Großbritannien: Erfolge beim Kampf gegen Missbrauch

Auch in Großbritannien ist die katholische Kirche dabei, die strengen kirchlichen Richtlinien gegen Kindesmissbrauch umzusetzen. In London wurde an diesem Dienstag der vierte Bericht der nationalen katholischen Schutzkommission vorgestellt, eine Einrichtung der Bischofskonferenz, die seit 2008 besteht. Ihr Präsident Danny Sullivan nannte uns ein Beispiel für die Arbeit der Kommission:

„Die meisten Orden und religiösen Gemeinschaften, die in Großbritannien wirken, haben sich zu einer Vereinigung zusammengeschlossen, um Schutzkommissionen auf Diözesanebene zu schaffen, anstatt getrennt zu agieren. Diese Orden müssen die selben Regeln anwenden wie die Schutzkommissionen selbst. Und sie werden von uns überprüft. Das ist eine wichtige Entwicklung, weil es bedeutet, dass das Engagement für den Schutz Minderjähriger nicht mehr so zerstreut sein wird."

In den vier Jahren ihres Bestehens hat die katholische Schutzkommission intensiv mit Opferverbänden zusammengearbeitet.

„Eines der Dinge, die dabei herauskamen, ist eine Broschüre, die wir gerade herausgeben, und von der wir uns wünschen, dass sie in allen Pfarreien ausliegt. Sie richtet sich an alle, die möglicherweise Opfer von Missbrauch wurden. Drin steht, wo diese Leute hingehen und was sie tun können. Missbrauchsopfer sind oft sehr traumatisiert und wissen nicht, wem sie trauen können. Deshalb ist es ein wichtiger Teil dieses Weges, die Leute wissen zu lassen, wo sie rasch Unterstützung erfahren, nicht erst nächstes Jahr." (rv)

Vatikan: Neuer Vize-Camerlengo der kath. Kirche Erzbischof Celata

Pier Luigi Celata ist der neue Vize-Camerlengo der katholischen Kirche. Der Vatikan gab diese Ernennung Papst Benedikts XVI. an diesem Montag bekannt. Celata war lange Jahre im diplomatischen Dienst der Kurie tätig, unter anderem als Nuntius in der Türkei und in Belgien. Bis zu seiner Emeritierung im Juni dieses Jahres war er Sekretär des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Celata wird Nachfolger von Santos Kardinal Abril y Castelló, der in diesem Jahr 77 Jahre alt wird. Zu den Aufgaben des Vizekämmers gehört heute nur noch die Verwaltung der päpstlichen Güter während der Sedisvakanz. Das Amt des Camerlengo übt derzeit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone aus. (rv)

Vatikansprecher rügt falsche Berichterstattung

Vatikansprecher Pater Lombardi findet harte Worte für die jüngste Berichterstattung in Deutschland und in Italien zum Thema Vatileaks, in einem Artikel für Radio Vatikan wendet er sich ausdrücklich gegen spekulative Berichterstattung.

Bei einem so komplexen Thema wie dem der Weitergabe vertraulicher Akten an die Öffentlichkeit hätten die Zeitungsleser ein Recht auf korrekte Berichterstattung. So äußerte sich Vatikansprecher Pater Federico Lombardi in einem Beitrag für Radio Vatikan. In einem Artikel, der in der vergangenen Woche in der deutschen Zeitung „Die Welt" erschienen war, waren als Verantwortliche für Vatileaks Mitarbeiter aus dem engeren Umfeld des Papstes mit Namen genannt worden. Diese Informationen hat an diesem Montag die italienische Zeitung „La Repubblica" übernommen und in einem längeren Artikel abgedruckt.

Pater Lombardi hatte den Bericht der „Welt" auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur bereits am Wochenende als „unkorrekt" und „unangebracht" bezeichnet. Es sei „unverantwortlich", ohne einen Beweise konkrete Namen zu nennen; man solle dem Beitrag keinen Glauben schenken. Zudem gebe es sachliche Fehler.

Auf diese Fehler wies Lombardi an diesem Montag noch einmal gesondert hin. Besonders in der italienischen Zeitung „La Repubblica" seien in der Vergangenheit immer wieder Behauptungen erschienen, die sich auf „Erfindungen" bezögen und jeder Grundlage entbehrten. So seien auch einige im jüngsten Bericht genannte Behauptungen nicht wahr, zumal die Zeitung selber über die Spekulationen keine Beweise anbiete.

Die Grundlosigkeit der Anschuldigungen gegen Mitarbeiter im Vatikan sei unter anderem auch daran abzulesen, dass der Ursprungsartikel in der Welt vom Großteil der deutschsprachigen Medien ignoriert worden sei. Ohne Nachweise zu führen Verdächtigungen zu äußern bringe eine schwere Verantwortung mit sich.

Die auch im „La Repubblica" geäußerte Ansicht, dass jeder Beschuldigte das Recht auf die Unschuldvermutung genieße, erscheine ihm deswegen als „heuchlerisch". (rv)

Vatikanzeitung mit Frauenbeilage: Den Unbekannten eine Stimme geben

Der Heilige Stuhl gibt neuerdings eine Frauenzeitschrift heraus. Genauer gesagt, handelt es sich um eine Beilage zur italienischen Ausgabe der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" mit dem Titel „donna, chiesa, mondo", also: Frau, Kirche, Welt. Nächste Woche erscheint die Beilage zum dritten Mal und wird unter anderem ein längeres Interview mit Brigitta Klieber enthalten, der langjährigen Finanz-Chefin der Erzdiözese Wien. Verantwortlich für die Frauenbeilage zeichnet Lucetta Scaraffia, Jahrgang 1948, Journalistin und Dozentin für Zeitgeschichte an der staatlichen römischen Universität „Sapienza". Den Frauen der Kirche eine Stimme zu geben: das ist erklärtes Ziel der neuen Medien-Initiative. Denn innerhalb wie außerhalb wird die weibliche Seite der Kirche immer noch viel zu oft übersehen, sagt Lucetta Scaraffia.

„Beim geweihten Leben zum Beispiel setzt sich die Kirche zu zwei Dritteln aus Ordensfrauen zusammen. Dann gibt es zahllose weibliche Laien, die mit der Kirche in vielfältiger Form zusammenarbeiten. Alle diese Frauen sind oft unbekannt, nicht nur für jene, die außerhalb der Kirche leben und sich die Kirche als männliche Welt vorstellen, als Welt von Priestern. Sondern oft sind sie nicht einmal in der Kirche selbst bekannt. Und das ist schwerwiegend! Die Frauen in der Kirche sind wie ein versteckter Schatz, und wir möchten helfen, ihn zu heben und zu nutzen.

Die mangelnde Wahrnehmung des Wirkens von Frauen in der Kirche hat aus Sicht von Lucetta Scaraffia mehrere Gründe. Sie nennt zwei davon:

„Erstens, dass nur die Männer Karriere machen können. Ich befürworte nicht das Priestertum der Frau und diese Art der Karriere; aber ich denke, es gibt beispielsweise Ordensfrauen, die einmal Generaloberinnen waren und genug Erfahrung und Kompetenz haben, die sie dazu befähigen würden, ein Dikasterium der römischen Kurie zu leiten. Es gäbe Frauen, die dazu in der Lage wären, eine wichtige Rolle in vatikanischen Ämtern zu spielen. Und das, ohne den Aspekt Priestertum zu berühren. Ich glaube, wir würden andere Standpunkte einbringen. Ich denke auch, dass die Frauen gewissermaßen freier wären, denn Karriere können sie ohnehin nicht machen, sie können ja nicht Papst werden…! Das gibt viel Freiheit, auch Freiheit im Denken und Reden."

Der zweite Grund für die Unsichtbarkeit der Frauen in der Kirche: Gerade Ordensschwestern nehmen das Gelübde der Demut oft sehr ernst.

„Sie stellen niemals zur Schau, was sie tun, sie schreiben wenig, sind nicht gewohnt, von ihrem Wirken zu erzählen. Ihre Arbeit ist ein immenses verborgenes Werk, das nur diejenigen kennen, die sie zufälligerweise im Leben treffen. Ich glaube, das man die Arbeit dieser Ordensfrauen bekannt machen muss – weil sie wichtig ist, weil sich die Kirche ja auch darauf gründet, dass ganze Lebensentwürfe ihr gewidmet sind, wenn wir etwa an die Nächstenliebe oder das Gebet der Frauen denken. Und sie selbst sagen das nicht! Im Gegenteil, sie sehen es als Teil ihrer Sendung, sich nicht selbst für ihr Wirken zu loben. Aber andere können das für sie tun. Das ist ein wichtiger Auftrag, den wir uns mit dieser Beilage stellen."

So gesehen, stellt sich die Frage, warum die vatikanische Frauen-Beilage eigentlich erst jetzt kommt – quasi nach Jahrhunderten stillen, allzustillen Wirkens von Frauen in der Kirche. Lucetta Scaraffia erklärt:

„Benedikt XVI. hat den Direktor des Osservatore Romano, Giovanni Maria Vian, ausdrücklich darum gebeten, Frauen im Blatt schreiben zu lassen. Vian hat also zwei Journalistinnen angestellt, und er hat beispielsweise auch mir Platz gegeben, die ich unter anderem Leiteartikel schreibe. Das gab es nie zuvor! und wenn man einmal einer Frau die Feder in die Hand gibt… dann öffnet sie Räume für andere Frauen. Das tun wir, und wir verdanken es Benedikt XVI."

Die Deutsche Bischofskonferenz hat bereits Interesse an einer Übersetzung und Verbreitung der Frauenbeilage des Osservatore in Deutschland angemeldet. Vorerst erscheint sie auf Italienisch einmal monatlich. Gedruckt ist die Beilage auf solidem weißem Papier, darauf hat Scaraffia gepocht, weil das Blatt vier Wochen lang halten muss. Es finanziert sich auch über Werbung, und es ist – das im Gegensatz zu fast allen konventionellen Frauenzeitschriften – extrem international ausgerichtet.

„Wir wollen unbedingt, dass andere Frauen von der ganzen Welt mitarbeiten, indem sie uns Nachrichten und Hinweise schicken, Frauen benennen, die wir interviewen können und Themen anregen, denen wir nachgehen sollen. Ein anderer Schwerpunkt sind Ökumene und andere Religionen. Auch hier wünschen wir uns Kontakte und Vorschläge, denn wir sind ein wenig in diesem italienischen Kontext befangen. Glücklicherweise hat der Osservatore Romano Redaktionen in mehreren Sprachen, und hier arbeiten viele Frauen, die sich sofort für die Beilage begeistert haben und uns viel helfen."

Reaktionen auf die vatikanische Frauen-Beilage kamen viele, erzählt die Journalistin. Ganz besonders aus dem Ausland. Nur die Rückmeldungen aus dem Vatikan seien noch etwas lau.

„Nein, Widerstände gab es nicht. Aber sagen wir, vielleicht ein wenig Gleichgültigkeit. Wir hoffen aber, wenn wir einmal etabliert und besser bekannt sind, denn schwindet vielleicht auch dieser Vorbehalt gegen eine Sache, die von Frauen gemacht ist. Ich vertraue darauf, wenn man unsere Beiträge liest, sieht man das Gute dieser Initiative, und dass es wirklich Zeit war dafür! Dann wird es auch Anerkennung geben von solchen, die jetzt weniger begeistert sind."

Lucetta Scaraffia war bereits in den vergangenen Jahren Mitarbeiterin des „Osservatore Romano". In der Zeit des Öffentlichwerdens zahlreicher Missbrauchsfälle durch Kleriker schrieb sie dort einen vielbeachteten Leitartikel, in dem sie die These aufstellte, dass Frauen in den Entscheidungsebenen der Kirche das „männliche Schweigen" über Missbrauch möglicherweise verhindert hätten. (rv)

Vatikan/Peru: Universität verliert päpstlichen Titel

Der Heilige Stuhl hat der Katholischen Universität von Peru das Recht auf die Betitelung als „päpstliche" und „katholische" Lehreinrichtung entzogen. Das geht aus einer Stellungnahme der Universitätsleitung von diesem Freitag hervor. Die 1917 gegründete und 1942 durch ein Dekret des Heiligen Stuhles als päpstliche Universität anerkannte Hochschule habe seit dem Jahr 1967 „mehrere Male unilateral und mit schwerer Benachteiligung des Kircheninteresses die Statuten geändert", heißt es in einer Vatikanmitteilung von diesem Samstag, in der die Gründe für die Entziehung deutlich gemacht werden.

Der Aufforderung des Vatikans, die Universitätsstatuten an die Apostolische Konstitution „Ex Corde Ecclesiae" vom 15. August 1990 anzupassen, sei die Universität nicht nachgekommen. Auch die jüngsten Vermittlungsversuche des Heiligen Stuhles vom Dezember 2011 und Februar 2012 seien erfolglos geblieben. Der Universitätsrektor hatte in zwei Briefen an Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone deutlich gemacht, die Forderungen des Vatikans nicht erfüllen zu können, sofern die Erzdiözese Lima nicht von ihrem Einfluss auf die Amtsführung der Universität Abstand nehme, heißt es in der Vatikanmitteilung weiter.

Hintergrund sind Spannungen zwischen dem Rektorat der Universität und Limas Kardinal Juan Luis Cipriani, der auch Großkanzler der Hochschule ist. Dabei geht es um das Recht, den Rektor zu ernennen, Aufsicht über die Lehrinhalte zu führen und das beträchtliche Immobilienvermögen der Universität zu kontrollieren. Aufgrund der Vorgänge habe sich der Heilige Stuhl nun zum Handeln gezwungen gesehen, so das Kommuniqué abschließend. Die Universität habe die Pflicht, dem kanonischen Recht zu folgen. Man hoffe zugleich darauf, dass die Universitätsleitung „in näherer Zukunft" die eigene Position modifiziere. In dem Fall könne die Maßnahme des Heiligen Stuhles neu überdacht werden.

Die Elite-Universität „La Catolica" war die erste private Universität in Peru und gilt heute als die größte in Südamerika. Zu den zahlreichen Ehrendoktoren der Universität zählen auch Papst Benedikt XVI., dem 1986 als Kardinal Joseph Ratzinger die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, und der neue Präfekt der Glaubenskongregation Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. (rv)

Ex-Kammerdiener soll allein gehandelt haben

Paolo Gabriele ist vorläufig aus der Haft entlassen und unter Hausarrest gestellt worden. Das teilte Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstagabend vor Journalisten mit. Der ehemalige päpstliche Kammerdiener saß fast zwei Monate in einer vatikanischen Arrestzelle ein, weil er möglicherweise Geheimdokumente vom Schreibtisch Papst Benedikts gestohlen und weitergegeben hat. Gabriele befindet sich nun provisorisch auf freiem Fuß, wie Lombardi bei der Pressekonferenz erläuterte.

„Der vatikanische Untersuchungsrichter Piero Bonnet hat nach einer abschließenden Befragung entschieden, den Beschuldigten nach 60-tägigem Gefängnisaufenthalt unter Hausarrest zu stellen. Die vatikanische Justiz muss nun in den nächsten Tagen entscheiden, ob sie ein förmliches Verfahren gegen Gabriele eröffnet oder den Fall zu den Akten legt. Die von Benedikt XVI. eingesetzte Kommission der Kardinäle, die die Hintergründe des Falles untersucht, hat ihre Befragungen und Nachforschungen ebenfalls abgeschlossen."

Der – vertrauliche – Abschlussbericht der Kardinäle liegt Papst Benedikt bereits seit mehreren Tagen vor, sagte Lombardi. Dass Paolo Gabriele weder Hintermänner im Vatikan noch außerhalb hatte, das bekräftigte einer der beiden Anwälte des früheren Kammerdieners, Carlo Fusco, im vatikanischen Pressesaal.

„Paolo Gabriele hat aus rein persönlichen, inneren Motiven gehandelt, aus Liebe zum Papst und um diesem zu helfen. Mein Mandant hat allein gehandelt, er gehört nicht zu einem Netzwerk oder zu einer inner- oder außer-vatikanischen Verschwörung. Und Gabriele hat weder Geld noch sonstige persönliche Vorteile erhalten. Zudem hat er seit seiner Verhaftung umfassend mit der vatikanischen Justiz kooperiert."

In den vergangenen Monaten waren Dutzende teils brisante Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit gelangt, so zu einem angeblichen Mordkomplott gegen Papst Benedikt oder über das Finanzgebaren der Vatikanbank IOR. Ein Gerichtsverfahren gegen den ehemaligen Butler würde frühestens im Herbst beginnen, informierte Lombardi. Laut Vatikangesetz wäre ein solches Verfahren öffentlich. Sollte Gabriele des schweren Diebstahls für schuldig befunden werden, drohen ihm bis zu acht Jahre Haft. Vorerst wird sich das Leben des dreifachen Familienvaters in sehr engen Kreisen abspielen. Lombardi:

„Paolo Gabriele wird nun mit seiner Familie wohnen. Er darf sein im Vatikanstaat gelegenes Haus aber nur verlassen, um zum Gottesdienst zu gehen." (rv)

Vereinigte Staaten: US-Kongress und Gesundheitsversicherung

Der US-Kongress will in die Bestimmungen zur Gesundheitsversicherung zusätzliche Regelungen zur Gewissensfreiheit einfügen. Diese würden den Schutz für kirchliche und andere Träger von Gesundheitsdiensten stärken, deren religiöse Überzeugungen etwa Abtreibung nicht zulassen. So bewertet der Bischof von Galveston, Kardinal Daniel Di Nardo, den Vorschlag des Abgeordneten Denny Rehberg, der bei den Verhandlungen über das neue Haushaltsjahr im Budget für die Gesundheitsvorsorge eine gesetzliche Änderung eingefügt hatte. Bisher war vorgesehen, dass alle Gesundheitsdienste Abtreibungen und Sterilisationen einschließen müssen, auch wenn die Träger diese aus religiösen Gründen ablehnen. Deren Anliegen würde durch den Änderungsvorschlag nun Rechnung getragen, so DiNardo in einem Brief an den Abgeordneten Rehberg. Das Gesetz, das von fast der Hälfte der Abgeordneten in Repräsentantenhauses und Senate unterstützt wird, muss noch durch den Kongress verabschiedet werden. (rv)

Vatikan/Armenien/Georgien: Kardinal Sandri in Armenien

Der Präfekt der Kongregation für die orientalischen Kirchen, Kardinal Leonardo Sandri, hat bei einem Besuch in Armenien die „warmherzigen Beziehungen" zwischen dem Vatikan und der Kirche des Landes gewürdigt. Sandri traf in Armenien auch mit dem geistlichen Oberhaupt der Armenier, Patriarch Karekin II. Nersissian zusammen. Dieser lobte die „konstruktive Zusammenarbeit" mit der katholischen Kirche „in den letzten Jahren im sozialen und erzieherischen Bereich". Auf der einwöchigen Reise, die an diesem Mittwoch zu Ende ging, gedachte Kardinal Sandri auch dem Völkermord an den Armeniern; er besuchte das als „Schwalbenburg" bekannte Mahnmal bei Jerewan. Erster Halt des Kardinals war Georgien: Anlässlich des 20-jährigen Bestehens diplomatischer Beziehungen zwischen Georgien und dem Heiligen Stuhl besuchte Sandri zunächst die Hauptstadt Tiflis. Neben einer Messe und Treffen mit jungen Katholiken stand auch eine Begegnung mit einer lokalen Gemeinschaft der Mutter Teresa-Schwestern auf dem Programm. (rv)

Vatikan: Heiliger Stuhl wartet auf Antwort der Priesterbruderschaft

Der Heilige Stuhl wartet weiterhin auf die Antwort der Bruderschaft St. Pius X. auf sein Einigungsangebot. Das teilte der vatikanische Pressesaal an diesem Donnerstag mit. Die jüngste Erklärung der Lefebvrianer sei in erster Linie ein internes Dokument, so das vatikanische Presseamt zu einem Schreiben der Piusbrüder, das auf den 14. Juli datiert ist. Darin nimmt die Priesterbruderschaft laut Medienberichten kritisch auf das Zweite Vatikanische Konzil Bezug. Über eine mögliche Einigung mit dem Vatikan müsse noch eine außerordentliche Versammlung der Bruderschaft beraten, teilten die Piusbrüder ihrerseits am Donnerstag mit. Auf dem Generalkapitel in der vergangenen Woche in Econe seien allerdings die „notwendigen Bedingungen für eine mögliche Normalisierung der kirchenrechtlichen Stellung" beschlossen worden, so die Traditionalisten. (rv)

Vatikan/D: „In fünf, sechs Jahren auf der Weißen Liste“

Der Moneyval-Expertenbericht stellt dem Vatikan in Sachen Finanzgebaren ein grundsätzlich gutes Zeugnis aus. Das sehen auch unabhängige Beobachter so. Der in Aachen lehrende Politologe und Volkswirt Ralph Rotte, der sich auf wissenschaftlicher Ebene mit den Geldgeschäften im Papststaat beschäftigte, sagte im Gespräch mit Gudrun Sailer, Vatikanstaat und Heiliger Stuhl bräuchten auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen.

„Für den Rahmen, in dem sich das befindet, ist das eine ganz gute Bewertung. Das sagen auch die Experten von Moneyval selbst: Dafür, dass nur zwei, drei Jahre Zeit war für Reformmaßnahmen, ist man relativ weit fortgeschritten. Da ist der Vatikan bzw. Heilige Stuhl auf einem guten Weg, wenn er so weitermacht."

Es gibt aber noch allerlei Nachholbedarf. Was muss der Vatikan noch machen, um in Geldgeschäften wirklich transparent zu sein?

„Ich glaube es sind drei Hauptpunkte: unklare Kompetenzen, mangelnde technische Ausrüstung und mangelnde Schulung des Personals. Zu den unklaren Kompetenzen: Die vatikanische Finanzaufsichtsbehörde AIF sollte ja mehr oder weniger alle Institutionen des Heiligen Stuhles und des Vatikanstaates untersuchen und die Möglichkeit haben, Informationen über deren Finanzgebaren und Praktiken zu gewinnen. Und da sehen die Experten Nachholbedarf, weil es ihnen etwas unbestimmt vorkommt, wie das Ganze geregelt ist. Es gibt auf der einen Seite keine völlig klare Abgrenzung der AIF Kompetenzen, was darf sie überhaupt, und welche Möglichkeiten gibt es, Informationen in den verschiedenen Institutionen zu sammeln. Dann gibt es das Problem des revidierten Geldwäschegesetzes, das 2010 erschienen ist, und in dem diese unabhängige Behörde geschaffen wurde. Dieses Gesetz wurde Anfang dieses Jahres durch ein Dekret ersetzt, und darin – da sind die Experten offensichtlich etwas kritisch – ist festgehalten, dass jetzt dem Staatssekretariat die Oberaufsicht zukomme, mit der Begründung, dass es hier darum geht, bestimmte internationale Verpflichtungen umzusetzen. Deshalb kann man skeptisch sein, inwieweit diese Aufsichtsbehörde wirklich durchgreifen kann."

Der zweite große Punkt wäre dann, sagen Sie, die technisch-organisatorische Basis.

„Ja, etwa beim vatikanischen Geldinstitut IOR. Da haben die Experten festgestellt, dass die Computerausstattung, die IT, ausbaufähig ist, dass es Lücken im Risikomanagement gibt, weil es – wie bei anderen Banken üblich – keine automatischen Warnungen gibt, wenn Transaktionen in geographisch zweifelhafte Gegenden getätigt werden. Wenn es etwa um Geldwäsche geht, dann klingelt normalerweise bei jeder Bank bei jeder größeren Transaktion auf die Cayman-Inseln die Alarmglocken – da müsste man also genauer hinsehen. Oder bei der Terrorismusfinanzierung, wenn ein Transfer nach Pakistan geht, sehen die da genauer hin. Das kann das IOR offensichtlich noch nicht. Und der dritte Hauptpunkt ist die mangelnde Erfahrung, die mangelnde Ausbildung in der Bekämpfung der Geldwäsche, gerade was das Personal der AIF betrifft und was auch den Gendarmeriekorps angeht, das ja Geldwäschedelikte verfolgen soll."

Der Moneyval-Bericht veröffentlicht zahlreiche Vatikan-Interna über Finanz-und Bankgeschäfte, über bereits getroffene Vorkehrungen, über Zusammenhänge, die teils noch nie an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Kann man aus der Tatsache, dass der Vatikan das in diesem Klima zulässt, schon ablesen, dass es ihm ernst ist mit mehr Transparenz?

„Ich glaube schon. Auf der einen Seite gibt es den unmittelbaren Druck der Weltöffentlichkeit, dass man sich fragt, ob eine Institution mit so hohem moralischen Anspruch es sich wirklich leisten kann, intransparent zu sein, und vielleicht wirklich Geldwäsche – zumindest in der Vergangenheit – Vorschub geleistet zu haben. Der Papst selbst betont stark moralisch-ethische Fragen und religiöse Einschränkungen von Wirtschafts- und Finanzwesen und Markt; er betont die religiös-moralische Verantwortung, die damit verbunden wird. Auch das ist ein wichtiger Faktor, sich auf mehr Transparenz hin auszurichten. Das wird sich früher oder später, wenn der Papst dahinter steht, gegen Widerstände in der Bürokratie durchsetzen können."

Wie steht der Vatikan denn nun da im Vergleich zu anderen Ländern?

„Die Experten betonen in ihrem Bericht, dass es normalerweise zehn bis 15 Jahre dauert, bis ein Transparenz- und Kontrollsystem für das Finanzwesen etabliert ist. Der Vatikan hat dafür, dass nur zwei, drei Jahre Zeit für Reformmaßnahmen war, gute Fortschritte gemacht, das kann man vorzeigen. Ich habe mir jetzt Berichte der dritten, teils vierten Evaluation, also nach Jahren, teils Jahrzehnten, von anderen kleinen Staaten angesehen, San Marino oder Monaco, und auch die haben teilweise noch erhebliche Mängel. Da braucht sich der Vatikan international nicht zu verstecken."

In welchen Punkten wurde der Vatikan besonders gelobt?

„Konkret wird gelobt etwa die strafrechtliche Seite durch die verschiedenen Gesetze, die detailliert aufführen, nicht nur welche Straftatbestände es gibt, sondern auch wer unter diese Straftatbestände fällt. Außerdem die Übernahme internationaler Vereinbarungen, etwa verschiedener UN-Konventionen oder Sicherheitsratsbeschlüsse. Bei allem, was den formal-rechtlichen Rahmen angeht, ist man sehr zufrieden mit dem Heiligen Stuhl. Wo es krankt, ist immer die organisatorische Umsetzung und abgeleitet daraus die technische Umsetzung. Aber das sind möglicherweise Fragen, die teils relativ schnell gelöst werden können, wenn der Wille da ist."

Der Vatikan / Heilige Stuhl möchte erklärtermaßen auf die Weiße Liste der OECD für Länder mit transparenten und vertrauenswürdigen Finanz- und Bankregeln. Ist der Moneyval-Bericht da jetzt hilfreich oder nicht? An sich haben ja Moneyval und OECD-Weiße-Liste nichts miteinander zu tun?

„Rein formal nicht. Moneyval ist ein Expertengremium des Europarates. Die wenden aber Kriterien der so genannten Financial Action Taskforce an, das ist eine internationale Organisation, die von der G7 ins Leben gerufen worden ist. Das ist das Zentrum, um das sich alles dreht. Die berühmte Weiße Liste der OECD ist gewissermaßen der "Heilige Gral", hinter dem alle Staaten herlaufen, das ist eine traditionelle Liste, auf der steht, welche Staaten transparent sind, vor allem in Hinblick auf Steuerhinterziehung und Vermeidung, Steueroasen zu werden. Das ist also nur ein Teilbereich, Geldwäsche, Terrorfinanzierung und organisierte Kriminalität müsste man da noch dazu nehmen. Die Liste ist eine Auszeichnung für jeden Staat, wenn er dort aufgenommen wird. Diese Liste orientiert sich sehr stark an der Erfüllung von Vorgaben der FATF oder eben von Moneyval. Wenn Moneyval innerhalb überschaubarer Zeit zufrieden gestellt wird, ist der Weg auf die Weiße Liste der OECD geebnet, und es ist ein formaler Akt, den der OECD-Rat irgendwann treffen muss."

Wann ist die nächste Evaluierungsrunde von Moneyval?

„Die ist üblicherweise zwei, drei Jahre später. Das geht letztlich so lange wie der Akteur einverstanden ist, bzw. bis Moneyval irgendwann zufriedengestellt wird. Gegenwärtig gibt es bei den Gründungsmitgliedern die vierte Runde, das Ganze läuft auch 15 oder 20 Jahre lang. Die nächste Evaluation wird sehen, ob [der Vatikan] die technischen und organisatorischen Aspekte behoben hat. Wenn der Vatikan so weitermacht, ist er auf einem guten Weg, dass er beim nächsten oder übernächsten Bericht mehr oder weniger mit weißer Weste dasteht." (rv)