Papst Franziskus nimmt Rücktritt von Kardinal Donald Wuerl an

WASHINGTON, D.C. – Papst Franziskus hat am heutigen Freitag den Rücktritt Kardinal Donald Wuerl angenommen.

Bis ein neuer Erzbischof von Washington, DC ernannt ist, bleibt Wuerl kommissarisch im Amt als Apostolischer Administrator.

In einem heute CNA zugespielten Brief an Wuerl, schreibt Papst Franziskus dem Kardinal, sein Verzicht sei ein Zeichen der Verfügbarkeit und Fügsamkeit Wuerls „gegenüber dem Geist, der weiterhin in seiner Kirche handelt.“

Der heute 77 Jahre alte Wuerl hatte seinen Rücktritt – wie kirchenrechtlich vorgeschrieben – ursprünglich am 12. November 2015 mit Erreichen seines 75. Lebensjahres eingereicht.

Papst Franziskus erwähnte am heutigen Freitag, dass er am 21. September auch eine Anfrage von Wuerl mit der Bitte um Annahme des Rücktritts erhalten habe.

Wuerl war im Zuge des Falles McCarrick in den vergangenen Monaten massiv unter Druck geraten, wie CNA Deutsch berichtete – bis hin zu Demonstrationen von Katholiken vor seiner Residenz.

Im Brief vom 12. Oktober, in dem er den Rücktritt Wuerls annahm, verteidigt Franziskus den Kardinal gegen die teilweise scharfe Kritik, der er in den letzten Monaten ausgesetzt war.

„Du hast genügend Elemente, um deine Handlungen zu ‚rechtfertigen‘ und zu unterscheiden, was es bedeutet, Verbrechen zu vertuschen oder Probleme nicht zu lösen und einige Fehler zu machen.“

„Du hättest genügend Möglichkeiten, Dein Handeln zu ‚rechtfertigen‘ und dazwischen zu unterscheiden, was der Unterschied zwischen der Vertuschung von Verbrechen ist oder nicht mit einem Problem umzugehen, und einige Fehler zu machen“, so Franziskus.

Weil Wuerl jedoch „vornehm“ sei, habe er sich dazu entschieden, sich nicht so zu verteidigen, fährt der Papst fort und betont: „Darauf bin ich stolz und danke dir.“

„Dein Verzicht ist ein Zeichen deiner Verfügbarkeit und Fügsamkeit gegenüber dem Geist, der weiterhin in seiner Kirche handelt“

In einer Erklärung vom 12. Oktober schrieb Wuerl, dass „die Entscheidung des Heiligen Vaters, der Erzdiözese eine neue Leitung zu übertragen, es allen Gläubigen, Geistlichen, Ordensleuten und Laien ermöglichen kann, sich auf die Heilung und die Zukunft zu konzentrieren. Es erlaubt dieser Ortsgemeinde, voranzukommen.“

Wuerl weiter: „Noch einmal entschuldige ich mich für alle Fehler in der Vergangenheit und bitte um Verzeihung. Mein Rücktritt ist ein Weg, um meine große und beständige Liebe zu euch, den Menschen der Kirche in Washington, auszudrücken.“

Wieviel der nun zurückgetretene über den Fall McCarrick wirklich wußte – der mutmaßliche Kinderschänder und Sextäter McCarrick war Vorgänger Wuerls als Erzbischof von Washington – ist nach wie vor unklar.

Der Mitte August veröffentlichte Untersuchungsbericht der Pennsylvania Grand Jury, der tausendfachen Missbrauch durch hunderte Geistliche dokumentierte, nannte Donald Wuerl über 200mal namentlich.

In einem Brief vom 11. September an Priester seiner Erzdiözese sagte Wuerl, dass er sich bald mit dem Papst treffen werde, um seine Zukunft zu besprechen, erklärte aber nicht sofort, dass er den Papst bitten werde, seinen Rücktritt anzunehmen. Ein Sprecher von Wuerl bestätigte gegenüber CNA am 12. September, dass der Kardinal beabsichtigte, Papst Franziskus formell zu bitten, ihn zur Annahme des Rücktritts zu bewegen.

Es wird allgemein angenommen, dass Wuerl hoffte, zumindest bis zur Herbsttagung der US-Bischofskonferenz im November in seiner Position zu bleiben. Diese Sitzung wird sich voraussichtlich auf die durch sexuelle Gewalt, Missbrauch und Vertuschung ausgelöste Kirchenkrise konzentrieren, und Wuerl sollte eine aktive Rolle spielen.

Als Apostolischer Administrator wird Wuerl weiterhin die täglichen Aktivitäten der Erzdiözese leiten, darf aber keine größeren Änderungen vornehmen.

Hannah Brockhaus und Courtney Grogan trugen zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

Kardinal Wuerl sagt Teilnahme am Weltfamilientreffen ab

DUBLIN – Der Erzbischof von Washington hat seine geplante Teilnahme am Weltfamilientreffen in Irland abgesagt.

Wuerl wird seit einer Woche durch massive Vorwürfe belastet, was die Art und Weise betrifft, wie er mit Priester umging, die während seiner Amtszeit als Bischof von Pittsburgh von 1988 bis 2006 beschuldigt wurden, sexuellen Missbrauch verübt zu haben.

Am 14. August veröffentlichte eine Grand Jury aus Pennsylvania ihren Bericht über eine 18-monatige Untersuchung von sieben Jahrzehnten in sechs Diözesen in Pennsylvania, einschließlich Pittsburgh. Der Bericht dokumentiert tausendfachen Missbrauch durch rund 300 Kleriker, aber auch systematische Vertuschung durch Bischöfe. Unter anderem wirft der Untersuchungsbericht ernste Fragen über Wuerls Umgang mit Missbrauchsfällen auf, darunter einen, in dem Wuerl die Versetzung und weiteren Dienst eines Priesters genehmigte, der Jahre zuvor des sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden war.

Kardinal Wuerl hat bestritten, von den Vorwürfen zum Zeitpunkt der Genehmigung der Verlegung Kenntnis gehabt zu haben, aber es bleiben noch Fragen offen, die sein Management dieses Falles und weiterer betreffen.

Der Kardinal hat sich auch vor kurzem Fragen gestellt, die sich auf das beziehen, was er über das Verhalten seines Vorgängers als Erzbischof von Washington wusste, des ehemaligen Kardinals Theodore McCarrick. Diesem wird unter anderem vorgeworfen, Buben und junge Männer, darunter Seminaristen und junge Priester über Jahrzehnte sexuell genötigt und missbraucht zu haben.

Wuerl, der 2006 die Nachfolge von McCarrick als Erzbischof von Washington antrat, berichtet, dass er keine Kenntnis bezüglich McCarrick hatte. Dieser lebte nach seiner Pensionierung weiterhin in der Erzdiözese Washington.

In den vergangenen Tagen wurde Kardinal Wuerl mehrfach zum Rücktritt aufgefordert. Tatsächlich hat der Kardinal im November 2015 altersbedingt ein Rücktrittsgesuch an Papst Franziskus gerichtet, als er 75 Jahre alt wurde – das Alter, in dem die Bischöfe üblicherweise Rücktrittsgesuche an den Papst richten.

Während viele Insider erwartet hatten, dass Wuerl bis zum Alter von 80 Jahren in seinem Amt bleibt, scheint es nun wahrscheinlich, dass sein Rücktritt früher akzeptiert wird.

Es gibt keine Hinweise aus dem Vatikan, wann Franziskus nun Wuerls Rücktritt akzeptiere könnte. Jedoch spekulieren Quellen aus dem Umfeld des Kardinals, dass er lange genug in seiner Position bleiben könnte, um an den ersten Diskussionen unter den US-Bischöfen teilzunehmen, während sie beginnen, die Folgen der monumentalen Krise des sexuellen Missbrauchs, mit der die Kirche jetzt konfrontiert ist, anzugehen.

Auch Kardinal Sean O’Malley aus Boston hat diese Woche seine Teilnahme am World Meeting of Families abgesagt. O’Malley zog sich von der Veranstaltung zurück, nachdem er eine Untersuchung der Vorwürfe sexueller Unregelmäßigkeiten in der Erzdiözese von Boston angekündigt hatte.

Das Weltfamilientreffen wird vom Vatikanischen „Dikasterium für Laien, Familie und Leben“ organisiert, das von Kardinal Kevin Farrell geleitet wird, dem ehemaligen Bischof von Dallas.

Farrell war Weihbischof unter McCarrick in der Erzdiözese Washington.

Das Welttreffen der Familien findet vom 21. bis 26. August statt. Papst Franziskus wird am 26. August eine Open-Air-Messe im Phoenix Park in Dublin feiern. (CNA Deutsch)

Neuer Bericht: Tausende Fälle sexuellen Missbrauchs und systematischer Vertuschung in USA

Kardinal Wuerl spricht von „schrecklicher Tragödie“, ruft in erster Stellungnahme zu Reue auf.

WASHINGTON, D.C. – Es geht um Vorwürfe tausendfachen, oft schweren Missbrauchs durch hunderte Geistliche, der immer wieder systematisch vertuscht worden sein soll: Ein neuer Untersuchungsbericht, der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs in Pennsylvania über mehrere Jahrzehnte dokumentiert, erschüttert Katholiken und Kirche.

Nach 18 Monaten Recherche hat eine Grand Jury festgehalten, wie Angehörige des Klerus in sechs Diözesen im US-Bundestaat Pennsylvania, darunter Pittsburgh, sexuelle Gewalt an Minderjährigen und Schutzbefohlenen verübt haben sollen.

Kardinal Donald Wuerl, Erzbischof von Washington, D.C., und ehemaliger Bischof von Pittsburgh, ist mehr als 200mal namentlich im Untersuchungsbericht erwähnt.

In einer ersten Erklärung unterstrich er, dass die Kirche Reue leisten müsse:

„Wie ich in meinen mehr als 30 Jahren als Bischof deutlich gemacht habe, ist der sexuelle Missbrauch von Kindern durch einige Mitglieder der katholischen Kirche eine schreckliche Tragödie, und die Kirche kann niemals genug unsere tiefe Trauer und Reue für den Missbrauch und für das Versäumnis, prompt und vollständig zu reagieren, zum Ausdruck bringen“.

Nach den Enthüllungen über Erzbischof Theodore McCarrick, der Vorgänger Wuerls in Washington war, sieht sich der Kardinal wiederholt pointierten Fragen ausgesetzt, bis hin zu der nach einem Rücktritt: Bereits vor Veröffentlichung des Untersuchungsberichts wurde er im TV-Sender CBS gezielt darauf angesprochen, ob er die Absicht habe, zurückzutreten.

FBI unterstützte Ermittlungen

Der am 14. August veröffentlichte Untersuchungsbericht beschreibt bis ins Detail, wie über sieben Jahrzehnte lang in den Bistümern Allentown, Erie, Greensburg, Harrisburg, Pittsburgh und Scranton systematisch Missbrauch verübt und vertuscht worden sein soll.

Etwa die Hälfte der rund 3 Millionen Katholiken Pennsylvanias lebt in diesen sechs Diözesen.

Der 884-seitige Bericht wurde von 23 Juroren verfasst, die eineinhalb Jahre lang recherchierten und dabei eine halbe Million Seiten an Dokumenten prüften. Das FBI unterstützte den Ermittlungsprozess der Grand Jury, die als Gremium des amerikanischen Strafprozessrechtsprüft, ob es zu einer öffentlichen Anklage-Erhebung kommt.

Der Bericht dokumentiert ein verheerendes Bild der Bemühungen kirchlicher Behörden, Anschuldigungen zu ignorieren, zu verschleiern oder zu vertuschen – entweder um beschuldigte Priester zu schützen oder Skandale zu vermeiden.

Der Bericht geht sogar so weit, eine Reihe von Vorgehensweisen zu identifizieren, anhand derer Verantwortliche in katholischen Diözesen immer wieder verheimlicht und vertuscht haben sollen, dass Täter sich an – meist männlichen – Minderjährigen vergingen.

Die Bandbreite der Vorwürfe reicht von „unangemessenem Verhalten“ bis hin zu Fällen brutaler Vergewaltigung und anderer Formen sexuellen Missbrauchs. Dem Bericht zufolge konnten einige der Priester ihre Opfer mit Alkohol und Pornografie manipulieren.

Eine strafrechtliche Verfolgung ist in den meisten Fällen aufgrund abgelaufener Verjährungsfristen nicht mehr möglich, auch wenn in zwei Fällen Anklage erhoben wurde. Bisher wurde nur ein Priester verurteilt: Er hatte Anfang der 90er Jahre einen Schüler sexuell genötigt.

Der Bericht der Grand Jury enthält die Namen von 301 Personen; einige wurden aufgrund bereits laufender Prozesse nicht veröffentlicht. Einzelheiten dieser mutmaßlichen Verbrechen wurden ebenfalls ausgespart.

Die Anzahl der Opfer wird auf Tausende geschätzt, aber ist nicht präzise feststellbar, so der Bericht. Die Mehrzahl der Opfer in den untersuchten Fällen war männlich; ihr Alter reichte von vorpubertären Kindern bis hin zu jungen Erwachsenen.

Die Grand Jury dokumentiert in ihrem Bericht sämtliche Vorwürfe des Missbrauchs in den vergangenen 70 Jahren – von 1947 bis 2017 – innerhalb der untersuchten Diözesen.

Dabei zeigt sich, dass die meisten Fälle aus den 1960er, 1970er und 1980er Jahren stammen.

Ed Condon und Christine Rousselle trug zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

Kardinal Wuerl: Kritiker am Papst sind nichts Neues

 Kardinal WuerlKritik am Papst auch in hohen Kreisen der Kirche ist ein bekanntes und nicht neues Phänomen. Was die Kritiker vereine sei, dass sie mit dem Papst ablehnen, weil der nicht ihre Meinung teilen. Mit diesen Worten geht der Erzbischof von Washington, Kardinal Donald Wuerl, auf die jüngsten Streitigkeiten um Kritik am Papst ein. Zuletzt hatte Kardinal Raymond Leo Burke davon gesprochen, dass er auch Widerstand gegen den Papst zu leisten bereit sei. Dagegen zählt Wuerl in seinem Blog auf, dass es von Pius XI. an immer wieder prominente Kirchenvertreter gegeben habe, die sich einzelnen Päpsten widersetzen, bis hin zu Benedikt XVI. Dagegen sei der Papst als Nachfolger Petri „Prüfstein unseres Glaubens und der Einheit." (rv)

Neue Vatikan-Ernennungen

Kardinal BertelloPapst Franziskus hat an diesem Montag einige neue Mitglieder in die vatikanische Güterverwaltung, kurz APSA, berufen. Es sind Kardinal Donald William Wuerl, der Erzbischof von Washington (USA); Kardinal Rubén Salazar Gómez, der Erzbischof von Bogotá (Kolumbien); und schließlich Kardinal Giuseppe Bertello, der das Governatorat der Vatikanstadt leitet. (rv)

Wuerl: „Propositiones betonen Einheit der Kirche bei Neuevangelisierung“

Einer der wichtigsten Aspekte, die bei der Synode behandelt wurden, sei die Einheit der Kirche. Dies sagte der Generalrelator der Bischofssynode, Kardinal Donald Wuerl an diesem Samstag bei der Vorstellung der 58 Propositiones oder Vorschläge, die aus der Mitte der Bischofssynode an den Papst überreicht werden. Die Kirche müsse gemeinsam positiv in die Zukunft schauen. Zentral sei dabei vor allem eine Frage:

„Wie bringen wir den Glauben der Kirche in diese sehr moderne, säkularisierte und komplexe Welt?’ Dieses Ziel kam immer wieder bei der Synode zur Sprache und reflektiert sich auch in den Propositionen: Einheit bei dem, was die Kirche tun muss, warum sie es tun muss und wohin sie gehen will"

Was Neuevangelisierung eigentlich ist und in welcher Weise sie mit der Welt in Verbindung steht, sei ein weiterer wichtiger Punkt, der die Propositionen verbinde, so Wuerl. Außerdem befassen sich die Vorschläge mit möglichen Orten der Neuevangelisierung wie etwa Schulen oder Krankenhäuser. Nicht zuletzt beantworteten die Synodalen in ihren Vorschlägen auch die Frage, wer für die Neuevangelisierung zuständig sei:

„Und zwar jeder von uns. Die Vorschläge sprechen beispielsweise über die Familie, junge Leute, Priester und Ordensleute, aber auch über die Rolle eines jeden einzelnen in der Gemeinschaft der Kirche. Die Diskussion wird mit der Proposition 57 abgeschlossen, die maßgeblich ist: Sie ist eine Zusammenfassung dessen, was wichtig ist, um den Glauben weiter zu tragen und spricht von den dafür nötigen Elementen. Erstens ist das eine Vertiefung des Glaubens, zu der jeder Gläubige aufgerufen ist, zweitens das unbedingte Vertrauen in Gott und seinen Glauben und das dritte ist einfach: dies alles zu teilen."

Zum Abschluss der Vorschläge, in der 58. Proposition, wird der Maria als „Stern der Neuevangelisierung" gedacht. Ihr Beispiel sei maßgeblich für das weitere Wirken der Neuevangelisierung bei den Völkern der Welt. Die Propositionen werden nun dem Papst überreicht, der dann das Abschlussdokument der Bischofssynode verfasst. (rv)

Erste Zusammenfassung der Bischofssynode: Vier Punkte und dreizehn Fragen

Der erste Teil der Bischofssynode ist mit der Generalkongregation vom Mittwochnachmittag zu Ende gegangen. Der US-amerikanische Kardinal William Wuerl, Berichterstatter der Synode, fasste die großen Linien der bisher über 200 Beiträge für die Synodalen zusammen. Damit wolle er den Beratungen in den sogenannten „circoli minori", also den nach Sprachen organisierten Arbeitsgruppen, eine Hilfestellung zur Hand geben, so der Kardinal bei der Vorstellung des Dokumentes.

In vier Punkten fasst Wuerl kurz und knapp die wichtigsten Beobachtungen zusammen. An die Punkte schlossen sich jeweils Fragen an, die bei der weiteren Behandlung der Themen helfen sollen.

Was ist Neuevangelisierung?
Die erste Fragestellung bezieht sich darauf, wie genau die Neuevangelisierung im Leben der Kirche verortet ist. Wuerl betont, dass es sich um eine Mitarbeit an der Sendung der gesamten Kirche handle, die diese von Jesus Christus selbst empfangen habe. Damit nimmt Wuerl diese Frage aus dem Bereich reiner pastoraler Strategien heraus. Dieser Auftrag Jesu, die wichtigste Aufgabe der Kirche, betreffe alle Christen gleichermaßen.

Daran schließt Wuerl zwei Fragen an, die sich auf die Identität der Christen und das Ernstnehmen der Verantwortung für diese Verkündung beziehen: Wie könne die Kirche dabei helfen?

Das Umfeld des Dienstes der Kirche
Der zweie Komplex bezieht sich auf die Verschiedenheit der kulturellen, sozialen, ökonomischen und religiösen Umstände, unter denen das Christentum weltweit lebt. Diese Dimension ist bei den Beratungen des ersten Teils der Synode am sichtbarsten geworden. Kardinal Wuerl betont aber, dass bei aller Verschiedenheit in den Einzelheiten, die Notwendigkeit einer erneuerten Verkündigung und Neuevangelisierung von allen gesehen werde, vor allem, weil der Prozess der Säkularisierung alle betreffe, wenn auch auf verschieden Weise.

Einen eigenen Abschnitt bekommt die Kirche im Nahen Osten.
Drei Fragen schließt der Berichterstatter der Synode an: Was sind Erfahrungen von fruchtbaren Initiativen? Wie kann man dem Verschwinden des Glaubenswissens entgegen wirken? Und: Was genau sind die Herausforderungen durch sie Säkularisierung?

Die pastoralen Antworten auf die Umstände
Zu allererst müsse die Einheit der Kirche betont werden, so Kardinal Wuerl im dritten Abschnitt seiner Zusammenfassung. Dann seien die Sakramente neu zu betonen: Die Initiation (Taufe, Erstkommunion, Firmung), die Beichte und die Eucharistie. Eine große Mehrheit der Synodalen habe aber auch eine geistliche Erneuerung der Kirche eingefordert.

„Die Kultur ist das Umfeld der Neuevangelisierung". Deswegen bezieht sich die sechste Frage des Textes darauf, für den Dialog und die Begegnung mit der Kultur neue Räume zu schaffen. Weiter fragt Wuerl danach, wie in den Umständen und verschiedenen Kulturen das Zeugnis des Glaubens glaubhafter gelebt werden könne und was die Kirche dazu beitragen könne. Achtens betont er die Nächstenliebe Christi, die sich im Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung ausdrücke. Frage neun sucht ein neues Verständnis zwischen den häufig genannten kleinen Gemeinschaften und den ebenfalls in vielen Beiträgen vorkommenden Pfarreien. Die zehnte Frage bezieht sich auf den Katechismus und die Notwendigkeit, Bildung und Katechese jugendgerecht anzubieten. Die letzte Frage dieses Komplexes sucht nach Mitteln, wie die Kirche ihre Katecheten besser unterstützen kann.

Handelnde und Teilhaber an der Neuevangelisierung
Unter den Subjekten der erneuerten Verkündigung sei vor allem die Familie genannt worden, führt Wuerl aus. Seine erste Frage in diesem Bereich bezieht sich deswegen auf die „Hauskirche": Wie könnten Familien besser bei der Weitergabe des Glaubens unterstützt werden?

Frage dreizehn betont die Unersetzbarkeit des Priesters, hier sucht Wuerl nach Mitteln, diesen verkündenden Einsatz zu unterstützen. Die vierzehnte Frage betont die Unersetzbarkeit der Laien: Wie könne die Kirche auf noch vollständigere Weise die Laien und die ortskirchlichen Initiativen einbeziehen?

Den Abschluss des Dokumentes bildet eine kurze Liste möglicher Themen, denen sich die Sprachgruppen zuwenden könnten, so Wuerl. Dies alles werde nun an die Arbeitsgruppen übergeben.

Nach der Vorstellung des Dokumentes
Zum Schluss der Beratungen der Synode werden nun in den kommenden Tagen zwei Dokumente erarbeitet: Die Schlussbotschaft der Synode und die sogenannten „Propositiones", die Vorschläge aus den Arbeitskreisen, die dann dem Papst zur Erstellung eines nachsynodalen Schreibens übergeben werden. (rv)

Die Bischofssynode geht in die zweite Phase

Die erste Phase der Bischofssynode im Vatikan ist an diesem Mittwochnachmittag zu Ende gegangen: Der Berichterstatter, der US-amerikanische Kardinal William Wuerl, stellte den Synodalen am Abend seine Zusammenfassung der Debatte vor, die so genannte ‚Relatio post disceptationem’. An diesem Donnerstag nun traten die delegierten Präsidenten der Synode vor die Presse, um eine erste vorsichtige Bilanz zu ziehen. Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya, Bischof von Kinshasa und einer der drei Präsidenten, bezog sich auf Papst Johannes Paul II. und dessen Idee von Neuevangelisierung, auf die letztlich auch die Synode zurückgehe:

„Diese Evangelisierung muss neu in ihrem Eifer, in ihren Methoden und in ihrem Ausdruck sein".

Pasinya betonte die Notwendigkeit, sich erneut den Trägern der Evangelisierung zuzuwenden, von Bischöfen und Priestern bis zu den Familien und den Laien. Ohne eine neue Konzentration auf diejenigen, die die Verantwortung für die Verkündigung übernähmen, würde diese im Sand verlaufen. Aber auch über andere Problemfelder sei bei der Synode gesprochen worden:

„Wie kann man den Gott Jesu Christi einer Welt verkünden, die die Frage nach Gott gar nicht stellt oder falsch stellt? Damit befasst sich unsere Synode, und sie verläuft gut. Der Heilige Vater ist anwesend, die Synodenteilnehmer sprechen sehr offen und berichten von den Situationen in ihren Ländern. Hier ist der Reichtum der Synode: Niemand erzählt das gleiche. Die Synode umfasst all diese verschiedenen Situationen und die ganze Welt in ihrer Verschiedenheit. Wir müssen vorwärts gehen und als nächstes werden aus der Synode heraus die so genannten Propositionen erstellt, die dem Papst vorgelegt werden und er wird dann entscheiden, wie diese Vorschläge, die ihm gegeben wurden, öffentlich werden."

Gleichzeitig zur Pressekonferenz tagten und tagen den gesamten Donnerstag lang die Sprachgruppen, die so genannten circoli minori, um sich mit der zusammenfassenden Relatio, die Kardinal William Wuerl vorgelegt hatte, zu befassen. (rv)

Kardinal Wuerl: „Vatikanbank bemüht sich überzeugend um Transparenz“

Ein positives Fazit hat Kardinal Donald Wuerl nach einem Besuch in der Vatikanbank IOR gezogen. Dem vatikanischen Geldinstitut waren in den vergangenen Monaten fehlende Transparenz und mangelnde Kooperation mit italienischen Behörden vorgeworfen worden. Diesen Eindruck kann Kardinal Wuerl im Interview mit Radio Vatikan nicht bestätigen. Der Erzbischof war zusammen mit Finanzexperten der US-amerikanischen Laienorganisation „Papal Foundation" von der Vatikanbank eingeladen worden, sich ein Bild von der Arbeit des Geldinstitutes zu machen. Das Bemühen der Vatikanbank um Transparenz und die Erfüllung internationaler Standards lässt sich für den Kardinal vor allem an einer Beobachtung ablesen:

„Eine der Sachen, die mich am meisten überzeugt haben, war die Tatsache, dass das IOR externe Revisoren hat, so wie es sie auch in der US-amerikanischen Kirche gibt. Diese Finanzprüfer besuchen uns, schauen sich unsere Arbeit an und berichten dann, inwiefern das alles internationalen Normen entspricht. Das Gleiche geschieht in der Vatikanbank: Buchhaltung und Abläufe wurden analysiert, externe Beobachter sind gekommen, haben geprüft und bestätigt, dass das Institut die Compliance-Kriterien erfüllt. Die Bank hat auch die internationalen Aufsichtsbehörden gebeten, das gleiche zu tun. Uns gegenüber wurde herausgestellt, dass ihnen jedes Mal korrekte Abrechnungen bescheinigt wurden, wenn eine Revision von außen kam."

Um Geldwäsche und Terrorfinanzierung über Vatikan-Einrichtungen auszuschließen, hatte Papst Benedikt XVI. Ende 2010 neue Finanzgesetze für den Heiligen Stuhl erlassen. Die Regelung, die am 1. April 2011 in Kraft trat, schließt zum Beispiel die Führung anonymer Konten, Depots und Sparbücher aus und prüft jeden neuen Geschäftspartner auf Herz und Nieren. Mehr Transparenz und Effizienz der vatikanischen Geldgeschäfte – Kardinal Wuerl sieht auch seine Einladung in die Vatikanbank als Schritt in diese Richtung:

„Einer der Gründe, warum sie uns eingeladen haben, war zu sagen: ,Bringt jeden aus euer Leitung mit, den ihr mitbringen wollt‘. Und im Laufe des Treffens wurde uns dann gesagt, dass sie dasselbe mit Leuten tun, die in Finanzinstituten in Europa und in der Welt arbeiten. Ich habe den Eindruck, dass sie alles tun, was sie tun können, um ihre Türen zu öffnen und zu sage: ,Kommt doch und schaut.‘ Das war sehr beeindruckend. Ich habe das als sehr beruhigend empfunden, ebenso meine Kollegen, von denen viele in der Finanzwelt tätig sind und sich mit Rechenschaftspflicht und Buchhaltung auskennen."

Im Zuge der neuen Finanzgesetze hatte der Heilige Stuhl eine zentrale vatikanische Finanzaufsichtsbehörde eingerichtet, die im steten Austausch mit dem vatikanischen Staatssekretariat und entsprechenden Behörden anderer Staaten steht. Vor allem dieser Schritt hatte die vatikanische Finanzkontrolle nach Ansicht von Experten auf internationales Niveau gehoben. (rv)

Kardinal Wuerl: „Glaube und Gesellschaft gehören zusammen“

Während die US-Bürger gespannt sind, wer der republikanische Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im Herbst sein wird, sind die Bischöfe des Landes zu ihrem Ad Limina-Besuch nach Rom gereist. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der Erzbischof von Washington DC, Kardinal Donald W. Wuerl, dass die katholische Kirche eine wichtige Rolle in der US-Gesellschaft spiele.

„Unsere Gesellschaft ist sehr säkular und das hat Vor- und Nachteile. Für uns als katholische Kirche bedeutet das, dass wir mit einer Gesellschaft zu tun haben, die viele Stimmen und Werte hat. Das ist eine Herausforderung. Es gibt deshalb keine monolithische säkulare Stimme, die alles bestimmt. Das müssen wir immer vor Augen haben."

Gerade bei den Präsidentschaftswahlen spielt die Konfessionsfrage eine wichtige Rolle. So gilt der mögliche Gegner Obamas, Mitt Romney, als Außenseiter, weil er Mormone ist. Das galt oft auch für katholische Anwärter.

„Bei uns in den Vereinigten Staaten gilt, dass Glaube und öffentliches Leben immer zusammengehören. Man ist Bürger und Gläubiger gleichzeitig. Das kann man ja nicht trennen."

Papst Benedikt XVI. hatte sich besorgt über wachsende antichristliche Strömungen in den Vereinigten Staaten geäußert. Die Katholiken in den USA müssten sich der „schwerwiegenden Bedrohungen durch einen radikalen Säkularismus" bewusst werden, sagte der Papst am Donnerstag vor US-Bischöfen im Vatikan.(rv)