Bergamo: Leichnam Papst Johannes XXIII. kehrt für kurze Zeit in Heimatdiözese zurück

Laut „Crux“ werden die sterblichen Überreste von Papst Johannes XXIII. für 18 Tage in seine Heimatdiözese Bergamo überführt.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die US-Website „Crux“ berichtete gestern über dieses ungewöhnliche Ereignis:

„Wir danken Papst Franziskus für diese Geste der väterlichen Liebe“, sagte Bischof Francesco Beschi von Bergamo. „Es ist eine große Freude und besondere Gnade für uns.“

Von seiner Ruhestätte in der Peterskirche wird der Leichnam des verstorbenen Papstes am 24. Mai nach Bergamo überführt und soll zunächst im städtischen Gefängnis eintreffen, bevor er in das nach Papst Johannes XXIII. benannte Diözesanseminar verlegt wird. In dieser Nacht werden Priester der Diözese die sterblichen Überreste zur Kathedrale bringen.

Die Jugendlichen der Diözese werden am 25. Mai in der Kathedrale eine Gebetsvigil halten und für den nächsten Morgen sind Priesterweihen vorgesehen.

Nach einer Messe mit den Armen am 27. Mai wird die Leiche in das nach dem verstorbenen Papst benannte Krankenhaus gebracht und dann in das Heiligtum des Heiligen Johannes XXIII. in Sotto il Monte gebracht.

Pilger können bis zum 10. Juni vor dem Leichnam des Heiligen am Heiligtum beten, wenn Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär im Vatikan, die Messe feiert und die Leiche in den Vatikan zurückgebracht wird. (vh – mm)

Zwei neue heilige Päpste: „Mitarbeiter des Heiligen Geistes“

Papst Johannes Paul II.  Papst Johannes XXIII.Die Weltkirche hat zwei neue heilige Päpste: Franziskus hat an diesem Sonntag seine Vorgänger Papst Johannes Paul II. und Johannes XXIII. zur höchsten Ehre der Altäre erhoben. Rund 800.000 Pilger aus aller Welt feierten die feierliche Heiligsprechung in Rom mit dem argentinischen Papst, davon befanden sich allein 500.000 auf und um den Petersplatz. Auch Benedikt XVI. nahm an der Zeremonie teil.

Heiligsprechung „mit vier Päpsten“
Begleitet vom Gesang der Heiligenlitanei zieht Papst Franziskus mit den Konzelebranten auf den Petersplatz ein. An der Fassade des Petersdomes hängen bereits die Bildnisse der beiden Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII., trotz des Nieselregens haben sich hunderttausende Pilger auf dem Petersplatz und der Via della Conciliazione versammelt. Papst Franziskus lässt es sich nicht nehmen, vor dem Akt der Heiligsprechung seinen Vorgänger Benedikt XVI. herzlich zu umarmen; kurz nach Auszug aus dem Petersdom hatte er Benedikt schon die Hand geschüttelt. Der argentinische Papst ist ernst und still, Benedikt lächelt.

Zwei neue Heilige für die Weltkirche
Lange müssen die Gläubigen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr auf „ihre Heiligen“ warten; der Akt der Kanonisation, mit dem Franziskus Johannes Paul II. und Johannes XXIII. zur höchsten Ehre der Altäre erhebt, findet direkt zu Beginn der Heiligsprechungsfeierlichkeiten statt. Drei Mal ersucht Kardinal Angelo Amato, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, den Papst um die Heiligsprechung der beiden Päpste. Franziskus verliest die Heiligsprechungsformel auf Latein und schreibt seine beiden seligen Vorgänger damit gleichsam in das Verzeichnis der Heiligen ein. Die Pilger jubeln, es ist vollbracht, Johannes Paul II. und Johannes XXIII. können fortan als Heilige der Weltkirche verehrt werden. Es ist das erste Mal in der Kirchengeschichte, dass zwei Päpste gleichzeitig ins Heiligenregister eingeschrieben werden. In der Causa Johannes XXIII. hatte Papst Franziskus von dem für eine Heiligsprechung eigentlich notwendigen Wunder dispensiert. Das Heiligsprechungsverfahren von Johannes Paul II. durchlief alle sonst üblichen Etappen, es gilt jedoch als das kürzeste der Neuzeit.

Nach der offiziellen Erklärung durch Papst Franziskus werden Reliquiare der beiden heiligen Päpste vor den Altar gestellt. Getragen wird die Blutampulle von Johannes Paul II. durch die Costaricanerin Floribeth Mora Diaz, die auf dessen Fürbitte von einem unheilbaren Hirn-Aneurysma genesen war. Der Reliquienbehälter von Johannes XXIII. mit Hautpartikeln des neuen Heiligen wird von vier Neffen des Roncalli-Papstes gebracht.

Papstpredigt: Mitarbeiter des Heiligen Geistes
In seiner Predigt würdigt Franziskus die beiden neuen heiligen Päpste als mutige Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts und Erneuerer der Kirche. Johannes Paul II. und Johannes XXIII. hätten den Herausforderungen ihrer Zeit ins Auge gesehen und dabei die Kraft des christlichen Glaubens bezeugt. Franziskus:

„Sie waren Priester, Bischöfe und Päpste des 20. Jahrhunderts. Dessen Tragödien haben sie erfahren, sind davon aber nicht überwältigt worden. Stärker war in ihnen Gott; stärker war der Glaube an Jesus Christus, den Erlöser des Menschen und Herrn der Geschichte; stärker war in ihnen die Barmherzigkeit Gottes, die sich in diesen fünf Wunden offenbart; stärker war die mütterliche Liebe Marias.“

Johannes Paul II. und Johannes XXIII. hätten den Mut gehabt, „die Wundmale Jesu anzuschauen, seine verwundeten Hände und seine durchbohrte Seite zu berühren“, formuliert Franziskus. Er geht dabei von der Begegnung des ungläubigen Thomas mit Jesus aus, von der das Johannesevangelium erzählt.

„Sie haben sich der Leiblichkeit Christi nicht geschämt, haben an ihm, an seinem Kreuz keinen Anstoß genommen; sie haben die Leiblichkeit des Mitmenschen nicht gescheut (vgl. Jes 58,7), denn in jedem leidenden Menschen sahen sie Jesus. Sie waren zwei mutige Männer, erfüllt vom Freimut des Heiligen Geistes, und haben der Kirche und der Welt Zeugnis gegeben von der Güte Gottes und von seiner Barmherzigkeit.“

Die Wunden Jesu seien „Ärgernis für den Glauben“ und zugleich dessen „Nachweis“, fährt Franziskus fort. Für den Glauben an Gott seien sie „unerlässlich“, zeigten sie doch Gottes Liebe zum Menschen auf:

„Nicht um zu glauben, dass Gott existiert, sondern um zu glauben, dass Gott Liebe, Barmherzigkeit und Treue ist. Der heilige Petrus nimmt die Worte des Propheten Jesaja auf und schreibt an die Christen: ,Durch seine Wunden seid ihr geheilt (1 Petr 2,24; vgl. Jes 53,5).“

Johannes Paul II. und Johannes XXIII. stünden für die Kraft der christlichen Urgemeinde, in der „das Wesentliche des Evangeliums gelebt“ wird, nämlich „die Liebe und die Barmherzigkeit in Einfachheit und Brüderlichkeit“, führt Franziskus aus. Dieses Bild einer Kirche, die sich aus der Kraft der Urgemeinde speist, habe das Zweite Vatikanische Konzil geleitet, so der Papst, der den polnischen Papst und den Konzilspapst an dieser Stelle als Erneuerer der Kirche würdigt:

„Johannes XXIII. und Johannes Paul II. haben mit dem Heiligen Geist zusammengearbeitet, um die Kirche entsprechend ihrer ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen und zu aktualisieren, entsprechend der Gestalt, die ihr im Laufe der Jahrhunderte die Heiligen verliehen haben. Vergessen wir nicht, dass es gerade die Heiligen sind, die die Kirche voranbringen und wachsen lassen. In der Einberufung des Konzils hat Johannes XXIII. eine feinfühlige Folgsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist bewiesen, hat sich führen lassen und war für die Kirche ein Hirte, ein geführter Führer. Das war sein großer Dienst an der Kirche; er war der Papst der Folgsamkeit gegenüber dem Geist.“

Johannes Paul II. bezeichnet Franziskus als „Papst der Familie“ – so habe der polnische Papst erinnert werden wollen. Franziskus erbittet hier seine Fürsprache der beiden neuen Heiligen für die bevorstehende Weltbischofssynode zur Familienpastoral, die im Oktober im Vatikan stattfindet:

„Mögen diese beiden neuen heiligen Hirten des Gottesvolkes mit ihrer Fürsprache für die Kirche eintreten, damit sie in diesen zwei Jahren des Synodenweges fügsam sei gegenüber dem Heiligen Geist in ihrem pastoralen Dienst an der Familie. Mögen beide uns lehren, keinen Anstoß zu nehmen an den Wunden Christi und in das Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit einzudringen, die immer hofft und immer verzeiht, weil sie immer liebt.“ (rv)

 

Heiligsprechung: Nicht nostalgisch werden!

Papst Johannes XXIII.Bald ist er heilig gesprochen: Angelo Giuseppe Roncalli, Papst Johannes XXIII. Sein Leben war von Milde und Güte gezeichnet, die Italiener nannten ihn den „Papa Buono“, den guten Papst. Kirchengeschichtlich bedeutend waren seine Initiativen zur Reform der Kirche. Dazu zählt vor allem die historische Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das 1962 bis1965 tagte und eine Veränderung und Annäherung der kirchlichen Vision an die damalige Welt zur Folge hatte.

Das betont auch Kardinal Loris Francesco Capovilla. Der heute 98-jährige Kardinal war langjähriger Privatsekretär von Papst Johannes XXIII. In einem Interview mit Radio Vatikan erklärt er, dass es Gemeinsamkeiten gibt, zwischen Papst Franziskus und Papst Johannes XXIII. Beide wollen die Kirche verändern. Papst Franziskus bringe uns die Nachricht von Jesus durch sein „Evangelii Gaudium“.

„Papst Franziskus nähert sich uns an, nimmt uns an die Hand. Er zwingt uns nicht mit ihm zu gehen – er überzeugt uns.“

Das schaffe er dank seiner Erfahrungen als Jesuit und durch seine argentinischen Wurzeln, seine Herkunft, seine Kultur. In Bezug auf die Heiligsprechung von Papst Johannes XXIII. meint der Kardinal, es sei wichtig, nicht nostalgisch zu werden, sondern nach vorne zu blicken – auf etwas Neues, auf eine Veränderung.

„Ich meine, dass wir nicht von Heiligen, Reliquien oder Museen beschützt werden. So hat es auch Papst Johannes gesagt. Wir sind dazu berufen, einen Garten zu hüten, wo die Samen des Wortes, des fleischgewordenen Wortes wachsen. Wir sollen diesen Garten bepflanzen, die Erneuerung von Pfingsten und Ostern ermöglichen. Ein neuer Frühling. Und nicht zum eigenen Vergnügen, aber zum Vergnügen der ganzen Menschheit. Wir sind noch auf dem Weg, wir sind noch nicht auf der Hälfte des Weges angekommen. Die Straße ist noch lang.“

Das Evangelium helfe, seiner Meinung nach, die Straße zu gehen unter der Führung des neuen Papstes.

„Wie schön ist es den Papst jeden Tag zu hören, fast jeden Tag, dass Jesus niemanden zurückweist, und auf alle wartet.“

Zehn Jahre arbeitete er für Papst Johannes XXIII. und es war Capovilla immer eine Freude und Ehre. Er war ein Mann, der von Gott geführt wurde, so der Kardinal. Der Tag der Heiligsprechung am 27. April ist für ihn ein normaler Tag – aber auch ein Feiertag.

„Ein Tag in unserem Kalender, da jeder Tag im christlichen Kalender ein Feiertag ist. Für denjenigen, der glaubt ist immer Feiertag, immer Ostern, immer Auferstehung.“ (rv)

Johannes XXIII. und Johannes Paul II.: Heiligsprechungen am 27. April

Papst Johannes XXIII. Papst Johannes Paul II.Es ist der letzte Schritt zur Heiligsprechung: An diesem Montag hat ein Konsistorium – eine ordnungsgemäße Versammlung von Kardinälen – unter der Leitung von Papst Franziskus grünes Licht gegeben für die Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Der Papst legte fest, dass das Ereignis am 27. April in Rom stattfinden wird, dem Sonntag nach Ostern (oder dem Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, wie der Tag nach einer Entscheidung Johannes Pauls II. gefeiert wird). Das gab der Vatikan nach dem Konsistorium bekannt.

Um die gleichzeitige Heiligsprechung beider Päpste zu ermöglichen hatte Papst Franziskus Johannes XXIII. vom zweiten Wunder dispensiert. Der Prozess für Johannes Paul II. war dagegen zügig, aber vollständig abgelaufen. (rv)

Kardinal Amato: „Am 30. September wissen wir, wann Johannes Paul II. heiliggesprochen wird“

Kardinal Amato, Präfekt der SeligsprechungskongregationDer Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kurienkardinal Angelo Amato, hat gegenüber Radio Vatikan bestätigt, dass am kommenden 30. September das genaue Datum der Heiligsprechungen der Päpste Johannes Paul II. und Johannes XXIII. bekanntgegeben werde. An diesem Tag wird der Papst ein Konsistorium, also eine Kardinalsversammlung, abhalten. Der Papst hatte bereits im Hinflug aus Rio Richtung Rom diese Ankündigung bekannt gegeben. Amato selber wisse nicht, wann die Heiligsprechungen der beiden verstorbenen Päpste durchgeführt werden. Das wisse nur der Papst selber, so Amato.

„Ich möchte nur eine Sache zu diesen beiden Kirchenmänner sagen: Johannes XXIII. war der große Prophet und Begründer des Konzils; Johannes Paul II. hat die Resultate dieses Konzils umgesetzt und weiter entwickelt. Deshalb handelt es sich um zwei Säulen nicht nur der christlichen Kultur sondern auch der christlichen Heiligkeit."

Der italienische Kurienkardinal besucht derzeit das 34. Meeting der katholischen Bewegung „Comunione e Liberazione" im norditalienischen Badeort Rimini. Dort hat er eine Ausstellung über den heiligen Giovanni Battista Piamarta eröffnet.

„Die Heiligsprechung fand unter Benedikt XVI. statt und hat eine wichtige Bedeutung für unsere Zeit der Krise. Piamarta kümmert sich um arme Jugendliche. Eine ähnliche Figur war Don Bosco. Es sind Heilige, die mit großer Aufmerksamkeit auf die Probleme der Jugend geschaut haben, insbesondere auf jene, die mittellos und ungebildet waren. Heute haben wir zwar Jugendliche, die ausgebildet sind, doch viele sind arbeitslos und gehören somit zu den Randgruppen. Es sollte Politikern bewusster werden, wie die heutige Realität der Jugend aussieht. Heilige wie Piamarta können dabei helfen." (rv)

Papst Johannes Paul II. und Johannes XXIII.: Zwei Wege zur Heiligsprechung

Slawomir OderAls Präzedenzfall wertet Monsignor Slawomir Oder, Postulator des Heiligsprechungsprozesses von Johannes Paul II., Papst Franziskus‘ Entscheidung, das Konsistorium für eine mögliche Heiligsprechung des Konzilspapstes Johannes XXIII. einzuberufen.

„Was die Figur des Papstes betrifft, ist diese Entscheidung in unser Zeit beispiellos", sagte Oder jetzt im Gespräch mit Radio Vatikan. Franziskus hatte die Causa Anfang Juli zusammen mit dem Dekret für eine mögliche Heiligsprechung von Johannes Paul II. unterschrieben. Der Schritt kam überraschend, denn ein für die Heiligsprechung notwendiges Wunder wurde bei Johannes XXIII. bislang nicht bestätigt. Für Monsignor Oder fällt die päpstliche Entscheidung dennoch nicht völlig aus dem Rahmen:

„Jeder Papst ist höchster Richter und Gesetzgeber in der Kirche, indem er der Stellvertreter Christi ist. Eine solche Entscheidung gehört also zu seinen Befugnissen. Sicher ist es keine leichtfertige Entscheidung gewesen. Es ist ja eine Entscheidung, die eine Heiligsprechung betrifft, die Proklamation einer heiligen Person, eines Papstes, der durch Ansehen und Unfehlbarkeit überzeugt. Uns mag der Schritt vielleicht überraschen, doch hinter ihm stehen die Reflektion und das Gebet des Papstes, die ihn zu dieser Entscheidung führten. Und diese Art von Entscheidung kann spirituellen Früchte tragen und zum Wohl der Seelen beitragen."

Ein Datum für das Konsistorium gab der Vatikan bislang nicht bekannt. Pater Federico Lombardi hatte betont, Franziskus‘ Entscheidung sei eine „Absichtserklärung" – ob der Papst also für die Heiligsprechung des Konzilspapstes von der Anerkennung eines Wunder absieht oder ob ein solches noch bestätigt wird, steht also offen. Der Papst würdigte Johannes XXIII. zuletzt anlässlich dessen Todestages am 3. Juni. Im „evangeliengemäßen Gehorsam" liege der „Schlüssel zur Güte und zum Frieden von Papst Johannes" und „die Wurzel seiner Heiligkeit", sagte Franziskus bei einer Gedenkmesse für den Konzilspapst im Petersdom. Das von Johannes einberufene Zweite Vatikanische Konzil sei „Markstein der Kirche des 20. Jahrhunderts" und ein „Leuchtturm" für die Zukunft der Kirche, so der Papst weiter. Dazu Slawomir Oder:

„Eine eventuelle, zeitgleiche Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. ist klar im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu lesen. Es ist offensichtlich: Johannes XXIII. ist der Papst, der den Mut hatte, die Kirche dem Ereignis des Konzils gegenüber zu öffnen, der Papst, der mit seinem ganzen Pontifikat die Wegweisungen und den Geist des Konzils empfangen und diese durch sein Amt realisiert hat."

Im Fall von Johannes Paul II. hatte der Papst am vergangenen 5. Juli ein Wunder per Dekret anerkannt, das sich in Lateinamerika ereignet hatte. Monsignor Oder verrät im Gespräch mit Radio Vatikan Details der Begebenheit:

„Der Fall trug sich am Tag der Seligsprechung von Johannes Paul II. in Costa Rica zu. Eine junge Frau, die unter einem Hirnaneurysma litt, bat um die Fürsprache Johannes Paul II. und schloss sich über Fernsehen dem Gebet der ganzen Kirche für ihn an. Am Ende der Seligsprechung ist sie eingeschlafen und dann, als sie am Morgen aufwachte, hat sie gespürt, dass die Symptome der Krankheit verschwunden waren. Und eine innere Stimme sagte ihr: ,Steh auf, hab keine Angst, nimm dein Leben wieder auf.‘"

Papst Johannes Paul war am 1. Mai 2011 selig gesprochen worden. Beobachter halten eine Heiligsprechung des polnischen Papstes im Kontext des Hochfestes für den Seligen am kommenden 22. Oktober für möglich, wenn auch ein offizielles Datum bislang nicht bekannt wurde. Slawomir Oder zeigt sich im Gespräch mit Radio Vatikan überzeugt davon, dass auf die Heiligsprechung von Johannes Paul II. nicht mehr lang gewartet werden muss. (rv)

Privatsekretär von Johannes XXIII.: Er bleibt ein Wohltäter der Menschheit

Papst Johannes XXIII.Die Nachricht von der bevorstehenden Heiligsprechung Johannes XXIII. hat nicht nur in seinem Heimatort Sotto il Monte Giovanni XXIII. in der italienischen Lombardei große Freude ausgelöst: Nachdem bekannt wurde, dass Papst Franziskus per Dekret die diesbezügliche Abstimmung der Mitglieder der Heiligsprechungskongregation anerkannt hatte, läuteten alle Glocken in dem kleinen Ort, der sich nach seinem bekanntesten Mitbürger benannt hat. Auch der langjährige Privatsekretär des beliebten Papstes, Loris Francesco Capovilla, zeigte sich über die Entscheidung des Papstes tief gerührt:

„Mein erstes Gefühl war Überraschung. Ich habe das nicht erwartet, so plötzlich und noch im Jahr des Glaubens. Ich dachte sofort: Ich küsse die Hand von Papst Franziskus. Und mit Blick auf den Geist, die Seele und die Großzügigkeit von Papst Johannes antworte ich denen, die mich fragen, was denn von Papst Johannes bleibt, den wir alle bald heiliger Johannes nennen werden: ,Es bleibt alles!´ Ich möchte damit sagen, dass seine Quelle dem Dorf immer weiter Wasser spenden wird, das erfrischende Wasser des Evangeliums. In der ganzen Welt gibt es Männer und Frauen, Kleriker und Laien, die in Papst Johannes einen Wohltäter der Menschheit begrüßen."

Der ehemalige Privatsekretär lebt mittlerweile selbst im Heimatort von Johannes XIII. Er begleitete ihn bereits seit seiner Zeit als Patriarch von Venedig, unter Johannes´ Nachfolger Paul VI. wurde er zum Bischof von Chieti ernannt. Insbesondere, so Capovilla, bleibe von Papst Johannes jedoch sein enormer Beitrag zum II. Vatikanum:

„Er ist wie ein Kommentar zum fünften Kapitel der Konstitution Lumen Gentium [des Zweiten Vatikanischen Konzils], der universale Aufruf zur Heiligkeit. Wir sind das pilgernde Volk Gottes, aber nicht in Richtung einer nur zeitlichen Verwirklichung: wir sind alle zur Ewigkeit aufgerufen! Dazu, in den Glanz der Göttlichkeit einzutreten: wir sind alle gerufen, geliebt, und gestützt. Papst Franziskus sagt: ,Wir sind alle Empfänger der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes, der uns sucht´.

Papst Johannes XXIII., davon zeigt sich Capovilla überzeugt, könne auch die Menschen von heute Demut und Sanftheit lehren. Dies sei jedenfalls die Lehre, die er aus seiner langjährigen Nähe zu dem designierten Heiligen zöge:

Das ist auch das, was mir Kardinal Martini einen Monat vor seinem Tod gesagt hat: ,Monsignor Capovilla, Sie haben noch genügend Energien, nutzen Sie diese, um die Sanftheit, die Demut, die Zärtlichkeit von Papst Johannes zu würdigen und davon erzählen, sowie von seiner Liebe, die er mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil über der ganzen Welt ausschütten wollte. Deshalb gehen wir weiter auf den Pfaden des Zweiten Vatikanums: Vergessen wir nicht, dass wir vier Konstitutionen haben. Mit Lumen Gentium sind wir zur Heiligkeit aufgerufen. Mit Dei Verbum entdecken wir die Worte Gottes, bevor wir die Worte der Menschen anhören. Sacrosanctum Concilium: Das Gebet, die Heilige Schrift. Gaudium et Spes: der müden, verletzten, erniedrigten und gebeutelten Welt bieten wir Freude und Hoffnung – trotz aller Plagen der gesamten Menschheit: denn wir sind Kinder Gottes, erlöst durch das wertvolle Blut Christi; und unsere Hoffnung ist nicht die Hoffnung der hiesigen Güter, sondern die Hoffnung auf ewige Freude mit Christus und all unseren Lieben."
(rv)

Johannes XXIII. und Johannes Paul II. auf dem Weg zur Heiligsprechung

Papst Johannes XXIII.  Papst Johannes Paul II.Das für eine Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. notwendige Wunder ist von Papst Franziskus an diesem Freitag per Dekret anerkannt worden. Das teilte der Vatikan in einer Erklärung mit. In einer Audienz für den Präfekten der zuständigen Kongregation, Kardinal Angelo Amato, hatte der Papst insgesamt zwölf Dekrete unterzeichnet, die verschiedene Heiligsprechungsprozesse betreffen.
Gleichzeitig approbierte der Papst die Abstimmung der Mitglieder der Heiligsprechungskongregation betreffs einer Heiligsprechung von Papst Johannes XXIII. Papst Franziskus hat entschieden, so die Vatikannote weiter, dass das zur Entscheidung über eine Heiligsprechung der beiden Päpste notwendige Konsistorium einberufen werden soll. Ein Datum für die Kardinalsversammlung wurde noch nicht bekannt gegeben.

Mündlich fügte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an, dass es für die Heiligsprechung von Johannes XXIII. noch kein anerkanntes Wunder gebe, dass der Papst aber die Autorität habe, davon zu dispensieren. Die Entscheidung des heutigen Tages sei eine Absichtserklärung, so Lombardi.

Johannes XXIII.

Der am 25. November 1881 in der Lombardei geborene Angelo Giuseppe Roncalli war am 28. Oktober 1958 zum Papst gewählt worden. Am 25. Dezember 1961 hatte er das Zweite Vatikanische Konzil einberufen (1962-1965). Im Jahr 2000 wurde Johannes XXIII. seliggesprochen. Zu seinem 50. Todestag am 4. Juni dieses Jahres hatte Papst Franziskus ihn bei einer Messfeier gewürdigt:

„Der Petersplatz war damals zu einer Open-Air-Kirche geworden, Tag und Nacht kamen Gläubige aller Altersgruppen und sozialen Klassen hierhin, um für die Gesundheit des Papstes zu beten. Die ganze Welt hatte in Papst Johannes einen Hirten und einen Vater erkannt: Hirte, weil Vater."

Papst Roncalli sei ein „Mann gewesen, der Frieden ausstrahlte", so Franziskus. Ein „herzlicher Friede" sei das gewesen, gleichbedeutend mit Güte.

„Wie schön ist es, einen gütigen Priester zu finden! Das erinnert mich an etwas, das der heilige Ignatius von Loyola den Jesuiten einschärfte, als er von den Qualitäten sprach, die ein Vorgesetzter haben sollte. Er gab eine ganze Liste von Eigenschaften, und am Ende sagte er: „Und wenn er diese Tugenden nicht hat, dann möge er wenigstens gütig sein!" Das ist das Entscheidende. Vater sein. Ein Priester voller Güte. Das war zweifellos ein entscheidender Charakterzug von Papst Johannes."

Johannes Paul II.

Karol Józef Wojtyła wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice in Polen geboren. Seit 1964 Erzbischof von Krakau nahm er unter anderem an den Beratungen des Zweiten Vatikanischen Konzils teil. 1978 zum Papst gewählt, war sein Pontifikat das zweitlängste der Geschichte. Er starb am 2. April 2005 und wurde am 1. Mai 2011 selig gesprochen. In seiner Predigt zur Seligsprechung bezog sich Papst Benedikt XVI. damals auf das Ende und den Beginn des Pontifikates seines direkten Vorgängers.

„Groß war der Schmerz über den Verlust, aber noch größer war die Erfahrung einer unendlichen Gnade, die Rom und die ganze Welt umfing: die Gnade, die wie die Frucht des ganzen Lebens meines geliebten Vorgängers und besonders seines Zeugnisses im Leiden war. Schon an jenem Tag spürten wir den Duft seiner Heiligkeit ausströmen, und das Volk Gottes hat auf viele Weisen seine Verehrung für ihn zum Ausdruck gebracht…. ’Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!’ Was der neugewählte Papst von allen erbat, das hat er selbst als erster vorgemacht: Er hat die Gesellschaft, die Kultur, die Bereiche der Politik und der Wirtschaft für Christus geöffnet. Mit der Kraft eines Riesen – die er von Gott erhalten hat – hat er eine Tendenz umgedreht, die unumkehrbar erscheinen mochte. Mit seinem Zeugnis des Glaubens, der Liebe und des apostolischen Mutes, das von einer großen Menschlichkeit begleitet wurde, hat dieser beispielhafte Sohn der polnischen Nation den Christen auf der ganzen Welt geholfen, keine Angst zu haben, sich Christen zu nennen, zur Kirche zu gehören und vom Evangelium zu sprechen." (rv)

Vatikan: Erinnerung an Johannes XXIII.

Papst Johannes XXIII.Vor fünfzig Jahren starb Papst Johannes XXIII. Daran werden am nächsten Monat Pilger aus seiner norditalienischen Heimat im Vatikan erinnern. Um 17 Uhr will der Bischof von Bergamo, Francesco Beschi, im römischen Petersdom eine Messe zelebrieren. Danach wird Papst Franziskus voraussichtlich ein paar Worte an die Pilger richten. Der Konzilspapst Johannes war am 3. Juni 1963 im Alter von 82 Jahren gestorben. Papst Johannes Paul II. hat ihn selig gesprochen. (rv)

Kardinal Marx: Europas Beitrag für den Frieden

Es sei das Testament Papst Johannes XXIII.: So wird allgemein seine Enzyklika Pacem in Terris beschrieben, die er vor fast 50 Jahren veröffentlichte. Damals hatte er das Konzil bereits zusammengerufen, der Papst hatte hinter den Kulissen der Kubakrise zu vermitteln versucht und er hatte auch schon erfahren, dass er unheilbar erkrankt war. Pacem in Terris wurde seine letzte Enzyklika.
Die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften beschäftigt sich in diesen Tagen in Rom mit der Friedensenzyklika. Dabei soll es vor allem darum gehen, wie aktuell die Gedanken für heute sind. Einer der Vortragenden ist der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Die Konstellation von Kaltem Krieg habe sich geändert, so Marx.

„Aber die Grundthemen, die der Papst anspricht sind weiterhin aktuell und müssen weiter ausgebaut werden, wie zum Beispiel finden wir eine Friedensordnung auf internationaler, auf globaler Ebene. Dies wird das Thema des 21. Jahrhunderts sein. Er hat zum ersten Mal im Grunde systematisch darüber nachgedacht, was ist überhaupt ein „Weltgemeinwohl", wie kann man das organisieren, was bedeutet das. Benedikt XVI. hat das in seinem „caritas in veritate" auch aufgegriffen. Manchmal wird das belächelt oder kritisiert, aber im Grunde gibt es dazu keine Alternative. Es geht jetzt darum, das konkret aufzubauen. Und ich möchte heute auch noch einmal darauf hinweisen, dass auch die Europäische Union in dieser Linie ein Beispiel dafür ist, wie man supranationale Gebilde subsidiär an einem gemeinsamen Gemeinwohl orientiert aufbauen kann. Ich glaube dafür ist Pacen in Terris weiterhin ein ganz wichtiger Impuls."

Sie selber werden über den Beitrag Europas für den Frieden sprechen. Wenn man zum Beispiel heute auf die Ukraine schaut stellt sich die Frage, ob wir in Europa schon friedensbereit sind.

„Auf keinen Fall! Wir haben auch Kriege in den 90er Jahren auf dem Balkan gehabt, das war eine schreckliche Erfahrung für uns alle, dass es überhaupt in Europa wieder so etwas geben könnte. Aber ich möchte besonders natürlich auf die Europäische Union eingehen, die ja in einer schweren Krise ist, auch durch die Schuldensituation vieler Länder, durch den überbordenen Finanzkapitalismus seit den 90er Jahren, der das alles mit verursacht hat. Wir müssen uns neu besinnen auf das was Europa beziehungsweise die Europäische Union sein wollte.
Ich glaube, dass Jean Monnet, der große Gründervater Europas, das eigentlich in einer ganz einfachen und schlichten Weise so formuliert hat: Europa soll ein Beitrag sein für eine bessere Welt. Dazu gehört zunächst einmal, dass wir selber in Europa unsere Strukturen, Institutionen so aufbauen, dass sie zukunftsfähig sind. Und das ist glaub ich gerade jetzt eine entscheidende Phase. Und dann Europa natürlich ein Beitrag leisten für die Welt und deutlich machen, dass es funktioniert. Man kann so etwas aufbauen, man kann subsidiär miteinander umgehen, man kann nationale Eigenarten achten und trotzdem gemeinsam etwas aufbauen. Das ist etwas ganz entscheidendes auch für die gesamte Welt, ob Europa das in dieser Krisensituation schafft, ob Europa zukunftsfähig wird."

Was erhoffen Sie sich von dieser Tagung?

„Ich erhoffe mir, dass wirklich hier ein intellektueller Austausch stattfindet, dass hier noch einmal deutlich wird, dass gerade die globale Organisation des Gemeinwohls, so will ich es mal formulieren, eine entscheidende Aufgabe, auch der Kirche ist. Deswegen sind wir auch hier im Vatikan versammelt, das die Kirche einen Beitrag dazu zu leisten hat und nicht nur national eng in Eigeninteressen uns verlieren, sondern eine große Vision von einem Weltgemeinwohl haben." (rv)