Kreuz.net offline und das ist gut so: Ein Kommentar

Seit Sonntagmorgen ist die Webseite kreuz.net im Internet nicht mehr zu erreichen: Eine Hetz-Seite, die vorgab, katholisch zu sein. Eine gute Nachricht für die Kirche, für alle Christen und für das Internet. Ein Kommentar von unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord.

Was der Internetseite den Garaus gemacht hat, ob es Druck war oder Angst, entdeckt zu werden, ob Hacker sie lahm gelegt oder die Macher sie selbst aus dem Netz genommen haben ist erst einmal egal: Das Ding ist erst einmal weg.

Unter meine Genugtuung mischt sich aber auch Ernüchterung. Das unsägliche Geschreibe im Netz hat Schaden angerichtet und ich befürchte, dass davon etwas bleibt. Und ich meine gar nicht, dass bei einigen Menschen der Eindruck bleiben könnte, die katholische Kirche könne da irgendwie doch mit zu tun haben. Das passiert, das ist bedauerlich, aber das ist nicht zu ändern. Ich meine den Schaden, der bei den beschimpften Menschen entstanden ist, die gesehen haben, dass man antisemitisch, misogyn, hasserfüllt und herabwürdigend schreiben und in die Welt herum lügen darf, ohne erwischt zu werden. Und dass das Erfolg hat, weil es Aufmerksamkeit bekommt.

Diese Webseite war einfach nur widerlich. Aber weil sie widerlich war, hatte sie Erfolg. Da waren zum einen diejenigen, deren niedere Instinkte sich angesprochen fühlten und die unsäglich menschenverachtend kommentierten. Dann waren da die, die unter dem Vorwand „man müsse doch wissen, was der Feind schreibt" immer wieder hingeschaut haben und wieder und wieder. Damit haben sie dieser Seite eben genau das gegeben, was sie am meisten brauchte: Aufmerksamkeit. Und dann waren da die anderen, die das glaubten oder unterstützten oder die meinten, auch wenn das alles schlimm sei, bewege es doch die Kirche und erwähne Themen, die sonst nicht erwähnt würden.

Wie gesagt, der Schaden ist angerichtet. Trotzdem ist es erst einmal gut, dass das Ding aus dem Netz ist. Hoffentlich für immer. (rv)

Premiere: Der Papst auf Twitter

Premiere im Vatikan: Der Papst hat ab diesem Montag einen eigenen Account auf Twitter. Dieser verzeichnete schon kurz nach seiner Freischaltung fünfstellige Follower-Zahlen. Die ersten Twitter-Botschaften Benedikt XVI. sollen ab dem 12. Dezember regelmäßig auf verschiedenen Sprachen, darunter auch auf Arabisch, im Netz verbreitet werden – vorerst jeweils mittwochs zur Generalaudienz, wie der Vatikan an diesem Montag vor Journalisten bekanntgab. Fragen rund um die Themen Leben und Glauben können die Gläubigen dem Papst bereits ab diesem Montag auf den Account „@pontifex_de" senden. Einige dieser Fragen wird Benedikt XVI. am 12. Dezember dann zum ersten Mal über Twitter beantworten. Und zwar in den folgenden Sprachen: Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Deutsch, Polnisch, Arabisch und Französisch.

Benedikt XVI. ist der erste Papst der Geschichte, der auch über Twitter kommuniziert. Er selbst hatte in seinen Botschaften zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel im Jahr 2011 und 2012 die Bedeutung sozialer Netzwerke im Internet für die Neuevangelisierung hervorgehoben. Für Jesuitenpater Antonio Spadaro steht die Freischaltung des Twitter-Accounts am 3. Dezember 2012 „in der Tradition mit dem 12. Februar 1931, als Papst Pius XI. über Radio Vatikan seine erste Botschaft in die Welt hinaussprach". Spadaro leitet die Zeitschrift „Civiltà Cattolica" und führt einen Blog über das Thema Internet und Glauben (Cyberteologia.it).
„Nach der neuen Logik von Kommunikation können Sinn-Botschaften, darunter auch religiösen Inhalts, nicht mehr einfach nur ausgestrahlt, sondern sie müssen geteilt werden. Das macht Facebook, Twitter und ähnliche virtuelle Räume zu Sinn-Räumen, also Orten des Nachdenkens, des Teilens von Werten, Ideen und Momenten. Die Menschen teilen über die sozialen Netzwerke ihr Leben, und darum ist es normal, dass auch der Papst einen eigenen Account bekommt."
Schon Pius XI. habe betont, dass „Technik im Dienst an Beziehungen und nicht der bloßen Propaganda" stehe.

„Und tatsächlich leben die sozialen Netzwerke von einer Logik des Teilens und einer Weitergabe von Botschaften innerhalb von Beziehungen. Für Benedikt XVI. ist das eine Chance: die Möglichkeit, die Botschaft des Evangeliums weiterzutwittern und auf breiterer Ebene mit anderen zu teilen."

Allerdings: Der Vatikan solle jetzt nicht einfach nur einer Logik des Dabeiseins gehorchen.

„Es geht nicht darum, sich einfach der neuesten Errungenschaft des Moments anzupassen. Stattdessen sollte man die Beziehungen, die die Kirche seit Pius XI. mit der Kommunikation aufgebaut hat, logisch weiterdenken. Twitter erlaubt es, wesentliche und kurze Botschaften zu formulieren: Da geht es um präzise Worte, die ein gewisses Arbeiten an der Sprache voraussetzen. Es geht fast um ein poetisches Arbeiten, um Weisheit und Präzision miteinander zu verknüpfen. Die Herausforderung heißt: Die Kürze darf nicht auf Kosten der Tiefgründigkeit gehen! Stattdessen geht es um eine noch gezieltere und dichtere Meditation. Das zeigt der große Erfolg von Versen, von Poesie auf Twitter." (rv)