Vatikan/Italien: Tagung „Kultur der Rechtschaffenheit und multireligiöse Gesellschaft“

Im Zeichen der Mafia steht die nächste Gesprächsrunde des Vatikan mit Atheisten und Bekenntnislosen. Die Tagung soll in Palermo auf Sizilien stattfinden und trägt den Titel „Kultur der Rechtschaffenheit und multireligiöse Gesellschaft". Dies kündigte der Präsident des päpstlichen Kulturrates, Kardinal Gianfranco Ravasi, am Wochenende in einem Interview mit Radio Vatikan an. Die Wahl des Ortes zeige den Willen der katholischen Kirche, ihre Bemühungen gegen illegales Verhalten und „jedwede Degeneration des Rechts" wieder zu beleben, so Ravasi. Die religiöse und moralische Ebene sei im Kampf gegen die Mafia von großer Bedeutung, betonte der Kardinal. Die Tagung ist für den 29. bis 30. März vorgesehen. Veranstalter ist der am Kulturrat angesiedelte „Vorhof der Völker". Diese Einrichtung wurde im vergangenen Jahr speziell für den Dialog zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden ins Leben gerufen. Ähnliche Veranstaltungen der im März 2011 in Paris gegründeten vatikanischen Initiative fanden bislang in Bukarest, Rom und Tirana statt. (rv)

Rowan Williams: Für die Ökumene von den Mönchen lernen

Die Vesper in San Gregorio am Samstagabend war der Abschluss Tages der Begegnungen für Rowan Williams, den Erzbischof von Canterbury und Haupt der anglikanischen Kirche. Weniger als sechs Monate nach dem Friedenstreffen von Assisi hatte er wieder die Gelegenheit, sich mit Papst Benedikt auszutauschen.

Bei der Privataudienz am Samstagmorgen sei es um ähnliche Themen gegangen wie schon in Assisi, so Erzbischof Rowan im Interview mit Radio Vatikan.

„Wir haben ein wenig über die Situation im Nahen Osten und die Antwort der Kirche darauf gesprochen. Wir teilen die Sorge, die Frustration und auch die Unsicherheit darüber, was die Zukunft dort bringen wird. Wir haben dann auch über meine Ansprache gesprochen, die ich in Genf bei der UNO über Menschenrechte allgemein gehalten habe. Wir haben uns dann recht lebhaft über die theologischen Fundamente für Menschenrechte unterhalten und darüber, eine solides Verständnis des Bildnisses Gottes im Menschen zu haben. Wir sind uns hier ganz einig darin, dass die theologische Debatte wieder mehr in den Diskurs muss."

Erzbischof Williams war gekommen, um mit Papst Benedikt die Vesper zu feiern, ganz in der Tradition der jeweiligen Vorgänger. Die Tatsache, dass bereits drei Erzbischöfe von Westminster hier gewesen seien, mache deutlich, wie sehr der Beginn der Missionierung Englands mit diesem Ort verbunden würde.

„Dadurch, dass wir zu den gemeinsamen Wurzeln und der gemeinsamen Vergangenheit zurück gehen, schaffen wir auch eine Gemeinschaft in der Gegenwart. Selbst die protestantischsten der englischen Christen erkennen diese Wurzel an. Das gibt uns die Kraft, weiter für die sichtbare Einheit zu streiten, wann immer sie kommen mag."

Neben den gemeinsamen Wurzeln sei aber auch die Mönchsgemeinschaft der Kamaldulenser, die in diesem Jahr 1.000 Jahre alt wird und zu deren Kloster die Kirche gehört, in der Papst Benedikt und Erzbischof Rowan feierten, eine Inspiration: Auch die Ökumene könne von den Mönchen lernen:

„Die Bedeutung des Mönchslebens sowohl für die Ökumene als auch für die Evangelisierung – auch das war ein Thema – liegt daran, dass die Mönchsgemeinschaft eine Gemeinschaft ist, die sich um das Wort Gottes versammelt. Sie sind nicht verwandt oder haben Stammesloyalitäten, sie sind schlicht eine Gemeinschaft, die gemeinsam die Psalmen singt und die sich mit dem Gebet Jesu identifizieren."

Erzbischof Williams wird bereits im Oktober dieses Jahres nach Rom zurückkehren, um vor der Bischofssynode zur Neuevangelisierung zu sprechen, ein weiteres Thema der Privataudienz bei Papst Benedikt.

„Es ist glaube ich sehr klar, dass ich eingeladen bin, um eine theologische Reflexion über die Natur der Evangelisierung zu geben. Ich fühle mich geehrt, das tun zu dürfen. Ich hoffe, dass das ein Zeichen dafür ist, dass wir bei der Evangelisierung in Europa zusammen arbeiten können. Es wäre desaströs, wenn das eine Kirche alleine versuchen würde und glauben würde, sie allein könne es schaffen. Es gibt nicht den einen und wahren Schlüssel für die Evangelisierung, wir brauchen so viele und so tiefe Ressourcen, wie wir finden können." (rv)