Papst ernennt neuen Chefankläger

Der Vatikan hat einen neuen „Anwalt der Gerechtigkeit“: Papst Benedikt XVI. ernannte an diesem Samstag Robert W. Oliver zum Nachfolger von Charles Scicluna, der im Oktober zum Weihbischof von Malta ernannt worden war. Oliver ist Kirchenrechtler und hat unter anderem an der Universität Gregoriana in Rom studiert, er ist Priester des Erzbistums Boston in den USA.
Der Justizpromotor ist an die Glaubenskongregation angegliedert, er untersuchte Vergehen, die in der katholischen Kirche als die schwerwiegendsten eingeordnet werden: Neben sexuellem Missbrauch sind das Vergehen gegen die Eucharistie und gegen die Heiligkeit des Bußsakramentes.
(rv)

Benedikt XVI.: „Macht euch bereit für die Ankunft des Herrn“

Papst Benedikt XVI.Öffnet euer Herz für die Ankunft des Herrn und für eure Mitmenschen – dazu hat der Papst am vierten Adventssonntag beim Angelus-Gebet aufgerufen. Benedikt XVI. deutete vor seinen Zuhörern auf dem Petersplatz das Zusammentreffen der beiden schwangeren Frauen Maria und Elisabeth als Begegnung des Alten und Neuen Testamentes und zugleich als Verweis auf die baldige Ankunft des Herrn. Johannes der Täufer wurde der Überlieferung nach ein halbes Jahr vor Jesus geboren.

„Die ältere Elisabeth symbolisiert Israel, das den Messias erwartet, während die junge Maria in sich die Erfüllung dieser Erwartung trägt, zum Vorteil der ganzen Menschheit. In den beiden Frauen treffen sich und erkennen sich vor allem die Früchte ihrer Leiber, Johannes und Christus. (…) Der Jubel von Johannes im Schoß von Elisabeth ist Zeichen der Erfüllung des Wartens: Gott steht kurz davor, sein Volk zu besuchen.“

Bei Mariä Verkündigung hatte der Erzengel Gabriel Maria auch von der Schwangerschaft der Elisabeth als „Beweis göttlicher Macht“ erzählt, so der Papst: Elisabeth hatte die Zeit ihrer Fruchtbarkeit bereits überschritten und wurde doch mit Johannes schwanger, der ja im Leben Jesu eine wichtige Rolle spielen sollte. Die Offenheit der beiden Frauen gegenüber Gott solle den Gläubigen auch heute Vorbild sein, fuhr der Papst fort:

„Wo es gegenseitiges Empfangen und Zuhören gibt, ein Platzmachen für den anderen, dort gibt es Gott und die Freude, die von Ihm ausgeht. Tun wir es in der Weihnachtszeit Maria gleich und besuchen wir die Leidenden, insbesondere die Kranken, die Eingesperrten, die Alten und die Kinder. Und tun wir es auch der Elisabeth gleich, die den Gast wie Gott selbst empfängt.“

Gottes Anwesenheit zu wünschen, auf ihn zu warten und ihn aktiv zu suchen, darum müsse es in der Weihnachtszeit gehen. Den deutschsprachigen Pilgern sagte dazu der Papst:

„,Der Herr ist nahe‘, beten wir in diesen Tagen vor Weihnachten. Schon leuchtet der Glanz der Heiligen Nacht auf, und wir dürfen gewiß sein: Gott kommt in die Welt, er wird einer von uns, um uns Menschen Frieden und Heil zu bringen. Wie Maria wollen wir Gottes Wort und Willen gläubig annehmen, damit der Herr auch in uns wohnen kann. Als Brüder und Schwestern Christi möchten wir unseren Mitmenschen seine Liebe und Gegenwart weiterschenken, besonders den Kranken, den Notleidenden und Bedürftigen. Allen wünsche ich ein frohes, gnadenreiches Weihnachtsfest.“

Weiter ging der Papst beim Angelus-Gebet auf die Beschreibung der Maria als „gebenedeit unter den Frauen“ ein; Elisabeth hatte sie mit diesen Worten empfangen. Johannes‘ Mutter habe hier einen Ausdruck aus dem Alten Testament verwendet, der sich eigentlich auf zwei kriegerische Frauen bezog, die Israel retten wollten. Auf Maria bezogen verweise der Ausdruck hingegen auf die Mission Christi, die Mission der Liebe und des Friedens. (rv)

Zehn katholische Thesen zu Luther

B_FeigeVor knapp 500 Jahren hat Martin Luther in Wittenberg theologische Thesen veröffentlicht – und damit die Reformation in Gang gebracht. Jetzt versucht sich auch ein katholischer Bischof an einem Thesenanschlag: Der „Ökumenebischof“ der Deutschen Bischofskonferenz, Gerhard Feige, hat rechtzeitig vor dem Reformationstag von diesem Mittwoch zehn „katholische Thesen“ veröffentlicht. Sie kreisen um das Reformationsgedenken in fünf Jahren. Im Kölner Domradio sagte der Magdeburger Bischof:

„Ich wollte die ganze Problematik einmal zusammenfassen und bin davon ausgegangen, dass es zunächst eine evangelische Angelegenheit ist. Wir sind zwar inzwischen eingeladen, aber wir sehen eben die Reformation nicht unbedingt so begeistert wie die evangelische Seite. Bislang können wir jedenfalls nicht fröhlich mitfeiern, aber wenn der Charakter stimmt, d.h. wenn diese Gedenkfeiern – wie EKD-Präses Nikolaus Schneider einmal gesagt hat – im Kern ein Christusjubiläum wären und wir damit ein gemeinsames Glaubenszeugnis für die Welt geben könnten, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir 2017 auch aktiver mit dabei sind!“

Katholiken könnten und wollten sich „durchaus konstruktiv und kreativ mit der Reformation und ihren Folgen auseinandersetzen“. Doch empfänden sie „die damit zusammenhängende Spaltung der abendländischen Kirche als tragisch“, so Bischof Feige. Katholiken, Protestanten und Reformierte sollten versuchen, Geschichte „nicht zu harmonisieren, aber doch zu einer gemeinsamen Sichtweise zu kommen“. Das müsste natürlich bei Martin Luther selbst anfangen:

„Luther scheidet die Geister. Er ist nicht nur ein geistlicher Mensch gewesen, sondern hatte auch seine Ecken und Kanten und war eine recht sperrige Persönlichkeit. Nicht alles, was von ihm stammt, ist positiv zu werten. Aber wie auch der Papst betont hat: Luther hat leidenschaftlich um Gott gerungen und war sehr christusbezogen. Und das ist etwas, was auch Katholiken zum Nachdenken und zur Besinnung bringen könnte. Es war 1983 schon einmal möglich, dass Theologen der evangelischen und der katholischen Kirche in einer hochrangigen internationalen Kommission Luther als Zeugen des Evangeliums, Lehrer im Glauben und Rufer zur geistlichen Erneuerung gemeinsam werten konnten!“

Bis in die Gegenwart litten Christen – vor allem in konfessionsverschiedenen Ehen und Familien – an der Spaltung, so Bischof Feige. Das sollte „nicht verdrängt oder beschönigt, sondern zur Kenntnis genommen und aufgearbeitet werden“. Im Blick auf 2017 begrüßt der Bischof Vorschläge, im katholisch-evangelischen Verhältnis eine „Reinigung des Gedächtnisses“ oder „Heilung der Erinnerungen“ anzustreben und ein konkretes Zeichen der Buße und der Bereitschaft zur Vergebung, der Umkehr und Versöhnung zu setzen. Ein solches gemeinsames Auftreten sei heute nötiger denn je:

„Ich lebe ja hier in einer Gegend, wo inzwischen über achtzig Prozent der Bevölkerung keiner Kirche, aber auch keiner anderen Religion mehr angehören. Da drängt es uns besonders, gemeinsam in dieser gesellschaftlichen Situation das Evangelium glaubwürdig zu leben und zu bezeugen. Und da hoffe ich darauf, dass auch dieser Kontext uns dazu bringt, noch gemeinsamer, ökumenischer auf 2017 zuzugehen!“ (rv)