Erzbischof Gänswein über „Benedikt XVI. – Seine Papstjahre aus nächster Nähe“

Aus nächster Nähe berichtet über die Päpste, Rom und die Weltkirche EWTN-Romkorrespondent Paul Badde. Nun legt der bekannte Autor und Historiker ein Buch über die Papstjahre 2005 – 2013 vor, in dem er, zum Teil sehr persönlich, das Pontifikat von Papst Benedikt XVI darstellt.

Vorstellen kann ein solches Werk wohl niemand besser als Benedikts treuer Privatsekretär und auch unter Franziskus weiter als Präfekt des Päpstlichen Hauses dienende Erzbischof Georg Gänswein. Auf Anfrage von CNA Deutsch hat sich Erzbischof Gänswein freundlicherweise bereit erklärt, das Buch vorzustellen.

Dieses Buch ist lebendige Erinnerung. Es sind über 60 ausgewählte Berichte aus jenen Tagen, als Joseph Ratzinger nach über 400 Jahren der erste Papst aus Deutschland war und Badde als Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ ihn dabei aus großer Nähe begleitet hat. Es ist ein Werk aus fast acht Jahren und ich erinnere mich noch an viele dieser Stücke, als hätte ich sie gestern gelesen. Benedikt XVI. habe ich im Januar 1995 im Campo Santo Teutonico in Rom als Kardinal und Hüter des Glaubens der katholischen Kirche kennengelernt. Badde kenne ich seit dem Fest Peter und Paul 2003.

Ich kam gerade aus dem Petersdom und einem päpstlichen Hochamt mit dem heiligen Johannes Paul II., wohin ich Kardinal Ratzinger als dessen Sekretär begleitet hatte, noch im Talar und Rochett, als Badde mich in Begleitung seiner Frau auf der Piazza della Città Leonina ansprach. Es stellte sich als der neue Korrespondent der WELT vor, der von seiner Redaktion in Berlin von Jerusalem nach Rom entsandt worden war, und fragte, ob er mich einmal zu einem Gespräch einladen könne. Er wohnte in der Via delle Grazie nebenan; ich wohnte damals noch in der Domus Sanctae Marthae und der Kardinal an der Piazza Città Leonina vor dem Passetto, der alten Fluchtmauer aus dem päpstlichen Palast.

So trafen wir uns bald mehrmals, wobei es an brisanten Themen in Rom nie mangelte, über die es sich auszutauschen lohnte. Bald gingen danach auch verschiedene Anfragen Baddes an den Kardinal über meinen Schreibtisch, über die ich ihn näher kennenlernte – und Zeuge seiner hartnäckigen Recherchen wurde. Kurz danach hatte ich auf Empfehlung eines Freundes sein Buch über „Maria von Guadalupe“ gelesen, als eine große Reportage ganz eigenen Stils, an die sich das hier vorliegende Buch heute als letztes aus seiner Hand einreiht.

Auffällig war von Anfang an in seinen Arbeiten für mich, dass Badde in der säkularen Welt der Medien ein unverwechselbares katholisches Profil hatte, das er ohne Scheu und souverän zum Ausdruck brachte. Dass es dabei an Gegnern und Anfeindungen gegen ihn nicht mangelte, wird keinen wundern. Seinem Handwerk haben dieser Konflikt und seine klare Position nie geschadet – im Gegenteil. Ich habe in Rom kaum einen Journalisten kennengelernt, der sorgfältiger, mutiger, hartnäckiger und analytischer bei seiner Spurensuche war als er, und der danach das Ergebnis seiner Recherchen immer mit außerordentlichem Sprachwillen auszudrücken versuchte.

Nach der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst am 19. April 2005 verfolgte ich Baddes Arbeit dann vor allem in seiner Berichterstattung über Benedikt XVI., in der er ebenfalls wieder eine Ausnahmestellung unter den Journalisten Roms innehatte, von dessen Arbeiten dieses Buch nun eine kleine Auswahl bereitstellt – und von denen nicht wenige Arbeiten in diesem Zeitraum auch Papst Benedikt XVI. selbst schon bei ihrem Erscheinen beeindruckt haben, wie ich weiß.

Es ist also kein Schnellschuss, sondern ein Buch, das in acht Jahren – von 2005 bis 2013 – mit vielen Mühen entstanden ist. Mehr Arbeit, mehr Sachverstand, mehr Recherchen und Reisen und mehr Nähe wird wohl in kaum einem zweiten Buch über „unseren Papst“ stecken. Dennoch ist es keine Heiligenbiografie, sondern die kritische, humorvolle und hier und da auch kämpferische Begleitung des Papstes durch acht Jahre aus dem Blickwinkel eines gestandenen Reporters, als Zeugenschaft eines zuverlässigen Chronisten.

Ich habe mich immer gewundert, wie nah Paul Badde Papst Benedikt XVI. in diesem Zeitraum von draußen erfasst hatte, über alle Mauern des Vatikans hinweg. Dass er dessen revolutionären Schritt seines Amtsverzichts nicht vorhergesehen hat, ändert daran nichts. Diesen Schritt hat keiner voraussehen können, mich aus der allernächsten Nähe des Papstes aus Bayern eingeschlossen. Badde hat allerdings so früh wie kaum ein anderer erkannt und oft beschrieben, dass Benedikt ein Radikaler im Wortsinn war, das heißt, dass er sein Leben daran setzte, die katholische Kirche immer neu an ihre Wurzel (lateinisch: Radix) in Jesus Christus aus Nazareth zu erinnern und anzubinden – und dass der große Konservative auch immer ein Revolutionär war, wenn es darum ging, die Glut des Glaubens unter der Asche vieler Ruinen zu schützen und neu anzufachen.

Darum freue ich mich jetzt auch besonders über dieses Denkmal, das Badde dem „Papa emeritus“ über die Jahre seiner Vollmacht auf dem Stuhl Petri hier weit über unsere Zeit hinaus errichtet hat. Dieses Zeugnis hat Bestand. Es wird unsere Zeit überdauern. Für dieses Buch können besonders auch die Deutschen deshalb nur dankbar sein und für immer stolz auf Benedikt XVI., diese einzigartige Figur in den Schuhen des Fischers Petrus – in einem einmaligen Zeitfenster der Geschichte, dessen Zeugen wir alle sein durften.

Rom, am 19. Dezember 2017

+ Georg Gänswein

Präfekt des Päpstlichen Hauses,

Privatsekretär von Papst em. Benedikt XVI.

(CNA Deutsch)

Wie geht es Benedikt XVI.? Fragen an Georg Gänswein

Im April wird er neunzig: Spätestens dann werden sich viele fragen, wie es dem emeritierten Papst Benedikt XVI. geht. Wir sprachen darüber jetzt schon mit Benedikts Sekretär – es ist der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein.

„Papst Benedikt ist guter Dinge! Was ihm etwas Sorgen bereitet, sind die Füße, die Beine. Er hat Schwierigkeiten mit dem Gehen, darum nimmt er den Rollator zu Hilfe, und damit kommt er ganz gut zurecht. Sonst: ganz klar im Kopf, ganz hell. Nimmt Anteil an allem. Er liest, er betet, er hört Musik, er hat Besuch; jeden Tag ist auch ein kleiner Spaziergang mit Rosenkranz angesagt, also – das, was er am Anfang seiner Zeit als Papa emeritus gemacht hat, das macht er auch jetzt.“

„Er liest nicht nur Theologisches“

Frage: Was liest er denn schwerpunktmäßig – vor allem Theologie, oder auch Literatur?

„Er ist natürlich und bleibt ein Theologe – aber er liest nicht nur Theologisches. Was er jetzt konkret liest, das werde ich natürlich nicht verraten… aber die Interessen sind sehr breit.“

Frage: Guckt er italienische oder deutsche Fernsehnachrichten? Liest er den „Osservatore Romano“, italienisch oder deutsch?

Jeden Tag „Osservatore“-Lektüre

„Wenn der Bruder da ist, sind deutsche Nachrichten angesagt. Wenn der Bruder nicht da ist, sieht er – da er ja in Italien lebt – italienische Nachrichten. Der (italienische= „Osservatore Romano“ ist selbstverständlich eine Lektüre, Tag für Tag, und er liest darüber hinaus auch anderes, um sich zu informieren und zu wissen, was in der Welt los ist.“

Frage: Die Menschen, die ihn besuchen – sind das vor allem Professoren oder Kirchenleute, oder Menschen, die er von früher her kennt?

„Es sind Menschen verschiedener Nationen, verschiedenen Alters, verschiedener Berufe. Nicht nur Personen, die er von früher kennt, sondern die ihn im Lauf der Jahre kennengelernt haben oder auch, die ihn noch nie gesehen haben. Es gibt so viele Anfragen – er müsste Überstunden machen!“

Frage: Hat er einen sehr geregelten Tagesablauf, oder bleibt er einfach mal länger im Bett?

„Nein – die Regelmäßigkeit des Ablaufs, die konkrete Einteilung des Tages ist seit eh und je eindeutig. Es ist nicht so, dass er mal ausschläft, und dann fängt der Tag eben später an, sondern der Tag beginnt mit der heiligen Messe, jeden Tag zur gleichen Zeit.“

Sonntag ist Predigttag

Frage: Und hält er da auch eine kleine Predigt oder Betrachtung? Bereitet er sich darauf vor?

„Jeden Sonntag, ja. Am Sonntag hält er immer eine schöne Predigt für uns, die „Memores“ und mich. Ab und zu ist auch ein Besuch da.“

Frage: Schreiben Sie sich eigentlich auf, was der emeritierte Papst predigt, oder geht das einfach so verloren?

„Wir halten es fest, was er predigt, denn er spricht frei. Er hat wohl ein Predigtheft, in das er Notizen macht, aber er predigt frei. Und wir versuchen schon, festzuhalten, was er sagt.“ (rv)

Gänswein: „Die Gefahr eines Gegenpapstes existiert nicht“

Erzbischof Georg Gänswein sieht keine Gefahr, dass es im Vatikan „einen Papst und einen Gegenpapst" geben könnte. „Wer Benedikt XVI. kennt, weiß, dass diese Gefahr nicht existiert. Er hat sich nie in die Regierung der Kirche eingemischt und tut das auch jetzt nicht, es gehört nicht zu seinem Stil", sagte Gänswein in einem Interview in der römischen Tagsészeitung „Il Messaggero". Auch wisse der emeritierte Papst, dass jedes Wort von ihm Aufmerkamkeit erregen und entweder für oder gegen seinen Nachfolger interpretiert werden würde. Erzbischof Gänswein ist nach wie vor Papst Benedikts Sekretär und gleichzeitig Präfekt des Päpstlichen Hauses von Franziskus.

Dem emeritierten Papst gehe es gut, „er betet, liest, hört Musik und widmet sich der Korresopndenz, die umfangreich ist", so Gänswein. Auch Besuche gebe es. Jeden Tag unternehme man einen Spaziergang in dem kleinen Laubwald hinter dem Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten und bete dabei den Rosenkranz. Es sei ein strukturierter Tagesablauf.

Papst Benedikts Entscheidung, auf sein Amt zu verzichten, habe er, Gänswein, einige Zeit vorher gekannt, aber mit niemandem darüber gesprochen. Nach dem 28. Februar, dem letzten Tag im Amt, sei eine schwierige Zeit gekommen, sagte der Erzbischof, der Joseph Ratzinger schon in seiner Zeit an der Glaubenskongregation als Sekretär gedient hatte. „Ich werde nie vergessen, wie ich das Licht im päpstlichen Apartment ausgeschaltet habe und Tränen in den Augen hatte." Die erste Märzhälfte sei auch deshalb schwierig gewesen, „weil man nicht wusste, wen das Konklave wählen würde". Glücklicherweise sei mit dem neuen Papst sofort eine menschliche Beziehung der Zuneigung und der Wertschätzung entstanden, „auch wenn Benedikt und Franziskus Menschen mit unterschiedlichem Stil und Persönlichkeit sind".

Von einer „Revolution" könne dennoch nicht die Rede sein. „Sicher, einige Gesten und Initiativen von Papst Franziskus haben überrascht und überraschen weiterhin", sagte Gänswein der Zeitung. „Aber es ist normal, dass ein Pontifikatswechsel Änderungen mit sich bringt." Der neue Papst müsse sich einen Mitarbeiterstab mit Personen seines Vertrauens aufbauen: „Das ist aber keine Revolution, sondern einfach ein Akt des Regierungs und der Verantwortung". Zur Arbeit des achtköpfigen Kardinalsrates, den Franziskus im Zug seiner Kurienreform eingesetzt hat, bekannte Gänswein, er sei neugierig, was dabei herauskommen werde. (rv)

Papst weiht Kurienmitarbeiter zu Bischöfen – „Mut zum Widerspruch“

Erzbischof GänsweinEin Bischof sollte heutzutage „Mut zum Widerspruch gegen die herrschenden Orientierungen“ haben. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag, dem Hochfest der Erscheinung des Herrn. „Wer den Glauben der Kirche lebt und verkündet, steht in vielen Punkten quer zu den herrschenden Meinungen gerade auch in unserer Zeit“, so der Papst. „Gottesfurcht befreit von der Menschenfurcht. Sie macht frei.“ Im Petersdom feierte er eine Heilige Messe und erteilte dabei vier Priestern die Bischofsweihe. Unter ihnen ist auch sein Privatsekretär Georg Gänswein, neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses. Auch in diesem neuen Amt bleibt Erzbischof Gänswein aber Privatsekretär von Benedikt XVI.

„Tu es Petrus“, singt der Chor, als der Papst in die Basilika einzieht. Auch italienische Politiker sind unter den Teilnehmern an der Messfeier, darunter Ministerpräsident Mario Monti, der nach den Wahlen Ende Februar wieder Regierungschef werden will. Mit dem Papst konzelebriert unter anderem sein Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Das Evangelium berichtet an diesem Sonntag von den „Sterndeutern aus dem Osten“, die sich auf die Suche nach dem „neugeborenen König der Juden“ machen; feierlich wird die Allerheiligenlitanei gesungen, bevor der Papst wie einst zu Zeiten der Apostel vier Kurienmitarbeitern die Hände auflegt. Zu Bischöfen geweiht werden damit Angelo Vincenzo Zani, neuer Sekretär der Bildungskongregation; Fortunatus Nwachukwu, neuer Nuntius in Nicaragua; Nicolas Henry Marie Denis Thevenin, neuer Nuntius in Guatemala; und der aus dem Erzbistum Freiburg stammende Georg Gänswein, Privatsekretär des Papstes. Alle vier werfen sich, wie der Ritus es vorschreibt, vor dem Hochaltar zu Boden – ab diesem Sonntag sind sie Erzbischöfe.

Papst-Sekretär Gänswein wird Erzbischof

Gänswein ist 56 Jahre alt, promovierter Kirchenrechtler, seit 1995 in Diensten des Vatikans. Zu seiner Weihe sind auch der Erzbischof seines Heimatbistums Freiburg, Robert Zollitsch, sowie Verwandte und Freunde angereist. Viele kommen aus Riedern, seinem Heimatdorf im südlichen Schwarzwald; auch der Bürgermeister ist da. Seit 2003 steht Gänswein dem heutigen Papst als Privatsekretär zur Seite. In sein Bischofswappen hat auch er, wie Papst Benedikt, den Korbiniansbären und den Freisinger Moor aufgenommen: ein Zeichen der Nähe.

In seiner Predigt geht Benedikt XVI. von den Sterndeutern aus: den Weisen aus dem Morgenland, die ein Stern bis zum göttlichen Kind in der Krippe führt. „Die Männer, die da ins Unbekannte ausgezogen sind, waren auf jeden Fall Menschen des unruhigen Herzens. Menschen, die die Unruhe nach Gott und nach dem Heil der Welt umtrieb. Wartende Menschen, die sich nicht begnügten mit ihrem gesicherten Einkommen und ihrer wohl ansehnlichen sozialen Stellung. Sie hielten Ausschau nach dem Größeren. Es waren wohl gelehrte Männer, die vieles von den Gestirnen wußten und wohl auch über philosophische Bildung verfügten. Aber sie wollten nicht einfach nur vieles wissen. Sie wollten vor allem das Wesentliche wissen. Sie wollten wissen, wie man es macht, ein Mensch zu sein. Und deshalb wollten sie wissen, ob es Gott gibt, wo und wie er ist.“

Aber sie wollten nicht nur wissen, so fährt der Papst fort: „Sie wollten die Wahrheit über uns und über Gott und die Welt erkennen. Ihre äußere Pilgerschaft ist Ausdruck ihres inneren Unterwegsseins, der inneren Pilgerschaft ihres Herzens. Es waren Menschen, die Gott suchten und letztlich auf dem Weg zu ihm hin waren. Es waren Gottsucher.“ Und genauso sollte auch ein Bischof sein: „ein Mensch, dem es um Gott geht, denn nur dann geht es ihm auch wirklich um die Menschen“. Ein „Mensch für die anderen“. Und das sei er „nur dann wirklich, wenn er ein von Gott ergriffener Mensch ist“.

„Bischof muss Mensch für die anderen sein“

„Wie die Weisen aus dem Morgenland, so darf auch ein Bischof nicht jemand sein, der bloß seinen Job ausübt und es dabei bewenden läßt. Nein, er muß von der Unruhe Gottes für die Menschen ergriffen sein. Er muß gleichsam mit Gott mitdenken und mitfühlen. Nicht nur dem Menschen ist die Unruhe für Gott eingeschaffen, sondern diese Unruhe ist Mitbeteiligung an der Unruhe Gottes für uns. Weil Gott nach uns unruhig ist, darum geht er uns nach bis in die Krippe, bis an das Kreuz.“

Glaube – das sei „nichts anderes als das innere Berührtsein von Gott, das uns auf den Weg des Lebens führt“, meditierte der Papst. „Glaube zieht uns in das Ergriffensein von Gottes Unruhe hinein und macht uns zu Pilgern, die innerlich unterwegs sind zum wahren König der Welt und zu seiner Verheißung der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Liebe. Der Bischof muß in dieser Pilgerschaft vorausgehen, den Menschen Wegweiser zu Glaube, Hoffnung und Liebe hin sein.“
Die „innere Pilgerschaft des Glaubens zu Gott hin“ vollziehe sich „vor allem im Gebet“, meinte Benedikt XVI.: Darum müsse ein Bischof „vor allem ein betender Mensch sein“. Und dann sollte er – wie die Sterndeuter aus dem Osten – auch einen gewissen Mut mitbringen, denn: „Wir können uns vorstellen, dass der Entscheid dieser Männer Spott hervorrief: den Spott der Realisten, die die Träumerei dieser Menschen nur belachen konnten. Wer auf so ungewisse Verheißungen hin aufbrach und alles riskierte, der konnte nur lächerlich erscheinen. Aber für diese von Gott innerlich angerührten Menschen war der Weg nach seiner Weisung wichtiger als die Meinung der Menschen. Die Suche nach der Wahrheit war ihnen wichtiger als der Spott der scheinbar gescheiten Welt.“

„Tapferkeit heißt nicht Dreinschlagen“

Das lasse ihn daran denken, wie verquer ein Bischof heute zu den dominierenden Zeitströmungen stehe. „Die Demut des Glaubens, des Mitglaubens mit dem Glauben der Kirche aller Zeiten wird immer wieder in Konflikt geraten mit der herrschenden Klugheit derer, die sich ans scheinbar Sichere halten. Wer den Glauben der Kirche lebt und verkündet, steht in vielen Punkten quer zu den herrschenden Meinungen gerade auch in unserer Zeit. Der heute weithin bestimmende Agnostizismus hat seine Dogmen und ist höchst intolerant gegenüber all dem, was ihn und seine Maßstäbe in Frage stellt. Deshalb ist der Mut zum Widerspruch gegen die herrschenden Orientierungen für einen Bischof heute besonders vordringlich. Er muß tapfer sein. Und Tapferkeit besteht nicht im Dreinschlagen, in der Aggressivität, sondern im Sich-schlagen-Lassen und im Standhalten gegenüber den Maßstäben der herrschenden Meinungen.“

Auch die Nachfolger der Apostel müssten „damit rechnen, daß sie immer wieder verprügelt werden, wenn sie nicht aufhören, das Evangelium hörbar und verständlich zu verkündigen“, so Papst Benedikt. „Natürlich wollen wir wie die Apostel die Menschen überzeugen und in diesem Sinn Zustimmung gewinnen. Natürlich provozieren wir nicht, sondern ganz im Gegenteil laden wir alle ein in die Freude der Wahrheit, die den Weg zeigt. Aber die Zustimmung der herrschenden Meinungen ist nicht der Maßstab, dem wir uns unterwerfen. Der Maßstab ist ER selbst: der Herr. Wenn wir für ihn eintreten, werden wir gottlob immer wieder Menschen für den Weg des Evangeliums gewinnen. Aber unweigerlich werden wir auch von denen, die mit ihrem Leben dem Evangelium entgegenstehen, verprügelt, und dann dürfen wir dankbar sein, dass wir gewürdigt werden, am Leiden Christi teilzuhaben.“ (rv)

Georg Gänswein neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses

Georg Gänswein ist neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses. Dazu hat ihn an diesem Freitag Papst Benedikt XVI. ernannt. Gänswein folgt auf den US-Amerikaner James Michael Harvey, der vor kurzem zum Kardinal und Erzpriester der Kirche Sankt Paul vor den Mauern ernannt wurde.
Prälat Gänswein wurde gleichzeitig zum Erzbischof erhoben und erhält das italienische Titularbistum Urbisaglia. Die Mitteilung des Pressesaales des Vatikans spricht nicht von der Ernennung eines neuen Sekretärs, Gänswein wird also weiterhin auch diese Position ausfüllen.
Die Präfektur des Päpstlichen Hauses ist unter anderem für Papstbesuche in- und außerhalb von Rom zuständig und organisiert die öffentlichen und privaten päpstlichen Audienzen.

Georg Gänswein wurde am 30. Juli 1956 in Waldshut (Baden-Württemberg) geboren. Am 31. Mai 1984 empfing er die Priesterweihe. Gänswein studierte Kirchenrecht in München und war später persönlicher Referent des Erzbischofs von Freiburg im Breisgau. Im Jahr 1995 wurde Georg Gänswein in die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung berufen, ein Jahr später in die Glaubenskongregation. (rv)