Presseschau aus Kuba: „Herzlicher Empfang in Mexiko“

Wir schauen mal, was die kubanischen Medien bisher über die Papstreise berichten. Neben der offiziellen Zeitung der kommunistischen Partei „Granma" gibt es nämlich nur einige Wochenzeitungen, die zwar ebenfalls mit der Partei verbunden sind, aber interessante Aspekte aufzeigen. So hat die Wochenzeitung „Juventud Rebelde" am Sonntag vor allem einen Ausblick auf den Kuba-Besuch Benedikts in den Vordergrund gerückt. Der Papst werde auf der Karibikinsel ein Volk vorfinden, der ihn mit Zuneigung betrachte, titelt das Blatt. Zum Mexiko-Besuch schreibt „Juventud Rebelde" einzig über die Stimmung der Mexikaner. Der Papst sei herzlich empfangen worden, so das Fazit der kubanischen Zeitung. (rv)

Wie Havanna auf den Papst wartet

Es ist kein gewöhnlicher Papstbesuch, der an diesem Montag beginnt. Das wurde jedem deutlich, der in den vergangenen Tagen durch die Hauptstadt Havanna ging. Grund ist natürlich die nicht ganz einfache Beziehung zwischen Kirche und Staat.

Auch Mexiko, wie viele andere vom Papst besuchte Länder, hat eine Geschichte von Kirche und Staat, die nie frei von Spannungen war, die sogar Verfolgungen in der Vergangenheit kannte. Kuba ist aber noch einmal etwas Besonderes. Die Insel erlebt im Augenblick sein 54. Jahr der Revolution. Alles weist darauf hin, dass es wirtschaftliche Öffnung gibt, auch wenn eine Schrifttafel in der Nähe des Flughafens verkündet, dass dies für mehr Sozialismus geschehe.

Was aber vor allem auffällt, ist die fast vollständige Unsichtbarkeit des Papstbesuches. Auf der Plaza de la Revolución ist das naturgemäß anders, der Altar ist aufgebaut und wird von den Abbildungen der Revolutionäre José Marti und Che Guevara überragt. Je weiter man sich aber von den zentralen Orten entfernt, desto weniger sichtbar wird der Besuch im Straßenbild.

In Havanna gibt es gar keine Straßenwerbung, ein ungewohnter und sehr angenehmer Anblick für einen Westler. Aber es gibt auch kaum Hinweise auf die Papstmesse. An einigen Masten hängen nicht sehr große Plakate, aber das war es auch schon.

Die Menschen, die man auf der Straße trifft, wissen aber sehr wohl Bescheid. Alejandro zum Beispiel trägt zur Feier des Anlasses seinen Rosenkranz um den Hals. Er arbeitet in einer Zigarrenfabrik, aber da ganz Havanna für den Papstbesuch zwei Tage lang frei hat, genießt er den Tag und wird zur Ankunft des Papstes zum Flughafen fahren. In der Pfarrei um die Ecke wurde am Sonntag in den Fürbitten ganz besonders für den Besuch gebetet; man erwartet sich Impulse für den Glauben und die Gemeinschaft der Kirche.
Die Journalisten sind am Sonntag in großen Mengen zur Kirche Santa Rita gefahren, um mit den Damas en Blanco – den für die Freilassung der Gefangenen protestierenden Frauen – zu sprechen. Der Pfarrer musste die anwesenden Journalisten sogar ermahnen, die Messe nicht zu stören. Aber nachher erzählten einige der Frauen, dass sie zur Papstmesse gehen werden, aber nicht in weiß, sie wollten mit dem Papst feiern, nicht demonstrieren.

Viel Vorbereitung ist in diesen Besuch gegangen, auch wenn man es in den Straßen nicht sieht. Aber er wird – und da sind sich alle einig, mit denen ich habe sprechen können – wie der Vorgängerbesuch seine Spuren im Land hinterlassen.

Aus Havanna Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan (rv)

Lombardi: „Papst-Treffen mit Chavez ist nicht geplant“

Ein Treffen zwischen Venezuelas Staatsschef Hugo Chavez und Papst Benedikt XVI. steht nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi weiterhin nicht in Aussicht. Eine solche Begegnung stehe nicht auf dem Programm; auch sei im päpstlichen Organisationsstab nichts von einem Ersuchen Chavez' um eine private Audienz bekannt, sagte Lombardi am Sonntag (Ortszeit) im mexikanischen Léon.

„Weder ich noch das päpstliche Gefolge, die Kardinäle, wissen etwas darüber."

Der an einer Krebserkrankung leidende venezolanische Staatschef hält sich laut Medienberichten derzeit zu einer weiteren Strahlentherapie in Kuba auf. Dort setzt Benedikt XVI. am Montag seine Lateinamerikareise fort.

Kein Treffen mit Dissidenten
Vatikansprecher Lombardi versuchte auch Spekulationen über ein Treffen des Papstes mit kubanischen Dissidenten zu dämpfen.

„Auch ein solches Treffen ist nicht vorgesehen. Die Journalisten sollten keine Erwartungen nähren."

Mit Blick auf den viertägigen Besuch des Papstes in Mexiko sagte Lombardi, für Benedikt XVI. sei mit der herzlichen Aufnahme durch die Bevölkerung eine Hoffnung, die er in die Reise gesetzt hatte, erfüllt worden.

„Die Verbundenheit der Mexikaner mit Johannes Paul II. hatte eine gewisse Reserviertheit gegenüber dessen Nachfolger befürchten lassen. Diese Distanz ist durch die Reise überwunden."

Zur Erinnerung: Johannes Paul II. reiste insgesamt fünf Mal nach Mexiko. Der erste Besuch fand 1979 statt, der letzte 2002. (rv)

Presseschau zum zweiten Reisetag

In der lateinamerikanischen Presse ist nach dem enthusiastischen Empfang für den Papst weiter sehr positiv über den Papstbesuch die Rede. Die ersten beiden Programmpunkte des Papstes am Samstag, der Höflichkeitsbesuch beim mexikanischen Präsidenten Felipe Calderon und der Gruß an die Kinder in Guanajuato, sind durch Presse, Fernsehen und Webnachrichtendienste über den ganzen Erdball verbreitet worden. Die Medienpräsenz übertrifft sogar die stets mit großer Aufmerksamkeit begleiteten Reisen Johannes Paul II..

Das Treffen des Papstes mit dem Staatspräsidenten ist ausführlich in der mexikanischen Presse verbreitet worden, wobei besonderes Gewicht auf die Nachricht gelegt wurde, dass über die Notwenigkeit, das neue Gesetz zur Regelung des Handels von Leichtfeuerwaffen (AAT) rasch zu verabschieden, große Einigkeit besteht. Ebenso intensiv wurde über das Treffen des vatikanischen Staatssekretärs Tarcisio Bertone mit politischen Autoritäten berichtet, das zeitgleich zum Treffen des Papstes mit Calderon stattfand. Bei dieser Begegnung fiel auf, dass weniger innenpolitische Themen angesprochen wurden, sondern vielmehr Themen wie der G20 und die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise.

Im Einzelnen:

A. M. – Las noticias como son
Die Zeitung öffnet mit einem Foto, das den Papst bei seinem Bad in der Menge bei seiner Ankunft zeigt. Besonderes Gewicht wird auf die Worte von Papst Benedikt während der Pressekonferenz auf dem Hinflug zum Drogenhandel gelegt, weitere Artikel sprechen von den zahlreichen, großteils jugendlichen Freiwilligen, die beim Papstbesuch aushelfen. Im Mittelteil erscheint ein großes Foto, das einen segnenden Papst Benedikt zeigt: „Herzlich willkommen Heiliger Vater und Freund. Danke dafür, dass du Friede und Freude in unsere Herzen getragen hast", so der Untertitel.

EL HERALDO
Auch El Heraldo zeigt sich begeistert. Ein ganzseitiges Fotos des Papstes wird übertitelt mit "Die Hoffnung im Dunkel. Benedikt" „Ich bete für die Opfer der Gewalt". Weitere Titel sind: Die Euphorie in Leon bei der Begrüßung des Papstes, Mexiko vertraut sich der Heiligen Jungfrau an, Religionsfreiheit: ein Grundrecht, und viele weitere Artikel, deren Duktus durchgehend enthusiastisch ist.

CORREO
Eine weitere Zeitung bebildert die Ankunft des Papstes, der die ihn erwartende Menge am Flughafen begrüßt. Das Foto ist betitelt: Ich bin glücklich, hier zu sein – „Gebet für die Opfer".
Im Innenteil findet sich ein offener Brief eines Opfers von Missbrauch durch Padre Maciel, den Gründer der Legionäre Christi.
Weitere Fotos, die unter dem Motto stehen „Ich komme als Pilger der Nächstenliebe", sind in einer Beilage abgedruckt.
In den Nachrichten aus der Welt gibt es noch einen Hinweis auf die Worte des Papstes: „Der Marxismus auf Kuba hat nicht funktioniert".

MILENIO
Die Zeitung legt den Hauptakzent auf den Aspekt des Drogenhandels. Auf der ersten Seite werden die Worte des Papstes wiedergegeben, mit denen er die katholische Kirche in der Verantwortung sieht, alles Mögliche gegen den Drogenhandel zu unternehmen und hofft, dass die Idolatrie der Drogen demaskiert werde. Auch dieses Blatt wirft einen Blick nach Kuba und führt die Worte des Papstes im Zusammenhang mit dem Marxismus an. Weitere Themen sind die Begrüßungsworte des mexikanischen Präsidenten, in denen er die Gewalt im Land, aber auch die Religionsfreiheit anspricht. Im Innenteil werde diese und weitere Themen vertieft. Die Weiterreise des Papstes zu seiner Residenz Miraflores ist dabei ebenso Thema wie der Enthusiasmus bei seiner Ankunft am Flughafen – 700.000 Besucher säumten den Weg des Papstes vom Flughafen nach Leon – und die extremen Sicherheitsvorkehrungen, die für den Papstbesuch getroffen worden sind. (rv)

Weiter nach Kuba: „Kubas Kirche wirkt im Innern“

Welchen Akzent wird Papst Benedikt XVI. auf Kuba setzen, wo er am Montag eintreffen wird? Erzbischof Angelo Becciu vom vatikanischen Staatssekretariat war zwischen 2009 und 2011 Päpstlicher Nuntius auf Kuba und ist aktuell mit dem Papst in Lateinamerika unterwegs. Das Verhältnis zwischen Heiligem Stuhl und kubanischem Staat sei „immer gut" gewesen, gibt der Erzbischof im Interview mit dem vatikanischen Fernsehsender CTV an. Er verweist dabei auf die ein dreiviertel Jahrhundert währenden diplomatischen Beziehungen beider Staaten. Die „wahre Messlatte" für ihr Verhältnis seien jedoch die Beziehungen zwischen kubanischer Kirche und der Landesführung, sagte der Kuba-Experte:

„Insbesondere mit Papst Johannes Paul II. sind die Beziehungen sehr viel reibungsloser und effizienter geworden, denn Kubas Kirche hat heute einen größeren Aktionsraum. Sie ist sozusagen aus der Sakristei herausgekommen, wohin sie verbannt war, und hat eine größere Aktivität im Bereich der Katechese und im karitativen Bereich entwickelt. Das ist es vor allem, was die Kirche groß gemacht hat, ihr Einsatz wurde zum Anziehungspunkt für viele Menschen, die sich von ihr abgewandt hatten oder sie erst gar nicht kannten. Kurz gesagt: es gibt einen ehrlichen Dialog, in dem die Kirche den Regierenden das sagen kann, was sie denkt und was sie zum Wohl des kubanischen Volkes verwirklicht sehen will."

Auch wenn sich in einem Teil des politischen Lagers hartnäckig Widerstand gegen die Kirche gehalten habe, habe Papst Johannes Pauls Besuch auf Kuba viel Misstrauen abbauen können, blickt der Nuntius auf die vergangenen Jahre zurück. Benedikts Vorgänger besuchte die Insel im Jahr 1998. Bei vielen kubanischen Politikern hat es laut Becciu eine regelrechte „Verhaltensänderung" gegeben. Er selbst habe Mitglieder der Nationalversammlung getroffen, die die soziale Arbeit der Kirche durchaus wertschätzten, erzählt der Erzbischof: Sie begriffen das „genuine Anliegen der Kirche" als verwandt mit eigenen Überzeugungen:

„Zwei Mitglieder der kubanischen Nationalversammlung haben mir gegenüber einmal ihre Bewunderung der katholischen Kirche zum Ausdruck gebracht. Sie waren beeindruckt von der karitativen Arbeit des Ortspfarrers, der Armen zu essen gab. Einer von ihnen erzählte dann, er habe mit einem Parteigenossen über die Frage diskutiert, ob man diese Arbeit der Kirche erlauben und ob sie nicht exklusiv dem Staat vorenthalten bleiben sein solle. Er selbst war dagegen und sagte: ,Warum tun wir diese Arbeit nicht? Seien wir doch zufrieden mit diesen Werken der Kirche!’"

Überzeugend sei etwa der Einsatz der Kirche auf Kuba im Jahr 2008 nach dem schweren Hurrikan gewesen, so der Erzbischof. In dieser Notsituation hätten Kirche und Staat im Übrigen auch zusammengearbeitet, um Verletzte und Obdachlose zu unterstützen. Dass der Spielraum der Kirche auf Kuba aufgrund eingeschränkter Mittel und Rechte sehr eingeschränkt ist, ist dem Vatikanvertreter natürlich auch klar. Er deutet die Unbeirrbarkeit von Kubas Kirche jedoch als Faszinationspunkt:

„Auch wenn der Kirche Mittel vorenthalten werden und sie keine Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen halten darf, setzt sie ihren Weg fort, der durch Gottes Geist und der Kraft des Evangeliums erfüllt ist. Und das hat das Herz vieler Menschen verändert, die die Kirche heute bewundern."

Lateinamerika spiele mit seinem hohen Katholikenanteil eine entscheidende Rolle in der Weltkirche, erinnert der Erzbischof weiter. Papst Benedikt hatte bei seiner Ankunft in Mexiko den Kontinent als eine Art „Hoffnungsmotor" für die Welt umschrieben: Hoffnung verändert das Leben, sagte Benedikt, und zwar ganz konkret. Der Besuch des Papstes in Lateinamerika könne bei den Katholiken dort diese Kraft des Glaubens wieder vergegenwärtigen, fügt Becciu an, der auch an das Problem der Sekten denkt:

„Wir wissen, dass in Lateinamerika Sekten und neue religiöse Vereinigungen ein Problem darstellen. Viele lassen sich von diesen neuen Gruppen verführen, die wir nur schwer ,kirchlich‘ nennen können. Das Phänomen nährt sich aber durch Christen und Katholiken, die die Kirche verlassen. Für diese Menschen kann es eine Hilfe sein, die Worte des Papstes zu hören und seine Anwesenheit zu spüren, um der wahren Kirche treu zu bleiben." (rv)

Mexikanischer Kardinal: „Papst stärkt unsere Identität“

Die Papstreise steht auch im Zeichen der Unabhängigkeitsfeiern in Lateinamerika. Aus kirchlicher Sicht stand die Unabhängigkeitserklärung Mexikos im Jahr 1821 ja zunächst unter einem ungünstigen Stern: So unterstützte die katholische Kirche die Kolonialmacht Spanien und exkommunizierte mit dem Priester Miguel Hidalgo und Jose Maria Morelos zwei führende Gestalten der Unabhängigkeitsbewegung. Vor diesem Hintergund dürfte es für die mexikanischen Katholiken besondere Symbolkraft haben, dass der Papst seine Visite im Dezember bei einem Gottesdienst ankündigte, der dem Gedenken an die Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten gewidemet war.

Der mexikanische Kurienkardinal und emeritierte Präsident des Päpstlichen Gesundheitsrates, Javier Lozano Barragán, sagte dazu im Interview mit Radio Vatikan:

„Der Papstbesuch richtet sich an ganz Lateinamerika, nicht nur an das mexikanische Volk, denn der Papst ist ja auch wegen den Unabhängigkeitsfeiern der Völker dort vor Ort. Benedikt kommt, um unsere Identität zu bestärken und uns der Zukunft zu öffnen."

Der „Parque Guanajuato Bicentenario", in dem Benedikt XVI. in wenigen Stunden die große Messe mit Gläubigen feiert, wurde eigens für die Jubiläumsfeiern angelegt. Der geistliche Höhepunkt der Mexiko-Station des Papstes findet in Mexiko am Morgen statt, nach europäischer Zeit ist dann Sonntagabend.
Neben der spirituellen Stärkung des ganzen Kontinentes kann der Papstbesuch in Mexiko auch Anstoß dazu sein, die internationale Verflechtung des Landes hervorzuheben und einmal „genauer" hinzusehen, meint Kardinal Barragán. Er nennt Beispiele:

„Was die sozialen Probleme Mexikos betrifft, die mit der Weltwirtschaftskrise zu tun haben: die sind nicht geringer als die in Europa. Unser Wirtschaftswachstum lag im Jahr 2011 allerdings bei 2,5 Prozent, das ist in keinem Land in Europa so passiert. Es wäre also falsch zu sagen, soziale Probleme und Mexiko gehören zwangsläufig zusammen. Unser Problem ist die weltweite Drogenmafia, die sich in Mexiko konzentriert. Mexiko hat eine 3.500 Kilometer lange Grenze mit den Vereinigten Staaten, es gibt ungefähr 20 Millionen Drogenkonsumenten. Hier kommen die wichtigsten Drogenbosse der Welt hin, mit denen leider auch der Waffenhandel erblüht ist. Das ist ein sehr ernstes Problem, wie auch die Geldwäsche in den Vereinigten Staaten und der Menschenhandel. All das ist gegen das menschliche Leben, gegen die nationale Souveränität. Der Papstbesuch ist also ein Anlass, unsere internationalen Beziehungen grundlegend zu prüfen, um auf dem Weg des Lebens zu bleiben." (rv)

Benedikt XVI. in León: „Tragt Geist von Aparecida weiter“

Geistlicher Höhepunkt am zweiten Tag des Papstes in Mexiko: die große Freiluftmesse mit mehreren Hunderttausend Gläubigen im Parco Bicentenario. Mit dem Papst konzelebrierten rund 250 Kardinäle und Bischöfe sowie rund 3.000 Priester, die mexikanischen Bischöfe sowie die Vorsitzenden der 22 lateinamerikanischen und karibischen Bischofskonferenzen. Ebenso waren Bischöfe vom gesamten amerikanischen Kontinent vertreten. Christine Seuß berichtet.

Die summende Erwartung, die sich unter den teilweise seit gestern Abend schon versammelten Gläubigen ausgebreitet hatte, wich froher Ehrfurcht, als der Papst am Sonntagmorgen Ortszeit in León seine Messe begann. 60 Musiker und 200 Chorsänger untermalten die Liturgie. Gläubige, die keines der heiß begehrten Tickets für die Messe mehr ergattern konnten, verfolgten alles auf großen Bildschirmen. Mit den Worten „Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz" aus Psalm 51,12 blickte der Papst in seiner Predigt auf das kommende Osterfest voraus.

„Dieser Ausruf macht uns die Intensität deutlich, mit der wir uns vorbereiten müssen, um nächste Woche das große Geheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn zu feiern. Das Wort führt uns auch dazu, tief in das menschliche Herz zu schauen, besonders in den Zeiten, in denen Schmerz und Hoffnung beieinander liegen, wie sie das mexikanische Volk und auch die anderen Völker Lateinamerikas gerade durchleben."
Bei seiner Ankunft habe er „ganz nah" das Christkönigsmonument auf dem Gipfel des Cubilete gesehen, erzählte der Papst, der bei dieser Reise ein Mosaik mit einem Christkönig-Motiv für den Wallfahrtsort stiftet. Der Papst erinnert in dem Kontext an seinen Vorgänger auf dem Stuhl Petri, der Mexiko mehrmals besuchte:
„Der selige Papst Johannes Paul II. konnte auf seinen Reisen in euer Heimatland diesen für den Glauben des mexikanischen Volkes symbolträchtigen Ort nicht besuchen, obwohl er es sich sehnlichst gewünscht hatte. Sicher wird er sich heute vom Himmel aus freuen, dass mir der Herr die Gnade gewährt hat, jetzt mit euch zusammen zu sein, so wie er auch die vielen Millionen Mexikaner gesegnet hat, die kürzlich seine Reliquien in allen Regionen des Landes verehrt haben."
Im Bicentenario-Park würdigte Papst Benedikt XVI. weiter die Unabhängigkeit, die das Land vor 200 Jahren erlang. Die mexikanische Nation habe „viele verschiedene Elemente in einem doch gemeinsamen Ziel und Streben geeint", so der Papst:
„Wollen wir auch heute Christus um ein reines Herz bitten, wo er Wohnung nehmen kann als Fürst des Friedens dank der Macht Gottes, die die Macht des Guten ist, die Macht der Liebe."

„Die Müdigkeit des Glaubens überwinden"

Mit Blick auf das historische Bischofstreffen von 2007, das Benedikt XVI. selbst eröffnet hatte, rief der Papst zu einer erneuten Evangelisierung des Kontinents auf. Auch in Lateinamerika gelte es dem Glauben neuen Schwung zu verleihen, so der Papst:

„Die Misión Continental, die jetzt von Diözese zu Diözese auf diesem Kontinent durchgeführt wird, hat genau das Ziel, diese Überzeugung zu allen Christen und kirchlichen Gemeinschaften zu bringen, damit sie der Versuchung eines oberflächlichen und gewohnheitsmäßigen, manchmal bruchstückhaften und unzusammenhängenden Glaubens widerstehen. Auch hier muss man die Müdigkeit des Glaubens überwinden und die Freudigkeit des Christseins, des Getragenseins von dem inneren Glück, Christus zu kennen und seiner Kirche zuzugehören, wiedererkennen‘".
Das kommende „Jahr des Glaubens", das Benedikt selbst initiierte, sei für die gesamte Kirche Aufforderung zu einer „echten und erneuerten Umkehr zum Herrn", so der Papst. Das Glück des Glaubens verleihe auch die nötige Kraft, die es brauche, um Christus auch „in bedrängenden Situationen menschlichen Leidens" zu dienen, so der Papst weiter.

Abschließend bat Benedikt XVI. die Jungfrau Maria um Schutz und Fürsprache für „ihre geliebten Söhne und Töchter in Mexiko und Lateinamerika,…

„… damit Christus in ihrem Leben herrsche und ihnen helfe, mutig den Frieden, die Eintracht, die Gerechtigkeit und die Solidarität zu fördern. Amen." (rv)