Vatikan/Kuba: „Papstbesuch wird Demokratisierungsprozess anstoßen“

Der Papstbesuch auf Kuba wird den Demokratisierungsprozess in dem sozialistischen Land anstoßen. Davon zeigt sich der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa" überzeugt. Dass die Visite von der kubanischen Regierung politisch instrumentalisiert werden könnte, glaubt Bertone nicht. Die Regierung und das kubanische Volk würden im Gegenteil größte Anstrengungen unternehmen, um den Papst mit der ihm gebührenden Hochachtung zu empfangen, fügt Bertone an. Seit dem historischen Besuch von Papst Johannes Paul II. auf Kuba hätten sich Dialog und Kooperation zwischen Kubas Staat und Kirche verbessert, so der Kardinalstaatssekretär. Als konkretes Beispiel nennt Bertone die verbesserte Priesterausbildung. Viel zu tun gebe es allerdings noch im Bereich der kirchlichen Schulen und Einrichtungen. Papst Johannes XXIII. hatte den damaligen kubanischen Revolutionsführer 1962 exkommuniziert, nachdem dieser die Verstaatlichung aller katholischen Schulen und Krankenhäuser angeordnet hatte. (rv)

Neue „Gebrauchsanweisung“ für die Vatikanbibliothek

Es ist so etwas wie ein Schlüssel zu jahrtausendaltem Wissen: Das neue Handbuch zum Handschriften- und Münzkundebestand der Vatikanbibliothek. Zwölf Jahre lang haben der Direktor der vatikanischen Handschriftenabteilung, Paolo Vian, und der Altphilologe Francesco D’Aiuto an dem zweibändigen Werk gearbeitet; jetzt wurde es publiziert.

Immer zugänglicher wird sie, die Handschriftensammlung der Vatikanbibliothek. 80.000 Dokumente umfasst sie, darunter einige der seltensten Manuskripte der Welt, die ältesten davon aus dem 4. Jahrhundert. Vor gut einem Jahr hatte man mit der Digitalisierung der Bestände begonnen, „Konservierung" war das Anliegen. Das neue Handbuch hilft dem Besucher beim „Finden", erklärt Cesare Pasini, Direktor der Vatikanbibliothek, im Interview mit uns.

„Es ist eine Berufung, diese Bestände zu öffnen. Wir sagen oft: Konservieren wir diese Werke der Menschheit für die Menschheit. Aber wie soll man sie öffnen, wenn man nicht Instrumente dafür an die Hand gibt? Genau das ist unsere Tradition und unsere Mission. Es ist schön, den Menschen dabei zu helfen, sich Wissen anzueignen. Zuallererst helfen wir natürlich Wissenschaftlern, darunter einige, die schon vertraut sind mit der Bibliothek, aber auch eben jene, die sich die Sammlung neu erschließen und dabei unsere Hilfe brauchen. Niemand will die Bestände einer Bibliothek unter Verschluss halten; das würde dem Geist der Einrichtung widersprechen."

Nach Geheimniskrämerei und exklusivem Wissensverschluss hört sich das freilich nicht an. Im Gegenteil: Schon dem Bibliotheksgründer Papst Nikolaus V., der die Handschriftensammlung im Jahr 1447 begann, habe es am Herzen gelegen, die Bibliothek „dem allgemeinen Gebrauch von Männern der Wissenschaft" zur Verfügung zu stellen. Pasini:

„Dieser damals erste – ja grundlegende und grandiose – Schritt dieses Papstes ist mit der Zeit zu einer immer größeren Bereitschaft (zur Öffnung, Anm. d. Red.) geworden – was die Öffnungszeiten der Bibliothek angeht, die Besucher aus aller Welt und eben die Instrumente, mit denen man sich die Bibliothek erschließen und in ihr etwas suchen kann. Das Handbuch, das jetzt veröffentlicht wurde, komplettiert sozusagen diesen Weg der Hilfestellung und Öffnung, den die Bibliothek beschreiten will." (rv)