gefeiert. Hier lesen Sie die Predigt im Wortlaut:
Liebe Brüder und Schwestern!

Ich danke Gott, daß er mir ermöglicht hat, zu euch zu kommen und diese so ersehnte Reise durchzuführen. Ich grüße den Erzbischof von Santiago de Cuba Dionisio García Ibáñez und danke ihm für seine liebenswürdigen Worte zur Begrüßung im Namen aller; ebenso begrüße ich die kubanischen Bischöfe und jene, die aus anderen Orten gekommen sind, sowie auch die Priester, Ordensleute, Seminaristen und die Gläubigen, die bei dieser Meßfeier anwesend sind. Ich möchte auch diejenigen nicht vergessen, die wegen Krankheit, Alter oder aus anderen Gründen nicht hier bei uns sein können. Desgleichen begrüße ich alle Vertreter des öffentlichen Lebens, die freundlicherweise zugegen sind.

Diese heilige Messe – die erste, der ich während meines Pastoralbesuchs in dieser Nation zu meiner Freude vorstehen kann – fügt sich in den Rahmen des Marianischen Jubiläumsjahres ein, das zu Ehren der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre, der Patronin Kubas, ausgerufen wurde anläßlich der 400-Jahr-Feier der Auffindung ihres Gnadenbildes und seiner Anwesenheit in diesem gesegneten Land. Ich weiß sehr wohl, unter welchen Opfern und mit welcher Hingabe dieses Jubiläum, besonders in geistlicher Hinsicht, vorbereitet worden ist. Es hat mich tief berührt zu erfahren, mit welcher Begeisterung Maria auf ihrer Wanderung durch alle Winkel und Orte der Insel von vielen Kubanern begrüßt und angerufen worden ist.

Diese bedeutenden Ereignisse der Kirche in Kuba werden durch das Fest, das die Universalkirche heute feiert, mit ungewöhnlichem Glanz beleuchtet: die Verkündigung des Herrn an die Jungfrau Maria. Die Menschwerdung des Gottessohns ist tatsächlich das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens, und in ihm nimmt Maria einen vorrangigen Platz ein. Worin liegt aber die Bedeutung dieses Geheimnisses? Und welche Bedeutung hat es für unser konkretes Leben?

Schauen wir zunächst einmal, was die Inkarnation bedeutet. Im Evangelium des heiligen Lukas haben wir die Worte des Engels an Maria gehört: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden" (Lk 1,35). In Maria wird der Sohn Gottes Mensch, und so erfüllt sich die Prophezeiung Jesajas: „Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben" (Jes 7,14). Ja, Jesus, das fleischgewordene Wort, ist der Gott-mit-uns, der gekommen ist, um unter uns zu wohnen und unser Menschsein zu teilen. Der heilige Apostel Johannes drückt das so aus: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Joh 1,14). Der Ausdruck „ist Fleisch geworden" weist auf die ganz konkrete und greifbare menschliche Wirklichkeit hin. In Christus ist Gott wirklich in die Welt gekommen, in unsere Geschichte eingetreten und hat unter uns gewohnt. So hat sich die tiefe Sehnsucht des Menschen erfüllt, daß die Welt tatsächlich ein Zuhause für den Menschen sei. Umgekehrt verwandelt sich die Welt, wenn Gott aus ihr ausgeschlossen wird, in einen für den Menschen unwirtlichen Ort und vereitelt zugleich die wahre Berufung der Schöpfung, nämlich Raum zu sein für den Bund, für das »Ja« der Liebe zwischen Gott und der Menschheit, die ihm antwortet. Und so wurde Maria mit ihrem vorbehaltlosen „Ja" zum Herrn die erste der Glaubenden.

Daher dürfen wir bei der Betrachtung des Geheimnisses der Menschwerdung nicht unterlassen, unsere Augen auf Maria zu richten, um voller Staunen, Dankbarkeit und Liebe zu sehen, daß unser Gott beim Eintritt in die Welt auf die freie Zustimmung eines seiner Geschöpfe vertrauen wollte. Erst von dem Augenblick an, als die Jungfrau dem Engel antwortete: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast" (Lk 1,38), begann das ewige Wort des Vaters seine menschliche Existenz in der Zeit. Es ist ergreifend zu sehen, wie Gott nicht nur die menschliche Freiheit respektiert, sondern sie zu benötigen scheint. Und wir sehen auch, daß der Beginn der irdischen Existenz des Sohnes Gottes von einem doppelten „Ja" zum Heilswillen des Vaters – dem Ja Christi und dem Ja Marias – gekennzeichnet war. Dieser Gehorsam gegenüber Gott ist es, der der Wahrheit, dem Heil die Pforten der Welt öffnet. Gott hat uns nämlich als Frucht seiner unendlichen Liebe erschaffen. Gemäß seinem Willen zu leben, ist deshalb der Weg, um unsere eigentliche Identität, die Wahrheit unseres Seins zu finden, während das Sich-Trennen von Gott uns von uns selbst entfernt und uns in die Leere stürzt. Der Glaubensgehorsam ist die wahre Freiheit, die echte Erlösung, die uns erlaubt, uns mit der Liebe Jesu zu verbinden in seinem Bemühen, in den Willen des Vaters einzustimmen. Die Erlösung ist immer dieser Prozeß, den menschlichen Willen in die volle Gemeinschaft mit dem göttlichen Willen zu führen (vgl. Lectio divina mit dem Klerus von Rom, 18. Februar 2010).

Liebe Brüder und Schwestern, heute loben wir die Allerseligste Jungfrau für ihren Glauben, und mit der heiligen Elisabeth sagen auch wir: „Selig ist, die geglaubt hat" (Lk 1,45). Wie der heilige Augustinus sagt, empfing Maria Christus zuerst durch den Glauben in ihrem Herzen, bevor sie ihn physisch in ihrem Leib empfing; Maria glaubte, und es erfüllte sich in ihr, was sie geglaubt hat (vgl. Sermo 215,4: PL 38, 1074). Bitten wir den Herrn, daß er unseren Glauben vermehre, daß er ihn in der Liebe tatkräftig und fruchtbar mache. Bitten wir ihn, daß wir wie sie auch in unsrem Herzen das Wort Gottes empfangen und es gehorsam und beharrlich in praktisches Tun umsetzen können.

Die Jungfrau Maria ist wegen ihrer unersetzlichen Rolle im Mysterium Christi Bild und Vorbild der Kirche. Wie die Mutter Christi ist auch die Kirche dazu aufgerufen, das Geheimnis Gottes, der kommt, um in ihr zu wohnen, in sich aufzunehmen. Liebe Brüder und Schwestern, ich weiß, mit wieviel Anstrengung, Mut und Verzicht ihr tagtäglich dafür arbeitet, damit unter den konkreten Umständen eures Landes und in diesem Augenblick der Geschichte die Kirche immer mehr ihr wahres Gesicht als Ort zeigt, an dem sich Gott den Menschen nähert und ihnen begegnet. Die Kirche hat als lebendiger Leib Christi den Auftrag, die heilbringende Gegenwart Gottes auf Erden fortzuführen, die Welt für etwas zu öffnen, das größer ist als sie selbst, für die Liebe und das Licht Gottes. Es ist der Mühe wert, liebe Brüder und Schwestern, das ganze Leben Christus zu widmen, jeden Tag in der Freundschaft zu ihm zu wachsen und sich gerufen zu fühlen, die Schönheit und Güte seines Lebens allen Menschen, unseren Brüdern, zu verkünden. Ich ermutige euch bei eurer Aufgabe, das Wort Gottes in der Welt auszustreuen und allen die wahre Speise des Leibes Christi anzubieten. Ostern ist schon nahe, laßt uns entschlossen, ohne Furcht und ohne Hemmungen Jesus auf seinem Weg ans Kreuz folgen. Nehmen wir mit Geduld und Glauben manche Feindseligkeit oder Anfechtung in der Überzeugung hin, daß er durch seine Auferstehung die Macht des Bösen, das alles verdunkelt, vernichtete und eine neue Welt, die Welt Gottes, des Lichts, der Wahrheit und der Freude anbrechen ließ. Der Herr wird nicht aufhören, die Hochherzigkeit eures Einsatzes mit reichen Früchten zu segnen.

Das Geheimnis der Menschwerdung, in dem uns Gott nahekommt, zeigt uns auch die unvergleichliche Würde des ganzen menschlichen Lebens. Dafür hat Gott in seinem Liebesplan seit der Schöpfung die auf die Ehe gegründete Familie mit der erhabenen Sendung beauftragt, Grundzelle der Gesellschaft und echte Hauskirche zu sein. In dieser Gewißheit sollt ihr, liebe Eheleute, – in besonderer Weise für eure Kinder – wahres und sichtbares Zeichen für die Liebe Christi zu seiner Kirche sein. Kuba braucht das Zeugnis eurer Treue, eurer Einheit, eurer Fähigkeit, das menschliche – besonders das schutzloseste und bedürftigste – Leben aufzunehmen.

Liebe Brüder und Schwestern, vor dem Blick der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre möchte ich euch dazu aufrufen, eurem Glauben neue Kraft zu geben, damit ihr aus Christus und für Christus leben und mit den Waffen des Friedens, der Vergebung und des Verständnisses für den Aufbau einer offenen und erneuerten Gesellschaft, einer besseren, menschenwürdigeren Gesellschaft kämpfen könnt, die die Güte Gottes stärker widerspiegelt. Amen. (rv)

Präsident Raúl Castro begrüßt den Papst

Es waren starke Worte, mit denen Präsident Raúl Castro Papst Benedikt in Kuba empfing. Er sprach von der ökonomischen Isolierung des Landes, vom Versuch der Weltmacht USA, das Land von Freiheit abzuschneiden. Dem habe das Volk Kubas sein legitimes Recht entgegengesetzt, seinen eigenen Weg zu gehen: Man widerstehe, um die eigene Kultur und die Ideen des Fortschritts zu schützen. Man sei immer auf der Seite derer gewesen, die „weniger haben als andere", man entsende Ärzte und Lehrer in die ganze Welt, man stehe für Freiheit und Selbstbestimmung.

Gleichzeitig suche man alles zu ändern, was geändert werden müsse.

Ein weiterer Schwerpunkt der Ansprache war die Umwelt, schon vor 20 Jahren habe sein Vorgänger und Bruder Fidel Castro auf die Bedrohung der Lebensgrundlagen hingewiesen, während immer mehr Waffen gebaut und verkauft würden. Wasser und Lebensmittel würden – nach den Rohstoffen – die Gründe für die nächsten Kriege, prophezeite er.

Die Überflussgesellschaften schafften in ihrem irrationalen Konsum eine systematische Krise, Präsident Castro wies auf die moralische Dimension der globalen Krise hin, Egoismus und Korruption seien die Folge.
In diesen und anderen Themen freue man sich über die Übereinstimmung mit den Ideen des Papstes.
Mit Blick auf die Beziehungen mit der Kirche wies Präsident Castro darauf hin, dass die Verfassung die volle Religionsfreiheit garantiere.

„Eure Heiligkeit kann sich an ein Volk wenden, das tiefe Überzeugungen hat und das aufmerksam und respektvoll zuhören werde", schloss Castro seine Begrüßung.

Am Abend nahm er neben weiteren Mitgliedern der Regierung Cubas an der Messe in Santiago teil.

Ein Bericht aus Kuba von Pater Bernd Hagenkord. (rv)

Presseschau aus Kuba: „Herzlicher Empfang in Mexiko“

Wir schauen mal, was die kubanischen Medien bisher über die Papstreise berichten. Neben der offiziellen Zeitung der kommunistischen Partei „Granma" gibt es nämlich nur einige Wochenzeitungen, die zwar ebenfalls mit der Partei verbunden sind, aber interessante Aspekte aufzeigen. So hat die Wochenzeitung „Juventud Rebelde" am Sonntag vor allem einen Ausblick auf den Kuba-Besuch Benedikts in den Vordergrund gerückt. Der Papst werde auf der Karibikinsel ein Volk vorfinden, der ihn mit Zuneigung betrachte, titelt das Blatt. Zum Mexiko-Besuch schreibt „Juventud Rebelde" einzig über die Stimmung der Mexikaner. Der Papst sei herzlich empfangen worden, so das Fazit der kubanischen Zeitung. (rv)

Wie Havanna auf den Papst wartet

Es ist kein gewöhnlicher Papstbesuch, der an diesem Montag beginnt. Das wurde jedem deutlich, der in den vergangenen Tagen durch die Hauptstadt Havanna ging. Grund ist natürlich die nicht ganz einfache Beziehung zwischen Kirche und Staat.

Auch Mexiko, wie viele andere vom Papst besuchte Länder, hat eine Geschichte von Kirche und Staat, die nie frei von Spannungen war, die sogar Verfolgungen in der Vergangenheit kannte. Kuba ist aber noch einmal etwas Besonderes. Die Insel erlebt im Augenblick sein 54. Jahr der Revolution. Alles weist darauf hin, dass es wirtschaftliche Öffnung gibt, auch wenn eine Schrifttafel in der Nähe des Flughafens verkündet, dass dies für mehr Sozialismus geschehe.

Was aber vor allem auffällt, ist die fast vollständige Unsichtbarkeit des Papstbesuches. Auf der Plaza de la Revolución ist das naturgemäß anders, der Altar ist aufgebaut und wird von den Abbildungen der Revolutionäre José Marti und Che Guevara überragt. Je weiter man sich aber von den zentralen Orten entfernt, desto weniger sichtbar wird der Besuch im Straßenbild.

In Havanna gibt es gar keine Straßenwerbung, ein ungewohnter und sehr angenehmer Anblick für einen Westler. Aber es gibt auch kaum Hinweise auf die Papstmesse. An einigen Masten hängen nicht sehr große Plakate, aber das war es auch schon.

Die Menschen, die man auf der Straße trifft, wissen aber sehr wohl Bescheid. Alejandro zum Beispiel trägt zur Feier des Anlasses seinen Rosenkranz um den Hals. Er arbeitet in einer Zigarrenfabrik, aber da ganz Havanna für den Papstbesuch zwei Tage lang frei hat, genießt er den Tag und wird zur Ankunft des Papstes zum Flughafen fahren. In der Pfarrei um die Ecke wurde am Sonntag in den Fürbitten ganz besonders für den Besuch gebetet; man erwartet sich Impulse für den Glauben und die Gemeinschaft der Kirche.
Die Journalisten sind am Sonntag in großen Mengen zur Kirche Santa Rita gefahren, um mit den Damas en Blanco – den für die Freilassung der Gefangenen protestierenden Frauen – zu sprechen. Der Pfarrer musste die anwesenden Journalisten sogar ermahnen, die Messe nicht zu stören. Aber nachher erzählten einige der Frauen, dass sie zur Papstmesse gehen werden, aber nicht in weiß, sie wollten mit dem Papst feiern, nicht demonstrieren.

Viel Vorbereitung ist in diesen Besuch gegangen, auch wenn man es in den Straßen nicht sieht. Aber er wird – und da sind sich alle einig, mit denen ich habe sprechen können – wie der Vorgängerbesuch seine Spuren im Land hinterlassen.

Aus Havanna Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan (rv)

Lombardi: „Papst-Treffen mit Chavez ist nicht geplant“

Ein Treffen zwischen Venezuelas Staatsschef Hugo Chavez und Papst Benedikt XVI. steht nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi weiterhin nicht in Aussicht. Eine solche Begegnung stehe nicht auf dem Programm; auch sei im päpstlichen Organisationsstab nichts von einem Ersuchen Chavez' um eine private Audienz bekannt, sagte Lombardi am Sonntag (Ortszeit) im mexikanischen Léon.

„Weder ich noch das päpstliche Gefolge, die Kardinäle, wissen etwas darüber."

Der an einer Krebserkrankung leidende venezolanische Staatschef hält sich laut Medienberichten derzeit zu einer weiteren Strahlentherapie in Kuba auf. Dort setzt Benedikt XVI. am Montag seine Lateinamerikareise fort.

Kein Treffen mit Dissidenten
Vatikansprecher Lombardi versuchte auch Spekulationen über ein Treffen des Papstes mit kubanischen Dissidenten zu dämpfen.

„Auch ein solches Treffen ist nicht vorgesehen. Die Journalisten sollten keine Erwartungen nähren."

Mit Blick auf den viertägigen Besuch des Papstes in Mexiko sagte Lombardi, für Benedikt XVI. sei mit der herzlichen Aufnahme durch die Bevölkerung eine Hoffnung, die er in die Reise gesetzt hatte, erfüllt worden.

„Die Verbundenheit der Mexikaner mit Johannes Paul II. hatte eine gewisse Reserviertheit gegenüber dessen Nachfolger befürchten lassen. Diese Distanz ist durch die Reise überwunden."

Zur Erinnerung: Johannes Paul II. reiste insgesamt fünf Mal nach Mexiko. Der erste Besuch fand 1979 statt, der letzte 2002. (rv)