Kard. Maradiaga: „Stoppt Waffenhandel mit Syrien!“

Syrien und die benachbarten Staaten könnten ein ähnlich tragisches Schicksal erleiden wie die Balkanstaaten in den 90er Jahren. Das sagt der Präsident von Caritas Internationalis, der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Es ist sehr schade, dass das Blutvergießen in Syrien weiter ansteigt. Die internationale Gemeinschaft ist so still und so langsam bei ihren Versuchen, einzugreifen – das ist eine Schande. Ich möchte nicht noch einmal so eine ähnliche Situation wie in der Balkankrise der 90er Jahre haben, wo es zwar am Ende Frieden gab, aber unter großem Leiden der Menschen. In Syrien ist es jetzt genau das Gleiche."

Es müsse gehandelt werden, und zwar dringend, so der Kardinal, der auch konkrete Schritte aufzählt:

„Es ist vor allem nötig, dass der Waffenhandel mit Syrien gestoppt wird. Denn das ist einer der Gründe, warum so viele Staaten mit Veto-Recht in der UNO nicht eingegriffen haben. Es ist zwar erwünschenswert, in Zeiten der Finanzkrise an Geld zu kommen, aber es ist eine Schande, dass dieses Geld mit dem Blut von Menschen bezahlt wird."

Eine wichtige Stimme sei jene des Papstes; eine moralische Instanz, die bleibt:

„Deshalb ist seine Stimme so wichtig. Sie klopft an die Türen des Gewissens, um daran zu erinnern, dass wir in menschlichem Sinn und nicht in materialistischem Sinn denken müssen."

Die Hilfe von Caritas Internationalis in Kooperation mit den Hilfsorganisationen vor Ort sei in Syrien durch die Bombenangriffe erschwert. Caritas Internationalis versuche aber trotzdem, so gut wie möglich für medizinische Hilfe, Essen und Notunterkünfte der Flüchtlinge zu sorgen, vor allem wo jetzt der Winter nahe, so Kardinal Maradiaga. (rv)

Neues Papamobil für den Papst

Papst Benedikt XVI. bekommt an diesem Freitagnachmittag ein neues Papamobil in zweifacher Ausführung überreicht. Das Fahrzeug der M-Klasse aus den Werkstätten des Stuttgarter Automobilherstellers Mercedes-Benz ist mit modernster Technologie ausgestattet und löst das mittlerweile weltweit bekannte Vorgängermodell ab, das zunächst Papst Johannes Paul II. und dann Papst Benedikt während der vergangenen zehn Jahre auf Reisen und dem Petersplatz begleitet hat. Bereits an diesem Samstagnachmittag wird das neue Fahrzeug bei Papst Benedikts traditionellem Besuch der Marienstatue auf der römischen Piazza di Spagna zur Feier der Unbefleckten Empfängnis Mariens erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen sein. Wie beim Vorgängermodell handelt es sich bei dem Fahrzeug um eine weiße M-Klasse mit dem bekannten mit Panzerglas versehenen Kuppelaufbau, der es dem Papst in Sicherheit und Komfort ermöglicht, seine Umwelt zu sehen und zu begrüßen. Das neue Papamobil liegt um einige Zentimeter tiefer als sein Vorgänger, was praktischen Überlegungen im Zusammenhang mit dem Transport im Flugzeug geschuldet ist und verfügt über hochmoderne Systeme zur Klimatisierung, Innenraumnutzung und- beleuchtung sowie Kommunikation zwischen Fahrerkabine und den Passagieren. Die beiden älteren Fahrzeuge, die nun nicht mehr benötigt werden, werden jeweils in den vatikanischen Museen sowie im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart zu besichtigen sein. (rv)

Georg Gänswein neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses

Georg Gänswein ist neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses. Dazu hat ihn an diesem Freitag Papst Benedikt XVI. ernannt. Gänswein folgt auf den US-Amerikaner James Michael Harvey, der vor kurzem zum Kardinal und Erzpriester der Kirche Sankt Paul vor den Mauern ernannt wurde.
Prälat Gänswein wurde gleichzeitig zum Erzbischof erhoben und erhält das italienische Titularbistum Urbisaglia. Die Mitteilung des Pressesaales des Vatikans spricht nicht von der Ernennung eines neuen Sekretärs, Gänswein wird also weiterhin auch diese Position ausfüllen.
Die Präfektur des Päpstlichen Hauses ist unter anderem für Papstbesuche in- und außerhalb von Rom zuständig und organisiert die öffentlichen und privaten päpstlichen Audienzen.

Georg Gänswein wurde am 30. Juli 1956 in Waldshut (Baden-Württemberg) geboren. Am 31. Mai 1984 empfing er die Priesterweihe. Gänswein studierte Kirchenrecht in München und war später persönlicher Referent des Erzbischofs von Freiburg im Breisgau. Im Jahr 1995 wurde Georg Gänswein in die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung berufen, ein Jahr später in die Glaubenskongregation. (rv)

Österreich: Islamgesetz in Europa einzigartig

Österreich kann sich im europäischen Vergleich mit einer Sonderstellung schmücken: Seit 100 Jahren gibt es das Islamgesetz, das Muslimen im Land die gleichen Rechte wie anderen staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften zugesteht. Die Muslime waren schon seit der Okkupation von Bosnien und Herzegowina in der K.u.K.-Monarchie präsent: Bosniaken dienten in der Leibgarde des Kaisers, es gab muslimische Militärseelsorger und in Wien planten Muslime den Bau einer eigenen Moschee – ein Plan, den allerdings der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zunichtemachte. Seit 1912 stehen also die Lehren des Islams, seine Einrichtungen und Gebräuche unter dem Schutz des Staates. Muslime dürfen Stiftungen einrichten, sie haben das Recht der Selbstverwaltung und Selbstbestimmung, solange sie mit dem geltenden Recht nicht in Konflikt geraten. Diese Rechtsstellung des Islams ist im europäischen Vergleich einzigartig. Stefan Schima lehrt an der Universität Wien am Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht, sein Forschungsschwerpunkt liegt auf dem österreichischen und europäischen Recht für Religionsgemeinschaften:

„Österreich ist ein besonderes Land insofern, als bereits im Jahr 1912 ein eigenes Islamgesetz erlassen wurde. Die Erlassung dieses Gesetzes war notwendig, weil 4 Jahre zuvor Bosnien-Herzegowina an das Habsburgerreich gekommen ist. Für Bosnien-Herzegowina galten eigene Regelungen, das Islamgesetz galt nur für die Österreicher und gilt auch heute noch in Österreich. Damals hatten nur Anhänger der offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften das Recht der öffentlichen Religionsausübung. Insofern war es sehr wichtig, dass die Anhänger des Islam auch tatsächlich anerkannt wurden."

Diese Anerkennung der Anhänger des Islam galt zunächst nur den etwa 800 Muslimen der hanafitischen Glaubensrichtung, die sich Anfang des letzten Jahrhunderts in Österreich aufgehalten hatten, obwohl sie über keine Gemeindestruktur verfügten. Doch mittlerweile sei sie durch eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes auf alle Anhänger des muslimischen Glaubens ausgeweitet. Heute leben nach Schätzungen des Österreichischen Integrationsfonds wieder rund eine halbe Million Muslime im Land. Die Besonderheit des österreichischen Gesetzes im Gegensatz zu den Nachbarn, beispielsweise Deutschland, sei dabei offensichtlich:

„Mit der Anerkennung ist in Österreich auch das Recht bzw. die Pflicht zur Erteilung von Religionsunterricht an öffentlichen Schulen und Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht verbunden. Dieser automatische Mechanismus ist in deutschen Bundesländern nicht anzutreffen. Und seit dem Schuljahr 1982/83 gibt es an den österreichischen Schulen den Islamunterricht."

Übrigens wurde in Österreich auch die Möglichkeit für muslimische Mädchen geschaffen, am Schwimmunterricht mit den so genannten Burkinis und ohne männliche Mitschüler teilzunehmen. Diskussion hatte allerdings eine Studie ausgelöst, die im Jahr 2008 unter Islamlehrern erhoben worden war. In dieser wurden die Lehrer zu ihrem Demokratieverständnis befragt, aber auch, ob es nach dem Islam rechtens sei, Konvertiten – auch mit dem Tod – zu bestrafen. Eine gewisse Anzahl der Lehrer, die den Fragebogen zurück gesandt hatte, hatte die Fragen in einer Art und Weise beantwortet, die schwerlich mit dem Demokratieverständnis Österreichs in Einklang stehen.

„Etwa ein Viertel der Lehrer, die den Fragebogen beantwortet haben, haben ein etwas gespanntes Verhältnis zu Demokratie, aber darüber hinaus gibt es ja die Mehrheit, also dreiviertel, die offensichtlich keine Probleme mit demokratischem Grundverständnis haben. Da dürfen wir auf dem praktischen Boden bleiben, in Österreich sind keine Fälle bekannt, wo es tatsächlich im Sinne eines vollendeten Mordes Wellen geschlagen hätte. Dass es Versuche von Gesinnungsterror gegeben hat und Versuche, Druck auf beispielsweise Konvertiten zum Christentum ausgeübt worden ist, ist in kleineren Milieus geschehen und sollte in dem Sinn keine Sicherheitsprobleme bereiten."

Die so genannten Ehrenmorde habe es zwar auch in Österreich gegeben, dennoch würden die gesetzlichen Möglichkeiten zu deren Verhinderung und Verfolgung sowie die Kooperation mit den schulischen Lehrkräften zur Prävention für ausreichend gehalten:

„In Österreich wird staatlicherseits die Laizität im Sinne einer Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften weder gepredigt noch praktiziert, sondern es ist mehr so etwas wie eine neutrale Hereinnahme in dem Sinn, dass niemand ungerechtfertigt bevorzugt behandelt werden darf. Das ist eben diese religiöse Neutralität, die zwar durchaus in gewissem Widerspruch zu manchen islamischen Denkstrukturen steht, aber es zeigt sich ja heute anhand vielfältiger Zusammenarbeit, dass diese Probleme der Ablehnung in der pluralistischen Gesellschaft tatsächlich offensichtlich Minderheitsprobleme des Islams sind." (rv)

D: Prof. Dr. Rudolf Voderholzer neuer Bischof von Regensburg

Wie das Bistum Regensburg heute bekannt gab, hat Papst Benedikt XVI. den Trierer Dogmatikprofessor Dr. Rudolf Voderholzer (53) zum Nachfolger von Gerhard Ludwig Müller ernannt. Müller war am 02.07.2012 zum Pro-Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom berufen worden. Seither ist das Bistum Regensburg vakant. Der neue Regensburger Bischof ist ein Ziehsohn Müllers. Rudolf Voderholzer war von 1992 bis 2001 Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik an der Ludwig-Maximilians-Universität  (LMU) in München.

Voderholzer ist am 09.10.1959 in München geboren und absolvierte sein Abitur am Münchner Dante-Gymnasium. In seiner Heimatstadt studierte er in den 80er Jahren Theologie und Philosophie. Seine Priesterweihe empfing er im Jahr 1987 in Freising (Erzbistum München und Freising) und wirkte anschließend als Kaplan in Traunreut, Haar und Zorneding. 1997 promovierte er bei Professor Gerhard Ludwig Müller mit einer Arbeit über Henri de Lubac zum Doktor der Theologie. 2004 habilitierte er sich an der Katholisch-Theologischen Fakultät München. Im selben Jahr weschelte er an das Departement für Glaubens- und Religionswissenschaften und Philosophie an die Schweizer Universität Fribourg. Hier war er zwischen 2004 und 2005 Präsident des Departements. 2005 wurde Voderholzer ordentlicher Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Theologischen Fakultät Trier. Nebenher war er als Seelsorger in der Pfarrei St. Nikolaus in Kasel an der Ruwer tätig. Seit dem Jahr 2008 ist er Gründungsdirektor des "Institut Papst Benedikt XVI." in Regensburg und seit 2010 Ordentliches Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften.

Der Termin seiner Bischofsweihe und Amtseinführung wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben.(vh)

 

USA: Kurienkardinal Ouellet lob US-Bischöfe

Der aus Kanada stammende Kurienkardinal Marc Ouellet lobt das Engagement der US-Bischöfe für Religionsfreiheit. „Sie haben ihren Einsatz für den Respekt vor katholischen Überzeugungen sehr autonom vorangebracht", sagte der Präfekt der vatikanischen Bischofskongregation bei einer Pressekonferenz im Vatikan. Er sei „froh darüber, dass diese Debatte mit Entschiedenheit und starker öffentlicher Präsenz der Kirche abgelaufen ist". Das sei ein „wichtiges Zeugnis der Kirche in der gegenwärtigen Kultur". Die US-Bischöfe hatten mit Präsident Barack Obama im Präsidentschafts-Wahljahr eine heftige Kontroverse über einige Aspekte seiner Gesundheitsreform ausgefochten. Am Sonntag beginnt eine Vatikan-Konferenz über die Lage der Kirche in Nord-, Mittel- und Südamerika. (rv)

Cor Unum-Sekretär: „Motu Proprio unterstreicht persönliches Engagement“

Mit einem neuen Dekret zur kirchlichen Hilfsarbeit will Benedikt XVI. das katholische Profil der Caritasarbeit und der kirchlichen Hilfsorganisationen verfestigen. Das Motu Proprio „Über den Dienst der Liebe" wurde am vergangenen Wochenende veröffentlicht, in Kraft tritt es am 10. Dezember. Das Dekret schließt laut Papst eine Lücke im Kirchenrecht, und zwar was die Rolle der Bischöfe angeht: Sie sollen stärker als bisher Motor und Hüter der verschiedenen karitativen Dienste sein. Wie das gehen soll, ist im neuen Dekret geregelt. Das „päpstliche Entwicklungshilfeministerium" „Cor Unum" soll dabei als übergeordnete Instanz über die Anwendung der neuen Regeln wachen.

Das neue Moto Proprio regelt Wesen und Auftrag der kirchlichen Hilfsarbeit. Der Papst pocht darin auf die unauflösliche Verbindung von Verkündigung, Glaubenspraxis und karitativer Arbeit. Dies seien „Aufgaben, die sich gegenseitig bedingen und sich nicht voneinander trennen lassen", schreibt Benedikt XVI. einleitend mit einem Zitat aus seiner Enzyklika „Deus caritas est". Klar unterscheidet er im Dokument zwischen kirchlicher Caritas und dem allgemeinen Wohlfahrtswesen: Aktionismus ohne christliche Liebe zum Menschen bleibe „zu wenig", so Benedikt XVI., karitatives Tun müsse über „die bloße Sammlung oder Verteilung von Geldmitteln" hinausgehen. Drittens müssten die katholischen Hilfsorganisationen christliche Werte vermitteln, wie etwa Teilen, Respekt und Liebe im Sinne des Evangeliums.

Bischöfe sind Motor und Wächter der kirchlichen Hilfsarbeit
Die Verantwortung für die kirchliche Hilfstätigkeit liegt laut Papst bei den Bischöfen: ihren Aufgaben sind im Moto Proprio allein neun der 15 Artikel gewidmet. Die Bischöfe müssen in ihren Diözesen die verschiedenen karitativen Initiativen regeln und die entsprechenden Statuten genehmigen. So dürfe etwa die Bezeichnung „katholisch" für eine Hilfseinrichtung nur mit dem Einverständnis der Bischöfe verwendet werden, schreibt der Papst. Die bischöflichen Aufgaben gehen allerdings über bürokratische Abläufe weit hinaus. Giampietro Dal Toso, Sekretär des päpstlichen Rates Cor Unum, sagte dazu im Gespräch mit Radio Vatikan: „Die erste und sicher wichtigste seiner Aufgaben ist die Anregung der Gläubigen zu karitativer Tätigkeit. Ein anderer Bereich ist die Förderung der Gründung, des Wachstums und der Entwicklung karitativer Einrichtungen in der jeweiligen Diözese."

Würdigung des karitativen Engagements
In der Tat würdigt Benedikt XVI. im Dekret neben der Arbeit des kirchlichen Caritas-Verbandes auch ausdrücklich Initiativen, die auf die „frei ausgeübte Fürsorge der Getauften für notleidende Menschen und Völker" zurückgehen. Diese Initiativen dürfe die Kirche als Institution „nicht als etwas ihr Fernstehendes betrachten", schreibt der Papst. Es gelte nur sicherzustellen, dass die Hilfstätigkeit der Gläubigen ebenso wie die kirchlichen Hilfsinitiativen „in Übereinstimmung mit den Forderungen der kirchlichen Lehre und den Absichten der Gläubigen geführt werden". Zudem müssten sie zivilrechtlichen Vorschriften Rechnung tragen. Die Würdigung des persönlichen Engagements der Gläubigen ist im Moto Proprio laut Dal Toso ein zentraler Punkt: „Denn dieses ist auch eine Stärke des karitativen Dienstes der Kirche! Wir können Gott sei Dank auf den Einsatz vieler Menschen zählen, vieler qualifizierter Menschen. Diesen persönlichen Aspekt muss man unterstreichen!"

Die Mitarbeiter der karitativen Einrichtungen müssen laut Motu Proprio „die katholische Identität dieser Werke teilen oder zumindest respektieren". Zugleich müssen sie „nicht nur über die erforderlichen beruflichen Kompetenzen verfügen, sondern auch ein Beispiel christlicher Lebensführung geben", schreibt der Papst. Auch dafür müssten die Bischöfe Sorge tragen.

Kirchliche Lehre muss Kompass der Hilfsarbeit bleiben
Die Aktivitäten der karitativen Initiativen müssen sich laut Dekret an katholischen Prinzipien ausrichten. Sie dürfen etwa „keine Aufträge annehmen, die in irgendeiner Weise die Einhaltung dieser Prinzipien beeinträchtigen könnten". Ebenso dürfen Pfarr- oder Diözesanstrukturen keine Werbung für Initiativen machen, die zwar karitativ ausgerichtet sind, „aber Ziele oder Methoden vorschlagen, die in Widerspruch zur kirchlichen Lehre stehen", betont der Papst. Zugleich müsse der Bischof verhindern, dass die ihm unterstellten karitativen Organisationen „von Einrichtungen oder Institutionen finanziert werden, deren Zielsetzungen im Widerspruch zur kirchlichen Lehre" stünden. Sollten die Aktivitäten einer bestimmten karitativen Organisation die Anforderungen der kirchlichen Lehre nicht mehr erfüllen, habe der Bischof die Pflicht, seine Gläubigen öffentlich darüber zu informieren, und in diesen Fällen die Verwendung der Bezeichnung „katholisch" zu untersagen.

Weitere Aufgaben für päpstlichen Rat „Cor Unum"
Der letzte Artikel des Motu Proprio beschreibt die Aufgaben des päpstlichen Rates „Cor Unum". Der 1971 von Papst Paul VI. eingerichtete und 1988 unter Papst Johannes Paul II. reformierte Rat setzt Vatikaninitiativen im Bereich humanitärer Hilfe und Entwicklung in die Tat um. Weiter bündelt und koordiniert er die Kräfte der katholischen Hilfseinrichtungen weltweit. Das aktuelle Moto Proprio formuliert zwei Funktionen von Cor Unum in der kirchlichen Hilfsarbeit, so der Sekretär des Rates, Bischof Dal Toso: „Die erste ist, dass er über die Anwendung dieses Dekretes wachen soll. Cor Unum muss also ein wenig zum Multiplikator des Textes werden und versuchen, dass dieser Geist kirchlicher Sensibilität in unsere karitativen Dienste übergeht. Und dann überträgt das Motu Proprio Cor Unum auch noch eine andere Kompetenz: nämlich internationale Hilfsorganisationen, die aus der katholischen Kirche entstehen und universelle Reichweite haben, im Kirchenrecht zu verankern."

Datiert ist das Motu Proprio „Über den Dienst der Liebe" auf den 11. November 2012, der Vatikan veröffentlichte es am 01. Dezember 2012, in Kraft tritt es am kommenden Montag, dem 10. Dezember 2012. (rv)

Kreuz.net offline und das ist gut so: Ein Kommentar

Seit Sonntagmorgen ist die Webseite kreuz.net im Internet nicht mehr zu erreichen: Eine Hetz-Seite, die vorgab, katholisch zu sein. Eine gute Nachricht für die Kirche, für alle Christen und für das Internet. Ein Kommentar von unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord.

Was der Internetseite den Garaus gemacht hat, ob es Druck war oder Angst, entdeckt zu werden, ob Hacker sie lahm gelegt oder die Macher sie selbst aus dem Netz genommen haben ist erst einmal egal: Das Ding ist erst einmal weg.

Unter meine Genugtuung mischt sich aber auch Ernüchterung. Das unsägliche Geschreibe im Netz hat Schaden angerichtet und ich befürchte, dass davon etwas bleibt. Und ich meine gar nicht, dass bei einigen Menschen der Eindruck bleiben könnte, die katholische Kirche könne da irgendwie doch mit zu tun haben. Das passiert, das ist bedauerlich, aber das ist nicht zu ändern. Ich meine den Schaden, der bei den beschimpften Menschen entstanden ist, die gesehen haben, dass man antisemitisch, misogyn, hasserfüllt und herabwürdigend schreiben und in die Welt herum lügen darf, ohne erwischt zu werden. Und dass das Erfolg hat, weil es Aufmerksamkeit bekommt.

Diese Webseite war einfach nur widerlich. Aber weil sie widerlich war, hatte sie Erfolg. Da waren zum einen diejenigen, deren niedere Instinkte sich angesprochen fühlten und die unsäglich menschenverachtend kommentierten. Dann waren da die, die unter dem Vorwand „man müsse doch wissen, was der Feind schreibt" immer wieder hingeschaut haben und wieder und wieder. Damit haben sie dieser Seite eben genau das gegeben, was sie am meisten brauchte: Aufmerksamkeit. Und dann waren da die anderen, die das glaubten oder unterstützten oder die meinten, auch wenn das alles schlimm sei, bewege es doch die Kirche und erwähne Themen, die sonst nicht erwähnt würden.

Wie gesagt, der Schaden ist angerichtet. Trotzdem ist es erst einmal gut, dass das Ding aus dem Netz ist. Hoffentlich für immer. (rv)

Premiere: Der Papst auf Twitter

Premiere im Vatikan: Der Papst hat ab diesem Montag einen eigenen Account auf Twitter. Dieser verzeichnete schon kurz nach seiner Freischaltung fünfstellige Follower-Zahlen. Die ersten Twitter-Botschaften Benedikt XVI. sollen ab dem 12. Dezember regelmäßig auf verschiedenen Sprachen, darunter auch auf Arabisch, im Netz verbreitet werden – vorerst jeweils mittwochs zur Generalaudienz, wie der Vatikan an diesem Montag vor Journalisten bekanntgab. Fragen rund um die Themen Leben und Glauben können die Gläubigen dem Papst bereits ab diesem Montag auf den Account „@pontifex_de" senden. Einige dieser Fragen wird Benedikt XVI. am 12. Dezember dann zum ersten Mal über Twitter beantworten. Und zwar in den folgenden Sprachen: Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Deutsch, Polnisch, Arabisch und Französisch.

Benedikt XVI. ist der erste Papst der Geschichte, der auch über Twitter kommuniziert. Er selbst hatte in seinen Botschaften zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel im Jahr 2011 und 2012 die Bedeutung sozialer Netzwerke im Internet für die Neuevangelisierung hervorgehoben. Für Jesuitenpater Antonio Spadaro steht die Freischaltung des Twitter-Accounts am 3. Dezember 2012 „in der Tradition mit dem 12. Februar 1931, als Papst Pius XI. über Radio Vatikan seine erste Botschaft in die Welt hinaussprach". Spadaro leitet die Zeitschrift „Civiltà Cattolica" und führt einen Blog über das Thema Internet und Glauben (Cyberteologia.it).
„Nach der neuen Logik von Kommunikation können Sinn-Botschaften, darunter auch religiösen Inhalts, nicht mehr einfach nur ausgestrahlt, sondern sie müssen geteilt werden. Das macht Facebook, Twitter und ähnliche virtuelle Räume zu Sinn-Räumen, also Orten des Nachdenkens, des Teilens von Werten, Ideen und Momenten. Die Menschen teilen über die sozialen Netzwerke ihr Leben, und darum ist es normal, dass auch der Papst einen eigenen Account bekommt."
Schon Pius XI. habe betont, dass „Technik im Dienst an Beziehungen und nicht der bloßen Propaganda" stehe.

„Und tatsächlich leben die sozialen Netzwerke von einer Logik des Teilens und einer Weitergabe von Botschaften innerhalb von Beziehungen. Für Benedikt XVI. ist das eine Chance: die Möglichkeit, die Botschaft des Evangeliums weiterzutwittern und auf breiterer Ebene mit anderen zu teilen."

Allerdings: Der Vatikan solle jetzt nicht einfach nur einer Logik des Dabeiseins gehorchen.

„Es geht nicht darum, sich einfach der neuesten Errungenschaft des Moments anzupassen. Stattdessen sollte man die Beziehungen, die die Kirche seit Pius XI. mit der Kommunikation aufgebaut hat, logisch weiterdenken. Twitter erlaubt es, wesentliche und kurze Botschaften zu formulieren: Da geht es um präzise Worte, die ein gewisses Arbeiten an der Sprache voraussetzen. Es geht fast um ein poetisches Arbeiten, um Weisheit und Präzision miteinander zu verknüpfen. Die Herausforderung heißt: Die Kürze darf nicht auf Kosten der Tiefgründigkeit gehen! Stattdessen geht es um eine noch gezieltere und dichtere Meditation. Das zeigt der große Erfolg von Versen, von Poesie auf Twitter." (rv)

Kard. Turkson: „Armut ist nicht nur von Geld abhängig“

Als Vorsitzender des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden bereist Kurienkardinal Peter Turkson die Welt, um sich aus erster Hand zu informieren, wie es im Kampf gegen Armut, Hunger und Krankheiten steht. Seine Aufgabe ist es, die Menschen zu unterstützen und ihnen die Tradition der Kirche zu Frieden und Menschenrechten nahezubringen – in der Hoffnung, so Strukturen der Ungleichheit und Unterdrückung zu ändern.

Zum Thementag der europäischen öffentlich-rechtlichen Medienanstalten „Why Poverty?" – „Warum gibt es Armut?" hat Radio Vatikan Kardinal Turkson getroffen. Wir haben mit ihm über seine Kindheit in Ghana, unsere veränderte Vorstellung von Armut und den Beitrag der Kirche im Kampf um Entwicklung und Menschenwürde für alle Menschen gesprochen.

Kardinal Peter Turkson, zu den Millennium-Entwicklungszielen der Vereinten Nationen gehört auch die Halbierung der Armut bis 2015. Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten dazu ein?

„Haben wir dieses Ziel schon erreicht? Nein, noch nicht. Es gibt Armut und das bedeutet zum Beispiel mit einem Dollar pro Tag über die Runden zu kommen. Aber direkt nach der Ankündigung, dieses ehrenwerte Ziel bis 2015 zu erreichen, gab es auch weiterführende Gedanken zu diesem Thema – etwa eine Neudefinition dessen, was Armut ist… Mittlerweile entwickelt sich die Ansicht weg von der Annahme, dass Ein-Dollar-pro-Tag alleine Armut definiert. Es geht jetzt auch um den Zugang zu Bildung, Gesundheitsvorsorge und zu einem annehmbaren Lebensstandard… Auch wer am Tag mehr als einen Dollar verdient, hat möglicherweise keinen Zugang zu all diesen Dingen."

Welchen Beitrag kann denn die katholische Soziallehre dazu leisten?

„Sie kann die Grundbedeutung von menschlicher Würde verdeutlichen, die zu verschiedenen Arten der Menschenrechte führt, das Recht auf einen annehmbaren Lebensstandard und Gesundheitsversorgung. Sie kann auf faire Löhne hinweisen und nicht zuletzt geht es uns auch um das Recht auf Energie und sauberes Wasser. Deshalb bin ich grundsätzlich froh darüber, dass wir das Konzept ausweiten. Gesundes Leben ist nicht nur abhängig von dem, was wir in unserem Geldbeutel haben… Außerdem gibt es jetzt auch Zugang zu modernen Kommunikationsmitteln. Ich habe erst kürzlich mit einem Bischof gesprochen, der über mangelnden Internetzugang in seinem Teil des Kongo klagte. "

Wie war das denn bei Ihnen persönlich? Wie sah Ihre Kindheit in Ghana aus?

„Wir waren zu zehnt, unsere Eltern hatten selbst keine Schule besucht. Mein Vater war Bergzimmermann in einer Bergbau-Firma, meine Mutter handelte auf dem Markt mit Gemüse. Wir hatten kein Auto, oder Fahrrad oder irgendetwas – sicher war nur, dass es drei Mahlzeiten am Tag gab, unsere Schulgebühren bezahlt werden konnten und einmal im Jahr, da gab es neue Kleider – an Weihnachten. Das machte unser Leben lebenswert. Nun hat jeder von uns einen guten Beruf gefunden. Deshalb weiß ich die Erweiterung des Armutskonzepts um die Dinge, die unser Leben lebenswert machen, sehr zu schätzen."

Welche Ziele sollten wir uns denn nach dem Jahr 2015 setzen, nach den Millenium-Entwicklungszielen?

„Da werden noch einige ‘Überhänge’ von den Millenium-Entwicklungszielen sein, die noch nicht wirklich erreicht wurden. Sauberes Wasser zum Beispiel, wird sicherlich weiter auf der Agenda stehen. Oder der Zugang zu Gesundheitsvorsorge und Bildung für alle – das werden sicher Dinge sein, an denen wir noch weiter arbeiten müssen. Für die Kirche geht es außerdem darum, zu erkennen, dass wir über etwas verfügen, was ein Motor für die menschliche Entwicklung sein kann: und zwar ist das die Soziallehre der Kirche. Es ist uns ein großes Anliegen, dass uns die Inhalte davon vertraut werden. In manchen Fällen ist es vielleicht ein vernachlässigtes Wissen – Ausbildungshäuser zum Beispiel wissen darüber oft nur sehr wenig. In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt oft auf spirituellen Beziehungen. Das Zweite Vatikanum hat das geändert: Es hat uns dazu gebracht, uns als Familie zu erkennen und den Sinn der Kirche auch in sozialem Einsatz zu sehen."

Kann das aber nicht manchmal auch zu Spannungen zwischen Glauben und Handeln führen?

„Das sollte es nicht. Es gibt wohl keinen, der verneint, dass wir alle soziale Wesen sind… Wir müssen erkennen, was es bedeutet, in einer Gesellschaft zu leben, welche Beziehungen wir haben, und welche Folgen das hat. Die einfachste Definition der Kirchlichen Soziallehre lautet: ‘Wer bin ich, mit meinem christlichen Glauben? Wir sind eingeladen, die Liebe Gottes zu bezeugen – wie engagiere ich mich in der Gesellschaft, im politischen und wirtschaftlichen Leben dafür?’
Wir müssen dabei aber begreifen, dass der Glaube und die Nächstenliebe, die wir einbringen, nicht von allen geteilt werden. Ich spreche hier aber lieber von unterschiedlichen Ansichten, als von Konflikten… Seit dem Zweiten Vatikanum versucht die Kirche herauszufinden, wie wir mit anderen Christen zusammen arbeiten können, mit Menschen anderem Glaubens und mit der Gesellschaft. Wir bei uns haben uns vorgenommen, die Soziallehre der Kirche bekannter zu machen." (rv)