Vatikan/Indien: Neuer Skandal mit indischem Kardinal Alencherry

Am Freitag ernannte Papst Franziskus Bischof Jacob Manathodath von der Diözese Syro-Malabar zum Apostolischen Administrator „Sede Plena“ der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly.

Vaticanhistory – Martin Marker

Die Syro-malabarische Kirche ist die größte katholische Kirche des östlichen Ritus in Indien und hat über 30 Bistümer im Land sowie vier weitere auf der ganzen Welt mit über fünf Millionen Mitgliedern. Im Jahr 2017 wurde der indische Kardinal George Alencherry vom Erzbistum Ernakulam-Angamaly zusammen mit zwei älteren Priestern und einem Immobilienmakler beschuldigt, illegal mehrere Grundstücke verkauft zu haben. Bei dem Verkauf entstand ein Verlust von 10 Millionen Dollar.

Nach bekannt werden des Falls, sagten Kritiker, der Grundstücksverkauf verstoße sowohl gegen kanonisches als auch gegen ziviles Recht. Die Vorwürfe gegen Kardinal Alencherry müssen derart gewichtig sein, dass nun der Papst am Freitag einen Apostolischen Administrator in dem Erzbistum des Kardinals eingesetzt hat.

Laut der US-Seite „Crux“ sagte der ehemalige Sprecher der Syro-malabarischen Synode, Pater Paul Thelakkat:

„Kardinal Alencherry wurde nicht ersetzt, ein Administrator wurde ernannt. Kardinal Alencherry werde keine „Verwaltungsangelegenheiten“ wahrnehmen“.

Wie „Crux“ weiter berichtet, hatte der Kardinal ein sechsköpfiges Komitee eingesetzt, um die zwischen dem 1. April 2015 und dem 30. November 2017 durchgeführten Landgeschäfte zu untersuchen. Der Ausschuss stellte fest, dass Kardinal Alencherry „davon wusste“ und an der Veräußerung des Grundstücks „beteiligt“ war.

Thelakkat betonte, dass die Ernennung eines Apostolischen Administrators „mit den Landgeschäften verbunden sein könnte“, wies jedoch darauf hin, dass in dem vatikanischen Schreiben, in dem die Entscheidung angekündigt wurde, kein solcher Grund erwähnt wurde.

„Keine der Befugnisse des Kardinals ist eingeschränkt, er bleibt immer noch Großerzbischof von Ernakulam. Kardinal Alencherry wird keine Verwaltungsangelegenheiten wahrnehmen „, wiederholte er.

Der neue Skandal um Kardinal Alencherry wirft kein gutes Licht auf das Pontifikat von Papst Franziskus und belastet zusätzlich das Ansehen des Kardinalskollegiums in der Weltkirche.

In Australien steht Kardinal George Pell wegen sexuellem Missbrauch vor Gericht, in Chile ist zu erwarten das Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa sein Amt als Erzbischof von Santiago wegen Vertuschung von sexuellem Missbrauch verlieren wird. In Honduras steht Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga wegen einem Finanzskandal in der Kritik. Eine Untersuchung des Verdachts auf sexuellen Missbrauch gegen den US-amerikanischen Kardinal Theodore McCarrick hat aktuell “glaubwürdige und begründete” Befunde zutage gebracht.

Erschwerend kommt in diesen Fallen hinzu, dass drei der vier letztgenannten Kardinäle in wichtigen vatikanischen Ämtern sitzen und in die laufende Kurienreform des Papstes mitgestalten. (vh – mm)

Honduras: Kardinal Maradiaga schützt weiterhin Weihbischof Pineda

Quelle: NCR (Screenshot am 28. April)

Sexueller Missbrauch, finanzielles Fehlverhalten und Korruption im Erzbistum Tegucigalpa und der Vatikan hüllt sich weiter in Schweigen.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Der Vatikanist Edward Pentin hat auf „National Catholic Register“ (NCR) am Samstag weitere Details um Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga und seinen Weihbischof Juan Jose Pineda veröffentlicht. Weihbischof Pineda in trotz massiver Vorwürfe wegen sexuellem Missbrauch nach wie vor im Amt und leitet in Abwesenheit des Erzbischofs, Kardinal Maradiaga, die Erzdiözese. Diese Tatsache ist nur möglich, weil Maradiaga seinen Weihbischof weiterhin in Schutz nimmt und der Vatikan gegen beide Kirchenmänner nichts unternimmt.

Nach Pentins Bericht, haben Quellen aus der Hauptstadt von Honduras dem NCR mitgeteilt, dass gegen Bischof Pineda keine Maßnahmen ergriffen wurden, obwohl eine päpstliche Untersuchung im vergangenen Jahr Berichte über mutmaßlich von Weihbischof Pineda verübten sexuellen Missbrauch gegen Priester und Seminaristen sowie Vorwürfe über umfangreiches finanzielles Fehlverhalten und Korruption aufgedeckt hatten.

Der Chef der Ermittlungen, der pensionierte argentinische Bischof Alcides Jorge Pedro Casaretto, war Berichten zufolge von den Zeugenaussagen schockiert, die von mehr als 50 Zeugen, darunter diözesanen Mitarbeitern und Priestern, stammten. Das NCR erhielt eidesstattliche Erklärungen von zwei der Seminaristen, die Bischof Pineda sexuellen Missbrauchs beschuldigten, und veröffentlichte diese letzten Monat.

„Alles wird geschwiegen und so geht alles so weiter wie bisher“, teilte eine informierte honduranische Quelle dem NCR mit. „Leider hat sich nichts geändert, nur Drohungen gegen diejenigen, die sich offenbart haben.“

Eine andere Quelle, die dort für die Kirche arbeitete, sagte dem NCR am 26. April, dass

„alles gleich ist“ und dass „Pineda in seiner Position mit dem Schutz von Maradiaga bleibt“.

Laut NCR pflegt Weihbischof Pineda in seiner Heimat, in der 63 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, einen verschwenderischen Lebensstil mit mehreren teuren Autos und häufigen Flugreisen. Bedeutend ist auch der Verbleib von 30 Millionen L. (1,3 Millionen $) die Weihbischof Pineda von der honduranischen Regierung unter Präsident Porfirio Lobo Sosa als Spende für eine „Stiftung für Bildung und soziale Kommunikation“ und die „Supyapa Foundation“, die kirchliche Medien finanziert, erhalten haben soll.

Laut NCR sind die Gelder jedoch nie durch die ordentliche Buchführung der Diözese gegangen. Eine zweite Zahlung, unter dem neuen Präsidenten Juan Orlando Hernándes, in Höhe von 30 Millionen L., die Weihbischof Pineda beantragt hatte, wurde verweigert. Die erste Zahlung wurde bei einem Trust in der BAC Bank von Honduras deponiert und ist „komplett verschwunden“.

Neben den Vorwürfen gegen Pineda werden auch Fragen an Kardinal Maradiaga gestellt, bezüglich der eigenen Behandlung von Finanzen in der Erzdiözese Tegucigalpa.

Der Kardinal, der Koordinator des C9-Rates der Kardinäle, die den Papst bei der Kirchenreform, einschließlich der Finanzen berät, bestritt, dass er 2015 von der Universität Tegucigalpa 600.000 Dollar erhalten habe, als eine Art „Gehalt“ für die Kanzlerschaft der Universität. Er sagte, die Vorwürfe seien „alte Nachrichten“ und behauptete, das Geld von der Universität sei ihm nicht persönlich gegeben worden, sondern für die Erzdiözese übertragen worden und sei für die Seminaristen, Unterricht, Grundstückspflege und ländliche oder arme Priester bezahlt worden.

NCR will wissen, dass die 600.000 Dollar auf keiner Rechnung, die das Erzbistum bei seinem Ad-limina Besuch dem Papst im letzten September präsentierte, erscheint. Ferner wird Kardinal Maradiaga beschuldigt, fast 1,2 Millionen Dollar verloren zu haben, die ihm in gutem Glauben von Freunden für eine Stiftung der Erzdiözese geliehen wurden.

„Ist es denkbar, dass Gerechtigkeit nicht möglich ist?“,

fragte eine der Quellen den NCR in Honduras und fügte hinzu, dass

„das Komitee, das nach Chile geschickt wurde, um Missbrauchsfälle zu untersuchen, bereits hier war, aber nichts passiert ist.“

Laut Edward Pentin setzte sich das NCR mit Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe und Erzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, in Verbindung, um herauszufinden, ob irgendwelche Maßnahmen ergriffen wurden oder werden, aber keiner beantwortete diese Anfragen.

Der Bericht von Edward Pentin auf NCR belegt, dass der Vatikan und letztlich auch der Papst, aus dem Missbrauchsfall Barros in Chile offenbar nichts gelernt haben. Beide Fälle, in Chile wie in Honduras, zeigen deutlich, dass das Vorgehen zur Aufdeckung und Verfolgung von derartigen Straftaten in der Kirche immer noch zu wenig ernst genommen wird. (vh – mm)

K9-Kardinäle beraten weiter über Kurienreform

Papst Franziskus nimmt ab diesem Montag wieder an einer Sitzung seines Kardinalsrates „K9“ teil, der sich zur inzwischen 23. Gesprächsrunde trifft.

Die Besprechung ist bis Mittwoch anberaumt, danach will Vatikansprecher Greg Burke über die besprochenen Themen informieren. Die Arbeit der neunköpfigen päpstlichen Beratergruppe, die im Auftrag von Franziskus Vorschläge zur Kurienreform erarbeitet, nähert sich ihrem Ende, wie vergangene Woche der Sekretär des K9-Rates, Bischof Marcello Semeraro, im Gespräch mit Vatican News sagte. Man sei bereits bei der Durchsicht der bisher umgesetzten Reformschritte.

Die neun Kardinäle, die dem Beraterkreis angehören, kommen aus allen Erdteilen. Europa vertritt der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Seit Sommer 2017 verhindert ist der australische Kurienkardinal George Pell, der sich in seiner Heimat gerichtlich gegen Missbrauchsvorwürfe verteidigt. Als Koordinator des K9-Rates wirkt der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga. (vatican news)

 

Kurienreform: „Mehr Fachleute, weniger Kardinäle“

Kardinal Rodriguez MaradiagaKardinal Oscar Rodriguez Maradiaga hat sich für mehr Fachleute in den Führungspositionen der Kurie ausgesprochen. Im päpstlichen Rat für Migranten könne er sich eine mit der Thematik befasste Ordensfrau an der Spitze vorstellen, für den Bereich Krankenpastoral einen Arzt, sagte Maradiaga. Er frage sich, ob „so viele Kardinäle und Bischöfe“ an der Kurienspitze wirklich nötig seien. Der honduranische Kardinal koordiniert den neunköpfigen Kardinalsrat, der den Papst bei der Kurienreform berät. Er äußerte sich im deutschen Würzburg, wo er zu einem Diözesanempfang eingeladen war.

Insgesamt gehe es darum, die Kurie mit ihren derzeit über 30 Kongregationen, Räten und Gerichtshöfen zu verschlanken. Dies hätten die Kardinäle bereits bei ihren Beratungen unmittelbar vor der Papstwahl angemahnt. Ziel sei eine Größe der Kurie, die Beratungen wie in einer Art Kabinett ermögliche. Es brauche mehr Kommunikation, so Rodriguez.

In nächster Zeit werde sich das Beratergremium von Papst Franziskus mit der Schaffung zweier großer Bereiche für karitative Belange, Gerechtigkeit und Frieden sowie für Laien, Familie und Lebensfragen befassen. Dieser Prozess brauche jedoch Zeit, erklärte der Chef des Kardinalsrates. „Papst Franziskus ist daran gelegen, viele Menschen zu befragen.“

Die vorige Reform der Kurie unter Johannes Paul II. (1978-2005) habe acht Jahre gebraucht. Er hoffe aber, dass es nun nicht so viel Zeit in Anspruch nehme.

Der Kardinal aus Honduras verwies zudem auf erste Erfolge im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Es sei in relativ kurzer Zeit gelungen, eine Art Zentralbank zu schaffen; das sei „eine extrem wichtige Reform“.

Auch bei der Vatikanbank sei vieles nicht gut gelaufen. Ursprünglich sei das IOR eine Stiftung gewesen, die sich um die Finanzmittel der Orden kümmern sollte, so Rodriguez. Im Laufe der Jahre hätten sich viele Personen um diese Bank gekümmert, die nicht mit den Orden oder dem Vatikan selbst zu tun gehabt hätten. 14.000 Kontoinhaber seien unter diese Kategorie gefallen. Nun erfülle die Bank jedoch die Transparenzregeln der EU und lege ihre Bilanz offen. Zudem sei die Vatikanbank bei weitem nicht so groß und bedeutend, wie sie manchmal gemacht werde, so der Kardinal, der auch Präsident des Caritas-Weltdachverbandes „Caritas Internationalis“ ist. Er sprach in diesem Zusammenhang von „Legenden“. (rv)

Kard. Maradiaga: „Stoppt Waffenhandel mit Syrien!“

Syrien und die benachbarten Staaten könnten ein ähnlich tragisches Schicksal erleiden wie die Balkanstaaten in den 90er Jahren. Das sagt der Präsident von Caritas Internationalis, der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Es ist sehr schade, dass das Blutvergießen in Syrien weiter ansteigt. Die internationale Gemeinschaft ist so still und so langsam bei ihren Versuchen, einzugreifen – das ist eine Schande. Ich möchte nicht noch einmal so eine ähnliche Situation wie in der Balkankrise der 90er Jahre haben, wo es zwar am Ende Frieden gab, aber unter großem Leiden der Menschen. In Syrien ist es jetzt genau das Gleiche."

Es müsse gehandelt werden, und zwar dringend, so der Kardinal, der auch konkrete Schritte aufzählt:

„Es ist vor allem nötig, dass der Waffenhandel mit Syrien gestoppt wird. Denn das ist einer der Gründe, warum so viele Staaten mit Veto-Recht in der UNO nicht eingegriffen haben. Es ist zwar erwünschenswert, in Zeiten der Finanzkrise an Geld zu kommen, aber es ist eine Schande, dass dieses Geld mit dem Blut von Menschen bezahlt wird."

Eine wichtige Stimme sei jene des Papstes; eine moralische Instanz, die bleibt:

„Deshalb ist seine Stimme so wichtig. Sie klopft an die Türen des Gewissens, um daran zu erinnern, dass wir in menschlichem Sinn und nicht in materialistischem Sinn denken müssen."

Die Hilfe von Caritas Internationalis in Kooperation mit den Hilfsorganisationen vor Ort sei in Syrien durch die Bombenangriffe erschwert. Caritas Internationalis versuche aber trotzdem, so gut wie möglich für medizinische Hilfe, Essen und Notunterkünfte der Flüchtlinge zu sorgen, vor allem wo jetzt der Winter nahe, so Kardinal Maradiaga. (rv)