Editorial Lombardi: Besondere Weihnachtsgrüsse an China

Pater LombardiChina ist nicht nur als immer einflussreicheres und bevölkerungsreichstes Land der Erde zu betrachten, sondern auch als Wegbereiter für Frieden und Solidarität in der Welt. Das sagt Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan. Der Papst habe deshalb in seiner Weihnachtsbotschaft – neben den Krisenherden in Nahost – auch die Volksrepublik erwähnt, so Lombardi.

„Vielleicht waren viele von dieser Erwähnung überrascht, aber die Nennung Chinas zeigt, wie bewusst und realistisch der Blick des Papstes und der Kirche auf den Weg der Menschheit gerichtet ist. Man sollte China nicht nur aus der üblichen Perspektive der Macht betrachten, sondern aus Sicht des Friedens und der Solidarität, zum Wohl jenes edlen Volkes und der ganzen Welt, wie der Papst unermüdlich wiederholt.“

Man dürfe die Religionen nicht mit Argwohn betrachten, so Lombardi weiter. Der Glaube sei nicht dazu da, um zu trennen oder sich von außen in innere Angelegenheiten einzumischen, fügt der Jesuitenpater an.

„Vielmehr sind Religionen positive spirituelle Kräfte, die sich um das Allgemeinwohl kümmern möchten. In diesem Sinne hat der Vatikan stets die katholische Gemeinschaft in China im Blick gehabt, wie der Papst auch immer wieder betont hat. Wird es im neuen Jahr in dieser Hinsicht Fortschritte geben? Wir hoffen es.“

Der König des Friedens komme für alle. Das gelte also genauso für kleine wie für große Völker. Wenn der Frieden gesucht werde, könnten die Großen keine Bedrohung für die Kleinen sein, so Lombardi. Der Papst habe in diesem Jahr seine Weihnachtsgrüße in 65 Sprachen ausgesprochen, doch in diesen seien auch alle anderen tausende von Sprachen auf der Erde inbegriffen. Denn die Friedensbotschaft des Papstes sei nicht einem einzelnen Volk gewidmet, sondern der gesamten Menschheit. (rv)

2011 hat vatikanisches Almosenamt 900.000 Euro verteilt

Das Almosenamt des Vatikans hat 2011 etwa 900.000 Euro für Bedürftige bereitgestellt. Insgesamt hat die vatikanische Institution rund 7.000 Hilfegesuche bearbeitet. Das sagte der neue päpstliche Almosenmeister, Erzbischof Guido Pozzo, in einem Interview der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ in der Samstagsausgabe. Erzbischof Pozzo präzisierte, dass es sich bei den Empfängern nicht nur um Einzelpersonen gehandelt habe, sondern auch rund 50 karitative Einrichtungen dabei waren. Die meisten Hilfeleistungen wurden im Bistum Rom und allgemein nach Italien vergeben, gefolgt von Beihilfen für Antragsteller aus Osteuropa und aus dem Nahen Osten. Das vatikanische Almosenamt untersteht unmittelbar dem Papst und hilft in seinem Namen.

Haupteinnahmequelle des Almosenamtes bleibt der Vertrieb von Segensformularen. Insgesamt habe das päpstliche Amt im vergangenen Jahr rund 228.000 Exemplare ausgestellt. 120.000 seien unmittelbar beim Almosenamt bestellt worden, weitere 108.000 seien von den etwa 70 zum Vertrieb befugten Einrichtungen, wie etwa Devotionaliengeschäften, zur Unterschrift vorgelegt worden. Gläubige können beim Almosenamt zu besonderen Anlässen wie beispielsweise Hochzeiten einen päpstlichen Segen erbitten, der in gedruckter Form auf Schmuckpapier übermittelt wird. Der päpstliche Segen selbst ist kostenlos, bezahlt werden muss jedoch die Ausstellung der Urkunde. (rv)

Italien: Priester muss Worte besonders abwägen

ItalienDer italienische Priester Piero Corsi wird sein Amt vorerst nicht verlassen, sondern nimmt sich einige Tage Auszeit. Der Priester, der an Weihnachten einen Aushang veröffentlicht hat, auf dem Frauen, die Opfer von Gewalt werden, zu „Selbstkritik“ aufgerufen werden, ist unmittelbar nach Bekanntwerden des Schreibens von seinem Diözesanbischof Luigi Ernesto Palletti einberufen und gerügt worden. Erzbischof Vincenzo Paglia ist Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie. Er pflichtet den Kritikern des Priesters bei, denn dieser habe kraft seines Amtes eine besondere Verantwortung für die Wahl seiner Worte:

„Wir alle müssen die Verantwortung für die Worte übernehmen, die wir aussprechen. Und Worte haben ihr Gewicht. Was nun einen Priester betrifft, so sagte Papst Johannes Paul II., sei es unerlässlich, dass dieser die Verantwortlichkeit habe, die Reaktionen in Betracht zu ziehen, die seine Worte auslösen können.“

Die Würde der Frau sei in der Lehre der katholischen Kirche der vergangenen Jahre nicht nur auf klare, sondern sogar auf außerordentliche Weise verankert, so der vatikanische Familienbischof. Insbesondere der auf verzerrte Weise uminterpretierte apostolische Brief „Mulieris dignitatem“ von Johannes Paul II. sei geradezu parteiisch, was die Frau angehe und stelle einen wichtigen Meilenstein dar:

„Es besteht eine verbreitete Gewalt, die sich manchmal auch auf dramatische Weise auf die Frauen niederschlägt und es ist auch nicht im geringsten denkbar, dass es die Schuld der Frauen selbst sei, wenn dies geschieht. Die Verurteilung der Worte dieses Priesters ist deshalb unmissverständlich. Der Bischof, so scheint es mir, hat sehr rasch gehandelt und das klar ausgedrückt.“

Diese Worte wurden an diesem Freitagvormittag auch vom Präsidenten der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, bestätigt. Zwar wisse er zu diesem Zeitpunkt nicht, so der Kardinal vor der Presse, ob der Priester mit Disziplinarmaßnahmen zu rechnen habe. Doch der zuständige Diözesanbischof habe schnell und richtig reagiert und die Position der Kirche in dieser Angelegenheit deutlich vertreten. (rv)

Syrien: Weihnachten zwischen Bomben und Gewalt

SyrienFür die Christen in Syrien ist das Weihnachtsfest in diesem Jahr von Angst und Gewalt überschattet. Die im Land gebliebenen Ordensleute sind für die Menschen da so gut es eben geht: In vielen Landesteilen fehlt den Menschen das Lebensnotwendige, immer wieder kommt es zur Gewalt, die Zivilbevölkerung lebt in Angst und Schrecken. Erst in diesen Tagen noch gerieten zwei christliche Dörfer in der Provinz Hama in die Mangel der Konfliktparteien. Der Franziskanerpater Ibrahim Sabah berichtet im Interview mit Radio Vatikan über die aktuelle Lage:

„Es ist in diesem Augenblick nicht leicht, von weihnachtlicher Freude zu sprechen. Den Menschen fehlt es an Brot, sie leiden Hunger und haben kaum Strom – der fällt an einigen Orten für 18 Stunden am Tag aus. Es gibt viele Familien ohne eine einzige Gasflasche, die können nicht einmal kochen! Alle Christen, die das Land nicht verlassen haben und in ihren Häusern bleiben wollen, leiden in diesem Moment. Es ist schwer für sie auch wegen der Angst vor Bomben und Explosionen. Wir Franziskaner begehen Weihnachten, das Mysterium der Menschwerdung Gottes, indem wir das Leiden der Menschen teilen: Die Brüder tun alles, was in ihrer Macht steht, um den Familien zu helfen.“

Die Franziskaner in Syrien, die mit ihren Mitbrüdern in Jordanien, im Libanon und auf Zypern zur Kustodie des Heiligen Landes gehören, haben dem Land trotz des Krieges bislang nicht den Rücken gekehrt; ebenso viele Ordensschwestern wie etwa die Mutter Teresa-Schwestern. Aufgrund der unsicheren Lage sind die Weihnachtsfeierlichkeiten in diesem Jahr teilweise vorgezogen worden, berichtet Pater Ibrahim. So habe man tagsüber gefeiert, um bei Anbruch der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein. Doch auch angesichts dieser Situation lassen sich Ordensleute und Kirchenvertreter nicht entmutigen. Oder sie zeigen es nicht – denn wer wenn nicht sie müssen den Christen in Syrien jetzt Hoffnung geben? Der Leiter der Caritas Syrien und chaldäische Bischof von Aleppo, Antoine Audo of Aleppo, lanciert im Interview mit uns einen Friedensappell für sein Land:

„Seit zwei Jahren herrscht in Syrien kein Frieden mehr. Doch wir Christen finden jedes Mal Frieden und Freude wieder, wenn wir uns bewundernd vor das Jesuskind begeben. Wir leiden mit den Armen und versuchen, ihnen zu dienen. Christus hält Ängste und Schatten von uns fern. Weihnachten – Zeit des Friedens und der Freude!“ (rv)

Papstappell für Frieden in Syrien und Nahost – Segen „Urbi et Orbi“

VatikanplatzFrieden für Syrien und den Nahen Osten – dazu hat Papst Benedikt XVI. am ersten Weihnachtsfeiertag aufgerufen. Auch auf Umbrüche und Spannungen in Afrika und auf die Situation der Religionen in der Volksrepublik China ging der Papst in seiner Weihnachtsansprache auf dem Petersplatz ein. Von der Mittelloggia der Vatikanbasilika aus spendete Benedikt XVI. danach den traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ an Rom und den Erdkreis. Zuvor richtete er Weihnachtsgrüße in 65 Sprachen an alle Welt. Mehrere zehntausend Menschen, darunter zahlreiche internationale Pilger und Besucher, wohnten in diesem Jahr in Rom den Festtagszeremonien bei.

Mit Blick auf Syrien rief der Papst erneut zu einem sofortigen Gewaltstopp auf; die Bevölkerung dort sei „zutiefst verletzt und geteilt durch einen Konflikt, der nicht einmal die Wehrlosen verschont und unschuldige Opfer hinwegrafft“, so der Papst: „Noch einmal rufe ich dazu auf, das Blutvergießen zu beenden, die Hilfeleistungen für die Flüchtlinge und die Evakuierten zu erleichtern und auf dem Weg des Dialogs eine politische Lösung für den Konflikt zu verfolgen.“

Angesichts der neu entflammten Gewalt im Heiligen Land wünschte der Papst den Konfliktparteien Mut zu Frieden und Dialog: „Möge der Frieden in dem Land hervorsprossen, in dem der Erlöser geboren wurde. Er gebe Israelis und Palästinensern den Mut, allzu vielen Jahren der Kämpfe und Spaltungen ein Ende zu setzen und mit Entschiedenheit den Verhandlungsweg einzuschlagen.“ Benedikt XVI. hatte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas vor wenigen Tagen zu einer Privataudienz empfangen.

Demokratie und Gerechtigkeit für alle Bürger – das wünschte der Papst den Ländern des arabischen Frühlings in Nordafrika. Die Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung hatte sich am vergangenen Wochenende für die neue Verfassung ausgesprochen, die vielen Christen Kopfzerbrechen bereitet. „Mögen in den Ländern Nordafrikas, die auf der Suche nach einer neuen Zukunft einen tiefgreifenden Umbruch erleben – insbesondere in Ägypten, diesem geschätzten und durch die Kindheit Jesu gesegneten Land – die Bürger gemeinsam Gesellschaftsformen aufbauen, die auf die Gerechtigkeit und auf die Achtung der Freiheit und der Würde jedes Menschen gegründet sind.“

Mit Blick auf Gewalt und Terrorismus in verschiedenen afrikanischen Staaten rief der Papst zu Frieden und Verständigung dort auf: „Das Geburtsfest Christi begünstige die Wiederkehr des Friedens in Mali und der Eintracht in Nigeria, wo grausame terroristische Attentate weiter Opfer fordern, besonders unter den Christen. Möge der Erlöser den Flüchtlingen aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo Hilfe und Trost bringen. Er möge Kenia Frieden schenken, wo blutige Attentate die Zivilbevölkerung und die Gotteshäuser getroffen haben.“

Die neue politische Führung in der Volksrepublik China rief Benedikt XVI. dazu auf, den Beitrag der Religionen für Frieden und Gemeinwohl zu schätzen und zu fördern: „Der König des Friedens richte ferner seinen Blick auf die neuen Führungspersönlichkeiten der Volksrepublik China, für die hohe Aufgabe, die sie erwartet. Es ist mein Wunsch, dass der Beitrag der Religionen – in der Achtung einer jeden gegenüber – so zur Geltung gebracht werde, dass diese beim Aufbau einer solidarischen Gesellschaft mitwirken können, zum Wohl jenes edlen Volkes und der ganzen Welt.“ Das Verhältnis der chinesischen Staatsführung zu den Religionsgemeinschaften ist angespannt; die Gängelung eines Shanghaier Weihbischofs durch Peking hatte zuletzt für Verstimmung auf Seiten des Vatikans gesorgt. Papst Benedikt XVI. wünschte allen Völkern des asiatischen Kontinentes Frieden: „Möge das Jesuskind die zahlreichen Völker, die in jenen Ländern wohnen – und in besonderer Weise jene, die an Christus glauben – mit Wohlwollen betrachten.“

Mit Blick auf den lateinamerikanischen Kontinent gab der Papst seiner Hoffnung auf Gerechtigkeit und den Aufbau einer Kultur des Friedens Ausdruck: „Das Jesuskind segne all die vielen Gläubigen, die in Lateinamerika sein Fest begehen. Es lasse ihre menschlichen und christlichen Tugenden wachsen, biete denen, die gezwungen sind, ihre Familien und ihr Land zu verlassen, Halt und stärke die Regierenden in ihrem Einsatz für die Entwicklung sowie im Kampf gegen die Kriminalität.“

Wenn Gott Mensch wird, treffen Liebe und Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden zusammen, erinnerte Benedikt XVI. seine Zuhörer in aller Welt. „Und doch kann ebendieser Gott nicht in mein Herz eintreten, wenn ich ihm nicht die Türe öffne“, erinnerte der Papst. Die „Macht des Menschen, sich Gott zu verschließen“ sei beängstigend, dagegen gelte es die „Tür des Glaubens“ zu öffnen und die Wahrheit und „Allmacht der Liebe“ des menschgewordenen Gottes anzunehmen: „Jener Mensch ist der Sohn Gottes – Gott, der in der Geschichte erschienen ist. Seine Geburt ist ein Spross neuen Lebens für die gesamte Menschheit. Möge jedes Land eine gute ,Erde‘ werden, welche die Liebe, die Wahrheit, die Gerechtigkeit und den Frieden aufnimmt und zum Sprießen bringt. Allen wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest!“ (rv)

Weihnachtskrippe eingeweiht – Papst entzündet Friedenslicht

Papst Benedikt XVI.Pünktlich zum Heiligabend wurde an diesem Montag mit einem festlichen Akt die Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz eingeweiht. Sie stammt in diesem Jahr aus der süditalienischen Region Basilikata und war bis zur Einweihung noch verhüllt. Doch nun kann das Werk des italienischen Künstlers Francesco Artese von allen bewundert werden: Zu sehen sind typische Figuren und Landschaften des historischen Lukaniens. Neben vielen Zuschauern und Gästen waren Kardinal Giuseppe Bertello, der Präsident des Governatorats der Vatikanstadt, sowie Kardinal Angelo Comastri, der Erzpriester des Petersdoms, bei der Einweihung dabei. Verschiedene Chöre und Musiker sorgten für einen festlichen Rahmen, der auf Weihnachten einstimmte – ebenso wie eine Betrachtung von Kardinal Comastri und ein abschließendes gemeinsames Gebet und die Segnung.

Papst entzündet Friedenslicht

Nach der Einweihung der Krippe entzündete Papst Benedikt XVI. dann an einem Fenster seines Büros in Ruhe und Stille ein Licht – das Friedenslicht aus Bethlehem.
Die Einweihung der Krippe war der Auftakt der Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan: Später am Abend, um 22 Uhr, feiert Papst Benedikt XVI. die Christmette, am Dienstag spendet er dann den Segen „urbi et orbi“. Radio Vatikan überträgt beide Ereignisse mit deutschem Live-Kommentar. Alle Infos dazu finden Sie auf unserer Internetseite.

Hintergrund

Die Krippen des Künstlers Francesco Artese waren bereits in den wichtigsten Städten Europas, in den USA und im Heiligen Land zu sehen. Zur Krippenlandschaft auf dem Petersplatz gehören über 100 Tonfiguren, die Anlage erstreckt sich über etwa 150 Quadratmeter und ist an einigen Stellen sechs bis acht Meter hoch. Architektonisch soll sie sich perfekt in die Kulisse der Petersbasilika einfügen. Die Beleuchtung stammt vom Bühnenbildner Mario Carlo Garrambone. (rv)

Papst ernennt neuen Chefankläger

Der Vatikan hat einen neuen „Anwalt der Gerechtigkeit“: Papst Benedikt XVI. ernannte an diesem Samstag Robert W. Oliver zum Nachfolger von Charles Scicluna, der im Oktober zum Weihbischof von Malta ernannt worden war. Oliver ist Kirchenrechtler und hat unter anderem an der Universität Gregoriana in Rom studiert, er ist Priester des Erzbistums Boston in den USA.
Der Justizpromotor ist an die Glaubenskongregation angegliedert, er untersuchte Vergehen, die in der katholischen Kirche als die schwerwiegendsten eingeordnet werden: Neben sexuellem Missbrauch sind das Vergehen gegen die Eucharistie und gegen die Heiligkeit des Bußsakramentes.
(rv)

Benedikt XVI.: „Macht euch bereit für die Ankunft des Herrn“

Papst Benedikt XVI.Öffnet euer Herz für die Ankunft des Herrn und für eure Mitmenschen – dazu hat der Papst am vierten Adventssonntag beim Angelus-Gebet aufgerufen. Benedikt XVI. deutete vor seinen Zuhörern auf dem Petersplatz das Zusammentreffen der beiden schwangeren Frauen Maria und Elisabeth als Begegnung des Alten und Neuen Testamentes und zugleich als Verweis auf die baldige Ankunft des Herrn. Johannes der Täufer wurde der Überlieferung nach ein halbes Jahr vor Jesus geboren.

„Die ältere Elisabeth symbolisiert Israel, das den Messias erwartet, während die junge Maria in sich die Erfüllung dieser Erwartung trägt, zum Vorteil der ganzen Menschheit. In den beiden Frauen treffen sich und erkennen sich vor allem die Früchte ihrer Leiber, Johannes und Christus. (…) Der Jubel von Johannes im Schoß von Elisabeth ist Zeichen der Erfüllung des Wartens: Gott steht kurz davor, sein Volk zu besuchen.“

Bei Mariä Verkündigung hatte der Erzengel Gabriel Maria auch von der Schwangerschaft der Elisabeth als „Beweis göttlicher Macht“ erzählt, so der Papst: Elisabeth hatte die Zeit ihrer Fruchtbarkeit bereits überschritten und wurde doch mit Johannes schwanger, der ja im Leben Jesu eine wichtige Rolle spielen sollte. Die Offenheit der beiden Frauen gegenüber Gott solle den Gläubigen auch heute Vorbild sein, fuhr der Papst fort:

„Wo es gegenseitiges Empfangen und Zuhören gibt, ein Platzmachen für den anderen, dort gibt es Gott und die Freude, die von Ihm ausgeht. Tun wir es in der Weihnachtszeit Maria gleich und besuchen wir die Leidenden, insbesondere die Kranken, die Eingesperrten, die Alten und die Kinder. Und tun wir es auch der Elisabeth gleich, die den Gast wie Gott selbst empfängt.“

Gottes Anwesenheit zu wünschen, auf ihn zu warten und ihn aktiv zu suchen, darum müsse es in der Weihnachtszeit gehen. Den deutschsprachigen Pilgern sagte dazu der Papst:

„,Der Herr ist nahe‘, beten wir in diesen Tagen vor Weihnachten. Schon leuchtet der Glanz der Heiligen Nacht auf, und wir dürfen gewiß sein: Gott kommt in die Welt, er wird einer von uns, um uns Menschen Frieden und Heil zu bringen. Wie Maria wollen wir Gottes Wort und Willen gläubig annehmen, damit der Herr auch in uns wohnen kann. Als Brüder und Schwestern Christi möchten wir unseren Mitmenschen seine Liebe und Gegenwart weiterschenken, besonders den Kranken, den Notleidenden und Bedürftigen. Allen wünsche ich ein frohes, gnadenreiches Weihnachtsfest.“

Weiter ging der Papst beim Angelus-Gebet auf die Beschreibung der Maria als „gebenedeit unter den Frauen“ ein; Elisabeth hatte sie mit diesen Worten empfangen. Johannes‘ Mutter habe hier einen Ausdruck aus dem Alten Testament verwendet, der sich eigentlich auf zwei kriegerische Frauen bezog, die Israel retten wollten. Auf Maria bezogen verweise der Ausdruck hingegen auf die Mission Christi, die Mission der Liebe und des Friedens. (rv)

Zehn katholische Thesen zu Luther

B_FeigeVor knapp 500 Jahren hat Martin Luther in Wittenberg theologische Thesen veröffentlicht – und damit die Reformation in Gang gebracht. Jetzt versucht sich auch ein katholischer Bischof an einem Thesenanschlag: Der „Ökumenebischof“ der Deutschen Bischofskonferenz, Gerhard Feige, hat rechtzeitig vor dem Reformationstag von diesem Mittwoch zehn „katholische Thesen“ veröffentlicht. Sie kreisen um das Reformationsgedenken in fünf Jahren. Im Kölner Domradio sagte der Magdeburger Bischof:

„Ich wollte die ganze Problematik einmal zusammenfassen und bin davon ausgegangen, dass es zunächst eine evangelische Angelegenheit ist. Wir sind zwar inzwischen eingeladen, aber wir sehen eben die Reformation nicht unbedingt so begeistert wie die evangelische Seite. Bislang können wir jedenfalls nicht fröhlich mitfeiern, aber wenn der Charakter stimmt, d.h. wenn diese Gedenkfeiern – wie EKD-Präses Nikolaus Schneider einmal gesagt hat – im Kern ein Christusjubiläum wären und wir damit ein gemeinsames Glaubenszeugnis für die Welt geben könnten, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir 2017 auch aktiver mit dabei sind!“

Katholiken könnten und wollten sich „durchaus konstruktiv und kreativ mit der Reformation und ihren Folgen auseinandersetzen“. Doch empfänden sie „die damit zusammenhängende Spaltung der abendländischen Kirche als tragisch“, so Bischof Feige. Katholiken, Protestanten und Reformierte sollten versuchen, Geschichte „nicht zu harmonisieren, aber doch zu einer gemeinsamen Sichtweise zu kommen“. Das müsste natürlich bei Martin Luther selbst anfangen:

„Luther scheidet die Geister. Er ist nicht nur ein geistlicher Mensch gewesen, sondern hatte auch seine Ecken und Kanten und war eine recht sperrige Persönlichkeit. Nicht alles, was von ihm stammt, ist positiv zu werten. Aber wie auch der Papst betont hat: Luther hat leidenschaftlich um Gott gerungen und war sehr christusbezogen. Und das ist etwas, was auch Katholiken zum Nachdenken und zur Besinnung bringen könnte. Es war 1983 schon einmal möglich, dass Theologen der evangelischen und der katholischen Kirche in einer hochrangigen internationalen Kommission Luther als Zeugen des Evangeliums, Lehrer im Glauben und Rufer zur geistlichen Erneuerung gemeinsam werten konnten!“

Bis in die Gegenwart litten Christen – vor allem in konfessionsverschiedenen Ehen und Familien – an der Spaltung, so Bischof Feige. Das sollte „nicht verdrängt oder beschönigt, sondern zur Kenntnis genommen und aufgearbeitet werden“. Im Blick auf 2017 begrüßt der Bischof Vorschläge, im katholisch-evangelischen Verhältnis eine „Reinigung des Gedächtnisses“ oder „Heilung der Erinnerungen“ anzustreben und ein konkretes Zeichen der Buße und der Bereitschaft zur Vergebung, der Umkehr und Versöhnung zu setzen. Ein solches gemeinsames Auftreten sei heute nötiger denn je:

„Ich lebe ja hier in einer Gegend, wo inzwischen über achtzig Prozent der Bevölkerung keiner Kirche, aber auch keiner anderen Religion mehr angehören. Da drängt es uns besonders, gemeinsam in dieser gesellschaftlichen Situation das Evangelium glaubwürdig zu leben und zu bezeugen. Und da hoffe ich darauf, dass auch dieser Kontext uns dazu bringt, noch gemeinsamer, ökumenischer auf 2017 zuzugehen!“ (rv)

Sektenbeauftragter zu Weltuntergangsthese: „Wovor habt ihr Angst?“

Am 21. Dezember 2012 geht der Maya-Kalender in eine neue Phase über und einige Menschen glauben, dass dann die ganze Welt endet. Der Theologe und Experte für Sekten- und Weltanschauungsfragen im Erzbistum München und Freising, Axel Seegers, erklärte gegenüber Radio Vatikan, dass die Maya ein zyklisches Zeitverständnis hatten. So wie bei uns die Jahreszeiten einander abwechseln und sich jedes Jahr wiederholen, gelte das ähnlich für den Maya-Kalender. Es gibt also nichts zu befürchten. Trotzdem haben sich die Münchner vorbereitet:

„Wir werden am 21. Dezember die Telefone länger frei schalten und auch für Menschen, die Rat und Hilfe suchen, da sein und mit ihnen sprechen. Im Weiteren versuche ich dann herauszufinden, welches Welt- und Gottesbild dahinter steckt. Die Frage ist ja: ‚warum muss ich Angst haben vor dem eigenen Sterben, warum muss ich Angst haben vor einem Weltuntergang?’ Angst muss ich ja nur haben, wenn ich keine Zukunftsoptionen habe. Darüber nachzudenken, das ist der Weg, mit dem wir auf Menschen zugehen, die Angst und Sorge haben.“

Dieter Sträuli, Präsident des politisch und konfessionell unabhängigen Vereins „infoSekta“ in Zürich ist Experte für Esoterik und Parawissenschaften. Er sieht eine zunehmende Unsicherheit bei den Menschen, was Weltuntergangstheorien angeht:

„Die Naturwissenschaften haben keine Antwort auf die Frage ‚was wird kommen?’ Die Religionen haben da natürlich Antworten, aber offensichtlich haben die etwas an beruhigender Kraft verloren in der letzten Zeit. Auch die Religionen sind in großem Umbruch heutzutage. Da tritt, denke ich, die Esoterik in vielfältigen Ausformungen in die Lücke. Da gibt es viele selbsternannte Gurus, die ständig neue Prophezeihungen los lassen auf die Leute.“

Sowohl der Schweizer Experte Dieter Sträuli als auch der Sektenbeauftragte aus Deutschland, Axel Seegers, sehen zwar einen großen Medienrummel um einen möglichen Weltuntergang. Beide berichten jedoch von eher wenigen konkreten Anfragen besorgter Menschen bei ihnen. Im Zusammenhang mit der Adventszeit erinnerte Seegers zudem daran, dass Christen ja auf die Ankunft des Herrn warten, die am Ende der Zeit erfolgt. Das sei für Christen kein Horrorszenario, sondern das Reich Gottes. Christen müssten deshalb auch dann keine Angst haben, wenn irgendwann tatsächlich die Welt untergehen sollte. (rv)