D: Handreichung zu wiederverheirateten Geschieden sorgt für Diskussion

EB_Freiburg_LogoEine Handreichung des Seelsorgeamts der Erzdiözese Freiburg sorgt für Aufsehen: Unter dem Titel „Menschen begleiten – auch beim Scheitern von Ehen" geht das Papier auf den kirchlichen Umgang mit Katholiken ein, die nach einer zivil geschiedenen Ehe ein zweites Mal geheiratet haben. Die Handreichung zeigt auf, unter welchen Voraussetzungen Seelsorger solche Menschen zu den Sakramenten und kirchlichen Ämtern zulassen können. „Das Sakrament der Ehe bleibt jedoch unangetastet", erklärte Bistumssprecher Robert Eberle am Montag.

Reaktion aus dem Vatikan
Vatikansprecher Federico Lombardi warnte indes vor Sonderwegen bei der Familienpastoral. In dieser Frage sei ein einheitliches Vorgehen der Kirche notwendig, betonte Lombardi auf Anfrage an diesem Dienstag. Wörtlich sagte er: „Sonderlösungen vonseiten einzelner Personen oder örtlichen Stellen laufen Gefahr, Verwirrung zu stiften." Bei der Freiburger Initiative für wiederverheiratete Geschiedene handle sich nicht um eine Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz oder des Freiburger Erzbischofs. Eine Sonderbischofssynode zur Familienpastoral werde sich im Oktober 2014 im Vatikan mit diesem Thema befassen, hob der Sprecher hervor

Erläuterungen aus Freiburg
Wie der Rektor des Seelsorgeamtes, Domdekan Andreas Möhrle, in Freiburg betonte, hatten an der Handreichung auch Theologen mitgearbeitet.

„Ich denke, die Sakramentenpastoral wollen wir gerade nicht verändern. Uns geht es darum, mit diesen Menschen Wege gehen zu können. Selbstverständlich haben wir uns im Pastoralrat in verschiedenen Formen auch beraten lassen durch die wissenschaftliche Seite. Was aber jetzt speziell die Handreichung will, ist dies, für die konkrete Pastoral Wege aufzuzeigen."

Eine Aufweichung geltender theologischer Grundsätze will der der Seelsorger mit der pastoralen Handreichung nicht verbunden sehen.

„Ganz wichtig ist natürlich, dass wir die Theologie nicht verändern, dass es sozusagen grundsätzlich nicht möglich ist, aber in der konkreten Situation, nach Prüfung auch der verschiedenen Faktoren durchaus möglich sein kann, dass jemand eine Gewissensentscheidung fällt, die Sakramente zu empfangen. Und dies ist dann auch zu respektieren."

Das Papier benennt unter anderem Voraussetzungen, damit Wiederverheiratete künftig an den Sakramenten teilnehmen können. Wie das im Alltag der Seelsorge aussehen könnte, schildert Domdekan Möhrle so:

„Iich könnte mir vorstellen, dass ein wiederverheiratetes Paar in einer gewissen Versöhntheit auch mit der bisherigen Lebensgeschichte leben kann, also dass es wirklich der ganz tiefe Wunsch ist, sein eigenes Leben, das Leben miteinander aus dem Glauben zu gestalten, und dass von daher nach Abwägung aller Umstände auch in einem Gespräch mit dem zuständigen Seelsorger beziehungsweise Pfarrer die Erkenntnis reift, dass in dieser konkreten Situation ein Zugang zu den Sakramenten stimmig ist." (rv)

Papst nimmt Rücktritt von Erzbischof Zollitsch an

Papst Franziskus hat an diesem Dienstag den Rücktritt des Erzbischofs von Freiburg, Robert Zollitsch, angenommen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war am 9. August 75 Jahre alt geworden; der Rücktritt ist laut Kirchenrecht deshalb nicht unüblich. Dennoch kam der Schritt überraschend, rechneten doch viele damit, dass Zollitsch zumindest noch bis zur Wahl eines neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof von Freiburg bleiben werde. Laut Angaben der Bischofskonferenz bleibt Zollitsch Vorsitzender, wird aber bei der turnusgemäßen Wahl im März 2014 nicht mehr antreten. Nach seinem Rücktritt als Erzbischof von Freiburg wird er als Administrator seines Bistums tätig sein, wurde weiter bekannt.
Der 1938 im früheren Jugoslawien geborene Zollitsch studierte von 1960 bis 1964 in Freiburg und München Philosophie und Katholische Theologie. Zum Priester geweiht wurde er am 27. Mai 1965 in Freiburg. Von 1974 bis 1983 leitete er das Erzbischöfliche Theologische Konvikt „Collegium Booromaeum in Freiburg. Diese Zeit beschreibt er im Rückblick als eine der schönsten seines Lebens. Nach seiner Wahl zum neuen Freiburger Oberhirten durch das Domkapitel am 6. Juni 2003 wurde Zollitsch am 16. Juni desselben Jahres von Papst Johannes Paul II. zum Freiburger Erzbischof und Metropoliten der Oberrheinischen Kirchenprovinz ernannt. Am 9. Juli 2003 wurde Zollitsch zum Bischof geweiht; sein Wahlspruch lautete „In fidei communione", „In der Gemeinschaft des Glaubens". Den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz hat Zollitsch seit dem 18. Februar 2008 inne.
Als einen Höhepunkt in diesem Amt beschreibt Zollitsch den Besuch von Papst Benedikt XVI. 2011 in Freiburg: Zollitsch begleitete Franziskus‘ Vorgänger bei dessen erstem offiziellen Staatsbesuch in Deutschland. Dunkelstes Kapitel für Zollitsch im Amt des Vorsitzenden der Bischofskonferenz dürfte der Missbrauchsskandal in der deutschen Kirche gewesen sein. Wichtige Impulse in der deutschen Kirche gab der Freiburger Erbischof im Dialogprozess. Dort signalisierte er unter anderem bei Fragen wie der stärkeren Beteiligung von Laien und Frauen in der kirchlichen Arbeit sowie einer barmherzigen Pastoral für wiederverheiratete Geschiedene Offenheit. (rv)

Georg Gänswein neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses

Georg Gänswein ist neuer Präfekt des Päpstlichen Hauses. Dazu hat ihn an diesem Freitag Papst Benedikt XVI. ernannt. Gänswein folgt auf den US-Amerikaner James Michael Harvey, der vor kurzem zum Kardinal und Erzpriester der Kirche Sankt Paul vor den Mauern ernannt wurde.
Prälat Gänswein wurde gleichzeitig zum Erzbischof erhoben und erhält das italienische Titularbistum Urbisaglia. Die Mitteilung des Pressesaales des Vatikans spricht nicht von der Ernennung eines neuen Sekretärs, Gänswein wird also weiterhin auch diese Position ausfüllen.
Die Präfektur des Päpstlichen Hauses ist unter anderem für Papstbesuche in- und außerhalb von Rom zuständig und organisiert die öffentlichen und privaten päpstlichen Audienzen.

Georg Gänswein wurde am 30. Juli 1956 in Waldshut (Baden-Württemberg) geboren. Am 31. Mai 1984 empfing er die Priesterweihe. Gänswein studierte Kirchenrecht in München und war später persönlicher Referent des Erzbischofs von Freiburg im Breisgau. Im Jahr 1995 wurde Georg Gänswein in die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung berufen, ein Jahr später in die Glaubenskongregation. (rv)

Deutschland: Weihbischof Wehrle zurückgetreten

Der Papst hat den Rücktritt des Freiburger Weihbischofs Paul Friedrich Wehrle angenommen. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Montag bekannt. Seine Bitte um Entpflichtung hatte Weihbischof Wehrle mit Gesundheitsproblemen begründet – zudem wies er auf seine nach mehr als dreißig Amtsjahren nachlassende Belastbarkeit hin. Vor seiner Bischofsweihe war Wehrle zuerst Zeitsoldat, nach seiner Priesterweihe erst als Dozent und dann als Professor für Pastoraltheologie in Eichstätt. Wehrle werde künftig als Subsidiar in der Seelsorgeeinheit Radolfzell und im Rahmen der Möglichkeiten auch in bischöflichen Diensten in der Erzdiözese tätig sein, so das Erzbistum Freiburg in einer Pressemeldung. Am 16. September 2012 wird Wehrle feierlich verabschiedet werden. Erzbischof Robert Zollitsch werde nun die nötigen Schritte für eine Nachbesetzung des Weihbischofs einleiten. (rv)

Zollitsch: „Heute wissen wir es besser“

Seit Sonntag ist Erzbischof Robert Zollitsch wieder in den Medien, in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ging er noch einmal auf einen Fall vor fast zwanzig Jahren ein, bei dem ihm – dem damaligen Personalreferenten – und anderen Mitgliedern der Bistumsleitung vorgeworfen worden war, sie wären einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch gegen einen Priester nicht nachgegangen. Am Montag legte das ARD Magazin Report Mainz nach und brachte den Vorwurf, es sei damals vertuscht worden, noch einmal vor. Zollitsch hatte in seinem Interview Fehler eingeräumt, man habe vor allem Schaden abwenden wollen, heute wisse man mehr und sehe viele Dinge anders.
 Der Generalvikar des Erzbistums Freiburg geht in einer Stellungnahme auf der Bistumswebsite ebenfalls auf die Vorwürfe ein:
„Diese Vorwürfe sind weder neu noch gerechtfertigt, denn es ging auch den damals Verantwortlichen unseres Erzbistums nicht darum, etwas zu vertuschen, sondern Schaden zu begrenzen und Missbrauch zu verhindern. Heute wissen wir mehr und wir arbeiten diese Vorfälle von sexuellem Missbrauch in früheren Jahrzehnten selbstkritisch auf. Daraus lernen wir."
Der Ortspfarrer, dem Missbrauch an mindestens 20 Jugendlichen vorgeworfen werden, sei in den Ruhestand versetzt worden, die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet worden. Auch die Gemeinde wurde nicht informiert, da der Priester als selbstmordgefährdet galt und diese Anzeige – in damaliger Sicht – auch den Opfern nicht geholfen hätte.
„Auch früher wurde vieles unternommen, was aus damaliger Sicht hilfreich schien. Mit dem Blick von heute bedauern wir, dass die Verantwortlichen im Ordinariat Freiburg früher nicht konsequenter vorgegangen sind. Deswegen hat Erzbischof Robert Zollitsch Opfer und ihre Angehörigen auch in einem persönlichen Gespräch um Verzeihung gebeten. (rv)