Kardinal Maradiaga unter Verdacht, sich finanziell bereichert zu haben

VATIKANSTADT – Ein italienisches Medium berichtet über schwere Vorwürfe gegen Kardinal Oscar Maradiaga. Der enge Papstfreund und Leiter der Kurienreform soll sich in seiner Heimat Honduras unter anderem ein Monatsgehalt von 35.000 Euro bezahlen haben lassen. Auch Franziskus soll über den Fall informiert sein – eine Anklage oder formelle Anschuldigungen gegen Maradiaga liegen derzeit jedoch nicht vor.

Am heutigen Donnerstag berichtete „L’Espresso“, der argentinische Bischof Jorge Pedro Casaretto – der im vergangenen Mai von Papst Franziskus als Apostolischer Gesandter nach Honduras geschickt wurde – habe nach seiner Rückkehr berichtet, dass Kardinal Maradiaga möglicherweise tief in Fälle schwerer Misswirtschaft verwickelt gewesen sei und selber hohe Zahlungen von der katholischen Universität von Tegucigalpa erhalten habe.

Der Artikel berichtet weiter, dass Maradiaga beschuldigt wird, mehr als 1,2 Millionen US Dollar in Londoner Finanzunternehmen investiert zu haben. Ein Teil dieses Geldes sei „verschwunden“, so der Artikel.

Der Bericht des Apostolischen Gesandten stütze sich auf Aussagen von mehr als 50 Zeugen, darunter diözesane Mitarbeiter und Priester, so „L’Espresso“.

In der italienischen Veröffentlichung heißt es, Papst Franziskus habe vor sechs Monaten den Bericht von Casaretto erhalten und prüfe seitdem die darin enthaltenen Bedenken, damit er persönlich eine endgültige Entscheidung treffen könne.

Vorwürfe auch gegen Weihbischof

Der Artikel sagte, dass Casarettos Bericht auch Vorwürfe gegen Weihbischof Juan José Pineda erhebt. Pineda habe „leichtsinnige Finanzoperationen inszeniert“ und Geld der Kirche an Freunde verteilt, einschließlich des Kaufs einer Wohnung und eines Autos für einen Mann, dem Pineda „sehr nahe“ sei.

Beunruhigend sei auch, so L’Espresso, dass große Geldsummen von der Stiftung der Diözesanzeitungen und Fernsehanstalten an die Stiftung für Bildung und soziale Kommunikation geflossen seien, der Kardinal Maradiaga vorstehe.

Obwohl diese Vorwürfe Unregelmäßigkeiten darstellen, hat L’Espresso nicht festgestellt, ob spezifische Verstöße gegen die Kirchengesetze zur Finanzverwaltung dokumentiert wurden oder ob die Gründe für Unregelmäßigkeiten noch entdeckt wurden.

Kardinal Maradiaga hat „L’Espresso“ zufolge im Jahr 2015 fast etwa eine halbe Million Euro von der Katholischen Universität von Tegucigalpa erhalten – und möglicherweise eine ähnliche Summe für das letzte Jahrzehnt als „Entschädigung“ für seinen Dienst als Großkanzler der Universität.

Kardinal Maradiaga ist ein bekannter Kirchenführer in Lateinamerika und setzt sich öffentlich als Kämpfer gegen Armut ein.

Papst Franziskus ernannte ihn 2013 zum Leiter des Kardinalrates „K9“, der die Kurienreform als Beratungsgremium begleitet.

Maradiaga wird am 29. Dezember 75 Jahre alt – das normale Rentenalter für Bischöfe und Kardinäle. Nach kanonischem Recht muss er zu diesem Zeitpunkt seinen Rücktritt einreichen. Der Papst kann dann den Rücktritt annehmen oder ablehnen. (CNA Deutsch)

Synode: Nein zur Gender-Theorie

Kardinal Rodriguez MaradiagaDie Synode schnappt nach Luft: An diesem Sonntag haben die Väter, nach einer Woche intensiver Beratungen, mal Pause. Ab Montag wird dann, vornehmlich in Arbeitsgruppen, über den zweiten Teil des Synoden-Grundlagendokuments gesprochen. Im Ringen um einen Neuansatz bei der Ehe- und Familienpastoral geht die ordentliche Bischofssynode im Dreischritt vor: „Sehen“, hieß es letzte Woche, da ging’s um die Wahrnehmung der Wirklichkeit von Ehe und Familie. „Urteilen“ ist ab diesem Montag dran, und „Handeln“ heißt es dann ab nächster Woche.

In den ersten Berichten der Arbeitsgruppen, die am Freitag publik wurden, findet sich mehrfach eine scharfe Verurteilung der ‚Gender’-Lehre. Da werde der Begriff ‚Geschlecht’ willkürlich durch das neutralere Wort ‚Gender’ ersetzt, um den biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau zu verwischen – mit allen Folgen, die das für das traditionelle Eheverständnis hat. Der honduranische Kardinal Oscar Andrés Rodriguez Maradiaga sagte im Interview mit Radio Vatikan:

„Das ist wirklich eine Ideologie, und sie ist gar nicht so neu! Im 19. Jahrhundert, als Marx gegen den Kapitalismus kämpfte, setzte sich Engels schon gegen die Familie ein. Dann machte sich Freud daran, den Vater zu eliminieren, und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wollten außerdem einige radikal-feministische Bewegungen die Mutter und die Mutterschaft beseitigen, als wäre das etwas, von dem Frauen sich befreien müssten. Jetzt also die ‚Gender’-Theorie, die praktisch die Familie zu eliminieren versucht.“

Der Salesianer-Kardinal, der einer der engsten Berater von Papst Franziskus ist, scheut sich nicht, die ‚Gender’-Theorie als Ideologie zu bezeichnen und sie in eine Reihe mit den großen Ideologien des zwanzigsten Jahrhunderts zu stellen. „Sie ist eine weitere Ideologie, allerdings noch gefährlicher – denn wenn man die Familie zerstört, zerstört man auch die Gesellschaft. Und dadurch würde man zu einem derartigen Individualismus gelangen, dass ein Zusammenleben von Menschen kaum noch möglich wäre!“

Nun gibt es auf dieser Synode durchaus auch Stimmen, die die ‚Gender’-Theorie nicht so scharf attackieren und denen es auch Unbehagen bereitet, wenn der Individualismus allzu schwarz gemalt wird. Aus der Betonung der Individualität des Menschen ergäben sich doch durchaus positive Zeichen der Zeit, gab am Freitag etwa die deutsche Sprachgruppe in ihrem Bericht zu bedenken. Doch einer Feststellung würde wohl jeder Synodenvater in Rom zustimmen: Ehe und Familie stehen unter Druck, weltweit. Was tun? Der brasilianische Kardinal Odilo Scherer aus Sao Paolo hat da einen Vorschlag:

„Eine Idee, die bei uns ziemlich stark ist, wäre die von Verbänden, die sich für die Familie einsetzen. Die einzelnen Familien müssten sich zusammenschließen, Gruppen und Verbände bilden, damit die Familien im öffentlichen und politischen Diskurs besser vertreten sind. Schließlich ist die Familie ja ein politisches Subjekt – nicht nur das Individuum, sondern auch die Familie. Familienverbände müssten sich um die Interessen der Familie kümmern, um die entsprechenden Themen und Bedürfnisse. Dann würde der Staat auch aufmerksamer für Familienbelange sein, und die Familie hätte ein ganz anderes Standing, um ihre Rolle für die Menschen und die Gesellschaft zu spielen.“ (rv)

Konsistorium: Die Reform der Kurie offen diskutieren

Kardinal Rodriguez MaradiagaDie Reform der römischen Kurie steht seit diesem Donnerstag auf der Tagesordnung des Konsistoriums. Die Versammlung der Kardinäle tagt für zwei Tage in der Synodenaula des Vatikan in Anwesenheit von Papst Franziskus. Der Papst begrüßte die 165 Anwesenden, besonders aber die zwanzig neuen Kardinäle, mit einem Psalm-Vers: „Seht doch, wie gut und schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen" (Ps 133).

Franziskus bedankte sich zunächst für die Arbeit der Kardinalskommission zur Reform der Kurie, der sogenannten „K9". Deren Arbeit solle vorgestellt und besprochen werden, erläuterte der Papst. Es geht bei den Beratungen der K9 und des Konsistoriums um eine neue Apostolische Konstitution zur Organisation der Kurie und damit um die Überarbeitung der letzten solchen Konstitution, „Pastor Bonus" aus dem Jahr 1988.

In seinen Begrüßungsworten gab der Papst den Zweck der Beratungen vor. „Es geht darum, eine größere Einheit in der Arbeit der verschiedenen Dikasterien und Institutionen herzustellen, um eine bessere Zusammenarbeit zu erreichen, und das in der absoluten Transparenz, welche auch eine authentische Synodalität und echte Kollegialität schafft." Die Reform sei kein Zweck in sich selbst, sondern ein Mittel, betonte der Papst. Es gehe um das Zeugnis für Christus, um eine bessere Verkündigung, um die Förderung eines fruchtbaren ökumenischen Geistes und einen konstruktiven Dialog.

Papst: Es braucht die Mitarbeit aller

„Die Reform, die lebhaft von der Mehrheit der Kardinäle bei den Generalversammlungen vor dem Konklave gewünscht wurde, muss die Identität der römischen Kurie verbessern, das heißt die Mitarbeit mit dem Nachfolger Petri in der Ausübung seines pastoralen Dienstes zum Wohl und Dienst an der weltweiten Kirche und der Ortskirchen. (…) Ein solches Ziel zu erreichen ist nicht einfach, dazu braucht es Zeit, Entschlossenheit und die Mitarbeit aller. Vor allem aber müssen wir uns dem Heiligen Geist anvertrauen, welcher die Kirche leitet."

Der Papst rief dazu auf, frei und offen zu sprechen und alles am wichtigsten Ziel auszurichten, dem „salus animarum", dem Heil der Seelen.

Zur Begrüßung hatte der Dekan des Kollegiums, Kardinal Angelo Sodano, die Versammelten an ihre Aufgaben erinnert, wie sie im Kirchenrecht festgehalten sind. „Wir sind hier, um unsere Mitarbeit anzubieten, und wir sind uns sowohl der Erfahrungen aus der Vergangenheit als auch der Erwartungen der Gegenwart bewusst."

Beratungen hinter verschlossenen Türen

Nach dem offiziellen Beginn war zunächst wie vom Papst angekündigt der Kardinalsrat „K9" an der Reihe. Dessen Koordinator Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (Tegucigalpa/Honduras) und dessen Sekretär Bischof Marcello Semeraro (Albano/Italien) stellten anhand eines vorbereiteten Papiers die Arbeiten und Überlegungen vor. Damit ist der Einstieg in das Thema der Beratungen hinter verschlossenen Türen gegeben: die Reform der römischen Kurie.

Eine weitere genaue Tagesordnung gibt es nicht; die Teilnehmer am Konsistorium sollen Zeit bekommen, sich zu melden und eigene Kommentare und Bewertungen zu den vorgelegten Gedanken vorzunehmen. Ein Entwurf für eine neue Apostolische Konstitution zur Organisation der Kurie existiere noch nicht, hatte Vatikansprecher Federico Lombardi vor Beginn der Beratungen noch klargestellt. Der Austausch der Kardinäle bezieht sich also auf die vorgestellten Überlegungen der K9, noch nicht auf einen vorgelegten Entwurf. Die zweite Sitzung des Tages beginnt am Nachmittag um 17 Uhr. (rv)

Kard. Maradiaga: „Stoppt Waffenhandel mit Syrien!“

Syrien und die benachbarten Staaten könnten ein ähnlich tragisches Schicksal erleiden wie die Balkanstaaten in den 90er Jahren. Das sagt der Präsident von Caritas Internationalis, der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Es ist sehr schade, dass das Blutvergießen in Syrien weiter ansteigt. Die internationale Gemeinschaft ist so still und so langsam bei ihren Versuchen, einzugreifen – das ist eine Schande. Ich möchte nicht noch einmal so eine ähnliche Situation wie in der Balkankrise der 90er Jahre haben, wo es zwar am Ende Frieden gab, aber unter großem Leiden der Menschen. In Syrien ist es jetzt genau das Gleiche."

Es müsse gehandelt werden, und zwar dringend, so der Kardinal, der auch konkrete Schritte aufzählt:

„Es ist vor allem nötig, dass der Waffenhandel mit Syrien gestoppt wird. Denn das ist einer der Gründe, warum so viele Staaten mit Veto-Recht in der UNO nicht eingegriffen haben. Es ist zwar erwünschenswert, in Zeiten der Finanzkrise an Geld zu kommen, aber es ist eine Schande, dass dieses Geld mit dem Blut von Menschen bezahlt wird."

Eine wichtige Stimme sei jene des Papstes; eine moralische Instanz, die bleibt:

„Deshalb ist seine Stimme so wichtig. Sie klopft an die Türen des Gewissens, um daran zu erinnern, dass wir in menschlichem Sinn und nicht in materialistischem Sinn denken müssen."

Die Hilfe von Caritas Internationalis in Kooperation mit den Hilfsorganisationen vor Ort sei in Syrien durch die Bombenangriffe erschwert. Caritas Internationalis versuche aber trotzdem, so gut wie möglich für medizinische Hilfe, Essen und Notunterkünfte der Flüchtlinge zu sorgen, vor allem wo jetzt der Winter nahe, so Kardinal Maradiaga. (rv)

Kardinal Maradiaga: Für eine „Globalisierung“ der sozialen Gerechtigkeit

Die Welt braucht nicht nur „eine Globalisierung des Marktes und der Wirtschaft, sondern auch eine Globalisierung der Gerechtigkeit". Das sagt der Präsident von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras, im Gespräch mit Radio Vatikan. Maradiaga hat in den letzten Tagen im Vatikan an der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften teilgenommen.

„Wir können schon sagen, dass wir in den letzten fünfzig Jahren – seit der selige Johannes XXIII. seine Friedensenzyklika ,Pacem in Terris‘ schrieb – große Fortschritte in Sachen Gerechtigkeit gemacht haben. Es gibt durchaus mehr Gerechtigkeit auf internationaler Ebene, davon zeugen die Schuldsprüche gegen Verantwortliche des Jugoslawienkrieges und, vor ein paar Tagen, gegen den früheren Präsidenten von Liberia. Es gibt auch mehr Gerechtigkeit, was das Vorgehen gegen international operierende Unternehmen betrifft, die Zigaretten verkaufen oder schadhafte Silikonimplantate für Brüste. Was fehlt, sind Fortschritte bei der sozialen Gerechtigkeit: Die Armut steigt, Finanzverbrechen bleiben noch ungestraft, und darum muss jetzt das Nachdenken darüber anfangen, wie sich auch in diesem Bereich Gerechtigkeit globalisieren ließe."

Wenn der Kardinal aus Honduras selbst über Globalisierung nachdenkt, dann klingt das so:

„Warum konnten sich früher im Kalten Krieg die feindlichen Blöcke gegenseitig so gut in Schach halten? Und warum erleben wir seit dem Mauerfall, als der Kapitalismus zum einzigen System wurde, so viele Ungerechtigkeiten, vor allem die im Finanzbereich, die die aktuelle Krise ausgelöst haben? Wir müssen zurück zu dem, was Johannes XXIII. in seiner Enzyklika vor fünfzig Jahren forderte – nämlich zu einer echten Förderung der Menschenrechte und zur Ethik. Dass man die Ethik so an den Rand drängte, hat zu den Problemen geführt, die wir jetzt erleben." (rv)

„Papst wird über Drogenkrieg und Korruption sprechen“

Benedikt XVI. wird auf seiner Reise nach Mexiko, die er in dieser Woche antritt, unter anderem über den Drogenkrieg und über Korruption sprechen. Das kündigte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone in einem Interview mit dem mexikanischen Fernsehen an. Dem Papst gehe es darum, dass sich vor allem die Jugendlichen in Mexiko nicht entmutigen oder von schnellem Geld anlocken ließen. Ein weiteres wichtiges Thema für den Papst werde während seiner Reise der Schutz des menschlichen Lebens und der Institution der Ehe sein.

Auch der honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga erwartet sich von Benedikt XVI. in Mexiko „eine klare Ansage" an „Drogenhändler, die sich für katholisch ausgeben". Das sagte der Präsident von „Caritas International" im Interview mit der Nachrichtenagentur afp. Mit Blick auf Benedikts Weiterreise nach Kuba meinte der Kardinal, er erhoffe sich „eine Freilassung aller politischen Gefangenen und eine weitere allmähliche Öffnung, nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in politischer und sozialer Hinsicht". Nach Ansicht des kubanischen Regimes gibt es im Land keine politischen Gefangenen mehr; oppositionelle Quellen sprechen hingegen von ungefähr fünfzig Häftlingen, die aus politischen Gründen auf Kuba in Haft seien.

In Mexiko, der ersten Etappe von Benedikts Lateinamerikareise, sollen in der Stadt Leon über 13.000 Sicherheitskräfte für die Sicherheit des Papstes sorgen. Das meldet eine mexikanische Online-Zeitung. Leons Erzbischof Jose Guadalupe Martin Rabago rief die Gläubigen auf, ohne Angst an den Papstveranstaltungen teilzunehmen. Seit 2006 kamen laut Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen mehr als 50.000 Menschen im mexikanischen Drogenkrieg ums Leben. Der Schwerpunkt der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Staat und Mafia sowie den rivalisierenden Banden untereinander liegt allerdings im Norden des Landes. (rv)

Caritas-Kardinal: „Ohne Kampf gegen Armut kein Weltfrieden“

Caritas Internationalis tagt ab diesem Montag in Rom – und feiert: Denn der Dachverband von 165 nationalen Caritasverbänden ist jetzt sechzig Jahre alt. Für den Präsidenten von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga aus Honduras, hat Caritas „immer eine Zukunft, solange jemand mitmacht!"

„Es war Monsignore Montini (der spätere Papst Paul VI.), der die Idee zu Caritas Internationalis hatte. Ihm schwebte eine Art Dirigent vor, der alle Initiativen für die Armen und vor allem die Nothilfen dirigieren sollte. So hat Caritas internationalis angefangen. Bis heute wird sie vor allem mit ihrer Not- und Katastrophenhilfe assoziiert; aber ihr Ziel ist noch umfassender. Es geht generell um die Förderung der menschlichen Person, und zwar im Geist der katholischen Soziallehre."

Die katholische Soziallehre ist der entscheidende Kompass bei aller Hilfe – das unterstrich bei einer Festmesse am Sonntagabend auch der vatikanische Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Wenn die Kirche nicht im Geist Christi helfe, sondern sich um vermeintliche Neutralität bemühe, leiste sie einer „materialistischen Mentalität" Vorschub. Und das sei auf die Dauer ein Bärendienst am Menschen. Kardinal Maradiaga:

„Viele sagen uns: Warum macht ihr dies, warum tut ihr das? Warum helft ihr zum Beispiel Japan, welches Interesse steht dahinter? Ich sage dazu: Wir tun das, weil wir Christen sind. Christsein heißt, das Evangelium in die Wirklichkeit umzusetzen – und das Evangelium zeigt uns deutlich den Weg der Liebe. Darum nennen wir uns ja auch Caritas: Liebe!"

„Armut null, eine einzige Menschheitsfamilie" – das ist das Motto bei den Beratungen in Rom, die bis Freitag dauern sollen und auf denen die Globalstrategie der Caritas für die nächsten Jahre festgelegt wird. „Armut null" erinnert im Wortlaut stark an Sozialprogramme des früheren brasilianischen Präsidenten „Lula" – und an die Millenniumsversprechen der Industrieländer aus dem Jahr 2000. Zu diesen Zielen gehörte u.a. die fast völlige Beseitigung des Hungers auf der Welt bis zum Jahr 2015.

„Das wäre möglich gewesen – aber der Wille dazu fehlte. Ich bezweifle gar nicht den guten Willen derer, die damals die so genannten Millenniumsziele formuliert haben. Aber der politische Wille, sie umzusetzen, hat dann eben doch gefehlt. Wenn wir mit internationalen Finanzinstituten sprechen, sagen die uns alle: Aber ihr seht doch, dass die Armut zurückgegangen ist! Dann antworten wir: Ja, schon – auf dem Papier. Weil einige Länder jetzt Wachstums-Indizes präsentieren. Aber die Wirklichkeit der Armut ist immer noch da, und sie ist unerträglich! Armut null – das ist wohl auch unser Motto für die nächsten vier Jahre: Denn es ist wirklich nötig, die Armut spürbar zu reduzieren. Sonst gibt es auch keinen Frieden!" (rv)

Kardinal Maradiaga zur Hilfe für Japan

 Seit der größten Katastrophe in der Geschichte Japans sind mehr als eine halbe Million Menschen ohne Heim und feste Bleibe. Viele der Obdachlosen müssen die Nächte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt in Notunterkünften verbringen. Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga ist Präsident von Caritas Internationalis. Anlässlich des Kongresses „Treffpunkt Weltkirche", der gestern in Würzburg zu Ende gegangen ist, haben wir mit dem Kardinal über unsere Pflicht zu helfen gesprochen.
„Wir haben die Informationen über Japan von der lokalen Caritas bekommen. Die Caritas in Japan wächst ja stetig. Nur leider ist die Diözese, die am schwersten vom Tsunami verwüstet worden ist, die Diözese jenes Bischofs, der neuer Präsident von Caritas Asien ist. Allein schon deshalb sind wir verpflichtet, so viel wie möglich zu tun, um ihnen zu helfen. Ich habe Leute sagen hören, Japan sei reich, die können sich selbst helfen. Das ist aber kein christliches Kriterium. Wir fragen nicht, wer reich ist und wer nicht. Wir fragen: Wer leidet? Und das machen wir, weil wir Katholiken sind. Es ist unser Glaube, der uns zum Helfen bringt. Und daher rufen wir von der Caritas Internationalis dazu auf, Japan zu helfen." (rv)