Vatikan/Ukraine: Vier griechisch-katholische Priester exkommuniziert

„Mit lebhafter Unruhe" hat der Vatikan zur Kenntnis genommen, dass vier griechisch-katholische Priester sich selbst zu Bischöfen proklamiert haben. Das Verhalten der vier Geistlichen, die zuvor aus ihrem Orden ausgeschlossen worden waren, „schadet moralisch und geistlich der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, dem Apostolischen Stuhl und der ganzen katholischen Kirche". Das schreibt die vatikanische Glaubenskongregation in einer Erklärung von diesem Donnerstag. Leider sei es nicht gelungen, die vier Priester von ihrem Plan zur Gründung einer „Orthodoxen griechisch-katholischen Kirche der Ukraine" abzubringen. Die Kongregation distanziert sich in aller Form von den vier „Bischöfen" – das Wort wird in der Erklärung mehrmals in Anführungszeichen gesetzt – und stellt fest, dass ihre Weihe zu Bischöfen und alle von ihnen vorgenommenen Weihen nicht anerkannt werden könnten. Die vier Priester hätten sich die Exkommunikation zugezogen, ihre Gruppe dürfe keineswegs die Bezeichnung „katholisch" tragen, die Gläubigen sollten sich von ihnen fernhalten. Die vier Geistlichen gehörten zuvor dem griechisch-katholischen Orden der Basilianer an. (rv)

Kuba: Was bleibt von der Reise?

Nach der Messe an diesem Mittwoch wird sich Papst Benedikt von Kuba verabschieden. Was bleibt vom Besuch? Eine Reflexion von unserem Korrespondenten vor Ort, Pater Bernd Hagenkord.

Die großen Gesten waren nicht zu beobachten, die großen Worte und die Auseinandersetzung. Wer eine Wiederholung des Papstbesuches von vor 14 Jahren auf Kuba erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Benedikt XVI. kam nicht mit fliegenden Fahnen auf die Insel. Er kam als Pilger. Wer die Bilder aus Santiago de Cuba gesehen hat, dem konnte die persönliche Note dieses Besuchs nicht verborgen bleiben. Aber auch für die Kirche und das Land war diese Pilgerreise nicht ohne Wirkung. Benedikt XVI. kam, um die Anliegen der Kirche hier zu stärken. Pilger-Sein, das ist eben auch ein Eingehen auf die Situation des Reiselandes.

Wandel durch Annäherung, kritische Zusammenarbeit, man nenne es wie man will: Die Kirche Kubas hat sich entschieden, den Wandel in der Zusammenarbeit mit der Regierung zu suchen.

Kuba braucht Veränderung, das hat Präsident Raúl Castro in seiner Brandrede zur Begrüßung des Papstes selbst angesprochen. Und die katholische Kirche drängt darauf. Sie schützt die Damen in Weiß, aber gleichzeitig wendet sie sich auch gegen die Aktionen von Oppositionellen, die vor dem Papstbesuch Kirchen besetzt hielten. Es ist nicht einfach, diesen Weg zu gehen, das haben uns alle Gesprächspartner hier bestätigt. Papst Benedikt XVI. aber hat durch seine Anwesenheit genau diese Linie bestärkt. Zum Wohl der Kirche, zum Wohl des Landes und zum Wohl der Menschen hier.

Was vom Besuch bleiben wird, das wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Es werden wohl nicht die großen Gesten sein, eher die leisen und allmählichen Dinge, ein mühsamer Wandel. Eben genau das, was das Pilgern ausmacht.

Aus Havanna Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan (rv)

Presseschau zum Kuba-Besuch

Der Aufruf von Papst Benedikt XVI. zum Bau einer offenen und erneuerten Gesellschaft in Kuba hat am Dienstag die Schlagzeilen über den Besuch des Kirchenoberhauptes auf der kommunistisch regierten Karibikinsel bestimmt. Die in Miami erscheinende kubakritische Tageszeitung „El nuevo Herald" hob mit Blick auf die in Florida lebenden Exil-Kubaner hervor, der Papst trage „die legitimen Wünsche alle Kubaner, ganz gleich wo sie leben", in seinem Herzen.

Das staatliche Parteiorgan „Granma" hob die Äußerung des Papstes hervor, Kuba solle sich anstrengen, „seine Horizonte zu erweitern und zu erneuern". Die kubanische Zeitung „Juventud rebelde" berichtete über den herzlichen Empfang, den Kuba Benedikt XVI. bereitet habe. Zugleich unterstrich sie den Willen nach Eigenständigkeit der Insel: Es gebe „nur die Alternative der totalen Unabhängigkeit oder dem absoluten Verlust derselben".

Die Medien in Lateinamerika räumten der Berichterstattung über den dreitätigen Papstbesuch auf Kuba breiten Raum ein. Fast alle führenden Tageszeitungen des Kontinents weisen ihre Leser mit einem Foto auf der Titelseite auf die Reise hin. Die kolumbianische Tageszeitung „El Tiempo" kommentierte, Benedikt XVI. habe sich mit Kritik an der Castro-Regierung zurückgehalten und stattdessen mit einer Kritik am Kapitalismus überrascht.

Die mexikanische Zeitung „Excelsior" hob den Zeitpunkt der Kuba- Reise hervor: „Papst Benedikt XVI. trifft auf ein Land, dass sich in einem Prozess der Rekonstruktion befindet". Die ebenfalls mexikanische Zeitung „Jornada" zitierte dagegen Kubas Präsidenten Raul Castro auf der Titelseite: Kuba habe „das Recht, seinen eigenen Weg zu wählen".

Verschiedene Medien berichten von verstärkten Verhaftungswellen und Repressalien gegenüber Oppositionellen, die mit dem Papstbesuch einhergehen.

Der Kuba-Besuch bestimmt am Tag nach seiner Abreise auch die mexikanischen Medien. Der Papst habe zum Abschluss seiner Reise die Mexikaner aufgerufen, „standhaft gegen die Kräfte des Bösen" zu bleiben, berichtet die Tageszeitung „El Universal". Zugleich wertete sie das Eintreten des Papstes gegen die Gewalt im mexikanischen Drogenkrieg als die zentrale Botschaft des Besuches.

Unterdessen kehrte auf die Titelseite der Lokalzeitung „El Sol de Leon" der Gastgeberstadt Leon die Berichterstattung über die Gewalt zurück. Der Einsatz eines Spezialkommandos gegen das Drogenkartell „Los Zetas" machte aus dem zu Ende gegangenen Papstbesuch eine Randnotiz. Die Regierung des Bundesstaates Guanajuato zog unterdessen eine positive Bilanz der viertägigen Visite: „Guanajuato ist in der Lage, Großveranstaltungen durchzuführen." (rv)

Papst in Havanna: „Kuba und die Welt brauchen Veränderungen“

Um die 300.000 Menschen – andere Schätzungen liegen deutlich höher – füllten die „Placa de la Revolucion", unter einem riesigen Che-Guevara-Porträt. In der ersten Reihe: Präsident Raul Castro und einige Spitzenvertreter des Regimes. Beherrschende Farbe war aber nicht grün, wie sonst bei Parteiveranstaltungen hier, sondern das Violett der Fastenzeit. Brütende Sonne, dafür aber eine schöne Brise vom Meer her. Der Papst: schon sichtlich müde, aber konzentriert. In der Lesung boten die drei Jünglinge am Hof von Babylon dem Diktator die Stirn – in der kubanischen Wirklichkeit ist das alles nicht so einfach.

„Was bringt der Papst zu uns nach Kuba?", fragte in einer kleinen Grußadresse Kardinal Jaime Ortega, der hier schon vor 14 Jahren Gastgeber von Johannes Paul II. war. Und er fuhr fort: „Überlassen wir die Antwort unserem Volk!" Jedenfalls sei „das ganze Volk heute hier versammelt" bzw. am Fernseher, um Benedikts Wort zu hören und sienen Segen zu empfangen, so der Kardinal. „Sie haben sich als Papstnamen Benedikt gewählt – das heißt übersetzt: hochgelebt, gesegnet. Und genauso ist auch Ihr Pontifikat: das eines Papstes, der die Sanftheit und das Erbarmen Gottes allen übermittelt und alle zur Versöhnung untereinander ermutigt."

In seiner Predigt forderte der Papst erneut mehr Freiheiten für die katholische Kirche auf Kuba. Diese würden es den Gläubigen ermöglichen, einen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft, zu Frieden und zu harmonischer Entwicklung zu leisten. Dazu gehöre das Recht, die christliche Botschaft öffentlich verkünden und feiern zu können. Wörtlich meinte Benedikt XVI.: „Kuba und die Welt brauchen Veränderungen!" Die werde es aber nur geben, wenn Menschen sich frei dazu entschliessen könnten, Versöhnung und Brüderlichkeit zu leben. Die Kirche trage mit ihrem Einsatz im Schul- und Universitätswesen weltweit zur Charakterbildung der Menschen bei. Es sei zu hoffen, dass dies „auch bald" in Kuba möglich würde, so der Papst. Mit der Religionsfreiheit, die sowohl für den Einzelnen als auch für die Kirche gelten müsse, beanspruche er „kein Privileg", sondern weise auf ein Recht hin. „Mit Freude"" erkenne er an, dass Kuba bereits Schritte unternommen habe. Es gelte nun, „das Erreichte festzumachen", sagte der Papst. (rv)