Ägypten: 27 koptische Christen kommen ums Leben, und keiner ist schuld

Ein ägyptisches Sondergericht hat alle Verfahren zum sogenannten „Massaker von Maspero" aus „Mangel an Beweisen" eingestellt. Es sei nicht möglich gewesen, die Schuldigen zu identifizieren, so die vom Justizministerium benannten Richter. Auch die Verfahren gegen verhaftete Kopten und einen muslimischen Aktivisten wurden fallengelassen. Bei einer Demonstration von Kopten im Zentrum von Kairo hatten am 9. Oktober letzten Jahres Unbekannte das Feuer eröffnet. Handy-Aufnahmen, die danach im Internet kursierten, legen nahe, dass die Schuldigen zur Armee gehören. Die Staatsanwaltschaft hingegen gab koptischen Provokateuren die Schuld. Bei den nächtlichen Ereignissen starben nicht nur 27 Kopten, es wurden auch über 320 weitere verletzt.

Die ägyptischen Salafisten wollen bei den Präsidentschaftswahlen einen gemäßigten früheren Muslimbruder unterstützen. Die Salafisten-Partei „al-Nour", zu deutsch „Das Licht", verfügt über ca. 20 Prozent der Abgeordneten im Parlament von Kairo. Ihre Entscheidung, bei den Wahlen von Ende Mai Abdel Moneim Abul-Futuh zu unterstützen, dürfte den Konflikt mit den Muslimbrüdern – der stärksten islamistischen Partei – heraufbeschwören. Diese hat Abul-Futuh nämlich letztes Jahr ausgeschlossen, weil er ihrer konservativen Linie nicht folgen wollte. Die Ankündigung der Salafisten dämpft die Wahlaussichten des offiziellen Kandidaten der Muslimbrüder: Es ist ihr Parteivorsitzender Mohammed Morsi.

Bei einer Demonstration von Salafisten in Kairo sind am Samstag Abend mindestens 91 Personen verletzt worden. Die Demonstration richtete sich gegen den Ausschluss des salafistischen Kandidaten Hazem Abu Ismail von der Präsidentenwahl. (rv)