Vatikan verurteilt die Anschläge von Nigeria und Kenia

 Der Heilige Stuhl verurteilt die jüngsten Terror-Attacken auf christliche Kirchen in Kenia und Nigeria. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bezeichnete die Attacken in einer Stellungnahme von diesem Montag als „fürchterlich und verdammenswert: sie sind mit größter Entschiedenheit zu verurteilen."

Bei einem christlichen Freiluftgottesdienst in Kano in Nordnigeria waren am Sonntag mehr als zwanzig Personen durch Gewehrfeuer und Bomben gestorben, in der kenianischen Hauptstadt Nairobi forderte eine ähnliche Attacke ein Menschenleben. Beide Anschläge haben ersten Erhebungen zufolge einen islamistischen Hintergrund. Gegenüber Radio Vatikan rief Lombardi dazu auf, der Logik des Terrors nicht nachzugeben:

„Unsere Nähe gilt den Opfern und den Gemeinschaften – sie leiden unter dieser verhassten Gewalt, die sich unter ihnen ereignete, als sie friedlich ihren Glauben feierten, einen Glauben, der Liebe und Frieden für alle verkündet. Wir müssen die gesamte Bevölkerung ermutigen, jenseits aller religiösen Unterschiede nicht der Versuchung nachzugeben und in den Teufelskreis mörderischen Hasses zu verfallen."

Auch Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone zeigte sich besorgt über die Attentate in Nigeria und Kenia. „Obwohl man versucht hat, das Recht auf Religionsfreiheit zu stärken, auch in den Verfassungstexten aller Staaten und internationalen Organisationen, sieht man das grundlegende Recht auf Religionsfreiheit nicht angewendet", sagte der „Zweite Mann" im Vatikan nach dem Papst am Rand einer Konferenz in Rimini. Er nehme eine „wachsende, mitunter gewalttätige Intoleranz" wahr, sagte Kardinal Bertone. Er sorge sich auch deshalb, weil die Christen in den Krisennationen in Afrika und dem Nahen Osten „ein Faktor des Gleichgewichts und der Versöhnung" inmitten der Konflikte seien. Es sei schon merkwürdig, dass sich ausgerechnet gegen sie eine so starke Intoleranz und Aggressivität richte.

Nigeria
Der Gottesdienst in Kano fand in einem Freilufttheater in Nigerias zweitgrößter Stadt statt. Insgesamt starben seit Januar mehrere hundert Menschen in ganz Nigeria bei Bombenanschlägen und Angriffen. Oft waren Kirchen das Ziel der Attentäter. Die Attentate gehen auf das Konto der islamistischen Gruppe „Boko-Haram", die Kontakte zu al-Qaida haben soll. Erst am Samstag hatte ein Selbstmordattentäter einen Sprengsatz vor dem Gebäude einer Zeitung in Nigerias Hauptstadt Abuja gezündet. Der christliche Staatspräsident Goodluck Jonathan, dem viele Christen vorwerfen, nicht genug für ihre Sicherheit zu tun, besuchte den Ort des Attentats.

Kenia
Ein christlicher Gottesdienst war ebenfalls Schauplatz des Terrors in Nairobi. Seit Kenia im vergangenen Jahr Truppen ins benachbarte Somalia schickte, kommt es in Nairobi immer wieder zu Anschlägen. Kenia vermutet ebenfalls al-Qaida-nahe Gruppen dahinter, die von Somalia aus operieren. Im März starben bei einem dieser Anschläge neun Menschen in einem Busbahnhof, vierzig wurden verletzt. (rv)

Ägypten: 27 koptische Christen kommen ums Leben, und keiner ist schuld

Ein ägyptisches Sondergericht hat alle Verfahren zum sogenannten „Massaker von Maspero" aus „Mangel an Beweisen" eingestellt. Es sei nicht möglich gewesen, die Schuldigen zu identifizieren, so die vom Justizministerium benannten Richter. Auch die Verfahren gegen verhaftete Kopten und einen muslimischen Aktivisten wurden fallengelassen. Bei einer Demonstration von Kopten im Zentrum von Kairo hatten am 9. Oktober letzten Jahres Unbekannte das Feuer eröffnet. Handy-Aufnahmen, die danach im Internet kursierten, legen nahe, dass die Schuldigen zur Armee gehören. Die Staatsanwaltschaft hingegen gab koptischen Provokateuren die Schuld. Bei den nächtlichen Ereignissen starben nicht nur 27 Kopten, es wurden auch über 320 weitere verletzt.

Die ägyptischen Salafisten wollen bei den Präsidentschaftswahlen einen gemäßigten früheren Muslimbruder unterstützen. Die Salafisten-Partei „al-Nour", zu deutsch „Das Licht", verfügt über ca. 20 Prozent der Abgeordneten im Parlament von Kairo. Ihre Entscheidung, bei den Wahlen von Ende Mai Abdel Moneim Abul-Futuh zu unterstützen, dürfte den Konflikt mit den Muslimbrüdern – der stärksten islamistischen Partei – heraufbeschwören. Diese hat Abul-Futuh nämlich letztes Jahr ausgeschlossen, weil er ihrer konservativen Linie nicht folgen wollte. Die Ankündigung der Salafisten dämpft die Wahlaussichten des offiziellen Kandidaten der Muslimbrüder: Es ist ihr Parteivorsitzender Mohammed Morsi.

Bei einer Demonstration von Salafisten in Kairo sind am Samstag Abend mindestens 91 Personen verletzt worden. Die Demonstration richtete sich gegen den Ausschluss des salafistischen Kandidaten Hazem Abu Ismail von der Präsidentenwahl. (rv)

Papst Benedikt XVI. wird im Libanon erwartet

Die libanesische Bevölkerung hegt eine große Zuneigung zu Rom und zum Pontifikat und sieht dem Besuch des Papstes im September mit freudiger Erwartung entgegen. Das berichtet der Koordinator des Papstbesuchs von libanesischer Seite, Pater Marwan Tabet, im Interview mit Radio Vatikan. Pater Tabet, früherer zuständig für die katholischen Schulen im Libanon, war vergangene Woche im Zuge der Vorbereitungen für die Papstreise zu Besprechungen mit den Organisatoren von vatikanischer Seite in Rom. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärte Pater Tabet:

„Wir wissen, dass eine apostolische Reise von drei Tagen und zwei Nächten für den Papst sehr lang ist. Da es sich um eine offizielle Reise in den Libanon handelt, sind Zusammenkünfte mit Amtsträgern und politischen Funktionären vorgesehen, aber auch Gespräche mit Vertretern des kulturellen Lebens, wie Schriftstellern und Persönlichkeiten aus dem privaten und öffentlichen Bereich. Darüber hinaus ist derzeit ein großes Zusammentreffen mit der Jugend in Vorbereitung. Zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Bereich des Nahen Ostens und Nordafrikas werden die Papstvisite vor Ort miterleben, um den Papst willkommen zu heißen und seine Botschaft zu vernehmen."

Koordinatoren und Techniker von Radio Vatikan haben Pater Tabet gemeinsam mit Bruder Abdo Bou Kasm, Direktor des katholischen Informationszentrums der Maronitischen Kirche und Medienkoordinator für den Papstbesuch, getroffen. Außerdem war Bruder Hani Matar von der maronitischen liturgischen Patriarchalkommision, der für die Vorbereitung der liturgischen Feierlichkeiten des Papstes während seiner Libanonreise verantwortlich ist, zugegen.
Die Delegation traf auch mit anderen vatikanischen Amtsträgern zusammen, unter ihnen Erzbischof Nikolo Eterovic, Generalsekretär des Büros der Bischofssynode und federführend bei der Aufbereitung der Ergebnisse der Nahostsynode, die im Oktober 2010 im Vatikan stattgefunden hatte. Pater Tabet bemerkte weiter:

„Am Ostersonntag, als die Meldung über den Papstbesuch die Menschen gemeinsam mit der Osternachricht erreichte, herrschte eine wahre Jubelstimmung. Wie allgemein bekannt ist, sind die Libanesen Rom und dem Papsttum und insbesondere den Päpsten, sehr verbunden. Das mitreißende und ergreifende Erlebnis eines Papstbesuches war der Bevölkerung bereits beim Besuch Johannes Pauls II. geschenkt worden. Nun blicken sie der Visite Benedikts XVI. erwartungsvoll entgegen."

Der apostolische Besuchs des Papstes sei aber auch in einen größeren Zusammenhang einzuordnen, der teils besorgniserregend sei, erklärte Pater Tabet außerdem. „Die Ereignisse in Syrien auf der einen Seite und jene in Israel auf der anderen Seite … Darüber ist der Libanon nicht glücklich", so der Pater wörtlich.

„Die Situation in Syrien hat schwere Auswirkungen auf die libanesische Wirtschaft, und die Menschen warten darauf zu sehen, was nun passieren wird. Auch die Grenze zu Israel ist nicht immer sicher. Die gesamte Region ist in diesem Moment am Kochen. Es wurde der „Arabische Frühling" genannt, aber ich denke nun müssen wir überlegen, ob es sich wirklich um einen arabischen Frühling handelt, oder ob diese Revolutionen die gesellschaftlichen Strukturen des Zusammenlebens zwischen verschiedenen ethnischen Gruppierungen im Libanon, besonders der Christen, unterminiert haben. Die Präsenz von Christen im Nahen Osten ist nun mit einem großen Fragezeichen versehen, und wir müssen darauf warten, dass sich die Situation beruhigt, um absehen zu können, wo die Christen an diesem Punkt sein werden".

Abschließend kommentierte der Pater den engen Kontakt des Vatikans mit der Region: „Rom beobachtet den Fortschritt der Ereignisse genau und nimmt klar dazu Stellung. Die Christen in den östlichen Ländern liegen dem Papst persönlich sehr am Herzen. Dies spiegelt sich in all seinen Reden. Er spricht über die Gegenwart dieser Christen und weist ihnen den Weg".

Hintergrund

Papst Benedikt wird vom 14. – 16. September 2012 in den Libanon reisen. Als Höhepunkt wird er während der Messe am letzten Tag seines Aufenthalts die postsynodale apostolische Exhortation unterzeichnen, die im Jahr 2010 aus den Beratungen der Nahostsynode hervorgegangen ist. Die Sonderversammlung der Weltbischofssynode zum Nahen Osten tagte im Oktober 2010 im Vatikan. Aus den Anregungen der Synode verfasst der Papst jeweils ein sogenanntes postsyndales Schreiben.
Während der Reise sind auch Treffen mit Vertretern des Staates vorgesehen. In der kurzen Erklärung aus dem Büro des libanesischen Staatspräsidenten Michel Suleiman, eines Maroniten, heißt es, die päpstliche Visite werde „die Tiefe der historischen Beziehungen" bestätigen, die Libanon und den Heiligen Stuhl verbinden. Der Papst war sowohl von der Ortskirche als auch vom libanesischen Präsidenten eingeladen worden. Etwa ein Drittel der libanesischen Bevölkerung sind Christen, und der Staatspräsident, Staatspräsident General Michel Sleiman, ist maronitischer Christ, während der Regierungschef und der Parlamentspräsident Muslime sind. (rv)

Kardinal Marx: Europas Beitrag für den Frieden

Es sei das Testament Papst Johannes XXIII.: So wird allgemein seine Enzyklika Pacem in Terris beschrieben, die er vor fast 50 Jahren veröffentlichte. Damals hatte er das Konzil bereits zusammengerufen, der Papst hatte hinter den Kulissen der Kubakrise zu vermitteln versucht und er hatte auch schon erfahren, dass er unheilbar erkrankt war. Pacem in Terris wurde seine letzte Enzyklika.
Die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften beschäftigt sich in diesen Tagen in Rom mit der Friedensenzyklika. Dabei soll es vor allem darum gehen, wie aktuell die Gedanken für heute sind. Einer der Vortragenden ist der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Die Konstellation von Kaltem Krieg habe sich geändert, so Marx.

„Aber die Grundthemen, die der Papst anspricht sind weiterhin aktuell und müssen weiter ausgebaut werden, wie zum Beispiel finden wir eine Friedensordnung auf internationaler, auf globaler Ebene. Dies wird das Thema des 21. Jahrhunderts sein. Er hat zum ersten Mal im Grunde systematisch darüber nachgedacht, was ist überhaupt ein „Weltgemeinwohl", wie kann man das organisieren, was bedeutet das. Benedikt XVI. hat das in seinem „caritas in veritate" auch aufgegriffen. Manchmal wird das belächelt oder kritisiert, aber im Grunde gibt es dazu keine Alternative. Es geht jetzt darum, das konkret aufzubauen. Und ich möchte heute auch noch einmal darauf hinweisen, dass auch die Europäische Union in dieser Linie ein Beispiel dafür ist, wie man supranationale Gebilde subsidiär an einem gemeinsamen Gemeinwohl orientiert aufbauen kann. Ich glaube dafür ist Pacen in Terris weiterhin ein ganz wichtiger Impuls."

Sie selber werden über den Beitrag Europas für den Frieden sprechen. Wenn man zum Beispiel heute auf die Ukraine schaut stellt sich die Frage, ob wir in Europa schon friedensbereit sind.

„Auf keinen Fall! Wir haben auch Kriege in den 90er Jahren auf dem Balkan gehabt, das war eine schreckliche Erfahrung für uns alle, dass es überhaupt in Europa wieder so etwas geben könnte. Aber ich möchte besonders natürlich auf die Europäische Union eingehen, die ja in einer schweren Krise ist, auch durch die Schuldensituation vieler Länder, durch den überbordenen Finanzkapitalismus seit den 90er Jahren, der das alles mit verursacht hat. Wir müssen uns neu besinnen auf das was Europa beziehungsweise die Europäische Union sein wollte.
Ich glaube, dass Jean Monnet, der große Gründervater Europas, das eigentlich in einer ganz einfachen und schlichten Weise so formuliert hat: Europa soll ein Beitrag sein für eine bessere Welt. Dazu gehört zunächst einmal, dass wir selber in Europa unsere Strukturen, Institutionen so aufbauen, dass sie zukunftsfähig sind. Und das ist glaub ich gerade jetzt eine entscheidende Phase. Und dann Europa natürlich ein Beitrag leisten für die Welt und deutlich machen, dass es funktioniert. Man kann so etwas aufbauen, man kann subsidiär miteinander umgehen, man kann nationale Eigenarten achten und trotzdem gemeinsam etwas aufbauen. Das ist etwas ganz entscheidendes auch für die gesamte Welt, ob Europa das in dieser Krisensituation schafft, ob Europa zukunftsfähig wird."

Was erhoffen Sie sich von dieser Tagung?

„Ich erhoffe mir, dass wirklich hier ein intellektueller Austausch stattfindet, dass hier noch einmal deutlich wird, dass gerade die globale Organisation des Gemeinwohls, so will ich es mal formulieren, eine entscheidende Aufgabe, auch der Kirche ist. Deswegen sind wir auch hier im Vatikan versammelt, das die Kirche einen Beitrag dazu zu leisten hat und nicht nur national eng in Eigeninteressen uns verlieren, sondern eine große Vision von einem Weltgemeinwohl haben." (rv)

Tagung zum Kirchenrecht: „Eheprozesse strenger führen!“

Kirchliche Verfahren über eine Nichtigkeit von Ehen müssen künftig strenger geführt werden. Das fordert der vatikanische Justizminister, Kardinal Francesco Coccopalmerio. Die Kirche müsse besser aufpassen, dass diese Prozesse nicht missbraucht werden von Paaren, die eine Nichtigkeit ihrer Ehe nur vortäuschten.

„Ein Missbrauch liegt dann vor, wenn jemand genau weiß, dass seine Ehe gültig eingegangen ist, aber sich gleichzeitig trotzdem bei der Kirche um eine Nichtigkeitserklärung bemüht. Hier müssen wir an die Korrektheit nicht nur der zwei betroffenen Eheleute appellieren, sondern auch an die der Anwälte. Sie dürfen sich keinesfalls nur von wirtschaftlichen Interessen leiten lassen!"

Das katholische Kirchenrecht sieht in bestimmten Fällen vor, dass eine kirchliche Ehe für nichtig erklärt werden kann. Hierbei handelt es sich nicht um eine Scheidung, sondern um die offizielle Feststellung, dass eine solche Ehe im katholischen Sinne nie bestanden hat. Mögliche Gründe für eine Nichtigkeitserklärung sind Formfehler oder etwa die Vortäuschung eines Kinderwunsches durch einen der Brautleute.

„Wir brauchen eine sorgfältigere Vorbereitung der Brautleute: Dieser Moment vor der Heirat ist derjenige, in dem eine Ehe aufgebaut wird – im Bewußtsein der Partner, in ihrer Zustimmung. Und darum muss es schon bei Jugendlichen in der Katechese eine Erziehung zur Ehe und speziell zu ihrer Unauflöslichkeit geben. Die jungen Leute müssen schon dafür sensibilisiert sein – nicht erst, wenn sie heiraten wollen, sondern schon früher. Je mehr die Substanz der Ehe, darunter ihre Unauflöslichkeit, wirklich verstanden wird, umso mehr werden die Ehenichtigkeits-Verfahren auf ein Minimum zurückgehen."

Die beiden zuständigen vatikanischen Gerichtshöfe seien der Aufforderung von Papst Benedikt XVI., nicht einseitig nur nach Gesichtspunkten der Barmherzigkeit zu entscheiden, schon nachgekommen, so Coccopalmerio, den Papst Benedikt unlängst zum Kardinal erhoben hat. Diesem römischen Vorbild müssten nun auch die anderen Beteiligten folgen.

„Es stimmt schon, dass wir in einer gewissermaßen vergifteten Atmosphäre leben, in der die Ehe nur noch als eine Art Vertrag gesehen wird – als könnte man seinen Partner, an den man sich für das ganze Leben gebunden hat, irgendwann wieder loswerden, wie etwas, das überflüssig geworden ist. Es ist furchtbar, wenn die Ehe mit solcher Leichtigkeit, Oberflächlichkeit, mangelndem Respekt für die Person angegangen wird, aber leider ist das die Atmosphäre, in der wir leben."

Kardinal Coccopalmerio ist Präsident des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten. Er äußerte sich anlässlich einer Kirchenrechtstagung an der päpstlichen Opus-Dei-Universität Santa Croce in Rom. Die am Donnerstag eröffnete zweitägige Konferenz befasst sich mit einer möglichen Reform der Kriterien, nach denen eine Eheschließung aus katholischer Sicht ungültig ist. (rv)

Vatikan/China: Kritik an illegalen Bischofsweihen

Die vatikanische China-Kommission hat sich zu jüngsten Vorgängen rund um Bischofsweihen in China geäußert. In zwei Fällen in den letzten Tagen hatten sich vom Papst nicht anerkannte Bischöfe an der Weihe von neuen papsttreuen Bischöfen beteiligt. Sie haben mit diesem unerlaubten sakramentalen Akt „nicht nur ihre eigene kanonische Lage verschlimmert", sondern auch „das Gewissen der Priester und Gläubigen in Not gebracht", die bei den Weihen zugegen waren. Das steht in einer Verlautbarung aus dem Vatikan von diesem Donnerstag.

Die China-Kommission hatte sich in den vergangenen drei Tagen über das katholische Glaubensleben in China beraten. An sich ging es dabei um Evangelisierung und die Ausbildung von Priestern und Laien. Allerdings machten die beiden jüngsten Bischofsweihen in China offenbar eine Stellungnahme aus dem Vatikan nötig. Die nicht legitimen Bischöfe hätten mit dem Auflegen der Hände als Zeichen der Weihe eine Macht missbraucht, die ihnen die Kirche gar nicht gegeben hat, heißt es in dem Schreiben.

Umgekehrt hatten sich auch papsttreue Bischöfe in der Vergangenheit an illegalen Bischofsweihen beteiligt, erinnert die China-Kommission. Viele von ihnen hätten inzwischen ihre Position erklärt und um Verzeihung gebeten, was Papst Benedikt „wohlwollend angenommen" habe. Diejenigen, die diesen Weg nicht gegangen seien, seien dazu aufgerufen, dem Beispiel zu folgen. Außerdem verdeutlicht die China-Kommission neuerlich, dass es Aufgabe des Heiligen Stuhles sei, Bischöfe zu ernennen: die Oberhirten „empfangen von Christus, durch die Kirche, ihre Aufgabe und ihre Autorität, die sie in Einheit mit dem Römischen Pontifex und allen Bischöfen der ganzen Welt ausüben."

Die katholischen Laien seien dazu aufgerufen, sich in die Zivilgesellschaft und in die Arbeitswelt einzubringen, so das Papier weiter. Ihr Beitrag bestehe unter anderem darin, „das Leben zu lieben und es zu respektieren, von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende; die Familie zu lieben und für die Werte einzustehen, die auch der traditionellen chinesischen Kultur eignen"; das sind deutliche Anspielungen auf die vom Regime auferlegte Einkindpolitik sowie auf die in China praktizierte Todesstrafe.

Die katholischen Laien auch in China haben einen klaren Auftrag zur Mission, heißt es in der Stellungnahme der China-Kommission weiter. Dazu brauche es allerdings als Fundament eine solide christliche Bildung. Angesichts zahlreicher Erwachsenentaufen müssten die Diözesen Bildungsprogramme für Taufwerber und bereits getaufte Katholiken entwickeln. Die Lehren des II. Vatikanischen Konzils seien zu vertiefen, besonders in Fragen der Ekklesiologie und der Soziallehre der Kirche, und zwar ganz besonders dort, wo eine rasche wirtschaftliche Entwicklung verzeichnet wird. Besonderes Augenmerk sollten die Bischöfe auf Phänomene wie innerer Migration und Landflucht legen, mahnt die China-Kommission an.

Die China-Kommission tagte zum fünften Mal seit ihrer Einrichtung durch Benedikt XVI. im Jahr 2007. Der Papst hatte damals einen langen Brief an die Katholiken in China gerichtet, in dem er unter anderem auf die heikle Fragen der Bischofsernennungen einging. (rv)

Vatileaks wird untersucht

  Eine Kardinalskommission unter der Leitung der Kardinäle Julian Herranz, Jozef Tomko und Salvatore De Giorgi soll die sogenannte Vatileaks-Affäre aufarbeiten. Das teilte das Staatssekretariat an diesem Mittwoch mit. Damit wolle der Papst alles aufdecken lassen, was zur Verbreitung geheimer und interner Dokumente an externe Journalisten geführt habe. Die Untersuchungskommission ist seit Dienstag im Einsatz und hat bisher die weiteren Schritte sowie einen Arbeitsplan erarbeitet, so die Note des vatikanischen Staatssekretariats von diesem Mittwoch. (rv)

Papst schreibt an deutsche Bischöfe: „pro multis“ mit „für viele“ übersetzen

Ein Brief aus Rom: Papst Benedikt XVI. hat mit Datum vom 14. April einen Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, verfasst und dem Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, zur Kenntnis gebracht. In diesem Brief geht der Papst auf die angemessene Übersetzung des Kelchwortes im Hochgebet der Heiligen Messe ein. Kernpunkt: Die lateinischen Worte „pro multis" sollen künftig mit „für viele" übersetzt werden. Das Argument der Papstes: Die Treue zu den Worten Jesu, wie sie in den Einsetzungsworten wiedergegeben sind. Dabei sei ihm „bewusst, dass die Übersetzung eine ungeheure Herausforderung an alle bedeutet, denen die Auslegung des Gotteswortes in der Kirche aufgetragen ist", schreibt Benedikt XVI. wörtlich.

Dem Papst schien Eile geboten: Schließlich wird bald das neue „Gotteslob" für den deutschen Sprachraum veröffentlicht, da braucht es eine einheitliche Übersetzung des Kelchwortes – um, wie Benedikt schreibt, einer „Spaltung im innersten Raum unseres Betens zuvorzukommen". Der Papst äußert sich in seinem Schreiben sehr detailliert zu exegetischen Fragen rund um die Einsetzungsberichte in den Evangelien. Dass die deutsche Fassung des Römischen Missale seit den sechziger Jahren „pro multis" mit „für alle" fasste, war für Benedikt XVI. „keine reine Übersetzung, sondern eine Interpretation, die sehr wohl begründet war und bleibt, aber doch schon Auslegung und mehr als Übersetzung ist". Die Übersetzer-Instruktion der Gottesdienst-Kongregation von 2001 habe hingegen „wieder das Prinzip der wörtlichen Entsprechung in den Vordergrund gerückt, ohne natürlich einen einseitigen Verbalismus vorzuschreiben". Benedikt wörtlich: „Das Wort muss als es selbst, in seiner eigenen vielleicht uns fremden Gestalt da sein". In diesem Zusammenhang sei vom Heiligen Stuhl „entschieden worden, dass bei der neuen Übersetzung des Missale das Wort „pro multis" als solches übersetzt und nicht zugleich schon ausgelegt werden müsse".

Er wisse, dass das normalen Gottesdienstbesuchern „als Bruch mitten im Zentrum des Heiligen" erscheinen könne: „Sie werden fragen: Ist nun Christus nicht für alle gestorben? Hat die Kirche ihre Lehre verändert?" Dieser Unsicherheit müsse „eine gründliche Katechese" abhelfen, so der Papst. „Soviel ich weiß, ist eine solche Katechese bisher im deutschen Sprachraum nicht erfolgt." Der Papst macht eine solche Katechese sogar zur Grundbedingung für das Inkrafttreten des neuen Gotteslobes: „Die Absicht meines Briefes ist es, Euch alle, liebe Mitbrüder, dringendst darum zu bitten, eine solche Katechese jetzt zu erarbeiten, um sie dann mit den Priestern zu besprechen und zugleich den Gläubigen zugänglich zu machen", erläutert er seine Absicht. Der Papst betont unmißverständlich: Jesus sei für alle gestorben. Aber die Kirche müsse die Formulierungen aus den Einsetzungsberichten des Neuen Testaments respektieren. (rv)

P. Lombardi: Die 10 Prioritäten des Papstes

Er ist der Leiter des vatikanischen Pressesaals und damit eine Art „Sprachrohr" für den Papst: P. Federico Lombardi SJ. In seiner wöchentlichen Kolumne für die TV-Sendung „Octava Dies" formuliert der Jesuit seine Glückwünsche für das kommende achte Jahr des Pontifikats. Einige erkennen darin eine Art „10 Prioritäten-Liste", vom Dialog mit den Piusbrüdern bis zur Neuevangelisierung. Hier eine Zusammenfassung:
1. Der Dialog mit der Priesterbruderschaft Pius X. solle erfolgreich abgeschlossen werden und so ein schmerzender Bruch überwunden werden, ohne dass neue Brüche entstehen.
2. Der Papst möge den Familien eine Botschaft der Liebe und der Hoffnung übermitteln bei seinem geplanten Besuch beim Weltfamilientreffen in Mailand.
3. Die Mahnungen des Papstes an Gruppen in der Kirche im Dissens sollten mit Respekt und Aufmerksamkeit gehört und in ihrer Bedeutung verstanden werden.
4. Die Kirche in Irland solle – auch durch den Eucharistischen Kongress – in ihrem Weg der Erneuerung gestärkt werden.
5. Die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche solle überall auf Welt konsolidiert werden, damit die Kirche ihrerseits ihren Beitrag zum Schutz der Kinder in den Gesellschaften leisten kann.
6. Der 50. Jahrestag des II. Vatikanischen Konzils solle ein Anlass sein, seine „epochale Botschaft" angemessen und sachlich zu verstehen.
7. Die Bischofssynode zur Neuevangelisierung solle der Kirche neue Kreativität und Missionseifer schenken.
8. Das von Benedikt XVI. ausgerufene „Jahr des Glaubens" solle nicht nur aus einer Folge schöner Veranstaltungen bestehen, sondern tatsächlich dazu beitragen, die Beziehung der Glaubenden zu Gott und zu Jesus Christus zu vertiefen in einem Kontext, der immer mehr von Gottvergessenheit geprägt sei.
9. P. Lombardi hofft, dass der Papst den letzten Teil seines Jesusbuchs veröffentlich kann.
10. Die Vorbereitungen auf den Weltjugendtag in Rio de Janeiro laufen schon auf Hochtouren. Aber das betreffe ja, so Lombardi, bereits das neunte Pontifikatsjahr… (rv)

Kardinal Wuerl: „Vatikanbank bemüht sich überzeugend um Transparenz“

Ein positives Fazit hat Kardinal Donald Wuerl nach einem Besuch in der Vatikanbank IOR gezogen. Dem vatikanischen Geldinstitut waren in den vergangenen Monaten fehlende Transparenz und mangelnde Kooperation mit italienischen Behörden vorgeworfen worden. Diesen Eindruck kann Kardinal Wuerl im Interview mit Radio Vatikan nicht bestätigen. Der Erzbischof war zusammen mit Finanzexperten der US-amerikanischen Laienorganisation „Papal Foundation" von der Vatikanbank eingeladen worden, sich ein Bild von der Arbeit des Geldinstitutes zu machen. Das Bemühen der Vatikanbank um Transparenz und die Erfüllung internationaler Standards lässt sich für den Kardinal vor allem an einer Beobachtung ablesen:

„Eine der Sachen, die mich am meisten überzeugt haben, war die Tatsache, dass das IOR externe Revisoren hat, so wie es sie auch in der US-amerikanischen Kirche gibt. Diese Finanzprüfer besuchen uns, schauen sich unsere Arbeit an und berichten dann, inwiefern das alles internationalen Normen entspricht. Das Gleiche geschieht in der Vatikanbank: Buchhaltung und Abläufe wurden analysiert, externe Beobachter sind gekommen, haben geprüft und bestätigt, dass das Institut die Compliance-Kriterien erfüllt. Die Bank hat auch die internationalen Aufsichtsbehörden gebeten, das gleiche zu tun. Uns gegenüber wurde herausgestellt, dass ihnen jedes Mal korrekte Abrechnungen bescheinigt wurden, wenn eine Revision von außen kam."

Um Geldwäsche und Terrorfinanzierung über Vatikan-Einrichtungen auszuschließen, hatte Papst Benedikt XVI. Ende 2010 neue Finanzgesetze für den Heiligen Stuhl erlassen. Die Regelung, die am 1. April 2011 in Kraft trat, schließt zum Beispiel die Führung anonymer Konten, Depots und Sparbücher aus und prüft jeden neuen Geschäftspartner auf Herz und Nieren. Mehr Transparenz und Effizienz der vatikanischen Geldgeschäfte – Kardinal Wuerl sieht auch seine Einladung in die Vatikanbank als Schritt in diese Richtung:

„Einer der Gründe, warum sie uns eingeladen haben, war zu sagen: ,Bringt jeden aus euer Leitung mit, den ihr mitbringen wollt‘. Und im Laufe des Treffens wurde uns dann gesagt, dass sie dasselbe mit Leuten tun, die in Finanzinstituten in Europa und in der Welt arbeiten. Ich habe den Eindruck, dass sie alles tun, was sie tun können, um ihre Türen zu öffnen und zu sage: ,Kommt doch und schaut.‘ Das war sehr beeindruckend. Ich habe das als sehr beruhigend empfunden, ebenso meine Kollegen, von denen viele in der Finanzwelt tätig sind und sich mit Rechenschaftspflicht und Buchhaltung auskennen."

Im Zuge der neuen Finanzgesetze hatte der Heilige Stuhl eine zentrale vatikanische Finanzaufsichtsbehörde eingerichtet, die im steten Austausch mit dem vatikanischen Staatssekretariat und entsprechenden Behörden anderer Staaten steht. Vor allem dieser Schritt hatte die vatikanische Finanzkontrolle nach Ansicht von Experten auf internationales Niveau gehoben. (rv)